Da sind wir schon zu dritt
Da sind wir schon zu dritt
Es war mit einem Male erschreckend kühl und Angeal setzte sich ruckartig auf. Inzwischen lag er in seinem Bett, ein kühler Lappen rutschte von seiner Stirn auf seinen Schoß. Ein Seufzen veranlasste ihn dazu, zur Seite zu sehen und in Sephiroths Gesicht zu blicken. "Das sollte schon auf deinem Dickschädel drauf bleiben", meinte er mit gespielter Entrüstung, drückte den Schwarzhaarigen zurück ins Bett und legte den Lappen wieder auf seine Stirn.
Wieder eine Stimme, dieses Mal von der anderen Seite und Angeal drehte den Kopf ein wenig, darauf bedacht, dass der Stoff nicht schon wieder herunter rutschte, sondern da liegen blieb, wo er war.
Genesis stand in der Tür und sah besorgt zu seinem besten Freund herüber, ehe er dann zu ihm ans Bett ging und ihn von oben bis unten betrachtete. Die Stimme des Silberhaarigen riss ihn aus seinen Überlegungen, was passiert sein könnte: "Du hast aber lange bis hierher gebraucht."
Ein wütender Blick war die Antwort, aber über Genesis' Lippen kam kein einziges Wort. Was sollte er denn jetzt auch groß sagen? Etwas wie 'Entschuldige, du erinnerst dich bestimmt, dass du mich trotz meiner Verletzung grad erbarmungslos durchgevögelt hast, da komm ich nicht so schnell vorran!' Nein, vor Angeal war das ganz sicher keine gute Idee.
Der Silberhaarige war sich auch so jeglicher Details bewusst und schmunzelte jetzt düster, um auszudrücken, wie sehr sich der Rotschopf gerade in seinen Fängen befand. Aber dann widmete er sich wieder Angeal. "Was ist passiert? Bist du soweit in Ordnung?"
Der Angesprochene nickte. "Ja, danke, der nasse Lappen tut gut, mindert die Kopfschmerzen", fing er an, dann schloss er die Augen und brummte ein wenig vor sich hin, ehe er seine Gedanken eingefangen hatte und die Erinnerungen klarer wurden. "Die Kaffeemaschine...", stockte er. "Ich wollte Kaffee machen und kaum hab ich den Schalter aktiviert, hat es gefunkt und es hat so höllisch wehgetan... überall!"
Das Gesicht des Rothaarigen verzog sich zu einer besorgten, mitfühlenden Miene. Sein Blick fiel kurz danach auf Sephiroth, welcher zur Küche herüber sah. Stille, aber sie währte nicht lange, denn Angeal begann erneut zu sprechen. "Ich weiß noch, dass ich irgendwo mit dem Rücken gegen geprallt bin, dann wurde alles schwarz... Und als nächstes bin ich hier im Bett aufgewacht."
der Silberhaarige nickte. "Ich hab dich gefunden, da hast du am Türrahmen der Küche gesessen. Hab mir gedacht, dass das Bett vielleicht angenehmer für dich ist."
Grinsend nickte Angeal. "Allerdings... gerade, weil mein Rücken dadrunter gelitten hat."
"Bist du schon so ein alter Mann?"
"Noch bin ich jünger als du!"
"Wer weiß für wie lange noch!"
"Are?" Verwundert runzelte Angeal die Stirn. Dieser First Class konnte manchmal wirklich unlogische Sachen vor sich hin murmeln.
Ein Schmunzeln auf Sephiroths Lippen, dann löste er sich von seinem Kumpel und schritt in die Küche. Es war klar, dass er einen Blick auf die Kaffeemaschine werfen wollte. Stumm sah Angeal ihm hinterher, ehe er seine Aufmerksamkeit dem Dritten im Bunde widmete: "Was ist mit dir...? Du bist so still!"
Aber Genesis wandte nur seinen Blick ab, starrte den Boden für eine Weile an, als ob dort etwas höchstinteressantes war. Er konnte Angeal doch schlecht einfach erzählen, was los war. Und so schob der Schwarzhaarige es auf die Sorge, die er bei dem Rotschopf vermutete.
Schließlich ertönte Sephiroths Stimme wieder. "Manipuliert. Was sonst...", knurrte er entnervt und blieb vorerst in der Tür stehen.
Seufzend schüttelte Angeal den Kopf. "So kann das ja unmöglich weiter gehen. Genesis wurde schon zwei Mal erwischt und ich jetzt ebenfalls. Fehlst nur noch du, Sephiroth! Pass bloß auf dich auf."
Der Silberhaarige wandte den Blick nun ebenfalls ab, schien in Gedanken zu schweifen. Schmerzliche Gedanken, wie sein Gesichtsausdruck verriet und Angeal ahnte, was dahinter steckte. "Moment... was ist passiert, Sephiroth? Hat es dich auch erwischt?", hakte er direkt nach.
Mist, der Schwarzhaarige war nunmal nicht auf den Kopf gefallen, Sephiroth würde da nicht drumherum kommen. Er nickte. "Aber nur ein Kratzer..."
"Nur ein Kratzer...? Erzähl. Und zeig!", beharrte Angeal darauf.
"Brotschneidemaschine ist auseinander geflogen...", brummte der andere. "Das beschissene Sägerad kam mir gleich entgegen."
Genesis weitete die Augen, Angeal tat es nicht minder. Das hätte ebenso gut tödlich ausgehen können. Aber das mit dem Pool hätte auch beinahe zum Ertrinken geführt und der Stromschlag hätte Angeal auch töten können, wenn er nicht so robust gewesen wäre. Zum Glück schien jemand die SOLDATEN Shinras ein wenig zu unterschätzen.
Schlecht gelaunten Tones wiederholte Angeal sein "Zeig!" und deutete auf das Shirt von Sephiroth, der ziemlich verwirrt drein blickte. Woher wusste der Schwarzhaarige, dass er sich eine Verletzung am Oberkörper zugezogen hatte? "Du trägst das Ding erst seit ein paar Minuten, wenn es hoch kommt. Vor der Sache mit dem heißen Wasser, beim Trainieren zum Beipsiel noch, warst du, wie jeden Tag, oben unbekleidet und jetzt tust du dir mit einem Male dieses schwarze Shirt bei so einem Wetter an? Das kannst du mir nicht aufquatschen!"
Richtig, Genesis war das auch schon aufgefallen und scharfsinnig, wie Angeal war, hatte dieser ziemlich logisch geschlussfolgert.
Ein Nicken war von Sephiroth zu sehen, der sich jetzt den Stoff des Oberteils krallte und sich das Shirt von seinem Kopf und seinen Armen zog, es in einer Hand festhielt und zu Boden baumeln ließ. Ein großer, klaffender Schnitt zog sich über seine Brust. Bilder rauschten vor dem inneren Auge von Genesis umher. Wie hatte Sephiroth nur mit so einer schmerzhaften Wunde so etwas wie vorhin tun können? Sich so auf dem Rotschopf zu bewegen, sich an ihn zu drücken, war er denn wahnsinnig? Der Rothaarige schlug sich eine Hand vor den Mund vor Schock. Moment, wodrüber dachte er da eigentlich nach? Sein Blick traf auf den von Sephiroth, in welchem er in dieser Sekunde einfach zu viel lesen konnte. Er bedeutete so viel wie 'darum hab ich mich nicht vor dir ausgezogen' und 'trotzdem hab ich es mit dir getrieben!'
Genesis wurde übel, es fühlte sich an, als würde sein Magen sich umdrehen. Ruckartig wandte er sich ab.
Angeal hatte bei dem Anblick der Wunde zunächst nur scharf eingeatmet, weil das ganze doch recht brutal aussah, dann schaute er irritiert an die Stelle, an welcher Genesis bis eben gestanden hatte. Die Tür schlug zu, der Rothaarige war mit einem Male aus dem Raum gestürmt und Angeal runzelte jetzt verwundert die Stirn. "Was ist mit ihm los?"
Ein Schnaufen von Sephiroth, der sich jetzt das Oberteil wieder überzog und seine Gedanken umschrieb: "Ich denke, ihm ist einfach nicht gut."
Nachdenklich sah Angeal zu dem General herüber. "Ihm ist nicht gut? Nur wegen dem Anblick einer solchen Wunde? Er hat doch schon weitaus Schlimmeres gesehen!"
"Das vielleicht schon", konterte Sephiroth, der jetzt wieder zu Angeal herüber schritt und ebenfalls seinen Blick zur Tür lenkte, aus welcher Genesis verschwunden war. "Aber wenn man bedenkt, in welcher Verfassung er sich wegen der Wunde an seinem Kopf befindet..."
Ächzend vor Schmerz setzte sich Angeal wieder auf und schwang die Beine vom Bett. "Ich werd nach ihm sehen!"
Aber Sephiroth drückte ihn zurück in die Kissen. "Vergiss es, der fängt sich wieder ein. Ich rufe erst Mal den Arzt her."
"Hä? Du willst ihn einen Hausbesuch machen lassen?", stockte Angeal vor Empörung, aber er schien sich nicht verhört zu haben. Sephiroth nickte und unterstrich diese Geste mit einem bestätigenden Brummen.
Kopfschüttelnd versuchte Angeal, ihn davon abzubringen. "Heidegger killt uns! Ein Hausbesuch von DEM Arzt kostet eine Extragebühr von 50.000 tausend Gil, Sephiroth!"
Aber der Silberhaarige schenkte ihm einen ernsten, festen Blick, der den Widerspruch schon wieder völlig untergehen ließ. "Wir sind gleich zu dritt hier, du solltest liegen bleiben und Genesis würde ich es auch nicht empfehlen, weiter herum zu laufen, wenn es ihm so geht wie jetzt. Also ruf ich den Arzt jetzt an!" Auch sein Tonfall ließ mehr als nur erahnen, dass er jetzt kein 'Aber' hören wollte. Mit flatterndem Haar wandte er sich vom Bett ab, in welchem Angeal lag, und verließ den Raum.
