Zwangsurlaub
Zwangsurlaub
Es war überall. Wasser, einfach überall! Es umgab ihn, schloss ihn ein und das einzigste, dass er außer ihm sah, war gebrochenes Licht, das von obenauf ihn herab schien. Scheinbar war das die Sonne, mit ihrer Sänfte zu dieser Jahreszeit. Eine Hand, mit einer schwachen Bewegung, wühlte sich schwerfällig durch das Wasser und streckte sich mit den Fingern dem Sonnenstrahlen entgegen, als wollten sie sie greifen.
Ein fester Griff, mit einem Ruck wurde Genesis aus dem Wasser gezogen, gelang auf festen Grund. Jemand schob einen Arm unter seinen Rücken und half ihm, sich aufzusetzen. Der Rothaarige hustete zunächst eine Lache Wasser aus, die sich in seine Lungen gesetzt hatte. Sein Kopf schmerzte, viel zu sehr, und die Hand, die eben noch nach der Sonne hatte greifen wollen, fuhr jetzt durch seine Haare an die schmerzende Stelle. Ein leises Ächzen, weil die Berührung brannte, dann zog er die Hand zurück und erblickte Blut an seinen Fingern.
"Genesis, was... ist hier passiert?", ertönte eine bekannte Stimme neben ihm und der Rothaarige folgte ihr. Sein noch leicht verschwommener Blick blieb an dem Gesicht von Angeal hängen, der auch teilweise klatschnass war, seinen besten Freund stützte und ihn musterte.
"Ich... bin mir nicht mehr sicher...", war die stockende Antwort.
Ein Seufzen von dem Schwarzhaarigen, der sich jetzt umsah, als würde die Lösung hier irgendwo stehen. "Versuch dich zu erinnern", gab Angeal von sich.
Auch Genesis sah sich nun um. Zunächst blickte er zum Wasser herüber. Es war ein Pool und er saß auf den Fliesen direkt davor. In Ruhe versuchte er seine Gedanken zu Ordnen, während er zu der Villa herüber blickte, zu welcher der Pool gehörte. Sie waren hier, weil sie Zangsurlaub bekommen hatten. Eigentlich hatte nur Sephiroth den bekommen, weil er in den Augen Heideggers überarbeitet gewirkt hatte. Angeal und Genesis hatten sich absichtlich Urlaub genommen, um den gemeinsamen Freund zu begleiten, denn dieser hatte wirklich überhaupt keine Lust gehabt, an die Costa del Sol zu fahren. Mit Freunden war das für ihn einfach angenehmer. Und nun rannten sie alle drei oben ohne herum.
Aber der General hatte seine schlechte Laune an einem eben dieser Freunde ausgelassen, richtig! Genesis begann sich zu erinnern, was vorgefallen war. "Sephiroth...", setzte er an und senkte den Blick. Jetzt spielte sich das Geschehene wie ein bruchteilhafter Film vor seinem inneren Auge ab. Er sah, wie Sephiroth sich zu ihm umwandte, das Gesicht hatte die übliche Fassade verloren, nicht nur Ernst lag auf ihm, sondern auch Wut und Empörung. "Ich habe wohl etwas Falsches gesagt. 'Du bist noch ein wenig anders, als zum Beispiel Angeal oder ich. Du bist Hojos Sohn, deswegen bekommst du immer eine Sonderbehandlung. Mehr Aufträge, Zwangsurlaub...', hab ich begonnen, wollte ihm erklären, warum er zur Costa del Sol geschickt wurde."
Das Geräusch von Metall, Sephiroth zog seine Klinge, schwang sie und Genesis musste parieren - in seinen Erinnerungen. Dort stolperte der Rotschopf rückwärts, der Silberhaarige drehte sich um und schritt davon. Noch war Genesis dabei, sich zu fangen, aberdie Wut darüber, dass Sephiroth so reagiert hatte und so seine Klinge gegen einen Freund erhoben, veranlasste den Rothaarigen dazu, unvorsichtig zu werden. Er wollte ihm hinterher sprinten, rannte nur zwei Schritte am Rand des Pools entlang, rutschte aus und dann erinnerte er sich nur noch an den Schmerz am Kopf und dass alles schwarz wurde.
"Sephiroth wurde wütend", fuhr Genesis fort, um es Angeal zu erklären. "Und wir haben einen kurzen Schlagabtausch gehabt, nichts wildes. Er ging gerade, da bin ich ausgerutscht und hab mir wohl den Kopf gestoßen. Mehr weiß ich nicht."
Von dem Schwarzhaarigen, der bei ihm war, kam nur ein Brummen, das so viel sagte, wie, dass er verstanden hatte. Da der andere inzwischen wieder mit eigener Kraft aufrecht sitzen konnte, ließ Angeal jetzt von ihm ab und stand auf.
Genesis sah zu ihm auf. "Oe, Angeal... Arigatou!", meinte er und tat es seinem besten Freund gleich, welcher jetzt nickte und kurz lächelte. Es war in Ordnung. "Für dich immer", fügte der Schwarzhaarige hinzu. "Ich bring dich zum Arzt hier um die Ecke, damit er sich mal die Wunde an deinem Kopf ansieht. Komm!"
Aber Genesis schüttelte den Kopf und legte eine Hand auf Angeal Schulter, der sich gerade umdrehen wollte und jetzt innehielt und fragend in das Gesicht des anderen sah. Der Rotschopf widersprach dem Vorschlag: "Ich kann alleine zum Arzt. Tu mir einen Gefallen und sieh nach Sephiroth, wo auch immer er ist." Ohne eine Antwort abzuwarten, ging Genesis an Angeal vorbei, um die Hecke herum und war auch schon verschwunden.
Mit besorgter Miene blickte Angeal ihm nach, seufzte dann und machte sich auf die Suche nach Sephiroth. "Pass bloß auf dich auf, Genesis", murmelte er noch im Gehen.
