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The Healing Touch

This was love at first sight, love everlasting, a feeling unknown, unhoped for, unexpected...
von

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The Abduction of Remedy

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Das dämmrige Zimmer wurde plötzlich von einer blendend hellen Lichtquelle erleuchtet, die Candy fast erblinden ließ und sie vollkommen orientierungslos machte. Sie verlor Remy aus den Augen, der sie umrundete und von hinten packte. Sie wurde vom Boden hochgehoben und unsanft auf das Krankenbett geworfen, wo sie vorhin noch unruhig geschlafen hatte.

Ehe sie wußte, wie ihr geschah, hatte Remy sie am Bett festgezurrt und da sie keine Superkräfte hatte, hatte sie den Fesseln nichts entgegenzusetzen, sie konnte nur wütend daran zerren und zusehen, wie das Leuchten, das von Remy ausgegangen war, langsam verlosch und das Zimmer wieder nur von der kleinen Lichtquelle über Mèmènes Bett erleuchtet wurde.

Sie schloß die brennenden Augen, das Licht war so hell gewesen, daß ihre Netzhaut leichte Verbrennungen davongetragen hatte. Das passierte oft auch Schweißern, wenn sie zu lange ohne eine Schutzbrille in die Flamme starrten.
 

Je te demande pardon, princesse! Es tut mir leid, ich wollte dir nicht wehtun“, flüsterte Remy, der sich zu ihr auf das Bett gesetzt hatte und ihr mit einer Kompresse vorsichtig die tränenden Augen abtupfte.
 

„Bastard!“, war Candys einziger Kommentar, während sie sich auf ihre Heilung konzentrierte.

Sie hörte wie Remy diesen kleinen, schnalzenden Laut machte, der je nach Gelegenheit Bedauern oder Mißbilligung ausdrückte und hätte ihm am liebsten die Augen ausgekratzt, doch die Fesseln gaben keinen Millimeter nach. Sie scheuerte sich nur immer wieder die Handgelenke auf und stellte die Gegenwehr wegen absoluter Sinnlosigkeit dann ein.

Nach ein paar Augenblicken riß sie die Augen auf und sie konnte wieder normal sehen, Remys Gesicht schwebte über ihr und sie blitzte ihn feindselig an.
 

Er sah zum anderen Bett rüber und fragte dann leise: „Wie geht es Mèmène, konntest Du ihr helfen?“
 

Candys Wut verrauchte augenblicklich, als sie die echte Besorgnis in seiner Stimme bemerkte. Sie wußte, daß Remy seiner mütterlichen Freundin sehr zugetan war, vielleicht war Mèmène sogar die einzige Frau, die er jemals aufrichtig geliebt hatte…

„Sie wird wieder vollkommen gesund, mach dir keine Sorgen. Wir haben sie nur in ein künstliches Koma versetzt, damit sie die Behandlung besser verarbeiten kann.“
 

Remys Augen leuchteten auf und er beugte sich zu ihr runter, wollte ihr einen Kuß auf den Mund drücken, doch Candy wandte ihr Gesicht ab, so daß er nur ihre Wange traf.

„Remy, laß das!“, wies sie ihn zurecht und runzelte ärgerlich die Stirn, als er ihr Gesicht mit beiden Händen umfaßte und ihren Blick so gefangen hielt, daß sie seinen dunklen Augen nicht ausweichen konnte.
 

„Erzähl mir nicht, daß es da einen anderen gibt. Doch nicht dieser Logan, den Du vorhin erwähnt hast?“, fragte Remy spöttisch lächelnd.
 

„Wenn Du es genau wissen willst, Remy. Du hast es erfasst! Und wenn Logan mitkriegt, was Du gemacht hast, wird es mir eine Freude sein, zuzusehen, wie er dir das Herz bei lebendigem Leib aus dem Körper schneidet!“, gab Candy zuckersüß zurück und widerstand seinem Ansturm, denn inzwischen war sie älter und weiser und konnte ihre eigenen Fähigkeiten besser kontrollieren.
 

Remy ließ von ihr ab und erhob sich vom Bett, es schien, als wäre ein wenig aus dem Konzept gebracht, doch die Unsicherheit verschwand gleich wieder aus seinen Zügen. Remy LeBeau akzeptierte selten ein Nein, da er es kaum zu hören bekam und wenn doch, dann konnte er es mit ziemlicher Sicherheit in ein Ja verwandeln, ohne sich wirklich anstrengen zu müssen. Sowas konnte einen Mann durchaus in die Selbstüberschätzung treiben…
 

Bien, princesse! Wie Du willst. Ich gebe mich aber nicht so schnell geschlagen. Die Umgebung ist vielleicht nicht ganz passend. Zudem muß ich fürchten, daß deine neuen Freunde bald hier auftauchen…“

Remy ließ den Satz bedeutungsvoll offen und nahm aus einem der Schränke, in denen er ungeniert rumgewühlt hatte, elastische Mullbinden heraus, mit denen er Candy knebelte und fesselte, obwohl sie sich nach Leibeskräften wehrte. Ihre aufgebrachten Schimpftiraden wurden bald erstickt und dann war sie wie ein versandfertiges Paket verschnürt und Remy lud sie sich einfach über die Schultern.

Candy war stinksauer, daß er sich in den unterirdischen Gängen zurechtfand und sie niemandem in die Arme liefen, der ihr hätte helfen können. Remy hatte irgendwie einen unterirdischen Zugang zur Mansion entdeckt und sie kamen an einem mit Büschen getarnten Ausgang mitten im Grünen heraus, wo Remy seinen Wagen geparkt hatte und Candy auf dem Beifahrersitz ablud.
 

Verdammte, Scheiße!!’, fluchte sie in Gedanken.

Niemand würde wissen, wo sie abgeblieben war. Sie hatte keine Ahnung, was Remy vorhatte und war im Moment total hilflos. Remy ließ neben ihr den Motor aufheulen und dann schossen sie in einem irren Tempo durch die nächtlichen Straßen.
 

~

Kurt hatte Logan und sich nach New York auf den Campus teleportiert, die anderen folgten im Jet, der nur wenige Minuten brauchen würde, doch Wolverine wollte den Tatort auskundschaften, ohne daß er vom restlichen Team davon abgelenkt wurde.

Kurt stand ganz still neben dem umgekippten Rollstuhl und sah Logan mit vor der Brust gefalteten Händen zu, wie er die Fährte der vermeintlichen Angreifer aufnahm. Wolverines Gesicht war in verbissene Falten verzogen und Kurt betete leise um ein wenig Hoffnung.
 

„Mindestens fünf Angreifer, ich nehme auch noch eine weibliche Duftspur wahr, aber die ist nicht mehr so frisch wie die der Männer…“

Kurt hielt erwartungsvoll den Atem an, sein Freund ging in die Knie und schien sich noch mehr zu konzentrieren. Er hatte großen Respekt vor Logans Fähigkeiten, die ihn immer wieder verblüfften. Hank hatte ihnen einmal erklärt, daß Logan besser riechen konnte als jeder Bluthund, da seine Großhirnrinde mit dem Teil seines Stammhirns vernetzt war, der für das Riechen zuständig war und er somit eine ganz andere Möglichkeit besaß, Gerüche zu verarbeiten als ein Tier.
 

„Sie sind alle in dieselbe Richtung verschwunden. Wenn wir innerhalb der nächsten zehn Minuten losgehen, dann erwischen wir die Angreifer bestimmt irgendwo!“

Wolverine erhob sich und sah in die Richtung, in die Xaviers Angreifer verschwunden waren, dabei blickte er grimmiger denn je.
 

Ein leises Rauschen in den Kronen der umstehenden Bäume verriet die Ankunft des X-Jets, der von Storm lautlos auf der Wiese gelandet wurde.

Das Team versammelte sich um Kurt und Logan, nachdem sie alle eilig den Jet verlassen hatten.
 

„Wolverine? Irgendwelche Hinweise?“, fragte Scott knapp, da er keine Zeit verschwenden wollte.
 

Logan verschränkte die muskulösen Arme vor seiner Brust und erklärte seinen Teamkollegen, was er durch die Duftspuren am Tatort erfahren hatte.

„Die Angreifer sind in Richtung Westen verschwunden, die Spur ist noch heiß genug, daß ich sie verfolgen kann. Der Professor ist aber nicht bei ihnen gewesen, seine Spur verschwindet hier am Tatort, als hätte er sich plötzlich in Luft aufgelöst“, schloß Logan seinen Bericht frustriert ab.
 

Kitty meldete sich zögernd zu Wort: „Bist Du sicher, Logan? Keine Reifenspuren oder dergleichen?“

Sie hielt große Stücke auf Wolverine, immerhin hatte er sie ausgebildet und zu einem X-Men gemacht.
 

Logan knurrte mißmutig: „Nein, nichts! Durch den Blutverlust müßte ich ihn viel leichter aufspüren können, aber es gibt nichts, ich habe den Radius bereits auf fünfzig Meter erweitert und konnte nichts einfangen. Als wäre er nie von hier fortgeschafft worden…“
 

Die X-Men beschlossen, sich erst einmal um die heiße Spur zu den Angreifern zu kümmern. Ihre Hoffnung war nun, daß es sich bei den Angreifern um Mutanten handelte, von denen einer dieselben Fähigkeiten haben könnte wie Kurt. Wenn er jemanden wegbrachte, dann verlor sich die Duftspur dieser Person ebenso wie die des Professors.

Als geschlossene Einheit folgten sie Wolverine in einiger Entfernung, um ihn nicht in seiner Konzentration zu stören. Zu ihrer Überraschung führte die Spur in ein Studentenwohnheim, in dem zu dieser späten Stunde hinter einem der Fenster nur noch ein einziges Licht brannte.

Kurt teleportierte sich in das Gebäude und öffnete die Tür von innen, so daß Logan und die anderen es ohne großen Lärm zu verursachen betreten konnten.

Sie schlichen in den zweiten Stock hoch, wo ein junger Mann aus einem der Gemeinschaftsbäder trat, der sich wohl eben für die Nacht fertig gemacht hatte.

In der schwachen Notbeleuchtung auf dem Gang erkannte er schemenhafte, dunkle Gestalten und wollte schon laut aufschreien, als er den Mund wieder schloß und einen entrückten Blick bekam. Jean hatte seine Gedanken gescannt und festgestellt, daß er ein harmloser Student war. Sie hypnotisierte ihn und schickte den mit Prüfungsangst geplagten Jungen in sein Bett, wo er am nächsten Tag voller Zuversicht aufwachen würde.
 

„In diesem Stockwerk schlafen alle, bis auf die Insassen des Zimmers, in dem Licht brennt. Führt dich deine Nase dahin, Logan?“, fragte Jean flüsternd.
 

Logan nickte nur und gab mit der Hand ein Zeichen, daß alle ihm folgen sollten. An der Tür zu dem Zimmer angelangt, drückte er die Klinke vorsichtig herunter und stellte fest, daß die Tür verschlossen war, doch er mußte nur ein wenig fester zudrücken, um das Schloß zu sprengen und dann stand er wie ein dunkler Rächer im Türrahmen und wurde von fünf entsetzten Augenpaaren angestarrt, die ihn für die Inkarnation ihrer dunkelsten Ängste hielten.

Fünf junge Männer saßen auf zwei Betten verteilt, sie hatten noch die dunklen Sweatshirts an, doch die Kapuzen vom Kopf gezogen. Auf dem Boden zwischen den Betten lagen noch die blutverschmierten Baseballschläger, die sie benutzt hatten, um auf Xavier einzuprügeln.

Logans Nase wurde von dem Geruch nach Xaviers Blut bestürmt und er drehte durch. Mit eine angriffslustigen Knurren stürzte er sich auf die Studenten, die aufgesprungen waren und blind nach ihren Waffen griffen.

Die anderen sahen dabei zu, wie Wolverine die jungen Männer in winselnde Bündel Mensch verwandelte, während er beständig Schläge austeilte und dabei knurrte: „Es ist nicht lustig, von einem stärkeren Gegner krankenhausreif geprügelt zu werden, was?“

Nach zehn Minuten gab Scott Colossus ein Zeichen, daß er seinen Teamkollegen in seiner Raserei aufhalten sollte. Nicht daß Scott Mitleid mit den jungen Männern gehabt hätte, aber er wollte nicht, daß sie nicht mehr aussagefähig waren.

Peter verwandelte sich in sein stählernes Ich, wodurch er keine Angst mehr haben mußte, von Logans Krallen durchbohrt zu werden, und packte Wolverine um die Schultern, der eben den letzten Gegner mit einem Fausthieb zu Boden geschlagen hatte.
 

„Logan, wir wollen die Bande noch verhören, sie haben genug!“, meinte der junge Mann ruhig, der es schaffte, Wolverine im Zaum zu halten, wenn auch nur knapp.

Logan schnaubte verächtlich und verfrachtete die Verletzten auf die Betten, zwischen die sich Jean stellte und ihre Gedanken las.
 

„Er ist der Anstifter!“, sagte sie und hob anklagend den Zeigefinger, um auf einen kräftigen Kerl zu zeigen, dessen Gesicht durch unschöne Platzwunden verunziert wurde.

Logan packte ihn am Schlafittchen und zog ihn in die Höhe, um ihm in die angstgeweiteten Augen zu starren.
 

„Wenn Du nicht sofort auspackst, wo der Professor steckt, dann schlitzte ich dir die Kehle auf, Drecksack!“

Logan hielt ihm die ausgefahrenen Krallen unter das Kinn und stach heftig genug zu, daß die Krallen in das Fleisch des Mannes eindrangen und ihm einen entsetzten Schmerzenslaut entlockten.
 

„Ich weiß es nicht, wir haben ihn liegen lassen, weil wir dachten, daß wir angegriffen werden. Da war jemand hinter uns her!“, heulte der junge Mann auf und klang nicht mehr so großkotzig wie zuvor.
 

Logan starrte ihm in die Augen und verzog dann angewidert das Gesicht, als er riechen konnte, wie der Kerl aus lauter Angst die Kontrolle über seine Schließmuskeln verlor. Er stieß ihn aufs Bett zurück und sah zu Jean rüber, die neben Scott stand und mit grimmiger Befriedigung beobachtete, wie Wolverine kurzen Prozeß mit diesen Feiglingen machte.
 

„Er sagt leider die Wahrheit, Logan. Sie haben Panik bekommen, empfanden entsetzliche Angst und sind davongelaufen, um den Professor seinem Schicksal zu überlassen.“, meinte Jean verächtlich und in ihren Augen loderten rote Flämmchen auf.

Phoenix, Jeans Alter Ego, blitzte immer wieder auf, wenn sie unter großem Streß stand und wollte nun die Kontrolle über ihre Wut übernehmen, um die Gestalten auf dem Bett mit einem Schlag zu vernichten. Jean konzentrierte sich und fokussierte ihre Fähigkeiten auf der mentalen Ebene, sie würde die Verbrecher dazu veranlassen, sich am nächsten Tag selbst zu stellen. Sie würden solange unter dem Bann des Phoenix stehen, bis sie sich selbst anzeigten und ihre gerechte Strafe erfuhren.

Wenn sie das nicht taten, würden sie sehr bald dem Wahnsinn anheim fallen. Unter schrecklichsten Schmerzen…
 

„Gehen wir, von diesen Kerlen haben wir nichts mehr zu erwarten. Sie werden sich Morgen stellen oder qualvoll sterben. Sie haben die Wahl!“

Das war wesentlich mehr, als der Professor gehabt hatte.

Jean warf ihren Kopf zurück und Logan sah in ihren Augen die kalte Entschlossenheit des Phoenix und er war der Letzte, der sich ihrem Entschluß entgegenstellen würde. Er hätte nichts dagegen gehabt bei diesen widerwärtigen Subjekten Richter und Henker gleichzeitig zu spielen, doch der Respekt vor Xaviers Menschenbild hielt ihn davor zurück.

Er würde nie etwas tun, was ihn in der Achtung dieses unglaublichen Mannes, der für ihn ein Vater und ein Freund war, sinken lassen könnte.

Sollten die Scheißer elendig verrecken, das wäre kein allzu großer Verlust für die Welt.

Sie verließen das Gebäude und liefen im Laufschritt zurück zum Jet. Xaviers Rollstuhl nahmen sie mit, falls sich darauf noch forensische Spuren finden lassen sollten.

Logan setzte sich in den Pilotensitz und leitete die Startsequenz ein, dabei hatte er das unangenehme Gefühl, daß ihm ein wichtiger Hinweis entgangen war.
 

~

Schmerz, dumpfer unerträglicher Schmerz…

Xavier war im Moment nicht fähig, etwas anderes zu empfinden. Es erinnerte ihn an die Zeit, als seine Beine und sein Rückrat gebrochen waren und er erfuhr, daß er nicht mehr laufen können würde. Nie wieder…

Moira… Sie hatte bittere Tränen vergossen, als sie ihn an seinem Krankenbett besucht hatte.

War das Vergangenheit oder lag er in dem Krankenhaus in Schottland in dem schrecklichen Gipsbett und Moira, seine damalige Verlobte, würde jeden Augenblick ins Zimmer gestürzt kommen?

In seinem Kopf schienen dauernd Explosionen stattzufinden, sein Schädel dröhnte, er konnte seine Gedanken nicht sammeln, um seine Angreifer abzuwehren.

Wo waren die Angreifer? Wurde er immer noch geschlagen?

Xavier stöhnte schmerzerfüllt auf, doch der Schmerz kam von innen, er spürte keine Einschläge mehr.

Er spürte wieder eine Erschütterung, die seine Qualen immer weiter steigerten, es fühlte sich an, als würde er getragen.
 

Jean, Scott, Ro… Habt ihr mich gefunden?

Xavier verlor nach diesem tröstenden Gedanken wieder das Bewußtsein, der Blutverlust war einfach zu groß und sein Körper stellte auf Sparflamme um. Wenn nicht bald ein Wunder geschah, würde er einen Schock erleiden und seinen massiven, inneren Verletzungen erliegen.
 

~

Hank stütze seine Ellebogen auf dem Tisch auf und fuhr sich in einer selbstquälerischen Geste mit seinen Fingern durch die Haare. Er war so aufgebracht, daß er sich am liebsten selbst die Haare ausgerissen hätte, der Schmerz würde ihn vielleicht von den erdrückenden Selbstvorwürfen ablenken, die ihn quälten. Er blickte verzweifelt in die Runde und traf auf Logans Blick, den er noch nie so außer sich erlebt hatte.
 

„Es tut mir leid, ich habe keine Ahnung, wie das passieren konnte. Es gab keinen Alarm, ich… Es tut mir leid, Logan“, schloß Hank den Satz hilflos ab und sah seinen Teamkollegen abbittend an.
 

Logan ballte die Fäuste auf der Tischplatte und konnte sich gerade noch beherrschen voller Zorn auf sie einzuhämmern.

Candy war verschwunden. Entführt! Wie der Professor!

Er wagte sich gar nicht vorzustellen, was sie gerade durchmachte. Wäre er nur bei ihr geblieben!

Hank hatte sie eben mit dieser Hiobsbotschaft überfallen, nachdem er sie aus Mèmènes Krankenzimmer zur Nachbesprechung des New York-Einsatzes hatte holen wollen und mit leeren Händen zurückgekommen war.
 

„Hank, hast Du die Überwachungskamera in dem Zimmer laufen gelassen?“, fragte Scott ruhig, obwohl er innerlich gegen die aufsteigende Panik kämpfte, in einer Nacht zwei Teamgefährten verloren zu haben.

Wenn Jean in dem Moment nicht seine Gedanken durch ihren telepathischen Link aufgehalten hätte, dann hätte er wohl zum ersten Mal in seiner Laufbahn als Anführer des Teams den Kopf verloren.

Das Gesicht vom gestreßten Hank leuchtete hoffnungsvoll auf, als ihn Scott daran erinnerte, daß in den Untergeschossen immer Überwachungskameras liefen, wenn man sie nicht extra abschaltete. Damit wollten sie verhindern, daß ungebetene Gäste unbemerkt an ihren technischen Geräten herumspielen konnten.

Logan sprang von seinem Stuhl auf und trat an die Bedienungskonsole des Computers, um die Aufzeichnungen aus dem Krankenzimmer abzurufen, bevor sich Scott auch nur rühren konnte. Der ließ ihn jedoch gerne gewähren, wenn Logan sich dadurch wieder ein wenig fangen konnte.

Logan spulte vor, als er die Aufnahme isoliert und auf den Bildschirm gebracht hatte.

Sie konnten alle sehen, wie Hank und Candy sich unterhielten und er ihr einen Kuß auf die Wange drückte. Die Szene machte dem jungen Arzt ein noch viel schlechteres Gewissen. Candy war ihrer Erfahrung nach ihr jüngstes Mitglied, und er fühlte sich irgendwie für ihren Schutz verantwortlich, da er in den letzten Wochen so eng mit ihr zusammengearbeitet hatte. Außerdem war sie klein und zerbrechlich, wenn er sie so im Vergleich mit seiner Statur auf dem Bildschirm betrachtete.
 

Candy löschte das Licht und legte sich auf das unbenutzte Bett, wo sie sich unruhig hin und her wälzte, als würde sie keine Ruhe finden. Bisher war alles normal, dann sah Logan einen Schatten ins Bild huschen, der sich an Candys Bett schlich.

Logan stoppte das Band und spulte zurück, um es in Echtzeit ablaufen zu lassen. Er hörte Candy leise murmeln: „Logan, bist Du zurück?“
 

Der Kuß hatte ihm gegolten!

Den Satz wiederholte Logan in Gedanken wie ein Mantra, denn der Anblick, wie der Unbekannte Candy einfach küßte, brachte ihn schier um den Verstand. Er konnte zusehen, wie Candy seine Lektionen in die Tat umsetzte und dem Angreifer Paroli bot, bis er sie mit einem fiesen Trick außer Gefecht setzte und auf das Bett warf.
 

Das ist mein Mädchen!’, dachte Logan voller Stolz, als sie dem Kerl an den Kopf warf, daß sie zu ihm gehörte und er ihn bald zu Schaschlik verarbeiten würde.

„Mit dem größten Vergnügen!“, murmelte Logan kampflustig.

Er war nicht mehr so besorgt wegen Candys Sicherheit, wie noch vor zehn Minuten, dieser Remy-Typ wollte sie nicht töten, ansonsten hätte er sie nicht entführt. Aber er würde trotzdem teuer dafür bezahlen, daß er ihr wehgetan hatte, das schwor sich Logan erbittert.
 

„Ist das der Bursche, den wir suchen? Remy LeBeau?“, fragte Iceman überrascht, als die Kameras seine Flucht durch die Korridore dokumentierten.
 

„Wie konnte er Candy finden?“, warf Shadowcat verwirrt ein, da Remedy ihnen versichert hatte, daß niemand ihren Aufenthaltsort kannte.

Es war schier unmöglich, in die Mansion einzudringen, wenn man nicht gerade wie Kitty durch Wände gehen konnte. Und dennoch hatte es dieser komische Kerl geschafft, ohne Alarm auszulösen.

Die X-Men wussten ja nicht, daß Remy vom Anführer der „Thieves Guild“ großgezogen und ein äußerst talentierter Einbrecher geworden war.
 

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„…Ich brauche Hilfe! Alleine schaffe ich das nicht. Ich muß an meine Grenzen gehen und werde dadurch einige Zeit ausfallen. Wir müssen sie unbedingt noch heute finden!“, rief der ergraute Mann mit dem Vollbart aus und lehnte sich schwer atmend an die Wand hinter sich.
 

Caliban sprang auf ihn zu und stütze seinen Freund, der schon sehr schwach war und selbst Hilfe brauchen konnte.

„Ich werden nicht aufgeben, bis ich eine Spur von ihr habe, versprochen! Du mußt durchhalten, versprich mir das!“
 

Der Angesprochene atmete tief durch und legte seine Hand über die von Caliban.

„Sie ist die letzte Hoffnung für uns beide, Caliban. Wenn es sein muß, dann wende Gewalt an, aber nicht mehr als unbedingt nötig, verstanden?“

Caliban nickte und ließ dann seinen Freund zurück, um sein Versprechen wahr zu machen, koste es, was es wolle.
 

~

Logan hatte Kurt den Auftrag gegeben, Merveille zu wecken und sie in das Teamzimmer zu bringen. Er hatte da einen leisen Verdacht.

Sie tauchten Minuten später auf und die junge Frau hielt sich ängstlich an Kurt fest, da sie die Erfahrung der Teleportation zum ersten Mal gemacht hatte. Sie sah verschlafen aus und trug eine bodenlange Tunika, die Logan sofort an Candy erinnerte, die auch eine Schwäche für farbenfrohe, folkloristische Gewänder hatte.
 

„Ist etwas mit meiner Tante?“, fragte die junge Frau besorgt und sah verwirrt von einem zum anderen.

Warum trugen alle hier so komische Kampfanzüge?
 

„Merveille, hast Du in letzter Zeit Kontakt mit einem gewissen Remy LeBeau gehabt?“, fragte Logan direkt und starrte die junge Frau an, als wollte er die Antwort in ihren Augen lesen.
 

„Ja, sicher! Ich habe ihn vorhin angerufen, bevor ich mich schlafen gelegt habe. Er mußte doch erfahren, daß wir Candy gefunden haben und daß es meiner Tante besser geht“, erklärte Merveille vollkommen arglo, schließlich war Remy ein Freund der Familie.
 

Logan stützte sich auf der Tischplatte ab und knurrte übelgelaunt, was die junge Frau nervös zusammenzucken ließ.

„Und Du hast ihm auch verraten, wo sie sich aufhält, oder? Und er spaziert einfach hier herein und entführt Candy!“, brüllte Logan wütend und bollerte mit der geballten Faust auf den Tisch.
 

Merveille trat ängstlich einen Schritt zurück und fragte unsicher: „Entführt?!“

Logan drückte auf „Play“ und zeigte Merveille, was Remy mit Candy gemacht hatte, nachdem er sie überwältigt hatte.
 

Je ne comprend rien (Ich verstehe gar nichts)! Remy würde ihr nie etwas tun, meine Tante meint, daß er…“, hier unterbrach sich Merveille und blickte schuldbewußt zu Logan rüber, der immer noch so aussah, als wollte er sich auf sie stürzen.

„…sie liebt“, schloß sie ihren Satz mit leiser Stimme.
 

Rogue legte Logan begütigend eine Hand auf seinen Arm und drückte ihn tröstend. Sie dachte an das Gespräch zurück, das sie mit Candy geführt hatte und in dem sie mögliche Konkurrenz erwähnt hatte, doch es war gar nicht lustig, Logan wirklich leiden zu sehen.

Er würde es nicht überleben, wenn sich wieder eine Frau von ihm abkehrte, für die er so viel empfand wie für Candy.

Logan beruhigte sich ein wenig, als er Maries Hand auf seinem Arm spürte, er mußte jetzt einen klaren Kopf behalten. Candy wartete bestimmt auf seine Hilfe.

„Unter welcher Nummer hast Du LeBeau erreicht? Weißt Du, wo er wohnt?“, fragte Logan ihren Gast schon etwas freundlicher.
 

Merveille nannte ihm die Nummer aus dem Kopf, die genaue Adresse wußte sie jedoch nicht, und Logan tippte sie in den Computer, um sie durch das System zu jagen und den Zielort festzustellen. Nach einigen Sekunden poppte de Adresse auf dem Bildschirm auf und Logan entfuhr ein aufgebrachtes Jaulen, das alle zusammenzucken ließ.

„Verdammte Scheiße, das gibt’s doch nicht! Kurt kannst Du heute noch teleportieren?“
 

Der kleine Elf schüttelte bedauernd den Kopf: „Tut mir leid, Logan, ich brauche eine Pause. Gib mir wenigsten eine halbe Stunde, okay? Oder wären wir mit dem Jet schneller?“
 

„Schon gut! Ich warte, bis Du wieder fit bist. Jet ist nicht angesagt, jemand muß den Hubschrauber nehmen. Wer fliegt?“

Scott, Jean und Colossus würden die Rückendeckung bilden, da im Hubschrauber nicht genug Leute Platz hatten. Aber die drei sollten zusammen mit Wolverine ohne weitere Probleme mit der Sumpfratte aus New Orleans fertig werden können.

Logan schwor sich, daß er den Kerl langsam und genüsslich in Streifen schneiden würde, wenn erstmal Candy aus seinen schmierigen Händen befreit hatte.
 


 

Fortsetzung folgt…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  mitsuki11
2008-09-04T19:41:45+00:00 04.09.2008 21:41
Logan und eifersüchtig? Das ist wirklich sehr niedlich!

Und Candy hat es Remy ganz schön gezeigt! Schade das sie gegen seine Kräfte nichts tun konnte!

Bin gespannt wie es weiter geht!

LG
Mina


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