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Eine Reise zwischen Film und Buch

Wenn lesen zuweilen mehr als nur ein Vergnügen wird...
von

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1. Wenn man schon mal Bücher liest...

Disclaimer:

Mir gehören weder die Bücher von Herr der Ringe noch die Filme. Die Rechte daran besitzen J.R.R. Tolkien und New Line Cinema.
 

Information:

Es handelt sich hierbei um eine etwas abgewandelte Nacherzählung der Herr der Ringe-Saga mit einer etwas anderen Form des Self-Insert. Die verrückten Gefährten-Double gibt es allerdings wirklich, also die Personen, und diesen widme ich auch diese Geschichte.

Ich hoffe ihr habt viel Spaß beim Lesen. Vielleicht gefällt es euch ja und ihr hinterlasst mir gute Ratschläge zur Verbesserung. ^^
 

Damit es mit den Charakteren übersichtlicher wird, gibt es gleich mal eine kleine Auflistung:

Ayaka => Aragorn

Ishi => Gandalf (der Weiße)

Misaya => Legolas

Sherry => Frodo

Shinichi => Arwen

Waterbird => Gastcharakter (blauer Vogel)

Ayu-chan => Gastcharakter (Gimli)
 


 

1. Wenn man schon mal Bücher liest…
 

„Manno, wieso muss so was immer mir passiern?“, klang es ärgerlich durch den dichten Wald. Zwischen den Bäumen stapfte ein grün bekleidetes Etwas herum. Ab und zu hob es den Blick und prüfte ärgerlich die nähere Umgebung.

„Und dann is hier auch noch so ’ne große Menschenansammlung!“, beschwerte sich das Wesen weiter.

Weit und breit war keine einzige Seele zu entdecken.

„Ich werde dieses Buch verbrennen, wenn ich wieder zu Hause bin, das schwöre ich…“
 

~*~*~*~ Rückblick ~*~*~*~

Misaya holte aus ihrem Bücherregal ein grünes Buch hervor: Der Herr der Ringe – Die Gefährten. Mit einem seltsamen Gefühl tastete sie über den goldenen Ring, der auf dem Buchlabel hervorgestanzt war, dann blätterte sie zur ersten Seite und begann zu lesen.

Nach ein paar Wörtern, blätterte Misaya einige Seiten vor und las dann dort weiter…

‚Glorfindel ritt auf seinem weißen Roß durch den Wald. Das Pferd wurde schneller, zur Eile getrieben von seinem Herrn, dem ein wichtiges Ziel vor Augen lag.

Er konnte ihn schon hören, röchelnd vor Schmerzen und innerlich aufschreiend, ihn, der den Einen Ring bei sich trug…’, murmelte Misaya in Gedanken vor sich hin, als plötzlich die Umrisse ihres Zimmers verschwammen und sich wie ein Wirbel um sie drehten.

„Was ist denn jetzt los?“, rief sie erschrocken auf und schleuderte das Buch von sich, da es die Ursache zu sein schien. Im nächsten Augenblick wurde ihr schwarz vor Augen und sie verlor das Bewusstsein…

~*~*~*~ Rückblick Ende ~*~*~*~
 

‚War da nicht gerade was?’

Leicht panisch blickte sich das Wesen, nun bekannt als Misaya, um. Nicht weit von ihr entfernt raschelte es im Gestrüpp. Wie gebannt fixierte sie die Stelle und schwankte zwischen ‚schleunigst die Flucht ergreifen’ und ‚mutig der Gefahr entgegen stellen’.

Misaya entschied sich für ersteres. Blitzschnell drehte sie sich um und rannte zwischen den unzähligen Bäumen hindurch davon. Überrascht über die fliehende Gestalt hob ein Reh den Kopf und blickte dem Mädchen kauend hinterher.

‚Bitte, oh Eru, ich will hier weg!’, flehte Misaya stumm und wunderte sich im selben Moment, was sie da gerade gesagt hatte.

Einen schnellen Blick hinter sich werfend wurde sie langsamer und dann blieb sie schließlich keuchend stehen. Mit dem Rücken gegen einen Baum gelehnt überlegte sie, wo zum Teufel sie hin geraten sein könnte.

‚Also ich habe gerade ‚Herr der Ringe’ gelesen und dann… Blackout. Mist! Aber wenn ich schon mal solche lustigen Sachen anhabe, kann ich auch gleich mal ausprobieren, ob Pfeil und Bogen richtig funktionieren.“

Eine kurze Erläuterung zu den Sachen: Sie hat eine grüne Ausrüstung an, ähnlich der von Legolas. Außerdem trägt sie einen Bogen und einen Köcher mit Pfeilen auf dem Rücken.

Gedacht, getan!

Misaya nahm den Bogen von ihrem Rücken und einen Pfeil aus dem Köcher.

Den Pfeil legte sie an die Sehne und spannte diese, zielte und ließ sie los. Der Pfeil schoss zielsicher auf den anvisierten Baum zu und blieb dann in diesem stecken.

Ein erschrockenes Aufkreischen kurz darauf ließ Misaya zusammenzucken.

Hatte sie etwa jemanden getroffen?

„Verdammt noch mal, wer schießt denn hier mit Pfeilen durch die Gegend?“, fluchte jemand.

„Äh, das war ich, sorry!“, meldete sich Misaya gleich, überglücklich endlich doch noch jemand anderen gefunden zu haben.

Schnell bewegte sich Misaya auf die Stelle zu, wo immer noch ihr Pfeil im Baum steckte. Hinter dem gleichen Baum entdeckte sie ein blondes Mädchen, das jetzt langsam hervortrat. Es sah ein wenig merkwürdig aus, da es augenscheinlich das Kampfoutfit von Aragorn anhatte.

„Irgendwie, kommst du mir bekannt vor.“, fiel es Misaya auf und sie musterte das andere Mädchen genauer.

„Aya?“, fragte sie dann vorsichtig. Das Mädel nickte leicht: „Und du bist Mi-chan?“

Misaya nickte ebenso.

„Wow!“, riefen beide gleichzeitig aus und Misaya stürmte auf Ayaka zu, die allmählich nicht mehr so eingeschüchtert wirkte.

„Was machst du denn hier?“, wollte Ayaka wissen.

„Hey, das wollte ich auch grade fragen!“, entgegnete Misaya. Sie konnte es immer noch nicht fassen. Alles Mögliche hatte sie erwartet, nur nicht, hier in diesem Wald auf Ayaka zu treffen.

„Was hast du denn für schicke Klamotten an?“

„Na ja, sieht aus, wie die Sachen von Legolas, oder? Und du siehst aus wie Aragorn.“

„So heißt der also!“

„Ja klar. Und guck mal: Ich hab sogar Pfeil und Bogen!“

„Das habe ich schon festgestellt!“ Ayaka schielte auf den Pfeil, den Misaya jetzt aus dem Baum zog und ihn in den Köcher zurückstopfte.

Ayaka zog ein Schwert aus der Scheide an ihrer Seite und zeigte Misaya, dass auch sie bewaffnet war. Leider war das Schwert ein bisschen schwer und Ayaka konnte es nur mit Mühe gerade nach oben halten, bevor es zur Seite kippte.

„Ehehe, pass lieber auf, was du mit dem Zahnstocher da anstellst!“, warnte Misaya und wich ein paar Schritte zurück.

„Wie kommst du hierher!“, wollte Misaya als nächstes wissen.

„Na ja, ich habe grad gezeichnet und dann hat sich plötzlich alles gedreht und dann … war ich hier!“

„Komisch, ich hatte grad gelesen… Ach komm, wir suchen ein paar zivilisiertere Gegenden!“

„Wenn du meinst, dass wir hier welche finden!“ Ayaka zuckte mit den Schultern und folgte Misaya, die schon losgelaufen war.
 

Mehr oder weniger vergnügt stapften nun zwei Wesen durch den Wald. Das eine sah sich fortwährend um, Ausschau haltend nach einer möglichen Gefahr. Das andere Wesen spielte inzwischen den großen Beschützer. Einer musste ja schließlich mutig sein, sonst gab es kein Vorwärtskommen.

„Wo laufen wir jetzt hin?“, fragte Ayaka nach zehn Minuten Schweigen.

„Weißt du doch: Zur Zivilisation!“

„Achso! Ich war mir nicht mehr ganz sicher, ob das ernst gemeint war.“

Ein Schweißtropfen bildete sich an Misayas Schläfe, bevor ein markerschütternder Schrei erschallte. Blitzschnell hatte sie Pfeil und Bogen vom Rücken gezerrt und den Pfeil in die Sehne gespannt.

„W-was...“ Ayaka schluckte. „Was war das?“

„Weiß ich noch nicht, aber ich werde es herausfinden.“

„Ist es nicht besser, ... w-wenn wir die Richtung wechseln und einfach ... weiter gehen?“

„Aber Aya, vielleicht braucht da jemand Hilfe!“ Misaya drehte sich mit Verwunderung zu Ayaka um.

Diese ließ nur unsicher ihre Augen umherschweifen: „Klang eher so, als bräuchte er sie jetzt nicht mehr!“

„Lass uns lieber weiter gehen!“, schlug Ayaka vor und wollte Misaya am Ärmel weiter ziehen. Aber sie griff ins Leere. Misaya stand nicht mehr vor ihr, sondern war schon in Richtung Schrei gelaufen.

„Hey, warte auf mich!“, fiepte Ayaka leise und folge schleunigst.

Das erste, was Misaya auf dem Weg zum Schrei entdeckte, war ein Weg, der eindeutig häufig benutzt wurde.

Leises Atmen drang an ihre Ohren.

„Hörst du das auch?“, fragte sie verwundert.

„Was meinst du? Ich höre nichts!“ Ayaka war inzwischen wieder nah bei Misaya, konnte aber keinen Laut hören, außer dem Rauschen der Blätter über ihnen.

„Da atmet jemand!“, sagte Misaya und blickte nach rechts und links den Weg entlang.

„Hör auf, das ist unheimlich!“, bat Ayaka im Flüsterton, obwohl sie immer noch nichts hören konnte.

„Außerdem war der Schrei vorhin leise, also weit weg! Lass uns in die andere Richtung weiter gehen.“, fügte sie noch bittend hinzu.

Misaya aber dachte nicht daran, einfach weiter zu gehen. Sie wunderte sich vielmehr darüber, dass ihr der Schrei so laut vorgekommen war. Oder lag es an Ayaka?

„Okay, folgen wir erstmal dem Weg!“, gab Misaya vorerst nach. Was Aya aber nicht wusste war, dass Misaya auf das Atmen zuging mit jedem Schritt, den sie den Weg entlanglief.

Das Atmen wurde lauter und schneller!

Ayaka ahnte nichts Böses und bummelte neben Misaya her. Sie bemerkte auch nichts, als ihre Freundin einfach stehen blieb.

„Aya, warte mal!“, forderte Misaya leise, worauf Ayaka verwundert stehen blieb.

„Was ist denn jetzt wieder?“

Misaya reagierte nicht auf die Frage, stattdessen ging sie auf einen großen, alten Baum zu, der direkt an der Wegböschung stand.

Das Atmen wurde immer deutlicher und hastiger!

„Ist da jemand?“, fragte Misaya und beugte sich nach vorn, um unter die Wurzeln des Baumes, die in die Böschung hineinragten, blicken zu können.

„Nein, hier ist niemand!“, kam eine leise Antwort unter den Wurzeln hervor.

Ayaka schnappte erschrocken nach Luft, während Misaya ein Grinsen über die Lippen huschte.

„Wusst ich’s doch!“, triumphierte Misaya. Sie tat zwei schnelle, kleine Schritte und sprang dann ab, um gleich darauf elegant in der Böschung zu landen.

„Boah, wie hast du das gemacht?“, fragte Ayaka sofort. Sie hatte vor Staunen vergessen weiter Angst zu haben.

„Tja...!“, gab Misaya nur von sich und starrte in einen Hohlraum unter den verästelten Baumwurzeln.

Ein kleiner Junge, oder war es ein Mädchen, starrte ihr mit großen Augen entgegen. Die Sachen waren a la Frodo, aber die wuscheligen Haare waren etwas lang.

„Sam?“, fragte Misaya verwirrt und starrte den Jungen/das Mädchen an.

Inzwischen wurde Ayaka neugierig und machte sich daran, zu Misaya in die Böschung zu klettern. Anfangs stellte sie sich etwas ungeschickt an, aber allmählich bekam man den Anschein, als hätte sie das ihre Lebtage schon gemacht.

„Hey Aya, schau dir das an! Ein Hobbit!“, rief Misaya ihre Freundin zu sich.

„Was für ein Käfer?“

„Kein Käfer, ein Hobbit! Kennst du die nicht? Frodo aus Herr der Ringe ist zum Beispiel einer, ... und Sam auch!“

Die ‚Kreatur’ hatte sich nicht einen Millimeter bewegt, bis der Name ‚Frodo’ fiel.

„Ich bin Frodo!“, nuschelte die Kreatur jetzt und machte Anstalten aus der kleinen Höhle heraus zu kriechen.

„Frodo hat kurze Haare!“, widersprach Misaya sofort. Sie trat einen Schritt zur Seite, um der Kreatur den Weg frei zu machen.

„Na ja, habe Haare wachsen lassen!“ Die Kreatur grinste frech.

„...und du bist ein Mädchen!“, quasselte Ayaka rein.

„Ist ja gut! War ein Versuch wert, aber ich bins trotzdem, Sherry!“, sagte die Kreatur immer noch bis über beide Ohren grinsend.

Misaya klappte das Kinn runter: „Du? Sherry?“

Ayaka beschränkte sich auf fassungsloses Anstarren.

Die Kreatur nickte eifrig: „Jah, Sherry, Dragonbaby, die Kirschprinzessin...!“

Misaya prustete los: „Duhuhu, ...*lach* Sheheherry??? ... *kicher* Niehihihi...!“

„Doch, bin ich!“, behauptete die Kreatur standhaft.

Ayaka starrte immer noch. Anscheinend war sie eingefroren, oder hatte immer noch nicht begriffen, was eigentlich los war.

„Komm Sherry-Frodo, willst du uns begleiten?“, fragte Misaya, mühsam einen neuen Lachkrampf unterdrückend.

„Nee, geht nicht! Ich muss doch sterben!“

„Häh?“, kam es diesmal von Ayaka.

„Na ja, ich bin von einem dieser schwarzen Dinger erstochen worden.“

„Wie?“ Ayaka versuchte angestrengt, ihrer Sprache wieder mächtig zu werden.

„Na, der hat sein Schwert genommen...“

Sherry zog Ayakas Schwert aus der Scheide und hielt es hoch, schwankend versteht sich.

„...dann hat er es mir vors Gesicht gehalten...“

Sie hielt das Schwert vorsichtig an der Klinge fest und richtete die Klinge auf ihr Gesicht, immer noch schwankend.

„...und dann hat er ...“

Sherry ließ das Schwert neben ihre Schulter fallen: „...daneben gestochen!“

Ayaka und Misaya fielen synchron nach hinten. Klarer Fall von verlorener Fassung.

Ayaka rappelte sich als erste wieder auf und schrie Sherry an: „Hast du nen Knall?“

„Nein, aber Frodo ist doch dann vergiftet gewesen und Arwen musste ihn retten, im Film!“

„Das hier ist KEIN Film!“, protestierte Ayaka lautstark. Sie hatte wohl die Nerven verloren nach den vielen Schockmomenten und dem Angstzittern.

„Wird hier mein Typ verlangt?“, flötete jemand und Hufgetrappel näherte sich.

Ein weißes Pferd tauchte auf und auf dem weißen Pferd saß eine wunderschöne holde Maid: braune, lange, leicht gewellte Haare, spitze Ohren und ein Elbenschwert hin und her schwingend.

Misaya, immer noch am Boden, drehte ihren Kopf und kniff dann die Augen zusammen: „Das ist ein Traum,... ein Traum,... nur ein böser, böser, bööööseeer Traum...!“

Ayaka hatte vorerst ihre Fassung wieder und sich ein bisschen beruhigt.

„Dein Typ wird nicht verlangt!“, rief sie der Maid entgegen. Ihr war es aber nicht entgangen, dass die holde Maid starke Ähnlichkeit mit Shinichi aus dem DCIC hatte.

Misaya bequemte sich aufzustehen und zupfte sich ein paar Blätter aus den langen Haaren. Erstaunt stellte sie nun endlich fest, dass diese blond waren.

Ein Aufkreischen lenkte alle Blicke auf sie. Ein weiteres ließ die anderen zusammenzucken. Ein drittes kam gar nicht erst, denn Misaya hielt sich die Ohren zu.

„Man, kann ich laut schreien!“, sagte sie dann leise, um ihre neuerdings hyperempfindlichen Ohren zu schonen.

„Ich fand es gar nicht mal so laut!“, sagte Sherry und grinste immer noch.

„Doch, doch, ich fand es sogar noch viel lauter!“, jammerte Shinichi. Sie hatte sich schon beim ersten Schrei die Ohren zugehalten.

Den Vogel aber schoss Ayaka ab: „Äh, ich sehe zum ersten Mal, dass du spitze Ohren hast!“

„WAS hab ICH?“

Misaya starrte Ayaka an. Dann suchte sie krampfhaft nach einem Spiegel oder etwas ähnlichem. Ganz zufällig hatte Arwen, äh, Shinichi einen dabei. Eingehend begutachtete Misaya ihr Spiegelbild: lange, blonde, glatte Haare und, tatsächlich, spitze Ohren und dann auch noch so komische blaue Augen.

„Ich fass es nich: spitze Ohren. Aber das heißt doch,... heißt das, dass ich ein Elb bin?“, fragte Misaya und blickte vom Spiegel auf in die Gesichter der drei anderen.

Ein Räuspern lenkte die Blicke auf einen alten Mann, der sich in einen schäbigen grauen Mantel gehüllt hatte. Auf dem Kopf hatte er einen spitzen, grauen Hut. Er kam den Waldweg entlang auf die kleine Gruppe zugelaufen. Noch war er einige Meter entfernt.

„Wer ist das?“, kam es neugierig von Shinichi, die immer noch auf dem weißen Pferd saß und auch nicht daran dachte, abzusteigen.

„Gut Frage, nächste Frage!“, antworteten ihr drei Stimmen im Chor.

„Wo kommt das her?“, kam es wieder von Shinichi.

„Gut Frage, nächste Frage!“, antworteten ihr wieder drei Stimmen im Chor.

„Was will das hier?“, fragte schon wieder Shinichi.

„Gut Frage, nächste Frage!“ Das Trio wiederholte seine Antwort erneut im Chor.

„Wisst ihr überhaupt was?“, fragte Shinichi leicht genervt.

„Äh...!“, sprach’s und drei Augenpaare musterten Shinichi eingehend. Wenn sie jetzt noch mal das Gleiche sagen würden, gibt’s bestimmt Ärger.

Die Gestalt nahm ihnen diese schwere Entscheidung ab.

„Seid gegrüßt, Wanderer!“, sprach sie, die Gestalt, und blieb stehen. Um den Gruß zu verdeutlichen, hob sie beide Arme in die Höhe. In der einen hielt die Gestalt einen seltsam geformten Stock.

„Ich muss euch leider sagen: Ihr kommt hier nicht durch!“, fuhrt die Gestalt fort.

„Wo geht’s denn da hin?“, wollte Ayaka wissen und ging der Gestalt ein paar Schritte entgegen.

„Ihr kommt nicht...vorbei!“, brüllte die Gestalt und stampfe mit dem Stab auf den Boden.

„Ist ja gut, ich hab’s verstanden!“, versuchte Ayaka zu beschwichtigen und eilte schnell wieder zu den Anderen zurück.

„Das wollte ich schon immer mal machen.“, murmelte Misaya grinsend und nahm Pfeil und Bogen zur Hand. Schnell hatte sie den Pfeil in die Sehne gespannt, gezielt und abgeschossen.

„Hey...!“, mehr konnte die Gestalt nicht mehr sagen, bevor der Pfeil den grauen Mantel an der Schulter durchlöcherte und mit sich zog.

Nun stand vor ihnen eine weiß gekleidete Gestalt, mit einem langen weißen Bart und immer noch dem Stock in der Hand, der stark an einen Zauberstab erinnerte.

Shinichi sah von oben herab und fragte: „Gandalf, was...?“

„Ishi? Du siehst aber komisch aus!“, quasselte Misaya dazwischen und schon stand sie neben der Gestalt und zerrte am schneeweißen Bart.

„Nimm doch das Fusselteil aus dem Gesicht, man erkennt dich doch sonst nicht!“, sagte sie, während sie weiter versuchte, den Bart zu entfernen.

„Au! Lass das, das tut weh. Der ist doch nicht angeklebt oder so, der ist echt! Und das bedaure ich gerade!“, beschwerte sich Ishi und entfernte das freche Gör von seinem Bart.

„Was soll das Theater? Wie seht ihr überhaupt aus?“, fragte Ishi interessiert und sah fragend in die Runde.

Ahnungsloses Schulternzucken.

„Oke, sollten wir nicht klären, wem wir unser „Hier sein’ zu verdanken haben?“, lenkte Shinichi das Thema ganz unauffällig um.

Alle, einer Ahnung folgend, blickten zu Misaya.

„Iiiich???“, fragte diese ganz unschuldig.

Einstimmiges Nicken!

„Okay, ich geb’ ja zu, dass ich gerade das Buch gelesen hatte, das zu unserer Situation passt, aber....ich weiß nur, was Ayaka gemacht hat, als sie hierher verschlagen wurde!“, räumte Misaya wenigstens eine Teilschuld ein.

Ishi spielte den unparteiischen Vermittler und fragte der Reihe nach die Chat-User nach ihren Tätigkeiten ab, denen sie kurz vor ihrem ‚Hier-landen’ nachgegangen sind:

Ishi hatte gerade an einem neuen Song gemixt! Wie auch immer der noch hieß, er war nicht von ‚Herr der Ringe’.

Ayaka zeichnete und Misaya las in ihrem Buch ‚Der Herr der Ringe - Die Gefährten’.

Shinichi hatte gerade fleißig an einem Kunstwerk gezeichnet.

Sherry wollte es, aus welchem Grund auch immer, nicht sagen.

„Also, ich komme zu dem Schluss, dass die Schuld an diesem Desaster nicht eindeutig zu klären ist!“

Ishi machte eine bedeutungsvolle Pause, um Spannung zu erzeugen.

„Misaya ist bestimmt Schuld, sie hat das Buch gelesen!“, beendete Sherry die Diskussion.

„Das merk’ ich mir!“, grummelte das Schuldwesen. Sie warf Sherry einen Blick zu, dessen Giftgehalt so enorm war, dass diese eigentlich schon röcheln müsste.

„Da das jetzt geklärt ist, können wir ja weiter gehen!“, meldete sich Ayaka zu Wort.

„Gut. 50 Minuten den Weg entlang, müsste ein Dorf kommen.“, unterbreitete Ishi den Mädels und schritt voran.

Shinichi saß immer noch auf ihrem Ross und trieb dieses jetzt vorwärts. Frodo-Sherry dackelte hinter Ishi her, dicht gefolgt von Ayaka. Das Schlusslicht bildete Misaya, die mit finsterem Blick nicht sehr fröhlich aussah. Ayaka warf immer wieder mal einen besorgten Blick nach hinten.

30 Minuten lang plapperte Sherry fröhlich vor sich hin. Ishi versuchte nicht hinzuhören und konzentrierte sich auf den Weg. Das gelang Ayaka zu ihrem eigenen Leidwesen nicht so recht. Ihr kam es so vor, als würde ein Schwarm Bienen in ihrem Kopf summen, die allesamt nach Sherry klangen. Shinichi versuchte angestrengt herauszufinden, wie man diese echholot-fähigen Ohren abstellen konnte, da sie jedes Wort überdeutlich hören konnte.

Und Misaya...

„Äh, hat jemand gesehen, wie Misaya sich unsichtbar gemacht hat?“, fragte Ayaka verwundert, als sie einer bösen Ahnung folgend nach hinten blickte.

„Wieso, die ist doch ...“, quäkte Sherry und drehte sich um, „... hinter uns?“

„Eigentlich ist sie das nicht, oder?“, versicherte sich Shinichi und starrte auf die Stelle, wo Misaya eigentlich laufen sollte.

„Wir müssen den Ring ins Feuer werfen!“, philosophierte Ishi, „Ja genau, das müssen wir! So kommen wir hier weg.“

„Jaja, Gandi, erstmal müssen wir Misaya wieder finden!“, befahl Ayaka und zerrte Ishi am Mantel hinter sich her, „ Komm mit Opi!“

„Gandi?? OPI?? Nicht so ehrfurchtslos!“, empörte sich Ishi, „Schließlich bin ich, Stein-Gandalf, einer der größten Zauberer der Istari! Und jetzt, unwürdiger Zwerg, lasst mich los!“

Ayaka ignorierte dieses Gewäsch vollkommen, schon allein, weil Ishi keine Anstalten machte, sich von ihr loszureißen. Shinichi wendete ihr Ross und galoppierte den anderen voraus, den Weg zurück. Deswegen war sie auch die erste, die etwas Grünes mit blondem Schopf ausfindig machte.

Natürlich war es Misaya! Sie hockte an einem kleinen See, den vorher unerklärlicherweise keiner der Gruppe gesehen hatte, außer Misaya. Shinichi sprach sie an: „Was machst du hier? Wir haben uns schon Sorgen gemacht!“

Misaya zuckte nicht mal mit der Wimper!

„Hey, Mi!“, machte Shinichi weiter auf sich aufmerksam.

Keine Reaktion!

„Na warte!“, grummelte Shinichi und stieg von ihrem Pferd. Sie krempelte sich die Ärmel ihres mint-grünen Kleides hoch, während sie auf Misaya und den See zustapfte. Sie kam bedrohlich immer näher. Dann… *patsch*

Shinichi klatschte mit der Hand kräftig auf die Wasseroberfläche und Misaya bekam einen Schwall Wasser ins Gesicht.

Ein panischer Schrei verkündete den anderen, die noch eifrig am Suchen waren, dass Shinichi Misaya offensichtlich gefunden hatte.

Aber zurück zum See…und Shinichi und Misaya!

„Was sollte das? Du hast mich zu Tode erschreckt!“

„Ach ja? Du hast mich ignoriert, also musste ich mich…bemerkbar machen!“ Ein freches Grinsen breitete sich auf Shinichis Gesicht aus.

„Was hast du gesagt?“

„Ich sagte, dass ich mich bemerkbar machen musste!“, wiederholte Shinichi lauter.

„Ich versteh dich nich, du musst lauter sprechen!“, bat Misaya. Wie war das doch gleich mit den Ohren?

„BEMERKBAR MACHEN!! KLAR???“, brüllte Shinichi.

„Warte mal, ich hab doch vorhin…“ Misaya zupfte an ihren spitzen Ohren rum und zog zwei Stopfen Moos daraus hervor.

„… meine Ohren dicht gemacht. Sherry ging mir so auf den Keks!“

Mit einem schelmischen Lächeln sah sie von ihrer Sitzposition zu Shinichi auf. „So, was wolltest du noch mal sagen?“

Shinichis Schläfe wurde von einem riesigen Schweißtropfen geziert, als sie antwortete: „Ach, vergiss es einfach!“

„Okay!“, grinste Misaya, „Aber mein Spiegelbild is echt lustig!“

„Deswegen hockst du hier rum?“, meldete sich Ishi zu Wort. Er war mit den anderen inzwischen am See angekommen.

Nach einigem Hin und Her, wurde beschlossen, hier eine kleine Rast einzulegen. Wenn man bedenkt wie schrecklich lange die kleine Gruppe schon unterwegs war, schien das auch bitter nötig zu sein.

2. Der Ring bevorzugt Umwege

2. Der Ring bevorzugt Umwege!
 

Shinichi band ihr Pferd an einem Baum fest, während Sherry heimlich versuchte, in den Sattel zu klettern. Shinichi vereitelte das aber, indem sie Sherry einen drohenden Blick zuwarf.

Ishi setzte sich auf einen Artgenossen, sprich einen großen Stein, um seine ‚müden und alten’ Knochen zu entlasten. Ayaka war dazu übergegangen, sich ebenso wie Misaya verwundert im Wasser zu betrachten. Ihr Spiegelbild sah ihr genauso verwundert entgegen. Es hatte ihre blonden Haare, die aber irgendwie gelockt nur bis zur Schulter reichten. Ihre Kleidung gefiel Ayaka schon besser: Sie trug eine Art Kampfgewand.

Als sie sich lange genug betrachtet hatte, trat sie vom See zurück und zog ihr Schwert wieder aus der Scheide. Mit dem gleichen Ergebnis wie zuvor: Das Schwert schwankte, als sie es nach oben hielt und kippte dann zur Seite weg.

Ayaka stemmte es wieder aufrecht und versuchte angestrengt, es gerade und ruhig zu halten. Misaya beobachtete ihre Freundin aufmerksam. Sie selbst hatte schon bemerkt, dass ihr der Umgang mit einem Schwert erspart blieb. Lediglich die Kampfmesser, die in einer Halterung auf ihrem Rücken befestigt waren, stellten eine kleine Herausforderung dar.

Ayaka ging dazu über, ihr Schwert gleichmäßig hin und her zu schwingen, als wollte sie sich den Weg durch ein Dornengestrüpp frei schlagen. Ishi war diese Art Training nicht geheuer und er rutschte von einem großen Stein zum nächsten. Schließlich saß er fast 100 Meter entfernt.

„Was machst du da, Ishi?“, wunderte sich Shinichi.

„In Sicherheit sein, das mache ich!“, brummte Ishi und beäugte Ayakas Schwertübungen misstrauisch.

Shinichi folgte Ishis Blickrichtung und nickte verstehend. Aber dann kam ihr eine ähnliche Idee. Sie hatte ebenfalls eine Waffe: ein edles, leichtes Elben-Schwert! Ein paar Übungen damit könnten nicht schaden.

Fünf Minuten später sah man Ayaka, Misaya und Shinichi mit diversen Klingen herumwerkeln. Misaya übte den schnellen Umgang mit zwei scharfen Kampfmessern. Irgendwie fiel ihr immer wieder eines aus der Hand und stach in den Boden.

‚Gefährliche Teile! Wenn ich mal hinfalle und die vor Schreck hochwerfe, sieht’s finster aus!’

Ayaka war dazu übergegangen, zwei schnelle Schritte vorwärts zu eilen und dann blitzschnell die Luft zu erstechen. So allmählich gewöhnte sie sich an das Gewicht des Schwertes und versuchte sogar, es nur mit einer Hand zu führen.

Shinichi fuchtelte mit ihrem Elben-Schwert herum. Es lag leicht in der Hand, wie maßgeschneidert, deshalb konnte sie sich auf die Technik konzentrieren.

Sherry hockte gelangweilt in einer niedrig liegenden Astgabelung und beobachtete alles.

‚Wieso hab ich nicht auch so was?’, dachte sie und zog an einer kleinen goldenen Kette, die sie um ihren Hals trug. ‚Stattdessen habe ich nur diesen blöden Ring!’ Besagter Ring kam am Ende der Kette zum Vorschein.

Er reflektierte das Licht der Sonne, dass nur spärlich durch das grüne Blätterdach drang. Irgendwie schien er zu grinsen, zumindest kam es Sherry so vor.

Ishi hockte weiter auf seinem Stein in sicherer Entfernung. Sobald ihm einer der drei ‚Künstler’ zu nahe kam, kletterte er zwei, drei Steine in eine andere Richtung, bis es ihm zufiel wurde.

„Können wir dann endlich weiter?“, fragte Ishi. Die fortwährenden Kampfschreie zeigten ihm, dass keiner der Mädels ihn gehört hatte. Vielleicht hockte er zu weit weg? Vorsichtig ging er wieder zu den anderen und bestimmte: „Wir brechen auf!“ In dem Moment beschloss er, keinen Widerspruch zu dulden.

Der Entschluss war aber überflüssig, denn Ishi wurde gänzlich ignoriert, also kam auch kein Widerspruch.

„Halloooo? Hört ihr mir zu?“

Gelegentliches Ächzen, Aufseufzen und ‚Hah-Rufe’ antworteten ihm als Ayaka wieder versuchte, ihr Schwert im Gleichgewicht zu halten oder Misaya wiedermal eines der Kampfmesser runter gefallen war oder Shinichi versuchte einen kleinen Baum zu erstechen, den sie nicht traf.

Ishi bekam ein merkwürdiges Zucken in der Augenbraue und sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Ein paar schiefergraue Wolken brauten sich über ihm zusammen und dann...

„WERDET IHR MIR WOHL ZUHÖREN!!!“, befahl er mit laut erhobener Stimme. Blitze, die aus den Wolken hervorzuckten, gaben seinen Worten noch mehr Ausdruckskraft.

Die drei eifrig übenden Kämpferinnen zuckten zusammen und starrten erschrocken zu Ishi. Im nächsten Augenblick stammelte es: „Ja, wir brechen sofort auf!“ – „Schnell, auf den Weg!“ – „Wir haben’s ja eilig!“ – „Komm beeil dich!“ – „Schon so spät, wir müssen sofort los!“ – „Schnell, schnell, schnell!“

Außer Sherry packten alle ihre Sachen zusammen.

„Was soll die Eile? Wir haben noch ewig Zeit, Opa Gandalf!“, bemerkte sie trocken.

„Was?“, fauchte Ishi sofort, „Wenn dann schon Herr Opa Gandalf, ... äh Herr Gandalf, klar?“

„Niemals!“, entgegnete Sherry und gähnte.

„Das bedeutet Krieg!“, grummelte Ishi und ging dazu über, Sherry an ihrem Umhang zu packen und hinter sich her zu schleifen. So kam sie wenigstens nicht auf dumme Ideen und konnte ihn ärgern.
 

Nach einer weiteren Stunde Füße wund latschen, erreichte die Gruppe ein kleines Dorf.

„Und wo sind wir hier jetzt?“, fragte Ayaka fröhlich.

Sherry: „Bree!“

Ishi: „Da gibt’s ein Gasthaus! Siehst du hier eines?“

Shinichi: „Bruchtal!“

Ishi: „Liegt in den Bergen und sieht ganz bestimmt nicht so armselig aus!“

Misaya: „Osgiliath!“

Ishi: „Hier gibt es keinen großen Fluss!“

Shinichi: „Minas Thirit!“

Ishi: „Stadt, weiß, viele Mauerringe, ganz groß!“

Sherry: „Minas Morgul!“

Ishi: „Erstens: Das ist ein Berg! Zweitens: Sieht das hier aus wie Mordor?“

„Wo sind wir denn nun?“, wiederholte Misaya Ayakas Frage.

„Wir sind in...“, holte Ishi aus zu einer Erklärung. Gespannte Blicke hefteten sich auf ihn.

„...in einem kleinen Dorf!“, fuhr Ishi fort, mit der vollen Wirkung:

„Oooooooh!!!“, spielte Misaya bewunderndes Staunen.

Shinichi ließ sich nach hinten fallen. „Ich fass es nicht!“, murmelte sie.

Sherry schnaubte verächtlich und drehte Ishi mit verschränkten Armen den Rücken zu.

„Ach sag doch mal, Ishi!“, quengelte Ayaka und zupfte an seinem Mantel rum.

„Hey, ganz lassen!“, quakte Ishi und sagte dann ganz leise zu Ayaka: „Woher soll ich das wissen? Ich bin auch zum ersten Mal hier!“

„Achso!“, verstand Ayaka auch gleich. Sie ließ Ishis Mantel los und dackelte zu Misaya. Mit großen Augen blickte sie ihre Freundin an.

„Was is?“, fragte Misaya verwundert.

„Du hast das Buch gelesen und die Filme dutzende Male angeschaut, sogar die Special Extendet Versionen. Also: Wo sind wir?“

„Äh, in einem kleinen Dorf im ... Auenland!“, sagte Misaya vorsichtig. Ihr war gerade aufgefallen, dass hier außerordentlich viele Hobbits rumliefen.

„AHH! Wah!! WÄH! Die schwarzen, d-die schwarzen Reiter!“, quietschte Sherry plötzlich los. Sie versteckte sich hinter Ishi und krallte sich an seinem Mantel fest.

„Wirst du wohl meinen Mantel…!“, wollte Ishi schimpfen, aber Ayaka unterbrach ihn.

„Sie hat Recht!“, rief sie aufgeregt und zeigte ans andere Ende der Straße. Dort kreuzten gerade vier der Reiter über den Weg.

Shinichi zog ihr Schwert aus der Halterung und ließ die Zügel ihres Pferdes los. Wegen den mürrischen Blicken, die sie auf sich zog, als sie wieder reiten wollte, hatte sie ihr Pferd, der Einfachheit halber heißt es Asfaloth, die ganze Zeit über geführt.

Sie schloss die Augen und murmelte ein paar elbische Worte, die ihr gerade in den Sinn kamen. Es machte kurz *plopp* und ein kleiner, blauer Vogel flatterte an Shinichi vorbei auf die Reiter zu. Böse zwitschernd pickte er auf die Kapuzen der Nazgul ein.

„Mir fällt grade auf, dass eigentlich jemand fehlt!“, kam es von Shinichi und das im unpassendsten Moment.

„Und wer? Immerhin sind wir alle fünf hier!“, erklärte Ishi und ging damit voll auf die Ablenkung ein.

„Ich meine das doch anders! Es fehlt überhaupt voll und ganz jemand!“, versuchte Shinichi ihre Gedanken besser zu erklären.

„Ey ja, jetz wo du’s sagst! Birdy fehlt!“, erkannte Misaya, aber gleich nach diesen Worten wanderte ihr Blick zu dem blauen Vogel, der immer noch die Nazgul angriff und ihnen somit die Zeit zum Diskutieren gab.

„Waterbird? Wieso sollte sie fehlen? Habt ihr irgendwo ein Regelbuch, wo das drinsteht?“, grummelte Ishi und dachte sich insgeheim: ‚Typisch: Einer fragt was, der Nächste fragt ‚Wieso?’ und dem Dritten fällt ein, was gemeint ist!’

„Wenn du überlegst, müsste auffallen, dass wir sechs immer zusammen im Chat rumwuseln, zumindest meistens!“, erklärte Misaya. Als angehender Detektiv konnte sie sowieso recht gut erklären.

„Und da Birdy, oft zusammen mit uns im Chat ist, fehlt sie in unserer Runde!“, fügte Shinichi hinzu.

„Kling einleuchtend!“, grummelte diesmal Sherry.

„Aya, meinst du wir finden...“, wandte sich Misaya an Ayaka, aber sie sprach nicht weiter. Dort wo Ayaka gerade noch gestanden hatte, war nur noch durchsichtige Luft.

„AYA!“, kreischte Misaya erschrocken, als sie zufällig entdeckte, wie diese auf die Nazgul zuflitzte.

Schneller als der Blitz jagte sie hinterher und versuchte Ayaka zu erreichen, bevor die Nazgul sie entdecken konnten. Aber das war unmöglich, denn Ayaka rief schon von weitem: „Lasst den Vogel in Ruhe, ihr hässlichen Scream-Nachmacher!“

Da kam die Frage auf, wer hier wen attackierte? Das sah eher so aus, als hätte der Vogel die Oberhand als anders herum.

Inzwischen war Shinichi dazu übergegangen, etwas Neues zu Murmeln. Sofort stürzte von irgendwoher eine riesige Flutwelle auf die Nazgul zu.

Misaya griff nach Ayaka und erwischte sie am Ärmel. Ayaka krallte sich den Vogel, bevor Misaya sie zurück zerrte. Nur die brodelnde Gischt der Welle erreichte die zwei Mädchen und den Vogel noch, aber sie reichte aus, um alle drei quatsch-nass zu machen.

„Oha! Das war knapp!“, platze Sherry heraus.

„Oh Eru! Diese Kinder!“, ließ Ishi verlauten und stapfte auf die am Boden liegenden Mädchen zu.

„Könnt ihr auch einmal nicht in Schwierigkeiten geraten?“, fragte er und zog Misaya und Ayaka am Kragen wieder auf die Beine.

„Das mit den ‚Kindern’ hab ich gehört!“, giftete Misaya zurück.

„Na und!“

„Ich bin 20 und kein Kind mehr!“, protestierte Misaya.

„Dann benimm dich auch so!!“, argumentierte Ishi standhaft.

„Benimmst du dich etwa deinem Alter entsprechend?!“, quengelte Ayaka dazwischen.

„Na logo!!“, feixte Ishi.

„Wir sollten uns ein Hotel oder etwas Ähnliches suchen. Es wird gleich dunkel und es ist bestimmt unangenehm im Dunkeln mit nassen Sachen weiter zu wandern!“, schlug Shinichi vor.

Nach zehn Minuten Suchen war auch eine bescheidene Bleibe gefunden worden. Eine Bauernfamilie ließ sie in ihrer Scheune übernachten, auf deren Dachboden genügend Heu gelagert wurde.
 

„So, Vögelchen!“, begann Ishi Unheil verkündend.

„Piep?“, machte das blaue Vögelchen und flatterte kurz mit den noch nassen Flügelchen.

„Nichts ‚piep’! Bist du Waterbird oder nicht?“, kam Ishi gleich zur Sache ohne groß herumzureden.

„Piep piep!“, quietschte das Vögelchen munter und neigte das Köpfchen leicht zur Seite.

„Das heißt: ‚Na klar!’“, übersetzte Shinichi. Sie konnte als Elbe ja mit Tieren sprechen. Misaya logischer Weise auch, aber sie sagte lieber nichts. Sonst musste sie irgendwann noch als Dolmetscher herhalten.

„Wieso bist du kein Mensch?“, fragte Ishi, aber dann sah er zweifelnd die anderen an. „Äh, ich meine, wieso bist du kein aufrecht auf zwei Beinen gehendes Wesen?“

„Piep pieps...!“, machte Waterbird, bevor sie mit einem *plopp* verschwand.

„’Ich muss weg!’ hat sie gesagt!“, erklärte Shinichi.
 

Nach diesem ereignisreichen Tag in einer völlig fremden Welt, waren die DCIC-Chatter müde und keinem fiel es schwer, schnell einzuschlafen.

Mitten in der Nacht drang panisches Geschrei an die empfindlichen Ohren von Shinichi und Misaya. Es war aber auch laut genug, um die anderen zu wecken.

„Was ist denn los?“, fragte Ayaka und rieb sich die Augen. Sie mochte früh putzmunter sein, aber wenn man sie mitten in der Nacht weckte, war nicht viel mit ihr anzufangen.

Von draußen hallten immer wieder Schreie in die Scheune und vermischten sich mit eigenartigem Knistern.

„Werden wir überfallen? Raubt man uns aus?“, warf Shinichi hektisch ihre Fragen in die Runde.

Ishi erklärte sich als erster dazu bereit, nachzusehen. Misaya folgte ihm, um ihm Rückendeckung zu geben. Das sagte sie zumindest. In Wirklichkeit wollte sie Ishi endlich fragen, wieso Sherry so schweigsam geworden war.

Es stellte sich heraus, dass Ishi Sherry mit einem Zauberspruch belegt hatte. Immer, wenn sie vorhatte zu plaudern, wurde sie augenblicklich stumm. Wollte sie aber einen einfachen, einzelnen Satz zum Geschehen beitragen, konnte sie sprechen.

So ganz nebenbei bekamen die zwei auch mit, dass das Dorf von Uruk-hai angegriffen wurde. Sie steckten alle Häuser in Brand und arbeiteten sich allmählich zum Nachtlager der Gruppe durch. Misaya hastete sofort zu den anderen zurück.

„Wir ...müssen sofort...hier weg!“, japste sie und scheuchte Sherry und Ayaka auf. Bei Shinichi war das nicht nötig. Sie war schon aufgesprungen, als die beunruhigenden Geräusche an ihre Ohren vorgedrungen waren.

Gerade als alle zum sofortigen Aufbruch bereit waren, kam Ishi mit schlechter Nachricht zurück: „Durch das Tor kommen wir nicht mehr raus, ohne entdeckt zu werden!“

„Aber wir müssen hier raus! Sonst verbrennen wir, wenn wir nicht vorher in die Hände dieser Dinger fallen!“, warf Shinichi ein.

„Aber nicht vorne raus!“, quäkte Sherry und versuchte sich unter das Heu zu buddeln. Sogar mit Erfolg, nur mit dem Unterschied, dass sie nicht sich selbst, sondern Ayaka einbuddelte.

„Los schnell, wir springen aus dem Fenster am anderen Ende des Heubodens!“, schlug Misaya eifrig vor und krabbelte sofort über das Heu zum anderen Scheunenende.

„Jah, genau!“, pflichtete Ayaka ihr begeistert bei, „Wir springen aus... *Erkenntnispause* ... WIR SPRINGEN AUS DEM FENSTER????“

Die ersten Reaktionen: Misaya und Shinichi hielten sich voller ‚Begeisterung’ die Ohren zu, Sherry (Heu stiepelte aus ihrem Stoffumhang und ihren Wuschel-Haaren) nickte wie ein Wackel-Dackel und Ishi kroch, für einen ‚alten Mann’ recht flink, an Misaya vorbei zum Fenster. Besagtes Fenster war eher ein großes, rechteckiges Loch, das von einem etwas größeren, Tür ähnlichen Stück Holz dichtgehalten wurde.

Ishi inspizierte die Konstruktion und drückte dann mit seinem Zauberstab dagegen. Ein Knacken war zu vernehmen und die Tür schwang langsam mit einem grässlichen Quietschen auf.

Gebannte Stille erfüllte die Scheune. (Draußen tobte die Hölle!)

Shinichi und Misaya pressten immer noch die Hände gegen ihre malträtierten Ohren.

„Das ist ja schlimmer als quietschende Tafelkreide! Und so laut!“, jammerte Misaya, die dem Geräusch am nächsten war.

„Ich glaube, hier kommen wir wirklich raus!“, stellte Ishi fest, „Unten ist ein Haufen, da landen wir weich!“

„Was für ein Haufen?“, fragte Shinichi sofort misstrauisch.

„Ein Haufen mit Stroh!“, antwortete Misaya, die zu Ishi weitergekrabbelt war.

„Nur Stroh?“, bohrte Shinichi nach.

Ayaka und Sherry krabbelten inzwischen ebenfalls zu Ishi und Misaya und warfen einen Blick nach draußen.

„Da ist ja was Braunes dazwischen!“, verriet Sherry und sprang aus dem Fenster.

„IIIEEEHHH!!!! DA springe ICH NICHT runter!!!“, quiekte Shinichi. Wahrscheinlich dachte sie, unter dem Fenster wäre ein Misthaufen.

Ayaka folgte Sherry mit einem Aufjuchzen, obwohl sie vorher gar nicht so fürs Springen gewesen war.

„Ich bleibe hier!“, bestimmte Shinichi standhaft und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper.

„Wie du meinst!“ Ishi zuckte mit den Schultern und sprang ebenfalls.

„Jetz komm schon! So schlimm isses nich!“ Schon war Misaya ebenfalls gesprungen.

„Lasst ihr mich etwa alleine?“, wimmerte Shinichi, hilflos und allein zurückgelassen.

„Ihr seid so gemein!“, wimmerte sie noch einmal, bevor sie über das Heu kroch und durch das Fenster nach unten blickte. Was sie da sah, gefiel ihr gar nicht:

Ayaka und Misaya kletterten vergnügt an einigen aufgestapelten Strohballen hoch und runter, während Ishi schimpfte: „Wollt ihr wohl endlich runter kommen? Es ist wirklich mehr als unpassend, dass ihr gerade jetzt rumalbern wollt!“

Sherry tapste schon ein Stück weiter weg auf den Wald zu, der hinter der Scheune an das Dorf grenzte.

„Seid ihr GEMEIN!“, beschwerte sich Shinichi und kletterte aus dem Fenster an den Strohballen herunter zur Erde.

„Sin wir nich, wir warn nur ehrlich!“, widersprach Misaya grinsend.

„Genau, ein Haufen Stroh mit braunen Stricken!“, fügte Ayaka hinzu. Die beiden folgten Shinichi die Strohballen herunter und anschließend schlossen sich die vier der davon tapsenden Sherry an.

Als sie gerade die Waldgrenze passierten, hörten sie ein Krachen hinter sich und wenige Augenblicke später, stand ihr Nachtlager lichterloh in Flammen.

Ishi stellte sich hinter einen Baum, um nicht entdeckt zu werden. Sherry hockte sich auf den Waldboden, wo sie durch ihren braunen Umhang fast unsichtbar wurde. Ayaka und Misaya lugten, einer rechts und einer links, hinter einem dicken Baumstamm hervor auf die Scheune. Shinichi stieß einen spitzen Schrei aus, der alle herumfahren ließ: „Mein Pferd! ASFALOTH!!“

Ein gedämpftes Wiehern kam als Antwort aus dem Wald. Anscheinend war der Hengst die Ursache für das Krachen gewesen, als er das Scheunentor eingetreten hatte. Unversehrt tauchte Asfaloth zwischen den Bäumen auf und stupste Shinichi leicht gegen den Rücken.

„Sie sind nicht hier!“, kam Gebrüll vom Dorf. „Dann findet sie!“, kam ein lauteres Gebrüll als Antwort.

„Findet sie! Findet die Feiglinge! FINDET DIE FEIGLINGE!!!“

„Alter Säufer!“, platze Ayaka prompt raus, bevor sie von Ishi am Kragen gepackt und tiefer in den Wald getragen wurde. Die anderen flohen schon eifrig, sehr bestrebt das brennende Dorf schnellstmöglich hinter sich zu bringen. ...

3. Endlich, Bruchtal in Sicht!

3. Endlich, Bruchtal in Sicht!
 

Allmählich stieg die Sonne über den unzähligen Baumwipfeln in den Himmel hinauf. Eine ihrer Strahlen bahnte sich einen Weg durch das dichte Blattwerk und kitzelte ein kleines blondes Mädchen in Männerkleidern an der Nase.

„HATSHIE!!“

„Ruhe, Ayaka und wehe!“, drohte es vielstimmig aus vier unterschiedlichen Richtungen. Aber es war bereits zu spät. Der Quietsch-Flummy war schon wach!

„Guten Morgen!“, schallmaite es zweimal überdeutlich in Shinichis und Misayas Ohrenpaaren und zweimal schrecklich fröhlich in Sherrys und Ishis Ohrenpaaren wider.

„Weg, weg, müde!“, grummelte es von einem Baum herunter. Das war Misaya.

„Ist es denn schon Morgen?“, fragte eine verwunderte Stimme unter einer riesigen Wurzel hervor. Sherry hatte sich dort verkrochen.

„Ein herrlich frischer Morgen!“, trällerte es von einem kleinen Flusslauf herüber. Shinichi besah sich dort ihr Spiegelbild auf der Wasserüberfläche.

Da war wohl jemand eher munter als Ayaka.

„Halt Ruhe und leg dich wieder hin! Es ist noch nicht mal hell!“, murmelte es verschlafen von einer alten Decke am Boden auf der Ishi lag.

„Aber es ist doch schon hell!“, widersprach Ayaka fröhlich und gesellte sich zu Shinichi.

„Sagt mal, habt ihr euch noch nicht gefragt, was wir hier eigentlich machen?“, kam es gegen jede Erwartung recht munter von einem Baum herunter. Bei einem Blick nach oben entdeckte man Misaya, die es sich auf einem großen Ast bequem gemacht hatte.

„Wieso bist du schon wach?“, fragte Ayaka verwundert und musterte ihre Freundin besorgt.

„Schon??? Immer noch würde besser passen!“, brummelte Misaya und sprang von ihrem Ast auf den Boden. Fette Augenringe zierten ihr Gesicht.

„Das verstehe ich nicht: Wieso hast du dann vorhin so rumgeschimpft?“, wollte Ayaka wissen.

„Gewohnheit! Hm, aber mal ehrlich: Ich hab nachgedacht, was diese ganze Situation bedeuten könnte!“, berichtete Misaya weiter.

„Und zu welchem Ergebnis bist du gekommen?“, meldete sich Ishi zu Wort.

„Das ist ein Traum, ein bööööser Traum!“, beendete Misaya dramatisch ihre Ausführung.

„Da hatte ich aber mehr Erfolg!“, brüstete sich Ishi und fing damit die aufmerksamen Blicke der anderen ein.

„Also, hört zu:

Ich hab etwas geträumt und zwar war Waterbird mit dabei. Ich saß mitten in einem Kreis aus Bäumen, die so dicht standen, dass sie einen geschlossenen Raum bildeten. Plötzlich kam ein kleiner, blauer Vogel vorbei geflogen. Er hat immerzu: „Werft ihn ins Feuer! Werft den Ring ins Feuer!“ gekrächzt. Ich habe ihn natürlich sofort gefangen und gefragt: „Waterbird?“. Der Vogel hat gegrinst und gesagt: „Klar, wer denn sonst!“ Da ich mir auch so meine Gedanken gemacht habe, stellte ich ihr noch eine andere Frage: „Wieso sind wir hier und du irgendwie nicht und wieso sind wir so, wie wir jetzt sind?“ [Sehr einleuchtend xD] Birdy hat darauf nur weiter gegrinst und gesagt: „Tja, das ist wohl eure eigene Schuld!“ – „Wieso unsere Schuld?“, bohrte ich weiter. Da fing Birdy an irre zu kichern und erzählte: „Der Wunsch von einem von euch, ein Chattreffen zu veranstalten, war so stark, dass es eine Verschiebung zwischen der Materie der Welten gab und so seid ihr hier gelandet!“

„So, und wieso du nicht?“ Darauf kicherte Birdy wieder irre und krähte: „Ich nicht! Ich nicht!“

So langsam verlor ich die Geduld und schüttelte den Vogel einmal kräftig durch, bevor ich die letzte Frage stellte: „Und wie machen wir das wieder rückgängig?“

„Das hab ich doch schon am Anfang gesagt!“, gackerte Birdy und pickte mich mit ihrem scharfen Schnabel in die Hand. Ich ließ sie los und *plopp* war sie schon wieder verschwunden…“

„Dann werfen wir den Ring also ins Feuer!“, quakte Sherry fröhlich drauf los, „Auf nach Mordor!“

„Du weißt aber schon, dass sich der Weg nach Mordor zum Schicksalsberg über 3 Filme mit Überlänge und in den Büchern über ein Jahr hinzieht?“, kam Shinichi zögernd zu bedenken.

„Jah, worauf warten wir dann also noch?“, plapperte Sherry. Der Zauber, den Ishi auf sie gelegt hatte, schien allmählich nachzulassen.

„Darauf, dass du vernünftig wirst! Ich habe keine Lust hier Ewigkeiten umherzuirren!“, jammerte Ayaka.

„Da können wir ja froh sein, dass keiner von uns Boromir ist!“, grinste Shinichi plötzlich.

„Wieso?“, kam es prompt von Sherry.
 

„Na, der stirbt doch!“, erklärte Shinichi, „Nur gut, dass nur der stirbt!“

„Gandalf stirbt auch!“, berichtigte Sherry munter, worauf sie einen finsteren Blick von Ishi erntete, der sofort berichtigen musste: „Gandalf stirbt nicht. Im Gegenteil: Er kämpft gegen den Balrog und wird zu Gandalf, dem Weißen!“

„Aber du bist doch schon weiß, wirst du dann noch weißer?“, quakte Sherry frech.

„Farben kann man nichts steigern!“, behauptetet Misaya.

„Wir gehen über den Caradhras, da fällt Gandalf nicht in das tiefe Loch und begegnet auch dem Dämon überhaupt nicht, basta!“, bestimmte Ishi sofort und verschränkte die Arme.

„Nein, das ist der Tod der Hobbits!“, meckerte Sherry sofort wieder aufs Neue los.

„Soweit ich weiß, hat diesen Satz Boromir gesprochen, als sie vom Schnee begraben wurden, richtig? Da Boromir bei uns nicht gegenwärtig ist, kann er so was auch nicht sagen! Dass heißt eigentlich, dass wir den Pass des Caradhras nehmen können!“, trumpfte Misaya mit ihren detektivischen Nachwuchstalenten auf.

„Hey genau. Und da es keinen Gimli bei uns gibt, gibt es auch den Vorschlag, durch die Minen von Moria zu gehen, nicht!“, hängte Ayaka sich mit rein.

„Stopp, Stopp, Stopp, Stopp!!! Erstmal müssen wir nach Bruchtal, dann können wir über den restlichen Weg diskutieren!“, bremste Ishi die Diskussion aus.
 

Und so kam es, dass sie loswanderten, Ishis Meinung nach Richtung Bruchtal. Tatsächlich stapften sie aber im Wald vor Bruchtal zwei Tage lang im Kreis.

Am Abend des dritten Tages, es war bereits dunkel

„Da ist ein Licht! Ein helles Licht!“, säuselte Sherry anheimelnd. „Es ruft mich, ich werde sterben!“, philosophierte sie und griff nach dem Licht.

„Hey, Finger weg von meiner Taschenlampe!“, schimpfte Ishi sofort los und entriss Sherrys Händen den besagten Gegenstand.

„Ach Mann, ich kann nicht mehr. Können wir nicht mal ne Pause machen?“, bettelte Sherry.

„Nichts da! Wir hatten erst vor drei Stunden eine Pause! Die nächsten zwei wirst du doch wohl noch schaffen!“, entgegnete Ishi erbarmungslos.

„Aber die anderen sind auch schon völlig erschöpft!“, versuchte Sherry weiter, Ishi zum Pausemachen zu überreden.

Der drehte sich um und leuchtete mit seiner Taschenlampe in Richtung der anderen:

Ayaka dackelte Misaya träge hinterher. Diese sah auch nicht besonders munter aus. Sie stolperte über jedes kleine Steinchen, das ihr unter die Füße geriet. Shinichi jammerte leise vor sich hin, denn ihre Füße taten ihr schrecklich weh. Nur Asfaloth tänzelte nervös neben Shinichi her. Ihm passte das langsame Vorwärtskommen überhaupt nicht.

„Träumst du? Die sind alle noch taufrisch!“, revidierte Ishi Sherrys Aussage und lief ungerührt weiter.

Sherry schwieg eine Weile, aber dann blitzten ihre Augen auf und…

Sherry: „Duhu, Ishi, weißt du was?“

Ishi: „Nein!“ -.-

Sherry: „Eigentlich kann man Farben doch steigern. Immerhin gibt es rot und dann hellrot und dunkelrot. Und dann gibt es noch blau, und dann noch hellblau und dunkelblau. Und dann gibt es dann noch grün und dann noch hellgrün und dunkelgrün…“

Ishi: „Was du nicht sagst!“ -.-^

Sherry: „Ja und man sagt ja auch, dass schwarz und weiß keine Farben sind, dabei kann man die doch auch steigern. Da gibt es hellweiß, das ist dann wie das weiße Xenonlicht und dunkelweiß, das heißt dann aber grau und dabei ist grau auch wieder hellschwarz. Und dunkelschwarz das ist… *Denkpause* … das ist eben dunkelschwarz.“

Ishi: „Ja ja!“ <.<

Sherry: „Und dann hat man ja noch die unterschiedlichsten Farben: Also olivgrün, das liegt dann in der Nähe von dunkelgrün, und grasgrün ist dann eher bei hellgrün. Und bei blau gibt es so viele: himmelblau, enzianblau, saphirblau, ozeanblau, azurblau. Und bei gelb gibt es ja auch Welche…

Ishi: „Jah, Sherry!“ *grummel* >.>

Sherry: „Da wären sonnengelb, ockergelb, und ähm giftgelb, obwohl das dann schon eher wieder giftgrün heißt, aber da kann man sich drüber streiten…“

Ishi: „Jah, JAAA ist ja GUUUT! Wir machen PAUSEE!!!!“ ^>.<^
 

Drei Paar flinke Füße stolperten quer zum Weg auf die angenehmen Sitzgelegenheiten am Wegrand zu.

„Endlich!“, seufzte Ayaka, „Ich dachte schon, er lässt uns bis zum Schicksalsberg ohne Pause durch laufen!“

„Dazu hätte er doch auch nicht die nötige Ausdauer!“, verwarf Shinichi diese Idee sofort.

„Nich so laut, sonst will er uns womöglich noch was beweisen!“, warnte Misaya schnell im Flüsterton.

Sherry war unterdessen damit beschäftigt, herauszufinden, dass Ishi ihr wieder einen Schweigsamkeits-Fluch aufgehalst hatte. Verärgert zupfte sie an seinem weißen Mantel herum, um ihn davon zu überzeugen, den Fluch wegzunehmen. Ishi ignorierte sie gekonnt und beschäftigte sich stattdessen mit seinem Zauberstab.

Misaya kletterte auf einen der herumstehenden Bäume, zwecks der besseren Übersicht auch wenn es Nacht war, und rief zu Shinichi herunter: „Wieso reitest du nicht vor, nach Bruchtal, und lässt uns Pferde schicken?“

„Ich bin NICHT Arwen, ich sehe nur so aus. Demzufolge kenne ich den Weg auch nicht!“, grummelte diese missgelaunt.

„Dann schicken wir Asfaloth vor, der kennt bestimmt den Weg!“, schlug Misaya als nächstes vor.

„Hey, stimmt ja!“ Shinichi sprang vor Begeisterung auf, verzog aber sofort das Gesicht wegen ihrer schmerzenden Füße.

„Aber wie sollen die denn wissen, was los ist? Das Pferd kann doch nicht sprechen!“, wandte Ayaka ein.

„Elfen können mit Tieren reden!“, belehrte Shinichi, „Asfaloth, angetrabt, aber flott!“

Ayaka starrte fasziniert auf das riesengroße, weiße Pferd, das mit kräftigen Schritten zu ihnen getrabt kam. Eigentlich hatte sie sogar ein bisschen Angst vor Asfaloth.

Misaya erblickte etwas anderes, viel interessanteres. Mit einem Sprung landete sie sicher direkt neben Ayaka auf dem Boden.

„WAH! Erschreck mich doch nicht so!“, bat Ayaka, aber als sie den abwesenden Blick ihrer Freundin bemerkte, fügte sie fragend hinzu: „Was ist los?“

Misaya reagierte nicht, stattdessen ging sie einige Schritte auf den Weg zu.

Ein sanftes, leichtes Klingeln drang an Shinichis Ohren.

„Habt ihr das gehört?“, fragte sie sofort. Ayaka schüttelte den Kopf, aber Misaya nickte bedächtig.

„Ja, nicht nur das! Ich sehe ihn!“

„Ihn? Häh?“, fragte Ayaka.

„Glorfindel!“, quietschte Shinichi und sprang dem überraschten Elben entgegen.

Glorfindel zügelte sein braunes Ross und blickte verwundert zu Shinichi hinab.

„Arwen, welch schicksalhafte Fügung hat euch hier her geführt?“, fragte er verwundert und stieg von seinem Pferd ab.

„Wird ja auch langsam Zeit! Im Buch tauchste viel eher auf!“, plapperte Misaya und kam daherstolziert.

„Prinz Legolas, welch weitere Überraschung Euch hier vorzufinden. Ich war gewiss, Euch in Bruchtal zurück zu lassen.“

„Legolas??“, fragte Misaya mit plötzlichem Verzücken, „Wo, wo ist er? Ich will ein Autogramm!“ Dann fiel ihr auf, dass Glorfindel mit ihr gesprochen hatte. Schnell überlegte sie sich eine Ausrede: „Ähem, das war natürlich nur ein kleiner Spaß!“ Glorfindel bedachte Misaya mit einem merkwürdigen Blick, sagte aber nichts.

„Also ich war der Meinung, dass ich bei der Suche nach dem Halbling helfen sollte, also ritt ich nach euch ebenfalls in die Wälder!“, haspelte Misaya schnell zusammen, während Glorfindel seinen Blick zu Ayaka, Sherry und Ishi schweifen ließ.

„Wie ich sehe, hattet ihr Erfolg!“, stellte Glorfindel fest, als sein Blick an Sherry haften blieb.

„Ja logisch! Und ich habe Legolas selbstverständlich geholfen!“, hakte Shinichi ein, um auch etwas von dem Ruhm abzubekommen.

„Mir fällt auf, dass Ihr zu Fuß seid, ehrenwerter Prinz Legolas! Wo ist euer treues Ross?“, fragte Glorfindel, dessen Erstaunen gerade eben abklingen wollte.

„Das wurde von einem mächtigen Zauberer erschreckt und is getürmt!“, flunkerte Misaya scheinheilig.

„Beira? Erschreckt... und getürmt?“, kam es ungläubig von Glorfindel, „Mir scheint, man hat vergessen mich in der Geschichte mitspielen zu lassen!“

Shinichi prustete mit einem Mal los.

„Wenn du wüsstest, wie Recht du hast!“, murmelte Misaya undeutlich, was ihr ein „Bitte was?“ einbrachte.

Sie hustete gekünstelt und meinte, sie hätte nichts gesagt.

„Ach Glorfindel! Wird ja auch Zeit, im Buch warst du aber eher da!“, beschwerte sich Ishi. Er hatte bereits Sherry aufgescheucht, die es sich völlig erschöpft in einer Bodenmulde bequem gemacht hatte. Sherry grummelte nun missmutig, da ihr ganz genau bewusst geworden war, dass Glorfindels Auftauchen bedeutete: Wir laufen jetzt weiter!

„Gandalf? Ich nahm an, ihr wäret erschöpft nach eurer Flucht von Isengard!?“, fragte Glorfindel, schon nahe am Nervenzusammenbruch. So allmählich zweifelte er an seinen Sinneswahrnehmungen.

„Und ich bin ein weißer Zauberer, klar? So, können jetzt nach Bruchtal gehen!“, ergänzte Ishi erhaben und drängte zum Aufbruch.

So kam es also, dass Glorfindel sie direkt nach Bruchtal führte. Der Rat wurde abgehalten, der echte Frodo bekam den Ring aufgehalst und die Insassen der DCIC-Anstalt durften wieder in ihre Gummizellen zurück. So hätten sie es gerne gehabt, aber das Schicksal hatte anderes mit ihnen vor.

4. Die geschrumpfte Gemeinschaft des Ringes

4. Die geschrumpfte Gemeinschaft des Ringes
 

„Wir haben uns hier versammelt, um über unser aller Schicksal zu entscheiden!“, begann Elrond mit erhabener Stimme. Er nahm sich die Zeit, jedem der Anwesenden einen eindringlichen Blick zuzusenden, bevor er fortfuhr: „Unser Zeitalter, das Zeitalter der Elben, neigt sich seinem Ende zu. Dennoch ist es in unserem Interesse, die Landen von Mittelerde lebenswert zu erhalten....“

„Werft den Ring ins Feuer!“, sabbelte Sherry dazwischen.

„Und dich gleich hinterher!“, freute sich Ishi.

Beide wurden mit einem strengen Blick von Elrond sofort zum Schweigen gebracht. „Wir werden den Ring ins Feuer werfen, zu gegebener Zeit -Sei-Ja-.Still-Blick zu Sherry- und ob der Ringträger dem Tod entrinnt, liegt ebenfalls nicht in unserer Hand -ein Wehe-du-sagst-was-Blick zu Ishi-. Zeige uns den Ring, Frodo!“

Sherry rührte sich keinen Millimeter, bis Ayaka sie anschubste und leise sagte: „Du bist gemeint!“

Daraufhin zupfte Sherry an ihrem Umhang herum, bis sie endlich die Kette in die Finger bekam, an welcher der Ring befestigt worden war. Anschließend zerrte sie sich die Kette über den Kopf und legte sie samt Ring auf das Steinpodest in der Mitte des Rates.

Ein Raunen ging durch die Runde. Boromir, der zu Sherrys Bedauern doch noch aufgetaucht war, erhob sich und setzte zu seiner Rede an: „Er ist ein Geschenk...“

„Na klar! Wir wissen ja, was du erzählen willst!“, quackerte Ayaka, seltsam mutig, dazwischen, „Und ich sage dir gleich,: Du kannst ihn nicht einsetzen!“

„Was hat ein einfacher ... Waldläufer wie du, überhaupt hier zu suchen?“, spottete Boromir mit einem frechen Grinsen.

Sofort sprang Misaya auf und warf Boromir einen Ich-mag-dich-nicht-Blick zu. Mit selbstsicherer Stimme fuhr sie Boromir an: „Quatsch nich, biste blind oder was? Das is deine Königin, ... äh dein König Aragorn, Arathorns Sohn, du bist ihr, äh, ihm zu Treue verpflichtet, du Pappnase!“

„Lass den doch reden! Setz dich doch wieder hin, Mi!“, bat Ayaka leise und zupfte an Misayas Ärmel.

„Tz!“, machte Boromir verächtlich und schwieg für den Rest der Sitzung bis zu dem Punkt, an dem Sherry plötzlich aufsprang und rief: „Ich nehme den Ring,... und bringe ihn nach Mordor, aber... ihr müsst mir den Weg zeigen!“

Misaya klatschte sich mit der Hand gegen die Stirn und seufzte: ‚Wollten wir uns nicht da raus halten?’

Ishi brummte unwillig und drohte: „Du kriegst gleich eins mit meinem Stab!“, und fügte in Gedanken hinzu: ‚Wenn du nich sofort sagst, dass du nur Spaß gemacht hast!’

Ayaka hielt sich ans Drehbuch und sagte pflichtgetreu: „Wenn ich dich durch mein Leben oder deinen Tod schützen kann, so werde ich das (nicht) tun. Du hast mein Schwert!“

„Dann hast du meinen Bogen!“, sagte Misaya sofort zu Ayaka, denn wer glaubt schon, dass das kleine Aya-Tierchen jemanden schützen kann, wenn es das nicht mal mit sich selbst zuwege bringt.

Als Boromir gerade aufstand und sich zu den Dreien gesellen wollte, widersprach Sherry sofort: „Nee du, lass mal, wenn dir dein Leben lieb ist!“

„Es ist meine Pflicht, euch zu begleiten!“, argumentierte Boromir standhaft.

„Es ist deine Pflicht zu sterben, wenn du mitkommst!“, beharrte Sherry auf ihrem Willen.

„Ich werde mitgehen!“

„Nein, wirst du nicht!“

„Doch, werde ich!“

„Nein!“

„Doch!“

„Nein!“

„DOCH!“

„NEIN! NEIN! NEIN! NEIN!!!“

„RUHE!“, funkte Elrond dazwischen, „Wenn Frodo eure Begleitung nicht wünscht, akzeptiert das.“ Boromir nickte ergeben und setzte sich wieder.

„Also, wenn jetzt keiner weiter mit möchte...“, wollte Elrond die Wahl beenden, aber da stürmte Shinichi in den Rat und rief: „Ich will auch mit!“

„Aber Arwen!“, entrüstete sich Elrond über das unschickliche Verhalten seiner ‚Tochter’.

„Bitte, bitte Papa! Lass mich mit!“, bettelte Shinichi, als hätte sie ihre Lebtage nichts anderes getan und es zu wahrer Meisterschaft in dieser Tätigkeit gebracht. Da konnte Elrond seinem lieben Töchterchen nicht widerstehen und sagte: „Na gut, wenn es dein Wille ist, soll es so sein!“

Shinichi jubelte und tapste zu den drei anderen auserwählten Unglückspilzen.

„Noch jemand?“, fragte Elrond, diesmal etwas ungehalten.

Ishi spürte bettelnde Blicke auf sich ruhen, versuchte aber, diese tunlichst zu ignorieren. Die Blicke wurden durchdringender und als Ishi einen kurzen Blick auf seine vier Anstalts-Kollegen warf, glubschten ihm große Augen entgegen. Am schlimmsten war der berühm-berüchtigte Hunde-Augen-Bettel-Blick von Ayaka und Misaya.

„Warte, ich gehe auch noch mit!“, sagte er plötzlich, „Einer muss schließlich aufpassen, dass sie keine Dummheiten machen!“

„So soll es sein: fünf Gefährten, die losziehen, um unser aller Schicksal zu entscheiden.“, erklärte Elrond die Ratssitzung offiziell für beendet.
 

10 Minuten später

Sherry hockte heulend auf ihrem Bett und jammerte: „Ich will aber nicht alleine über die Emin Muil und schon gar nicht durch die Totensümpfe!“

„Klärt ihr mich mal auf, was dieser Krach soll?“, wollte Shinichi wissen, die gerade zur Tür herein kam.

Ayaka nickte und begann zu berichten: „Also Frodo, alias Sherry muss doch im Film alleine über die Berge und durch die Sümpfe!“

„Und Gollum?“, fragte Shinichi, „Der ist doch auch dabei!“

„Ja, aber den mag Sherry nicht.“, ergänzte Ayaka.

„Ach Mann, soweit sind wir doch noch gar nich! Lass uns erstmal bis dahin kommen, vielleicht sieht’s bei uns ja ganz anders aus!“, verwarf Misaya alle Bedenken. „Inzwischen war alles nicht so gelaufen, wie im Film oder Buch, wieso also sollte das jetzt plötzlich übereinstimmen.“
 

Das war ein Machtwort und Misaya wusste nicht, dass darin mehr Wahrheit steckte als sie alle ahnten…
 

Sieben Tage nach der Ratssitzung war es dann endlich soweit: Auf nach Mordor, um dem Schicksal eine andere Wendung zu geben, wie Elrond meinte.

Dank Sherrys übereifrigem Einwurf „Ich nehme den Ring…!“ ist alle Hoffnung auf eine schnelle Heimkehr zunichte gemacht worden, hat sich in Rauch aufgelöst, ist klitzeklein gehäkselt worden, zerhackstückelt in mundgerechte Happen….
 

Am Morgen des achten Tages, oder besser gesagt in der Nacht, schlichen fünf dunkle Gestalten in lange Gewändern gehüllt durch die Hallen von Bruchtal. Das einzige Geräusch, das von den Gestalten kam, war ein dumpfes *Boing* und kurz darauf ein gezischter Fluch: „Verdammte Säulen, müssen die im Weg rumstehen!“

„Du musst nur drum herum gehen!“, schlug Ishi Shinichi vor, die sich die schmerzende Beule rieb.

„Seid doch ma’ leise, sonst merken die noch was!“, flüsterte Misaya und tapste schnell an Ishi und Shinichi vorbei, die stehen geblieben waren.

Irgendwo weiter hinten bahnten sich Sherry und Ayaka einen Weg durch die Finsternis. Es schien aber auch kein Mond, der ihnen den Weg erleuchten konnte. Scheinbar hatte sich Mittelerde gegen die fünf Gefährten verschworen.

Nach zwei Irrwegen durch die Festung von Bruchtal standen sie endlich vor den Festungstoren und beratschlagten über den weiteren Weg.

Ishi hatte in weiser Voraussicht eine Landkarte aus Elronds Sammlung ‚ausgeliehen’, auf unbestimmte Zeit. Diese studierte er jetzt eingehend, nachdem er mit seinem Zauberstab eine kleine Lichtquelle erschaffen hatte.

„Wir müssen … nach links…“, sagte Ishi leise und zeigte in die angegebene Richtung, „…den Berg da hinauf und dahinter durch die Ebene.“

„Bergsteigen…“, murrte Sherry. Aber keiner achtete auf sie.

Ausgeruht von den Strapazen vor ihrem Aufenthalt in Bruchtal, wanderten die fünf los. Fast schon abenteuerlustig stapften Ayaka und Misaya vor den anderen dreien her. Zu Shinichis Bedauern musste sie Asfaloth in Bruchtal zurücklassen. Elrond war der unumstößlichen Ansicht, dass auf der Wanderung Gleichberechtigung herrschen sollte.

Nieder mit der Gleichberechtigung!

Immerhin schmerzten ihre Füße nicht mehr und so folgte sie ohne Widerworte. Ishi missbrauchte seinen Zauberstab als Wanderstock und Sherry schwieg, weil ihr nichts anderes übrig blieb.
 

Nahezu zehn Tage liefen sie überwiegend ziel- und planlos durch die Gegend. Immer Richtung Osten strebend, dem Gebirge entgegen, dass sich am Horizont auftürmte. Und am 11. Tag erreichten die Gefährten es endlich: das Nebelgebirge.

„Der Caradhras liegt etwas weiter südlich, wenn wir jetzt ein Stück südwärts laufen und uns dann wieder ostwärts wenden, müssten wir ihn genau treffen!“, plante Ishi mit Blick auf seine Karte.

Die anderen hockten um ihn herum und hörten mehr oder weniger zu. Sie hatten schon aufgegeben über ihre wunden Füße zu jammern, denn was nütze es: Weiter wandern mussten sie und jedem erging es gleich.

Nach einer dreißigminütigen Pause hieß es also weiterwandern.

Gegen Mittag passierten sie die Schneegrenze und als würde der Schnee Ishis Zauber aufheben, fing Sherry an zu quasseln: „Ieh, kalt. Ich frier mir ja die Füße ab…“

Die Laufpositionen wurden verändert, sodass Ishis als erster lief. Er sprach ein paar Hitze- und Feuerzauber, um den Schnee weg zu schmelzen. Leider musste er schon sehr bald damit aufhören, denn der Schnee wurde nicht weniger, aber das geschmolzene und sofort wieder gefrorene Wasser immer mehr.

„Rutschig hier oben!“, grinste Ayaka, als Shinichi zum hundertsten Mal auf dem Eis ausrutschte und unsanft die Bekanntschaft mit dem harten Boden machte. Shinichi konnte aber nichts erwidern, weil Ishi von vorne rief: „Jetzt müssen wir uns durch den Schnee buddeln!“

Je höher sie kletterten, desto höher wurde auch der Schnee und nun hieß es, Schneegänge graben. Ishi half Shinichi und Misaya auf den Schnee hochzuklettern. Sie waren als Elben Fliegengewichte und konnten so auf dem Schnee weiterlaufen, während die anderen einsinken würden.

Leichtfüßig rannten sie über den Schnee und kundschafteten aus, bis wohin die Schneewehe ging, die den anderen den Weg versperrte. Währenddessen buddelten Ayaka und Sherry bereits einen Gang. Ishi sorgte zwischendurch für eine Möglichkeit zum Aufwärmen mit seinem Feuerzauber.

Nach einigen Minuten führte schon ein beachtlicher Gang durch den hoch aufgetürmten Schnee. Es war sogar etwas wärmer da drin. Vom Anfang des Tunnels waren verwunderte Stimmen zu hören. Shinichi und Misaya waren wieder zurück und wunderten sich über den langen Schneetunnel.

„Draußen ruft jemand einen Zauber oder so was ähnliches!“, berichtete Misaya schon, bevor sie bei den anderen drei Gefährten angelangt war.

„Es ist ein richtiges Unwetter losgebrochen!“, ergänzte Shinichi mit besorgter Miene.

Wie zur Bestätigung grollte ein lauter Donner und kurz darauf gab es ein ohrenbetäubendes Krachen. Die Schneedecke über Ishi, Sherry und Ayaka brach ein und unter ihren Füßen gab der Boden ebenfalls nach. Der Schnee verschluckte ihre Schreie als sie vom Erdboden verschlungen wurden.

Bevor Shinichi und Misaya bewusst wurde, was geschehen war, brach auch unter ihren Füßen der Boden weg und der Berg verschluckte die beiden Elben wie zuvor ihre drei Gefährten.

5. Erholung in Lothlorien

5. Erholung in Lothlorien
 

Misaya hustete. Vorsichtig öffnete sie die Augen und sah nichts weiter als Dunkelheit. Als sie Luft holen wollte, atmete sie eine Menge Staub ein, der sie wieder zum Husten brachte.

„Au, mein Rücken!“, ächzte sie leise, als sie versuchte sich aufzurichten. „Hallo? Ist hier noch jemand?“

Das Geräusch von herabrieselnden kleinen Steinen ertönte, aber es kam keine Antwort.

„Ayaka?... Ishi?... Seid ihr okay?“, fragte sie erneut in die Finsternis. Wieder bröckelten Steine und neben Misaya regte sich etwas.

„Der Berg hat uns gefressen!“, quäkte es gleich und Misaya erkannte, dass es Sherry war.

„Sherry?“, rief es fragend aus einiger Entfernung, „Sprich weiter, ich komme zu dir!“

Jetzt wurde auch Misaya wieder lebhafter: „Wir sind hier drüben!“ Sie rappelte sich richtig auf und streckte ihre Arme und Beine, um herauszufinden, ob noch alles heil war.

Ein kleiner Lichtschimmer näherte sich und Sherry rief: „Licht, Licht!“

Der Schimmer wurde heller und schließlich erkannte man Shinichis Gesicht hinter dem Licht. Sie hielt eine Fackel in der Hand und kam auf Sherry und Misaya zugelaufen. Im Halbdunkel konnte man ihr Gesicht nicht genau erkennen und so entdeckte Misaya nicht gleich, dass Shinichi weinte.

„Was,.. was isn los?“, fragte sie, als sie die Tränen im Feuerschein schimmern sah.

„Kommt mit!“, schluchzte sie leise, „Ayaka ist weiter hinten!“

Sherry sprang auf und lief neben Shinichi her, die den Weg, den sie gekommen war, zurückging. Misaya folgte nachdenklich. Sie hatte eine schreckliche Vorahnung.

Unter dem Berg war es jetzt still, nur ein leises Schluchzen drang an Misayas feine Ohren, als sie Shinichi folgte. Es war Ayaka. Sie hockte vor einem tiefen Abgrund und hielt ein Stück weißen Stoff in ihren Händen.

Als sie die anderen kommen hörte, blickte sie auf und schniefte: „Ishi ist… Ishi ist runter gefallen!“ Sie brach wieder in Tränen aus. Misaya starrte ihre Freundin an. Sherry aber war wohl begriffsstutzig: „Ach hör schon auf. Wetten ihr wollt uns nur reinlegen und Ishi versteckt sich hinter einem großen Stein oder so was!“

Aber weder Shinichi noch Ayaka riefen fröhlich „Reingelegt!“ und Ishi kam auch nicht hinter einem Stein hervor und grinste frech.

Nach dem kurzen Schockmoment krabbelte Misaya zu Ayaka und die beiden versuchten sich gegenseitig Trost zu spenden.

Nicht lange durften sie trauern, da drängte Ayaka, entgegen ihrer Natur, zum Weitergehen. „Wenn wir den Ring los sind, kommt er bestimmt wieder!“, weckte sie die kleine Hoffnung auf ein Wiedersehen.

„Ja, im Buch kommt Gandalf ja auch wieder! Und im Film!“, versuchte Misaya ebenfalls die anderen aufzumuntern. Aber sie selbst wusste nicht genau, ob diese Reise wirklich so sehr nach Drehbuch verlief, wie sie eigentlich sollte.
 

Nur noch zu viert bahnten sie sich einen Weg durch die Berggänge. Nach Shinichis Vermutung mussten sie in die Minen von Moria gestürzt sein, aber sicher war es nicht. Jede Minute in den Minen bangten sie darum, ja nicht den Orks oder sogar dem Balrog zu begegnen.

Shinichi führte die kleine Gruppe scheinbar zielstrebig durch das unterirdische Labyrinth, dabei folgte sie nur ihrer Intuition. Manchmal blieb sie für wenige Sekunden unschlüssig stehen, nur um die Richtung zu wechseln.

Es erschien ihnen gleich einer Ewigkeit, die sie schon im Dunkeln umherirrten, als ein frischer Luftzug an ihnen vorbeiwehte. Die Luft wurde mit jedem weitern Schritt klarer und schließlich wurde das Licht der Fackel unnötig, denn Tageslicht flutete in den unterirdischen Gang.

„Endlich, wir sind draußen!“, seufzte Shinichi erleichtert auf. Mit einem wehleidigen Blick zurück in die Dunkelheit des Berginneren dachte sie an Ishi.

Als könnte Misaya Gedanken lesen, sagte sie: „Ich hoffe, wir sehen ihn wieder!“

Ayaka schniefte unüberhörbar neben ihr. Sherry zwang sich zu einem Lächeln und erinnerte die anderen ans Weiterlaufen.

„Lorien ist nah!“, verkündete Shinichi. Sie klang nicht halb so fröhlich, wie sie beabsichtigt hatte.
 

Bevor der Abend dämmerte erreichten die zwei Elben, die Hobbitine und die Waldläuferin die Bäume des goldenen Waldes. Nur wenige Schritte waren sie unter den riesigen Bäumen gegangen, da wurden sie bereits aufgehalten. Ein bewaffneter Trupp Elben hatte sie umzingelt und zielte mit ihren Pfeilen auf die vier Gefährten.

„Hey, Haldir!“, begrüßte Misaya ungezwungen einen der Elben, scheinbar der Hauptmann. Der Angesprochene blickte sie verwundert an, aber ein kleines Leuchten des Erkennens blitzte in seinen Augen auf.

„Legolas, Thranduilion, mit seltsamen Gefährten betreten ihr den Goldenen Wald.“, stellte Haldir sachlich fest. Seine Wiedersehensfreude hielt sich deutlich in Grenzen.

„Ach komm schon, alter Kumpel!“, schlug Misaya einen ungezwungenen Tonfall an, „Wir sind die Gefährten von Bruchtal und brauchen nur eine kleine Pause. Galadriel weiß Bescheid!“

„Ihr sprecht mit unverschämter Zunge, Prinz aus dem Düsterwald!“, entgegnete Haldir eisig.

„Es wäre nett, wenn Eure Kämpfer die spitzen Dinger wegnehmen würden. Die sehen gefährlich aus.“, bat Shinichi, um die Situation zu retten.

Haldir blickte erstaunt in ihre Richtung. „Solch Hoher Besuch! Seid uns willkommen, Arwen Abendstern, junge Herrin von Bruchtal!“, begrüßte er Shinichi auf einmal. „Nehmt die Waffen runter!“

„Die Frau Galadriel erwartet euch bereits.“, verkündete Haldir mit plötzlicher Freundlichkeit, „Wenn Ihr mir bitte folgen wollt.“

Erhabenen Schrittes marschierte der Elben-Hauptmann vor der kleinen Gruppe der Gefährten.

Fast die ganze Nacht über wanderten sie unter den Bäumen dahin, bis Haldir unvermittelt stehen blieb.

„Die letzte Hochburg der Elben Caras Galadhon, das Reich des Herren Celeborn und seiner Frau Gemahlin Herrin Galadriel.“, eröffnete Haldir eine feierliche, kurzen Rede. „Gewahrt Euch in ehrenvoller Form, um ihre Gastfreundlichkeit nicht zu beleidigen.“

Er setzte seinen Weg fort und stieg eine Strickleiter in einen Baum hinauf. Die Gefährten folgten in dieser Reihenfolge:

Misaya: „Jetzt muss ich auch noch klettern...“, murmelte sie ein bisschen grimmig.

Shinichi: „Wah, wa-wacklig... Können die nicht endlich auch in Häuser und Burgen ziehen, anstatt weiter auf Bäumen zu hocken, wie die Spatzen?!“, fluchte sie innerlich.

Ayaka: „Was brauchen die denn so lange? Schneller, hoch, hoch...!“, drängelte sie die anderen vorwärts.

Sherry: „Ich will nicht zur Herrin. Sie verzaubert mich.“, quengelte sie ungeniert.

Nach den vier Gefährten folgten ein paar von Haldirs Kriegern.

Auf einer Plattform angekommen, die direkt aus dem Baumstamm heraus wuchs, führte eine Wendeltreppe höher in die Baumkronen. Haldir führte sie genau diese nach oben. Anfangs zählte Misaya, ihrem verrückten Hobby folgend, die Stufen: „1, ... 2, ... 3, ... 4, ... 5, ...“

So vergingen fast 20 Minuten.

„1.037, ... 1.038, ... 1.039, ... 1.040, ... 1.041, ...“, zählte Misaya leise vor sich hin murmelnd und unbeirrt weiter. Sherry, 10 Stufen weiter unten, zählte laut dazwischen: „960, ... 2.853, ... 12, ...“ Misaya aber ließ sich nicht durcheinander bringen.

Die Wendeltreppe schien endlos weiter zu gehen. Shinichi bekam zu ihren schmerzenden Füßen jetzt noch drückende Waden und zwickende Knie.

Gerade als sie sich auf die Treppenstufen setzen und streiken wollte, war die Treppe plötzlich zu Ende. Ein Jubelschrei erklang und Shinichi rannte die letzten Stufen hoch. Dort setzte sie sich endlich hin.

„Wohl wahr. Diese anstrengende Reise ist nichts für die zarten Füßchen Arwen Abendsterns.“, sprach eine sanfte, männliche Stimme. Shinichi blickte verwundert auf und entdeckte den Herren Celeborn und die Herrin Galadriel. Unfähig sich auf ihre Beine zu erheben, verbeugte Shinichi sich im Sitzen.

Ayaka, Sherry, Misaya und Haldir gesellten sich dazu und begrüßten die Hohe Elbenmaid ebenfalls.

„Fünf Gefährten, so erreichte uns Nachricht, brachen von Bruchtal auf, aber hier sind nur vier!“, stellte Celeborn fest, „Sagt mir, wo ist Gandalf?!“

Ayaka, Shinichi und Misaya senkten sofort den Blick, aber Sherry stammelte: „... gefressen... Der Berg hat ihn ... gefressen!“

„Er ist in den Schatten gestürzt!“, unterbrach Galadriel wie in Trance. Keiner widersprach, alle starrten sie nur erschrocken an. Die Herrin blickte jeden einzelnen der Gefährten lange und eingehend an. Ihre tiefblauen Augen schienen das Licht der Sterne wider zu spiegeln.

„Erholt euch von den Strapazen und der tiefen Trauer, bevor ihr euren beschwerlichen Weg fortsetzt.“, brach sie mit sanften Worten ihren Zauberbann, „Seid meine Gäste in Lorien!“

Haldir erhielt seine Anweisungen und dann führte er die Gefährten wieder die Wendeltreppe hinunter. Nicht nur Shinichi befiel Unbehagen, als die unzähligen Stufen wieder vor ihren Augen auftauchten.

Seltsamerweise mussten sie die Treppe nicht bis zum Ende gehen, denn auf ungefähr der Hälfte führte ein Weg seitlich weg zu einer Art Podest. Decken waren dort ausgebreitet und es standen zwei kleine Tische und einige Stühle da. Ebenso waren schmale, lange Gefäße mit Wasser vorzufinden.

„Der euch zugeteilte Ruheplatz. Habt euch wohl!“, verabschiedete Haldir sich und ließ die Reisenden allein.

6. Die Gemeinschaft zerfällt

6. Die Gemeinschaft zerfällt
 

Mit zufriedenen Seufzern ließen sich Shinichi und Ayaka auf die Decken nieder.

„So schön weich... “, freute sich Ayaka.

„Und schön warm!“, ergänzte Shinichi zufrieden.

„Hier kann man es aushalten!“, seufzten beide gleichzeitig.

Sherry wollte sich auch gerade auf die Decken stürzen, da beschwerte sich Misaya: „Wie könnt ihr nur so fröhlich sein? Habt ihr schon vergessen, was mit Ishi passiert ist?“

„N-nein, natürlich nicht!“, stammelte Ayaka, „Aber du weißt doch, dass wir ihn wieder sehen, oder?“

„Ich weiß gar nichts!“, widersprach Misaya und verschränkte die Arme.

„Im Film kommt Gandalf doch auch wieder.“, versuchte Sherry die Situation aufzuheitern.

„Im Buch auch!“, fügte Misaya hinzu und ihr Gesichtsausdruck wurde ernst: „Aber das hier ist weder der Film noch das Buch!“

Die folgende Stille wirkte tief betrübt und wurde durch ein Klagelied der Elfen noch trauriger.

„Gandalf stürzte als ‚Der Graue’ in die Tiefe, aber Ishi war schon Gandalf, der Weiße. Wir wissen nicht was passiert, wenn eine Tatsache so verändert ist...“

„Bisher war doch trotzdem alles ähnlich!“, gab Shinichi auch ihren Senf dazu.

„Ja es war ähnlich aber nicht gleich!“, erkannte nun auch Ayaka. Sie krabbelte auf den Decken entlang zu Misaya und blickte fragend zu ihr auf: „Meinst du wirklich, wir sehen ihn nie mehr wieder?“

„Ich weiß es nicht. Ich hoffe nur, dass alles wieder rückgängig gemacht wird, wenn wir den Ring zerstört haben!“
 

Lange erholsame Tage verweilten die 4 Gefährten in Lothlorien. Als sie wieder aufbrechen wollten, rief Galadriel Sherry zu sich. Ehrfürchtig trat die kleine Hobbitine vor die große Elben-Herrin und verneigte sich.

„Komm!“, formte Galadriel das Wort mit ihren Lippen. Sie wandte sich um und stieg eine schmale Treppe hinunter. Sherry dackelte hinterher, während die anderen verwundert zusahen.

„Was soll das?“, wisperte Shinichi.

„Galadriel führt Sherry bestimmt zum Spiegel!“, schlug Ayaka als Antwort vor.

Während sie noch darüber nachdachten, erschien Haldir. Er hatte einen Zwerg im Schlepptau und die Miene des Elben verriet, dass ihm die Anwesenheit des Zwerges nicht sonderlich gefiel.

„Misaya!“, krächzte der Zwerg und stürmte auf besagte Person zu.

„Ayu?“, fragte die Elbe verwundert, „Was machst du denn hier?“

„Das wollte ich dich eigentlich fragen!“, entgegnete der Zwerg Ayu.

„Der Zwerg gehört also zu euch. Dachte ich mir doch!“, stellte Haldir fest. Froh, den Zwerg wieder loszuwerden, marschierte er eilig davon.

„Los erzähl mal: Wie haste uns gefunden?“, fragte Misaya sofort und Ayu erstattete Bericht.

„Eigentlich war es nicht schwer, euch ausfindig zu machen. Ich kannte die Geschichte und wusste, wo ihr langgehen würdet. Also bin ich euch quasi einfach nur gefolgt... Aber sag mal, fehlen bei euch in der Gruppe nicht welche und, äh ich wusste gar nicht, dass Arwen mit auf die Reise gegangen war!“

„Tja, das können wir dir auch nicht so genau erklären!“, machte Misaya ihre Ahnungslosigkeit deutlich.

Während sie auf Frodo,... äh Sherry warteten, durfte Ayu noch weiter von ihrer „Verfolgungsjagd“ berichten. Und dann tauchten endlich Galadriel und Sherry wieder auf. Sherrys Gesicht war kreidebleich und man musste befürchten, dass sie jeden Augenblick umfiel.

„Ich werde euch einige Geschenke mit auf die Reise geben.“, verkündete Galadriel und bedeutete den Gefährten, ihr zu folgen.

Die Elben-Herrin schritt erhaben die Wendeltreppe hinab und führte die Reisenden zu den Ufern des Flusses Celebrant. Dort warteten am Steg drei Elben-Boote. Aus feinem, weißen Holz waren sie gefertigt und an ihrer Stirnseite prangte je ein eleganter Schwan, der so zierlich geschnitzt war, dass es beinahe so schien, als würde er leben. Die Paddelblätter hatten die fein gegliederte Form von Blättern, nur die Farbe war weiß statt grün.

„Diese Boote werden euch geruhsam den großen Strom hinunter tragen. Aber vorerst bringen sie uns auf eine kleine Flussinsel.“

Die Herrin Galadriel stieg behutsam in eines der Schwanenboote. Zwei Elben-Krieger nahmen die Paddel und stießen das Boot vom Steg ab. Sherry, Shinichi und Ayu wurden einem Boot zugeteilt, Misaya und Ayaka dem zweiten. Nach wenigen Versuchen, hatten Shinichi und Misaya den Dreh mit den Paddeln heraus und lenkten ihre Boote dem von Galadriel hinterher.
 

Eine kurze Weile führte der Flusslauf durch dichten Wald und ab und an entdecken die Gefährten wilde Tiere am Ufer, die neugierig zu ihnen blickten. Als das Wasser links und rechts an einer Insel vorbei floss, hielt Galadriels Boot direkt an deren Ufer. Die Herrin der Elben setzte ihre Füße behutsam auf den Gras bewachsenen Boden der Insel und schritt dann wieder voller Erhabenheit in das Zentrum des kleinen Fleckens Erde. Die fünf Gefährten folgten ihr schweigend.

Ein leichter, silbrig-goldener Schimmer lag in der Luft und brachte alle Pflanzen auf der kleinen Insel zum funkeln. Über ihren Köpfen sangen vereinzelte Vögel ihre traurigen und fröhlichen Lieder. Alles schien wie unter einem Zauberbann und dennoch war es voller Wirklichkeit.

Shinichi entdeckte ein weiteres Schwanenboot, das sich auf die Insel zu bewegte. Es legte am selben Ufer an, wo die anderen Boote lagen.
 

„Nun erhaltet ihr eure Geschenke!“, eröffnete Galadriel feierlich, bevor sie sich zu den Booten begab. Aus dem, welches als letztes die kleine Insel erreicht hatte, nahm sie einen fein gearbeiteten, elfenbeinfarbenen Bogen.

„Nie gaben wir einen unserer Bogen in fremde Hand, aber das Geschick, mit dem ihr euren eigenen Bogen führt, zeigt, dass Ihr unserer Waffen mehr als würdig seid. Nehmt ihn, um eure Pflicht zu erfüllen und all diejenigen zu beschützen, die Euch am Herzen liegen.“ Mit diesen ehrenvollen Worten überreichte sie Misaya den Bogen mitsamt dem Köcher, der einige ebenfalls fein gearbeitete Pfeile enthielt.

Als nächstes nahm Galadriel eine Phiole hervor und überreichte sie Sherry. „Dir schenke ich das Licht Elendils. Möge es dir an dunklen Orten einen Schimmer der Hoffnung bringen.“

Der Blick der Elben-Herrin fiel auf Shinichi, die schüchtern etwas abseits stand. „Tritt näher, Elbentochter!“, forderte Galadriel und holte aus dem Schwanenboot einen kleinen, silbernen Gegenstand.

„Der Ruf der Tiere, dies schenke ich dir. Berühre die Pfeife leicht mit den Lippen und hauche hinein. Du wirst vielleicht nur ein leises Pfeifen hören, aber wenn du in Not bist, werden dir die Tiere der Umgebung zu Hilfe eilen.“, erklärte sie Shinichi, als diese nahe bei ihr stand.

„Dir kann ich nichts Wertvolleres schenken, als du es schon besitzt!“, sagte Galadriel in Richtung Ayaka und ließ ihren Blick auf dem Abendstern ruhen, den Ayaka um den Hals trug. Ayaka grinste nur verlegen, denn immerhin hieß es hier in Mittelerde, dass sie unsterblich in Shinichi verliebt war. Lassen wir die Elben-Herrin in dem Glauben. Ayaka verneigte sich ehrfürchtig und Galadriel wandte sich an Ayu: „Was nur kann ich dir, einem Zwerg, schenken. Es vermag mir nichts Passendes einzufallen. Sage mir deinen Wunsch, und ich werde versuchen, ihn zu erfüllen.“

Ayu nickte und sagte wie nach Drehbuch: „Eine Strähne von deinem wunderschönen Haar, soll mir genügen. So vergesse ich nie Eure Großzügigkeit und vor allem Eure unvergleichliche Schönheit!“

„Bei solch einem bescheidenen Wunsch soll noch jemand behaupten, Zwerge seien gierig. Dein Wunsch wird dir gewährt.“, gewährte Galadriel. Sie ließ von einem der Elben-Krieger eine Schere und eine kleine, samt-umhüllte Schachtel aus dem Boot holen, mit dem sie hierher gekommen war. Flink schnitt sie drei Strähnen ihres goldenen Haares ab und legte sie behutsam in die Schachtel, bevor sie diese an Ayu weiterreichte.

„Ein letztes Geschenk an euch alle, sind feine, leichte Elben-Mäntel. Sie schützen euch vor jedem Wetter und vermögen euch vor unliebsamen Beobachtern zu verstecken...“ Als Galadriel diese Worte sprach, holten die beiden Elben-Krieger fünf grau-grüne Mäntel aus dem vierten Boot. Jedem der Reisegefährten legten sie einen dieser Mäntel um und befestigten sie mithilfe von goldenen Broschen, die die Form von Loriens Blättern hatten.

Während sie ihre Geschenke erhielten, wurde Proviant in ihre Boote gepackt: Es war Lembas, in große Mallorn-Blätter gewickelt und kristallklares Wasser von den Quellen Lothloriens.

„... Nun reiset fort und wendet das Schicksal. Folgt dem hellen Pfad und geht keinen einzigen Schritt fehl, sonst wird eure Wanderung scheitern.“

Mit diesen letzten Worten, stieg Galadriel in ihr Schwanenboot und ließ sich von den Elben-Kriegern davon paddeln, bis sie im plötzlich aufkommenden Flussnebel verschwand.

Als die fünf Gefährten sich ebenfalls aufmachten, trug der Fluss sie zügig voran, ohne dass sie viel paddeln mussten. Der Wald wurde lichter und als sie am letzten Baum vom Walde Loriens vorbeischipperten, säuselte eine liebliche Stimme: „Na marie!“ – Lebt wohl! – Die Worte der Herrin Galadriel.
 

Eine weitere Etappe der beschwerlichen Reise lag hinter der Irren-Gemeinschaft des Chaos-Rings. Nun ging es den Tag über den Fluss entlang. Mal schneller und mal langsamer näherten sie sich dem nächsten Etappen-Ziel, den Rauros-Fällen. Die Stelle, an der Boromir sein Ende finden müsste und Pippin und Merry entführt werden sollten. Keiner der drei war mit auf der Reise und nicht einmal Misaya, Inn- und Auswendig Kennerin der drei Special Extendet Filme und begeisterte Leserin der Bücher, ahnte, was passieren könnte.

Nachts rasteten sie stets nah am Ufer, aber Haldir hatte sie gewarnt: Sie wurden verfolgt, schon bevor sie in Lorien ankamen. Aus diesem Grund wurde stets im Wechsel Wache gehalten.

Eines Nachts entdeckte Sherry zwei glühende, große Augen, die an einem Baumstumpf hingen, der im Fluss dahin trieb.

Sherry alarmierte sofort die Anderen, aber erstaunlicherweise tat sie das sehr leise. Ayaka war die Einzige, die sich nervös machen ließ, denn die anderen wussten, was oder besser wen Sherry da gesehen hatte.

„Mi sagt, es ist Gollum!“, versuchte Ayaka Sherry und sich selbst zu beruhigen.

„Gollum?“, wiederholte Sherry im Flüsterton. Sie schien sich vor diesem Wesen zu fürchten, als wäre dieser Gollum ein todbringender Vampir oder ein Werwolf.

„Leg dich schlafen, ich halte weiter Wache!“, schlug Ayaka vor und setzte sich neben Sherry auf den Boden. Diese stand auf und tapste zu ihrem Elben-Mantel, den sie wie eine Decke auf dem Boden ausgebreitet hatte.
 

Fünf Tage und Nächte folgten sie nun schon dem Fluss und allmählich veränderte sich die Strömung des breiten Flusslaufs. Es tauchten immer öfter Stromschnellen auf, die man nur teilweise ohne Risiko durchfahren konnte. Nicht selten landeten sie am Ufer und trugen die zwei Boote eine kurze Strecke über Land, bevor sie an ruhigeren Flussstellen wieder den Wasserweg wählten.

Sherry hockte die meiste Zeit über stumm im Boot und starrte in das bewegte Wasser. Sie wusste, dass die eigentliche Trennung der Gefährten nicht mehr lange hin war. Sie wollte aber nicht allein weiter wandern, das hatte sie schon in Bruchtal zum Ausdruck gebracht.

„Was ist los?“, fragte Shinichi, ohne das Paddeln zu unterbrechen. Sherry seufzte tief betrübt und schüttelte den Kopf. Dass sie so schweigsam sein konnte, wunderte jeden der Gefährten. Es war ganz und gar nicht Sherry-haft.

„Hey, schaut mal, ... meine Vorfahren, ... meine Vorfahren...!“, flötete Ayaka fröhlich und hopste aufgeregt in ihrem und Misayas Boot herum.

Ehrfürchtig blickte die Gemeinschaft zu den riesigen, in Stein gehauenen Königen auf, die rechts und links des Flusses in die Höhe ragten.

„Meine Vorfahren, wir sehen meine Vorfahren, die altforderen Könige von Gondor.“, zwitscherte Ayaka munter weiter und hörte nicht auf rum zu hopsen.

Das Boot begann bedenklich zu schaukeln und Misaya beorderte Ayaka, endlich ruhig sitzen zu bleiben.

Nach dem ewig währenden Denkmal der Herrscher von Gondor war es nur noch eine Frage von wenigen Stunden, bis sie die Rauros-Fälle erreichten.

Und dann endlich, nach beinahe sechs Tagen und Nächten wurde der Fluss breiter und mündete in den See, der sich vor den herabstürzenden Wassermassen anstaute.

„Juchhu!“, quiekte Ayu und sprang in den Kies, als die Boote am Ufer anlegten. „Ich dachte schon, ich werde seekrank.“

Eilig wurden die Habseligkeiten aus den Booten geräumt. Der weitere Wegverlauf sollte über Land gehen und zwar Richtung Minas Tirith. Ayaka war der Meinung, dass es die beste Möglichkeit war, diesem Abenteuer ein Ende zu setzen.

Als Sherry, Shinichi und Ayu es sich gerade auf dem Boden bequem gemacht hatten und Ayaka eifrig dabei war, ein Lagerfeuer zu entfachen, blieb Misaya stehen und spähte unruhig in der Umgebung umher.

„Wir sollten schnell weiter. Dieser Ort ist nicht sicher genug für eine Rast!“, gab sie ihre Bedenken preis.

Ayaka zündelte weiter am Feuer und meinte: „Ach was, die Gefahren lauern auf der anderen Uferseite. Wenn man uns von dort angreift, sehen wir es rechtzeitig.“

„Die Orks am Ostufer beunruhigen mich nicht, es ist eher ein Gefühl, ein dunkler Schatten, der sich meiner bemächtigt.“, erklärte Misaya genauer, aber Ayaka winkte nur ab und legte ein wenig trockenes Laub auf die kleine Flamme, die zwischen einigen aufgeschichteten Holzstücken hervorzüngelten.

Misaya gab nach, blieb aber stehen. Wenigstens einer sollte auf die Umgebung achten.

Shinichi und Ayu hatten während einer nächtlichen Rast am Flussufer des Anduin öfter gejagt und in der letzten Nacht waren sie sogar erfolgreich gewesen. Zwei Kaninchen brutzelten, aufgespießt auf angespitzten, langen Stöcken, über dem Feuer, während die Gefährten sich gesellig unterhielten.

„Ich finde, ihr könnt mit euren Waffen schon ganz gut umgehen!“, lobte Shinichi an Ayaka und Misaya gewandt.

„Na du hast’s ja gleich am Anfang perfekt gemacht.“, stichelte Misaya mit einem frechen Grinsen.

„Genau!“, pflichtet Ayaka bei, „Wir mussten üben.“

„Aber auch nicht lange!“, verteidigte sich Shinichi und als ob sie plötzlich ablenken wollte, fügte sie hinzu: „Habt ihr das gehört?“

„Nein, was denn?“, fragte Ayaka sofort.

Misaya dagegen sprang sofort kampfbereit auf. „Das klingt nach Uruk-hai!“

Dumpfe, scheinbar weit entfernte Schritte hörten kurz darauf auch die anderen.

„Sie kommen hier her!“, bangte Sherry kleinlaut.

„Uruk-hai, ja?“, versicherte sich Ayu-Zwerg. Die Angreifer kamen in Sicht.

„Siehst du doch!“, bestätigte Misaya.

„Uruk-hai, haha!“, freute sich Ayu mit einem Mal. Die Zwergin packte ihre Axt fester und blitzte Misaya herausfordernd an.

„Ich glaube, das haben jetzt alle verstanden!“, quittierte Ayaka und starrte den Monstern entgegen.

Misaya hatte Ayu aufmerksam beobachtet und verstand genau, was der Zwergine durch den Kopf ging. „Ein Wettkampf?“, fragte Misaya sicherheitshalber nach.

„Jaharr!“, knurrte Ayu plötzlich und stürmte auf die Uruk-hai los.

„Wie du willst!“, rief Misaya, nahm mehrere Pfeile aus dem Köcher und rannte Ayu hinterher, ebenfalls auf die Feinde zu.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Shinichi ratlos und starrte den beiden hinterher.

„Zum Wegrennen ist es zu spät!“, stellte Sherry fest.

„Also okay! Sherry, du versteckst dich im Boot...“, gab Ayaka Anweisung und band sich ihre Lederschienen um die Handgelenke, „... und Shinichi, du passt auf Sherry auf...und ich...“, bestimmte Ayaka weiter, zog ihr Schwert und hielt es mit einer Hand nach oben.

Sherry und Shinichi warfen sich einen viel sagenden Blick zu, bevor Ayaka plötzlich laut schreiend losstürmte: „Mi, lass mir welche übrig!“

„Die sind lebensmüde!“, stellte Sherry kopfschüttelnd fest und kletterte in eines der Elben-Boote. Hinter der weißen Schwanenfigur konnte sie sich gut verstecken.

Shinichi zog ihr Elbenschwert und stellte sich kampfbereit ein Stück weit vor dem Boot auf. Sie würde jeden Uruk-hai pieksen, den Aya, Ayu oder Misaya gnädigerweise zu ihr durch ließen.

Dann war nur noch das Kampfgetümmel zu hören oder eher war es nicht zu überhören. Aya, Ayu und Misaya verschwanden immer mal zwischen den dunklen Leibern der Uruks, während sie wie die Löwen kämpften. Auch Shinichi hatte schon erfolgreich fünf Uruk-hai abgewehrt, aber da kam schon der sechste Gegner.

Shinichi starrte ihm böse entgegen, als er immer näher kam. Gerade wollte sie ihn aufspießen, da brüllte er plötzlich: „Aus dem Weg, Elbenweib!“

Mit dem Satz kam eine ganze Wolke Uruk-hai-Atem auf Shinichi zugewabert. „Ieh, Mund...geruch!“, brachte Shinichi noch hervor, bevor sie ohnmächtig umfiel.

Sherry quiekte erschrocken auf und duckte sich tiefer in das Elben-Boot Das nütze aber nichts. Zwei weitere Uruk-hai hoben das Boot, mitsamt Sherry hoch und trugen es davon.

Sherry kreischte wie am Spieß und schrie panisch um Hilfe.

Durch das Spektakel wurde Misaya aufmerksam. Sie schnellte herum, schlitzte einem angreifenden Uruk den Hals auf und spähte aufmerksam umher. Die Entführer-Uruks und Sherry fielen ihr als erstes ins Auge, dann blickte sie zu Shinichi, die reglos am Boden lag. Ein anderer Uruk stand neben ihr und zog gerade gemächlich sein Schwert. Er schien keine Eile zu haben, er fühlte sich wohl sehr sicher.

Misaya tippte Ayaka auf die Schulter, die gerade an ihr ‚vorbeikämpfte’, und machte sie auf die Situation etwas außerhalb des Kampfgeschehens aufmerksam.

„STOPP! Wartet mal!“, befahlt Ayaka den Uruks, die gerade auf sie losstürmen wollten. Diese hielten verdutzt inne, sodass Ayaka gucken konnte.

Der Uruk hob gerade sein Schwert, um Shinichi zu erstechen...

*swittswitt* Schleuderte Ayakas Schwert durch die Luft direkt auf den Uruk zu.

*swiuu* Zischte ein Pfeil von Misayas Sehne auf denselben Uruk zu.

Als die Waffe des Uruk nur noch wenige Zentimeter von Shinichi entfernt war, trafen Ayakas Schwert und Misayas Pfeil den völlig verdutzten Feind. Die wenigen Sekunden Leben, die noch in ihm steckten reichten, um ihm einen überraschten Ausdruck auf das hässliche Gesicht zu zaubern, dann fiel er um, mit abgeschlagenem Kopf und einem Pfeil in der Brust.

Misaya gab Ayaka schnell ihr Elbenschwert und nahm sich selbst die Elben-Kampfmesser. Gemeinsam kämpften sie sich einen Weg zu Shinichi frei.

Ayu kümmerte sich währenddessen um die Entführer von Sherry. Laut fluchend stürzte sie sich, wild ihre Axt schwingend auf sie und hieb den Vorderen die Axt gegen das Bein.

Der Getroffenen jaulte schmerzvoll auf, ließ aber nicht, wie eigentlich geplant, das Boot fallen. Stattdessen griff er mit dem freien Arm nach Ayu und zog sie mit sich.

Plötzlich beachtete keiner der Uruks mehr die kämpfenden Gefährten. Feige traten sie den Rückzug an, sie hatten, was sie wollten.

Leider dachte weder Ayaka noch Misaya daran und so nahmen sie an, sie hätten die feindliche Truppe in die Flucht geschlagen.

Flink eilten sie zu Shinichi, die sich immer noch nicht regte. Ayaka kniete neben der bewusstlosen Elbe nieder und stellte fest, dass sie unverletzt war. Vorsichtig rüttelte Ayaka die Elbe, aber Shinichi regte sich nicht.

Misaya nahm sich eine leere Proviant-Schüssel vom Reisegepäck, füllte sie am See mit Wasser und überreichte sie Ayaka. Diese spritze Shinichi ein paar Tropfen Wasser ins Gesicht.

Keine Reaktion.

Ayaka hielt die Schüssel über Shinichis Gesicht und schüttete sie aus. Ein Schwall kaltes, nasses Wasser ergoss sich über Shinichis Gesicht.

Endlich blinzelte die holde Elben-Maid. Leise flüsternd fragte sie: „Sind sie weg?“

Ayaka nickte.

Mit einem Mal fuhr Shinichi hoch, prustete und spuckte Wasser, bevor sie sich beschwerte: „Wollt ihr mich ersäufen?“

Ayaka und Misaya tauschten einen viel sagenden Blick, dann nickten sie einstimmig.

Ayaka ließ Shinichi aber keine Erholungspause, sondern warf ihr sofort vor: „Du solltest doch auf Sherry aufpassen!“

„Habe ich doch!“, verteidigte sich Shinichi.

„Und warum ist sie dann samt Boot entführt worden?“, mischte sich Misaya ein.

„Na ja, da kam so ein großer Uruk-hai und der hat mich angebrüllt, ich soll zur Seite gehen...“

„Und, das hast du natürlich gemacht?!“, fragte Misaya sarkastisch und vorwurfsvoll zugleich.

„Nein! Aber sein Atem hat mich umgehaun!“, widersprach Shinichi.

„Wow, stark!“, konnte Ayaka nicht an sich halten.

„Ich meine den Mundgeruch!“, erklärte Shinichi genauer, „Wenn ich die das nächste Mal treffe, putze ich denen die Zähne!“ Sie richtete sich auf und klopfte sich den Schmutz vom mint-grünen Gewand.

„Dann kannste mit dem schon mal anfangen!“, grinste Misaya und wies auf den Uruk-hai mit dem abgeschlagenen Kopf.

Shinichi verzog angewidert das Gesicht und verbesserte sich: „Oder ich verteile besser Zahnbürsten.“

„Cool, krieg ich auch eine?“, fragte Misaya voller Begeisterung.

„Wieso das denn?“, kam es verwundert von Ayaka.

Misaya zeigte auf die Kaninchen, die vom Kampfgetümmel mit Sand und Staub überzogen waren: „Na ich glaube nich, dass man die so noch essen kann!“

Da die Ungenießbarkeit der Kaninchen nun geklärt war, wechselte Ayaka das Thema. „Lasst uns Orks jagen!“, schlug sie mit unheimlich bedrohlicher Miene vor.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von: abgemeldet
2008-05-28T06:39:09+00:00 28.05.2008 08:39
wow, wusste gar nicht, dass du die ff hier hochlädst ^^
weißt ja, bin begeistert :)
grüßis, Aya


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