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Of what we really are

The worst part of you is me II
von

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Lost somewhere in between

5. Kapitel - Lost somewhere in between
 

Der Regen prasselte unablässig gegen die beschlagene Fensterscheibe des Schlafzimmers. Fiesoduck wandte sich von ihr ab und ließ seinen Blick über das Bett schweifen, in dem Darkwing lag. Er schlief.

Fiesoduck zog einen Hocker aus der Ecke des Zimmers und platzierte ihn neben dem Bett. Bekümmert ließ er sich auf diesen fallen, legte seine Arme auf der Bettdecke nieder und stützte seinen Kopf, während er in das Gesicht des vor ihm liegenden Erpels schaute.

Fiesoduck wusste, dass nicht viel gefehlt hätte und sowohl Darkwing als auch er hätten niemals in jenem verregneten Moment in diesem Zimmer verweilt. Und es wäre seine Schuld gewesen.

Er schloss die Augen und fuhr sich friedlos durch seine Federn.

Was suchte er eigentlich in dieser Welt? Warum war er je hier eingedrungen? Seine Vorsehung war die Beherrschung des Kontraversums gewesen, doch hatte ihm das genügt? Hatte ihm je in seinem Leben irgendetwas genügt? Die Antwort war nein. Fiesoduck wusste das. Nie war er zufrieden mit seinem Besitz gewesen, niemals glücklich in seinem ganzen Dasein. Aus diesem frevelhaften Verlangen nach Befriedigung war er in Darkwings Welt eingedrungen. Damit hatte ihrer beider Unheil begonnen.

Dass Darkwing ihn zu sich genommen hatte als er am Rande des Abgrunds stand, dafür war Fiesoduck ihm bis heute dankbar. Die Monate, die er bei ihm verbracht hatte, erschienen ihm trotz seiner beständigen Freudlosigkeit als die einzigartigsten seines Lebens.

Doch verdient hatte er sie nicht.

Fiesoduck sah wieder auf Darkwing hinab, dessen Augenlider unruhig flatterten. Welche Träume sich wohl hinter diesen verbargen, die ihm im Schlaf keinen Frieden gaben? Und wie mochte Darkwing ihn mit diesen Augen wahrnehmen? Ja, was hatte Darkwing nur all die Jahre ihm gesehen, seinem erbarmungslosesten Feind? Wie hatte er ihn nur aufnehmen können nach all dem, was er ihm angetan hatte?

Das war der Gedanke, der Fiesoduck in keiner Nacht Schlaf finden ließ. Eine einsame Träne rann seinen Schnabel auf Darkwings blauen Bettzug hinab, auf diesem sich in einen kleinen Fleck dunkleren Farbtons verwandelnd.

Und er hätte in dieser Nacht beinah den Tod des Erpels verschuldet, dem er sein verdammtes Leben verdankte. Darkwing hatte die Qualen und die Pein erleiden müssen, die ihm zugedacht gewesen waren. Fiesoducks Blick fiel auf dessen verletzte Schulter, die er behelfsmäßig verbunden hatte.

Er sollte dort im Bett liegen, nicht Darkwing. Wenn er sich nur vorstellte, dass Darkwing statt seiner in dieser Nacht ermordet werden sollte bekam er keine Luft mehr, auch wenn dessen Tod ebenso den seinen bedeutet hätte.

Darkwing musste ihn verflucht haben, als er dort an dem Stuhl gefesselt und gepeinigt worden war. Fiesoduck wollte sich nicht ausmalen, was in diesem Moment seine Gedanken gewesen sein mochten.

Und das Allerschlimmste für ihn war: Er wusste, dass Darkwing ihm verziehe sobald er erwachen würde. Dass er Fiesoduck mit seinen blauen Augen ansähe und alles in Ordnung wäre.

Fiesoduck schluchzte erstickt auf und schlug seine Fäuste leicht auf die Bedecke. Wie konnte Darkwing ihm nur vergeben? Wie konnte dieser Erpel, der dort wehrlos vor ihm lag, nur das Herz besitzen, ihm, Fiesoduck, zu verzeihen? Was hatte er ihm jemals gegeben, dass er sich dieses Erbarmen verdient hätte?

Er hatte Angst, dass Darkwing sich in ihm geirrt hatte. Und dass es ihm auffallen würde, dass er ihn verachten und letzten Endes verstoßen würde.

Fiesoduck wusste, dass er ohne Darkwings Obhut nicht mehr leben konnte. Er lachte gequält auf. Nie hatte er ohne ihn existieren können, keine einzige Sekunde seines Lebens. Darkwing musste blind sein, blind in seinem Nachsehen mit ihm.

Behutsam strich Fiesoduck durch Darkwings weißes Gefieder, welches sich erstaunlich weich anfühlte, viel weicher, als es sein eigenes je gewesen war. Die Sanftheit der Federn unter seiner Handfläche und Darkwings gedemütigte Gestalt ließen ihn schwer schlucken.

Er konnte die Tränen nicht länger unterdrücken. Er weinte, weinte wie noch nie in seinem Leben. Er wusste, als Kind hatte er manchmal geweint, wenn die Nächte still und einsam gewesen waren. Wenn ihm gewahr worden war, das ihm irgendetwas fehlte.

Jetzt wusste er, dass es Darkwings Wesen gewesen war, dass er damals missen musste. Und heute, in dieser Nacht, in der an dessen Bett saß und beinah verloren hätte, was ihn endlich vollkommen gemacht hatte, weinte er wieder.

Er konnte ohne Darkwing nicht leben. Diese Erkenntnis traf ihn zutiefst, weinte er doch nicht nur aus Angst Darkwing beinahe verloren zu haben, sondern ebenso aus Glück, endlich gefunden zu haben, was er sein ganzen Leben lang unwissend ersehnt hatte. Er beweinte sein vergangenes Sein, den verbitterten Erpel, der er einst gewesen war.

Der Regen prasselte weiter unbarmherzig gegen die Scheiben. Fiesoduck vergrub seinen Kopf in seinen Armen und schluchzte erneut.

Eine gefiederte Hand legte sich auf sein Haupt. Doch anstatt aufzuschrecken hob Fiesoduck nur langsam den Schnabel und blickte mit verweinten Gesicht in Darkwings schattenbedecktes Antlitz.

„Fiesoduck“, hauchte Darkwing fast unhörbar in den stillen Raum. Fiesoduck blinzelte, während Darkwing ihn durchdringend ansah. Schließlich konnte er dem Blick nicht mehr standhalten und wandte sich ab.

„Du hast Angst, nicht wahr?“, fragte Darkwing leise und schob seine Hand unter Fiesoducks Schnabel, sodass dieser ihn abermals ansehen musste.

„Ja“, brachte Fiesoduck erstickt hervor, ehe seine Stimme versagte.

„Du weißt, dass du keine Furcht haben brauchst. Und du weißt auch, dass ich nichts, was an diesem Abend passiert ist, dir zur Last legen würde. Was ängstigt dich also?“

„Ich… fürchte, dass du dich irrst, Darkwing. Dass ich nicht derjenige bin, den du in mir siehst. Dass ich nur Leid über dich bringen werde, wie ich es mein Leben lang getan habe. Verstehst du nicht? Sie hätten dich getötet. Sie hätten dich umgebracht, dir dein Leben genommen, weil du mir ein neues geschenkt hast. Wie kannst du mich daher nur fragen, ob ich Angst habe?“, ächzte Fiesoduck und griff in den Stoff des Plumeaus.

„Wie kann ich mich in dir irren, wenn du ein Teil meiner bist, Fiesoduck? Wie könnten deine Fehler mir unentdeckt bleiben, wenn ich diese ebenfalls hätte mein Eigen nennen können, wäre mein Leben ähnlich deinem verlaufen? Ich hatte Gründe für mein Handeln. Ich habe dich bei mir aufgenommen, weil ich weiß, wer du wirklich bist. Und wie du wirklich bist. Erinnere dich daran“, sagte Darkwing, mit den Fingern über Fiesoducks gefiederte Wange fahrend. Langsam legte sich dessen Klagen und eine einnehmende Stille legte sich über die beiden Erpel.

„Danke, Darkwing“, wispere Fiesoduck zu ihm gewandt.

„Schlaf jetzt, Fiesoduck“, antwortete Darkwing stattdessen leise und zog seine Hand zurück. Fiesoduck nickte unmerklich und bettete seinen Kopf auf seine Ärmel.

Nur wenige Minuten später war er an Darkwings Bett eingeschlafen, während sein angespanntes Gesicht sich zu einem fast ruhigen Lächeln entspannte.

Doch der Schein sollte trügen. Darkwing mochte sich Fiesoducks rückhaltlosem Wesen gewahr geworden sein, doch die Konsequenzen seiner Handlung hätte keiner der beiden Erpel erahnen können.

Fiesoduck Augenbraue zuckte.

In Wirklichkeit würde dies die letzte Nacht sein, in der er ruhig schliefe.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Darkflyduck
2008-04-03T20:00:41+00:00 03.04.2008 22:00
War mal ein ruhiger "ausruh" moment und was beide so denken/fühlen.
Fand ich auch gut.

Von:  LammL
2008-04-01T18:51:38+00:00 01.04.2008 20:51
Oh, Fiesoduck macht sich Vorwürfe.
Dabei kann er doch nichts dafür, schließlich haben die vier Deppen den ganzen Mist verzapft.
Ich fins toll, das Darkwing Fiesoduck immernoch so vertraut.

Ich freu mich schon aufs nächste Kap ^^


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