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Denn am Ende steht...

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(K)ein Kinderspiel

Ladies and Gentlemen-
 

Heute ist es soweit:
 

Leira proudly presents the sequel of "Weihnachtswünsche"!
 

So; zuerst einmal ein herzliches ‘Welcome back’ an all die bekannten Gesichter, die sich auch zu dieser neuen Runde wieder eingefunden haben! *freu*
 

Dann ein ebenso herzliches Willkommen an all jene, die hier und heute zum ersten Mal das Fleckchen Mexxschen Serverplatz, den ich hier im wahrsten Sinne des Wortes zutexte, gefunden haben!
 

Diese Geschichte ist also die eigentlich nicht geplante Fortsetzung zu meinem Weihnachtsoneshot "Weihnachtswünsche".

Tja- wer sich jetzt fragt, ob man den gelesen haben sollte, lautet die Antwort natürlich: JA! Schließlich handelt es sich hier um eine Fortsetzung, Leute :)
 

Für alle, die sich auch mit einer kurzen Inhaltsangabe zufrieden geben (schließlich zwinge ich keinen zu nix *g*), hier die kürzeste Zusammenfassung, die es dafür gibt:

Ran erfährt an Weihnachten von Conans/Shinichis Geheimnis. Zumindest teilweise.
 

Jetzt geht’s darum, wie’s weitergeht… was sie mit diesem Wissen anstellen soll.
 

Also lehnt euch zurück… und ich hoffe, ihr habt Freude an der Fic.
 

Mit freundlichen Grüßen, eure Leira :)
 

PS: Ich lade wie gewohnt mittwochs hoch, wöchentlich. Falls jemand dennoch über das Erscheinen bzw. Hochladen des nächsten Kapitels benachrichtigt werden will, mag mir das bitte per ENS, Kommentar oder GB-Eintrag mitteilen. Merci beaucoup, mes chèrs.
 

PPS: Für alle nicht-Lateiner ;) "post" heißt "nach". Post-Weihnnachts-Reinemachen ist demzufolge das Säubern der Wohnung nach Weihnachten.
 

_________________________________________________________________________________
 

Weihnachten war vorbei.
 

Heute war der sechste Januar- und demzufolge versuchte sie nun seit zwei Wochen, seit dem ersten Weihnachtsfeiertag, irgendwie mit der Situation klarzukommen, dass in ihrem Haus ein um zehn Jahre verjüngter Oberschüler lebte.
 

Ein um zehn Jahre verjüngter Oberschüler, der obendrein noch ihr Freund war.

Ihr fester Freund.

Der junge Mann, den sie noch vor zwei Wochen im Beika-Park geküsst hatte.

Geküsst!
 

Geküsst…
 

Ran seufzte schwer und wrang den Putzlappen im Eimer aus. Es spritzte, schaumiges Wasser tropfte von ihren Händen.

Heute war großes Post-Weihnachts-Reinemachen. Nachdem der Christbaum heute rausgeflogen war, und die gesamte Weihnachtsdeko ihren ‚Schönheitsschlaf’ bis zum nächsten Jahr angetreten hatte, war sie nun dabei, all die Nadeln, Kekskrümel, versteckte Geschenkpapierreste und weiteren Müll aus allen vorher übersehenen oder verdeckten Ecken der Wohnung zu finden und ihrem neuen Bestimmungsort zuzuführen- dem Mülleimer. Nachdem sie also nun den ganzen Vormittag damit zugebracht hatte, nach diesen Übeltätern zu fahnden, war sie jetzt dabei, die finalen Handgriffe zu tun- die Wohnung nass durchzuwischen.
 

Und bei dieser manchmal doch ziemlich meditativen Arbeit kam sie nicht umhin, ihr Liebesleben und ihre Beziehung zu überdenken, während sie den Mopp in geordneten Bahnen durch die Küche zog.
 

Es widerstrebte ihr zwar, aber sie musste zugeben, sie hatte es wohl tatsächlich ein wenig zu locker gesehen.

Ein wenig zu sehr auf die leichte Schulter nehmen wollen.

Nach zwei Wochen Zusammenleben mit ihm gestand sie sich ein, dass er tatsächlich wohl gewusst haben musste, wovon er sprach, als er sie im Park davor gewarnt hatte. Ihr versucht hatte, zu erklären, auf was sie sich einließ.
 

„Okay… aber sag, wenn es dir zu viel wird.“

„Jaja…“

„Nein, nicht jaja. Das wird nicht einfach werden, Ran, ich spreche aus Erfahrung…“
 

Er hatte verdammt Recht gehabt.

Es war kein Kinderspiel, im wahrsten Sinne des Wortes.
 

Jedes Mal, wenn sie Conan sah, wollte sie Shinichi in ihm sehen. Sie konnte beinahe seine Lippen auf ihren fühlen, empfand diese Sehnsucht nach seiner Nähe, dieses Verlangen, von ihm in die Arme genommen zu werden, seinen Atem auf ihrem Gesicht zu spüren… und wandte dann jedes Mal ruckartig den Kopf weg, als sie glaubte, es nicht länger ertragen zu können, ihn so nah und gleichzeitig so weit weg von sich zu wissen.
 

Es war die Hölle auf Erden.

Und er merkte es. Er wusste es.

Es ging ihm ganz genauso- und er litt doppelt, nicht nur wegen der Situation, in der er steckte, sondern auch wegen ihr.
 

Das war wohl das Schrecklichste überhaupt.

Bestimmt vermisste er es auch, der Alte zu sein… Dinge tun zu können, die ihm so verwehrt blieben, versagt waren, solange er in dieser zehn Jahre jüngeren Version seiner selbst existierte.

Und er wusste, in welcher Zwickmühle sie steckte, weil er es ihr ansah. Sie wusste, dass er es mitbekam, er konnte es nicht verbergen. Sie las in seinen Augen, dass er ihr Leid sah- und sich die Schuld gab.

Sie war eigentlich der Meinung gewesen, sie hätte es schwer, aber wenn sie so drüber nachdachte… ihm ging’s jetzt wahrscheinlich noch schlimmer, weil er ja wusste, was er ihr allein mit seiner Existenz antat- wie er damit all die Jahre fertig geworden war, war ihr ein Rätsel.

Das musste furchtbar sein für ihn.

Sich die Schuld für ihr Dilemma zu geben… und ihre etwas verquere Beziehung war ja nicht das einzige, was ihm das Leben schwer machte.
 

Nicht zu vergessen war die Tatsache, dass er jetzt so unmündig war. Dazu gezwungen wurde, Dinge zu tun, die man ihm sagte, 'brav' zu sein... man hatte ihm die Entscheidungsgewalt über viele Dinge einfach entrissen.
 

Nicht als vollwertiges Mitglied dieser Gesellschaft zu gelten… das war bestimmt entwürdigend für ihn.

Nicht gehört zu werden, wenn er etwas zu sagen hatte. Nicht beachtet zu werden, wenn er eine Entdeckung gemacht hatte, wenn seine Augen etwas gesehen hatte, das allen anderen verborgen geblieben war.

Nicht gehört zu werden- einfach überhört zu werden.

Weggeschickt zu werden, übergangen zu werden, für dumm und vorlaut und nervend gehalten zu werden…
 

Er war einfach nicht da; für alle, die über eins dreißig groß waren, existierte er nicht.
 

Um dennoch gehört zu werden, musste er regelmäßig zu immer ungewöhnlicheren Maßnahmen greifen, eine Erfahrung, die er bis jetzt nie machen musste.

Auf Shinichi Kudô hatten sie alle gehört.

Immer und ausnahmslos.
 

Und…

Dann waren da noch all die Situationen, in denen er als Kind Hilfe brauchte. Wenn er ein Glas aus dem Küchenschrank holen wollte, musste er sich einen Stuhl hinschieben, um nur mal eine der vielen Gelegenheiten zu nennen, in denen er unter seiner ‚kleinen’ Größe litt - ein Paradoxon in sich.

Er konnte gewisse Dinge nicht heben, weil sie zu schwer für ihn waren, konnte sich ohne Hilfsmittel kaum verteidigen, war wehrlos- konnte nicht so schnell laufen wie früher, weil seine Beine viel kürzer, seine Kondition als Kind eine ganz andere war- er war schwach.
 

Er war ein Kind.

Und sie sah ihm an, wie sehr ihn das manchmal frustrierte.

Nichtsdestotrotz gab er nicht auf, schob sich eben den Stuhl hin zum Schrank, bediente sich Hilfsmittel, um seine körperlichen Handicaps auszugleichen - Augen zu und durch.
 

Manchmal sah sie einfach weg.
 

Oft war sie versucht, ihm zu helfen, das Gewünschte von den erhöhten Stellen runter zu reichen, oder ihn hoch zu heben, ihn beim Laufen einfach mitzuziehen, ihn zu tragen - aber sie hielt sich zurück. Sie konnte sich vorstellen, wie demütigend es schon allein sein musste, sich einen Stuhl hin schieben zu müssen. Ihm den Rest seiner Selbstachtung und Selbständigkeit dadurch zu nehmen, ihn als das zu behandeln, was er rein äußerlich war, als Kind also - würde ihre Beziehung auf eine Probe stellen, die nur schwer zu bestehen sein würde.
 

Er war kein Kind.

Und sie wusste, er wollte nicht wie eins behandelt werden.
 

Etwas, das ebenfalls schwierig war, war, wenn sie miteinander reden wollten. Sie wusste, er hasste es, aufzusehen- und sie wusste, er hasste noch mehr, wenn sie sich zu ihm hinunter bückte, nun, da sie ein Paar waren. Er wollte nicht, dass sie sich auf die kindliche Ebene begab, auf der er sich befand. Also blieb sie stehen- und ließ ihn aufschauen. Das kleinere Übel wählen- das war die Devise, nach der sie lebten. Schon in den zwei Wochen, die sie nun so verbracht hatten, war das zur Routine geworden. In der kurzen Zeit schon hatte sie diesen Grundsatz verstanden.

Sie wusste, er verdrängte das. Er versuchte, es zu ignorieren, die Differenzen, so gut es ging, einfach nicht zu beachten.

Versuchte, sich in Anwesenheit anderer wie ein Kind zu geben, und wenn sie allein waren als- als er, eben, so weit es irgendwie möglich war. Aber der Umstand, dass er war, was er war, würde ihre Beziehung auf eine harte Bewährungsprobe stellen.
 

Wenn man das, was sie mit Conan führte, überhaupt eine Beziehung nennen konnte. Klar, sie redeten jetzt so, wie wenn er so alt wäre wie sie. Aber der Bruch, der einfach da war, nicht nur wegen seiner kleinen Gestalt, nein, auch wegen seinem kindlichen Gesicht und dieser Stimme- dieser Kinderstimme- ließ sich nicht wegdiskutieren. Sie würde sich daran gewöhnen- gewöhnen müssen- schließlich hatte sie es selbst so gewollt, und sie wollte sein Vertrauen, seine Zuneigung nicht verlieren, aber…

Es würde schwer werden.

Sehr schwer.
 

Und dann war einfach ihre Sehnsucht, ihr Verlangen nach ihm. Nach Shinichi.

Nach einem eins achtzig großen Mann, fast zwanzig Jahre alt, der sie in seine Arme nahm, an den sie sich anlehnen konnte, bei dem sie sich geborgen, beschützt fühlte, der sie- der zärtlich zu ihr war, der sie küssen konnte… wollte seine Stimme hören, die so unglaublich angenehm in ihren Ohren klang...

Sie vermisste ihn, wollte ihn zurück, ihn, dem sie so nahe sein könnte, wie sie Conan nie sein würde.
 

Zwischen ihnen beiden lag eine ganze Welt. Und sie schufen sich eine Brücke, verwischten die Grenzen, suchten nach einer Grauzone, in der Platz für sie war.
 

Jetzt gerade war Conan nicht da. Er war vor ein paar Minuten zum Professor gelaufen, und das war ganz gut so - so konnte sie ihre Gedanken ein wenig ordnen.

Ja, es stimmte- sie litt unter diesem Zustand. Allerdings- sie war trotzdem wirklich, wirklich froh, jetzt zu wissen, wo er steckte. Shinichi in ihrer Nähe zu wissen, sich nicht ständig um ihn Sorgen machen zu müssen, mit ihm reden zu können, wann immer ihr danach war - all das ließ es sie ertragen.

Es war besser so, auf alle Fälle.
 

Auch wenn jedes Mal ihr Kopfkino eine Vorstellung gab, wenn sie ihn sah. Ihr jedes Mal die Erinnerung an die Zeit im Stadtpark vor Augen trat, sie sein Gesicht- Shinichis Gesicht - sehen konnte. Fast seine Haut, seine Haare unter ihren Fingern fühlen konnte…

Aber das würde schon werden.
 

Es war besser so.

Sie warf erschöpft den Putzlappen in den Eimer, wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn.
 

Dann erblühte ein fröhliches Lächeln auf ihren Lippen. Heute würde Sonoko sie nachmittags besuchen kommen- und sie freute sich schon seit Heiligabend auf deren Gesicht. Bis jetzt war ihre Freundin nämlich noch im Skiurlaub gewesen, aber heute kam sie nach Hause. Und heute Nachmittag würde Ran ihr eröffnen, dass sie und Shinichi nun offiziell ein Paar waren. Sie platzte fast vor Aufregung.
 

Er hatte sie vorhin, als sie ihm ihr Vorhaben erklärt hatte, eher skeptisch angeschaut.

„Glaubst du, sie kann das dann für sich behalten? Du weißt-“

„Dass es nicht gut wäre, allzu sehr in der Öffentlichkeit breitzutreten, dass du noch lebst, ja. Aber ich muss es jemandem erzählen, muss mein Glück mit jemandem teilen und du weißt, dass meine Eltern nicht unbedingt prädestiniert dafür sind.“

Conan hatte schief gegrinst. Er hatte sich vorgestellt, was Kogorô mit ihm anstellen würde, wüsste er, was Sache war. Dann hatte er sich geräuspert.

„Da hast du wohl Recht. Aber Sonoko-“

„Ist die wohl größte Plaudertasche an der ganzen Teitanoberschule…“

„Oberschule?“, hatte er sie ungläubig unterbrochen. „Die größte Plaudertasche Japans, das triffts wohl eher…“

Ran hatte tief Luft geholt.

„Jetzt übertreibst du’s aber, Shinichi. Einigen wir uns darauf, dass sie die schlimmste Plaudertasche Tokyos ist…“

„…was in meinem Fall schon lange reicht, um mir den Garaus zu machen…“

„…aber sie ist auch noch meine bester Freundin. Bitte, ich muss es ihr sagen, ich platze sonst, ich will ihr so gern sagen, dass wir ein Paar sind, dass ich glücklich bin…“

Ran hatte unbeirrt weitergeredet.

Er hatte sie angeblinzelt, ihre nächsten Worte gar nicht gehört, sie nur angeschaut.

Ihre Wangen waren rot geworden und ihre Augen hatten gestrahlt, sie hatte in die Luft gestarrt, den Wischmopp mit beiden Händen fest umklammert.
 

Glücklich…? Bist du das?
 

Nach den letzten Tagen, in denen ihm ihre traurigen, zum Teil sehnsüchtigen Blicke nicht entgangen waren, waren die Zweifel, ob es wirklich das Richtige gewesen war, sie einzuweihen, immer größer geworden. Umso mehr hatte ihn ihre Euphorie erstaunt, ihr Strahlen… ihr Lächeln. Er war an ihren Lippen gehangen, ohne mitzukriegen, was sie sagte.
 

Dann hatte sie eine Pirouette gedreht, die ihn von den Füßen gefegt hätte, wäre er nicht rechtzeitig ausgewichen. Und damit hatte sie ihn wieder in die Realität zurückgeholt.

„Entschuldige.“, hatte er sie sagen gehört.

Sie hatte den Mopp abgestellt, immer noch gelächelt, er hingegen hatte tief geseufzt.

„Aber du sagst ihr nur-“

„Dass ich und du ein Paar sind. Nicht wer hinter Conan Edogawa steckt. Ich schwörs. Also…?“
 

„Tu, was du nicht lassen kannst…“

Er hatte mit den Schultern gezuckt und war gegangen.
 

…wenn es dich glücklich macht…
 

Das sanfte Lächeln, das sich auf seine Lippen gestohlen hatte, sah sie nicht mehr.
 


 

Auch er hatte etwas zu beichten.

Nachdem ihn Ai in den letzten zwei Wochen ungefähr sechzigmal gefragt hatte, warum er dermaßen gut drauf war, was soviel hieß, dass er nicht mehr ständig Trübsal blies und regungslos auf der Couch des Professors hing, weil es schrecklich für ihn war, dass Ran wegen ihm so litt, nachts wieder geweint hatte, ihn am Telefon angefleht hatte, doch endlich heimzukommen- war ihm die Erkenntnis gekommen, dass er sie nicht mehr länger über Rans Mitwisserschaft im Unklaren lassen konnte.
 

Wenn sie es selber rausfindet, dann gnade mir Gott.
 

Besser er sagte es ihr, gestand es ihr selber- als dass sie es über Umwege herausbekam. Ihre Reaktion würde dann wohl ungleich verheerender ausfallen.

Eigentlich könnte er jetzt Gottes Gnade auch schon gut gebrauchen, dachte er, als er den Klingelknopf an der Tür von Agasas Haus drückte.

Ai würde ihm den Kopf abreißen…

Ihn vierteilen, kleinhacken, und an ihre Labormäuse verfüttern...
 

Er schluckte, eine Schweißperle rann ihm an der Schläfe über die Wange entlang nach unten.

Ai konnte wahrlich diabolisch sein. Gerade wollte er wieder gehen, als er bemerkte, dass es zu spät war. Die Tür ging auf.
 

Augen zu und durch, Kudô…
 

Und so war es auch sie selbst, die öffnete.

„Also bist du jetzt endlich gekommen, um mir zu sagen, dass du es Ran erzählt hast? Warum jetzt erst? Hast du etwa Angst vor mir?“

Conans Kinnlade klappte nach unten.

„Woher…?“

„Ich bin eine Frau, mein Lieber. Dein Gesichtsaudruck spricht Bände.“

Conan legte skeptisch seine Stirn in Falten und drängte sich an ihr vorbei nach drinnen.

„Ach so. Ja klar. Das erklärt natürlich alles.“

Er war beunruhigt. Ai klang ruhig, zu ruhig für seinen Geschmack.
 

Hinter ihm fiel leise die Tür ins Schloss.
 

„WIE KONNTEST DU NUR?!?“
 

Conan fuhr herum.

Ja, genau so hatte er sich das vorgestellt. Sie stand da, ihre Haare wie elektrisiert, ihre Augen zornfunkelnd, die Hände fest in die Hüften gestemmt und holte tief Luft.

„Seit einer Ewigkeit reden wir lang und breit nur über dieses Thema, du weißt, was dran hängt und welche Risiken das hat, und du- du… du…!“

„Ai, hör zu…“, setzte er zu seiner Verteidigung an.

„NEIN, ICH HÖR JETZT NICHT ZU! Weißt du eigentlich, was du dir damit eingebrockt hast? Uns eingebrockt hast? Die Organisation-“

„Weiß jetzt auch nicht mehr als vorher. Ran ist nicht dumm, sie wird nichts sagen. Sie weiß außerdem gar nichts von den Männern in schwarz. Außerdem, wie redest du mit mir…? Das hier ist auch noch mein Leben! Es ist ja schön für dich, dass du so“, er zerrte an seinen Kinderklamotten, „leben kannst, aber du musst dir auch mal vorstellen, wie das für mich ist. Du hast keine Eltern, keine Freunde außer dem Professor, den Detective Boys und… mir…

Du musst dich nur um dein eigenes Leben kümmern. Du siehst nicht tagtäglich, wie sich jemand deinetwegen sorgt, sich quält und leidet, so wie ich. Du leidest nicht tagtäglich mit dieser Person. Du nicht. Ich schon. Und es ist mein gutes Recht, verdammt noch mal, diesem Leiden ein Ende zu setzen!“

Er atmete heftig, versuchte, sich wieder unter Kontrolle zu kriegen.
 

Ai schwieg, starrte in nur fassungslos an.
 

„Du warst nicht dabei, all die zwei Jahre, und du warst an Weihnachten nicht dabei im Park. Sie hat es gesagt, einfach so. Ich konnte es nicht leugnen. Sie stand da, sagte mir auf den Kopf zu, dass ich Conan wäre, und ich… ich konnte sie nicht schon wieder anlügen, nicht schon wieder… und erst Recht nicht als… als ich selber, als Shinichi, verstehst du? Sie ist meine Freundin, meine andere Hälfte - sie… sie bedeutet mir so unendlich viel. Sie hat es nicht verdient, dass ich sie so behandele. Also hab ich diesmal nicht abgestritten. Ich konnte es einfach nicht. Wir merken zwar beide, dass es problematisch ist, dass damit schwer umzugehen ist, aber wenigstens ist sie glücklich jetzt… zumindest glücklicher… du hast sie nicht gesehen…“
 

Er schluckte. Rans Gesicht wollte ihm nicht aus dem Kopf. Er hatte gemerkt, wie schwierig es für sie war, die letzten zwei Wochen- und doch; so glücklich wie an Weihnachten oder vorhin hatte er sie in den letzten zwei Jahren selten erlebt. Trotz all der Hindernisse schienen bei ihr noch die positiven Aspekte zu überwiegen. Und diese Tatsache, dieses fröhliche Lächeln auf ihren Lippen, dieses Glücksgefühl, das sie auslebte, ließen ihn die Zweifel an seinem Handeln vergessen.

Wenn es ihr gut ging, dann war es richtig gewesen, es ihr zu sagen.
 

Ai schaute ihn an, ohne zu blinzeln.

„Mir kommen die Tränen.“

Conan blickte sie fassungslos an.

„Fahr doch zur Hölle.“, wisperte er.

Ai presste die Lippen zusammen.

„Schön, dann mach ich das! Es ist dir ja sowieso egal, wie es mir geht! Du redest doch auch nur mit mir, weil ich die einzige bin, die dir dein Gegengift besorgen kann!“
 

Alles, worum deine Welt sich dreht, ist Ran!
 

Diesen letzten Gedanken sprach sie nicht laut aus. Ihre Augen brannten, ihr Atem ging schnell. Sie wusste selbst nicht, warum sie so außer sich war, sie hatte doch gewusst, auf was sie sich einließ, als sie ihm das Gegengift gab.

Sie hatte doch gewusst, dass er Ran sagen würde, wie viel sie ihm bedeutete, hatte gewusst, dass sie ihn endgültig an Môris Tochter verlor, gab sie ihm nur die Chance-
 

Conan blinzelte.

„Ai?“

Er trat auf sie zu, wollte ihr die Hand auf den Arm legen, zuckte aber zurück, ließ den Arm wieder sinken. Irgendwas in ihren Augen sagte ihm, dass sie nicht berührt werden wollte.

Nicht jetzt, und nicht von ihm.
 

Conan schluckte, schaute sie ernst an.

„Ai? Kannst du mir mal sagen, was mit dir los ist?“

Ihre Lippen blieben geschlossen, ihr Blick war starr.

Conan seufzte.

„Was du sagst ist doch Schwachsinn, und das weißt du. Ich… ich rede nicht nur wegen dem Gegengift mit dir. Ich schätze dich als Verbündete, bewundere deinen Mut, dich von der Organisation abgewandt zu haben und nun gegen sie zu kämpfen… uns verbindet unser Schicksal, Ai.“

„Nicht mehr und nicht weniger.“, murmelte das rotblonde Mädchen bitter.

Conan starrte sie verwirrt an.

„Wie meinst du das…?“

Lange schwiegen sie sich an.

Dann-

„Shinichi…?“

Er sagte nichts, sah sie nur aufmerksam an.

„Ach, nichts...“
 

Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand die Kellertreppe nach unten. In der Tür zum Wohnzimmer erschien Professor Agasa.

Unter ihnen knallte eine Tür zu.
 

Ai? Hatte meine Mutter etwa doch… Recht?
 

„Was hat sie denn?“, murmelte der alte Mann.

Conan sah auf.

„Ich weiß es nicht.“
 

Das war gelogen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (13)
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Von:  Shelling__Ford
2008-03-06T13:07:56+00:00 06.03.2008 14:07
Hi erstmal ^^

Na endlich *uff* das war nun wirklich eine sehr sehr nervenaufreibende Wartezeit !!!! Aber wie ich es mir schon gedacht hab hat sich der ganze massenkonsum an Kaffe gelont ^^

Das war wirlich ein wuuuuderschöner auftakt !!!!!

Ich finde du hast am anfag eine sehr schöne verknüpfung zu Weinachtswünsche geschaffen ! Rans gedanken verdeutliche wirklich sher sehr deutlich was die bieden in diesen beiden Wochen haben durchmachenmüssen ! Irgendwie Witzig ^^ Eine völlig neue situation und dabei eigentlich der selbe zustand wie zufor ! Was ein wenig wissen doch alles ausmachn kann !! Ich finde es besonders schön wie Ran Conan beschreibt, sein verhalten, seine Gefühle und seine Probleme nicht zu vergessen ! Auch die Überleitung von Ran zu Conan war suuuper ^^
Besonders die Diskusion über Sonoko ( ich hoffe dieses Klatschweib hält dicht *kopfschüttel* ) da finde ich hat man besonders schön gesehen das die beiden jetzt ,wenn auch mit mühe , anders miteinander umgehen !

Dann Conan der zwar eine besserung bei Ran veststellt aber nicht weis ob sie jetzt wirklich glücklich ist! Angst vor Ai oh ja die hätte ich auch gehabt XD war aber klar das sie schon was geahnt hat^^ zwar haben Ran und Shinichi ein "kleines " Problem aber ich kann mir schon vorstellen was für ein breites Grinsen der gute manchmal auf den Lippen haben muss XD besonders schön ist es dann auch wie Conan mit Ai redet. So offen war er wohl noch nie ! Auch wenn er das alles gar nicht hätte sagen müssen , den ich denke das weis Ai , dieses wissen hast du ja dann auch ziemlich schön verdeutlicht ^^ Ich denke das war noch nicht das letze mal das die beiden miteinander reden ! ( schließlicht hat Shinichis Mutter recht ^^ )

Ich bin also wirklich sher sher gespannt wies weiter geht ^^ auch wenn ich mich jetzt erstmal zurücklene und meinen Puls wieder runter bringe XD der war gestern und heute dann doch ziemlich angegriffen XD

Mal sehen ob Ran doch noch in die Situation kommt Conan helfen zu müssen ^^

Wie immer verbleibe ich dir als deine treue Leserin Shelling Ford
Von:  ShinichiKudo_017
2008-03-06T10:02:51+00:00 06.03.2008 11:02
*LeiraFähnchenschwenk* Einfach ein genialer Auftakt! ^^
Freut mich dass es weiter geht. Ich seh schon, uns erwartet etwas großes. Und dein Stil ist nach wie vor echt spitze.
Die Gefühle sind auch super beschrieben. Und endlich mal jemand der sich mit Ai auseiander setzt. Ich bin gespannt wies weiter geht!

Freu mich auf nächste Woche.

LG ShinichiKudo_017
Von:  lorelai-rory
2008-03-06T07:48:11+00:00 06.03.2008 08:48
Gute Fic echt klasse. Schreib weiter so.

Lorelai-rory



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