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Viel zu Viel

Meine erste FF ^-^
von

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Viel zu Viel
 

Ein Mädchen, mit einem langen schwarzen Mantel und einer Kapuze, die ihr tief ins Gesicht hängt, läuft die Straße entlang. Ihre Augen sind von der Kapuze fast vollkommen verdeckt, aber wenn ein Windstoß kommt, kann man ganz kurz ihre tieftraurigen, hellblauen Augen sehen. Früher waren ihre Augen klar und fröhlich, aber seit den vielen Vorfällen in der Vergangenheit, die bis jetzt anhielten, verloren ihre Augen immer mehr dieser Freude und ihrer ehrlichen Klarheit, immer nur ein wenig, bis sie schließlich trübe und traurig waren.

"Die Vergangenheit...", dachte sie. "Diese schreckliche Vergangenheit...", dachte sie immer und immer wieder. Ja, ihre Vergangenheit war wirklich schlimm gewesen, zuerst starb ihr Opa, der einzige in ihrem der sie immer verstand, dann starb ihr geliebter Wellensittich und nun trennte sich ihr Freund von ihr, ihre erste große Liebe. Und dann verbreitete er auch noch Lügen über sie, so viele Lügen, dass sie ihre Freunde von ihr abwandten und nun endgültig alle sie im Stich ließen. Wirklich alle ließen sie alleine, niemand wollte mehr was mit ihr zutun haben. Als sich ihr Freund von ihr trennte begann ihr Teufelskreis. Sie begann sich zu ritzen...

"Ritzen...was für ein schreckliches Wort", dachte sie und betrachte ihre hellen, teils noch blutigen Narben. Ihr Arm war voller Narben und nicht nur der Arm war übersät mit diesen Brandmalen von Wunden, es gab fast keine Stelle an ihrem Körper wo sie sich noch nicht geritzt, oder es zumindest versucht hat. Wenn sie die Rasierklinge durch die Haut zog und der Schmerz eintrat und wenn dann das Blut ihr warm den Arm herunterläuft, erst dann fühlte sie sich besser, dann fühlte sie sich lebendig. Sie fühlte sich nie richtig wohl, geschweige denn gut, aber immerhin fühlte sie sich für kurze Zeit besser. Der körperliche Schmerz befreite den seelischen. Doch heute war alles anders. Den seelischen Schmerz den sie jetzt empfand, konnte mit keinem körperlichen Schmerz der Welt befreit werden. Heute, an Heiligabend, hatte sie stärker als sonst das Gefühl, unwichtig und wertlos für die Welt zu sein.

Sie ging an der Kirche vorbei, wo jetzt gerade die Messe begann. Sie ging Heiligabend nie in die Kirche, es waren dort zu viele Heuchler an einem Platz, fand sie. Ihr Kopf sank wieder und sie blickte weiter zu Boden.

Sie ging weiter und spielte dabei mein einer Metallbox in ihrer Tasche. Es begann zu schneien, früher liebte sie den Schnee, aber heute beachtete sie ihn nicht weiter. Es war ihr egal. Heute war ihr alles egal. Mit der linken Hand zog sie sich die Kapuze tiefer ins Gesicht. Der Schnee blieb auf der Straße vor ihr, wie ein Teppich liegen. Sie ging hindurch und ihre Fussspuren bildeten Löcher, die schnell wieder zugeschneit waren. So schnell, als ob sie gar nicht dagewesen wäre.

Sie kam am Haus ihres Exfreundes vorbei. Sie blickte hinauf zu seinem Fenster. Die Vorhänge waren zugezogen, aber man konnte trotzdem erkennen, dass Licht brannte. Als sie zu seinem Fenster hinaufblickte, schossen ihr Fragen durch den Kopf. War er allein? Wenn nicht, war dann seine neue Freundin bei ihm? Hatte er schon eine neue Freundin? Es waren Fragen, auf die sie keine Antwort hatte, aber sie wollte die Antworten auch gar nichtmehr wissen. Sie blickte in den schön geschmückten Vorgarten und auf die Veranda. Sie wandte ihren Blick ab und lief weiter.

Wenig später kam sie am Haus ihrer ehemaligen besten Freundin vorbei. Sie ging zu ihrem Fenster. Auch hier waren die Vorhänge zugezogen, aber es war auch kein Licht zu sehen. Sie war nicht da. Wahrscheinlich war sie jetzt gerade in der Kirche, wie jedes Jahr, denn ihre Familie war streng christlich. Das Fenster war einen Spalt offen. Sie zog die Metallbox aus ihrer Tasche und holte einen von drei Briefen heraus. Sie schob den Brief durch den offenen Spalt im Fenster. Sie blieb noch einen kurzen Augenblick stehen. Sie blickte sich nocheinmal um und dachte daran, dass sie und ihre Freundin schon seit einem halben Jahr nichtmehr miteiander geredet haben. Vielleicht hätte sie ihr helfen können?! Dann ging sie wieder und setzte ihren Weg fort.

Die Stadt erschien ihr, wie in einem Traum. Alles war so unwirklich. Unwirklich schön, unwirklich traurig...

Langsam kam das Haus in dem sie wohnte in Sichtweite. Sie nannte es nie ihr "Zuhause". Ein Zuhause ist etwas, wo man sich wohlfühlt, das tat sie dort in diesem Haus, wo sie wohnte, aber nie. Sie wurde von den Menschen die dort wohnten, ihren Eltern, nicht geliebt sondern nur geduldet und dieses unbefriedigende Gefühl nur geduldet zu werden, das war es, warum sie sich dort so unwohl fühlte. Es wäre ihr lieber gewesen, wenn ihre Eltern sie gehasst hätten, aber anstatt gehasst zu werden, wurde sie geduldet. Geduldet, wie ein ungebetener Gast. Das Haus kam immer näher, es fiel ins Auge, denn es war das einzige Haus in der Straße, das nicht geschmückt war. Vor dem Vorgarten blieb sie nocheinmal stehen. Vor dem Haus standen viele Autos, wie jedes Jahr, war an Heiligabend eine große Famlienfeier.

Sie schloss dir Türe auf, ein Duft von Braten lag in der Luft und trat langsam ein. Ohne auch nur ein Wort zu sagen und ohne ihre Familie auch nur eines Blickes zu würdigen, ging sie durch das Esszimmer, die Treppe hoch, in ihr Zimmer.

Sie betrat ihr Zimmer und machte das Licht an und schloss auf ihre Zimmertür ab. Sie griff in ihre Tasche und holte die Metallbox heraus. Es befanden sich noch zwei Briefe darin. Sie nahm diese heraus und legte sie auf ihrem Schreibtisch, so dass sie jeder sehen konnte. Einer dieser Briefe war für ihre Eltern und der andere, war für jeden den es interessierte.

Dann griff sie nocheinmal in die Metallbox und holte eine eingepackte Rasierklinge und einen dünnen Strick heraus. Sie setzte ich auf ihr Bett und schaute sich in ihrem Zimmer um. Ihr Blick fiel auf ihren Lieblingsteddy. Sie nahm ihn in die Hand und hielt ihn fest. Mit der anderen Hand nahm sie den Strick und band oberhalb des Ellebogens ihren Arm ab, damit ihr Blut sich staute. Es sollte nicht allzulange dauern, sonst würde sie eh wieder einen Rückzieher machen.

Sie setzte sich auf ihr Bett und setzte ihren Teddy auf ihr Knie. Jetzt erst nahm sie die noch neue, eingepackte Rasierklinge in die Hand. Sie riss die Verpackung auf. Nun kam der Rasiereraufsatz zum Vorschein, sie musste nur noch ein wenig Plastik von der Klinge entfernen. Damit hatte sie kein Problem, das hatte sie schon öfter gemacht. So langsam fing ihr Arm an zu schmerzen. Das gestaute Blut pochte und ihr Arm wurde langsam taub. Jetzt war der richtige Zeitpunkt. Der einzige Zeitpunkt, denn wenn es jetzt nicht klappt, würde es nie klappen und es wäre alles umsonst gewesen. Mit der abgebundenen Hand klammerte sie sich an den Teddy. Stumme Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Sie bekam Panik, aber sie wollte es trotzdem nicht sein lassen. Sie drehte ihren Arm, sodass nun ihre Pulsadern zu sehen waren. Sie erschien so leicht erreichbar, als ob nur ein Nadelstich reichen würde, um sie zum Bluten zu bringen. Sie setzte die Klinge an und schnitt langsam in ihren Arm. Zuerst tropfte das Blut nur langsam auf den Boden, doch nach einiger Zeit lief eine dünne Straße aus Blut ihren Arm hinunter. Noch einen kurzen Augenblick beobachtete sie das Blut, doch dann verschwamm alles vor ihren Augen und sie wurde Ohnmächtig.

Zwei Stunden später brach ihr Vater die Zimmertür auf. Er sah sofort das Blut und seine Tochter die mittendrin lag, den Teddy immernoch in ihrer Hand. Geschockt blieb er einen Moment stehen. Er konnte einfach nicht glauben, was er dort sah. Seine Tochter...tot?! Unter Tränen rannte er die Treppe hinunter ins Wohnzimmer und brach vor den Augen der gesamten Familie zusammen. Mit einer zitternden Stimme erzählte er seiner Frau was passiert ist. Auch sie fing sofort an zu Weinen.

Nach einiger Zeit verständigte die Familie die Polizei, diese kam sofort zusammen mit einem Krankenwagen. Ein paar Beamte versuchten die Familie zu beruhigen, die anderen gingen in das Zimmer von Miriam. Sie untersuchten alles und schafften dann das tote Mädchen weg. Obwohl die Polizei alles untrsuchte, wurden die zwei Briefe nicht gefunden. Die Autopsie ergab, dass es keinen Zweifel am Selbstmord gab.

Durch diesen Tag änderte sich das Leben vieler Menschen der kleinen Stadt. Ihre Eltern trennten sich, weil sie nicht mit der Trauer des jeweils anderen zurecht kamen. Der Vater wurde nachdem Tad seiner Tochter schwerer Alkoholiker. Ihre ehemalige beste Freundin gab sich die Schuld für den Selbstmord und wurde schwer depressiv. Sie ließ sich später selbst in eine Psychiatrie einweisen. Und in dem kleinen Dorf nahe einer bekannten Großstadt, sorgte sich jeder um jeden. Erst eine Woche nachdem Selbstmord wurden die Briefe gefunden. Erst nach der tragischen Beerdigung wurden die Briefe geöffnet, dann als es viel zu spät war...
 

Brief Nummer 1:

Liebe Steffi,

wir waren so lange, so gute Freunde und ich konnte nicht verstehen, warum sich alles auf einmal veränderte?! Warum glaubst du Oliver mehr, als mir? Aber auch wenn sich alles zwischen uns geändert hat und auch wenn jetzt alles anders ist, werde ich unsere schöne, gemeinsame Zeit nie vergessen. Du gehörtest immer zu den wichtigsten Personen in meinem Leben, denn du warst einer der wenigen die mich verstanden haben. Ich werde niemals vergessen, was du alles für mich getan hast. Ich weiß nicht, ob du mich vermissen wirst, aber ich will nicht, dass du um mich trauerst, denn für mich und alle anderen ist es besser so. Du wirst es bestimmt nicht verstehen und das verlange ich auch nicht von dir. Du wirst nicht verstehen, warum ich es tun musste, aber du kennst auch nicht die Qualen, die ich die letzte Zeit erleiden musste. Diese Qualen halte ich einfach nicht länger aus. Ich werde dich nicht vergessen. Niemals. Bitte trauere nicht, das bin ich nicht wert.

Deine Miriam
 

Brief Nummer 2:

Liebe biologische Erzeuger,

ich kann euch nicht Eltern nennen, weil ich mir unter dem Begriff "Eltern" etwas anderes vorstelle. Ich schreibe euch diesen Brief, weil ihr auch Schuld daran seid, dass ich diesen Entschluss gefasst habe. Ihr habt mir NIE die Liebe gegeben, die ich brauchte. Ihr habt mich nie getröstet, wenn es mir schlecht ging, oder ich traurig war. Ihr habt noch nicht einmal gemerkt, wenn es mir dreckig ging und dass ich euch brauchte. Ihr habt mir zwar Kleidung und Nahrung gegeben, aber ist das alles? Hätte es einen Unterschied gemacht, wenn ihr mir keine Nahrung gegeben hättet? Falls ihr euch ein Kind nach mir anschafft, macht nicht dieselben Fehler, das Kind wird dann auch die gleiche Entscheidung treffen!

Eure Miriam
 

Brief Nummer 3:

Liebe Leute dieses grausamen Zeitalters,

durch meinen Tod will ich nicht nur meine eigenen Qualen beenden, sondern auch euch zum Nachdenken bringen. Heutzutage scheint euch alles egal zu sein. Alles außer euer eigenes Wohlergehen. Kümmert euch auch mal um andere, es geht dann nicht nur euch besser, sondern auch euren Mitmenschen. Denkt immer daran: Es könnte manchen Menschen da Leben retten. Es soll den anderen nicht so ergehen, wie mir!

Eure Miriam



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