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Magic Story - Der Kaktusstein

von

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Alte Freunde

Nach einiger Zeit des Reitens und ein paar spannenden Geschichten über die Hauptstadt des Reiches Fala X´Nar, mit ihren vielen Türmen und Gassen, Lädchen und kleinen Stadthäusern, konnte Fiala endlich die Silhouette der Stadt genauer sehen. Bald würden sie das große Tor passieren, das mit goldenen Verzierungen nur so glänzen sollte. Als sie es erreicht hatten, staunte Fiala nicht schlecht. Alles war genau so, wie sie es sich ihr Leben lang vorgestellt hatte und sie konnte den Blick garnicht mehr von den fein gearbeiteten Ornamenten am Torbogen lösen. Die Türen waren aus massivem Marmor und bestimmt über fünf Meter groß. Der Torwächter war nicht nur ein einfacher Soldat, wie Fiala geglaubt hatte. Vor dem Tor stand ein gigantischer Granitgolem in voller Rüstung. Auf jeder Platte war das Siegel des Königs eingraviert und in seiner riesigen Steinfaust hielt er ein großes leuchtendes Zepter, an dessen Spitze ein helles bläuliches Licht leuchtete. Mit einem lauten Rumoren öffnete sich die Tür langsam nach innen und gab den Blick frei auf eine breite, belebte Straße, an deren seiten alte einfache Häuser standen, sauber verputzt und weiß angestrichen und blau bemalten Dächern. Auch an den Hauswänden konnte man das königliche Wappen erkennen. "Der König scheint hier sehr beliebt zu sein.", stellte Fiala zu Lyef gewandt fest. "Nein, er hat nur viel Macht und Geld.", entgegnete dieser trocken. "Ihr scheint den König nicht zu mögen, ist das richtig?", fragte Fiala und bereute schon fast, die Frage gestellt zu haben, als sie Lyefs Gesichtsausdruck daraufhin bemerkte. "Er regiert halt, wie es seine Pflicht ist, doch er tut rein garnichts für sein Volk.", meinte er schroff und gab seiner weißen Khourna die Sporen, um Fiala voraus zu reiten. Anscheinend war er wirklich nicht gut auf den König zu sprechen. Fiala dachte daran, sich zu entschuldigen, als ihr Blick kurz in eine der Seitengassen schweifte, in der eine verhüllte Gestalt an der Hauswand lehnte und zu ihr herüber sah. Erschrocken drehte sie sich weg, wollte dann aber doch noch einen genaueren Blick auf die Gestalt werfen. Als sie jedoch wieder hinüber sah, war die Gasse leer. Als ihre Großkatze die nächste Biegung erreicht hatte, wendete Fiala ihren Blick wieder nach vorn. "Hyate?", flüsterte sie leise.

"Was ist los, Fiala?", riss sie Lyefs Stimme wieder aus den Gedanken. "Nichts.", entgegnete sie. "Tut mir leid wegen vorhin.", gestand sie beschämt. "Was?", fragte Lyef nach. "Achso, das. Kein Problem, Kleine.", meinte er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Er ist nicht gerade mein bester Freund, weißt du.", fügte er noch hinzu. "Verstehe.", antwortete Fiala und wollte auch nicht weiter nachhaken.

Als sie sich erneut umsah, die Häuschen beobachtete, mit ihren Blumenkästen, die wunderschön leuchteten und ihren blauen Dächern, an deren Giebelspitzen kleine Fähnchen wehten und über deren Türen Schilder hingen, auf denen der Name des Ladens darin stand, fiel ihr Blick auf einen belebten Platz auf dem sich eine Vielzahl verschiedener Menschen tummelte. "Fiala? Ich muss hier leider in eine andere Richtung abbiegen und die waren in die Unterstadt bringen. Macht es euch etwas aus, hier zu warten? Wenn ich zurückkomme, zeige ich euch die Stadt, abgemacht?", fragte Lyef und Fiala nickte zurfieden. "Ich wollte sowieso gerade fragen, ob ich mich hier umsehen könnte.", meinte Fiala lächelnd. "Dann ist ja alles klar. Bis später." Mit diesen Worten bog Lyefs Karawane in die nächste Seitenstraße ein und verschwand nach einer Weile im Getümmel. Fiala stieg von ihrer Khouna ab und blickte sich nach einem Halter um. Nicht weit von ihr fand sie den gesuchten Balken, an dem bereits einige Katzen befestigt waren. Sie wickelte die Zügel mehrmals darum und zurrte sie fest.

"Hallo du!", ertönte eine helle Mädchenstimme hinter ihr und Fiala blickte auf ein kleines Mädchen hinab, das einen schmutzigen alten Teddybären an der Hand hielt und vermutlich immer hinter sich herzog, wie Fiala an dem Dreck daran feststelte. "Gehört die Katze dir? Sie ist schön, wie heißt sie? Wohnst du hier? Willst du mit mir spielen?", prasselten die Fragen des Mädchens auf Fiala ein. "Nunja-", begann Fiala. "Ja, die Khouna gehört mir. Ihr Name ist-", überlegte sie angestrengt. "Wie würdest du sie den nennen, kleine?", fragte sie und hofte auf einen besseren Namen als Miezi oder Katzi. "Ich find Yial schön.", entgegnete das Mädchen. "Das ist nämlich mein Name, weißt du.", fügte sie stolz hinzu und verschränkte die Arme samt Bär hinter dem Rücken. Fiala lächelte. "Wirklich ein süßes Mädchen", dachte sie. "Dann soll sie Yial heißen!", beschloss sie und tätschelte dem Mädchen den Kopf, das sie mit großen leuchtenden Augen ansah. "Sie heißt echt wie ich?", fragte sie noch einmal ungläubig nach. "Ja, sie heißt jetzt Yial, Kleine." Das Mädchen hüpfte ein paar mal im Kreis, verbeugte sich höflich vor Fiala und rannte hinüber zu einer Gruppe Kinder, denen sie gleich die ganze Geschichte lang und breit erklärte. Fiala drehte sich um und betrat einen kleinen Laden, an dessen Wänden regale voll Lebensmittel standen. Als sie sich umsah, wurde ihr erst einmal so richtig bewusst, dass sie keine Ahnung hatte, wohin sie eigentlich wollte und wieviel Proviant sie brauchen würde. Also bat sie die Händlerin lediglich um etwas Brot und Käse und verstaute das Ganze in ihrer Tasche, verließ den Laden wieder und blickte sich auf dem Platz um, als sie plötzlich wieder die vermummte Gestalt in einer anderen Gasse wahrnahm. Da ihre Neugier groß war, ging sie schnellen Schrittes, aber unauffällig in seine Richtung. Als sie sich durch die Masse gekämpft hatte und am Eingang der Gasse stand, war die Gestalt schon wieder verschwunden. Fiala konnte jedoch noch einen Fetzen seines Umhangs hinter einer Ecke verschwinden sehen. Sie beschleunigte ihre Schritte und bog in die Seitengasse ein. Nachdem sie der Gestalt einige Straßen weit gefolgt war, hatte Fiala sie in einer dunklen menschenleeren Gegend komplett verloren. Sie suchte die Straße nach irgendeinem Hinweis ab, konnte aber, egal wie sehr sie sich bemühte, nichts entdecken. Sie wollte sich gerade umdrehen, um den weg zurück zu suchen, den sie im Eifer des Gefechts vergessen hatte, als von irgendwo über ihr die gesuchte Gestalt herunter sprang, knapp vor ihr landete und Fiala gegen die Wand drückte. Als sie erschrocken einen Schrei ausstieß, drückte sie ihr eine Hand auf den Mund.

"Psscht!", zischte es aus der Kapuze kurz vor ihrem Gesicht. Fiala gab der Gestalt mit einem zögerlichen Kopfnicken zu verstehen, dass sie ruhig bleibe und die Hand löste sich von ihrem Mund. Irgendwie hatte sie keine schlechte Vorahnung angesichts dieser überraschenden Begegnung. Die Flinkheit, mit der sich die Gestalt bewegt hatte, kam ihr seltsam vertraut vor. Der nächste Satz bestätigte Fialas Vertrauen.

"Tu mal was, gegen deine Schreckhaftigkeit! Is ja furchtbar." Mit diesen Worten trat die Gestalt ein Stück zurück und streifte sich die Kapuze vom Kopf. Braune zerzauste Haare und ein verschmitztes Grinsen flogen Fiala um den Hals und dünne aber kräftige Arme umarmten das völlig perplexe Mädchen, das nach kurzer Überraschung den freudestrahlenden Jungen ebenfalls umarmte. "Hyate! Was machst du denn hier, Brüderchen?", fragte sie voller Freude und hielt den strahlenden Hyate auf Armlänge vor sich, um ihn zu betrachten. "Das sollte ich dich lieber fragen, Fia!", entgegnete er und setzte ein Schmollen auf. "Nenn mich nicht ständig Brüderchen, das is ja erniedrigend! Wenn uns einer hört." "Nun hab dich nicht so, Hya!", entgegnete Fiala und kniff ihm in den Oberarm. "Warum diese Geheimniskrämerei, alter Freund?", fragte sie, eine Augenbraue nach oben ziehend und sah ihn Vorwurfsvoll an. Hyate warf Fiala einen braunen Stoffumhang zu und zog sich die Kapuze wieder ins Gesicht. "Zieh den an und komm mit.", meinte er trocken und wartete, bis Fiala den Umhang umgeworfen hatte und ebenfalls die Kapuze aufgezog. Dann nahm er ihre Hand und rannte mit ihr los, durch viele Gassen und Seitengassen, bis sie an der äußeren Stadtmauer ankamen, die Fala X´Nar wie ein Band umspannte. "Was wollen wir hier?", fragte sie stutzig und sah Hyate fragend an. "Hier lang!", antwortete dieser und schob ein Abflussgitter an der Mauer zur Seite. Flugs verschwand er darin und zögerlich folgte ihm auch Fiala.

Der Gang, in den sie gekommen waren, war voller Spinnenweben und in der Mitte zog sich ein Bach, in dem das ganze Abwasser der Hauptstadt seinen Weg bis zum Meer fand. An den Wänden waren Fackeln angebracht, die für eventuelle Bauarbeiten gedacht waren. Hyate nahm eine von ihnen und entzündete sie mit etwas, das aussah wie ein kleines Metallkästchen. Darin waren zwei kleine Feuersteine angebracht, die per Schalterbetätigung aneinanderschlugen und einen ölgetränkten Faden entzündeten. Mit dieser Flamme konnte man problemlos ein kleines Feuer entzünden. Fiala hatte sowas erst einmal gesehen. Ihr Großvater hatte es benutzt, um seine allabendliche Pfeife zu rauchen. Als Hyate sie wieder an der Hand nahm und weitergehen wollte, schüttelte Fiala seine Hand ab, stützte die Arme in die Hüften. "Erzähl mir doch endlich, was hier los ist, Hyate!", schrie sie ihm fast entgegen. "Ist das irgendein Spiel, von dem ich was wissen sollte oder hast du irgendwas angestellt? Hab ich irgendwas angestellt oder-". "Beruhig dich!", fuhr ihr ihr Gegenüber ins Wort. "Erst einmal etwas leiser hier unten oder willst du, dass man uns hier bemerkt?" Fiala schüttelte etwas eingeschüchtert den Kopf. "Gut.", fuhr Hyate fort, "Als nächstes: Ich erkläre dir alles, wenn wir angekommen sind. Es ist nichtmehr weit. Und zu guter letzt: Schön, dich wiederzusehen." Hyate lächelte Fiala an und drehte sich wieder um. "Lass uns weitergehen.", meinte er nur und setzte seinen Weg fort. Zögerlich ging Fiala mit ihm. Eigentlich wollte sie ja fragen, wohin er mit ihr wollte, aber nachwievor vertraute das Mädchen ihrem lang verschwundenen Freund. Seit den Geschehnissen der letzten Tage hatte sie das Gefühl, dass sie inzwischen, nichts mehr erschrecken könne, doch da sollte sie sich gewaltig irren.

Als sie eine Weile weiter dem Lauf des Tunnels gefolgt waren und Fiala von dem Gestank hier unten, der irgendwo zwischen verfaulten Eiern und verwesendem Fleisch lag, schon ganz übel war, kamen sie an eine kaum sichtbare Vertiefung in der Wand, die zwar breit genug für einen Elefanten, aber nichteinmal so tief wie der Rücken eines Buches war. Jeder, der hier vorbeiging, hätte sie wohl überhauot nicht wahrgenommen, doch Hyate hielt davor an und deutete darauf. An einer Stelle, ungefähr auf Augenhöhe, fehlte der Mörtel zwischen den Ziegeln. "Pass gut auf!", erklärte Hyate der skeptisch dreinblickenden Fiala, zog ein Messer aus seinem Gürtel und steckte es in den Spalt. Ein Klicken ertönte und die Wand schob sich nach hinten. In etwa so breit, dass ein erwachsener Mensch mit nicht all zu großer Leibnesfülle noch hindurchpasste. "Wir sind da.", meinte der Junge mit einem Lächeln und schlüpfte durch die Tür. "Du wirst staunen!" Er winkte Fiala zu sich und nachdem sie sich kurz auf die Lippe gebissen hatte, folgte das Mädchen ihm.

Alles, was Fiala in ihrem leben je gesehen oder gekannt hatte verblasste, angesichts dem, was sich ihr in dem Augenblick bot, als sich ihre Augen an das plötzliche Licht gewöhnt hatten und den Blick freigaben auf eine unterirdische Stadt, mit riesigen, ranken- und moosbedeckten Tempeln, dessen Stufen weit hinaufragten, aber die Decke der Höhle immernoch nicht erreichen konnte. Viele Meter über ihnen flogen Vögel und noch viel viel weiter oben tat sich ein großes Loch auf, durch das die Sonnenstrahlen hinein fielen. Gerade so, dass sie auch den Boden erreichten. Von dort aus, wo Fiala und Hyate jetzt standen, konnten sie direkt hinaus in den Himmel sehen. Hier blendete die Sonne sogar. Fiala blickte sich um. Sie waren nicht einmal am Boden der Höhle, sondern standen etwa auf halber Höhe. Unter ihnen konnte Fiala eine Stadt sehen. Alle Häuser waren aus dem Stein der Höhle gehauen und auch in den Höhlenwänden, gab es Wiederum Höhlen, in denen sich solche Häuser befanden. Quer von einer Seite zur anderen spannten sich Brücken aus Lianen, die hier auch sonst überall von den Wänden hingen und wahrscheinlich einfach miteinander verknotet wurden, um Abkürzungen zu schaffen und die Größe dieses riesigen Loches ausnutzen zu können. Fiala konnte ihren Blick garnichtmehr von all diesen wunderbaren Dingen lösen. "Wow.", hauchte sie heraus und ließ diese Bilder noch etwas auf sich wirken. An vielen Häusern und Wandteilen konnte sie fein gearbeitete Ornamente erkennen und Götzenfiguren an den Tempelwänden. Überwältigt wandte sie sich wieder an Hyate. "Was ist das hier?" Hyate legte ihr eine Hand auf die Schulter und machte mit der anderen eine weit ausholende Bewegung. "Das, Schwesterchen, ist Al´Bharakhur, die große Tempelstadt der Mahut. Sie verschwanden vor langer Zeit von der Bildfläche und hinterließen uns alles, was wir brauchen um unentdeckt leben zu können. Fiala wusste einen Moment lang nicht, was sie sagen sollte. Dann fragte sie skeptisch: "Unerkannt Leben? Wieso? Was meinst du damit?" "Das erkläre ich dir gleich, aber erstmal sollte ich dich herumführen, sonst wirst du mich am Ende nicht verstehen.



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