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Only One Truth

Site-Seeing - Part II
von

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Kapitel 55

Kapitel 55
 

Als er es nicht mehr aushielt, stand Takuto wieder auf und ging hinaus.

Im Zimmer neben an, war ihm schon am Tag ein beachtlicher Stapel an Blättern und Büchern aufgefallen, allerdings hatte er ganz vergessen Seiichy danach zu fragen. Schließlich war er ans Fenster gegangen du sah nach draußen. Es war eine Sternenklare Nacht, und die Umgebung war mit einem leichten Frost überzogen. Es war eigentlich ein sehr angenehmes Bild gewesen und er spürte wie er langsam ruhiger wurde. Nach ein paar Minuten ging er zurück. Als er am Tisch vorbeilief, machte sich eines der Blätter selbstständig. Takuto bückte sich und hob es auf. Im schwachen Mondlicht erkannte er jetzt, das es ein Text zu sein schien. Ungewollt überflog er die ersten Zeilen.
 

*Ich treibe auf den Wogen der Einsamkeit, die Zeit verrinnt durch meine Finger, und nur ein leeres, dunkles Zimmer bleibt in mir zurück.
 

Eigentlich wollte er den Zettel einfach wieder zurück legen, doch plötzlich hatte er sich auf die Couch gesetzt und lass weiter.
 

Ich treibe auf den Wogen meiner Träume, die sich leise und sacht an einem schwarzen Strand aufbäumen und probieren mit letzter Kraft zu existieren.
 

Ich treibe auf den Wogen des Nichts und nicht einmal dein helles Gesicht erreicht mich jetzt.

Ich treibe auf den dunklen Wogen meines Herzens und der Schmerz bleibt bis in alle Ewigkeit.
 

Völlig verdattert starrte er das Blatt an. Er hatte sich nie besonders dafür interessiert was Seiichy tat, wenn er Stundenlang in einen dieser Hefte vertieft war oder etwas hinein schrieb. Doch jetzt, nachdem er einen dieser Texte sah, fühlte er sich irgendwie eigenartig.

Sie sprachen eine so ganz andre Sprache als er sie in Erinnerung hatte, auch wenn er nach zwei Liedern nicht gerade behaupten konnte, sich damit auseinander gesetzt zu haben.

Gleichzeitig ertappte er sich bei den Gedanken warum dieser Text so düster klang, oder ob er gar genau das widerspiegelte was in Seiichy vor ging. Und plötzlich fühlte er sich schwer. Hatte Seiichy deswegen eine Pause machen wollen? Diese wenigen Strophen gaben sehr viel von seinem Urheber Preis als ihm im ersten Moment aufgefallen war. Auch wenn er das selbst nie real wahrgenommen hatte, Seiichy war auf der Bühne immer ein anderer gewesen, nur hier nicht…in diesem Text erkannte er ihn auf seltsame Weise wieder. Ob ihm das auch aufgefallen war? Mühsam schob er den Gedanken bei Seite, legte den Zettel zurück und ging wieder zu Seiichy. Er legte sich neben ihn und sah ihn so noch eine Weile nachdenklich an. Irgendwann war er schließlich eingeschlafen.
 

Megumi war am nächsten Morgen recht früh auf den Beinen und schlenderte, zusammen mit Shila durch die Stadt. Spike war hinter ihnen zurück geblieben und behielt die Strasse im Auge. Die beiden Mädchen schienen gerade in ein interessantes Gespräch vertieft zu sein, allerdings zog er es vor dem nicht näher nach zu gehen.
 

„Was wollte er?“fragte Shila ihre Freundin nach einer Weile.

„Wer?“

„Na Sosuke natürlich. Ich hab euch im Park gesehen…gleich nachdem ich Mika verscheucht hatte.“ Fügte sie noch hinzu.

Megumi sah sie überrascht an.

„Ach so…nichts besonderes, es gab wohl wieder ein paar unangenehme Zwischenfälle.“

„Verstehe, aber sei mir nicht böse…er wirkte immer noch genau so wie immer, bist du sicher das es anders war?“

„Natürlich…aber ich kann nicht verlangen das du es glaubst. Vielleicht war es auch nur ein Versehen…“ erwiderte Megumi leise. Plötzlich blieb sie erneut stehen.

Auf der andren Seite war eine bekannte Silhouette aufgetaucht. Bevor sie es sich jedoch anmerken lassen wollte, sah sie lieber noch einmal genauer hin. Vielleicht hatte sie sich ja auch getäuscht, jetzt jedenfalls war da niemand mehr. Natürlich war es Shila nicht entgangen. „Was ist denn?“ fragte sie sie.

Das Mädchen zuckte zusammen.

„Ach…nichts…ich hab mich wohl geirrt.“ Winkte sie hektisch ab. Doch als sie noch einmal hinsah stellte sie fest, das ihre Sinne ihr keineswegs einen Streich gespielt hatten.

Nein sie hatte sich nicht getäuscht, Sosuke war tatsächlich dort. Unweit hinter ihm bemerkte sie noch etwas, allerdings konnte sie niemanden erkennen, doch irgendwie schrillten ein paar Alarmglöckchen in ihrem Hinterkopf, zwar nur leise, aber doch laut genug um sie einfach nicht ignorieren zu können. Sie sah zu ihrer Freundin. „Shila…ich möchte das du hier bleibst und den Fußweg im Auge behältst…Spike, bitte passen sie ebenfalls auf, ich glaube dort ist jemand.“

„Ja aber warum denn das?“ fragte das Mädchen irritiert zurück, bevor sie den Blick ihrer Freundin folgte und wieder einmal erstarrte. Bevor sie auch nur etwas erwidern konnte, war Megumi schon auf die andre Seite gelaufen. Sie musste einfach sicher sein. Sie nahm die nächstbeste Einbiegung und fing Sosuke so, an der nächsten ab, natürlich ohne dass jemand außer ihm sie sehen konnte. Selbst er hatte sie nicht gleich bemerkt.

„An deiner Stelle würde ich jetzt unauffällig abbiegen, du hast da ein paar ungebetene Gäste hinter dir.“ Sprach sie ihn an. Sosuke fuhr unmerklich zusammen, ließ sich allerdings nichts anmerken und folgte ihrer Aufforderung, gerade als er sich wundern wollte wieso überhaupt. Doch schon fast in derselben Sekunde war sie neben ihm. Er nahm einen der Spiegel auf der Strasse zu Hilfe und musste ihr zustimmen. Für einen kurzen Moment schien da jemand zu sehen zu sein, der jetzt inzwischen zusammen mit noch ein paar anderen ratlos in der Gegend stand und dumm guckte.
 

Shila und Spike die ebenfalls völlig überrascht zurück geblieben waren, folgten ihr jetzt doch. Megumi war zweifellos in den Park gelaufen.
 

Sosuke, der seinen ersten Schrecken überwunden hatte, sah das Mädchen überrascht an. Wo war sie so plötzlich her gekommen und vor allem wieso war sie auf einmal hier? Er war sich fast sicher, dass er sie nicht gesehen hatte.

„Wo kommst du denn her?“ fragte er plötzlich.

„Von der andren Straßenseite.“ Erwiderte sie ebenso forsch.

Er sah sie kurz an. Scheinbar war sie nicht in der Schule gewesen, allerdings erklärte dass nicht wieso sie hier war.

„Wo hast du deinen Bruder gelassen?“

„Der sollte bei Seiichy sein, ich bin nur zufällig in der Gegend.“

Shila und Spike waren inzwischen näher gekommen. Das Mädchen deutete ihm ein wenig zurück zu bleiben. Ihr war irgendwie nicht wohl bei dem Gedanken, Megumi mit ihm allein zu wissen, und war näher an sie heran gegangen.

Sosuke nickte.

„Er scheint nicht ganz bei sich zu sein…“ erwiderte er plötzlich.

Megumi musste nicht nachfragen wen er damit meinte, ihr war es auch schon aufgefallen.

„Stimmt…nicht so ganz.“ Megumi war stehen geblieben, sie war sich sicher, dass sie hier keiner finden würde.

„In wie fern?“ fragte er weiter nach.

„Es gab da wohl einige Zwischenfälle…die ihm ein bisschen auf den Magen geschlagen sind.“

„Zwischenfälle?“

„Ja…“

„Kioko ist zurück geflogen oder?“

„Ja, schon gestern…wahrscheinlich war auch sie einer der Zwischenfälle.“ Obwohl bis eben noch völlig anteilnahmlos horchte Sosuke plötzlich doch auf.

„Ist etwas in diesem Tower passiert?“ er sah sie an.

Megumi schüttelte den Kopf. „Nein, das nicht, obwohl man das wohl eher wirklich nur dem purem Glück zuschreiben kann.“

Sosuke nickte erneut. „Verstehe.“

„Ich habe eine Frage.“ Entfuhr es Megumi plötzlich.

Der angesprochene sah sie abermals ein bisschen verwirrt an. Shila war es nicht entgangen, aber irgendwie machte es ihm in ihren Augen nur noch unheimlicher.

„Der Grund…Kennst du den Grund dieses Streites?“ fragte sie frei heraus, vermied es allerdings ihm länger als unbedingt nötig anzusehen. Sie hatte bewusst Streit gesagt, da sie sich fast sicher war, das Shila möglicherweise in der Nähe sein konnte.

„Einen? Ich bin mir ziemlich sicher das es dafür mehrere gab.“ Beantwortete er ihre Frage.

„Nein…ich meinte einen ganz bestimmten.“

„Würdest du dich vielleicht ein wenig deutlicher ausdrücken?“

Das Mädchen sah ihn erneut an und war noch ein wenig weiter zu ihm gegangen. Scheinbar konnte er ihr tatsächlich nicht folgen.

„Es gab einen ganz bestimmten Grund dafür…Kioko hat es mir vor kurzem erzählt…“erwiderte sie bevor sie fortfuhr. Sie erzählte von dem Zwischenfall im Tower und den Besuch von Kioko. Shila konnte zwar nichts verstehen, aber schon die Haltung ihrer Freundin und die von Sosuke verrieten ihr das es etwas Ernstes sein musste. Dann stutzte sie. Sosuke´s Haltung? Sie sah noch einmal genauer hin. Obwohl sie es beinahe nicht glauben konnte, erkannte sie ein paar menschliche Regungen. An sich würde das nicht weiter ungewöhnlich sein, aber bei ihm?

Sosuke unterbrach sie nicht, doch Megumi behielt ihn sehr genau im Auge. Offensichtlich war es nicht nur Seiichy nicht egal, wenn Kioko etwas passieren würde. Als sie von der Narbe erzählte, blitzte es gefährlich in seinen Augen auf.

Sie hatte sich also nicht getäuscht, der Vorfall in der Kapelle war keineswegs ein Ausrutscher gewesen. Sosuke war sehr wohl um das Wohlergehen seiner Geschwister bedacht, auch wenn er das wahrscheinlich, genauso wie einiges anderes, niemals zugeben würde. Als sie geschlossen hatte sah sie ihn noch einen Moment an.

„Gibt es dafür einen Hinweis?“ fragte er so gelassen wie möglich. Doch das Mädchen konnte förmlich spüren wie er innerlich kochte.

„Ja…eine große lange Narbe…ich hab sie gesehen.“ Antwortete sie wahrheitsgemäß, während sie seinem Blick standhielt und ihm die Stelle zeigte. Sosuke sah sie an und versuchte vergeblich etwas in ihren Augen zu erkennen, das ihre Behauptung, Lüge strafen würde. Allerdings stellte er nur fest, dass sie die Wahrheit sagte und ihre Augen reichlich gefährlich waren.

Sie hatte nichts mit den Mädchen in ihrem Alter gemein, das waren nicht mehr die Augen einer 16jährigen. Sie erinnerten an ein tiefes Meer und waren gleichzeitig so geheimnisvoll das es schwer war etwas aus ihren Inneren darin verbergen zu wollen. Als er nach geschlagenen 2 oder auch 3 Sekunde endlich bemerkte, dass er sie immer noch nur ansah, wandte er den Blick ab. Natürlich nicht annähernd so unbemerkt und zufällig wie es wirken sollte. Megumi hatte es natürlich bemerkt. Sie hatte sich nicht getäuscht, er war wirklich meistens dann da, wenn man so viel Hilfe wie möglich haben sollte. Jetzt stand sie wirklich neben ihn und berührte dabei, rein zufällig seinen Arm, bevor sie weitersprach.

„Solltest du ihnen nicht besser sagen, dass du ihnen hilfst?“ fragte sie ihn, ohne ihn dabei anzusehen. Er würde sowieso eher nach vorn starren. Mit einem Seitenblick, stellte sie fest, dass sie richtig vermutet hatte.

Doch dann senkte er den Blick wieder und schüttelte leicht den Kopf, bevor er erneut ihren Blick suchte. Das Mädchen tat ihm den Gefallen und verfluchte sich im selben Moment selbst. Schon wieder passte dieser Ausdruck überhaupt nicht zu ihm, und schon wieder fuhr ihr ein Schauer über den Rücken. Wieder einmal war da was andres drin zu sehen. Megumi konnte es nicht ganz in Worte fassen, sie hatten einen weicheren Ausdruck angenommen und so etwas wie ein wenig Wärme konnte sie erkennen. Nicht mal Shila musste näher heran gehen um dasselbe Gefühl zu haben.

„Ich glaube kaum, dass es sie sonderlich interessieren würde.“ Erwiderte er. War da sowas wie ein leichtes Lächeln? Diesmal hatte sich auch seine Stimme geändert.

„Vielleicht nicht…aber ich glaube mindestens einer weiß es sowieso bereits.“ Vermutete sie leise. Schon wieder schien er ein bisschen irritiert, allerdings schien er im Moment nicht sonderlich daran interessiert das zu verbergen.

„Taku…“ beantwortete sie seine unausgesprochene Frage.
 

Da schon wieder ein leichtes Lächeln. Doch dann wandte er sich endgültig ab. Das waren ja hervorragende Aussichten, bisher hatte er Megumi eher noch für ein wenig jung eingestuft, das war sie ja eigentlich auch, aber dieses Mädchen brachte ihn, ausgerechnet ihn, zum nachdenken, und er wurde unvorsichtig. Beides behagte ihm so gar nicht, zumal er sich nicht einmal selbst erklären konnte woher. Er musste dringend wieder ein bisschen Abstand zwischen sich und das Mädchen bringen. Allerdings bewegte er sich keinen Zentimeter. Shila stand inzwischen nur noch mit offenem Mund da und konnte noch nicht so ganz verstehen was da gerade geschah. Gleichzeitig musste sie sich eingestehen, dass sie Megumi vielleicht besser hätte glauben sollen.

„Seiichy wird in nächster Zeit nicht mehr auftreten.“ Erwiderte sie noch, dann sah Sosuke sie noch einmal verwirrt an.

„In wie fern?“

„Er macht eine Pause.“ Sie war inzwischen weiter zurück gegangen, legte den Kopf schief, lächelte kurz und verschwand im Gebüsch. Shila hätte sie dabei beinahe umgerannt, so aufgewühlt war sie. Geistergegenwärtig hielt Shila sie am Arm fest. Megumi sah sie verdattert an, so als ob sie eben erst mitbekommen hätte, dass sie da steht.

„Megumi!“ fuhr diese sie schroffer als gewollt an. Die schüttelte endlich ihre Überraschung ab. Sie konnte sich ja fest denken dass sie hier sein würde.

„Was war denn das eben?“

„Was?“

Shila schüttelte den Kopf.

„Schon gut, ich glaub dir die Geschichte mit der Kapelle, aber was um alles in der Welt, hast du ihm bloß erzählt?“

„Nichts…“ log sie.

„Ja klar…das hab ich gesehen, für Nichts hast du ihn ganz schön aus der Fassung gebracht.“

Megumi sah sie nicht an, sie wusste ja dass sie Recht hatte, aber sie konnte ihr unmöglich alles erzählen.

„Es tut mir Leid. Aber es gibt da noch so einige Dinge die ich dir nicht erzählen kann, auch wenn ich es gern wollte.“

„Schon gut…los sehen wir zu das wir noch schnell ein paar Sachen holen. Hast du dir schon überlegt was du Takuto und deiner Tante schenken willst?“

Doch die angesprochene schüttelte nur den Kopf.

„Nein dafür hatte ich noch keine Zeit…Hast du denn einen bestimmten Wunsch?“

Shila sah sie an.

„Nein, den hab ich nicht, aber eine Bitte.“

„Welche?“

„Du würdest es mir doch sagen wenn etwas Schlimmes geschehen würde. Oder?“

„Aber natürlich. Du bist doch die einzige die mich verstehen kann.“ Sie lächelte leicht, dann gingen sie weiter. Spike schüttelte nur den Kopf. Frauen, egal in welchem Alter, waren doch alle irgendwie seltsam.

Sosuke war noch einen Moment zurück geblieben, genau genommen so lang, bis er sicher war, dass sie nicht mehr hier war und dass ihn auch sonst keiner sehen könnte. Er dachte darüber nach was ihm Megumi erzählt hatte.
 

Takuto war gerade dabei sich noch einmal umzuziehen.

„Wo willst du denn hin“ fragte Seiichy ihn, der zufällig grad zur Tür rein kam.

„Nur noch mal zu Kagumé. Willst du mit?“ fragte er.

„Wenn du meinst?“ fragte der andre ihn verdattert. Was wollte Taku jetzt noch einmal bei seiner Tante?“Warum gehst du zu ihr?“ fragte er neugierig.

„Ich brauche ihre Hilfe. Weihnachten steht vor der Tür.“

„Wegen Megumi?“

„Ja, sie ist ne Frau, sie wird mir eher sagen können was sie gebrauchen kann und was nicht, Shila frag ich nicht, die würde sich vermutlich noch irgendwann verquatschen. Außerdem hat Kakeru angerufen.“

Seiichy nickte nur, bevor er die Jacken von der Garderobe nahm und sie gemeinsam das Haus verließen.
 

Kagumé war einigermaßen überrascht. Sie hatte nicht damit gerechnet, das Takuto gleich vorbei kommen würde. Doch nichts desto trotz freute sie sich darüber natürlich sehr. Es war ruhig geworden nachdem die Kinder nicht mehr im Haus waren, auch wenn sie insgeheim beruhigt war, sie fehlten ihr.

„Hallo Takuto! Hallo Seiichy! Das ist je eine Überraschung, mit euch habe ich nicht mehr gerechnet.“

„Er ließ sich nicht aufhalten.“ Erwiderte Seiichy auf Takuto deutend.

„Wollt ihr was trinken?“

„Klar, warte ich helf dir.“ Seiichy ging ins Wohnzimmer, Takuto folgte seiner Tante und half ihr beim tragen.

„Was führt euch her?“ eröffnete sie das Gespräch, als sie sich gesetzt hatten.

„Hast du dir schon was für Meg überlegt? Mir fällt nichts Brauchbares ein.“

„Hm…nein, ehrlich gesagt habe ich darüber noch nicht weiter nachgedacht. Aber warte mal…“ sie sah ihn an. „Nein…keine Ahnung…“

„Gut dann werde ich es eben dem Zufall überlassen. Oder hast du zufällig noch eine Idee?“ fragte er an Seiichy gewandt, der sich bisher nicht am Gespräch beteiligt hatte.

„Wieso ich?“

„Nur so eine Idee.“

„Aha…“ dann schwiegen sie sich eine Weile an.
 

„Kakeru hat vorhin angerufen…“ eröffnete Kagumé das Gespräch von neuem.

„Ja, das weiß ich bei mir auch, allerdings hat er nichts gesagt.“

„Hm, verstehe, er wollte wohl über die Feiertage her kommen.“

„Allein?“

„Ja, soweit ich weiß schon…Kikio…geht es wohl immer noch nicht besser.“

„Verstehe…was sagen die Ärzte?“

„Nun die wissen auch nicht weiter.“

„Hm…sie liegt im Koma oder?“

Kagumé nickte.

„Wollen sie die Geräte abstellen?“

„Sie wissen es nicht, wenn ihr Zustand unverändert bleibt dann vielleicht schon…“ sie sah ihn traurig an. Eigentlich wollte sie noch warten, aber nachdem Kakeru ihn selbst schon angerufen hatte?

„Tut mir leid, ich wollte es euch erst später sagen…“

„Das ist schon in Ordnung.“ Winkte er ab.

„Mhm…dann liegt es wohl allein bei ihr…ich glaube nicht das sie weiter leben möchte…das wollte sie schon nicht mehr als wir sie uns gefunden hatte…“

Seiichy sah ihn verdattert an.

„Denkst du das tatsächlich?“

„Natürlich…ich hab sie erlebt Tante Kagumé…ehrlich gesagt, würde es mich sehr wundern, wenn sie noch einmal die Kraft aufbringen wollte, weiter zu machen.“

Sie nickte.

„Ist das etwa dein Ernst?“ fragte ihn Seiichy nun völlig perplex.

Takuto sah ihn an.

„Selbstverständlich ist es mein Erst…du hast es doch selbst erlebt Seiichy…sag mir nicht das du etwas anderes erwarten würdest, wenn du an meiner Stelle wärst.“ Antwortete er ruhig. Natürlich war es ihm nicht ganz egal.

„Das nehm ich dir nicht ab.“ Erwiderte der andre.

„Das bist nicht du Taku…“ Kagumé nickte stumm zur Bestätigung.

„Das mag sein…aber wenn wir ehrlich sind ist es das Beste sie selbst entscheiden zu lassen…stellen sie die Maschinen ab und sie stirbt dann ist es vorbei…dann hat sie einfach wieder die feigeste aller Lösungen gesucht…wenn sie weiter lebt…dann haben wir eine Menge Arbeit vor uns.“ Antwortete er. Seiichy sah ihn noch immer, beinahe entsetzt an, Kagumé hatte dazu nicht mehr viel gesagt. Sicher hatte er Recht, aber das änderte nichts daran, dass es nicht nach Takuto klang.

„Takuto!“ Seiichy hatte ihn zu sich gezogen und sah ihn an.

„Glaub mir…uns bleibt nichts außer abwarten…und ich wette sie gibt auf…“ er war aufgestanden und nach oben gegangen. Kagumé sah ihn nach, dann Seiichy an.

„Im Grunde liegt er völlig richtig mit seiner Vermutung…“ erwiderte sie leise.

„Trotzdem ist das nicht sein Ernst.“ Entgegnete er ihr.

„Vielleicht nicht…aber ich glaube, er kann einfach nicht mehr…Takuto war immer der stärkere von uns allen…ich habe mich schon oft gefragt woher er dieses Kraft nimmt…ich weiß nicht ob ich Kikio ebenso hätte gegenübertreten können…oder sie gar noch gesucht hätte…ich glaube einfach das er hier langsam seine Grenze erreicht hat…“ Seiichy sah sie an. Scheinbar hatte er auch sie ein wenig falsch eingesetzt. So wie sie sprach musste es ihr ähnlich gehen.

„Seine Grenzen hat er schon lang erreicht, wenn nicht gar überschritten.“ Erwiderte er stattdessen. Kagumé sah ihn an.

„Das wusste ich nicht…“

„Natürlich nicht…er wird es sicher auch niemanden auf die Nase binden. Ich rede mit ihm.“ Seufzte Seiichy.

„Nein das wird nicht nötig sein, Takuto hat das sicher nicht aus Bosheit gesagt, wenn ich ehrlich bin bewundere ich ihn dafür dass er es überhaupt gesagt hat. Er wollte mich nicht verletzen, aber er möchte auch verhindern, dass wir uns unnötig Hoffnungen machen. Es ist wirklich das Beste wenn wir vom schlimmsten ausgehen.“

„Sie sind eine seltsame Frau. Sie reden hier immerhin von ihrer Schwester.“ Wunderte sich Seiichy.

„Ja, das weiß ich, aber schließlich wird unser Leben weiter seine Bahnen ziehen, und ich möchte nicht in der Vergangenheit hängen bleiben, verstehst du?“

Seiichy nickte. Irgendwo in dieser Familie musste dieser Optimismus verankert sein, geleichzeitig war er selbst ein wenig verwundert wie wenig er Takuto oder ihr Widersprechen wollte. Auf ihre Art hatten sie beide irgendwie Recht.

„Schon gut, warten wir die Zeit einfach ab. Heut und Morgen werden sie sicher nichts tun. Weiß es Megumi schon?“

„Nein, aber sobald ich sie sehe werd ich es ihr sagen…aber eigentlich kenn ich ihre Antwort schon.“

„Sie wird sich nicht viel von Taku´s unterscheiden.“ Vermutete Seiichy.

„Stimmt, nun aber genug der trüben Gedanken, immerhin ist bald Weihnachten.“ Sie lächelte leicht.

„Gut ich hol ihn wieder her.“

„Tu das…ach und Seiichy, solltest du darüber nachdenken ihm etwas schenken zu wollen, dann sollte es einfach nur von Herzen kommen, bei Meg auch.“ Sie zwinkerte ihn gut gelaunt zu als er nach oben ging.

Innerlich schüttelte er leicht mit dem Kopf. Hier schien es sich zu bewahrheiten, es war erstaunlich wie schnell Frau ihre Laune ändern konnte.
 

Als er oben ankam, erwarte ihn Takuto schon beinahe. Bei Seiichy verdatterten Gesichtsausdrucks musste er unwillkürlich grinsen.

„Lass mich raten, Kagumé hat wieder gute Laune.“

„Woher weißt du das denn schon wieder?“ fragte er gespielt überrascht.

„Ich kenn sie einfach schon ein wenig länger.“ Erwiderte er. „Wartet sie unten?“

„Ja…ach ja sie meinte wenn du deiner Schwester etwas schenken möchtest, sollte es einfach nur ehrlich gemeint sein.“ Erwiderte er bevor sie die Tür hinter sich schlossen und zurück gingen. Inzwischen stand schon wieder frischer Tee auf dem Tisch und ein paar Plätzchen.

Kagumé lächelte sie verschmitzt an. Sie hatte sich schon in den letzen Monaten nicht mehr gewundert das Takuto meistens in Begleitung kam.

Ihre Gedanken mussten sich deutlich auf ihrem Gesicht abbilden, denn Takuto schien plötzlich ein wenig mehr Farbe bekommen zu haben. Kagumé allerdings zog es vor, erstmal nicht zu fragen. Sie unterhielten sich noch ein wenig, plauderten über das schulfest und andere Kleinigkeiten. Schließlich war es schon beinahe Mitternacht als sich beide wieder auf den Weg machten.
 

Es dauerte nicht lang bis sie eingeschlafen waren. Am nächsten Morgen machte sich Takuto wieder auf den Weg. Er wollte sich zusammen mit Megumi und Shila treffen um das letze Detail noch zu organisieren. Heute war bereits Dienstag. Shila hatte frei bekommen.

Sie liefen in die Stadt um irgendein größeres Gefäß zu suchen. Letztendlich blieb es bei einem Sack, und einem kleinen Karton. Als sie alles dabei hatten, gingen sie auf direkten Weg zur Schule. Vor der großen Pause waren sie beim Direktor und unterbreiteten ihm die Absicht ihres Besuches. Er sah sie an, nickte kurz und bat seine Sekretärin die Namen der Schüler, die an der Feier teilnehmen wollten zu drucken und sie mit Nummer zu versehen. Dann nahm ein übergroßes Zahlengitter und eine vollkommen Lichtundurchsichtige Brille und bat die Schüler der 10. Klasse in die Aula. Takuto und Megumi sahen sie fragend an. Doch schließlich lüftete der Direktor sein Geheimnis. Er ließ jeden Schüler an das Gitter treten, verpasste ihm die Brille und bat sie einfach zwei Felder anzutippen. Letztendlich hatte jeder eine andere Nummer bekommen und konnte sich davon überzeugen wen er gesucht hatte. Dasselbe machte er noch mit den wenigen der 8. und 9. Klasse. Bis Samstag hätten sie genügend Zeit sich eine Kleinigkeit zu überlegen.
 

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Thx für´s lesen

* Die Geschriebenen Texte sind das Copyright von Sandy25

LG

Kio ^^



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