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All I want for Christmas...

DrewxMaike
von

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All I want for Christmas...

Es war der 24. Dezember. Der Winter hatte sein weißes Kleid über die Stadt gelegt und von überall leuchteten Maike die wunderschönen und bunten Weihnachtslichter entgegen, mit denen die Leute ihre Häuser und Gärten geschmückt hatten.
 

Maike war inzwischen 15 Jahre alt und das war bereits die dritte Region, die sie einzig und allein in Begleitung ihrer Pokemon antrat. Was sie zu anfangs gestört hatte, empfand sie jetzt als recht angenehm. Es war manchmal ganz gut, wenn man niemanden hatte, dem man hinterher laufen musste, auch wenn man noch so müde und hungrig war. Sie konnte einfach so mitten im tiefsten Wald anhalten und mit ihren Pokemon trainieren, ohne dass sie jemanden dabei behinderte ihrer Bestimmung nachzugehen.
 

Sicher, Maike hatte in der Zeit in der sie mit Ash und Rocko unterwegs war eine Menge Dinge gelernt und gelegentlich vermisste sie ihre Gesellschaft und Rockos Essen, aber diese Art der Freiheit, die sie im Moment genoss, war es wert. Außerdem war sie ja nicht ganz allein, sie hatte ja ihre Pokemon, und fast immer, wenn es ihr schlecht ging, sie traurig war und sich nach etwas Aufheiterung sehnte, war ER da um sie – auf seine ganz eigene Weise – dazu zu bringen wieder, aufzustehen und nach vorn zu sehen. Alleine war sie also wirklich nicht.
 

Mit einem zufriedenen Lächeln marschierte sie durch die Straßen der Stadt. Es war Weinachten und sie hatte erst vor kurzem ihr zweites Band gewonnen, wenn das kein Grund war glücklich zu seien, wusste sie es auch nicht.
 

Irgendwann kam sie schließlich im Pokemoncenter an und auch dort war alles weihnachtlich geschmückt, selbst die Pokemon, die Schwester Joy hier zur Hand gingen, hatten eine Weihnachtsmannmütze auf dem Kopf. Die wenigen Trainer die Weinachten offenbar ebenso hier verbrachten, wirkten alle gelassen und plauderten fröhlich mit anderen Trainern und Koordinatoren oder sie beschäftigten sich mit ihren Pokemon.
 

Maike fragte Schwester Joy nach einem Zimmer und wollte sich dann auch gleich in dieses begeben, doch sie kam kaum zwei Schritte weiter, da hörte sie ein Mädchen in ihrer Nähe fragen: „Ist das nicht Drew, der Top-Koordinator aus LaRousse?“. Sofort fuhr Maike herum und entdeckte tatsächlich ihren Freund und Rivalen Drew, welcher mit lässiger Miene auf sie zu spaziert kam.
 

„Hallo Drew.“, lächelte sie, als dieser schließlich vor ihr halt machte.

Die Freude ihn wieder zu sehen konnte sie nicht verbergen, auch wenn sie wusste, dass er seine eigene Freude – von der sie sicher war, dass sie ebenso stark war wie ihre – gekonnt hinter einem arroganten Lächeln verstecken würde.

Tatsächlich tat er genau das, was sie erwartet hatte. Mit einem arroganten Lächeln und einer gekonnten Handbewegung, mit welcher er eine seiner Haarsträhnen beiseite strich, entgegnete er ihr ein kühles ‚Hi’.

Da Maike mittlerweile gelernt hatte, ein wenig hinter Drews arrogante Fassade zu schauen, störte sie sich nicht an seinem Verhalten.

„Wirst du Weihnachten auch hier verbringen oder willst du nur schnell deine Pokemon durchchecken lassen?“, sie hoffte ja auf ersteres. Auch wenn sie die ‚Einsamkeit’ ihrer Reise meistens genoss, so würde sie es doch begrüßen, Weihnachten mit jemanden zu verbringen, den sie mochte.

Drew lehnte sich lässig gegen den Tresen, an dem Schwester Joy die Trainer und ihre Pokemon in empfang nahm.

„Eigentlich wollte ich nur schnell meine Pokemon durchchecken lassen.“.

Er war einfach nicht der Typ, der wegen so etwas banalem wie Weihnachten Zeit verlor.

„Aber sie haben einen Schneesturm gemeldet und daher werde ich die Nacht wohl hier verbringen müssen.“.

Er wandte sich auch direkt an Schwester Joy und bestellte ein Zimmer.
 

„Ein Schneesturm?“, wunderte sich Maike und blickte in Richtung der Glastür, welche nach draußen führte und entdeckte auch direkt die dunklen Wolken, die aufgezogen waren, ebenso wie sie bemerkte, dass die Bäume ganz schön vom Wind durchgeschüttelt wurden. Als sie vor wenigen Minuten das Pokemoncenter betreten hatte, war dieser noch ganz schwach gewesen.

Drew nickte. „Es werden sicher noch einige andere Trainer hier auftauchen, die Schutz vor dem Sturm suchen, du wirst Weinachten also sicher nicht alleine verbringen müssen.“.

Mit diesen Worten machte er sich auf den Weg in sein Zimmer, doch Maike, die ihm ein: „Warte, Drew!“, zugerufen hatte, stoppte ihn.

Sie holte ihn schnell ein – er war ja noch nicht weit gekommen – und stellte sich schließlich vor ihn, als wollte sie ihm damit am Gehen hindern.

„Heißt das, dass du Weinachten nicht mit uns feiern wirst?“, fragte sie und klang fast etwas enttäuscht.

Drew legte seinen Kopf leicht schief: „Wer ist ‚uns’?“, wunderte er sich. Im Moment entdeckte er noch kein bekanntes Gesicht außer Ihres und er sah absolut nicht ein, wieso er mit irgendwelchen Fremden feiern sollte.
 

Maike lächelte ihm entgegen: „Na, deine Pokemon, meine Pokemon und ich.“. Vielleicht würden ja mit der Zeit auch noch ein paar andere bekannte Gesichter auftauchen. Aber erst einmal sollte ihnen das genügen.

„Du willst deine Pokemon doch nicht etwa zu Weihnachten in ihren Pokebällen lassen, oder?“.

„N-Natürlich nicht.“, wehrte Drew überrascht ab.

Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Nur weil er kein großes Interesse daran hatte, Weihnachten zu feiern, hieß das ja nicht, dass seine Pokemon es ebenso sahen. Fast hatte er Schuldgefühle, dass er nicht an seine Pokemon gedacht hatte. Aber immerhin war er ein sehr beschäftigter Top-Koordinator, da konnte einem so etwas schon mal entgehen.

„Dann ist es also abgemacht?“, erkundigte sich Maike freundlich bei ihrem Freund und Rivalen. Ihr Blick war treu-doofer als der eines kleinen Hundewelpen und so hatte selbst der sonst so coole Drew mächtig Probleme damit, ihr eine Abfuhr zu verpassen.

Tatsächlich hatte er seinen Mund schon zwei mal geöffnet um ihr zu sagen, dass er mit seinen Pokemon alleine in seinem Zimmer bleiben wollte, aber letzten Endes hatte ihr Blick ihn weich geklopft und so seufzte er: „Ja, meinetwegen.“.
 

Ein zufriedenes Lächeln schlich sich auf Maikes Gesicht. Sie wollte gerade noch etwas sagen, als sie eine vertraute Stimme vernahm, die ihr Gesicht zu einer entgeisterten Miene erstarren ließ. Etwas Grünes mit lila Haaren kam auf sie zu und das in einer Gangart die femininer nicht sein könnte.

„Oh nein...“, jammerte Maike. Das konnte doch gar nicht sein, musste der Kerl sie denn überall hin verfolgen? Er war ihr doch erst vor zwei Tagen beim letzten Wettbewerb begegnet und er hätte sie dort auch fast geschlagen. Er war wirklich der Letzte, den sie sehen wollte.

„Drew Darling. Maike Schatz.“, Harley machte eine einladende Handbewegung, so als wären sie drei die besten Freunde.

„Seid ihr etwa auf der Suche nach einem Mistelzweig?“, grinste er den beiden entgeisterten Koordinatoren entgegen.

Maike und Drew blickten sich einen Moment ganz verdutzt an. Was wollte er denn mit einem Mistelzweig? Doch dann ging ihnen ein Licht auf, „Nein!“, kam es plötzlich hastig abwinkend von den beiden. War ja klar, Harley machte immer solche ‚Späße’, wenn er die beiden irgendwo zusammen antraf – was rückwirkend betrachtet erschreckend oft vorkam, wenn Maike und Drew so recht darüber nachdachten.

„Nicht?“, schmunzelte Harley triumphierend, als er den leichten Rotschimmer sah, der sich sowohl auf Maikes als auch auf Drews Wangen gebildet hatte. „Naja, wahrscheinlich seid ihr auch noch zu klein für solche Späße.“, scherzte er dann und wandte sich schließlich Schwester Joey zu, um ebenfalls ein Zimmer zu bestellen.
 

Maike musste schlucken, Drew war die eine Sache, eine Menge fremder Leute war auch okay, aber Harley musste sie zu Weinachten nicht in ihrer Nähe haben. „Ich glaub, ich geh erst einmal in mein Zimmer“, seufzte sie schließlich geknickt und trottete davon.

Drew sah ihr noch einen Moment lächelnd nach und machte sich schließlich selbst auf den Weg in sein Zimmer. Harley grinste den beiden hinterher.

„Oh, da gibt es wohl Ärger im Paradies der jungverliebten Koordinatoren.“, nun lehnte auch er sich gegen den Tresen, „Das wird sicher ein lustiges Weihnachten.“.
 

***
 

Es war dunkel geworden und der Schneesturm wütete bereits, als sich alle Trainer und Koordinatoren in der großen Eingangshalle versammelten, um dort Tee oder eine heiße Schokolade mit Sahne zu trinken und einfach die weihnachtliche Stimmung um die drei prächtig geschmückten Weihnachtsbäume zu genießen, die in der Halle platziert waren.
 

Auch Drew und Maike hatten sich irgendwann mit ihren Pokemon dort eingefunden. Die beiden hatten sich um einen der leuchtenden Weihnachtsbäume Gesetzt und schlürften schweigend eine Tasse heiße Schokolade mit Sahne. Ihre Pokemon wuselten in der Halle herum, mampften Pokemonfutter oder spielten mit den Pokemon anderer Trainer.

Schließlich gesellte sich auch Harley ungebeten zu ihnen. Es störte ihn wenig das Drew und Maike offenrundlich kein großes Interesse daran hatten mit ihm zu sprechen. Ganz im Gegenteil. Er zog die beiden noch damit auf, dass sie lieber in trauter Zweisamkeit seien wollen. Worauf hin es die beiden dann auch aufgaben, ihn verscheuchen zu wollen.

Sie ignorierten seine Scherze und Späße und manchmal schmunzelten sie sogar darüber. Es währe ja auch unsinnig, nur seinetwegen denn ganzen Abend eine Schnute zu ziehen.
 

„Hallo ihr drei.“, ertönte plötzlich eine vertraute Stimme und als sich die frei zu ihr umdrehten, entdeckten sie Solidad, welche sich nicht lange bitten lies und schließlich neben Harley platz nahm.

Sie erzählte, dass sie auf der durchreise war und vom Schneesturm überrascht wurde. Sie war offenbar ins Pokemoncenter gekommen, als Drew, Maike und Harley gerade in ihren Zimmern waren.

Die drei mussten sich natürlich auch sofort ein paar Fragen ihrerseits stellen. Wieso sie Weihnachten hier verbrachten, wie ihre Reise bisher so lief und ob sie den schon viele Bänder gewonnen hatten.
 

Stolz zeigten sich alle gegenseitig ihre Bänder , dabei konnte Maike zufrieden feststellen, dass sie alle noch nicht viel weiter waren als sie selbst.

Die Anwesenheit von Solidad, zeigte auch im weiteren Verlauf des Weihnachtsabends seine Wirkung, denn plötzlich viel es allen ganz leicht von ihren einsamen Abenteuern und letzten Wettbewerben zu erzählen. Selbst Drew kam richtig aus sich raus und berichtete beeindruckend genau von seinem letzten Kampf
 

Die Stunden vergingen an diesem Weihnachtsabend wie im Flug und so gingen Solidad und Harley irgendwann, nach vielen Gesprächen, Diskussionen und Späßen, schließlich zu Bett. Auch die meisten der unbekannten Gesichter waren schon gegangen. Ja, selbst die Pokemon hatten sich bereits in ihre Bälle zurückgezogen. Doch Maike und Drew saßen immer noch um den Weihnachtsbaum und unterhielten sich.
 

Zuerst debattierten sie über ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede – auf das Thema waren sie gekommen, weil Maike meinte, dass er so schrecklich stur wäre und er erwiderte, dass sie auch nicht besser war – und so kamen sie schließlich auch auf die vielen Kämpfe, die sie gegeneinander bestritten hatten und sie erinnerten sich auch daran, wie sie den jeweils anderen immer angefeuert hatten, wenn sie sich gerade nicht als Rivalen gegenüber standen.
 

„Weißt du Drew...“, begann Maike schließlich und blickte verträumt zu dem leuchtenden Stern an der Spitze des Weihnachtsbaumes hinauf, „Ich bin froh, dass ich dich zum Freund habe.“, sie senkte ihren Blick, doch auf ihren Lippen war ein zufriedenes Lächeln „Weil ich weiß, dass du immer für mich da bist, wenn ich dich brauche und dafür danke ich dir.“.

Eine Weile sah Drew sie schweigend an. Es war, als müsste er erst sehr genau überlegen, was er antworten wollte. Schließlich setzte er sein arrogantes Lächeln auf und machte diese typische Handbewegung, mit der er eine Strähne seines Ponys beiseite strich: „Du irrst dich.“, meinte er schließlich. „Wir sind keine Freunde.“.

Maike musste schlucken.

„Wieso sagst du so was?“, sie wirkte traurig. „Natürlich sind wir Freunde.“, oder hatte sie sich das etwa all die Jahre nur eingeredet? Fast schon ängstlich sah sie zu ihm auf und wartete auf seine Antwort.

Auch auf Drews Gesicht war plötzlich ein Hauch Bitterkeit zu erkennen.

„Ich sage es, weil es die Wahrheit ist.“, er blickte ihr ernst entgegen. „Wir beide sind Rivalen und das nun schon seit fünf Jahren, wir können keine Freunde sein, selbst wenn wir es wollten, du solltest dich damit abfinden!“. Er war ja selbst nicht zufrieden mit dieser Tatsache, doch es war nun einmal so und er stellte sich immer den Dingen, auch wenn es noch so wehtat.

Erneut musste Maike schlucken, denn in ihrem Hals hatte sich ein Kloß gebildet, der ihr das Atmen erschwerte, und auch dieser Hauch Traurigkeit in ihren Augen war noch immer zu erkennen. Dennoch blickte sie ihm tapfer entgegen.

„Du irrst dich.“, sagte sie zu seiner Überraschung und an ihrem Tonfall war zu erkennen, dass sie nicht eine Sekunde an dem zweifelte, was sie sagte. „Wir sind zwar auf der Bühne Rivalen, aber hinter den Kulissen unserer Wettbewerbe oder wenn wir uns einfach so auf der Straße begegnen, dann sind wir Freunde.“, hoffnungsvoll sah sie ihn an.
 

Drew lächelte arrogant, wobei die Arroganz nur wieder eine aufgesetzte Fassade war, und lehnte sich etwas zurück.

„Maike...“, setzte er an. „Ich muss gestehen, du bist etwas Besonderes.“. Er sah sie an und die Arroganz war wie weggeblasen, als er weiter sprach: „Ich mag dich, sogar sehr.“.

„Drew...“, Maike wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Sollte sie sagen, dass sie ihn auch sehr mochte? Sollte sie erst einmal abwarten, was er weiter sagte? Ihr Herz pochte wie wild gegen ihre Brust und fast fürchtete sie, dass sie zu viel in diesen einen Satz hinein interpretierte.

Wieder legte sich dieser Hauch von Bitterkeit in Drews Gesichtszüge, als er ihr entgegen lächelte.

„Du hast mich von Anfang an fasziniert mit deiner einzigartigen Art.“, er wandte seinen Blick wieder von ihr ab. „Auch wenn du ein Wildfang und eine Heulsuse bist.“, diese Bemerkung und ein kleines, überlegenes Grinsen konnte er sich nicht verkneifen.

Maike war viel zu aufgeregt, als dass sie diese kleine ‚Beleidigung’ wirklich ernst nehmen konnte, und so blickte sie ihn einfach nur schweigend an und wartete darauf, dass er fortfuhr.
 

„Es ist wirklich schade, dass wir nie mehr als Freunde sein können, wenn überhaupt.“, seufzte er schließlich und erhob sich ganz plötzlich. Er hatte alles gesagt, was er sagen wollte – vielleicht sogar etwas zu viel.

Maike erhob sich ebenfalls. „Wieso glaubst du, dass wir nicht mehr als Freunde sein können?“, es sprudelte nur so aus ihr heraus. „Ist es meinetwegen?“, vielleicht störte es ihn ja, dass sie eben manchmal eine Heulsuse und ein Wildfang war.

Doch Drew schüttelte mit einem arroganten Lächeln den Kopf. „Nein.“, er strich sich wieder einmal eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Wir sind nun einmal ewige Rivalen und das macht es uns unmöglich... uns näher zu kommen.“, mit einer schnellen Bewegung zückte er eine Rose und hielt sie ihr entgegen. „Fröhliche Weihnachten Maike.“, er wartete, bis sie ihm die Rose abgenommen hatte und verschwand dann in sein Zimmer.
 

Maike stand einfach nur da und blickte ihm seufzend nach. Sie hätte ihn gerne aufgehalten, sie hätte ihm gerne gesagt, dass er sich auch hier irrte. Aber sie wusste nicht wie. Immerhin hatte er Recht, sie waren ewige Rivalen, also war es für sie unmöglich zusammen zu sein, oder nicht? Etwas betrübt, begab sich auch Maike schließlich in ihr Zimmer, die Rose hielt sie fest an ihren Körper gedrückt.
 

***
 

Es war bereits vier Uhr morgens, als Maike schließlich seufzend aufstand, weil sie einfach keinen Schlaf finden konnte. Die ganze Nacht waren ihr Drews Worte durch den Kopf gegangen. Sie war völlig verwirrt, weil sie nicht wusste, ob sie sich einfach nur darüber freuen sollte, dass er gesagt hatte, dass er sie mag oder ob sie lieber traurig darüber sein sollte, dass er der Meinung war, dass sie nie wirkliche Freunde oder gar mehr als nur Freunde sein könnten, weil sie nun mal ewige Rivalen waren.
 

Während Maike wieder in ihre Sachen schlüpfte, hatte sie die ganze Zeit die Rose im Blick. Sie hatte sie in ein Glas Wasser gestellte und die ganze Nacht angestarrt. Schon früher hatte sie sich oft gefragt, ob die Rosen, die er ihr immer schenkte, nicht eine ganz andere Bedeutung hatten, als er es immer vorgab. Immerhin schenkte er nicht jedem x-beliebigen Mädchen eine rote Rose. Auch dieses Mal hatte nur sie eine Rose von ihm erhalten und niemand sonst, nicht einmal Drews alte Freundin Solidad.
 

Doch vielleicht bildete sich Maike auch zu viel darauf ein und in Wirklichkeit hatten diese Rosen überhaupt keine Bedeutung – oder zumindest keine Wichtige. Seufzend schlich sie sich schließlich in die große Halle, in welcher die Weihnachtsbäume noch immer hell leuchteten. Doch sie war dort nicht alleine. Solidad saß vor einem der Bäume und ließ sich offenbar von der Ruhe dieses Weihnachtmorgens berieseln.
 

Zuerst wollte Maike an ihr vorbei schleichen, um sie nicht zu stören, doch offenbar hatte Solidad sie gehört, denn ganz unerwartet von Maike, sprach sie sie plötzlich an.

„Du und Drew, ihr seid euch sehr ähnlich.“, Solidad wandte ihren Blick von dem Weihnachtsbaum ab und richtete ihn mit einem Lächeln im Gesicht auf Maike.

„Wie meinst du das?“, wunderte sich Maike, die Ursprungs nach draußen gehen wollte, um zu schauen, was der Schneesturm angerichtet hatte, sich jetzt aber doch erst einmal neben Solidad setzte.

„Er ist auch vor fünf Minuten aus seinem Zimmer gekommen und nach draußen gegangen.“, erklärte Solidad und wandte ihren Blick nun wieder zu den zauberhaften Baum. „Offenbar hat ihn etwas am Schlafen gehindert und jetzt wird er sich wohl irgendwie abreagieren.“, lächelte sie.

Maike wusste, dass Solidad sofort darauf gekommen war, dass sie etwas mit Drews Schlaflosigkeit zutun hatte, doch sie wollte im Moment nicht darauf eingehen. „Wieso bist du denn schon wach?“, fragte sie stattdessen und blickte die Ältere interessiert an.
 

Solidad zuckte nur lächelnd mit ihren Schultern und meinte: „Ich bin es gewohnt, zu Weihnachten immer noch ein paar Stunden alleine vor dem leuchtenden Weihnachtsbaum zu verbringen. Das hab ich schon als Kind immer gemacht und ich wollte diese Tradition gerne beibehalten.“. Wenn sie Weihnachten gerade unterwegs war und im Freien übernachten musste, dann setzte sie sich eben ans Feuer und schaute hinauf in die Sterne. Irgendwie ließ sich diese Tradition immer bei behalten. „Oh.“, kam es von Maike und sofort sprang sie auf und verbeugte sich entschuldigend, „Es tut mir Leid, wenn ich dich gestört habe.“. Sie hatte sich bereits umgedreht, um zu gehen, als Solidad ihr lächelnd zurief: „Nein, bleib ruhig. Ich bin schon eine Weile hier und etwas Gesellschaft schadet nie.“. Maike drehte sich also wieder zu ihr um und fragte unsicher: „Wirklich?“.

Solidad nickte. „Aber ja.“, meinte sie freundlich und so setzte sich Maike wieder neben sie. „Ist zwischen dir und Drew gestern Abend irgendetwas vorgefallen?“, die Ältere blickte Maike fragend an, „Habt ich euch vielleicht gestritten?“.

Maike schüttelte mit dem Kopf.

„Nein, nichts dergleichen.“, seufzte sie. Nein, ein Streit war es wirklich nicht gewesen, aber irgendwie hatte sie nun das Gefühl, als würde etwas zwischen ihr und Drew stehen.
 

„Was ist es dann, was euch beide um den Schlaf bringt?“, Solidad wollte nicht neugierig sein, sie wollte nur helfen. Sie kannte Drew, seit er das erste Mal an einem Wettbewerb teilgenommen hatte und auch Maike schätzte sie schon seit einigen Jahren als ihre Freundin. Tja, und so wusste sie auch, wie viel sich die beiden eigentlich bedeuteten – auch wenn sie es nicht gern zugaben.

Maike sah mit betrübter Miene zu Solidad auf, sie wusste nicht, was sie antworten sollte. Immerhin war diese Situation schwer zu erklären und so kam keine Antwort von Maike, sondern eine Gegenfrage: „Solidad, hast du von Drew schon einmal eine Rose bekommen?“.

„Ich? Von Drew?“, fragte Solidad verwundert. „Nein, so viel bin ich ihm nicht wert, denke ich.“, lächelte sie Maike dann entgegen. Dass Drew Maike öfters eine Rose gab, wusste sie und sie wusste auch, was Drew damit sagen wollte, aber sie wusste nicht, ob Maike diese Botschaft verstand.

Nun war es Maike, die verwundert drein schaute.

„Wie meinst du das?“, immerhin war nicht zu übersehen, dass Drew großen Respekt vor Solidad hatte und er sie auch durchaus als so etwas wie eine gute Freundin betrachtete. Warum also sollte sie ihm keine Rose wert sein?
 

„Naja...“, Solidad lehnte sich etwas zurück. „Ich glaube, dass Drew nur dir eine Rose schenkt, weil er dir damit sagen will, dass du für ihn etwas Besonderes bist.“, lächelnd blickte sie zu Maike rüber. „Für Drew haben Rosen eine ganz besondere Bedeutung. Immerhin ist Roselia sein erstes Pokemon gewesen und ich bin sicher, dir ist die Verbindung zwischen den beiden nicht entgangen.“. Solidad wandte ihren Blick von Maike ab in Richtung der Glastür. „Er sieht in dir mehr als nur eine Rivalin und auch mehr, als nur eine Freundin. Deswegen schenkt er dir immer eine Rose, das ist seine Art dir das zu sagen.“.
 

Maike blickte seufzend zu Boden, Schweigen umhüllte sie. Das, was Solidad ihr gerade erzählt hatte, deckte und widersprach sich zugleich mit Drews Worten von gestern Abend. Er hatte gesagt, dass sie für ihn etwas Besonderes war und es hatte sich auch so angehört, als würde er sich wünschen, dass sie mehr als Freunde sein könnten, aber gleichzeitig hatte er auch gesagt, dass es unmöglich war, denn sie waren Rivalen und würden es wohl auch immer bleiben.
 

Maike erhob sich schließlich wieder. „Vielen Dank für das Gespräch Solidad.“, sie verbeugte sich erneut vor der Älteren. „Ich glaube, ich werde jetzt erst einmal etwas Winterluft einatmen gehen.“, mit diesen Worten ging sie nach draußen.
 

Solidad blieb an dem Weihnachtsbaum sitzen und blickte Maike lächelnd nach. Sie war sich sicher, früher oder später, würden sie und Drew das schon hinbekommen. Bis dahin, musste man eben immer mal etwas nachhelfen, in dem man ihnen einen kleinen Schubser in die richtige Richtung gab...
 

***
 

Es war noch dunkel, der Himmel war sternenklar und so konnte der Vollmond auf den dichten Schnee scheinen und ihn zum Leuchten bringen, eine unglaubliche Kulisse. Eine Kulisse, die Drew offenbar zum Trainieren nutzte. Das war eben seine Art, sich abzureagieren und die Dinge zu vergessen, die ihm auf der Seele lagen. Seine Pokemon wussten das und so unterstützen sie ihn tatkräftig dabei, auch wenn er manchmal – in seinem eigenen Stolz verletzt – etwas grob und ungerecht zu ihnen war. Sie wussten, dass er es nie wirklich so meinte, denn er liebte und achtete seine Pokemon, ebenso wie Maike oder Solidad.
 

Eine Weile hatte ihn Maike von einem versteckten Punkt aus beobachtet und sie musste feststellen, dass er seit dem letzten großen Festival noch besser geworden war. Sein Ergeiz kannte keine Grenzen und sein Stolz gab ihm die nötige Kraft.
 

Schließlich war Maike aus ihrem Versteck hervor gekommen, hatte ihren etwas verdutzten Freund lächelnd angesehen und gefragt: „Darf ich mitmachen?“.

Eine Weile hatte Drew sie schweigend angesehen. Es war, als müsse er erst überprüfen, ob seine Müdigkeit ihm nicht am Ende einen Streich spielte und er ihre Anwesenheit nur träumte. Doch schließlich nickte er lächelnd: „Gerne.“.
 

So hatten sie gemeinsam trainiert, bis die Sonne aufging und sie beide – und ihre Pokemon - völlig erschöpft waren. Aber irgendwie hatte dieses Training etwas Befreiendes gehabt. Die Ängste und Sorgen von Drew und Maike schienen wie weggewischt und an deren Stelle war Hoffnung und Mut getreten. Die Hoffnung, dass es doch noch ein ‚wir’ für sie beide gab, und der Mut dazu es auszuprobieren.
 

Maike glaubte fest daran, dass es einen Weg für sie gab und sie glaubte, dass sie auch eine Möglichkeit gefunden hatte, dass Drew zu verdeutlichen und so bat sie ihn darum, mit ihr ein wenig durch den weißen Winterwald spazieren zu gehen. Auch wenn Drew zuerst etwas zögerte, stimmte er schließlich zu.
 

Sie waren einige Zeit schweigend nebeneinander hergegangen. Kurz hatten sie darüber gesprochen, wann sie wieder aufbrechen würden und was ihr nächstes Ziel war, doch dann war wieder Ruhe zwischen ihnen eingekehrt. Aber es war eine angenehme, entspannende Ruhe. Sie konnten einfach nur die winterliche Kulisse und die Anwesenheit des anderen genießen.
 

Ganz plötzlich blieb Drew schließlich stehen. Maike hatte es ihm kurz darauf nachgetan, sich zu ihm umgedreht und ihn fragend angesehen.

„Wolltest du nur mit mir spazieren gehen, um mich zu fragen, wann ich meine Reise fortsetze, oder gibt es noch einen anderen Grund? Wenn nicht, würde ich es nämlich vorziehen, wieder zurückzugehen.“, sagte er in seinem üblichen, leicht arroganten Tonfall. Er hatte nicht beabsichtigt Maike mit seinen Worten zu ärgern oder gar zu verletzen, aber irgendwie war es ihm unangenehm in dieser romantischen Kulisse so schweigend neben ihr her zu gehen.
 

„Nein, es...“, begann Maike und blickte zu Boden, „Es gibt da noch etwas anderes.“, fuhr sie leise fort. „Du kannst natürlich gerne zurückgehen, wenn du magst. Aber... es ist wichtig.“, schluckend sah sie nun wieder zu ihm auf.

Drew stand einfach nur da und blickte sie schweigend an. Er hatte von Anfang an gewusst, dass Maike ihn nicht um einen Spaziergang gebeten hatte, um einfach nur mit ihm spazieren zu gehen. Nein, ihr brannte noch etwas auf der Seele. Vielleicht sogar wegen gestern Abend. Auf jeden Fall wirkte sie so als währe es wichtig und das war Grund genug noch einen Moment zu verweilen und ihr zu zu hören.
 

Maike macte zögernd einen Schritt auf Drew zu, bevor sie begann. „Ich habe heute Abend kein Auge zu bekommen Drew. Ich musste die ganze Zeit an das denken, was du zu mir gesagt hast.“, ihre Hände krampften sich in ihren rosa Mantel. „Dass du mich magst und dass wir nie mehr als Freunde sein können, weil wir Rivalen sind.“, erklärte sie leicht zitternd.

„Du musst das nicht wiederholen. Ich weiß selbst was ich gesagt habe.“, entgegnete Drew ihr in einem Ton, der so kühl war, dass er Maike verunsicherte. „Also sag schon was du willst, damit wir endlich zurückgehen können!“, auch wenn er es sich nicht anmerken lassen wollte, es störte ihn, dass Maike seine Worte wiederholt hatte und nun bereute er fasst, dass er letzte Nacht so ehrlich gewesen war.

Allerdings bereute er auch das er gerade so abweisend gewesen war, er hatte Maike damit nicht verschrecken wollen.
 

„Du...“, setzte Maike an und ihre Hände hatten sich so sehr in den Mantel verkrampft, dass sie bereits zu schmerzen begannen. „Du hast gestern nicht gesagt, dass ich Unrecht damit hatte, dass wir hinter den Kulissen Freunde sein können.“, brachte sie zögernd hervor.

„Ja, und?“, wunderte sich Drew. Natürlich hatte er nicht gesagt, dass sie Unrecht hatte, immerhin hatte sie Recht – oder Drew hoffte zumindest, dass sie Recht hatte.

„Naja ich...“, auf Maikes Wangen hatte sich ein verräterischer Rotschimmer gebildet. „Ich glaube, wenn wir... hinter den Kulissen unserer Wettbewerbe Freunde sein können, dann können wir doch... auch mehr sein, oder nicht?“, hoffnungsvoll blickte sie ihm entgegen.

Eine Weile sah Drew sie nur mit emotionsloser Miene an. Er hatte ihre Augen mit den seinen fixiert, aber kein Wort kam über seine Lippen. Ganz plötzlich – Maike hatte sich richtig erschrocken - fing er an zu Lachen. Es war ein arrogantes Lachen und doch konnte man ganz deutlich einen kleinen Hauch von Bitterkeit darin erkennen.
 

Völlig Perplex blickte Maike ihn an. „Hab ich etwas Falsches gesagt?“, wollte sie wissen. Sie ging ihre letzten Worte in Gedanken noch einmal durch, mehrmals sogar, aber sie konnte absolut nichts Witziges oder Absurdes darin entdecken. Doch das verwirrte sie nur noch mehr. Fast schon ängstlich wartete sie auf seine Antwort.

„Ach Maike.“, seufzte Drew und hörte endlich auf mit dem Lachen. „Deine Naivität ist wirklich zum Schreien komisch.“, das amüsierte Lächeln, welches auf seinen Lippen lag, verschwand, als er fortfuhr. „Wie hast du dir das denn vorgestellt, hm? Hast du gedacht, dass wir uns auf unseren Kampfbühnen gegenseitig angiften und uns hinter den Kulissen in den Armen liegen?“, seine Miene war todernst gewesen und doch hatte Maike in seinen Augen etwas Bedauerndes entdecken können. Er meinte es wirklich nicht böse, aber so sah er es nun einmal. So sehr ihn das ach störte.

Dennoch war sie verunsichert, als sie antworten wollte. „Naja... das vielleicht nicht... aber...“, stotterte sie. Irgendwie wusste sie nicht, wie sie ihm erklären sollte, was sie dachte. Aber sie wusste, dass es einen Weg gab, einen einfachen Weg und dieser Weg lag direkt vor ihnen, sie mussten sich nur trauen, ihn gemeinsam zu gehen. Nicht nur als Rivalen, sonder auch als Freunde und als Paar.
 

Mit einem arroganten Lächeln im Gesicht – welches zu sagen schien: ‚Siehst du, ich wusste es doch.’ - hatte er ihr den Rücken gekehrt. Typisch hatte er eine seiner Haarsträhnen beiseite gestrichen, schließlich seine Hand kurz zum Abschied gehoben und machte sich anschließend auf den Weg zurück zum Pokemoncenter.
 

Er war traurig, er wollte ihr so gerne näher sein als jetzt, aber es ging nun einmal nicht. Alles was sie hatten, war ihre Freundschaft (?) und ihre Rivalität und damit mussten sie beide sich abfinden, so schwer es ihnen auch fallen würde.
 

„Drew!“, ein Wort und das in einem Ton, der flehender nicht sein könnte und schon blieb Drew wie angewurzelt stehen. Er war vielleicht zehn Schritte weit gekommen. „Was ist denn noch?“, fragte er und versuchte genervt zu klingen, aber eigentlich klang es eher so, als könnte er es einfach nicht ertragen, weiter darüber zu debattieren, ob es ein ‚wir’ für sie beide gab.

„Ich glaube, dass es möglich ist!“, rief Maike ihm zu und rannte dann zu ihm hin. Da er sich nicht zu ihr umgedreht hatte, blieb sie vor seinem Rücken stehen. „Es wird vielleicht nicht einfach sein, aber es kann funktionieren“, schluckend fixierte sich ihr Blick auf dem gelben Streifen, der auf seiner olivgrünen Winterjacke war.

Drew schüttelte verzweifelt mit seinem Kopf, wie als wollte er den Gedanken abschütteln, dass sie Recht haben könnte. „Du hast doch keine Ahnung, was du da redest“, begann er schließlich aufgebracht. Seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt und er war so angespannt, dass sein Körper zu zittern begann. „Wir sind das ganze Jahr unterwegs und das getrennt. Begegnen tun wir uns nur bei den Wettbewerben und dem Großen Festival und da sind wir, wie du bereits gesagt hast, nun einmal Rivalen.“, wieso konnte sie ihn nur nicht verstehen?

Maike blickte ihren Freund und Rivalen eine Weile schweigend an. Zuerst wollte sie ihm Recht geben und dann einfach davon rennen, doch stattdessen legte sie zögernd von hinten ihre Arme um Drew und lehnte ihren Kopf sachte gegen seinen Rücken. „Wir sind auch Freunde.“, flüsterte sie und spürte, wie Drew – nachdem er erst kurz zusammengezuckt war – nun ganz ruhig da stand und sich keinen Millimeter bewegte. Selbst Atmen tat er nur ganz leicht, als hätte er Angst, dass jede kleine Bewegung Maike verschrecken könnte.
 

„Das ist nicht dasselbe.“, brachte er schließlich mit bebender Stimme hervor. Er hatte Mühe, seine Haltung zu bewahren. Wenn er nicht so stolz wäre, dann wäre er einfach davon gerannt. Denn was Maike da mit ihm machte, das war nicht gut für ihn. Er spürte eine angenehme Wärme in sich aufkommen, eine Wärme, wie er sie noch nie gespürt hatte, eine Wärme, die so angenehm war, dass er sie am liebsten nie wieder hätte gehen lassen. In seinem Bauch kribbelte irgendetwas, seit sie ihre Arme um ihn geschlungen hatte, es war ein angenehmes Kribbeln, eines dieser Gefühle, die man noch Stunden haben konnte, ohne das sie einen störten.

Sie nickte zögernd, wie er ganz deutlich durch seine Jacke spürte, und drückte sich noch ein ganz kleinwenig näher an ihn. „Ich weiß, aber... vielleicht kann es das ja irgendwann werden... wenn wir es versuchen.“.

Hoffnung lag in ihrer Stimme, vielleicht würde so etwas nicht von heute auf morgen gehen, aber sie hatten ja genügend Zeit.

Drew musste kurz lächeln und es war keines dieser arroganten Lächeln, hinter denen er immer seine wahren Gefühle zu verbergen versuchte, sondern ein richtiges Lächeln. Ein zufriedenes und hoffnungsvolles Lächeln, ein Zeichen, dass er glaubte, dass sie Recht hatte. „Wenn wir es versuchen…“, nickte er schließlich und legte ganz vorsichtig seine warmen Hände auf ihre kalten, die ja auf seinem Bauch lagen.

Maike nahm nach einer Weile ihren Kopf von seinem Rücken und zog auch ihre Arme wieder zurück und wie sie es gehofft hatte, drehte sich Drew nun zu ihr um. „Willst du es versuchen?“, fragte sie ihn vorsichtig. Sie wollte ihn nicht drängen, aber sie brauchte eine Antwort.
 

Er blickte ihr eine Weile, einfach nur in die Augen. „Ja, ich will.“, sagte er schließlich leise, es war fast ein Flüstern, aber Maike hörte seine Worte laut und deutlich und sie brachten ihr Herz zum Hüpfen. Es gab also doch eine Möglichkeit auf ein ‚wir’. Das war ein Hoffnungsschimmer, an den sie sich klammern konnte. „Und du?“, fragte Drew schließlich.

Maike nickte ihm lächelnd entgegen. „Nimm dies hier als mein Versprechen.“, meinte sie, stellte sich auf ihre Zehenspitzen und hauchte Drew einen Kuss auf die Wange.

Augenblicklich wurde er rot und eine Weile blieb er stumm, stand einfach nur da. Doch irgendwann fing er sich wieder, räusperte sich und meinte schließlich: „Wir sollten zurückgehen, wenn wir uns noch von Solidad verabschieden wollen.“, er klang etwas heiser, aber er sah zufrieden aus.

„Ja, du hast Recht“, nickte Maike nur. Auch auf ihren Wangen lag ein leichter Rotschimmer, aber ebenso leuchteten ihre Augen vor Freude und ihr Mund zeigte ein zufriedenes Lächeln auf.

„Natürlich hab ich das.“, Drew setzte wieder sein arrogantes Lächeln auf und strich sich mit einer gekonnten Handbewegung eine Haarsträhne beiseite, bevor er Maike deutete, dass sie gehen sollten und sie dieser Aufforderung schweigend nachkam.
 

***
 

Es war bereits Mittag, als sich Solidad auf den Weg machte. Sie legte Drew ans Herz, die Sache mit Maike nicht zu vergeigen – woher auch immer sie davon wusste – weil sie etwas Besonderes wäre. Maike wünschte sie viel Glück bei ihren zukünftigen Wettbewerben und meinte, dass sie sich schon sehr darauf freute, ihr beim großen Festival gegenüber zu stehen. Harley schenkte sie noch ein Lächeln und verschwand dann.
 

Dieser machte sich kurz danach ebenfalls auf den Weg und das mit den Worten: „Na dann werde ich euch beiden Turteltauben mal alleine lassen.“, er zwinkerte ihnen zu. „Wir sehen uns beim nächsten Wettbewerb Maike, Schatz.“, und so war Harley ladylike wie immer von dannen gezogen.
 

Maike hatte sich entschlossen, noch einen Tag länger da zu bleiben, um ihren verloren gegangenen Schlaf nachzuholen und so war gegen Nachmittag auch die Zeit angebrochen, sich von Drew zu verabschieden. So standen sie schließlich vor dem Pokemoncenter.
 

Mit fünf Meter Abstand zueinander standen sie sich gegenüber und schauten verlegen zu Boden. Schließlich waren es Roselia und Jungglut, die der Sache ein wenig nachgeholfen hatten, indem sie Maike direkt in Drews Arme schubsten.
 

„Oh... ehm... tut... tut mir wirklich Leid.“, stotterte Maike, die an Drews Oberarmen Halt gefunden hatte, ihn nun aber hastig wieder los ließ und ein paar Schritte rückwärts machte. Ein verräteririsches Rot zierte ihr hübsches Gesicht.

Auch auf Drews Gesicht war ein leichter Rotschimmer zu erkennen. „Ehm... ja, mir auch.“, stammelte er nur verlegen. Offenbar hatten weder er noch Maike so richtig mitbekommen, dass ihre Pokemon sie geschubst hatten.

Sowohl Roselia als auch Jungglut konnten nur über das Verhalten ihrer Trainer den Kopf schütteln.
 

Maike sah nun doch zu Drew auf. „Das war eines der schönsten Weihnachten, die ich je hatte.“, lächelte sie. Es war die Wahrheit, sie hatte sich selten so gut gefühlt wie in diesem Moment. Zwar war sie auch etwas traurig, dass sie sich nun schon wieder von Drew verabschieden musste, aber die Freude auf ein baldiges Wiedersehen war dann doch größer.

Drew nickte zustimmend. „Für mich auch.“, nicht nur, dass er das erste Mal seit langem Weinachten nicht alleine verbracht hatte, sondern er war auch Maike näher gekommen. Zwar war er immer noch unsicher, ob es eine gemeinsame Zukunft für sie gab, aber das Versprechen, das sie es versuchen würden, gab ihm Hoffnung.

„Dann können wir ja vielleicht nächstes Jahr wieder zusammen feiern, oder?“, fragend blickte Maike ihn an. Es war natürlich auch immer eine Sache des Zufalls, ob sie sich wieder treffen würden oder nicht, aber wenn sie es planten, dann könnten sie sich ja einen Treffpunkt ausmachen.

Drew nickte. „Gerne.“, es war ein angenehmer Gedanke für ihn, dass er Weihnachten nicht alleine verbringen musste und wenn er dann auch noch in Gesellschaft von Maike war, konnte das nächste Weihnachen einfach nur schön werden.
 

Maike lächelte glücklich, es war vielleicht dumm, jetzt schon über das nächste Jahr zu sprechen, aber so konnte sie sich wenigstens sicher sein, dass er sich nichts anderes vornahm. „Versprichst du es mir?“, fragte sie schließlich.

Drew nickte. „Nimm dies hier als mein Versprechen.“, sagte er leise und drückte ihr einen kurzen aber sanften Kuss auf die Stirn, bevor er sich zur Tür umdrehte und die Hand zum Abschied hob. „Bis zum nächsten großem Festival!“, winkte er und ging dann in Richtung der Straße, welche zur nächsten Stadt führte, sein Roselia folgte ihm.
 

Maike blickte den beiden lange nach, auch als sie bereits ihrem Blickfeld entschwunden waren, starrte sie noch lange auf den leeren Pfad, welchen Drew gegangen war. Sie würden sich wieder sehen, nächstes Weihnachten. Er hatte es versprochen...
 

~~~
 

Hier noch einmal einen lieben dank an meine Michi, dass sie die FF noch einmal überarbeitet hat.

...is you

Ein weiteres Jahr voller Abenteuer, Turnieren und Herausforderungen ist vergangen und es war mittlerweile wieder Weihnachten. Auch in Blütenburg City. Alle Häuser und Gärten waren festlich geschmückt und trotz der Tatsache, dass es noch immer nicht geschneit hatte, waren die Menschen hier voller weihnachtlicher Vorfreude. Ja, selbst die Pokemon schienen ungeduldig auf den immer näher rückenden Weihnachtsabend zu warten.
 

Doch die große Vorfreude hatte nicht alle Bewohner von Blütenburg angesteckt. Die 16-jährige Maike saß schon seit einer Weile immer nur an ihrem Fenster und blickte sehnsüchtig in den Himmel. Sie war dieses Jahr extra hierher gekommen, weil ihre Familie wollte, dass sie alle zusammen feiern. Sogar Maikes kleiner Bruder Max – der inzwischen ein recht erfolgreicher Pokemon Trainer war – ist extra aus Kanto gekommen, um mit der Familie zu feiern. Die ganze Familie war an Weihnachten vereint, doch Maike stimmte das nicht wirklich fröhlich.
 

Ihre Familie hatte alles versucht, um sie in Weihnachtsstimmung zu bringen. Ihre Mutter hatte sie zu den Weihnachtseinkäufen mitgenommen, ihr Vater hatte ihr angeboten beim Dekorieren von Haus, Garten und Arena mit zu helfen, ihr kleiner Bruder hatte ihr angeboten mit ihr ein wenig zu Trainieren, doch nichts von alledem hatte Maikes traurige Stimmung gebessert.
 

„Ach, es ist wirklich zum Weinen.“, Maikes Mutter Caroline war plötzlich in ihr Zimmer gekommen und begann die wenigen Grünpflanzen ihrer Tochter zu gießen.

Diese blickte mit betrübter Miene zu ihrer Mutter auf. „Was meinst du?“. Hoffentlich würde sie sich nicht wieder einen Vortrag anhören müssen, dass sie nicht so ein Gesicht ziehen sollte, weil doch Weihnachen war und so weiter.

Maikes Mutter stellte die Gießkanne beiseite und warf einen seufzenden Blick aus dem Fenster, an dem ihre Tochter saß. „Es will und will dieses Jahr einfach nicht schneien.“, erklärte sie. Für die Frau im Hause des großen Arenaleiters Norman hatte dieses Weihnachtsfest eine besondere Bedeutung. Es musste einmalig schön werden und Schnee gehörte zu einem solchen Weihnachten einfach dazu.

„Ach Mama...“, winkte Maike ab. „Es werden noch viele Weihnachten kommen und manchmal wird so viel Schnee liegen, dass du ihn bereits über hast, es gibt also wirklich keinen Grund zu weinen, nur weil dieses Jahr einmal kein Schnee liegt.“. Sie lehnte ihren Kopf gegen die Scheibe und beobachtete, wie die Leute in ihren dicken Wintermänteln am Haus vorbei gingen.
 

„Aber dieses Weihnachten soll etwas besonderes werden“, lächelte Caroline. „Immerhin ist es vielleicht das letzte, was wir alle zusammen verbringen.“. Der Blick von Maikes Mutter wanderte über die vielen Fotos, die auf der Kommode standen. „Du bist fast erwachsen und lebst dein eigenes Leben, da kann ich ja nicht mehr von dir verlangen über die Feiertage zu Mama und Papa nach Hause zu kommen.“. Sie nahm ein Bild von der Kommode, wo Maike noch als kleines Kind zu sehen war, wie sie in der Arena ihres Vaters spielte.

„Wo soll ich denn sonst feiern?“, wunderte sich Maike. „Ich meine, ja, manchmal feiere ich in irgendeinem Pokemoncenter. Aber das dann auch nur, weil der Weg bis nach Hause einfach zu weit ist.“. Ihr würde jedenfalls kein Ort einfallen, an dem sie lieber Weihnachten feiern würde als zu Hause.
 

Caroline stellte seufzend das Foto zurück und lächelte ihrer Tochter entgegen. „Du bist jetzt in dem Alter, wo man sich verliebt und wenn du schließlich einen Freund hast, wirst du lieber mit ihm Weihnachten feiern als mit deinen Eltern und das ist auch in Ordnung.“.

Sofort bemerkte Normans Frau, dass das Gesicht ihrer Tochter noch trauriger wurde, als es vorher schon war. „Es ist dieser hübsche Junge mit den wundervollen grünen Augen, der dir Kummer bereitet, nicht wahr?“, schlussfolgerte sie schließlich. Ihr Blick viel automatisch auf das Bild von Maike und Drew, wie sie gemeinsam den Pokal von Johto nach oben hielten.

Maike blickte eine Weile betrübt zu Boden, doch schließlich nickte sie. „Ja, es ist wegen Drew.“, war die leise Antwort und auch Maikes Blick viel reflexartig auf das Bild mit dem Pokal. Sie hatten beide das große Festival in Johto gewonnen, ein halbes Jahr lang sollte Maike den Pokal und ein halbes Jahr lang sollte Drew ihn behalten – es sollte so sein, aber Drew hatte darauf bestanden, dass Maike ihn behielt und so schmückte er nun das Wohnzimmer ihrer Eltern.
 

Caroline legte den Kopf leicht schief. „Weil er dich beim letzten Wettbewerb besiegt hat?“, fragte sie vorsichtig. Maike hatte kurz vor ihrer Heimreise bei einem Wettbewerb ihr viertes Band gewinnen können, damit wäre sie Harley und Drew um ein Band voraus gewesen, doch Drew hatte sie im Finale des Wettbewerbes besiegt.

Normans Tochter schüttelte den Kopf. „Nein“, lächelte sie leicht. „Ich bin zwar immer traurig, wenn ich einen Wettbewerb verliere, aber wenn Drew ihn an meiner Stelle gewinnt, dann freue ich mich für und mit ihm.“.

Und umgekehrt war es genauso und diese Tatsache zauberte Maike – seit Tagen das erste Mal – wieder ein kleines Lächeln ins Gesicht. Zwischen ihr und Drew gab es weder Neid noch Eifersucht und das zeugte von einer Menge Zuneigung und Vertrauen.

„Also geht es um etwas Bedeutenderes?“, schlussfolgerte Maikes Mutter und hoffte darauf, dass ihre Tochter ihr nun endlich den Grund für ihre Traurigkeit offenbaren würde.

Wieder ein Nicken von Maike und anschließend warf sie ihren Blick an die große Pinnwand, die über ihrem Schreibtisch hing. Daran waren einige Weihnachtskarten befestigt.

„Er ist der Einzige, der nicht an mich gedacht hat.“, seufzte sie schließlich und senkte ihren Blick erneut.
 

Maike war bereits zwei Tage in Blütenburg gewesen, als mit der Post die Weihnachtskarten angekommen waren. Auch von Ash und Rocko war eine dabei gewesen. Ja, sogar dieser merkwürdige Harley hatte seinem ‚Schatz’ eine kleine Karte geschickt, auf die er geschrieben hatte, dass er sie beim nächsten Wettbewerb sehen und besiegen würde. Zuerst hatte sich Maike über all die Weihnachtsglückwünsche für sie gefreut, doch dann wurde ihr schmerzlich bewusst, dass eine Karte fehlte.
 

Zuerst hatte sie sich einreden wollen, dass seine Karte nur später kommen würde, dass sie nur etwas Geduld brauchte, doch als auch drei Tage später keine Karte von ihm in der Post war, war für Maike eine kleine Welt zusammengebrochen. Er hatte sie also vergessen, ausgerechnet er.
 

„Vielleicht...“, setzte Maikes Mutter an, „…kommt seine Karte ja noch.“. Sie hatte diesen hübschen Jungen schon ein paar Mal gesehen und die Zuneigung, die er und Maike füreinander empfanden, war eigentlich fast nicht zu übersehen gewesen. Außerdem war Drew ein sympathischer und aufrichtiger junger Mann, wenn er Maike wirklich vergessen haben sollte, dann gab es dafür einen nachvollziehbaren Grund.

Doch Maike schüttelte traurig mit dem Kopf. „Heute Abend ist doch schon Weihnachten und die letzte Post war bereits da, der Briefkasten ist leer.“, seufzte sie. Jede einzelne Karte, die an ihrer Pinnwand hing – und es waren nicht gerade wenige – hätte sie weggeschmissen, wenn sie dafür nur eine Karte von Drew erhalten würde. Mehr wollte sie doch gar nicht, nur eine Karte, als ein Zeichen, dass er sie nicht vergessen hatte.

Caroline ließ sich mit mitfühlender Miene auf das Bett ihrer Tochter sinken. „Seid ihr beiden zusammen?“, fragte sie schließlich. Der erste feste Freund und die erste große Liebe - vielleicht sogar die Erste und Einzige, denn auch Maikes Mutter hatte ihren Mann in jungen Jahren kennen gelernt und sich in ihn verliebt - da war es klar, dass Maike traurig war, weil er nicht an sie gedacht hatte.

Erneut musste Maike mit ihrem Kopf schütteln und sie tat es nicht gerne. „Nicht richtig“, sie bemerkte den fragenden Blick ihrer Mutter. „Wir... sind uns näher gekommen und... aber... ich glaube nicht, dass man sagen kann, dass wir richtig zusammen sind.“. Sie konnte es sich ja selbst nicht erklären, was das zwischen ihr und Drew war. Es war auf jeden Fall mehr als Freundschaft aber zu wenig für eine Beziehung. „Vielleicht verlange ich auch zu viel.“, zuckte Maike schließlich traurig mit ihren Schultern.
 

„Sicher nicht.“, lächelte ihre Mutter aufheiternd. „Aber... du solltest nicht gleich davon ausgehen, dass er dich vergessen hat. Es kann tausend Gründe dafür geben, warum du keine Karte von ihm erhalten hast.“. Sie erhob sich und legte Maike aufheiternd eine Hand auf die Schulter. „Du wirst sehen, alles wird gut.“.

„Das hoffe ich.“, Maike nickte ihrer Mutter lächelnd entgegen und umarmte sie dann kurz. „Danke Mama.“, sie wollte daran glauben, dass Drew sie nicht vergessen hatte.

„Schon gut.“, winkte Normans Frau Caroline ab. „Aber nun hör auf so ein Gesicht zu ziehen und freu dich ein wenig mit uns, ja?“. Sie erhielt ein Nicken und so schnappte sie sich ihre Gießkanne und machte sich auf den Weg, das Zimmer ihrer Tochter zu verlassen.

„Ach, Mama warte!“, rief Maike ihrer Mutter plötzlich zu. „Ich habe immer noch kein Geschenk für dich.“, seufzte sie. „Kannst du mir nicht einen kleinen Tipp geben, bevor die Geschäfte zu machen?“. Sie war wirklich an dem Geschenk ihrer Mutter verzweifelt.
 

Diese blieb stehen und drehte sich grinsend zu ihrer Tochter um. „Ich habe schon deinem Vater und deinem Bruder gesagt, dass sie einfach mit mir zusammen darauf hoffen sollen, dass es heute Abend noch schneit, dass reicht mir schon.“, sie zwinkerte ihrer Tochter zu und verschwand dann summend aus deren Zimmer.

„Und wenn es trotzdem nicht schneit?“, rief Maike ihrer Mutter nach, doch diese hörte sie offenbar nicht mehr, denn es kam keine Antwort zurück.
 

***

Der Abend war angebrochen und durch alle Fenster sah man die Weihnachtsbäume im romantischen Licht strahlen. Die ganze Stadt war hell erleuchtet und von überall ertönte leise Weihnachtsmusik. Offenbar ließ sich auch am Heiligabend niemand dadurch stören, dass kein Schnee lag. Im Haus des Arenaleiters Norman waren seine Frau Caroline und ihre beiden Kinder noch mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt.
 

„Au, ist das heiß.“, fluchte Maike, die ihre frisch gebackenen Plätzchen gerade aus dem Ofen geholt und sich dabei beinahe verbrannt hatte. Sie hatte sich entschlossen, dass Trübsalblasen nichts brachte. Ihre Mutter hatte schon irgendwie Recht, sie sollte mit der Familie feiern und sich keine Gedanken wegen Drew machen. Er dachte heute Abend sicher an sie und das war ja die Hauptsache.

Max kam grinsend in die Küche spaziert und blickte interessiert die vielen Plätzchen an, die noch auf ihren Blechen lagen und abkühlten. Da war das Blech, welches er gemacht hatte, wo die Plätzchen alle die Form von Pokemon hatten, das Blech seiner Mutter Caroline, deren Plätzchen die verschiedensten weihnachtlichen Formen hatten und dann das Blech seiner Schwester. „Ist das ein Zufall, dass alle Plätzchen in Herzchenform sind?“, schmunzelte Maikes kleiner Bruder.

Maike blickte verwundert auf ihre Plätzchen. Tatsächlich, das hatte sie gar nicht bemerkt. Sie räusperte sich hastig. „Weihnachten ist doch das Fest der Liebe, oder nicht?“, wahrscheinlich lag es eher daran, dass sie die ganze Zeit den vielen schönen Erinnerungen an Drew nachgehangen hatte, aber das musste sie Max ja nicht unter die Nase reiben.

„Sicher.“, grinste dieser. „Aber ich glaub, ich erkenne da ganz deutlich ein ‚D’ auf diesem Herzchen da!“, er deutete auf eines der Plätzchen. „Steht das zufällig für Drew?“, sein Grinsen wurde unweigerlich breiter, als er sah, wie seine große Schwester rot anlief.
 

„Ach Unsinn, das war nur ein Versehen.“, winkte sie hastig ab und senkte ihren Blick schließlich seufzend. Sie würde Drew dieses Plätzchen gerne geben, aber sie wusste ja nicht, wann sie ihn wieder sah.

„Oh, Maike.“, rief Caroline, die gerade in die Küche kam. „Die sind ja wunderschön geworden.“, zufrieden betrachtete sie die Plätzchen ihrer Tochter. „Du solltest welche davon einpacken und sie Drew geben, wenn du ihn das nächste Mal siehst.“, zwinkerte sie dann, während sie alles für den Zuckerguss vorbereitete und Max die Streusel aus dem Schrank holte.

Wieder wurde Maike rot, verlegen kratzte sie sich an der Wange. „Ehm... ja... vielleicht hast du Recht.“, lächelte sie. Auch wenn sie Drew nicht rechtzeitig sehen würde, um ihm die Plätzchen noch zu geben, so war es doch der Wille, der zählte, und so packte sie einige ihrer Plätzchen – natürlich auch das mit dem ‚D’ – in eine Tüte. Sie tat noch das Plätzchen ihres Bruders in Form eines Roselias mit rein und einen Mond von ihrer Mutter, dann band sie die Tüte mit einem dunkelgrünen Band zusammen.

„Er wird sich sicher darüber freuen.“, lächelte Normans Frau ihrer Tochter zu, während sie die restlichen Plätzchen mit Zuckerguss bestrich und Max grinsend Streusel darüber schüttete.
 

Max bedeckte auch das letzte Plätzchen mit Streuseln und blickte dann fragend zu seiner Schwester auf. „Warum hast du ihn denn eigentlich nicht eingeladen, Weihnachten bei uns zu feiern?“, erkundigte er sich interessiert.

„Wie stellst du dir das vor?“, entgegnete Maike, während sie eine Schüssel für die vielen Plätzchen herbei holte. „Ich kann ihn doch nicht bitten, extra meinetwegen den weiten Weg nach Blütenburg zu kommen.“.

Natürlich hatte sie darüber nachgedacht ihn zu fragen, aber sie wollte nicht, dass er sich zu irgendetwas verpflichtet fühlte, nur weil sie sich nahe standen.

Caroline blickte zufrieden auf die Plätzchen runter. „Hast du ihm überhaupt gesagt, dass du dieses Weihnachten hier bist?“, fragte sie schließlich. Wenn nicht, dann würde das zumindest erklären, warum Drew ihr keine Karte geschickt hatte.

Doch Maike nickte. „Natürlich. Beim letzten Wettbewerb hab ich ihm das gesagt.“. Es war mittlerweile gang und gebe bei ihr und Drew, dass sie sich erzählten, wo sie hing gingen und was sie dort machten. Das hatte nicht nur den Vorteil, dass sie sich bei Wettbewerben – meistens – aus dem Weg gehen konnten, sondern so konnten sie auch ab und an ein ‚zufälliges’ Treffen herbeiführen, wenn sie einander vermissten.
 

Caroline legte die fertigen Plätzchen liebevoll in die Schüssel. „Vielleicht ruft er ja heute Abend an?“, sie wollte nicht glauben, dass Drew ihre Tochter vergessen hatte, schon gar nicht nachdem sie sich, wie Maike gesagt hatte, näher gekommen waren.

„Er hat unsere Telefonnummer nicht.“, seufzte Maike und schlürfte mit gesenktem Blick aus der Küche. Sie und Drew würden sich dieses Weihnachten weder sehen noch hören und schon gar nicht schreiben und damit hatte sie sich widerwillig abgefunden.

Max blickte seiner Schwester fragend nach. „Was ist nur mit ihr los?“, wendete er sich an seine Mutter. Er konnte sich keinen Reim aus ihrer Traurigkeit machen, es war doch schließlich Weihnachten, und sie alle verbrachten es zuhause bei der Familie.

Caroline lächelte mitleidig. „Sie hat Liebeskummer, weil sie glaubt, dass Drew nicht an sie gedacht hat.“, erklärte sie und man hörte ihr an, dass sie am liebsten zu Drew gestürmt und ihn hierher geschleift hätte, wenn sie wüsste, wo er gerade war.
 

Maikes kleiner Bruder begann breit zu grinsen. „Ach so.“, meinte er nur und nahm seiner Mutter die Keksschüssel ab. „Zu blöd, dass ich vergessen habe ihr von Solidad etwas auszurichten.“, und mit diesen Worten verschwand er summend ins Wohnzimmer.

Seine Mutter blickte ihm blinzelt hinterher. „Max? Verheimlichst du uns etwas?“, rief sie ihrem Sohn verwundert nach.

Doch dieser dachte nicht daran ihr zu Antworten. Stattdessen rief er ihr nur zu: „Vergiss nicht den Mistelzweig über der Tür aufzuhängen Mama!“.

Caroline sprang auf. „Ach ja.“, hastig lief sie ebenfalls ins Wohnzimmer, wo sie den Mistelzweig aus einem Kästchen nahm und damit in den Flur ging.
 

Maike, die sich inzwischen ihren Mantel übergezogen hatte, stand dort und beobachtete verwundert, wie ihre Mutter eine Leiter herbeizog und etwas Grünes im Eingangsbereich aufhängte. „Was wird das, wenn es fertig ist?“, wunderte sich die Koordinatorin, während sie sich auch ihre Mütze auf den Kopf setzte.

„Das ist ein Mistelzweig, Schatz“, lächelte Caroline ihrer Tochter zu und stieg wieder von der Leiter. „Dein Vater wollte, dass wir dieses Jahr auch mal einen aufhängen.“. Wobei sie es eigentlich unsinnig fand, weil er auch so einen Kuss von ihr erhalten würde und sonst gab es ja niemanden hier, der sich küssen konnte.

Max kam – noch immer breit grinsend – ebenfalls in den Flur. „Ja, und wenn da ein Pärchen drunter steht, muss es sich küssen.“, schmunzelte er. „Das ist eine uralte Weihnachtstradition und es soll Unglück bringen, wenn man sie nicht befolgt.“, fuhr er fort und half seiner Mutter dabei, die Leiter wieder weg zu räumen.

„Aha.“, kam es nur gleichgültig aus Maike, ehe sie zur Haustür ging und sie öffnete. „Na, ich gehe dann mal in den Botanischen Garten und sehe nach den Pokemon.“, und schon war sie verschwunden.
 

Caroline schaute verwundert zu dem Mistelzweig auf. „Und du bist sicher, dass dein Vater auf diesen Zweig bestanden hat?“, wendete sie sich an ihren Sohn.

Max nickte mehrmals. „Oh ja, ich bin ganz sicher.“ Er hatte ein schelmisches grinsen auf dem Gesicht und irgendwie sah er so aus, als würde er irgendetwas verheimlichen.

Seine Mutter stemmte die Hände in die Hüften. „Max!“, mahnte sie. „Was zum Henker weist du, was ich nicht weiß?“ Sie war immerhin die Frau im Haus und sie konnte es gar nicht leiden, wenn man ihr etwas verheimlichte, schon gar nicht, wenn es wichtig war.

„Gedulde dich noch etwas, Mama. Bald wirst du es wissen.“ Und so kehrte Max schließlich ins Wohnzimmer zurück und sang dabei fröhlich ‚I wish you a Merry Christmas’.
 

***
 

Maike hatte ihre Pokemon versorgt, ihnen noch einmal fröhliche Weihnachten gewünscht und wollte dann eigentlich ins Haus zurückkehren. Sie hatte bereits die Hand auf der Türklinke, als etwas Feuchtes und Kaltes ihre Nase berührte. Verwundert blickte sie auf und sah das, was sie dieses Weihnachten nicht mehr zu sehen erwartet hatte: Schnee.
 

Es hatte tatsächlich begonnen zu schneien, wie es sich ihre Mutter und so viele andere gewünscht hatten. Es gab weiße Weihnachten. Obwohl Maike ein Lächeln auf dem Gesicht hatte, bahnte sich eine Träne ihren Weg über ihre Wange. Hoffentlich schneite es auch da, wo auch immer Drew dieses Weihnachten war. Hoffentlich blickte er auch gerade in den Himmel und dachte an sie, nur einen kleinen und unbedeutenden Moment.
 

Maike wischte sich die Tränen aus den Augen, doch anstatt zu versiegen, wurden es immer mehr und schließlich ließ sie sich, bittere Tränen weinend, auf die nächst beste Bank sinken. Es war kalt und ihr Gesicht brannte. Doch sie würde nicht nach drinnen gehen, solange sie weinte. Sie wollte ihre Familie nicht traurig stimmen. Nein, sie würde sich ausweinen und dann mit einem Lächeln ins Haus kommen.
 

Sie kauerte sich auf der Bank zusammen, auf der sie saß und seufzte. Schließlich schloss sie kurz ihre Augen, holte ganz tief Luft und als sie sie wieder öffnete, hielt ihr jemand etwas Rotes vor die Nase, offenbar eine Rose und das konnte nur eines bedeuten. Hoffnung durchflutete Maike und ebenso Angst, dass sie sich irrte und dennoch blickte sie auf und entdeckte jenes Gesicht, nach welchem sie sich in ihrem Inneren gesehnt hatte. „Drew.“, seufzte sie glücklich.

„Wie siehst du denn aus?“. Drew war natürlich charmant wie eh und je, doch Maike störte das nicht. Mit einem weinerlichen ‚Ach, Drew...’ stürzte sie sich in seine Arme und weinte dort weitere Tränen, dieses Mal aber vor Freude. Drew wusste gar nicht wie ihm geschah und wahrscheinlich wusste Maike auch nicht wirklich, was sie da tat, aber sie war einfach zu glücklich, um es überhaupt zu bemerken.

Nervös stand Drew einfach nur da und tat nichts, er legte weder seine Arme um sie, noch drückte er sie von sich, er sagte auch nichts. Er ließ es einfach nur zu, dass Maike sich an ihn schmiegte und weinte. Doch er fragte sich und schließlich auch sie: „Warum weinst du?“, ob etwas geschehen war?

„Ich...“, schluchzte Maike. „Ich hab gedacht...“, es fiel ihr schwer zu reden, weil sie dauernd nach Luft schnappen musste, so sehr hatte sie geweint. „Ich hab gedacht, du hast mich vergessen.“, brachte sie schließlich hervor und auf einmal flossen die Tränen noch mehr und Maike wusste nicht einmal warum, immerhin war er doch hier.
 

Drew musste lächeln. „Dummerchen.“, meinte er ruhig und legte nun doch seine Arme um sie, wenn auch nur ganz leicht. „Wie kommst du denn darauf?“, wollte er wissen.

Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Jacke. „Du hast mir keine Karte geschickt... und ich hab auch sonst nichts von dir gehört“, erklärte sie seufzend und spürte, wie ihr langsam warm wurde. Er strahlte eine angenehme Wärme auf sie aus und seine Arme, die sanft um ihren Körper geschlungen waren, ließen sie etwas Vertrautes spüren, etwas Angenehmes, etwas, dass man mit Worten einfach nicht beschreiben konnte, weil es so schön war.

„Ich dachte, ich könnte dir das alles sagen und geben, wenn ich hier bin.“, zuckte Drew unschuldig mit seinen Schultern. Er hielt es für unsinnig, Weihnachtsgrüße und Geschenke schon vor Weihnachten zu übermitteln, vor allem, wenn man sich doch zu Weihnachten sowieso sah.

Sie blickte zu ihm auf. „Du... hattest die ganze Zeit vor, hierher zu kommen?“, wunderte sie sich. Hieß das, sie hatte sich die letzten Tage ganz umsonst verrückt gemacht?
 

Drew nickte. „Natürlich, ich habe dir doch letztes Jahr versprochen, dass wir dieses Jahr wieder zusammen feiern würden, oder nicht?“, er hatte sein Versprechen nicht vergessen.

Jetzt erinnerte sich auch Maike daran. Wie konnte sie dieses Versprechen nur vergessen? „Aber... ich... bin doch nach Hause gegangen und... es ist so weit und...“, stammelte sie. Natürlich machte es sie unglaublich glücklich, dass er ihretwegen diesen weiten weg zurückgelegt hatte, aber gerechnet hätte sie damit auch nicht, wenn sie an das Versprechen gedacht hätte.

„Und?“, fragte Drew locker. „Ich halte immer meine Versprechen.“. Er ließ sie los und strich gekonnt eine seiner Haarsträhnen beiseite, wohl um damit auszudrücken, dass er eben perfekt war.

„Danke Drew.“, lächelte Maike und drückte Drew einen sanften Kuss auf die Wange. „Es bedeutet mir sehr viel, dass du hier bist.“. Das war ohne Zweifel das schönste Weihnachtsgeschenk, das sie je erhalten hatte.
 

Drew war völlig überrumpelt von dem glücklichen Glitzern in ihren noch immer feuchten, wunderschönen blauen Augen und dem Kuss, den er erhalten hatte. Alle arroganten Worte, Blicke und Gesichtszüge, die er machen wollte, um die Situation etwas runter zu spielen, waren ihm entglitten und alles was er noch zustande brachte, war ein Lächeln.
 

Maike ergriff zögernd seine Hand. „Wir sollten rein gehen.“, lächelte sie und zog ihn sanft nach drinnen, sie waren kaum zur Tür rein gekommen, da grinsten ihnen Max und Caroline bereits entgegen. Norman war auch da, aber er verzog eine kleine Miene.

„Hallo Drew.“, begann Caroline schließlich und machte eine einladende Geste. „Schön, dass du gekommen bist.“. Sie kehrte den beiden den Rücken zu. „Ich mache dir ein Gästezimmer fertig, ja?“, fragte sie und hörte Norman leicht brummen.

Drew winkte hastig ab. „Machen Sie sich keine Umstände! Ich kann auch im Pokemoncenter übernachten.“, versicherte er. Außerdem ließ ihn der Gedanke rot werden, dass er bei Maike zuhause übernachtete. Doch Caroline machte sich bereits auf den Weg nach oben.

„Red keinen Unsinn Junge!“, lächelte Norman. „Maikes Freunde sind immer willkommen bei uns.“. Auch wenn ihm etwas schwer ums Herz wurde bei dem Gedanken, dass seine Tochter jetzt einen Freund hatte. „Also komm ruhig mit ins Wohnzimmer und ruh dich etwas aus, die Reise bis hierher war sicher anstrengend.“, mit diesen Worten – und einem tapferen Lächeln – kehrte Norman ins Wohnzimmer zurück.
 

„Danke.“, brachte Drew nur hervor und das auch erst, als Caroline und Norman ihn schon gar nicht mehr hören konnten. Jetzt war ihm die Sache doch etwas mulmig, er feierte Weihnachten mit Maike und ihrer Familie. Etwas verdächtig war das schon, Solidad jedenfalls hatte grinsend gefragt, wann den die Hochzeitsglocken läuteten, als Drew ihr auf dem Weg zur Fähre erzählte, dass er Weihnachten wohl bei Maike zuhause verbringen würde.

Max stand immer noch da und grinste seiner Schwester und ihrem Freund entgegen. „Hey Drew, Solidad hat gesagt, du müsstest eigentlich vor Sonnenuntergang hier ankommen, was war denn los?“, erkundigte er sich schließlich.

Drew wollte gerade erklären, dass die Fähre, mit der er gekommen war, technische Probleme hatte, da warf sich Maike auch schon dazwischen. „Du wusstest, dass er kommt?“ Das durfte doch nicht wahr sein, hatte sie sich ganz umsonst so gequält?!

Max nickte und ging schon einmal leicht in Deckung. „Ich hab Solidad in Kanto getroffen, offenbar feiert sie dieses Jahr auch zuhause und... da hat sie mir halt erzählt, dass Drew her kommt.“, er kratze sich verlegen am Kopf. „Ich dachte, du wüsstest es, deswegen hab ich nichts gesagt.“. Gerade als Maike ihren Mund öffnete im ihrem Bruder eine Standpauke zu verpassen, die sich gewaschen hatte, sagte Max. „Schaut mal über euch! Du hast gar keine Zeit dich aufzuregen.“, er deutete nach oben und grinste siegessicher.
 

Maike und Drew hoben ihre Köpfe und blickten direkt über sich. Sie brauchten vielleicht fünf Sekunden, bis sie registrierten, was da über ihnen hing und wieso Max so darüber grinste. Außer rot zu werden und sich entgeistert anzustarren, brachten die beiden aber vorerst nichts zustande.
 

Max stemmte die Hände in die Hüften. „Es bringt Unglück, wenn man dieser Tradition nicht nachkommt.“, betonte er. Solidad hatte ihm extra auf diese Idee hingewiesen, sie meinte, die beiden bräuchten mal einen kleinen Schubser, um sich endlich einzugestehen, wie sehr sie sich wirklich mochten und zu bemerken, dass sie zusammen gehören.

„Nun ärgere sie doch nicht, Max!“, Maikes Mutter kam die Treppen runter und lächelte ihr und Drew freundlich entgegen. „Ihr kommt dann ins Wohnzimmer, wenn ihr eure Jacken und Mäntel ausgezogen habt, ja?“, sie zwinkerte den beiden zu und schubste ihren Sohn dann in die Stube. Sie hatte bereits gewusst, weswegen Max wirklich den Mistelzweig wollte, weil Norman nämlich völlig – wenn auch angenehm – überrascht war, dass da ein Mistelzweig über der Tür hing und Max wieder nur schelmisch gegrinst hatte.
 

Drew und Maike standen bestimmt noch ganze zwei Minuten unter dem Mistelzweig und starrten sich mit hoch roten Köpfen an, bevor sich Drew endlich aufraffte und mit einer eleganten Bewegung eine seiner Haarsträhnen beiseite strich. „Ich war noch nie Fan von Weihnachtstraditionen.“, brachte er in einem leicht arroganten Ton hervor, und machte sich nun daran seine dicke Winterjacke auszuziehen.

„Ich auch nicht.“, kam es verlegen von Maike. Sie hätte sich zwar über einen Kuss gefreut, aber irgendwie war es ihr auch peinlich, wo doch ihre Familie im Wohnzimmer saß und auf sie beide wartete. Also schlüpfte auch sie aus ihrem Mantel und ging mit Drew – der dankbar war, dass sie ihn nicht missverstanden hatte – ins Wohnzimmer.
 

***
 

Bis spät in die Nacht hatten Maike, ihre Familie und Drew vor dem Kamin im Wohnzimmer gesessen. Drew, Maike und Max hatten lange von ihren Abenteuern erzählt und auch ein wenig in Erinnerungen über vergangene gemeinsame Abenteuer geschwelgt. Norman und Caroline hatten interessiert zugehört und schließlich waren auch die beiden dran, von ihren Abenteuern mit den Pokemon zu erzählen.
 

Drew hatte seine Pokemon schließlich zu denen von Maike in den Botanischen Garten ihrer Eltern gebracht und so hatten er und Maike auch etwas Zeit gehabt sich, ganz in Ruhe, ihre Geschenke zu geben. Maike hatte von Drew eine Packung mit Rosen aus Gelée, Marzipan und Schokolade erhalten. Maike bezweifelte allerdings, dass sie es fertig bringen würde, nur eine von diesen Rosen zu essen, weil sie so hübsch waren. Drew hatte selbstverständlich seine Plätzchen erhalten und Maike etwas damit geneckt, dass er sich am meisten über den Mond und das Roselia freute.
 

Wieder zurück im Haus hatte die ganze Familie eine Weile vor dem geschmückten Tannenbaum gesessen und ruhig der besinnlichen Weihnachtsmusik gelauscht.

Irgendwann verteilte auch Max die Geschenke, die er alle von seiner Reise in Kanto mitgebracht hatte, er hatte sogar an Drew gedacht. Maikes Eltern beschenkten sich zuerst gegenseitig und gaben dann ihren beiden Kindern die Geschenke. Drew wurde mit einem großen Pokemonkuchen vertröstet. Dann kehrte allerdings wieder ruhe ein.

Ab und an warfen sie alle einen Blick aus dem Fenster, um zu schauen, wie viel Schnee schon lag und schließlich war es so spät, dass Norman, Caroline und Max zu Bett gingen. Drew und Maike blieben noch im Wohnzimmer zurück.
 

„Und, hat es dir gefallen?“, erkundigte sich Maike interessiert, die neben Drew vor dem Kamin saß und zusammen mit ihm ins flackernde Feuer schaute.

Drew nickte. „Ich habe ganz vergessen, wie es ist, mit der Familie zu feiern.“, er sah sie an. „Ich denke, nächstes Jahr werde ich wohl meiner Familie mal wieder einen Besuch abstatten und ich würde mir wünschen, dass du mich begleitest.“, lächelte er.

„Gerne.“, Maike schmiegte sich an seine Schulter. „Ich wollte deine Familie schon immer einmal kennen lernen.“. Immerhin hatte sie sich schon gewundert, dass noch nie einer seiner Verwandten bei den großen Festivals dabei war.

„Ich denke, du wirst sie mögen.“, Drew legte zögernd seinen Arm um sie. „Und sie werden dich mögen.“, er hatte seiner Familie am Telefon, oder wenn er einmal zu Besuch war, schon oft von Maike erzählt. Sein älterer Bruder hatte ihn deswegen schon immer aufgezogen. Aber Drew war sich sicher, dass seine Familie gar nicht anders konnte, als Maike zu mögen.
 

Maike nickte nur. „Das hoffe ich.“, offenbar hatte er ja auch bei ihrer Familie einen positiven Eindruck hinterlassen. Maikes Mutter mochte ihn ja sowieso schon von Anfang an und Max hatte seine anfängliche Skepsis schon vor Jahren verloren, nun, und Norman war doch angenehm überrascht gewesen vom Freund seiner Tochter, dass hatte Maike ihm angesehen. So war es Maike natürlich umso wichtiger, nächstes Jahr auch bei seiner Familie einen guten Eindruck zu hinterlassen.
 

Eine Weile war es ruhig zwischen ihnen. Sie genossen einfach nur, die Nähe des anderen und die weihnachtliche Stille. In ihren Köpfen bildeten sich Vorstellungen, wie es nächstes Jahr wohl bei Drew sein würde und wie nahe sie sich dann wohl standen. Schließlich erhob sich Drew ganz plötzlich und sah zu der verwunderten Maike hinunter. „Da fällt mir ein, ich habe noch ein Geschenk für dich.“, begann er und sah ganz locker aus, auch wenn er innerlich zitterte vor Nervosität.

„Noch eins?“, wunderte sich Maike. „Was für eines?“, fragte sie dann. Sie glaubte nicht, dass es irgendein Geschenk geben würde, dass diesen Abend noch schöner machen konnte. Eigentlich war ja sowieso das schönste Geschenk, dass er hierher gekommen war. Und die essbaren Rosen waren an Originalität nicht zu übertreffen gewesen. Was also konnte es sein und vor allem warum kam ihm das erst jetzt in den Sinn?

Er ergriff ihre Hand und zog sie sanft nach oben. „Komm mit!“, forderte er mit sanfter Stimme und zog sie mit sich in den Flur. Maike wusste zwar noch immer nicht, worauf das hinaus laufen sollte, aber sie folgte ihm und fand sich schließlich unter dem Mistelzweig wieder.
 

„Drew, was...?“, begann sie nervös, doch er legte ihr zärtlich einen Finger auf die Lippen und brachte sie so zum Schweigen. Alles was Maike noch tun konnte, war ihn fragend anzusehen und abzuwarten was geschehen würde.

Drew holte tief Luft, bevor er zu sprechen begann. „Maike ich möchte mir dir zusammen sein.“, er schluckte. „Ich meine, nicht nur so wie jetzt, sondern richtig. Ich... will, dass du meine Freundin wirst.“, nervös blickte er sie an. Dieses Geständnis hatte ihn alle Überwindung gekostet.

Maike spürte, wie seine Finger sanft von ihren Lippen glitten und sie wusste, dass er auf eine Antwort wartete. Ein leichter Rotschimmer bildete sich auf ihren Wangen, als sie ihm flüsternd antwortete. „Ich... möchte auch mit dir zusammen sein und ich...“, sie blickte ihm direkt in die Augen und wieder sah Drew dieses glückliche Glitzern darin. „Ich würde gerne deine Freundin sein.“.

Drew lächelte ihr entgegen, doch er antwortete ihr nicht, sondern schlang seine Arme um ihre Taille, drückte sie sanft an sich und besiegelte ihr neues Bündnis mit einem Kuss, wie er zärtlicher nicht hätte sein können.
 

Für Maike war dieser Augenblick ein Augenblick, der sie ein Leben lang begleiten würde. Ihr erster Kuss und das auch noch von ihrer ersten und vielleicht auch einzigen großen Liebe. Und damit hatte ihr Drew das wundervollste Geschenk gemacht, welches sie sich nur hätte wünschen können.



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Kommentare zu dieser Fanfic (23)
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Von:  felin
2015-01-24T21:35:41+00:00 24.01.2015 22:35
Süß
Von:  Sephie
2009-12-18T17:47:31+00:00 18.12.2009 18:47
so^^
hab jet alle drei teile gelesen ><
(auch wenn der drite teil noch nich fertig is XD)
also zu teil 1
zucker **
besonders das zweite kappi *0*
echt süß **
besonders das ende XD

Von:  Souffrances
2009-12-09T20:27:54+00:00 09.12.2009 21:27
aww das war wirklich süß!
die ganze weihnachts-FF überflutet einen nur mit vorfreude für weihnachten und großen gefühlen da wird mir ganz warm ums herz
<333
großes kompliment!
Von: abgemeldet
2008-08-18T21:55:49+00:00 18.08.2008 23:55
CUTE!!!

Boah diese FF, die haut mich um. X.X
Wirklich toll geschrieben, find ich und richtig.. knuffig.
Vor allem gehen Charaktereigenschaften nicht verloren, was besonders bei Drew leicht passiert. Das kann man sich echt alles supigut vorstellen. Mich hat die FF so begeistert, die hab ich jetzt bestimmt schon 10-mal oder so gelesen <33
lg
Von: abgemeldet
2008-08-18T13:10:02+00:00 18.08.2008 15:10
OMG Die war ja soooooooooooo süüüß.^^
Hast du wirklich super geschrieben, man konnte sich alles sooo schön vorstellen... Am Anfang, dachte ich auch wirklich, dass Drew doch nicht mehr kommen würde, aber dann sein großer Auftritt.
Max und Solidad hast du wirklich besonders gut hinbekommen. Max gaaaanz besonders... wie gemein, Maike dass einfach zu verschweigen.
Aber dann mit dem Mistelzweig, dass war wirklich süüüß.
Favos
Von: abgemeldet
2008-06-13T17:48:11+00:00 13.06.2008 19:48
aahhhhh wie goldig *o*
*sprachlos*
ich hab ja schon so einiges gelesen, wo weihnachten und shuuka verknüpft waren, alle samt süß, aber DAS?!
süßer gehts ja kaum noch *o*
das kommt zu meinen absoluten-lieblings-shuuka-ff´s *erst 3 damit hab*
ohh wie habe ich mit maike gelitten, als sie dachte, drew hätte sie vergessen T^T erst so süß im letzten kapi und dann vergisst der volltrottel sie o_O" wirklich, mit gelitten hab ich wirklich seh T^T
aber als er dann auftaucht XD und im haus XD die begrüßung von maike´s familie XD nein, besser kann man das kaum schreiben ^^ norman´s verhalten hat auch was realistisches ^^ ich glaub ja auch, dass wenn die tochter das 1. mal einen freund hat, man da erstmal ziemlich baff is ^^
ohh was gabs denn noch alles...? der mistelzweig XD die müssen aber wegen dem 1. mal wo sie sich net geküsst haben unglück haben o_o" nooo~ xX kein unglück für mein lieblings-anime-paar xX
hmm... das ende muss ich unbedingt noch erwähnen *o*
sooo süüüüß ^-^
*mir die worte fehlen*
mir fällt nix mehr ein xX mii~st xX

nya aber alles in allem eine wirklich super geile ff, schöne story, die charaktere haben ihre charakteristiken behalten, einfach geil *o*
und super geschrieben natürlich ^^
dass mir die ff hier nicht früher begegnet is... schande xX
aber naja, jetzt hab ichs ja gefunden und hoffentlich ausreichend kommentiert ^^
Von:  sayako
2008-06-13T17:21:38+00:00 13.06.2008 19:21
Bui^^
Den hab ich gestern bei fanfiction.de gelese^^
Wusste garnet, das du den auch hir reingestellt hast.
Der FF is totaly niedlich^^

Von:  Diaol
2008-05-11T17:05:49+00:00 11.05.2008 19:05
Woaaauh ***_____***
Deine Ff ist verdammt süß... Ich hab sie eben das zweite Mal gelesen und sie ist immernoch so verdammt schön *~*-
Das erste Kappi ist natürlich anfangs total traurig, weil Drew ja der Meinung ist, das die beiden keine Chance zusammen haben und nur Rivalen sind. Das stimmt ja nicht... Und daher fand ich dann des Ende von dem ersten wirklich süß *_*
Vorallem dann ihre Versprechungszeichen... Wirklich verdammt süß **//**

Und jetzt das zweite Kappi... Wieder am Anfang etwas traurig.. Aber man merkt natürlich sofort das Max etwas im schilde führt und etwas mehr weiß als sie xD
Aber die Plätzchen die sie für ihn gemacht hat, sind auch total süß ><
Und sein Geschenk. Die Roseen ***///***
Verdammt das ist total süß >//<
Und vorallem am Ende dann von Drew, dass sie seine Freundin werden soll... Sooo romantisch >///< ♥//♥
Und der Mistelzweig... Wah ich liebe diese Ff *_*
Wirklich schön x3

Lg Shy_ ♥


Von:  Bernsteinseele
2008-04-15T22:26:48+00:00 16.04.2008 00:26
ooooch ich hab damit gerechnet, dass es anfängt zu schneien, sobald Drew bei ihnen in der Türe steht *g*
Tjaja .. hätte Maike nur nit das versprechen vergessen ... ^^

Schöne Story :)
Von:  Crazy1412
2008-04-14T18:48:56+00:00 14.04.2008 20:48
Also...hi erst mal...ich hab grad mit Entsetzen festgestellt, dass ich die FF schon ewig auf meiner Favo-Liste hab, sie auch shcon mal gelesen hatte und KEINE Kommi geschrieben hab....normalerweise mach ich das IMMER!!!!
Auf jeden Fall:
Hat mir echt gut gefallen...aucher wennn ich am Anfang kurz verwirrt war, weil ich nicht genau wusste, wie Shuu und Haruka jetzt zueinander standen, aber das wurde in den nächsten Sätzen ja klar^^
Und es war echt süß, wie er zu ihr gekommen ist und wie er sie zu sich nach Hause eingeladen hat und das Ende und alles überhaupt....war echt toll^^
Mach weiter so,
Lg
Crazy ♥


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