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Größer als ein Schicksal

von

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Es ist ein wenig alternatives Geschreibe und meine (Lieblings-) Charaktere sind mal wieder so, wie sie mir am besten gefallen. Es sei gleich gesagt, dass der, der irgendwelchen Alternativ-Einfällen den Verlauf der Sailormoon Storyline betreffend gegenüber nicht "offen" (mir fehlt ein passendres Wort) eingestellt ist, an dieser Stelle überlegen sollte, doch vielleicht eine andere Fanfic zu lesen. Ich persönlich mag sie ganz gern. Sie ist ja auch "alternativ" (Irgendwie

wiederhole ich mich am laufenden Bande! Ich halte jetzt lieber die Klappe und ihr lest es einfach selbst!) ;-)
 

Größer als ein Schicksal
 

Prolog

"Wird sie mich lieben?"

"Bedingungslos."

"Wird sie mich verstehen?"

"Immer, auch ohne Worte."

"Wird sie mir ähnlich sein?"

"Nein und ja."

"Ist es das Schicksal, das uns zusammenführen wird?"

"Ihr werdet größer sein als das Schicksal."
 

Ein Stern leuchtete hell und durchbrach das Dunkel der Nacht. Saphirblaue Augen blickten verloren zum Himmel. "Wo bist du?" fragte sie leise, beinahe flehend. "Wo bist du?"

Die grünhaarige Geigerin setzte ihre Violine an und begann zu spielen. Niemand wagte, zu sprechen. Die Scheinwerfer waren abgedunkelt und nur ein einziger war auf sie gerichtet.

Die Menschenmasse, die gebannt auf die Erhebung zu ihr herauf sah, war in ein bläuliches Licht gehüllt. Es war wie ein Traum, eine Illusion, die diese Musik auslöste. Man fühlte nur noch die Musik, die unendlichen Klänge der Violine, deren Zierlichkeit sich in der Geigerin widerspiegelte. Die Träume, die man empfand, waren rein schöner Natur. Sie gaben Wärme, verwehrtes Glück. Und all das vermochte diese Geigerin zu geben; nur mit Musik.

Elza schloss die Augen und hörte einfach zu. Sie ließ sich fallen, ging in der Musik auf und war alles, was sie schon immer hatte sein wollen.

Viel zu früh endete das Stück; die Violinistin ließ ihr Instrument sinken. Elza öffnete die Augen wieder und sah die zierliche Person mit den grünen Haaren an. Sie klatschte, wie auch alle anderen. Als die Geigerin die Bühne verließ, stand sie auf und ging in die Richtung, in die sie verschwunden war.

Sie musste nicht lange suchen. Sie saß etwas entfernt im Park in einem Pavillon. Ihre Geige lag neben ihr, ihr Blick ruhte in ihrem Schoß. Sie hatte eine sehr würdevolle Ausstrahlung, beinahe hoheitsvoll.

"Michiru", sagte Elza, als sie sie erreicht hatte.

Die Geigerin blickte auf. Ihre Augen waren traurig, so wie immer.

"Du warst sehr gut."

"Wirklich? Ich fand es miserabel. Ich habe gespielt, als begleite ich eine Trauergemeinde."

"Nimm es nicht so schwer."

"Du sagst das so einfach", sagte sie mit ihrer Stimme, die an das zierliche Läuten eines Glöckchens erinnerte.

"Willst du mir sagen, warum es dir schlecht geht?" Elza legte ihrer Freundin die Hand auf die Schulter.

"Ich kann sie nicht finden", sagte diese in ernstem, gleichgültig anmutendem Tonfall.

"Wen kannst du nicht finden?"

"Mein Gegenstück", antwortete sie knapp. Michiru stand auf, wandte sich um und ging. Elza sah ihr nach. Sie konnte sie einfach nicht verstehen. Sie war so unnahbar; ganz anders als alle anderen. Nicht wie ein Teenager, eher glich sie einer Erwachsenen, die die Jugend einfach übersprungen hatte. Auch ein wenig wie eine alte Frau war sie, so rätselhaft und tiefgründig wie jemand, der schon viele Epochen überlebt hatte.

Sie würde wohl nie schlau werden aus ihr.
 

Michiru saß in ihrem Atelier und sah aus dem offenen Fenster. Der Wind streifte ihr Gesicht. Eine Traumgestalt rührte in diesem Moment ihren Geist, ließ sie für einen kurzen Moment wieder Erleichterung und Wärme fühlen.

Sie nahm den Pinsel in die Hand und vollendete ihr Bild. Der Sternenhimmel war zu sehen, eine Galaxie. Und dunkelblaue Augen, die unergründlich leuchteten.

Sie blickte ihr Werk an und lächelte bitter. Ihre Hand umfasste einen Stab, der ihr der Himmel oder die Hölle gesandt hatte. Noch konnte sie es nicht deuten. Damit sollte sie die Hölle aufhalten, sollte diese Welt beschützen. Alles war verwirrend gewesen, doch als der erste Dämon ihren Lebensweg gekreuzt hatte, hatte sie gewußt, was zu tun war. Und sie wusste auch, dass sie das nicht allein tun sollte. Es gab eine andere, die ihr Schicksal teilte. Eine, die ihr beistehen sollte, im Kampf.

Doch bisher hatte sie sie nicht gefunden.

Immer, wenn sie an sie dachte, überkam sie ein eigenartiges Gefühl der Sehnsucht und inneren Leere. Erst dann, und nur dann, wurde ihr bewußt, dass ihr etwas fehlte.
 

Eine Runde noch, dachte Elza, als sie zum elften Mal die Linie überschritt. Plötzlich fühlte sie einen Hauch von Wind an ihrer Wange und eine Gestalt zog an ihr vorbei. So leicht und schnell, dass man glaubte, sie würde fliegen.

Das aschblonde Mädchen lief unglaublich schnell. Elza blieb stehen und sah ihr nach. Dann ging sie von der Bahn herunter und setzte sich auf eine der Bänke. Sie sah diesem Mädchen zu, wie sie ihre Runden lief. Auch nach dem zehnten Mal 400m zeigte sie keinerlei Erschöpfung.

Es sah aus, als liefe sie vor etwas davon. Vielleicht Sorgen? Vielleicht Kummer? Vielleicht aber auch das eigene Leben.

Elza rang mit sich selbst. Sollte sie sie ansprechen? Sie hatte eine so unnahbare Art. Es kam ihr manchmal vor, als sei sie, auch wenn sie neben ihr stand, unendlich weit entfernt. Unantastbar schien sie, wie sie so leicht wie eine Gazelle lief und die Augen geschlossen hatte. Aber das ging sie doch eigentlich gar nichts an! Sie machte sich Gedanken über Menschen, die sie nicht einmal kannte, dabei hätte sie sich ähnliche Gedanken über sich selbst machen können.

Und doch... Sie war wie Michiru. Auch sie war so fest verankert in ihrer Einsamkeit, dass niemand es wagte, sie anzusprechen.

Als hätte sie es gewusst, blickte Elza zur Tribüne auf und sah die grünhaarige Geigerin. Sie stand da wie die Göttin der Freiheit; kalt, gebannt in Stein und Stille. Sie war ein eigenartiger Mensch.

Es sah so aus, als sehe sie dem blonden Mädchen zu.

Ja, sie würde sie ansprechen. Ihr Entschluß stand fest. Warum sie sich so plötzlich ganz sicher war, wusste sie nicht. War es überhaupt richtig?
 

Haruka lief und lief und lief. Sie brauchte die Anstrengung, um sich abzureagieren. Irgendwie musste sie der Unzufriedenheit mit sich selbst Herr werden. Doch es gelang ihr nicht.

Immer wieder musste sie an die letzte Nacht denken, in der sie schweißgebadet aufwachte und der Schecken sie zittern ließ. In ihrem Traum hatte sie Zerstörung gesehen, Tod und Verderben. Jemand hatte zu ihr gesagt, es sei an ihnen, das zu verhindern; ein Mädchen.

Sie konnte das einfach nicht vergessen. Es war so schrecklich gewesen. Unrealistisch und doch so wirklich, dass sie jetzt noch schauderte. Eine Fiktion auf der einen Seite, auf der anderen jedoch die übertragene Realität ihres Lebens, bildhaft dargestellt. Doch es war ja reiner Unsinn. Wer schenkte seinen Träumen schon Glauben, der nicht verrückt war?

Aber vielleicht hatte dieses Mädchen ja recht. Was machte das schon. Noch nie hatte ihr Leben geregelte und normale Wege eingeschlagen. Ihr Schicksal war es wohl, als Außenseiterin zu existieren; allein zu leben und zu sterben. Wer hegte schon Gedanken wie diese?
 

Ein nicht enden wollender Blick ruhte auf dem aschblonden Mädchen und verfolgte jede ihrer Bewegungen. Sie war anmutig, stark und frei. Ihre Leichtfertigkeit bestätigte Michirus Verdacht noch mehr.

Sie lief und lief doch nicht selbst. Der Wind trug sie auf seinen Schwingen und beschützte sie. Einen winzigen Augenblick lang sah sie die Traumgestalt wieder, die gleich darauf verschwand.

Dieses Sehnsuchtsgefühl machte sich wieder in ihr breit, als sie sie über den Platz laufen sah.
 

Als sich Elza für den Start bereit machte, warf sie einen Blick zu Haruka. Sie machte, wie alle anderen auch, ihre Lockerungsübungen, doch ihre Art unterschied sie von den anderen Läuferinnen. Sie war nicht nervös oder angespannt. Alles schien sie völlig kalt zu lassen. Gewinnen oder verlieren, das schien sie nicht zu interessieren.

Michiru war hier, wie immer. Sie sah sich jedes Rennen von Haruka an. Jedes. Sie hatte sie gebeten, sie Haruka heute vorzustellen. Warum sie das nicht schon längst selbst getan hatte, war ihr ein Rätsel. Hatte Haruka sie denn nicht bemerkt?
 

Haruka wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann wurde das Kommando gegeben und sie lief los. Ohne darauf zu achten, ob sie sich hinten befand oder im Mittelfeld. Es war ihr schlicht und einfach egal. Sie lief nur aus Zeitvertreib. Es war nicht wichtig, ob sie gewann oder verlor. Und doch würde sie gewinnen, so wie immer. Niemand konnte sie schlagen.
 

"Es stimmt, was man über dich sagt. Du bist wirklich die Schnellste", sagte Elza zu Haruka, die sie gerade geschlagen hatte; wieder geschlagen. Es war ihr ein Rätsel, wie sie es anstellte, doch mittlerweile machte sie sich keine Gedanken mehr darüber.

Sie warf einen kurzen Blick über die Schulter. "Das ist Michiru Kaiô, eine begnadete Malerin. Sie hat gesagt, sie würde dich gern kennenlernen. Trau dich ruhig, Michiru." forderte sie die grünhaarige Geigerin auf, die daraufhin schüchtern hinter ihr hervortrat.

Sie blickte mit merkwürdigem Gesichtsausdruck an Haruka hoch. "Ich sehe, dass Sie nicht schwitzen. Das bedeutet, dass Sie Ihre Kraft gut einteilen können."

Etwas so eigenartiges hätte Elza nicht einmal von Michiru erwartet. Was sie da von sich gab, war schrecklich nichtssagend, ergab kaum tiefen Sinn, wie sonst jede ihrer Aussagen. War sie so nervös?

"Wie meinen Sie das?" fragte Haruka in eigenartigem Tonfall.

Michiru erwiderte nur: "Ich vermute, dass Sie die Botschaft des Windes verstehen können, Haruka."

Harukas Reaktion darauf war noch merkwürdiger als die auf die Frage zuvor.
 

Sie wusste nicht genau, warum sie sich so ertappt fühlte, als Michiru ihr diese Frage stellte. Doch plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Sie erkannte sie wieder. Dieses Mädchen mit den wallenden grünblauen Locken, deren Augen, Gesten, ihre Ausstrahlung. Sie war diejenige, die ihr in den Alpträumen erschien, die sie verfolgten.

Als sie das registrierte, sah sie am Blick ihres Gegenübers, dass diese genau Bescheid wusste. Und das war etwas, das Haruka sehr mißfiel. Sie hasste es, wenn jemand zu viel über ihr Seelenleben wusste, sich ein Bild von ihren Gefühlen und Emotionen machen konnte. Sie glich innerlich einem tiefen See, den zu ergründen niemand gewagt hatte, da dessen Herrin ihn mit Argusaugen und wenn nötig auch mit Gewalt hütete.

"Das ist verrückt! Machen Sie's gut, war nett, Sie kennen zulernen", blockte sie ab und ging, aus Angst vor diesem Mädchen, die durch sie hindurch zu sehen schien.

"Hätten sie nicht Lust, für mich Modell zu stehen?" rief Michiru ihr hinterher, als letzten Versuch, ihre Blockade zu durchbrechen.

"Nein, danke! Aber das ist nun wirklich nichts für mich!" erwiderte Haruka, ohne einen Blick zu ihr zurück.
 

Michiru konnte es nicht fassen. Das sollte sie sein?

Ja, ohne jeden Zweifel, sie war es, doch diese Verschlossenheit! Hatte sie denn nicht bemerkt, wie weh sie ihr getan hatte?

So lange beobachtete Michiru sie nun schon. Sie kannte ihre ständig erhobene Distanz, die sie jedem gegenüber zeigte. Sie hatte gewußt, dass es nicht leicht werden würde, doch dass der erste Versuch gleich so fehlschlagen würde, hätte sie nicht gedacht. Sie begann an sich selbst zu zweifeln. Haruka hatte sie erkannt, sich an die Träume erinnert, und deshalb so reagiert. Sie hatte einfach Angst vor Veränderungen.

"Tut mir leid, Michiru. Sie ist nicht immer so", sagte Elza und riss die Geigerin aus ihren Gedanken.

"Ist schon in Ordnung", entgegnete sie.
 

Elza blickte Michiru nach. Sie hatte von Haruka eine ziemlich herbe Abfuhr bekommen, doch sie schien das bereits im Vorhinein gewusst zu haben. Aber völlig kalt hatte es sie dennoch nicht gelassen.

Irgend etwas musste zwischen den beiden bestehen, das Harukas Reaktion auf Michirus Aussage, sie verstehe sicher die Botschaft des Windes, begründete. Doch was konnte das sein? Sie kannten sich nicht, hatten noch nie miteinander geredet. Aber eine gewisse Verbindung war doch zu schließen. Sie waren sich sehr ähnlich. Beide haßten es, sich in ihrem Inneren herum stochern zu lassen. Es war ihnen am liebsten, wenn niemand viel über sie wusste. Vielleicht war es die plötzliche Erkenntnis dieser Ähnlichkeit gewesen, die Haruka so erschreckt hatte und die Angst, zu viel von sich preiszugeben.

Bei Michiru war es besonders schwer, etwas zu verheimlichen oder zu verstecken, da es schien, als könne sie in eines Menschen Innerstes sehen und so alle Geheimnisse entdecken.

Sie tat Elza leid, doch ihr war klar, dass sie nicht so schnell aufgeben würde.
 

Haruka fuhr mit dem Motorrad durch die Gegend, um einen klaren Kopf zu bekommen. Sie konnte das Mädchen nicht vergessen. Michiru Kaiô, die in ihre Seele geblickt hatte und sie sich hatte nackt und verloren fühlen lassen. Das war ihr bisher noch bei keinem anderen Menschen passiert.

Es lag wohl daran, dass sie sich nie irgendwem anvertraut hatte, solange sie denken konnte. Und sie hatte auch nicht vor, das zu tun. Denn sobald man vertraute, wurde man enttäuscht, das hatte sie schnell gelernt.

Und sie wusste, dass es nichts brachte, ziellos durch die Gegend zu fahren. Sie wendete und fuhr nach Hause. Als sie ihre Wohnung betrat, lag ein Brief auf der Fußmatte. Sie musste ihn nicht einmal öffnen, um zu wissen, wer ihn hierher gelegt hatte und von wem er kam.

Bitte kommen Sie am Sonntag auf das

Kreuzfahrtschiff Ocean.

Michiru Kaiô

Sie hatte es gewußt. Was wollte sie nur von ihr? Sie war diejenige, die ihr diese Alpträume sandte, das wusste Haruka seit dem Moment, als sie ihr gegenüber gestanden hatte.

Sie würde hingehen. Aus welchem Grund, wusste sie nicht. Und sei es nur drum, dass sie ihr diesmal den Blick in ihre Seele verweigerte. Es quälte sie immer noch.
 

Michiru blickte um die Ecke und schritt dann die Treppen wieder hinunter. Sie hatte jetzt die Gewissheit, dass Haruka ihre Nachricht erhalten hatte. Sie würde kommen, denn die Neugier würde sie treiben.

Sie wusste nicht, was sie ihr sagen sollte. Es würde sich ergeben. Schließlich war das aschblonde Mädchen ihre Partnerin. Mit ihr zusammen sollte sie die Welt vor der drohenden Stille bewahren, die drei Talismane finden und den Messias, der die Stille mit seiner allmächtigen Kraft aufzuhalten vermochte.
 

Als Haruka den Saal betrat, spielte Michiru bereits. Sie setzte sich an einen freien Tisch und blickte zu der Geigerin hinauf. Ihre Musik hatte etwas zauberhaftes, war aber dennoch schrecklich traurig und klang wie das Schluchzen einer einsamen Seele.

Sie hörte, wie sich zwei Leute am Nebentisch unterhielten.

"Das ist Michiru Kaiou. Ich kann gar nicht glauben, das sie noch Schülerin ist."

"Ja, sie ist auf ihrer Schule sicher sehr beliebt."

"Ich habe gehört, dass sie nur schwer Freunde findet. Man sagt, dass sie Menschen hasst."

Haruka blickte wieder zu der grünhaarigen Geigerin hinauf. Ihr Lied wurde noch leidvoller als zuvor. Als sie die Augen öffnete und Haruka ansah, erschrak sie. Diese Augen waren so schrecklich traurig. Tränen spiegelten sich darin.

Sie ertrug das nicht mehr und verließ den Raum. Sie brachte Michiru Mitleid entgegen, denn sie wusste, wie es war, gemieden zu werden, weil man anders war. Was sie selbst so anders machte, hatte sie nie verstanden.

Auf einer mit rotem Teppich überzogenen Treppe blieb sie vor einem riesigen Wandgemälde stehen. Unverkennbar zeigte es den Untergang der Welt. Ein eigenartiges Gefühl erfaßte sie, dass sie nicht zu deuten wusste.

"Gefällt Ihnen das Bild?" fragte eine Stimme hinter ihr. Sie drehte sich um. Es war Michiru, die auf dem Treppenabsatz saß. "Vielen Dank, dass Sie gekommen sind. Ich weiß, dass Sie viel trainieren müssen für die Meisterschaft nächste Woche."

"Bemerkenswert, dass Sie so viel über mich wissen." Sie machte eine Pause. "Ist das Bild von Ihnen?"

"Jeder in der Stadt kennt Sie. Sie wissen es vielleicht nicht, doch auch an unserer Schule haben Sie sehr viele Fans. Ich kenne ein Mädchen, die würde alles dafür geben, wenn sie nur ein Mal mit Ihnen am Strand spazieren gehen könnte."

"Was soll das sein? Etwa das Ende der Welt? Wie kann ein so unschuldiges Mädchen nur so eine häßliche Fiktion haben", sagte Haruka, um ihrer Ansicht das Bild betreffend Ausdruck zu verleihen.

"Das ist keine Fiktion, das ist die Wirklichkeit! Ich kann sie deutlich sehen. Genauso wie du", entgegnete die Geigerin in einem sonderlich eindringlichen Tonfall. Jetzt stand endgültig fest, dass sie Schuld an Harukas Alpträumen trug.

Als sie das hörte, drehte sie sich zu ihrem Gegenüber um, das sich erhoben hatte und sie anblickte. "So ein Unsinn!" fuhr Haruka mit bösem Blick auf. "Davon kann gar nicht die Rede sein! Wenn du wirklich glaubst, dass das die Wirklichkeit ist, wenn du glaubst, dass die Welt untergeht, dann kannst du ja versuchen, das zu verhindern. Mich geht das jedenfalls nichts an und es interessiert mich auch nicht! Also lass mich mit diesem Unsinn in Zukunft bitte in Ruhe!" Sie war sich sicher, Michiru eingeschüchtert zu haben.

Diese krampfte die Hände zusammen. "Jetzt habe ich aber genug von deinem Egoismus!" entgegnet sie. Haruka erschrak. "Du bist nicht der einzige, dem es so geht", fuhrt sie mit gesenktem Blick, beinahe wehleidig fort. "Ich hätte es auch gerne ignoriert. Ich träumte immer davon, einmal eine große Geigerin zu werden." Sie blickte Haruka direkt an. "Mir macht es auch keinen Spaß, die Welt vor ihrer Vernichtung retten zu müssen, aber es geht nicht anders!" beendete sie böse.
 

Nach dieser Auseinandersetzung glaubte Michiru alles verloren. Was sollte sie auch tun, wenn sie ihr nicht glaubte? Aber sie konnte es ja verstehen, nur zu gut sogar. Sie war selbst nicht anders gewesen.

Sie hatte gezweifelt, so lange, bis der erste Dämon über sie hergefallen war. Erst dann hatte sie registriert und begriffen, dass es der Wahrheit entsprach und wie wichtig ihre Aufgabe war.
 

Haruka kam zum Rennplatz. Hier war sie ihr das erste Mal begegnet. Sie sollte den wirren Unsinn, den sie ihr erzählt hatte, vergessen, doch aus irgendeinem Grund dachte sie immer wieder darüber nach. So recht glauben konnte sie es jedoch trotzdem nicht.

Aber mit welcher Eindringlichkeit dieses völlig fremde Mädchen zu ihr gesprochen hatte. Vielleicht war sie auch einfach nur verrückt.

In Gedanken versunken hörte sie plötzlich Schreie aus einer der Boxen. Sie rannte hin, um zu sehen, was da vor sich ging. Ein Junge lag auf dem Boden und wand sich vor Schmerzen. Immer wieder rief er: "Bitte, helfen Sie mir!"

Doch bevor Haruka etwas tun konnte, verwandelte er sich vor ihren Augen in ein riesiges Ungeheuer, das sie angriff. Sie griff nach einer Eisenstange, doch als sie damit auf das Monster einschlagen wollte, erschien schemenhaft wieder die nach Hilfe schreiende Silhouette des Jungen, die sie davon abhielt, zuzuschlagen. Das Monster schleuderte sie nach hinten und sie landete unsanft auf dem Boden. Gerade, als es zu einem weiteren Schlag ausholen wollte, erschien zwischen ihr und dem Ungeheuer ein gleißendes Licht.
 

Michiru fühlte eine merkwürdige Kraft, die sie zuerst nicht zu deuten vermochte. Doch dann wurde ihr klar, dass es nun so weit war und sie lief dorthin, wo sie ihr Unterbewußtsein hinführte.
 

Mitten im Licht erschien plötzlich eine Art Zepter. Sie wusste nicht, warum, doch irgend etwas trieb sie dazu, danach zu greifen. Es zog sie geradezu magisch an.

"Halt!" hörte sie eine Stimme hinter sich. Sie drehte sich um. Ihr Blick fiel auf eine Schattengestalt, die im Eingang lehnte. "Du darfst den Stab nicht nehmen", sagte sie. "Wenn du ihn einmal in der Hand hast, wird sich dein Leben vollkommen verändern und dann gibt es kein Zurück mehr!" Vor ihren Augen hielt Michiru einen Stab, ähnlich dem, der zwischen ihr und dem Ungeheuer erschienen war, in die Luft und verwandelte sich mit den Worten "Macht der Neptunnebel, mach auf!" in Sailor Neptun, das Mädchen aus den unzähligen Alpträumen, die ihr den Schlaf geraubt hatten; und als sie sie sah, wusste sie sie sofort beim Namen zu nennen.

Haruka starrte sie ungläubig an.

Neptun begrubt das Monster unter einem Schrank. Haruka war entsetzt. "Du bist eine Mörderin!" fuhr sie sie an. "Das Monster ist mal ein Mensch gewesen!"

Neptun sah sie mit eindringlichem Blick an. "Die Stille kommt bedrohlich nahe. Ich habe leider keine andere Wahl, sonst wird es noch mehr Opfer geben."

"Glaubst du wirklich, dass die Bedrohung so groß ist?"

"Allerdings", sagte Neptun ernst. "Die Stille wird die ganze Weilt vernichten."

"Du hast eine zu lebhafte Phantasie!" gab Haruka ungehalten zurück.

Plötzlich bäumte sich das Ungeheuer erneut auf und griff Haruka an. Neptuns Augen weiteten sich und instinktiv sprang sie nach vorne, umfaßte Haruka und warf sich mit ihr zur Seite. Doch das Monster schnitt sie schmerzhaft in Arme und Rücken. Bevor sie zusammenbrach, schleuderte sie ihre Waffe und der Dämon verwandelte sich in den Jungen zurück.
 

Haruka lag noch immer am Boden. Sie sah auf den reglosen Körper ihrer Retterin. Sie nahm sie in die Arme und blickte sie an. Sie war wunderschön.

Plötzlich hörte sie das Meer rauschen und registrierte eine eigenartige Kraft, die sie an etwas erinnerte. An etwas, dass schon lange zurücklag. Eine Liebe, die Ewigkeiten überlebt hatte, die bleiben würde, auch wenn alles andere sein Ende fand. Die Liebe des Meeres zum Wind, mit dem es spielte, der es liebkoste, der es aufwirbelte und der es ruhen ließ in seinen Armen. Der Wind liebte die Unergründlichkeit des Meeres, die Kraft und auch dessen Zartheit mehr als alles andere.

Sie war der Wind, Haruka Tenô, ferner Himmel, und Michiru Kaiô, Beherrscherin der See, war das Meer in all seiner kühlen Schönheit und Eleganz. So klar und einfach war es nun.
 

Michiru öffnete die Augen.

"Wo ist das Monster?" fragte sie schwach. Erst jetzt fühlte sie Harukas Arme um sich.

"Es hat sich wieder in den Jungen zurückverwandelt. Es geht ihm gut", sagte diese sanft.

"Er hätte tot sein können. Ich bin sicher, irgendwann werde ich jemanden töten", sagte Michiru schmerzlich.

Haruka war ein wenig verwundert.

"Es ist mir nicht egal, wie du denkst. Aber ich bin jetzt eine Sailor Kriegerin. Ich kann und will nicht mehr zurück." Ihre Stimme war ehrlich, als sie diese Worte sprach. Es war die Wahrheit, denn am Bewußtsein höherer Verantwortung war sie gewachsen.

Haruka hob ihren verletzten Arm vorsichtig an. "Ich denke, du willst Geigerin werden. Wenn du dich an deinem Arm verletzt, kannst du nie wieder Geige spielen."

Michiru sagte Haruka nun, was ihr Herz ihr vorgab. Sie offenbarte ihr, dass sie ihr etwas bedeutete. Sie erzählte ihr, wie oft sie ihr schon zugesehen hatte, wie sehr sie ihre Unabhängigkeit bewunderte. Und auch ihren Traum offenbarte sie ihr.

"Ich hätte dir das eigentlich gar nicht sagen sollen. Bitte vergiß es", endete sie mit Tränen in den Augen..

Haruka blickte zu dem Stab zurück, der abseits von ihnen auf dem Boden lag. Er blitzte kurz auf. Ihr Entschluss stand fest. Sie würde der zierlichen Person helfen. Nicht, weil sie beide eine uralte Liebe verband, sondern weil es Veränderung bedeutete.
 

Einige Zeit verging, in der sich die beiden ab und an begegneten. Michiru war immer sehr glücklich, wenn sie Haruka sehen konnte. Ob das auf Gegenseitigkeit beruhte, wusste sie nicht. Es war ihr nicht egal, aber sie gab sich vorerst mit dem zufrieden, was sie erreicht hatte. Sie liebte sie, keine Frage. In ihr wurde ein lang gehegter Traum Wirklichkeit, Fiktionen Realität und Augenblicke brannten sich ein in das einsame Herz, das nun davon lebte, zu lieben und zu hoffen.
 

"Dämonen kreuzen unsere Wege und ich kämpfe mit ihr Seite an Seite. Sie ist ganz anders als ich. Wenn ich zur höheren Macht rufe und mein Körper in Flammen aufzugehen scheint für wenige Augenblicke und ich diese außerweltliche Kraft erhalte, fühle ich ein Augenpaar auf mir ruhen. Sie ist das Gegenstück, so anders und so faszinierend. Sie verfolgt mich bis in meine Träume und ich hasse sie dafür, aber ich liebe sie, hasse sie, liebe sie..."
 

Es waren Kämpfe gegen Dämonen, gesandt von der Hölle, die sie bestritten und die sie einander immer ein wenig vertrauter werden ließen. Auch wenn ein Individuum nicht gern viel von sich preisgab, konnten sie es nicht verhindern, weil sie einander in die Seele sehen konnten. Sie sahen Schmerz aus vergangenen Tagen, Glück und Lachen und Tränen, viele Tränen, vergossen aus Einsamkeit, getrocknet vom Wind der Gleichgültigkeit, der Ignoranz des Bedürfnisses nach Liebe und Anerkennung.
 

Eines Abends, es war schon spät, klingelte es an Michirus Haustür. Haruka stand da. Sie wollte sie besuchen, sagte sie, und Michiru bat sie herein. "Warum zu so später Stunde?" fragte die Geigerin.

"Weil es kalt war, draußen", entgegnete die aschblonde Frau und stellte sich direkt vor ihr Gegenüber. "Sehr kalt." Sie blickte ihr in die Augen und küsste sie. Michiru wurde heiß und kalt. Ihr kühnster Traum war im Begriff, Wirklichkeit zu werden. Sie erwiderte Harukas Kuss und schlang die Arme um sie. Haruka legte ihre Arme um Michirus Taille und drückte sie an sich.

Ihre Küsse wurden immer leidenschaftlicher. Haruka glitt mit den Händen unter Michirus Bluse und die Geigerin knöpfte ihr das Hemd auf. Alles ging sehr schnell und so taumelten sie wenig später in Richtung Schlafzimmer. Michiru ließ sich fallen und zog Haruka mit sich. Sie küssten sich, streichelten sich und wurden schließlich eins miteinander. Keiner der beiden dachte mehr über Recht oder Unrecht nach. Sie waren der Lust verfallen.
 

Als sie am nächsten Morgen neben Michiru erwachte, fühlte Haruka sich schuldig. Sie wusste nicht, warum sie das getan hatte. Sie kannte Michiru nicht, aber sie hatte etwas so Anziehendes an sich, dass sie jedes Mal fast in den Wahnsinn trieb, wenn sie sie sah. Sie musste sie besitzen, hatte den Drang in sich, ihren Körper ganz nah an ihrem eigenen zu spüren. Aber was ging über körperliches Verlangen? Was kam danach und wollte sie überhaupt, dass etwas danach kam?

Sie stand auf und zog sich an. "Wohin willst du?" fragte die sanfte Stimme hinter ihr.

"Weg. Ich muss weg von hier", gab sie in gehetztem Tonfall zurück und verschwand aus der Tür.

Michiru blickte ihr nach. Der Wind war in seiner Sprunghaftigkeit grausam und kalt. Sie blickte an sich herunter und zog die Beine an, schlang die Arme um sich und schaukelte hin und her. Sie war gegangen, einfach gegangen, ohne Auf Wiedersehen zu sagen verschwunden; kein liebes Wort geschenkt, kein Lächeln, keine Geste, ihren hilflosen Körper allein zurückgelassen, sich selbst übergeben, nachdem sie sich geholt hatte, was sie hatte haben wollen.
 

Haruka kam nach Hause, schloss die Tür hinter sich und schlug mit der Faust gegen die Wand, ehe sich alles um sie herum zu drehen begann und sie auf die Knie sank wie ein geprügelter Hund. "Was hast du getan?" fragte die Stimme in ihrem Kopf, die sich Gewissen schalt und der sie den Mund verboten hatte, weil sie hinderlich war, wenn man etwas erreichen wollte. Doch nun meldete sie sich überdeutlich zurück, heftig beinahe, aber sie sah ihr ins Gesicht und lachte sie an, bis sie sich zurückzog. Sie keuchte.

"Ich habe sie besessen, die höhere Macht hatte keinen Einfluss, oder vielleicht war es auch ihr Werk... Ich bin nur ein Mensch. Nicht mehr und nicht weniger, will tun, was ich will, so sprunghaft und wie es mir gefällt, wann ich will, wie ich will... ich bin ein kleines Kind!" höhnte eine verzerrte Stimme. Sie hielt sich die Ohren zu, doch so sehr sie sich auch bemühte, der Spott erreichte sie, bis sie schließlich zusammenbrach und reglos liegenblieb.
 

Michiru sah auf ihre Hände, auf den Stab, der darin lang und auf ihre blutenden Handgelenke, die sie sich mit ihren langen Fingernägeln aufgekratzt hatte. "Meine Gefühlte täuschen mich nicht. Mein Verstand muss sich irren. Ich wollte das nicht. Ich will ein normales Mädchen sein, wie jedes andere, so verspielt und frei wie ein Schmetterling." Ihre Augen wurden abwesend und sie nahm den Pinsel wieder in die Hand. "Meine Inspiration ruht im Schmerz meiner selbst. Eine Tragödie, die sich selbst metaphorisch umschreibt, sinnbildlich jedem zeigt. Aber jeder ist niemand, wenn keiner dahinter sehen kann."

Elza öffnete sacht die Tür zum Atelier. Michiru stand an ihrer Staffelei und der Pinsel tanzte über die weiße Fläche und färbte sie dunkel. Sie wollte sie nicht stören, war aber doch neugierig auf das, was ihr Bild zeigte. "Michiru", sagte sie leise und die Geigerin drehte sich um.

"Was willst du hier?" fragte sie wenig freundlich.

"Tut mir leid, ich wollte nur..."

"Was wolltest du? Sehen, wie mich die Inspiration verlässt?" Elza verstand sie nicht. "Sie wird mich nicht verlassen, denn wer einmal ein Drama lebte, wird es immer wieder tun."

"Was ist das?" Elza hielt den Stab in der Hand. Er war seltsam warm; fast so, als sei er lebendig.

"Er hat mir die Liebe zurückgebracht. Ich leide, weil die Ewigkeit es so will."

"Aber heißt es nicht, dass man selbst Herr seines Schicksals ist?"

Michiru nahm ihr den Stab aus der Hand. "Das ist das Schicksal!" Sie warf ihn auf den Boden und er zerbrach in tausend kleine Stücke.

"Warum hast du das getan?" fragte Elza und blickte auf die Scherben zu ihren Füßen.

"Sieh doch." Die vielen Teile begannen zu glühen und fanden sich zusammen, bis sie wieder zu jenem Zepter geworden waren, dessen Energie man spürte, auch wenn man es nicht in der Hand hielt, dem etwas verheißungsvolles innewohnte. "Das Schicksal lässt sich nicht variieren." Die kalten Augen ihres Gegenübers machten ihr Angst. Sie war schon immer ein so seltsamer Mensch gewesen, und jetzt das. Eilig verließ sie sie, um sie nie wieder aufzusuchen.

"Nein, das Schicksal lässt sie nicht variieren."
 

"Geht etwas über körperliches Verlangen?"

"Liebe." Michiru blickte Haruka an, die vor dem Fenster stand und ins Unendliche zu blicken schien.

Pharao war besiegt.

"Glaubst du an die Unendlichkeit?" Haruka fühlte die kalten Hände ihrer Partnerin auf den Schultern und ihren Atem an ihrem Hals. "Nein", hauchte sie und küsste sie in den Nacken. Wenn ihre Hände sich fanden, ihre Lippen sich begegneten und ihre Körper in Flammen standen, wussten sie, dass es keine Unendlichkeit gab. Sie liebten für den Augenblick, denn Hass war immer relativ.
 

Uranus zog ihr Schwert und lief auf den Dämon zu, dessen Aufmerksamkeit ganz seinem Opfer galt, das auf dem Boden lag und nach Luft schnappte. Das gleißende Licht des Spielgels traf es und die Klinge des Schwertes durchbohrte seine Kehle, ehe es dunkel wurde und zwei Augenpaare einander trafen. Sailor Moon blickte benommen zwischen den beiden Kriegerinnen hin und her und konnte nicht deuten, woher der Hass in beider Augen kam. "Neptun! Uranus!" rief sie. "Was ist los?"

Neptun hob die Arme und schleuderte ihre Waffe auf ihr Gegenüber, dass sie in die Knie ging, doch Uranus holte schnell zum Gegenschlag aus.

"Was tut ihr da?" schrie der blonde Engel der Gerechtigkeit ihnen entgegen. Sie konnte weder fassen noch verstehen, was die beiden da taten. In ihren Blicken war so viel Hass und ihre kalten Augen blitzten auf bei jedem Schlag, den sie gegen den anderen ausführten.

"Halt dich raus!" zischte Uranus.

"Du hast damit nichts zu tun!" Neptun ging auf die Kriegerin des Windes zu, durch den Wirbelsturm, den sie ihr entgegen schleuderte und stand schließlich vor ihr. Ihre Haut war voller Schrammen, blutiger Einschnitte, aber das Funkeln ihrer Augen war ungebrochen. Uranus blickte auf sie herab, ehe sie ihr Kinn anhob und sie sich küssten. Doch im nächsten Moment rissen sie sich wieder voneinander los und versuchten, sich gegenseitig zu vernichten.

"Sie sind verrückt geworden!" rief Merkur entsetzt. Sie wollte sie davon abhalten, weiterzumachen, doch als sie auch nur ansatzweise Anstalten machte, es zu versuchen, traf sie die vereinte Kraft der beiden Kriegerinnen.
 

"All mein Hass auf sie wurde frei in diesem Augenblick und all meine Liebe steckte in dem, was sie schmerzhaft traf und verletzte. Vielleicht wusste sie, dass ich sie liebte. Das Meer ist nun einmal kalt; kalt und ewig."
 

Sie verletzten einander, bis sie nicht mehr aufrecht stehen konnten. Keine der anderen Kriegerinnen war in der Lage gewesen, sie davon abzuhalten, sich gegenseitig zu vernichten. Uranus lag am Boden und schnappte nach Luft. Blut rann ihre Schläfen herunter und sie blickte zu Neptun, die auf den Knien lag und sich mit den Händen abstützte, um nicht vornüber zu kippen. Sie blickten sich an und hoben nun die Hände zum letzten Schlag, zum allerletzten. Sünde oder nicht, das war jetzt egal. Hatten sie sich je darüber Gedanken gemacht? Nein, und das mussten sie auch jetzt nicht. Den anderen vernichten, das war der einzige Gedanke, der die Herzen beseelte.

Das Ende bereits vor Augen, lächelnd, trat plötzlich ein gleißendes Licht in ihre Mitte und die Herrscherin von Silver Millennium erschien. Sie wurden in die Luft geschleudert und schwebten schließlich schwerelos im lichten Raum.

"Was habt ihr euch dabei gedacht?" herrschte die silberhaarige Frau mit den gütigen, blauen Augen sie an. "Ihr seid Krieger! Ihr sollt diese Welt beschützen, nicht euch gegenseitig zerstören! Kennt ihr euch denn nicht mehr?" Ihr Blick wurde wehmütig. "Wie ihr euch in früheren Tagen einmal liebtet, einander so vertraut wart, zärtlich und liebevoll. Jeder beneidete euch um eurer Liebe willen. Was ist nur daraus geworden!"

"Es gibt keine Ewigkeit."

"Alles ist endlich, nichtig und irrelevant."

Serenity erschrak. Wie konnten sie nur so etwas sagen? Sie war die Unendlichkeit, das Gute, das immer bestehen bleiben würde, auch wenn alles fiele um sie herum und ihre sterblichen Überreste längst würden vergangen sein; ihr Licht würde leuchten, ewig und immer. Niemand würde dem im Wege stehen und niemand sollte das anzweifeln. "Ihr verschuldet es selbst!" rief sie. "So geht es nicht." Ihre Augen wurden weinerlich. "Ihr seid Abtrünnige!" Der Kristall in ihren Händen begann zu strahlen und sein warmes Licht hüllte alles ein.

Die Seelen der beiden Krieger langen brach. Sie fühlten sich ungeschützt und eine warme Energie kam von ganz tief unten in ihnen hoch.
 

Als sie wieder auf die Erde sanken, in ihren weißen Kleidern, ohne all die Wunden, frei von Schmerz und erfüllt von Wärme, sollten sie einander die Hände reichen. Serenity hatte sie gereinigt, vom Hass befreit mit der Macht des Kristalls, der aus ihrer reinen Liebe entstanden war.

Die ungleichen Krieger blickten sich an und hoben die Hände. Ein Lächeln spiegelte sich auf beider Lippen, als sie ihre Waffen erneut gegeneinander einsetzten. Doch bevor das Sturmesrauschen und das Tosen des Meeres den anderen erreichten, hatte Serenity die zierlichen Hände erhoben und um sie herum war ein gigantischer Kristall gewachsen, der sie einschloss; in einem Berg aus Eis sollten sie ruhen, denn sie waren verdorben.

Niemand durfte ihre Unendlichkeit anzweifeln, die Unendlichkeit von Silver Millennium, und auch wenn sie sie nicht töten konnte, sollten sie Strafe erfahren, indem sie der Ewigkeit in Bewußtseinslosigkeit entgegentraten. Serenitys Urteil stand fest, auch wenn es sie unglücklich machte, zu sehen, dass sie ihnen nicht hatte helfen können.

Das Schicksal hatte seinen Tribut gefordert - wer sich dagegen stellte, hatte keine Chance.
 

Epilog

"Uranus, glaubst du an die Unendlichkeit?"

Die blonde Kriegerin lächelte und streichelte die kalte Hand ihrer Partnerin, die hier neben ihr ruhte. "Das Schicksal, das Handeln und das Entscheiden, die Liebe und der Hass, die Treue und die Verleundung, die Wahrheit und die Lüge."

"Kein Eis, das nicht schmilzt."

Sie schlossen die Augen und warteten, denn sie hatten viel Zeit; alle Zeit der Welt und allem, was darüber hinaus ging. Was kam, kommt und kommen sollte, sie würden es erleben, denn sie hatten sich selbst erkannt.

"Wir sind die Unendlichkeit, gekürt vom Schicksal."
 

E N D E
 

Klein-Ally bittet wie immer um Comments. Und wie es bei Epik so Gang und Gebe ist, muss man sich, wenn noch nicht aufgefallen, ein paar Gedanken machen beim Lesen, aber das ist euch sicher schon aufgefallen, sonst watschelt der Sinn des Ganzen nämlich klammheimlich an einem vorbei.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2001-10-25T08:33:38+00:00 25.10.2001 10:33
An meine große Daphne ohen Apoll........äh, wat is?? Wollen Rose kaufen?? Hätte eine von euch die Güte mir das mal zu erklären??
Von: abgemeldet
2001-09-19T15:10:38+00:00 19.09.2001 17:10
An meine große Daphne ohen Apoll:
Ich war auch der Ansicht gewesen, dass Du sie gelesen hast. Das kam mir gestern schon so komisch vor... Und , ja, sie heiß mal anders, aber ich habe sie umgetauft, weil ich den alten Titel unpassend fand. Der neue ist auch net viel besser, aebr er sagt mehr über die Geschichte aus. Es wartet schließlich niemand auf das Schicksal. Wenn sie aufwachen, sind se eh alle tot... *hehe*
*kkK* Ally
Von: abgemeldet
2001-09-19T14:48:47+00:00 19.09.2001 16:48
Ähm, Moment, also, Teile daraus kannte ich (nein, nicht der Anfang, das weiß ich auch, daß der "Erste Begegnung" entstammt!), die habe ich schonmal bei Dir gelesen... Aber das ist jetzt nicht "Destiny is waiting for you", oder?!?! Ich bin etwas verwirrt...
Aber ich mag die Geschichte. Das Ende (das ich ja kannte) ist nach wie vor wunderschön in meinen braunen Äuglein, und ich mag auch die Charaktere, wie sie dort dargestellt sind. Ich finde, eine Geschichte ist dann gut, wenn die Charaktere so dargestellt sind, daß es so wirklich hätte sein können in der Serie, weil ja viel Spielraum gelassen wird, und meiner Meinung nach ist das in dieser Geschichte so. (Gab der Satz jetzt Sinn?!?!?) Meinen großen Glückwunsch!
Küßchen!


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