Zum Inhalt der Seite

Couse I need you...

Weil ich dich brauche
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Weil ich dich brauche...

Was bedeutet das Leben den schon? Bedeutet es, jeden Tag seiner arbeit nach zugehen? Bedeutet es, jeden Tag Menschen zu begegnen, die einem eigentlich nahe stehen sollten, die man aber so schnell wie möglich wieder vergessen sollte? Bedeutet es, sich jeden Tag zu verstellen, sich jeden Tag eine Maske aufzusetzen? Um sich selbst und das letzte Fünkchen Hoffnung zu bewahren? Hoffnung, auf eine neue, schönere Zukunft? Auf ein Leben voller Liebe und Harmonie? Gibt es überhaupt so etwas, so eine vollkommene und einzig wahre Liebe? Und existiert überhaupt so etwas wie „Harmonie“? Aber, wenn man in Liebe und Harmonie leben will, braucht es da nicht vollkommenes Vertrauen? Kann man überhaupt jemandem absolut vertrauen? Und wie weit kann so ein „Vertrauen“ überhaupt gehen? Hat so etwas Grenzen? Oder ist Liebe, Harmonie, Vertrauen, Grenzenlos? In wie vielen Lebenssituationen werden wir auf eine harte Probe gestellt, die sich um diese drei Ideale drehen? Und jetzt wird es schwierig: Wo hört das alles auf? Ich meine, wo sind die Grenzen der Liebe, Harmonie und des Vertrauens? Ist es „erlaubt“ als Frau einen Mann zu lieben? Natürlich, denn das ist die normalste Sache der Welt, und man lächelt einem jungen verliebten Liebespaar sogar gerne hinterher, den es ist ja ganz natürlich. Ist es „erlaubt“ sich als junge Frau in einen alten, steinreichen Knacker zu verlieben? Schwierig, denn das wird von der umstehenden Gemeinschaft zuerst grob kritisiert, doch irgendwann wird es dann doch noch „geduldet“. Aber, was ist, wenn ein junger Mann sich in seinen Lehrer verliebt? Gibt es für so etwas „Verständnis“? Kann so etwas „Geduldet“ werden? Ist so eine Liebe „Erlaubt“? So viele Fragen, und auf keine kann man so richtig antworten. Auch ich habe mir diese Fragen immer und immer wieder stellen müssen, denn es ist nicht leicht als Außenstehende Person das geschehen und das denken eines etwas „außergewöhnlichen“ Liebespaares verstehen zu können. Es war nichts neues, dass sich Mädchen aus meinem Jahrgang der ersten Highschool Klasse in einen Lehrer verknallten. Auch mir war das zur damaligen Zeit schon passiert. Doch solche „Liebesunfälle“ waren meistens nur die verwirrten Hormonhandlungen verrückter und etwas durchgeknallter Mädels, die noch nicht wirklich das Wort „Liebe“ definieren konnten. Aber eines kann ich mit Gewissheit sagen: in diesem ersten Jahr der Highschool wurde ich Zeuge der wirklich wahren Liebe.

Weil ich dich liebe...

Wie schon erwähnt fand das alles in der ersten Klasse der Highschool statt. Wir alle hatten uns gerade erst so richtig kennen gelernt und langsam fand man „seine“ Leute, mit denen man zusammen den Tag verbringen konnte, ohne das es einen auf die Nerven ging. Zu dieser Zeit verstand ich mich mit den Jungs besser als mit den Mädchen. Warum wusste ich damals nicht. Mir ging es einfach auf den Senkel, mit den ganzen „Klassentussis“ rumzuhängen, darum wahrscheinlich. Ich hatte mich da schon in der ersten Woche mit einem lieben Typen angefreundet. Sein Name war Kei Sasano, ein sehr schüchterner und ruhiger Junge, doch sehr, sehr liebenswert. Mir war er schon am ersten Tag aufgefallen. Vor allem wegen seiner blauen Augen, was schon etwas außergewöhnlich für einen Japaner ist. Er saß ganz alleine auf seinem Platz während alle anderen schon eifrig mit Schwatzen beschäftigt waren. Ich erinnere mich noch so genau, als wäre es gestern gewesen, oder so. Auf jeden Fall ging ich, frech wie ich eben bin, zu ihm rüber und sprach ihn an. Als ich seinen Namen sagte, blickte er etwas erschreckt zu mir hoch und wurde leicht rot im Gesicht. Erst da fiel mir auf, dass er eine richtige Schönheit war. Seine ganze Gestallt war sehr zart gebaut, schmal war er auch und es sah so aus als würde er beim kleinsten Windstoß umfallen. Schließlich streckte ich ihm meine Hand entgegen und sprach weiter. „Hallo Kei! Mein Name ist Kyoko Nakashima! Willst du nicht neben mir sitzen?“

Das war der Anfang einer sehr guten Freundschaft. Wir verbrachten jede Pause miteinander und sogar außerhalb der Schule trafen wir uns, gingen ins Kino, auf die Ginza und sonst noch wohin. Wir saßen auch manchmal nur bei mir zu Hause, lernten oder spielten am Computer. Es war immer lustig mit ihm und wir erzählten uns auch alles. Bald kannten wir uns besser als ich meine eigenen Geschwister. Einmal kamen wir auf das Thema zu sprechen. Als ich ihm von meinem großen Bruder erzählte war er sehr neugierig und fragte mich alle möglichen Sachen. Ob ich mich immer gut mit ihm verstehen würde, oder ob wir uns zanken würden. Ich erwiderte, dass wir uns manchmal gut, und manchmal eben auch nicht so gut verstehen würden. Und als ich ihn fragte, ob er denn keine Geschwister hätte wurde er auf einmal wieder ganz ruhig und machte ein trauriges Gesicht. „Weißt du, ich bin ein Einzelkind. Ich habe mir zwar immer einen großen Bruder, oder eine kleine Schwester gewünscht, aber meine Eltern wollten immer nur ein Kind. Aber, ich hätte wirklich gerne einen Onii-san, oder eine Onee-san…“ Danach sprachen wir nicht mehr darüber. Ich wollte ihn nicht traurig machen. Und so vergingen die ersten vier Monate. Das zweite Halbjahr hatte gerade erst begonnen, als uns berichtet wurde, dass wir in Kunstgeschichte und Bildnerischer Erziehung einen neuen Lehrer bekommen würden. Er wäre erst mit dem Studium fertig geworden, erklärte uns die Klassenlehrerin, und er wäre eine sehr aufschlussreiche Hilfskraft. Wenn er sich gut machen würde, könne er auch weiterhin an dieser Schule unterrichten, dass hinge von seiner Arbeit hier ab. Wir waren alle sehr gespannt, vor allem, weil wir eben an diesem Tag diese Fächer hatten. Die Aufregung verging auch so lange nicht, bis es so weit war. Endlich hatten wir Kunst. Alle saßen wir nervös auf unseren Stühlen und tratschten über den neuen Lehrer. Konoka erzählte, einer ihrer Geschwister, die eine Klasse über uns war, hätte ihn schon gesehen. Er sei eine wahre Schönheit, ein sehr attraktiver Mann, und darüber hinaus, sei er ein Gaijin! Das ließ uns nur noch mehr aufbrodeln. Es herrschte gerade ein rissen Krach, als die Türe zum Klassenzimmer aufging. Sofort wurde es Still und alle starrten gebannt zur Türe. Kei und ich sahen uns noch kurz an und lächelten, doch dann verschlug es uns unser Grinsen. Ein großer, blauäugiger, blondhaariger Mann kam ins Klassenzimmer. Ich hatte noch nie einen so gutaussehenden Typen gesehen. Ich konnte überraschtes aufstöhnen und entzücktes aufjuchzen bei den Mädchen und verblüfftes Schweigen bei den Jungen vernehmen. „Ohh man! Das ist mit abstand der schönste Lehrer, denn ich je hatte! Was meinst du Kei?...Kei?!“, sagte ich und drehte mich zu ihm hin. Ich hatte noch nie einen solchen Ausdruck in Kei`s Gesicht gesehen. Wie gebannt blickte er nach vorne, seine Wangen waren ganz rot. Er schien wie bezaubert. Der Lehrer hingegen trat an das Pult, legte seine Unterlagen auf den Tisch, drehte sich um, schrieb seinen Namen auf die Tafel und wandte sich anschließend an uns Schüler. „Hallo alle zusammen. Mein Name ist Adrian Brown. Ab heute werde ich euer Lehrer in den Fächern Kunstgeschichte und Bildnerische Erziehung sein. Wie ihr meinem Namen wohl schon entnehmen konntet, komme ich nicht aus Japan. Ich komme ursprünglich aus New York. Dort habe ich auch die Grundschule absolviert und bin mit zehn Jahren mit meinen Eltern hierher nach Tokyo gezogen. Hier habe ich dann die Mittelstufe, Highschool und mein Studium in Kunst absolviert. Anschließend habe ich einen Kurs gemacht, um euch die nächste Zeit an dieser Schule zu unterrichten. So… ich würde sagen, wir machen das jetzt am Anfang so… da ich mir Namen nur sehr schwer merken kann, bekommen jetzt alle von mir ein Blatt Papier. Darauf könnt ihr dann euren Namen schreiben. Ihr könnt ihn gestallten, wie ihr möchtet, verschiedene Schriftarten, Kanji, Hiragana, eben wie ihr es gerne haben wollt. Und wenn ihr noch Fragen habt, zeigt einfach auf und Fragt mich.“ Nach dieser kurzen ansage bekamen wir alle unser Stück Papier und durften uns die erste halbe Stunde austoben. Die Fragen wurden natürlich auch gestellt. Ob er eine Freundin habe, fragte Shizuka, und dabei brachen alle in ein rissen Gelächter aus. Aber auch andere Fragen, wo genau er in New York gewohnt hatte, ob das Kunststudium schwer gewesen war, ob er schon einen Führerschein habe, was für ein Auto er fährt und ob er gut in Sport sei. Und Adrian-sensei, wie wir ihn nennen durften, beantwortete diese Fragen immer sehr gewissenhaft, sogar die von Shizuka. Nur Kei blieb still, blickte nur hin und wieder verlegen zu Adrian-sensei auf, aber dann auch wieder ganz schnell auf sein Blatt. Nach dieser ersten halben Stunde stellten wir alle unsere Namensschilder auf und bekamen von unserem Sensei ein großes Lob, da wir uns alle so angestrengt hatten. Danach begannen wir langsam mit dem Unterricht. In Bildnerischer Erziehung zeigte er uns, wie wir eine Landschaft mit Wasserfarben im Aquarell Look malen konnten, und auch noch ein paar andere Tricks zu den Aquarellen, die die großen Künstler malten. Als wir alle mit dem malen beschäftigt waren, ging er immer wieder seine Runde durch das Klassenzimmer, blieb manchmal stehen wenn jemand Hilfe benötigte und ging dann wieder weiter. Bei Kei blieb er jedoch längere Zeit stehen. Er stand eine ganze weile hinter ihm, ohne das Kei etwas bemerkte. Bis der Lehrer ihn ansprach, jedoch leise, damit ihn nicht gleich alle hören konnten. „Das machst du sehr gut, Sasano-kun! Du bist ein richtiges Naturtalent!“ Kei erschrak so sehr, dass er beinahe denn Pinsel fallen gelassen hätte. Stotternd und knallrot im Gesicht bedankte er sich bei Adrian-sensei und wandte sich anschließend wieder seinem Aquarell zu. Ich wusste, dass Kei-chan sehr gut malen und zeichnen konnte und auch das er auf ein Lob immer sehr scheu reagierte, aber nicht einmal bei meinem Lob war er je so rot im Gesicht geworden. Das kam mit doch etwas seltsam vor. Kei hatte den Lehrer wohl jetzt schon sehr gern…

Aber nicht nur Kei, sondern auch wir anderen mochten den Lehrer sehr gerne. Wir taten alles, was er uns aufgab und hatten immer großen Spaß mit ihm. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Liebesbriefe im Sekretariat für ihn herum lagen, doch er wies sie alle mit einem Lächeln wieder zurück. Er könne das nicht annehmen, erklärte er immer wieder und entschuldigte sich indirekt bei den verliebten Mädels. Ich muss zugeben, dass es mir nicht anders erging, auch ich mochte Adrian-sensei sehr gerne. Jedoch traute ich mich nie irgendeine Liebeserklärung abzugeben. Und so vergingen die Wochen und schließlich stand fix fest, das Adrian-sensei an unserer Schule bleiben konnte. Wir alle waren sehr froh über diese Nachricht. Und eigentlich hätte alles ruhig weiter so gut laufen können, wenn nicht diese blöde Grippe Epedimie gewesen wäre. Es war kurz vor den Erholungs-Ferien, als langsam, einer nach dem anderen in unserer Klasse an der Epedimie erkrankte. Eigentlich nichts ernstes, aber man mochte es schon merken, wenn fast zehn Leute einer dreißig Mann/Frau Klasse fehlten. Ich hatte mich zum Glück gegen Grippe impfen lassen. Es war, wie gesagt, an einem Tag kurz vor den Erholungs-Ferien. Kei ging es in letzter Zeit nicht besonders gut, er war verschnupft und hatte einen schlimmen Husten. Und es wurde von Tag zu Tag übler. Doch an diesem morgen ging es ihm besonders schlecht. Er aß auch nichts in der Mittagspause. Er habe keinen Appetit, erwiderte er, als ich ihn Fragte, ob er nichts essen wolle. Ich machte mir ernsthaft Sorgen um ihn, und beschloss ihn den Rest des Tages nicht aus den Augen zu lassen.

Die erste Stunde nach der Pause begann, und das war Kunstgeschichte. Adrian-sensei kam, wie immer, in feinen Marken Klamotten herein spaziert, mit seinen Unterlagen unter dem Arm geklemmt und pfeifend. Die Stunde begann auch so wie immer, mit dem aufsagen der Namen. Mitten unter der Stunde sah ich dann mal zu Kei-chan hinüber und erschrak zuerst mal. Er war kreidebleich im Gesicht und er atmete schwer. Dazwischen musste er dann mal wieder Husten und konnte kaum noch aufhören. Ich beugte mich zu ihm vor und legte meine Hand auf seine Schulter. Er blickte schwermütig zu mir rüber. „Kei! Was ist los mit dir? Geht’s dir nicht gut?“, fragte ich ihn. „Kyoko-chan, mir ist so komisch…“, gab er mir als antwort zu hören. Sofort reagierte ich und sprang von meinem Platz auf. Adrian-sensei sah mich überrascht an und legte seine Blätter, die er in der Hand hielt, zurück aufs Pult. „Nakashima-chan? Stimmt was nicht?“ Ich blickte kurz zu Adrian-sensei und dann wieder zu Kei-chan. „Sensei, ich glaube Kei-chan muss ins Krankenzimmer, es geht ihm nicht gut! …Huu?“ Kaum hatte ich das gesagt, hörte ich Kei leise aufstöhnen und dann einen Rums! Kei lag neben mir auf dem Boden. Eines der Mädchen, ich glaube es war Sayuri, die hinter mir saß, schrie erschrocken auf. Ich hörte Adrian-sensei seinen Namen rufen, aber Kei-chan reagierte nicht darauf. Auch auf meine Rufe nicht. Ich hatte mich längst zu ihm runter gebeugt und drehte ihn auf den Rücken. Adrian-sensei kam sofort her und griff Kei an die Stirn. „Er ist ja ganz heiß! Er hat hohes Fieber! Ich bringe ihn ins Krankenzimmer.“, erwiderte er und hieb Kei-chan, als wäre er leicht wie eine Feder, auf. „Ihr bleibt hier und beruhigt euch erst mal! Ich bin bald wieder zurück!“ Mit diesen Worten setzte er sich in Bewegung. Ich wollte natürlich hinterher, schließlich war ich Kei-chans beste Freundin, aber Adrian-sensei drehte sich zu mir und sah mich streng an. „Nein, Nakashima-chan, du bleibst hier! Ich möchte, dass du mit den anderen die Zettel ausfüllst, die vorne auf dem Pult liegen, hast du verstanden?“ Er blickte mich noch einmal streng an und ich nickte bloß. Dann war er durch die Türe verschwunden.

Er vernahm ein leises Flüstern, vielleicht war es aber eigentlich viel lauter, er wusste es nicht. Er fühlte sich wie in einem Traum, einen beengenden und tonlosen Traum. So zwischen Schlaf und Wach sein, dass war ein seltsames Gefühl. Doch schließlich konnte er sich doch zum aufwachen durchringen und er öffnete langsam die Augen. Das Licht, dass durch die Fenster strahlte, blendete ihn und alles war weiß. Er erkannte nicht, wo er war, dass einzige das er verschwommen sah, war ein dunkler Umriss, eine Person die neben ihm war. Er blinzelte ein paar Mal benommen und schaute sich diese Person noch mal genauer an. Das Licht von draußen strahlte ihn von hinten an und deswegen konnte er ihn nicht genau erkennen. „Na, wieder wach?“, fragte ihn eine Stimme, die er hätte unter tausenden wieder erkennen können. „A…drian…sensei…!“, bekam er nur schwach hervor. Jetzt konnte er ihn auch richtig sehen. Es war tatsächlich Adrian der neben ihm auf dem Bett im Krankenzimmer saß. „Was ist passiert?“, fragte Kei und blickte noch einmal durch den Raum. Adrian legte ein paar Zettel, die er in der Hand hielt auf die Seite und beugte sich ein wenig über Kei. „Du bist zusammen gebrochen. Dich hat die Grippe erwischt, wie fast alle an der Schule. Du hattest bis eben noch sehr hohes Fieber, aber die Schwester hat dir ein Medikament gegeben, das es wieder senkt.“ Kei griff sich an die Stirn. >Ich bin also zusammen gebrochen… aber wer hat mich dann ins Krankenzimmer gebracht…? Doch nicht etwa…?!< Er spürte eine Hand an seiner Schulter und schreckte daraufhin auf. „Kei-kun? Stimmt etwas nicht?“, fragte Adrian und sah ihn besorgt an. „Ähem… ich… e-es tut mir Leid, dass sie wegen mir Ärger hatten!“ Mit einem Satz richtete er sich auf. „Es geht mir schon viel besser, am besten gehe ich einfach nach Hause!“ Doch kaum hatte er das gesagt, wurde ihm fürchterlich Schwindlig. Er wäre beinahe vom Bett gefallen, hätte Adrian ihn nicht im letzten Moment noch aufgefangen. Er hielt Kei bei den Schultern fest und blickte ihm tief ihn die Augen. Dieser wurde ganz rot im Gesicht. Er sah alles wie in Tross. Schließlich beugte sich Adrian-sensei über ihn, sah im noch einmal tief in die Augen, flüsterte seinen Namen und küsste ihn…

Natürlich machte ich mich nach dem Unterricht sofort auf zum Krankenzimmer. Ich hatte wirklich große Angst um Kei-chan und wollte sehen, wie es ihm ging. Nachdem Adrian-sensei eine weile Weg war tauchte ein anderer Lehrer auf, der die letzten Stunden sublierte. Ein alter Knacker, ich schätzte, dass man ihn noch für Notfälle in der Besenkammer aufbewahrte. Ich lief den langen gang entlang bis zu den Krankenräumen. Die Türe war nicht ganz zugemacht worden, und ich schob sie ein bisschen weiter auf. Und entdeckte etwas, das in dem Moment mein ganzes Leben umkrempelte. (Naja, ein bisschen Dramatik darf nicht fehlen! *ggg*) Kei-chan saß aufrecht im Bett, während Adrian-sensei auf dem Rand des Bettes saß, sich zu ihm vorbeugte und ihn küsste! Ich war wie angewurzelt. Doch nach den ersten Sekunden raufte ich mich zusammen und zerrte meinen Körper nur mit Müh und Not von der Türe weg. Keuchend und mit der Hand vor dem Mund stand ich an der Wand. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen außer: Was um alles in der Welt hatte ich da nur gesehen??!! Hatte ich mich etwa getäuscht? Nee, so einfach täuschen ließ ich mich nicht! Das war gerade wirklich passiert!! Plötzlich schossen mir tausende Gedanken in den Kopf. Deswegen war Adrian-sensei also mit Kei ins Krankenzimmer gegangen. Wahrscheinlich tat er das gerade gegen Kei`s Willen! Oder wollte der das etwa? War er etwa in Adrian-sensei verliebt? Aber warum um Gottes Willen hat er mir dann nix gesagt? Vertraute er mir etwa nicht? Vor lauter Aufregung vergas ich ganz, dass ich meine Schultasche nicht ganz zu gemacht hatte. Plötzlich machte es einen gehörigen Krach und ich schreckte hoch. Meine Bücher und Hefte waren mir aus der Schultasche geflogen. „Oh Scheisse!“, rutschte es mir raus und ich beugte mich schnell vor um alles wieder einzusammeln. Als ich wieder aufschaute, standen Adrian-sensei und Kei-chan vor mir und sahen mich verdutzt an. Ich bemerkte, dass Kei-chan rot anlief. „K- Kyoko-chan!“, stotterte er los und wurde dabei noch röter. Ich selbst merkte auch, dass mir das Blut in den Kopf schoss. Ich konnte nur meinen Mund zu einem gespielten Lächeln zwingen und kichern.

Wenig später saß ich dann im Krankenzimmer, mit Adrian und Kei-chan. Kei-chan lag wieder im Bett und hatte sich zugedeckt. Dass ich etwas gesehen hatte, sagte ich aber natürlich nicht, schließlich war mir das ja jetzt schon peinlich genug. Nun saßen wir alle still auf unseren Plätzen, die Schuldoktorin war kurz nach meinem Auftreten aufgetaucht und stellte nun verschiedene Vitamin und Grippetabletten zusammen, die Kei dann einnehmen sollte. „So, bitteschön! Das sind die Tabletten. Die nimmst du am morgen und am Abend, und die zu Mittag. Und außerdem musst du die nächsten drei Tage zu Hause bleiben. Bis dahin sollte sich das ganze dann wieder verzogen haben.“, erwiderte die Ärztin und gab die Medikamente, die sie in einen Beutel gesteckt hatte, Kei-chan. „Vielen Dank!“, entgegnete Kei-chan höfflich zurück. „Ich glaube es ist das Beste, wenn ich euch zwei schnell nach Hause fahre. Es ist ja schon spät, und eure Eltern machen sich sicher schon Sorgen um euch.“, sagte Adrian-sensei und stand auf. „Vor allem dich, Kei-kun. Du musst dich ja auskurieren.“ Kei-chan blickte nur kurz zu Adrian-sensei auf und wurde dann aber sofort wieder rot im Gesicht und senkte den Kopf. Er nickte langsam und flüsterte ein leises Ja. Es fiel mir ein, dass Kei mir erzählt hatte, dass seine Eltern diese Woche nicht da waren. Sie waren wie so oft auf einer Geschäftsreise. Darum bat ich Adrian-sensei mich ebenfalls bei Kei-chan raus zu lassen. Ich wollte nicht, dass er alleine ist, wenn es ihm sowieso nicht gut ging. Wir verabschiedeten uns von unserem Lehrer und ich lief mit Kei die Treppen zu der Penthouse Wohnung hoch. Dort angekommen rief ich meine Eltern an und erklärte schnell, dass ich nicht nach Hause kommen würde, sonder bei Kei-chan bleiben, und in ein bisschen pflegen würde. Da wir am nächsten Tag eh keine Schule hatten, hatten sie nichts dagegen und ließen Kei über mich schöne Grüße und gute Besserung ausrichten. Anschließend befall ich Kei-chan sich auf die Couch zu legen und sich zu zudecken, ging in die Küche und machte ihm einen Tee und eine Wärmflasche. Ich stellte die Tassen auf dem kleinen Couchtisch ab und reichte ihm die Wärmflasche. Er bedankte sich leise und seufzte schließlich. Er schien vollkommen durch den Wind, war aber auch kein Wunder, dass wäre ich wohl auch gewesen, wenn mich gerade mein Lehrer geküsst hätte. Er starrte lange an die Decke, bis ich ihm seine Tasse Tee in die Hand drückte. „Hier, du solltest ein bisschen Früchtetee trinken, der wärmt auf und tut dem Magen gut!“, sagte ich und lächelte. Er sah mich kurz an und blickte dann auf die Tasse. „Danke… Aber du musst doch nicht extra wegen mir hier bleiben… du hast doch sicher besseres zu tun…“, nuschelte er leise vor sich hin. Das machte mich fasst ein bisschen wütend und ich hatte das Gefühl im eine Hauen zu müssen. „Sag mal, spinnst du? Ich lass dich doch nicht alleine wenn`s dir nicht gut geht! Ich bin doch deine Beste Freundin, oder etwa nicht? Was ist überhaupt los mit dir? Du benimmst dich komisch! Stimmt was nicht?“ O Gott! Ich wusste ganz genau was los war, und trotzdem tat ich so, als ob ich nichts von allem wüsste! Im nächsten Moment schämte ich mich gleich wieder für das, was ich gesagt hatte. Ich blickte Kei-chan an. Er war nahe dran zu weinen. Er schloss die Augen und seufzte. Die Tränen rannen ihm über die Wangen und er vergrub sein Gesicht in seinen Oberarmen, die er auf den Knien stützte. Er saß da wie ein kleines Kind, das man gerade geschlagen hatte. Ich beugte mich zu ihm vor und legte meine Hand auf seinen Rücken. Jetzt fühlte ich mich noch schlechter. „Kei-chan? Nicht weinen. Was hast du den?“, fragte ich vorsichtig. Er schniefte noch einmal und hob anschließend den Kopf. „Ich weiß es selbst nicht. Ich fühl mich so hilflos…“ Er wischte sich mit dem Ärmel die Tränen vom Gesicht und sah mich an. „Adrian-sensei… er hat mich geküsst…“ Es jetzt noch einmal aus seinem Mund zu hören, erschreckte mich nun doch noch mal. Ich streichelte ihm über den Rücken und holte mal tief Luft. „Hat er Das den gegen deinen Willen getan? Oder hast du das gewollt?“, fragte ich ihn und schaute zu seinen Händen, die er zu Fäusten verkrampft hatte. Ich hörte ihn laut und langsam atmen, dazwischen immer wieder ein leises schniefen. „Nein… ich hab es auch gewollt…“, antwortete er mir. Danach war es eine ganze weile wieder still. Ich reichte ihm ein Papiertaschentuch und er bedankte sich. Es dauerte ein bisschen, bis ich mich traute weiter zu sprechen. „Du magst Adrian-sensei wohl sehr gerne, hab ich recht?“ Er schwieg und nickte nur langsam. Wieder Stille. Ich stand auf und ging zum Fenster. Die Fenster in dieser Wohnung waren riesig und erinnerten mich immer an die alten Häuser die man von Fotos aus Paris kennt. Die großen Fenster, aus denen man die ganze Stadt sehen konnte. „Und warum hast du mir das nicht erzählt?“ Ich blieb am Fenster stehen, drehte den Kopf jedoch ein bisschen zu ihm, damit ich ihn sehen konnte. „Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich, weil ich nicht wollte, dass du mich für abnormal hältst…“, sagte er und deckte sich mit der Wolldecke noch mehr zu. Durch die Spiegelung in der Fensterscheibe konnte ich sehen, wie er sich zu mir umsah und wieder zu weinen anfing. „Bist du jetzt sauer auf mich? Ich hätte es verdient… Ich wollte es dir ja erzählen, aber ich wusste nicht wie ich es dir sagen sollte!“ Ich hörte ihn lautstark schluchzen. Ich wandte mich ihm wieder zu. Ich sah dieses Häuflein Elend und es wurde mir selbst immer noch elender. Ich lief zurück zur Couch und nahm ihn in die Arme. „Ist ja gut! Ich bin dir nicht böse! Jetzt weiß ich es ja. Aber nur, weil Adrian-sensei dich geküsst hat, musst du doch nicht weinen! Kei-chan, du magst ihn doch und das er dich geküsst hat, heißt ja wohl, dass er dich auch mag! Oder irre ich mich?“ Er löste sich aus meiner Umarmung und blickte mich kurz an. „Ja, dass schon. Aber er hat es ja nicht direkt gesagt. Und ich weiß auch nicht, wie es jetzt weiter gehen soll. Ich kann doch nicht einfach so in die Schule laufen und so tun, als sei nichts gewesen. Ich kann das nicht! Er vielleicht schon, aber ich nicht!“, schluchzte er. Ich dachte eine Zeit lang nach und lächelte ihn an. „Dann musst du es ihm eben sagen!“, rief ich heraus. Er starrte mich verschreckt an. „Wie bitte? Was soll ich?“, fragte er ungläubig. „Na, es ihm sagen! Dass du ihn gern hast meine ich. Und dann sehen wir weiter! Wir nennen das ganze einfach… ja! Projekt „Couse I need You“! Genau!“ Er sah mich noch perplexer an als zuvor. „Projekt Couse I need You? Halt mal, Kyoko-chan! Das kann ich nicht!“, schrie er zurück. Ich sah ihn etwas ärgerlich an. „Natürlich kannst du das! Du musst nur deinen ganzen Mut zusammen nehmen und es sagen! Keine Angst! Ich werde dir dabei helfen! Ich lass dich mit deinen Problemen doch nicht alleine!“ Ich lächelte ihn wieder an. Er schaute mich verwundert an. Dann aber kicherte er und wischte sich die Tränen weg. „Okay! Wenn du mir hilfst, kann ja nichts schief gehen!“

Und wie es schief gehen konnte! Die nächsten zwei Wochen redete Adrian-sensei nur das nötigste mit Kei! Er tat so, als sei nie irgendwas gewesen. Und egal wie oft wir versuchten ihn auf die Sache anzusprechen, wich er uns geschickt aus. Bis es mir dann eines Tages zuviel wurde, und ich mit hochrotem Kopf das Lehrerzimmer stürmte.

Es war ein Dienstagnachmittag und wir hatten gerade Schullaus, als das passierte. Ich hatte Kei verklickert das es so nicht weiter gehen könnte und ihn schon mal nach hause geschickt. Ich wollte mit Adrian-sensei reden und ihn zu der ganzen Geschichte befragen. Die Türe zum Lehrerzimmer schlug gegen die dahinter liegende Wand und verursachte einen kurzen, dumpfen Laut. Die Lehrer, die ich zur hälfte alle kannte, starrten mich erschreckt an und schienen sich zu fragen was dass alles sollte. Adrian-sensei saß auf seinem Stuhl vor seinem Schreibtisch und glotzte genauso doof wie die anderen Lehrpersonen zum Eingang. Ich musste wirklich furcht einflössend gewirkt haben, denn keiner traute sich auch nur ein Sterbenswörtchen zu sagen. Ich trat an den Schreibtisch von Adrian und stützte die Hände in die Hüfte. „Adrian-sensei? Ich muss mit ihnen reden!“, waren die einzigen Worte die ich in diesem Raum von mir gab, aber mit einem solch bösen unterton, dass der mir gegenüber sofort gehorchte und mit mir ins Nebenzimmer ging.

Wir saßen uns lange schweigend gegenüber und starrten uns an. Ich hatte zuvor in meiner Wut so viel zu sagen gehabt, aber jetzt war mir, im Angesicht meines Lieblingslehrers, alles entfallen. Schließlich war er derjenige, der die ersten rechten Worte fand. „Also, Kyoko-chan, was möchtest du denn mit mir besprechen?“. Ich schluckte einmal heftig. Ich wusste dass mir das, wenn es blöd lief, eine Strafe kosten könnte. Ich musste zuerst ein bisschen Mut fassen, aber anschließend bekam ich doch was raus. „Warum reden sie nicht mehr mit Kei-chan?“. Boom! Ich konnte sehen wie sich sein ganzer Körper verkrampfte, wie er versuchte um Worte zu ringen. Doch nach einigen Sekunden beruhigte er sich wieder und wirkte wieder ein bisschen gelassener. „Was meinst du damit? Ich rede doch mit ihm, so wie mit euch allen?“, fragte er, im glauben seiner Unschuld. „Sie wissen ganz genau, was ich meine!“, resignierte ich sofort. So eine Frage war inakzeptabel. Er schwieg. Doch ich konnte ihm ansehen, dass er gerne geschrieen hätte. Und sogleich setzte ich den nächsten Hammer. „Ich weiß was passiert ist. Ich habe alles gesehen…“. Auf diese Antwort reagierte er zunächst gar nicht. Aber die Unruhe, die er bis eben noch in seinem Inneren halten konnte, kehrte sich nun nach außen. Er seufzte auf und rieb sich mit der Hand übers Gesicht. Es war wieder langes Schweigen zu vernehme. Ich wurde langsam selbst nervös. Ich wusste nicht was er sagen würde. Ich ergriff trotzdem nach einer Zeit wieder die initiative. „Bitte, Adrian-sensei, warum reden sie den nicht mit ihm? Kei fühlt sich total schlecht. Er denkt, dass es seine schuld ist, dass Sie ihn ignorieren.“ Erst jetzt reagierte er wieder auf mich. Er blickte mich entsetzt an. „Was?“, fragte er ungläubig. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust und starrte nachdenklich ins leere. Ich verlor fast schon die Geduld und versuchte es noch einmal. „Warum haben Sie ihn geküsst? Mögen Sie ihn? Soll ich ihnen etwas sagen?“, fragte ich ihn und er sah zu mir auf. „Kei-chan mag Sie wirklich sehr gerne. Und er leidet wirklich sehr darunter, dass sie ihn nicht mehr ansehen, oder mit ihm reden! Er versteht es nicht, und ehrlich gesagt, ich auch nicht! Wenn ihnen wirklich etwas an ihm liegt, dann bitte, klären sie die Sache mit ihm!“ Wieder Stille. Er saß immer noch da, die Arme verschränkt und seufzend. Doch schließlich beugte er sich vor, stützte seine Ellenbogen auf seinen Knien ab und legte den Kopf in die Hände. Er tat mir irgendwie leid. Wieder schwiegen wir eine ganze weile bis er mich schließlich ansah und weiter sprach. „Das du dir solche Sorgen um ihn machst ist sehr löblich. Du bist ihm eine gute Freundin und das Schätze ich an dir… Das er mich gern hat, habt ihr mir in den letzten zwei Wochen ja zu genüge oft gesagt… Und was ich getan habe tut mir sehr leid, ich weiß das es nicht richtig von mir war die Situation so auszunutzen…“ Mir viel die Kinnlade regelrecht runter bei diesen Worten. So viel hatte er weder mit mir noch mit Kei-chan in den letzen Tagen gesprochen. Ich wollte schon Protestieren, als er mir dazwischen kam. „Doch ich kann auch nicht leugnen, dass er für mich auch etwas ganz besonderes ist. Sasano-kun bedeutet mir sehr viel, mehr als du dir vorstellen kannst. Am liebsten würde ich einfach nur ganz normal mit ihm zusammen sein, aber das geht nicht. Ich bin immerhin Lehrer an dieser Schule und er ist ein Schüler von mir, einer der Besten sogar… Wenn heraus kämme das wir eine Beziehung hätten, würde er große Schwierigkeiten bekommen. Ich will ihm ersparen eine Liebe zu lieben, die dem Untergang geweiht ist… es würde nicht lange funktionieren…“ Er saß nun verkrampft und verzweifelt da und holte ein paar Mal tief Luft. Jetzt tat er mir erst Recht leid. Ich beugte mich nach vor und nahm Adrian-sensei’s Hand. Er schaute mich verdutzt an und ich sah, wie die Tränen in seinen Augen aufstiegen. „Adrian-sensei… ich weiß das es vielleicht Schwierig ist… aber glauben sie nicht auch, dass Kei-chan ein Recht darauf hat das Alles aus ihrem Mund zu hören? Damit er nicht noch mehr darunter Leidet? Und er damit vielleicht abschließen kann?“ Er senkte denn Kopf und nickte. „Du hast Recht…“, waren die einzigen Worte die er noch sagte, dann ging ich.

Ein paar Tage später erfuhr ich, dass Adrian-sensei sich versetzten hatte lassen. Er würde wieder zurück nach New York gehen um dort an einer reinen Mädchen Schule zu Unterrichten. Jedoch reiste er nicht ab, bevor er mit kei-chan redete. An dem Tag war schönes Wetter und ich weiß noch wie ich die Beiden unter den Bäumen stehen sah. Sie sprachen lange mit einander. Ich sah Kei-chan weinen und wie Adrian ihn in die Arme nahm. Und am nächsten Tag war er dann auch schon im Flieger nach Amerika.

Weil ich dich immer noch liebe...

Vielleicht denkt ihr jetzt: „Man, warum gibt’s kein Happy End?“. Da irrt ihr euch, es gibt eins. Drei Jahre später gingen ich und Kei-chan gemeinsam auf die gleiche Uni und studierten Kunst. Zu dieser Zeit kamen sehr viele Austausch Studenten und Professoren aus dem Ausland zu uns auf die Uni. Wieder war es ein schöner Frühlingstag, es war viel zu warm und wir liefen schon in kurzen Sachen herum. Wir waren nun beide 19 Jahre alt und lebten das ganz normale Uni-Leben mit allem was dazu gehörte. Doch an diesem einen Tag geschah ein kleines Wunder, ein wink des Schicksals um es genau zu sagen. Wir spazierten gerade die Buchen Allee entlang, als ich eine mir vertraute Stimme hörte. Ich drehte mich rasch um und sah hinter mir einen gutaussehenden Gaijin der sich mit einem der anderen Professoren unterhielt. Er hatte blondes Haar und blaue Augen. Außer dass er jetzt noch erwachsener Aussah als ich ihn in Erinnerung hatte, hatte er sich nicht sehr viel verändert. Kei-chan drehte sich zu mir und sah mich verwirrt an. „Kyo-chan? Stimmt was nicht? Du siehst aus als hättest du einen Geist gese…“ Er stockte als er meinem Blick folgte. Er war geschockt und ich hätte schwören können, dass er in diesem Augenblick lieber davon gelaufen wäre, anstatt zu bleiben. Er öffnete seinen Mund und es entwich ihm nur ein einziges Wort. „Adrian!“ Der angesprochene drehte sich zu uns und war ebenso geschockt. „Kyoko-chan! Kei-chan…“

Wir unterhielten uns nicht sehr lange zu dritt, ich verdünnisierte mich lieber ganz schnell um die beiden alleine zu lassen. Doch von Kei-chan weiß ich ganz genau, was passiert war.

Sie saßen unter einer Trauerweide und sprachen über eigentlich eher belanglose dinge. Bis Kei-chan mut fasste und ihn auf Amerika ansprach. „Adrian, wie war es ihn den USA? Was hast du die letzten drei Jahre da gemacht?“, fragte er. Adrian schnaufte schwer ein. „Nichts! Ich habe eine Klasse voll mit Mädchen Unterrichtet und bin viel unterwegs gewesen. Hab ein paar Dinge angesehen und so weiter…“ „Und…“, begann Kei, „warum bist du wieder hier?“ Er sah Adrian in die Augen. Dieser schien überrascht über diese Frage zu sein. „Naja… um ehrlich zu sein hatte ich Heimweh…“, antwortete er. Kei senkte den Kopf. „Ach so…“ Schweigen. Jetzt hatten sie sich so lange nicht mehr gesehen und trotzdem hatten sie sich nichts zu sagen? Kei stand auf und wollte sich davon machen als ihn Adrian an der Hand packte und festhielt. „Wo willst du hin?“, fragte er ihn und sah ihn bestürzt an. „Ich gehe. Was soll ich sonst machen? Du hattest ein gutes Leben in Amerika und hast mich ja nicht gebraucht. Irgendwie logisch, dass du mich vergessen hast!“ Kei fing an zu Zittern während er immer lauter wurde. Er war wütend, enttäuscht und verletzt. Wie konnte er ihr versprechen vergessen? Wie konnte er IHN vergessen? Adrian resignierte. „ Ich habe dich nicht vergessen, Kei! Niemals! Was laberst du da eigentlich?!“ Kei-chan drehte sich schnell zu ihm um und blickte ihn wütend an. „Warum bist du nicht in Amerika geblieben? Warum bist du wieder her gekommen? Warum verletzt du mich schon wieder?! Warum… warum… kann ich dich nicht einfach aufhören zu lieben…“ Kei-chan brach in Tränen aus und schluchzte lautstark. Adrian sah ihn verwirrt an. „Weißt du… weißt du eigentlich wie oft ich an dich gedacht habe in den letzten Jahren? Wie oft ich mir gewünscht habe das das zwischen uns nie passiert wäre? Und jetzt? Verdammt… ich war kurz davor dich endlich zu vergessen… Kurz davor das alles endlich hinter mir zu lassen… und dann tauchst du auf und sagst einfach gar nichts außer das du Heimweh hattest! Was ist mit mir? Hasst du alles wirklich so schnell vergessen? Hast du unser versprechen den so schnell vergessen? Hast du mich einfach so in deinem Herzen sterben lassen…?“ Es war ganz still um die Beiden und nur das Schluchzen von Kei-chan war zu hören. Kei drehte sich um und wollte nun wirklich gehen, als Adrian einen Satz nach vorne machte und ihn von hinten umarmte. Er drückte ihn ganz fest an sich. Kei versuchte sich lautstark los zu reißen, aber Adrian ließ nicht eine Sekunde von ihm ab. „Hör auf! Lass mich los! Ich hasse dich… ich hasse dich…“ „Kei-chan…“, sagte Adrian und drehte ihn zu sich um. Er schüttelte Kei kurz so dass dieser ihn ansah. „Kei! Hör mir zu! Ich habe dich nie vergessen, weder unser Versprechen noch das was zwischen uns war! Ich habe jeden Tag an dich gedacht und mich gefragt ob es dir gut geht und ob ich dich je wieder sehe! Verdammt ich… ich liebe dich doch immer noch!“ Adrian hielt inne. Auch er war den Tränen nahe. Kei blickte zu ihm auf. Die Tränen kullerten ihm über die Wangen. „Ich liebe dich…“, sagte Adrian noch einmal. „Und ich will dich nie wieder alleine lassen, nie wieder!“

Tja, so lief das! Nach diesem Gespräch versuchten die Beiden einen Neustart und schafften es auch. Ganze drei Jahre, bis zum Ende des Studiums, blieben sie zusammen und zogen anschließend nach Osaka. Das ist jetzt auch schon wieder sechs Jahre her. Ich blieb in Tokyo und wurde Autorin, Malerin, und Manga-ka. Ich hab so gut wie alles schon ausprobiert. Adrian und Kei-chan sehe ich zwar nicht so oft, aber wenn wir uns sehen, haben wir uns immer viel zu erzählen.

Ob das nun zu den üblichen Love-Stories zählt? Nun ja, die Entscheidung liegt bei ihnen. Ich habe diese letzten Jahre sehr genossen, denn mir ging nie der Erzähl- Stoff aus. Die Liebe ist ein kompliziertes Spiel. Ist das Gefühl zu stark besteht die Gefahr jemanden zu verletzten. Ist sie jedoch zu Schwach, kann es passieren, dass man sie vergisst, die Liebe. Und doch kehrt sie immer zu einem zurück, auch wenn es manchmal eine halbe Ewigkeit dauert. Ich bin stolz darauf so starke und liebenswerte Menschen zu meinen Freunden zählen zu dürfen. Und ich hoffe, dass die Liebe, egal in welcher Form und Farbe, bald uns alle so stark werden lässt und selbst soziale, moralische und weltliche grenzen vielleicht überwinden lässt. Das hoffe ich wirklich…
 

The End



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  sweet-shadow
2008-02-09T19:18:55+00:00 09.02.2008 20:18
viele fragen- das gefällt mir ^^
interessantes thema obendrein aber jetzt hab ich keine zeit weiterzulesen... ><



Zurück