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Der Regen

Stille Freundschaft
von

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Josch

Josch
 

Es regnete. Eigentlich regnet es immer. Auf jeden Fall empfinde ich das so. Denn diese Geschichte handelt vom Regen. Genau genommen ist Regen eine Ansammlung aus Wassertropfen, die vom Himmel fallen. Weiße flauschige Wolken, die sich zusammenschließen und das verdampfende Wasser aufnehmen und dabei immer dunkler werden. Es gibt viele Arten von Regen. Platzregen, Flächenregen und noch viele andere Formen. Aber ich schweife vom eigentlichen Thema ab.
 

Denn es beginnt mit einem stummen Jungen. Zum ersten Mal sah ich Josch auf der Straße. Er war siebzehn Jahre alt und hatte schwarze Haare. An diesem Tag regnete es. Josch wirkte seltsam verloren auf der leeren Straße. Als der Regen eingesetzt hatte, waren alle Leute in ihre Häuser gegangen. Nur Josch lief an den Häusern entlang. Aber da es regnete, ging ich auch schnell nach Hause.
 

Ich habe nichts gegen Regen. Er tut nicht weh und schließlich ist es nichts anderes als Wasser. Das einzige, was mich daran stört, ist wohl, dass meine Brille immer nass wird. Aber ich war erkältet und wollte nicht noch mehr krank werden.
 

Zum zweiten Mal begegnete ich Josch dann im Klassenzimmer der elften Klasse, der hiesigen Realschule. Unser Lehrer betrat den Raum und stellte uns Josch vor. Der Lehrer suchte mit den Augen das Klassenzimmer nach einem freien Platz ab und hielt inne, als er in meine Richtung sah. Der Platz neben mir war leer. Dort hatte noch nie jemand gesessen. Freunde hatte ich in der Schule ja nicht.
 

Der Lehrer schickte Josch mit den Worten: „ Setz dich zu Emely“, an meinen Tisch und erwähnte schon fast beiläufig: „Josch redet nicht, also lasst ihn in Ruhe.“
 

Okay. Bis zu diesem Moment wusste ich ja nichts von seinem Makel. Alle Mädchen aus der Klasse hatten sehnsüchtig geseufzt, als Josch hereingekommen war. Jetzt jedoch blickten sie ihn gar nicht mehr so verliebt an. Aber ich musste gestehen, dass Josch doch recht gut aussah. Er setzte sich neben mich und ich beobachtete ihn dabei. Seine schwarzen halblangen Haare fielen ihm offen ins Gesicht. Dass er größer war als ich, bemerkte ich, als er sich neben mich setzte.Wäre er nicht so groß gewesen, hätte ich ihn im ersten Moment auf etwa fünfzehn geschätzt. Doch da man ihn in meine Klasse steckte, musste er mein Alter sein.
 

Dann begann die erste Stunde und ich konzentrierte mich auf den Spanisch-Unterricht. Als es zur Pause klingelte, schaute ich erschrocken auf. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war.
 

In der Pause registrierte ich, dass Josch allein am Fenster stand. Er starrte auf den Pausenhof, wo dicke Regentropfen auf den Asphalt aufschlugen. Schon am Morgen hatte es angefangen zu regnen. Doch dann, als hätte er meinen Blick gespürt, drehte Josch sich um und schaute mich an. Seine Miene war ausdruckslos. Aber in seinen Augen erkannte ich ein Funkeln. Und plötzlich lächelte er. Nur kurz. So kurz, dass ich schon fast wieder daran zweifelte, was ich gesehen hatte.
 

Wieder klingelte es und rief uns in den Unterricht. Während der Mathestunde schaute ich immer wieder mal zu Josch. Er schien sehr auf den Unterricht konzentriert zu sein. Den restlichen Tag begnügte ich mich damit, immer mal kurz zu ihm rüber zu schielen.
 

Nach den acht Stunden Schule begegnete ich ihm noch einmal auf dem Heimweg. Er lief hinter mir und hatte mich schon bald eingeholt. Dann ging er neben mir. Ich schielte kurz in seine Richtung. Josch bemerkte das und sah auch mich an. Ich blickte schnell wieder geradeaus. Wie peinlich! Es gab nichts, was ich hätte sagen können. Er hätte doch sowieso nichts erwidert. So liefen wir eine Weile schweigend zusammen und schließlich bog er ab und ging in eine enge Straße. Ich blieb stehen und blickte ihm hinterher. Er drehte sich kurz noch einmal um, hob zögernd seine Hand und winkte, ehe er das Haus betrat, vor dem er gerade stand. Ich blieb einfach stehen, winkte nicht zurück, sondern sah ihm einfach nur zu. Jetzt wusste ich auch, wo er wohnt.
 

******
 

Am nächsten Morgen begegnete ich Josch schon auf dem Weg zur Schule. Er ging wieder hinter mir und ich bemerkte ihn erst, als er neben mir herlief.
 

„Guten Morgen“, begrüßte ich ihn.
 

Er lächelte nur. Und schaute dann wieder geradeaus. Es fühlte sich etwas eigenartig an, keine Antwort zu bekommen. Obwohl es eigentlich ganz in Ordnung war. Doch das Wissen, dass Josch mir nie antworten würde, milderte dieses Gefühl und schließlich bemerkte ich kaum noch etwas davon. Und so liefen wir beide stumm zur Schule.
 

Karin, eine Mitschülerin, bemerkte uns, wie wir stumm und einträchtig den Weg entlang kamen. Sie stand alleine auf dem Lehrerparkplatz und hatte ihre Tasche durchsucht.
 

Sie kicherte leise, woraufhin ich meine Augen verdrehte. Josch bemerkte es und grinste fröhlich. „Na, hast du endlich auch mal einen Freund?“, fragte sie, als wir an ihr vorbei gingen.
 

Mein Ruf war relativ geschädigt, weil ich mit meinen siebzehn Jahren noch nie einen Freund gehabt hatte. Meine Mitschüler tuscheln hinter meinem Rücken, dass ich lesbisch sei. Wie sie darauf kamen, war mir ein Rätsel. Bisher hatte ich nämlich an niemanden mein Interesse verschwendet. Weder Jungen noch Mädchen hatten meine besondere Aufmerksamkeit. Aber vielleicht lag es auch nur an der Tatsache, dass ich mich auch nicht so wie die anderen Mädchen verhielt. Diese dachten doch nur an Jungs, tolle Kleider, Schmuck und Schminke. Da ich mich allerdings nicht im Geringsten damit auseinander setze, passe ich auch nicht zu ihnen. Ich war anders und das machte mich wahrscheinlich zu dem Objekt ihres Spottes.

Oberflächlich war das ja mal gar nicht…
 

Dabei ist es mir jedoch egal, was sie über mich redeten. Auch diese Zeit würde vorübergehen und dann würde ich niemanden von ihnen wieder sehen müssen.
 

Aber bis dahin musste ich sie halt ertragen. Am Anfang, als der Spott für mich noch neu war, tat es weh. Mehr als ich heute je zugeben würde. Damals hatte ich mich oft gefragt, warum. Aber als ich keine auszureichende Antwort darauf fand, gab ich es auf, mich selbst zu quälen. Das übernahmen die Anderen gerne für mich…

Jetzt hielt mich der Gedanke, dass ich, mit der Beendung der Schule auch den Spott hinter mir lassen könnte, aufrecht.
 

„Nein, Karin“, entgegnete ich ruhig. „Stell dir vor, es gibt tatsächlich Menschen, die in einem Typen nicht gleich einen potentiellen Freund sehen, sondern einen Kumpel. Aber mir ist vollkommen klar, dass du das mit deinem eingeschränkten Horizont nicht verstehen wirst.“
 

Das hatte wohl gesessen, nach ihrem Gesichtsausdruck zu schließen. Josch sah von mir zu ihr und ich entdeckte wieder dieses Funkeln in seinen Augen. Er schien sich köstlich zu amüsieren. Nur gut, dass wenigstens einer seinen Spaß hatte.
 

Währenddessen machte Karin ein wütend klingendes Geräusch und stolzierte an uns vorbei.
 

Jetzt erst musste ich lachen. Seltsam war das schon. Denn Josch stand da und sah mich mit seinen grauen Augen an. Erst jetzt stellte ich fest, dass er eine sehr seltene Augenfarbe hatte. Aber sie passte zu ihm. Als er mich so anschaute, wurde ich unsicher. Leicht erschrocken wurde mir bewusst, dass ich schon ewig nicht mehr so befreit gelacht hatte.
 

„Los jetzt. Sonst kommen wir doch noch zu spät“, sagte ich leise.
 

Wir setzten uns beide fast gleichzeitig in Bewegung.
 

Als wir im Flur standen, sahen wir durch die offen stehende Tür, dass das Klassenzimmer voll war. Nicht nur Karin, auch die anderen aus meiner Klasse waren schon da, und mehr als ein neugieriger oder belustigter Blick traf uns, als wir zu unserem Tisch gingen. Ärger stieg in mir hoch, weil ich wusste, dass Karin nicht gezögert hatte, sofort herum zu erzählen, was sie geglaubt hatte zu sehen. Sollten sie sich doch den Mund darüber zerfetzen…
 

Glücklicherweise kam auch gleich danach der Lehrer, so dass keiner etwas sagen konnte.
 

Der Unterricht verlief wie immer. Ich konzentrierte mich wieder voll auf die Worte des Lehrers. Diese Eigenschaft hatte mir auch den Ruf als Streberin eingebracht, was mich allerdings nicht störte. Weiß ich doch, dass gute Noten sich immer auszahlen.
 

Mich interessierte einfach nicht, was die anderen über mich dachten. Wozu auch? Wir würden nie Freunde werden. Wir sind zu unterschiedlich. Nicht, dass mich ihr Gerede interessieren würde...
 

Es war einfach die Tatsache, dass es mir schlichtweg egal war, was gerade angesagte war. Ich weiß, wer ich bin, und wie ich aussehe. Und ich weiß auch, wie ich auf andere wirke und es macht mir nichts aus. Ich bin nun mal kein Modepüppchen. Mit meinen hellbraunen langen Haaren sehe ich vielleicht nicht schlecht aus – behauptet jedenfalls meine Mutter, und sie sagt auch, dass meine zierliche Figur und die großen grünen Augen den Beschützerinstinkt in jedem Jungen wecken würden. Zudem fand sie meine Sommersprossen niedlich. Aber, da das die anderen das gar nicht fanden, wusste ich, dass es pure Übertreibung von ihr war. Mütter finden ihre Kinder immer hübsch.
 

Außerdem nervt es mich, in eine Schublade gesteckt zu werden. Ich muss nicht die neuesten Klamotten tragen, nur weil sie mir vielleicht stehen würden. Ich muss nicht mein Gesicht mit Schminke zukleistern, nur weil es alle tun und es doch so toll aussehen würde. Und ich muss mir nicht unbedingt Kontaktlinsen kaufen, damit ich besser aussah.
 

Abgesehen davon gab es auch wichtigeres. Gute Noten, gute Freunde (wenn man Mal welche hat) , um einiges davon aufzuführen.
 

Doch sobald ich davon spreche, werde ich unterbrochen. Es scheint sich keiner für die Sachen zu interessieren, die ich als interessant empfinde. Und so habe ich schnell gelernt, dass es einfacher ist, den Mund zu halten.
 

Als es zur Pause klingelte, stellte ich mich mit Josch an das große Fenster, das auf den Schulhof hinaus führte. Es regnete. Und ich musste grinsen. Josch bemerkte es und lächelte ebenfalls. Dass es in der letzten Zeit immer regnete, störte keinen von uns beiden. Nur unsere Mitschüler beschwerten sich des Öfteren.
 

*****
 

Die Tage vergingen und es blieb jeden Tag dasselbe. Schweigend trafen wir uns auf dem Weg zur Schule und verließen sie gemeinsam. In der Pause standen wir am Fenster, blickten hinaus auf den Schulhof und wenn es regnete, erinnerte ich mich an den Tag, als ich ihn das erste Mal gesehen hatte. Ihm schien es genauso zu ergehen, da auch er leicht verträumt in den Regen starrte.
 

Obwohl wir nicht redeten und ich außer einem kurzen: „Hallo“, wenn ich ihn traf, und einem: „Mach’s gut“, wenn wir uns verabschiedeten, nichts sagte, verstanden wir uns wortlos. Manchmal, wenn wir nebeneinander standen und den Regen beobachteten, stieg ein eigenartiges Gefühl in mir hoch, das ich bisher nicht gekannt hatte. Vielleicht war es aber auch nur das Gefühl nun nicht mehr ganz so einsam zu sein…
 

Irgendwann ging ich dazu über, doch zu sprechen. Wenn es anfangs auch etwas eigenartig war, da ich mir auch äußerst unsicher war, ob ihn interessierte, was ich ihm erzählte. Aber da ich von ihm nur ein Lächeln oder ein Nicken erntete, gewöhnte ich mich daran und es wurde mir zu einer schönen Gewohnheit, ein paar der Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, loszuwerden. Josch hörte zu und was mir am besten gefiel war, dass er mich nicht komisch oder entsetzt anschaute, sondern so, als würde er mich verstehen. Manchmal lächelte er. Und ich war jedes Mal glücklich, das zu sehen.
 

Auch ohne seine Antworten fühlte ich mich in seiner Gegenwart nicht einsam und irgendwann, nach ein paar Wochen, als wir wieder einmal durch das Fenster auf den belebten Schulhof schauten, stellte ich verwundert fest, dass ich ihm vertraute.

Familie

Nach etwa drei Wochen winkte mir Josch zu, als er in die Straße einbog, in der er wohnte, als plötzlich eine Frauenstimme nach mir rief. Ich sah zu Josch und er machte eine Handbewegung, die andeutete, dass ich ihm folgen sollte.
 

„Hallo?“, sagte die Frau, zu der sich Josch stellte, und lächelte mich freundlich an. „Ich bin Janette, Joschs Mutter. Es ist schön, dich einmal kennen zu lernen.“

Janette Strümpfick sah ihrem Sohn fast gar nicht ähnlich. Nur die Haarfarbe und die Augen hatte er von ihr geerbt. Sie war etwa vierzig Jahre alt, trug Jeans und einen grünen Pullover.
 

„Hallo“, entgegnete ich unsicher. Was wollte Joschs Mutter von mir?
 

Sie lächelte wieder. „Ich wollte dir eigentlich nur dafür danken, dass du Josch normal behandelst. In den anderen Städten war er sehr einsam gewesen, da sich niemand mit ihm anfreunden wollte.“
 

„Hier wollte das auch keiner, außer mir natürlich. Aber ob ihm damit sehr geholfen ist, ist die nächste Frage“, sagte ich ehrlich. Es war nicht meine Gewohnheit zu lügen oder Sachen nicht zu sagen.
 

„Was meinst du damit?“, fragte Joschs Mutter irritiert.
 

„Ich habe keinen sehr guten Ruf in der Schule. Die Leute mögen mich einfach nicht. Und ich bin nicht sicher, ob Josch wirklich solche Freunde gebrauchen kann“, sagte ich. Ich bemerkte Joschs Blick, mit dem er mich bei diesen Worten bedachte, und hatte fast das Gefühl, er würde etwas sagen wollen. Was er natürlich nicht tat. Aber irgendwie wirkte er plötzlich traurig.
 

„Quatsch!“, entfuhr es Joschs Mutter, ehe ich mir mehr Gedanken um den Ausdruck in Joschs Augen machen konnte. „Du bist das Beste, was ihm passieren konnte. Er hat jetzt wenigstens eine Person, die man als Freund bezeichnen kann. In den anderen Städten war das nicht so.“
 

Hatte sie Recht? Waren wir wirklich Freunde? Ich hatte zwar nicht viel Zeit, um darüber nach zu denken, aber ich kam zu dem Schluss, dass es wohl stimmen würde.
 

„Na ja, wenn das so ist“, sage ich und grinste. Wie wohl Joschs Mutter von mir erfahren hatte? Vielleicht schrieb Josch auf, was er sagen wollte? Ich warf ihm einen fragenden Blick zu, den er jedoch nur ruhig mit noch immer diesem eigenartigen Ausdruck im Gesicht beantwortete.
 

„Ich hab dich mit Josch auf der Straße gesehen“, unterbrach Janette meine Überlegungen. Ob sie ihn nach mir gefragt hatte? Mütter waren ja bekanntlich sehr neugierig. „Und zwar die letzten drei Wochen. Du scheinst dich nicht daran zu stören, dass er nichts sagt“, erklärte sie weiter, ohne dass ich gefragt hätte. Aber wahrscheinlich hatte sie meinen Gesichtsausdruck bemerkt und ihn entschlüsselt. Bei Josch hatte ich das auch schon oft gemacht.
 

„Stört mich auch nicht“, murmelte ich fast verlegen und schaute dann auf meine Armbanduhr. Verdammt, ich musste los. „Tut mir leid, aber ich habe wirklich keine Zeit mehr“, sagte ich entschuldigend. „Ich bin mit meinen Einträgen für die Matheprobe verabredet. In zwei Tage schreiben wir sie, und ich habe erst die Hälfte davon verstanden.“
 

Ich lächelte Josch noch mal entschuldigend an und ging dann nach Hause.
 

Dort angekommen, warf ich mich erst einmal auf mein Bett und versank in Grübeleien, bevor ich daran dachte, dass ich auch noch lernen musste.
 

Josch war ein wirklich guter Kumpel geworden. Obwohl er nicht redete oder vielleicht gerade deshalb, war er ein fantastischer Zuhörer. Niemals hatte ich das Gefühl, ihn würde langweilen, was ich sagte. Aber auch, ohne dass ich redete und er zuhörte, war alles toll. Mit Josch konnte man schweigen. Meistens ist die Stille von zwei Menschen unangenehm und viele fühlen sich dabei nicht wohl, aber mit Josch war Schweigen eine Wohltat. Ich fühlte mich nie alleine und musste mir keine albernen Gesprächsthemen aus den Fingern saugen. Josch konnte ich von den Dingen erzählen, die mich bewegten und all den stupiden Smalltalk weglassen.
 

Freund. Über die Bedeutung des Wortes dachte ich lange nach. Ein Freund ist jemand, der zu einem hält, mit dem man lachen kann, aber auch weinen. Jemand, der einen versteht und in diesem Fall auch jemand, mit dem man schweigen konnte.
 

Nach einer Weile, zwei Stunden, bemerkte ich, dass ich immer noch nichts gelernt hatte. Auf jeden Fall kein Mathe. Vielleicht über mich selbst, aber dennoch kein Mathe. Also machte ich mich an die Arbeit und verdrängte die Gedanken an den stummen Jungen.
 

*****
 

Am nächsten Morgen traf ich mich wieder mit Josch auf der Straße vor seinem Haus. Er wirkte müde und war ein wenig blass um die Nase. Aber sonst schien ihm nichts zu fehlen.

In der ersten Pause bemerkte ich dann, dass Josch nichts aß. Normalerweise tat er das jedoch jeden Morgen. Als ich ihn fragte, legte er eine Hand auf seinen Bauch. Aha. Ihm war schlecht.
 

Ich wollte ihn nicht bedrängen, aber ich machte mir ehrlich Sorgen um ihn. Josch ging wieder mit in den Unterricht. In der zweiten, längeren Pause drängte ich ihn dazu, zu einem Lehrer zu gehen und sich nach Hause schicken zu lassen. Aber er wollte nicht. So einfach würde ich es ihm aber nicht machen. Also wurde ich leicht radikal und zerrte Josch zum Büro des Direktors.
 

Ich klopfte und öffnete die Tür, als von drinnen ein: „Ja, bitte?“ zu hören war. Im Vorzimmer des Direktors saß die Sekretärin und blickte uns fragend an.
 

„Ich möchte mit dem Direktor sprechen.“, sagte ich nur. Es musste ja nicht jeder wissen, dass es Josch nicht so gut ging.
 

Die Frau nickte nur und ich zog den Jungen hinter mir her, zu der Verbindungstür, die beide Räume verband.
 

Als ich klopfte, bekam ich auch gleich eine Antwort.
 

„Ja?“, fragte der Direktor.
 

„Josch“, sagte ich. „Ihm geht’s nicht so gut. Ihm ist schlecht“, sagte ich.
 

„Nun gut. Du schaust auch gar nicht so gut aus“, meinte der Direktor mit einem Blick in Joschs Richtung. „Es ist besser, du gehst jetzt nach Hause“, setzte er noch hinzu.
 

Und somit war Josch vom Unterricht befreit und konnte nach Hause gehen. Tja, manche Menschen muss man halt zu ihrem Glück zwingen.
 

****
 

Am nächsten Tag wartete ich auf der Straße auf Josch. Aber er kam nicht. Dafür aber seine Mutter.
 

„Hallo“, begrüßte sie mich und ich konnte die Sorgen in ihrem Gesicht sehen. „Josch ist leider krank geworden. Könntest du die Entschuldigung mit in die Schule nehmen?“
 

„Ja, mach ich. Richten Sie Josch bitte einen schönen Gruß und gute Besserung aus“, erwiderte ich und machte mich auf den Weg.
 

Es war der erste Tag seit drei Wochen, den ich wieder allein verbrachte. Ich hatte mich an Joschs schweigsame Gegenwart gewöhnt und ohne ihn fühlte ich mich plötzlich einsam. Es erschreckte mich etwas, dass es mir so auffiel, ja dass ich ihn richtig vermisste.
 

Auch die nächsten Tage ging ich alleine zur Schule. Das erinnerte mich wieder sehr an die Zeit, bevor ich Josch begegnet war. In den Pausen stand ich alleine an dem Fenster, an dem ich mit Josch immer gestanden hatte. In diesen Tagen regnete es nicht. Aber auch die Sonne wollte sich einfach nicht zeigen. Meine Stimmung wurde immer mieser.
 

Und so beschloss ich nach drei Tagen zu Josch zu gehen und ihn zu besuchen.
 

Ich wusste nicht so recht, was ich sagen sollte, wenn ich dort war, aber ich wollte, dass er erfuhr, dass ich mir Sorgen um ihn machte.
 

Nach der Schule ging ich also nicht gleich nach Hause, sondern bog in die Straße zu Joschs Haus ab. Dort klingelte ich. Joschs Mutter öffnete die Tür.
 

„Hallo“, begrüßte sie mich.
 

„Ich wollte Josch besuchen und fragen, wie es ihm geht“, sagte ich leise. Ich fühlte mich ein wenig fehl am platz. Meine Stimme, was ich schon oft genug verflucht hatte, klang genauso unsicher wie ich mich fühlte.
 

„Das ist nett von dir, aber er schläft gerade. Vielleicht möchtest du dich ein wenig mit mir unterhalten?“, fragte sie.
 

„Ja, das wäre nett“, sagte ich und versuchte dabei mein Gesicht nicht unwillig zu verziehen.

Eigentlich hatte ich ja nur zu Josch gewollt, da dieser jedoch schlief, hoffte ich auf Informationen von seiner Mutter. Das musste nun mal sein, denn Josch würde mir bestimmt nicht so schnell von sich erzählen. Und so wenig ich es mochte, Leute auszuhorchen, war es doch dieses mal notwendig. Ich wollte mehr über Josch erfahren. Denn es schmerzte mich schon ein wenig, nichts von ihm zu wissen. Vor allem, da ich ihm so viel von mir erzählt hatte.
 

Wir setzten uns in die Küche, wo Janette mir einen Tee anbot. Ich lehnte dankend ab. Das Gespräch drehte sich hauptsächlich um Josch. Ich erfuhr, dass er Grippe hatte und wahrscheinlich erst in der nächsten Woche wieder in die Schule durfte.
 

Dann aber bekam das Gespräch eine neue, traurige Wende. Mir kam es vor, als wäre sie froh, jemanden zu haben, dem sie davon erzählen konnte, auch wenn ich sicher kaum mehr antwortete als ihr stummer Sohn. Plötzlich sprach sie davon, warum Josch nicht mehr redete.
 

„Josch hatte einen Zwillingsbruder. Er hieß André, aber wir nannten ihn nur Andi. Die beiden waren eineiig und unzertrennlich. Egal, was sie machten, sie waren immer zu zweit. Doch als sie sieben Jahre alt waren, starb Andi. Er war immer schon der schwächere von beiden gewesen und war oft krank. Er starb im Krankenhaus an einer Lungenentzündung. Seitdem hat Josch kein einziges Wort mehr gesagt. Nicht zu mir, nicht zu seinen Großeltern, zu niemandem. Nicht einmal im Schlaf redet er, obwohl er oft Albträume hat. Seit dem sind wir von Stadt zu Stadt gezogen, auf der Suche nach einer Arbeit für mich und Freunde für Josch.“

Janette sah bei diesen Worten immer trauriger aus. „Deshalb war es für mich immer so wichtig, dass er Freunde findet. Ich hoffe, dass er sich dir irgendwann öffnet und wieder zu reden anfängt“, erklärte sie.
 

Das hoffe ich auch, dachte ich, sprach es aber nicht aus. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass ich wieder dringend los musste.
 

„Ich hoffe, es geht Josch bald besser“, verabschiedete ich mich von ihr. „Sagen Sie ihm bitte, dass ich da war und ihm gute Besserung wünsche. Ich muss jetzt leider wieder gehen“, fügte ich noch entschuldigend hinzu und Joschs Mutter nickte.
 

Noch lange lag ich an diesem Abend in meinem Bett, starrte die dunkle Decke an und dachte an Josch. Seine Vergangenheit war so traurig und ich hätte nie vermutet, dass sie mir so nahe gehen würde. Ich wünschte ihm nichts sehnlicher, als wieder reden zu können. Dabei erwischte ich mich bei dem Gedanken, ihm dabei helfen zu wollen. Mir kam es seltsam vor, aber wieder wurde mir bewusst, dass ich mit Josch befreundet war. Nach so langer Zeit ohne Freunde war es mir etwas seltsam zumute, mir jetzt um ihn Sorgen zu machen.

Nun wollte ich ihm mehr als alles andere auf der Welt helfen, das Erlebte zu verarbeiten. Bei diesen Überlegungen schlief ich irgendwann ein.
 

*****
 

Als ich am nächsten Morgen zur Schule ging, fragte mich mein Lehrer, ob ich genaueres über Josch wüsste. Ich erzählte ihm, dass Josch die Grippe hat und dass er erst nächste Woche wieder in die Schule kommen würde. Dabei seufzte ich, denn immerhin war es erst Dienstag und ich wusste, dass ich die ganze Woche allein sein würde. Der Schultag gestaltete sich wie immer. Am Mittwoch war es genau so.
 

Doch am Donnerstag nicht. Ich war gerade auf dem Weg zur Schule, als ich Josch an der Straße warten sah.
 

„Hey!“, entfuhr es mir überrascht. „Was machst du denn hier? Ich hab gedacht, du kommst erst Dienstag wieder in die Schule.“, sage ich erstaunt.
 

Josch lächelte nur, so wie immer, und zuckte mit den Schultern. Zusammen gingen wir zur Schule. Dabei beobachtete ich ihn genau. Seit unserem ersten gemeinsamen Schultag hatte er sich nicht verändert und krank wirkte er auch nicht mehr, aber ich traute dem Frieden nicht so ganz. Wenn es hieß, dass er erst am Dienstag wieder in die Schule durfte, dann hatte das einen guten Grund. Also achtete ich genau auf Josch. Aber er zeigte den ganzen Tag keine Anzeichen, irgendeiner Krankheit. Am darauf folgenden Tag auch nicht. Und so zerstreute sich meine anfängliche Vorsicht. Ich war einfach nur froh, endlich nicht mehr alleine zu sein.
 

Auch am Wochenende verbrachten wir viel Zeit miteinander. Dabei fand ich heraus, dass Josch ein wirklich guter Schachspieler war. Er schlug mich mehr als einmal und das, obwohl ich von mir glaubte, ebenfalls sehr gut zu sein. Aber es machte Spaß, endlich einmal einen würdigen Gegner gefunden zu haben.
 

Die neue, und letzte Woche vor den Ferien, war ebenfalls fast ereignislos. Ich freute mich viel zu sehr auf die Ferien und darauf, endlich einmal wieder richtig auszuschlafen und zu faulenzen. Josch und ich beschlossen, es uns an dem ersten Wochenende schon gut gehen zu lassen und gingen ins Kino. Es war wieder einmal ein Tag, an dem es in Strömen regnete, aber niemand von uns störte sich daran, dass wir völlig durchnässt nach Hause kamen. Es war kein allzu kalter Regen und ich maß der Tatsache, dass Josch zitterte, keine Bedeutung bei. Hätte ich es nur einmal getan…
 

Am Sonntag schauten wir uns eine DVD an und am nächsten Tag, dem ersten Tag meiner Ferienwoche, fuhr ich mit meinen Eltern zu meiner Großmutter. Josch war etwas traurig darüber, aber ich hatte sie lange nicht gesehen und freute mich darauf.

Krankenhaus

Es war am Mittwochmorgen, als mich Janette anrief. Ich wusste sofort, dass etwas passiert sein musste.
 

„Josch liegt im Krankenhaus“, sagte sie und ich konnte die Sorgen in ihrer Stimme hören.

„Es ist die übergangene Grippe. Er war noch nicht ganz gesund gewesen“, erzählte sie.
 

Ich versprach ihr so schnell wie möglich zurück zu fahren. Josch hatte eine Lungenentzündung und als ich das hörte, hatte ich selbst keine Ruhe mehr. Panisch sprudelte ich damit heraus, als ich den Hörer aufgelegt hatte. Da meine Eltern und meine Großmutter meine Reaktion nicht verstanden, sah ich mich dazu gezwungen, ihnen von Joschs Bruder zu erzählen. Das hatte ich eigentlich nicht gewollt, da ich ja nicht wusste, ob es Josch oder seiner Mutter recht war, dass meine Familie davon erfuhr. Aber nun gab es kein zurück mehr.
 

Ich ließ mich von meinen Eltern gleich am Krankenhaus absetzen. Janette wartete schon auf mich.
 

„Momentan schläft er“, sagte sie leise. Wir standen vor dem Haupteingang des Krankenhauses. Janette flüsterte und ich fragte mich, ob das der Schock war. Vielleicht hatte sie einfach auch nur Angst, es zu realisieren, wenn sie es laut aussprach. „Es ist vielleicht besser, wir setzten uns in das Krankenhauscafé. Dort kann ich dir alles in Ruhe erzählen.“
 

Wir hatten uns kaum gesetzt, als ich mit meiner Geduld am Ende war und sofort wissen wollte, was nun passiert war.
 

„Nichts Besonderes eigentlich“, begann Janette. „Josch hustete nur und zu anfangs wehrte er sich dagegen, überhaupt zu einem Arzt zu fahren. Aber sein Husten wurde immer stärker und gestern hatte er nicht mehr die Kraft sich zu weigern und ich bin mit ihm sofort ins Krankenhaus gefahren. Das war so gegen elf Uhr und ich wollte dich nicht stören, aber heute Morgen hab ich es nicht mehr ausgehalten“, erzählte sie mir.
 

Ich war froh, dass sie mich angerufen hatte. Ich konnte ihre Sorge gut verstehen, schließlich sorgte ich mich ja auch. Nach einem Kaffee gingen wir in Joschs Zimmer. Er schlief immer noch und er sah schlimm aus. Ich erkannte ihn fast nicht wieder. Blass war er und bleich. Jetzt verstand ich, warum Janette nicht länger warten konnte, und mich so früh schon angerufen hatte. Ein eigenartiges Gefühl bildete sich in meiner Brust, als ich ihn da so liegen sah und ich gestand mir selbst ein, dass ich Angst hatte. Angst um ihn. Es waren jetzt fünf Wochen vergangen, seit ich ihn das erste Mal getroffen hatte und in diesen Wochen war er mir ans Herz gewachsen und ich hatte Angst, ihn wieder zu verlieren.
 

Immerhin war er mein einziger Freund. Und ihn schon nach so kurzer Zeit schon wieder zu verlieren, würde ich auch nicht so einfach wegstecken können.
 

*****
 

Jeden Tag ging ich ins Krankenhaus, um ihn zu besuchen. Aber meistens schlief er und so verbrachte ich die Zeit damit, Janette zu beruhigen. Denn je länger es dauerte, desto nervöser wurde sie. Schließlich war es wieder Wochenende und sein Zustand hatte sich noch nicht verbessert. Die Ferien dauerten noch eine Woche, was sehr gut war, denn ich verbrachte so gut wie die meiste Zeit im Krankenhaus. Mittlerweile war ich sogar schon allen Krankenschwestern bekannt und wurde von allen Seiten begrüßt, wenn ich wieder zu Besuch kam.
 

Aber auch die nächste Woche verging. Sein Zustand verschlechterte sich und Janette war bald mit den Nerven am Ende. Mir ging es ähnlich, aber ich ließ es mir nicht so anmerken. Sie sollte sich nicht auch noch Sorgen um mich machen müssen. Meine Mutter tat das schon zu genüge. Am Donnerstag verlegten sie Josch dann auf die Intensivstation. Und ich konnte nicht mehr an sein Bett. Von da an musste ich draußen auf dem Flur warten. Nur Janette durfte hinein. Wieder ging es auf das Wochenende zu und ich verbrachte den Freitag, Samstag und Sonntag im Krankenhaus.
 

Am Montag wollte ich zuerst gar nicht in die Schule. Ich war müde und fühlte mich zerschlagen. Wenn ich in den Spiegel schaute, sah mir ein blasses Gesicht mit dunklen Augenrändern entgegen und ich fragte mich, ob ich vielleicht auch zu einem Arzt gehen sollte. Aber mein Pflichtbewusstsein siegte und ich ging zur Schule.
 

Der Lehrer bemerkte recht schnell, dass ich mit den Gedanken ganz woanders war, aber das störte mich wenig. Josch war wichtiger. Die spitzen Bemerkungen, „ich sollte am Abend vor der Schule nicht so viel trinken“ und „Drogen sind ungesund, junge Dame“, gingen mir zwar auf die Nerven, aber ich versuchte, die nasale Stimme des Lehrers zu überhören.
 

Jeden Tag nach der Schule ging ich ins Krankenhaus und ließ mir von Janette erzählen, wie es Josch ging. Und jeden Tag wurde ich enttäuscht, wenn ich wieder nur erfuhr, dass sein Zustand unverändert war.
 

*****
 

In der Nacht zum Dienstag klingelte mein Handy und als ich auf das Display schaute und Janettes Nummer erkannte, wusste ich, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Mit zitternden Händen und hellwach nahm ich den Anruf entgegen.
 

„Josch“, weinte Janette am anderen Ende. „Er… er hatte einen Herzstillstand…“
 

Mir wäre fast das Telefon aus der Hand gefallen. „Ist er…?“ Ich brachte das Wort „tot“ nicht über meine Lippen, aber sie wusste auch so, was ich fragen wollte.
 

„Sie versuchen, es wieder zum Schlagen zu bringen“, schluchzte Joschs Mutter.
 

Für mich gab es kein Halten mehr. Mir war egal, dass es halb zwei in der Nacht war und auch, was meine Eltern denken würde. Ich wollte zu Josch. In dem Warteraum vor der Intensivstation saß eine tränenüberströmte Janette und ich bemerkte nicht einmal, dass mir die Tränen genauso übers Gesicht liefen, als ich mich neben sie setzte und sie mich einfach umarmte.
 

Es dauerte noch einmal eine halbe Stunde, bis sich die Tür öffnete und ein müde aussehender junger Arzt mit einem glücklichen Lächeln sagte: „Wir haben es geschafft.“
 

Janette und ich weinten weiter. Diesmal vor Freude.
 

Die restliche Nacht wartete ich im Krankenhaus. Ich hätte sowieso nicht schlafen können. Stattdessen starrte ich aus dem Fenster und dachte an Josch. Der Nachthimmel war klar und ich konnte die Sterne sehen. Aber ich sah es nicht. Ich sah Joschs wortlosen fragenden Blick, das Lächeln in seinem Gesicht und die dunklen Haare, die es umrahmten.
 

Am Morgen dann ging ich vom Krankenhaus direkt in die Schule. Ich wusste, dass ich katastrophal aussah und die Frage des Lehrers ließ auch nicht lange auf sich warten. Mit meiner Antwort hatte keiner gerechnet. Jeder in der Klasse war geschockt. Zwar hatte ihn keiner so wirklich gemocht, ja keiner hatte ihn wirklich gekannt, aber das war ja egal.

Plötzlich fühlten sie alle mit ihm und ich kam mir nicht mehr so verlassen vor.
 

****
 

Joschs Zustand besserte sich nach und nach. Als ich das hörte, war ich überglücklich. Schon nach wenigen Tagen wurde er von der Intensivstation auf die normale Station verlegt.

Zwei Tage danach durfte ich ihn besuchen.
 

Zum ersten Mal seit Wochen war Josch wach und sah mich an. Er war noch immer blass und sah krank aus, aber ein leichtes Lächeln umspielte seinen Mund. Und seine Augen funkelten schon wieder schelmisch.
 

„Wehe, du jagst mir wieder so einen Schrecken ein“, schimpfte ich gespielt und strahlte dabei übers ganze Gesicht. „Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?“, frage ich ihn.
 

Er lächelte nur. Seine Antwort bestand nur aus einem noch breiteren Lächeln.
 

Leise erzählte ich ihm von der Schule und den Reaktionen unserer Mitschüler. Es tat gut, wieder mit ihm zu reden und zu wissen, dass er gesund werden würde. Ich erzählte eine ganze Weile und sprach auch weiter, als er müde die Augen schloss. Bald zeigten mir seine ruhigen Atemzüge, dass er eingeschlafen war.
 

Ein Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht und ich beobachtete ihn eine Weile. Dann stand ich auf, ging zum Fenster und schaute hinaus. Es regnete, wie so oft und meine Gedanken drifteten zurück zu jenem Tag, als Josch sich neben mich auf die Schulbank setzte. Obwohl seitdem erst ein paar Monate vergangen waren, erschien es mir wie Jahre. So gut kannte ich Josch jetzt schon.
 

Damals hätte ich nie gedacht, dass es so etwas geschehen würde. Und mir war auch klar, dass es hätte nie geschehen dürfen.
 

Diese Familie hatte doch schon genug durch machen müssen…
 

Es musste eine geraume Zeit vergangen sein, als ich ein Geräusch hörte und zusammenschreckte. Ich drehte mich zu Josch um und bemerkte, dass er mittlerweile aufgewacht war und mich aus wachen grauen Augen anschaute.
 

„Es regnet“, sagte er leise. Seine Stimme klang rau. Aber für mich war sie die Schönste, die ich jemals gehört hatte.
 


 

THE END



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von:  Langenlucky
2009-09-07T21:17:07+00:00 07.09.2009 23:17
Habe deine Geschichte heute durch Zufall entdeckt und muss sagen ich war beeindruck. Die Charaktere sind wunderbar und ihr Geschichte ist sehr ergreifend beschrieben. Vor allem das letzte Kapitel hat mich tief berührt und ich hatte Tränen in den Augen als er sagte: "Es regnet."

Diese geschichte kommt in meine Favariten, denn da gehört sie hin.
Von:  Narrenkaiserin
2008-03-20T09:57:55+00:00 20.03.2008 10:57
Wow! Du schreibst echt toll! Ich bin beeindruckt!
Ich finds nur schade das die geschichte grade jetzt aufhört!
Von:  Miru-lin
2008-03-15T21:50:46+00:00 15.03.2008 22:50
ein sehr großes lob an dich.ich hab die ff auf ohne abstand zwischen den kapis gelesen, deswegen konne ich dir nicht ausführliches komis zu jedemkapi geben. aber nun schreib ich alles hin. XD


deine story mit super. die probleme die du den beiden gibst,ann jeder nachvollziehen, weil bestimt jeder sie hat. oder hatte.

auch find ich es toll, wie du die probleme zwischen joschs familie dar gestellt hast.


deine story ging einem richtig zu herzen. ich hab wirklich mit gfiert als da stand, dass joch im krankenhaus ist. und dan auch noch die gleiche krankheit wie sein bruder.
aber am besten war es, wie sich die beiden anfreundeten. wie ihr vertrauen immer langsa zu ihm wuchs, das war klasse. auch fand ich cool, das sie sichnicht von ihren mitschülern untergrigen lies. ^^
und dann das mit dem regen, das war da cool. fand ich so süß, und wo er am ende dann das sagte. süüüüüüüüüüüüüüüüüüüüß ^////^

würdest du eine fortsetzung schreiben?
wnn ja, dan sag mir doch bitte bescheid. und wenn du ähnliche storys hast, dann les ich sie auch gerne.
danke.

liebe grüß

miru-lin
Von:  Miru-lin
2008-03-15T21:43:21+00:00 15.03.2008 22:43
auch ein sehr gutes kapi.
das mit dem zwilingsbruder klingt sehr traurig. *heul*

miru
Von:  Miru-lin
2008-03-15T21:42:10+00:00 15.03.2008 22:42
ein toller anfang.
ich mag beide.

die anderen sind idioten. XD

und der regen, passt ja XD


miru
Von: abgemeldet
2008-03-13T21:55:39+00:00 13.03.2008 22:55
Super schön geschrieben, hat mir echt richtig doll gefallen^^
Es tut mir soooo leid, dass ich erst jetzt éinen Kommi schreibe, aber leider hatte ich lange keinen PC xD
Aufjeden Fall, hattest du da ein eine unglaublich rührende Idee, ich bin begeistert und sprachlos ;)
Hoffe auch das du dafür noch einige Kommis bekommst^^

LG
Von:  Shereon
2008-02-09T17:34:34+00:00 09.02.2008 18:34
Das hat sich echt sehr gut gelesen. Schade nur, dass du dafür noch keinen Kommentar bekommen hast.
Ich hoffe, du bekommst dafür noch welche! ^^b


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