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Brüder

das letzte Kapitel ist da
von

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Vermisst

Tsubasa wusste nicht, wie lange er auf Daichis leeres Bett starrte. Dass Taro und Kojiro ihm doch gefolgt waren, merkte er erst, als die Beiden wieder zu reden begannen.

„Ich verstehe das nicht.“, meinte Taro geschockt. „Wie…. Ich meine… Ich war doch vor ein paar Minuten noch hier, und alles war in Ordnung…. Das Fenster war auch zu, da bin ich mir sicher!“

„Fenster kann man manipulieren oder aufbrechen.“, antwortete Kojiro finster. „Vermutlich hat er den Stein geworfen, um uns abzulenken….“

„Aber….“ Taro brach hilflos ab, und auch Tsubasa sagte nichts. Seine Gedanken rasten immer noch, gleichzeitig war sein Kopf wie leer gefegt. Er hatte keine Ahnung, was er sagen oder tun sollte. Daichi war weg. Das Bett war leer bis auf die dunkelblaue Fleece-Decke, die seine Mutter erst letzte Woche gekauft hatte. Der kleine Fußball lag vor dem Bett auf dem Boden. Sanaes Geschenk. You will miss her…. Miss him already….

„Tsubasa?“ Taro fasste ihn erneut am Arm, aber Tsubasa reagierte nicht darauf, stattdessen glitt sein Blick von dem leeren Gitterbett und dem Fußball hin zum offenen Fenster.

You will miss her…miss him already….

Seinetwegen…. Das passierte alles nur seinetwegen. Erst Sanae, jetzt Daichi.

You will miss her…. Miss him already…

Mit einem Mal wurde die Umgebung seltsam schief. Taros Griff um seinen Arm verstärkte sich.

„Kojiro…..“

Kojiro, der mittlerweile zum offenstehenden Fenster hinüber gegangen war und den Rahmen genauer inspizierte, wandte sich um und erfasste die Situation sofort. Mit wenigen Schritten hatte er das Zimmer wieder durchquert und packte Tsubasas anderen Arm.

„Schön ruhig bleiben, in Ordnung?“, meinte er leise, aber bestimmt. „Wir gehen jetzt zurück ins Wohnzimmer, du setzt dich wieder hin, und dann überlegen wir, was wir unternehmen können.“

Tsubasa sagte immer noch nichts, aber er wehrte sich auch nicht, als seine Freunde ihm die Krücken aus der Hand nahmen, sich stattdessen seine Arme um die Schultern legten und ihm auf diese Art zurück ins Wohnzimmer halfen. Nur wenige Augenblicke später saß er wieder auf der Couch und starrte den Stein auf dem Tisch an. Taro und Kojiro mussten ihn noch zwei weitere Male ansprechen, bis er wieder reagierte. Er blinzelte.

„Ich…. Tut mir leid.“

Seine Freunde musterten ihn ernst. „Geht’s wieder?“

„Ja.“ Tsubasa rieb sich mit beiden Händen über das Gesicht. „Kurzschlusss…. Oder so….“

Taro und Kojiro musterten ihn ein paar Sekunden lang stumm, dann setzten sie sich ebenfalls.

„Also.“, meinte Taro ernst. „Was machen wir? Polizei?“

„Das bringt nichts.“, antwortete Kojiro finster und schnitt Taro das Wort ab, als der zum Sprechen ansetzte.

„Ich weiß was du sagen willst, aber das hat nichts mit meiner persönlichen Meinung zu tun, obwohl ich dabei bleibe, dass die Polizei in dem Fall absolut nichts taugt. Wie dämlich kann man sein, und den Polizeischutz abziehen nach allem was passiert ist, obwohl der Typ immer noch auf freiem Fuß ist? Es geht mir um Daichi dieses Mal. Was meinst du, was sie noch verbocken, wenn wir sie jetzt dazu holen? Noch ist dem Kleinen vermutlich gar nichts passiert, wer weiß, ob das so bleibt, sobald die Polizei im Spiel ist.“

Noch. Vermutlich. Tsubasa rieb sich erneut mit den Händen über das Gesicht, spürte aber gleichzeitig, wie die Schockstarre immer weiter nachließ, langsam war er wieder in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.

„Wir suchen Daichi selbst.“, redete Kojiro weiter. „Und wenn wir ganz Nankatsu auf den Kopf stellen müssen.“

„Wenn er überhaupt noch hier ist.“, meinte Tsubasa leise. „Wenn der Typ wieder mit dem roten Opel da war, ist er vermutlich schon über alle Berge.“

„Trotzdem, wir müssen es versuchen. Oder hast du eine bessere Idee?“

„Wo wollt ihr anfangen zu suchen?“

Darauf wusste Kojiro keine Antwort, und kurze Zeit senkte sich Stille über das Wohnzimmer.

„Sollen….wir deinen Eltern Bescheid sagen?“, fragte Taro dann zögernd, und Tsubasa schüttelte den Kopf.

„Nein.“

„Sicher…?“

„Ja.“

Die Entscheidung war vermutlich dumm, aber die geschockten Gesichter seiner Eltern sehen zu müssen, war mehr als er im Moment aushalten konnte. Nur seinetwegen…

„Wir sollten auf jeden Fall die anderen dazu holen.“, redete Kojiro nach ein paar Sekunden weiter. „Zu dritt… also, eigentlich zu zweit, was das suchen angeht, erreichen wir überhaupt nichts.“

Die anderen dazu holen…. Tsubasas Blick fiel auf sein Handy, und mit einem Mal erinnerte er sich an das Summen, das er wegen der eingeschlagenen Scheibe und Daichis Verschwinden sofort wieder vergessen hatte. Eine SMS? Zeitgleich mit dem Stein…? Nach kurzem Zögern griff er danach. Tatsächlich eine SMS, Rufnummer unterdückt. Als er die Nachricht aufrief, erschien eine kurze Nachricht auf dem Display, gefolgt von einer Zahlenreihe. Alone. 1 hour. Nachdem er die Nachricht ein paar Sekunden lang angestarrt hatte, hob er wieder den Kopf. Taro und Kojiro waren immer noch am Diskutieren, wie man die anderen am schnellsten mobilisieren konnte, aber sie verstummten beide, als er ihnen das Handy hinhielt.

„Wir müssen nicht mehr suchen.“

„Was?“

Kojiro starrte ihn perplex an, dann nahm er ihm das Handy ab und warf einen Blick darauf. „Was soll das jetzt schon wieder? Ist die von…?“

„Vermutlich ja. Ich wüsste nicht von wem sonst.“

„Aber…. Was soll das?“, wiederholte jetzt auch Taro. „Was sind das für Zahlen?“

„Ich tippe auf Längen- und Breitengrade.“

„Was?!“

Für ein paar Augenblicke herrschte perplexes Schweigen, dann stand Kojiro auf. „Ihr habt einen Atlas hier irgendwo, oder?“

„Ja, hinten im Regal.“

Kojiro musste nicht lange suchen, wenige Sekunden später kehrte er mit dem großformatigen Atlas zurück und schlug ihn auf, während er immer wieder prüfende Blicke auf das Handy-Display warf. Nach gut fünf Minuten war er fündig geworden und schob den Atlas in die Mitte des Tisches, so dass auch Tsubasa und Taro die Karte sehen konnten.

„Ähm…“, meinte Taro zögernd. „Sieht das nur für mich so aus, oder ist das der neue Fußballplatz?“

„Zumindest ganz in der Nähe.“, bestätigte Kojiro. „So genau sieht man das hier nicht, aber es müsste in etwa hinkommen.“

Fußball. Immer wieder Fußball…. Wobei, falls wirklich Kenjis Bruder dahinter stecken sollte, überraschte das in diesem Fall nicht sonderlich.

„Damit ist klar, was wir jetzt machen.“, meinte Kojiro nach einer neuen kurzen Pause. „Wir trommeln die Anderen zusammen und fahren da hin. Sofort. Wenn wir uns beeilen, sind wir 30 Minuten da, das lässt uns eine gute halbe Stunde, um den Mistkerl eine Falle zu legen.“

Tsubasa schüttelte den Kopf und deutete wieder auf das Handy. „Kommt gar nicht in Frage. Er will, dass ich alleine komme. Wenn er euch sieht…“

„Er wird uns nicht sehen, wir kennen das Gelände besser als er. Und wenn wir gerade dabei sind, es wäre sowieso das Beste, wenn du nicht mitkommst und hier bleibst.“

Tsubasa starrte ihn an. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“

„Doch, mein voller Ernst.“ Kojiro erwiderte den Blick ungerührt. „Wir spielen nicht nach seinen Spielregeln. Wenn er dich auf dem Fußballplatz haben will, solltest du definitiv nicht dort sein! Wer weiß, was er für dich geplant hat. Eine Schussverletzung reicht. Mal ganz abgesehen davon, dass du eh noch nicht fit bist und nicht so viel laufen solltest.“

„Aber wenn ich nicht auftauche….“

„Bis er das merkt, ist es schon längst vorbei. Ich sehe definitiv keine andere Lösung….“

„Ich sehe definitiv keine andere Lösung.“ Kojiro suchte einen Zettel aus der Hosentasche und schrieb sich die Koordinaten ab, um hundertprozentig sicher zu sein. „Du bleibst hier, Tsubasa. Überlass das uns, wir holen Daichi zurück und erteilen dem Typen nebenbei noch eine Lektion, die er sein ganzes Leben nicht mehr vergessen wird. Und danach holen wir die Polizei.“

Tsubasa schüttelte den Kopf, langsam wurde er wütend. „Das kommt überhaupt nicht in Frage, du kannst nicht…“

„Und ob ich kann!“

Kojiro ignorierte ihn und wandte sich an Taro. „Du bleibst besser auch hier, nur zur Sicherheit. Ruf Izawa, Ryo, Taki und Kisugi an. Ich übernehme den Rest. Wir treffen uns in einer halben Stunde auf dem Fußballplatz, und sie sollen sich beeilen!“

Taro blickte ihn perplex an, überrumpelt von der Geschwindigkeit, in der sich das alles entwickelte. „Ähm…okay, aber…“

„Wir haben keine Zeit für weitere Diskussionen, mach es einfach.“

„Ich bleibe auf gar keinen Fall hier!“ Tsubasa griff nach den Krücken und versuchte aufzustehen, aber Kojiro packte ihn kurzerhand an den Schultern, drückte ihn wieder nicht gerade behutsam wieder zurück und nahm ihm die Krücken aus der Hand.

„Und ob du hier bleibst! Ich sorge dafür, dass du gar keine andere Wahl hast!“

Damit wandte er sich zum Gehen und nahm die Krücken kurzerhand mit. Taro war so perplex, dass er ihm nur mit offenen Augen und Mund hinterher starrte, Tsubasa dagegen wurde nun richtig wütend.

„Hey! Spinnst du? Komm sofort zurück!“

Kojiro dachte gar nicht daran. Anstelle einer Antwort fiel die Haustür ins Schloss, kurze Zeit später startete ein Motor. Kojiro war weg.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Dragonohzora
2016-12-16T05:01:08+00:00 16.12.2016 06:01
Oh man Kojiro und seine Anführerrollexd

Zuerst dachte ich ja..immer noch keine Polizei? Hoffentlich ist das kein Fehler und dann nicht mal die Eltern kontaktieten? Dich nun hat sich der Entführer ja recht schnell gemeldet. Wieso tut dieser das überhaupt?

Tsubasa isT mit sicherheit ein Sturkoof und wird trotzdem hin wollen, doch was passiert dann? Ich kann Tsubasa durchaus verstehen.

Ist es eine Falle? Was will der Kerl? Es muss auch etwas mit Fussball zu tun haben.

So spannend, schreib ganz schnell weiter.

Lg

Dragonohzora
Von:  Hallostern2014
2016-11-23T07:36:05+00:00 23.11.2016 08:36
Und hier das versprochene Kommentar

Es ist mal wieder ein tolles Kapitel ich musste echt mit leiden und will gar nicht an Tsubasas stelle sein, und erst recht nicht wissen was dieser Verrückter mit den kleinen vor hat * Gänsehaut arr*
Aber gut das Kojiro ihn die Krücken weg genommen hat er wäre mit Sicherheit hinter gelaufen...der Typ hat mit Sicherheit was vor gehabt wegwegen er alleine Kommen sollte und der gedanke gefällt mir gar nicht was es sein könnte...nur nun hoffe ich das 1 Taro in von dem Sportplatz fern hält 2. Das die den kleinen finden und finden und den Typ endlich in die Finger bekommen und dann bevor sie die Polizei verstädigen richtig ne Abreibung machen er hätte eigentlich noch vieles mehr verdient für das was er Tsunbasa und vorallem Sanae und Daiachi angetan haben.


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