Zum Inhalt der Seite

Colocation

Kapitel 23 online (09.12.2010)
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Neue Schule, alte Probleme

So da isses nun. Das neue Kapitel.

Ich muss ehrlich sagen. Wirklich Spaß dran hatte ich nicht. Es ist auch leider ein wenig kurz geworden, Gomen.

Danke an Lykharia dafür, dass sie mir wieder Yune geschrieben hat <3. In dem Sinne wollte ich noch fragen, ob vielleicht einer von euch Yunes wirklichen Namen kennt? o_O" Ich würde mich freuen, wenn mir den jemand sagen könnte. Wenn nicht werd ich damit leben müssen xD

Aber genug vom Gelaber - Viel Spaß!
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Die Zeit verging wie im Flug. Nun wohnte ich schon seit einer ganzen Woche in dieser WG, wo wohl niemand wirklich normal war. Alles Freaks, aber ich mochte sie irgendwie. Und nicht zuletzt deswegen, dass sie mich einfach so aktzeptierten wie ich war.

Bei meiner Besichtigungstour mit Ruki und Kai hatten sie mir auch ihre Schule gezeigt. Auf diese würde ich ab Morgen auch gehen. Mir war schon ein wenig mulmig, als ich erfuhr, dass auch Reita diese Schule besuchte. Er schien allerdings nur dann zu gehen, wenn er wirklich Lust hatte und diese schien er ... nie oder äußerst selten zu haben. Die ganze Zeit über hatte ich ihn gemieden und es kam auch zu keinem Zwischenfall mehr. Ein Glück! Für mich jedenfalls. Und wenn Reita wieder versucht hatte sich mir zu nähern, war glücklicherweise immer einer unserer Mitbewohner in der Nähe gewesen, um ihn von seinem Verhalten abzubringen.

Ansonsten gab es eigentlich keine besonderen Ereignisse. Ich hatte mich mit Aoi näher angefreundet und sah in ihm tatsächlich etwas wie einen Bruder. Irgendwie jedenfalls. Ich half Kai im Haushalt. Ich hatte meinen Mund gar nicht mehr zubekommen, als er mir sagte, dass er es sonst allein machte. Ruki konnte er nur ab und an mal dazu bringen den Müll runter zu bringen und Aoi räumte selten mal die Spühlmaschine ein oder aus. Ansonsten lag alles an dem Braunhaarigen. Kurzerhand hatte ich beschlossen ihm etwas unter die Arme zu greifen. Er war doch nicht das Hausmütterchen! Irgendwann würde ich mal ein ernstes Wort mit Aoi und Ruki reden. Reita ging ich ja aus dem Weg...
 

Es war später Nachmittag. Ich saß auf dem Sofa. Zusammen mit Ruki sah ich mir irgendeine Dokumentation über Insekten in Afrika an. Sehr spannend, musste ich schon sagen. Ich konnte die Ironie in meinen Gedanken kaum verbergen. Der kleine Blondschopf neben mir griff schon nach der Fernbediehung und zappte jetzt sicher schon zum fünften Mal durch alle vorhandenen Kanäle, ohne irgendetwas zu finden, das ihn interessieren könnte. Ich zog meine Beine nun an, sodass meine Füße auf dem Sofa Platz fanden und schlang meine Arme um die Beine. Gelangweilt legte ich meinen Kopf auf meinen Knien ab und starrte gedankenverloren durch den Raum.

Erst ein Schnippsen und Rukis Hand vor meiner Nase mit einem "Erde an Uru! Bitte melden!" ließen mich aufhorchen.

Ich blinzelte einige Male. Ruki musste mich wohl schon ein paar Mal gerufen haben, denn er sah ziemlich beleidigt aus und sah mich prüfend an. Dabei hob er sacht eine Braue und es sah aus, als würde sein Hirn gerade Hochhleistungen bringen. So wirklich vorstellen konnte ich mir allerdings nicht, worüber er sich da seine Gedanken machte. Es war für mich auch so schon schwer ihn irgendwie einzuschätzen.

"Ano... Was ist?" Und an seinen Gesichtszügen konnte ich ablesen, dass er gerade ziemlich eingeschnappt war. Ich brachte nur ein müdes Lächeln zu stande. Ich musste wohl irgendetwas wichtiges verpasst haben. Ruki verschränkte demonstrativ seine Arme vor seiner Brust und zog einen Schmollmund. Ehhh~ herrje. War er jetzt etwa sauer auf mich? Naja. Bis jetzt hatte ich schon mitbekommen, dass das bei Ruki nicht viel hieß. Langsam glaubte ich echt, dass er ein Aufmerksamkeitsdefizit hatte.

Ich konnte den Kleinen aufseufzen hören, ehe er aufsprang und seine Hände in die schmale Hüfte stemmte. "Hast du mir etwa wirklich nicht zugehört?!" Auf mein verlegenes Kopfschütteln hin, seufzte Ruki nur und schnippte mir frech gegen die Stirn. Ich sah ihn einfach nur perplex an.

"Hey~" Nun lachte der Kleine wieder und deutete mit einem Nicken auf den Fernseher. "Ich hab dich gefragt, ob du mit mir ein Rennen machst..." Ein... Rennen?! Er meinte wohl irgendeine Spielkonsole. Naja. Warum eigentlich nicht? Also lächelte ich meinen Gegenüber an und bejahte dessen Frage.

"Er macht dich fertig.", hörten wir dann Aoi lachend sagen und ich drehte mich gen Küchentür, wo er am Türramen gelent dastand - seine Arme verschränkt haltend. Daraufhin gackerte der Blonde und schaltete das Spiel auch schon ein. Ich zuckte lediglich mit den Schultern und bekam dann von Ruki auch schon einen Kontroler in die Hand gedrückt.
 

Wie Aoi es mir vorraus gesagt hatte, hatte ich alle sieben Rennen, zu denen Ruki mich gebracht hatte, verloren. Aber das machte mir nichts. Es war schon etwas später. Ich lag auf meinem Bett. Ich hatte keine Lust mehr noch on zu gehen, auch wenn ich mich gerne noch mit Yune unterhalten hätte. Mein Kopf dröhnte allerdings noch von dem Spiel, da würde mir der Laptop zusätzlich sicher nicht sonderlich gut tun. Ich hatte nicht die Befürchtung, dass Reita plötzlich reinplatzen könnte. Er hatte allen klar gemacht, dass er bei einem Kumpel sein würde und wir ihn dort finden könnten. Also war ich ersteinmal sicher. Ich dachte noch eine Weile über die momentane Situation nach. Ich hatte bisher fast täglich mit meiner Mutter telefoniert, weil sie mich öfters angerufen hatte. Ich griff nun nach meinem Handy und begann eine SMS zu schreiben. Anrufen wollte ich um diese Uhrzeit nicht mehr. Vielleicht würde ich Yune dadurch ja nur aufwecken und das wäre mir selbst unangenehm. Okay. SMS war nicht viel besser, aber auf die konnte er einfach nicht antworten oder so. Wie dem auch sei. Darum machte ich mir nicht weiter einen Kopf, sondern konzentrierte mich auf das Eintippen der Nachricht:
 

'Hey, YunYun.

Gomen, wenn ich dich jetzt geweckt oder so, wollte aber nicht mehr so spät anrufen.

Falls du noch wach bist, kannst du ja zurückrufen... würd gern mal wieder deine Stimme hören.

Aber nur wenn du möchtest, natürlich.

Gruß Uruha'
 

Nicht sonderlich einfallsreich, dessen war ich mir bewusst. Aber wo morgen mein erster Schultag war, wäre es sicher beruhigend nocheinmal mit meinem besten Freund zu telefonieren. Ich bestätigte das Senden und legte mein Handy dann auf den kleinen Nachtschrank der neben meinem Bett stand und rollte mich dann auf den Rücken, um wie schon so oft meine Zimmerdecke anzustarren. Ich wartete geradezu auf ein Klingen von meinem Handy, lauschte wirklich auf jedes Geräusch, auch wenn ich bezweifelte, dass Yune mich noch zurückrufen würde. Er hatte ja auch morgen Schule, sofern er nicht krank war oder so. Nun bereute ich es schon wieder ihn einfach dreisterweise gestört zu haben. Ein Seufzer ging über meine Lippen. Immer wieder zweifelte ich an meinen eigenen Entscheidungen. Das war wirklich gut für mein Selbstvertrauen. Ich schloss schon meine Augen und konnte ein leises Gähnen nicht unterdrücken. Ich streckte mich genüsslich und wäre sicher auch gleich eigneschlafen, als mich das Klingeln meines Handys hochschnellen ließ. Nani?! Er rief doch an? Mit einem Lächeln griff ich dann auch schon nach dem klingelnden Ding und drückte auf den grünen Hörer. Auf den Display, wer mich wohl anrufen könnte, schaute ich gar nicht erst.
 

"Moshi Moshi", meldete ich mich gleich zu Wort, ohne, dass mein Lächeln verschwand. Ich freute mich schon darauf seine Stimme zu hören.

"Kou?"

"Hai."

"Ich wollte mich nur melden...wegen deiner SMS..."

Das dachte ich mir schon. Ich hielt mir mein Handy ans Ohr, während ich mich zurück auf die Kissen lehnte. Ich war zwar hundemüde, aber trotzdem gut gelaunt.

"Das ist lieb von dir. Hab ich dich auch nicht gestört?"

Unangenehm wäre das nämlich auf jeden Fall. Das wäre für mich einfach zu schrecklich. Aber, wenn er schon zurückrief...

"Nein. Du störst mich doch nie. Aber ist alles in Ordnung?"

"Hai, wollte nur mal wieder deine Stimme hören."

"Gut. Wie läufts so? Gehst du schon wieder zur Schule?"

Bei dem Thema musste ich mir einen Seufzer verkneifen. Schule. Ich ging zwar gern hin und lernte auch immer, war eigentlich kein schlechter Schüler, aber trotzdem gab es dabei einige Dinge, die ich lieber mied...

"Mehr oder weniger. Morgen ist mein erster Tag und ich hab ein wenig Bammel davor."

"Ach das wird schon! Und wenn die ein Problem mit dir haben haben die auch bald eins mit mir."

"Trotzdem. Du kennst mich doch. Ich bin einfach viel zu ängstlich."

Ein leiser Seufzer verließ meine Lippen und ich schloss meine Augen. ich war wirklich viel zu leicht einzuschüchtern und ängstlich. Ich musste wirklich lernen mich zu wehren, sonst würde ich noch ganz schöne Schwierigkeiten bekommen. Es war ja nicht so, dass ich nicht schon einmal vorgekommen wäre, aber daran wollte ich im Moment auch gar nicht denken.

"Und genau das musst du ändern! Ich meine ich kann nicht auf dich aufpassen wenn du in Tokyo bist!"

"Ich muss auch lernen auf mich selbst aufzupassen."

"Mhm. Aber das kannst du nicht, wenn du von vornherein abblockst! Du musst eben ein wenig aus dir herauskommen."

"Du hast ja Recht. Wenigstens muss ich nicht ganz allein gehen."

Yune stutze, das konnte ich an seiner Pause bemerken. Hatte ich was Falsches gesagt? Wirklich vorstellen konnte ich mir das ja nicht.

"Und wie darf ich das verstehen?"

"Naja. Ruki, Kai und..." Ich legte bewusst eine kurze Pause ein. Ich war nicht sicher, ob ich ihn wirklich erwähnen sollte, aber nun war es eindeutig zu spät, also fuhr ich fort. "... Reita gehen auch auf diese Schule."

"Achso."

Erneut konnte ich mir einen Seufzer nicht verkneifen. Seine Stimme zu hören verursachte schon ein wenig Heimweh, er war schließlich mein bester Freund und wir sahen uns eigentlich fast jeden Tag, aber jetzt? Jetzt war es das erste Mal seit über einer Woche, dass ich seine Stimme höre.

"Weißt du was?"

"Mh?"

"Ich vermiss dich ganz schön."

Am anderen Ende der Leitung konnte ich Yune lachen hören, sodass ich meine Augen wieder aufschlug. Was war denn daran so lustig?

"Ich dich auch Kou!"

"Schade, dass wir uns jetzt nicht mehr sehen können", murmelte ich leise. Ich fand es wirklich schade. Ich hatte niemanden mehr, der so für mich da war und dem ich mich anvertrauen konnte. Bei Aoi oder Kai traute ich mich noch nicht so recht den Mund aufzumachen.

"Ich komm dich besuchen!", erwiederte Yune direkt, sodass ich stutzte. Das kam ja jetzt fast wie aus der Pistole geschossen. Nun hatte er mich doch tatsächlich neugierig gemacht. Ich freute mich ja jetzt schon. Aber wann plante er denn zu kommen?

"Nani? Und wann?"

"Wann immer du willst. Von mir aus jetzt gleich."
 

"J-jetzt?! Und... Schule?"

"Pff, ist doch egal. Wenn ich ein zwei Wochen fehle... merkt doch eh keiner."

"Ich will aber nicht, dass du meinetewegen in Schwierigkeiten kommst, YunYun."

"Ich komme nicht in Schwierigkeiten, du kennst mich doch."

"Aber das sind doch ein paar Stunden Zugfahrt. So spontan fährt doch sicher kein Zug. Und wenn du kämst, wär ich doch eh schon am schlafen."

Jetzt musste ich ihn irgendwie davon abbringen einfach spontan herzukommen. Was würden denn meine Mitbewohner sagen? Ich konnte doch nicht einfach so Besuch bekommen, der auch noch über Nacht blieb! Das würde ich doch ersteinmal mit ihnen besprechen müssen!

"Dann wecke ich dich oder übernachte vor eurer Haustüre."

"Eh?" Ich begann unwillkührlich zu lachen. Das war einfach seine Art. Er heiterte mich himmer wieder auf. "Das wäre irgendwie typisch."

Nun konnte ich auch Yune lachen hören und ein Lächeln blieb auf meinen Lippen zurück. Ich mochte ihn wirklich sehr. Er war immer für mich da.

"Okay dann komme ich jetzt."

"Ich seh aber schrecklich aus!", sagte ich und spielte geschockt. Er konnte jetzt nicht einfach hier aufkreuzen.

"Wenn das deine einzigste Sorge ist!"

Und wieder drang sein Lachen an meine Ohren, während ich meine Augen langsam erneut schloss. Ich lächelte die ganze Zeit über.

"Ich will eben nicht aussehen wie ein Monster, wenn du kommst.", meinte ich gespielt empört. Das wollte ich wirklich nicht. Aber er schien den Plan jetzt sofort zu kommen glücklicherweise verworfen zu haben...

"Soll ich mich jetzt geehrt fühlen?", fragte Yune mich amüsiert.

"Denk doch was du willst."

"Also ich pack dann schnell ein paar Sachen und geh zum Bahnhof. Bis später!"

"Warte! Ich hab eine andere Idee! Dann kann ich das noch mit meinen Mitbewohnern klären!"

Das stimmte allemal. Da kam mir langsam eine Idee. Wie wäre es denn, wenn er über das Wochenende kam? Das wäre sicher gut. Da konnten die Anderen wohl auch nichts dagegen haben.

"Hm?"

"Wie wäre es denn, wenn du übers Wochenende kommst?"

"Auch okay." Wieder konnte ich ihn lachen hören, sodass ich lächeln musste. "Hauptsache ich bekomme dich mal wieder zu Gesicht."

"Ich freu mich schon.", meinte ich gähnend.

"Ich mich auch." Er legte eine kurze Pause ein, die ich geduldig abwartete. "Hörst dich ja ganz schön müde an. Dann lass ich dich mal schlafen und melde mich später wieder."

"Hai, schon. Daisuki, YunYun. Schlaf gut.", sagte ich noch lächelnd an ihn gerichtet.

"Daisuki Kou und gute Nacht."

"Nacht."

Dann legte er auf und auch ich legte mein Handy beiseite. Dann raffte ich mich vom Bett auf, begann mich umzuziehen. Dabei blickte ich immer mal wieder aus dem Fenster, wo mittlerweile alles düster war. Doch Tokyo schlief nie. Einige Lichter konnte ich in der Ferne blinken sehen. Doch darum kümmerte ich mich nicht, sondern ließ einfach die Rolladen herunter. Nach wenigen Momenten hatte ich mich dann auch noch komplett zum Schlafengehen angezogen und schlug die Decke beiseite, um besser drunterschlüpfen zu können. Ich legte mich hin, deckte mich bis zum Kinn zu. Meine Augen fielen mir recht schnell zu und ich glitt in einen traumlosen Schlaf.
 

"...-stehen!" Ich gab einen müden und verschlafenen Laut von mir, ehe ich mich auf die Seite drehte. Ich wollte den Weckrufen nicht nachgeben. Doch mein persönlicher Wecker gab keine Ruhe.

"Uru-chan! Aufstehen! Los, raus aus den Federn!", quäkte Ruki und zog mir letztendlich die Decke weg. Sofort zog ich meine Beine enger an meinen Körper - fast wie eine Embryo-Haltung. Wieder gab ich nur einen Laut von mir, hielt meine Augen weiterhin geschlossen. Dann spürte ich allerdings wie die Matratze ein wenig nachgab. Folglich musste gerade jemand auf meinem Bett sein, aber daran störte ich mich nicht. Ich wollte noch schlafen. Schon beugte der Zwerg sich über mich und piekte mich mit einem Finger in die Seite. "Aufsteheeeeeeee~n!" Er wollte einfach nicht locker lassen und durch das Pieken schlug ich sofort die Augen auf, begleitet von einem Quieken meinerseits.

Ich setzte mich ruckartig auf und knallte mit meinem Kopf gegen den des Blondschopfes. Sofort wanderten unsere Hände je an die gestoßene Stelle und uns entfuhr gleichzeitig ein deutliches "Aua~"

Ruki ließ seine Hände sinken und ich tat es ihm gleich. Einen Moment sahen wir uns nur schweigend an, dann begann der Blondschopf zu lachen. Zuerst sah ich ihn einfach nur verdutzt an, begann dann allerdings wieder zu lächeln. So wollte ich am Liebsten nicht mehr geweckt werden. So einen Schreck wollte ich nicht jeden Morgen erleben. Schon sprang Ruki wieder auf und begann dann an meinem Arm zu ziehen.

"Los Uru, aufstehen! Wir müssen bald los!" Ich sah ihn mit fragendem Blick an. "Los?"

"Na in die Schule du Läuchte!", meinte Ruki grinsend und erst jetzt fiel mir auf, dass Ruki schon vollständig angezogen durch die Gegend turnte. Ich sah ihn ein wenig verdutzt an, ehe ich mir langsam durch die Haare fuhr. Ich sah den Blonden nochimmer ein wenig verschlafen an und murmelte ihm entgegen: "Wann müssen wir los?"

"In einer halben Stunde fährt der Bus, also in zwanzig Minuten.", meinte Ruki wie selbstverständlich und zuckte sachte mit den Schultern. Sofort war ich hellwach und sah ihn einfach nur ungläubig an. Nani?! Ich hatte zwanzig Minuten für meine komplette Morgentoilette?! Das reichte doch nie im Leben. Im nächsten Moment war ich auch schon auf den Beinen, begann hektisch in meinem Schrank zu wühlen. Dort kramte ich wahllos irgendwelches Zeugs raus, schmiss eine Hose aufs Bett, ein farblich passendes Oberteil, ein paar Socken und alles andere was ich noch anziehen wollte. Dann griff ich auch schon die rausgeworfenen Klamotten, klemmte sie mir unter den Arm und hastete aus meinem Zimmer, direkt ins Bad, weches glücklicherweise frei war.

In diesen zwanzig Minuten hatte ich es tatsächlich geschafft mich anzuziehen, mich zu schminken und meine Haare zu stylen. Obwohl das übertrieben war. Ich hatte sie lediglich gekämmt. Für mehr war einfach keine Zeit, das Schminken hatte einfach zu viel in Anspruch genommen. Nun klopfte es an der Badezimmertür.

"Uru, mach Hinne! Sonst verpassen wir noch den Bu~s!" Er hämmerte mit einer Faust auch noch zusätzlich gegen die Tür, sodass ich mit den Augen rollte. "Ja ja, ich komme ja schon!" In dem Moment riss ich die Tür auf und Ruki zog seine Hand nicht zurück - im Gegenteil. Er griff nach meinem Handgelenk und zerrte mich auch schon Richtung Treppe. "Hopphopphopp - Kai wartet sicher schon unten!" Oje. Hoffentlich würden wir keinen Abflug die Treppe runter machen. Und zu meiner großen Verwunderung blieb dies wirklich aus. Ruki schleifte mich noch durch die Küche, wo ich Aoi zuwinkte, der noch mit seinem Frühstück beschäftigt war. Ob der Schwarzhaarige meine Geste erwiederte, konnte ich nicht sehen, da der Zwerg mich auch schon durch die Tür geschleift hatte. Meine Tasche stand im Flur. Der Braunhaarige hatte mir schon gestern erklärt, was ich brauchen würde und wir hatten sie zusammen gepackt, daraufhin gleich an die Tür gestellt.

Kai nickte mir lächelnd zu und ich erwiederte die Geste, ehe ich nach meiner Tasche griff, nachdem ich mich von dem Blondschopf gelöst hatte. Zusammen gingen wir nun durch das Treppenhaus. Ich konnte Reita nicht entdecken. Nicht, dass mich diese Tatsache stören würde, aber... ging er denn heute nicht in die Schule? Kai hatte schon angedeutet, dass er dies selten tat, also gab ich mich mit einem Schulternzucken zufrieden und beschloss die anderen nicht nach ihm zu fragen. Wir kamen gerade rechtzeitig an der Bushaltestelle an, die etwa sieben Minuten Fußweg von unserer Wohnung entfernt war. Wir stiegen in den Bus, belegten gleich den Vierersitz. Ich saß neben Kai, Ruki gegenüber. Der Platz neben dem Zwerg wurde die ganze Fahrt über nicht belegt, da er - dreist wie er war - einfach seine Tasche darauf platziert hatte. Ich hatte das Gefühl die ganze Zeit komisch gemustert zu werden...
 

Den letzten Fußweg bis zu dem tristen Schulgebäude nahm ich kaum wahr. Ich sah stumm auf meine Füße. Und auf die Nachfragen von Ruki und Kai, ob es mir gut ginge, nickte ich nur stumm. Ein seltames Gefühl übermannte mich. Was es wahr? Angst vielleicht. Unwissenheit über das, was nun auf mich zukam? Ich war ganz klamm, wollte nicht zu meinen neuen Klassenkameraden, wollte nicht deren Blicke auf mir spüren - nein. Nicht schon wieder. Aber ich würde wohl nicht drum herum kommen. Also auf in den Kampf. Am Ende eines schlicht gehaltenen Ganges, trennte sich Kai von uns. Er war schließlich auch in einer der oberen Klassenstufen, wo er doch zwei Jahre älter als der Zwerg und ich war.

Ruki führte mich direkt ins Klassenzimmer. Etwas zögerlich stand ich noch vor der Tür, wollte eigentlich gar nicht reingehen. Aber ich musste ja in die Schule, wollte auch gewissermaßen. Nur auf Mitschüler konnte ich verzichten. Oder sie auf mich - je nach dem, wie man es betrachtete. Diesen Gedanken schob ich beiseite, als Ruki mich an der Schulter antippte und mir einen fragenden Blick zuwarf. Ich schüttelte nur lächelnd den Kopf, woraufhin Ruki mich skeptisch musterte, es aber dabei belies, wofür ich ihm sehr dankbar war. Dann öffnete er die Tür. Es waren wohl noch nicht alle Schüler da, da die Klasse noch ziemlich leer war.

Schon konnte ich die neugierigen Blicke auf mir spüren und einige beugten sich zu ihren Banknachbarn und begannen zu tuscheln. Meinen Blick richtete ich auf meine Füße, die ich im Moment unglaublich interessant fand.

Ruki griff nach meinem Unterarm, als er merkte, dass ich mich von allein wohl ersteinmal nicht wieder vom Fleck bewegen würde und zog mich hinter sich her. Ich wehrte mich gar nicht. Er ließ sich wohl auf seinen Platz fallen und deutete neben sich, als wolle er mir sagen 'Setz dich, da is noch frei'. Ich leistete seiner Geste Folge und ließ mich auf den Stuhl neben dem Blondschopf fallen. Ich war froh darüber nicht allein an einer Bank sitzen zu müssen, oder womöglich noch neben einem Fremden zu sitzen. Das wäre echt... zu schrecklich für mich. Ich starrte nun stumm auf die Tischplatte. Der Blondschopf neben mir runzelte über mein Verhalten nur die Stirn. Als er mich ansprach reagierte ich nicht und so lehnte er sich ein wenig schmollend zurück und verschränkte seine Arme knapp unterhalb seiner Brust.
 

Erst als der Lehrer das Klassenzimmer betrat und auch die restlichen Schüler eingetreten waren und mich ausgiebig gemustert hatten, hob ich meinen Blick.

"Ohayo!", meinte der Herr mittleren Alters bestimmt an uns gerichtet. Nachdem das allmorgendliche Ritual vollzogen wurde, sah der Sensei zu mir und nickte mir zu, gab mir mit einer Geste unmissverständlich zu verstehen, dass ich nach Vorne treten sollte. Ich schluchte sacht, erhob mich dann allerdings dennoch zögerlich. Ich wollte ja nicht gleich von Anfang an als soetwas wie ein Rebell oder so dastehen, weil ich der Aufforderung eines Lehrers nicht nachkam. Mit weichen Knien stellte ich mich dann neben den Sensei, hatte nun alle Blicke wieder auf mich gezogen. Hilfe. Ich hasste solche Situationen wirklich. Ich wollte weder auffallen, noch im Mittelpunkt stehen. Ich war eher von der Sorte Mensch, die sich stillschweigend in eine Ecke verkrochen.

"Dann stell dich mal deinen Mitschülern vor.", meinte der Mann mit einem Lächeln an mich gerichtet, welches ich mit einem Nicken erwiederte. Mit den Lehrern kam ich immer sehr gut aus. Ich wusste auch nicht so recht warum, aber es war nuneinmal so. Da sah das mit meinen Mitschülern leider ein wenig anders aus. Aber daran wollte ich gar nicht denken, also vertief die Gedanken nicht, Uruha! Innerlich zwang ich mich nun mein Lächeln aufrecht zu erhalten und verbeugte mich vor der Klasse, die wohl ab sofort meine Mitschüler waren, mit denen ich lernen musste auszukommen. Oder, die lernen mussten mit mir auszukommen.

"Ohayo, Takashima Kouyou, desu.", stellte ich mich vor. Ein Raunen ging durch die Klasse. Wieder tuschelten einige Schüler miteinander, aber ich hörte so gut es ging weg. Ich wollte gar nicht wissen, über was sie da redeten. Der Lehrer nickte sachte und bat mich, mich doch bitte wieder hinzusetzen. Er ahnte gar nicht, wie gern ich dieser Bitte nachging.

Als ich wieder neben dem Blondschopf saß, sah er mich ein wenig verwundert an. Gerade beugte er sich ein wenig zu mir herüber, um mir etwas ins Ohr zu flüstern, als er von der tiefen stimme des Lehrers unterbrochen wurde. "Matsumoto! Denk gar nicht mal dran!" Schon zuckte Ruki zusammen und setzte sich wieder richtig auf seinen Platz, nicht ohne dem Sensei noch einen beleidigten Blick zuzuwerfen, sodass sie Klasse anfing zu lachen.

Ich nahm mal an, dass er hier soetwas wie der Klassenclown war. Naja. Ich brachte lediglich ein müdes Lächeln zustande und Ruki streckte dem, sich gerade umdrehenden Mann, die Zunge raus und schnitt dabei eine Grimasse.

Dem folgenden Unterricht folgte ich aufmerksam, so wie ich es immer tat. Und wie immer, traute ich mich nicht mich zu melden, gab nur Antwort, wenn ich gefragt wurde und versuchte die Blicke, die nochimmer auf mir hafteten krampfhaft zu ignorieren. Mein feminines Auftreten eckte nuneinmal an. Dabei hatte ich gehofft, dass es hier anders war, schließlich schminkten meine Mitbewohner sich auch. Gut. Wirklich miteinander vergleichen konnte man das ja auch wieder nicht, aber trotzdem. Wenigstens tuschelten sie nur und warfen mir komische Blicke zu. Solange ich nicht mitbekam, was sie da hinter meinem Rücken redeten, war es in Ordnung. Worte, die man nicht hört, können einen schließlich nicht verletzen. Sollten sie doch reden. Aber dies sollten sie so tun, dass ich es nicht hören konnte.
 

Schon bald klingelte es - die Stunde war beendet. Ich drehte mich zu Ruki um, hielt dabei meinen Kopf schief gelegt. Sofort öffnete ich meinen Mund, um eine Frage auszusprechen, die mich schon die ganze Zeit im Unterricht beschhäftigt hatte: "Matsumoto?"

"Hai. Ruki ist nur mein Spitzname.", erklärte mir der Blondschopf und lehnte sich zurück. Ich sah ihn interessiert an. "Und wie ist dein richtiger Name?" Ich war froh, dass ich wenigstens mit einem meiner Klassenkameraden sprechen konnte, ohne Angst vor blöden Kommentaren oder so haben zu müssen. Ruki war zwar ein Fall für sich, was seine Ausdrucksweise betraf und er sagte oft Dinge, von denen ich nicht wusste, wie ich sie nun interpretieren sollte, aber ansonsten fand ich ihn sympathisch. Er war jemand, der es immer schaffte Stimmung zu verbreiten. Woran das wohl lag. Vielleicht an seinem kindlichen Verhalten? Ich wusste es nicht so genau.

Der Zwerg neben mir sah mich ein wenig verwundert an. "Matsumoto Takanori.", murmelte er dann und zuckte sachte mit den Schultern. Ich blickte zu ihm. Dass er sich bei dem Namen einen Spitznamen zulegte, wunderte mich nicht. Er brauchte etwas, was man schnell und mit Nachdruck rufen konnte. Ein sachtes Lächeln umspielte meine Lippen, sodass der Blondschopf mich mit gehobener Braue ansah. "Is' was?", fragte er und ich schüttelte nur den Kopf.

"He, Neuer!" Ich drehte meinen Kopf gleich zur Seite, natürlich fühlte ich mich sofort angesprochen. Wer war denn hier außer mir sonst noch neu? Mit fragendem Blick sah ich ihn das Gesicht eines meiner Mitschüler, der mich überlegen angrinste.

"Bist du sicher, dass du keine 'Neue' bist?!" Einige Jungs hinter ihm begannen lauthals zu lachen. Nani?! Ich hatte es ja geahnt. Jetzt fing das schon wieder an. Es mochte an sicih ganz harmlos klingen, was er da sagte, aber irgendwie war es doch verletztend. Er kannte mich doch gar nicht. Doch ehe ich etwas sagen konnte, war der Zwerg neben mir auch schon von seinem Platz aufgesprungen.

"Und bist du dir sicher, dass du dein Hirn noch nicht verloren hast?!" Mit finsterem Blick sah der Andere Ruki dann an, doch dieser schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. "Gomen, ich vergaß. Wie kann man auch etwas verlieren, was man nie hatte?!" Nun war die Geduld des Mitschülers am Ende. Er konnte sich wohl vor seinen Kumpels nicht so demütigen lassen. Schon gar nicht von einem Zwerg. Herrje. Ruki. Bring dich doch nicht wegen solchen Kleinigkeiten in Schwierigkeiten, bat ich im Stillen, brachte aber immernoch kein Wort raus, sondern blickte nur stumm auf die Tischplatte.

"Du kleiner Zwerg...! Willst du, dass ich dir die Fresse poliere?!" Wie zur Demonstration knackte der Andere mit seinen Fingerknöcheln, was den Blondschopf kalt zu lassen schien. Er verschränkte nur mit gehobenen Augenbrauen die Arme vor der Brust und streckte seinem Gegenüber erneut die Zunge raus.

"Willst du einen Schulverweis riskieren?" Wie es aussah hatte mein neuer Mitschüler schon einigen Dreck am Stecken, sonst würde Ruki wohl kaum soetwas ansprechen. Naja. Andererseits. Ich wusste ja noch nicht wie an dieser Schule solche Dinge gehandhabt wurden. Zu meiner Verwunderung ließ der Andere mit einem Schnauben von dem Zwerg ab und ging zurück zu seinem Platz. Seine Freunde waren ihm schnell gefolgt und nun unterhielten sie sich miteinander.

Ich beugte mich ein wenig zu dem Zwerg neben mir und brachte nur ein leises "Arigatou." heraus. Der Blondschopf winkte allerdings nur ab. Es schien für ihn wohl selbstverständlich zu sein, dass er mir einfach half. Ich lächelte ihn an, was er erwiederte.
 

Nach einer weiteren Schulstunde war dann endlich Pause. Zusammen mit Ruki mache ich mich auf den Weg zum Schulhof. Dort brauchten wir nicht lange nach Kai zu suchen. Dort berichtete der Kleine direkt von der Situation in der Klasse, wo er - wie er gesagt hatte - den anderen 'total fertig gemacht hatte'. Der Braunhaarige fragte mich daraufhin, ob alles in Ordnung sei und ich nickte lediglich sacht darauf.

Ruki fuhr unbeeirrt fort. Ich senkte kurz meine Lider, ehe ich tief durchatmete und mich an den Braunhaarigen wandte.

"Kai? Wo sind die Toiletten?", fragte ich ihn leise und er deutete in eine Richtung. Ich bedankte mich kurz und trottete auch schon los. Ich brauchte ein wenig Zeit für mich. Ich musste unbedingt nachdenken. Yune hatte recht, ich musste mehr aus mir herraus gehen, damit meine Klassenkameraden mich aktzeptierten. Aber wie sollte ich das anstellen. Ich sehnte das Wochenende herbei. Dummerweise war heute erst Mittwoch. Ich würde noch ein paar Tage ohne ihn aushalten müssen. Und ich glaubte auch nicht wirklich, dass er eine wirkliche Lösung für mein Problem wusste.

Ich öffnete die Tür und trat ein. Ich machte mir nicht die Mühe mich großartig umzusehen. Wie sollte es auf einem Jungenklo auch schon aussehen? Ich stellte mich vor eines der Waschbecken und starrte eine Weile lang einfach nur in jenes hinein. Als ob es sehr spannend wäre. Ich seufzte leise, ehe ich meinen Blick hob und in den Spiegel sah. Ich sah schweigend hinein, mit ausdruckslosem Gesicht. Und wieder machte sich eine Frage in mir breit...

"Doshite?" Warum? Warum immer ich? Warum war ich so anders? Warum konnte ich nicht so aktzeptiert werden, wie ich war? Was war denn so schlimm an mir? Ich seufzte. Die Menschen waren schon seltsame Wesen. Alles, was sie nicht kannten, wurde misstrauisch betrachtet und am besten gar nicht erst erforscht. Nein. Lieber wurde es vernichtet, anstatt man sich die Mühe machte dieses Etwas kennenzulernen. In meinem Fall war es nicht anders. Ich war nicht so wie sie, also gehörte ich nicht dazu. Was für eine engstirnige Einstellung. Wieder sah ich auf das Waschbecken. Ein paar Jungs gingen rein, andere kamen wieder raus. Keiner von ihnen beachtete mich großartig. Naja. Wenigstens machten sie sich nicht über mich lustig oder so. Da hatte ich immerhin ein bisschen Glück gehabt. Ein seltsames Gefühl der Leere machte scih nun in mir breit. Was war nur los mit mir? Ich kam mir vor wie ein hilfloses kleines Kind. Warum war das so? Ach, Uruha, mach dir doch nichts vor. Du weißt es ganz genau. Hai. Ich fühlte mich einsam. Meine Mutter war nicht mehr da, Yune war nicht mehr da. Aoi, Kai und Ruki mochte ich zwar, aber sie konnten meine Familie und meinen besten Freund nicht ersetzen. Es wäre auch falsch so zu denken. Also schüttelte ich den Kopf. Wieder verließen einige meiner Mitschüler die Toilette und nun war ich allein. Ich konnte jedenfalls keine Stimmen mehr hören. Es konnte mir ja egal sein.

Also wagte ich erneut einen Blick in den Spiegel. Doch was ich nun sah, ließ mich vor Schreck meine Augen weit aufreißen...!
 

Erschrocken blickte ich in das Spiegelbild. Dort sah ich nicht nur mein Gesicht. Doch das Andere, war bei Weitem nicht unbekannt. Ich fuhr herum und blickte sofort in ein dunkles Augenpaar, begleitet von einem Grinsen. Kami! Ich glaube ich habe mich noch nie so sehr erschreckt. Nun machte er einen Schritt auf mich zu.

"Warum denn so nachdenklich?", fragte er mich mit seiner tiefen Stimme und allmälich kehrte in meinem Kopf wieder Ruhe ein und ich begrub all meine Fragen für einen Moment. Nun. Wehr dich Uruha! Ich hatte mir vorgenommen mich erst recht gegen ihn zu behaupten, damit er mich in Ruhe ließ. Bis jetzt hatte noch keiner meiner Versuche etwas bewirkt, aber ans Aufgeben dachte ich nicht. Nein. Dieses Mal nicht.

"Warum nicht?", stellte ich also eine Gegenfrage, da ich einfach keine Antwort auf die seine fand. Eigentlich war es ja auch eine gute Frage gewesen. Warum war er eigentlich so nachdenklich? Je länger ich darüber nachdachte, desto bewusster wurde mir, dass ich selbst keine Antwort wusste. Jetzt bloß nichts anmerken lassen, auch wenn er es sicher doch bemerkt. Sachte schüttelte ich den Kopf, um diesen Gedanken zu vertreiben.

Wieder machte er einen Schritt auf mich zu. Ich konnte schlecht nach Hinten ausweichen, da ich bereits an das Waschbecken stieß. Trotzdem versuchte ich mir von meiner Unsicherheit nichts anmerken zu lassen. Nochimmer lag ein Grinsen auf den Zügen meines Gegenüber.

"Soll mich das jetzt beeindrucken, Barbie?", fragte er und ich hob sacht eine Braue. Warum sollte ich ihn beeindrucken wollen? Ne, halt. Das war ja ein Widerspruch in sich. Natürlich wollte ich ihn beeindrucken, damit er endlich merkte, dass ich mir nicht alles gefallen ließ. Ich wollte mich ändern. Nun musste ich auf mich selbst aufpassen. Ich schluckte sachte und sah meinen Gegenüber durchdringlich an. Ich erwiederte nichts auf seine Frage. Nun stand er mir direkt gegenüber. Oh Kami! Nein. Nicht schon wieder! Der nutzte wirklich jede Gelegenheit!

Ich konnte bereits wieder seine Hand an meinem Kinn spüren und nun wurde ich langsam sauer. Ja, auch ich kann sauer werden, kaum zu glauben, ich weiß. Aber langsam platzte mir endgültig der Kragen. Er kam mit seinem Gesicht dem meinen nun immer näher. Und ich rührte mich einfach nicht. Ich sagte auch kein Wort, war geradezu erstarrt. Ich befand mich fast schon in einer anderen Welt, blickte starr geradeaus, in die dunklen Augen, die mein Gesicht fixierten. Ich bewegte mich nicht. Nur ein Lidschlag meinerseits verriet, dass ich lebte, keine Puppe war. Er kam meinen Lippen immer näher und näher, unaufhaltsam...
 

Klatsch!

Ich starrte meinen Gegenüber an, der nun wieder einen Schritt von mir entfernt stand. Ich sah aus den Augenwinkeln auf meine rechte Hand, die ich erhoben hatte, dann wieder zu ihm. Ein roter Schimmer war auf seiner Wange zu erkennen. Ich... hatte ihn geschlagen?! Ihm... eine Ohrfeige verpasst?! Ich blinzelte einige Male, mein Atem ging ein wenig schneller als es normal wäre.

Er sah mich einfach nur fassungslos an, war nicht minder überrascht als ich selbst. Doch er gewann seine Fassung schneller zurück, als es mir vergönnt war. Er legte seinen linken Handrücken auf die gerötete Stelle, wieder konnte ich dieses Grinsen auf seinem Gesicht erkennen.

"Nicht schlecht, Barbie. Du kannst dich ja doch wehren.", meinte er lediglich und ich erwachte aus meiner Starre. Sollte das jetzt etwa ein Kompliment sein?

"Was erwartest du?! Wir sind in der Schule!", gab ich trocken von mir und ließ meine rechte Hand sinken. Mein Gegenüber hatte dafür nur ein müdes Lachen übrig. "Soll das heißen, woanders hättest du dich nicht gewehrt?!"

"Iie! Aber wie kommst du dazu, mich nichtmal in der Schule in Ruhe zu lassen, Reita?!" Naja. Eigentlich konnte ich mir da schon ein paar Dinge ausmalen. Wenn er wirklich ein Punk war, lehnte er ja so oder so das ganze System ab. Da würde es ihn wohl eher wenig interessieren, ob er sich Ärger einhandelte oder nicht.

"Tse. Die Schule geht mir am Arsch vorbei." Hatte ich es mir doch gedacht. Ich machte meinen Mund auf, um Etwas zu erwiedern, als auch schon die Toilettentür aufschwang und Kai und Ruki eintraten. Ruki sprang sogleich auf mich zu und zog an meinem Arm. Ich bedachte ihn mit einem fragendem Blick, woraufhin er grinsend ein "Wir dachten schon, du seist ins Klo gefallen." zum Besten gab. Stimmt ja. Ich war ziemlich lange weg gewesen. Ich hatte die Beiden schlichtweg vergessen. Ich hätte gar nicht herkommen sollen. Andererseits. Ich hatte es endlich geschafft mich richtig gegen Reita zu wehren. Er hatte danach auch keinen weiteren Versuch gestartet mir irgendwie zu nahe zu kommen. Gut. Eine wirkliche Möglichkeit hatte er ja auch nicht gehabt, da die Anderen aufgetaucht waren.

"Heute doch mal in der Schule, Reita?", fragte der Braunhaarige den Punk. Dieser zuckte nur kurz mit den Schultern. "Kann dir doch scheißegal sein, Kai.", knurrte er lediglich und schritt dann an seinem Gesprächspartner vorbei, durch die Toilettentür und verschwand irgendwo auf dem Schulhof. Ich sah ihm nur kurz nach. Kai hatte nur sachte mit den Schultern gezuckt auf die Worte von Reita und wendete sich nun wieder an Ruki und mich.

"Es klingelt glei-" Und schon ertönte die schrille Klingel, die uns unmissverständlich klarmachte, dass wir wieder in unsere Klassen zu gehen und zu Pauken hatten. Kurz sahen wir drei uns an, dann trabte der Blondschopf auch schon vorraus. Dann kam Kai und ich bildete das Schlusslicht. Ich machte mir noch einige Gedanken um mein ebiges Verhalten.
 

Der Rest des Schultages verlief eigentlich ganz ruhig. Die 'netten' Bemerkungen meiner Mitschüler bezüglich meines Aussehens und meiner Verschlossenheit überhörte ich einfach und beschäftigte mich mit meinen Gedanken. Dennoch schaffte ich es nebenbei dem Unterricht zu folgen und konnte jede Frage, die mir gestellt wurde korreckt beantworten. Oft wurde ich auch nicht gefragt, weil ich einfach unscheinbar hinten neben Ruki saß. Mein Aussehen war zwar schon eine Sache für sich, aber da der Rest der Klasse sich ziemlich laut und auffällig verhielt, ging ich quasi unter.

Die Busfahrt zurück verlief ohne Komplikationen und ich hatte meine Ruhe, wofür ich meinen Mitbewohnern dankbar war. Zwar versuchte Ruki ab und an mal mich irgendwie anzusprechen, wurde aber immer wieder von Kai gebeten mich einfach ein wenig für mich zu lassen und ich war froh darüber. Der Kleine nickte zwar widerwillig, kam Kais Bitte dennoch nach.

Zu Hause wartete bereits Aoi auf uns, der Sushi bestellt hatte. Er erhielt ersteinmal eine Standpauke von Kai, weil das rausgeschmissenes Geld wäre und der Braunhaarige doch hätte kochen können. Darauf entgegnete der Schwarzhaarige, dass er aber eben Hunger gehabt hätte und nicht noch hätte warten können, bis wir zurück waren und dann noch mehr hätte warten müssen bis Kai gekocht hatte. Diese Diskussion verfolgte ich mit einem Grinsen und Ruki disskutierte gleich mit, wobei er eigentlich nur immer wieder blöde Bemerkungen abgab.

Von Reita konnte ich keine Spur entdecken, was mich schon ein wenig wunderte. Im Bus hatte ich ihn auch nicht entdecken können... seltsam.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (6)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2009-05-11T23:19:49+00:00 12.05.2009 01:19
Tolles Kapps ^_^
Die Mitschüler sind doch bescheuert *dröpel* Alles was anders ist auszuschließen -.-""
Zum Glück hat Uru ja Ruki^^ xD
..Uruha hat sich gewehrt! Yay! xD
Es wird interessant^^
Erst recht wenn yune irgendwann auftaucht, Reita wird da bestimmt Eifersüchtig oder so.^^
Ich mag Rei.^^
Ob er sich mit den anderen auch mal besser versteht und nicht immer abweisend bleibt...? Ich werd auf jeden Fall weiter lesen.^^
Von:  Armaterasu
2009-02-16T16:22:27+00:00 16.02.2009 17:22
hey, uruh ahat sich gewehrt! *respekt*
das kapitel ist toll ^^ gerade als yune einfach spontan nach tokyo fahren wollte ... ist schön süß gewesen ^^
rei ist irgendwie auch einfahc nur geil ^^ ich frage mcih nur, warum er mit in der wg wohnt, wenn er doch eh keinen an sich ran lässt bzw abwertend gegenüber den anderen ist. ^^°

LG
amy
Von:  Seme-Aoi-chan
2008-10-23T17:41:19+00:00 23.10.2008 19:41
na endlich! sonst schafft er es doch nie!
schön wie er das gemach that!^^
na war auch toll geschrieben auch wen die mitschüler...wirklich schrecklich!^^
Von:  Sweet_Ruki
2008-09-22T11:20:38+00:00 22.09.2008 13:20
Uru!!!! Juhuu endlich hat er ihm eine geklatscht!!!!!!
*freu*
Also ich finde auch, dass das Kapi gut gelungen ist. Uruhas erster Tag in der Schule. Das solche dämlichen bemerkungen der Schüler kommen würden dachte ich mir schon, aber was sollte man denn tun...
Ich hoffe Uru kommt bald mehr aus sich heraus und zeigt den anderen wo es mal hier lang geht und lässt sich nicht mehr so dolle ärgern^^
Von: abgemeldet
2008-08-12T21:42:08+00:00 12.08.2008 23:42
die art des kapitels und ein paar stellen
kommen mir sehr bekannt vor aber egal ಠ_ಠ
Von: abgemeldet
2008-02-03T17:39:54+00:00 03.02.2008 18:39
alsou.. *räusper*
ich weiss nich sou was du an dem chapter nich sou gut findest..
ich fand es sehr gut..
kou tut mir sou leid.. die anderen sind doch alles arschkeckse..
nd rei.. *muahahahah* *kou auf schulter klopf* er hat es verdient..
ich bin gespannt was er wirklich von kou will.. nd YAY!!
YunYun kommt!! <3333~
da kann ja ReiRei ganz schön~ eifersüchtig werdön.. *fies grins*
ano.. was soll ich noch sagen.. *überleg*
danke für den bescheid.. und ich hoffe es geht bald weitöör~
<3


Zurück