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Gesyria

(Der Kampf um Macht und das Überleben der Drachen)
von

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Die Seelenfresser, Teil 1

Kapitel 33
 

Die Seelenfresser, Teil 1
 

Bis zum Sonnenuntergang wird in der Kaserne heftig gewerkelt, je näher das Ende des Ultimatums rückt, desto emsiger werden die Soldaten. Sie haben Serena erlebt, sie wissen, zumindest ahnen sie, zu was sie fähig ist.

Mal abgesehen davon, das die Blauäugige ihre Königin ist..... Sie alle haben eine Menge wieder gut zu machen. Die Handlung der jungen Frau hat großen Eindruck bei ihnen hinterlassen.

Serena versorgt unterdessen, zusammen mit Justus, ihren Cousin.

Toran erzählt ihr dabei, wie es ihm, seit ihrer Rückkehr in ihre eigene Welt, ergangen ist.

„Das wird schon wieder.“, spricht die Schwarzhaarige ihm Mut zu, legt ihre Hand auf seine Schulter. Resigniert seufzt er auf, „Ich weiß nicht. Rudger hat sein Ziel erreicht, niemand wird mir vertrauen. Er hat meinen Ruf zerstört.“ Niedergeschlagen lässt er den Kopf hängen. „Unsinn...“, wiederspricht Serena, „....Rudger erreicht es nur, wenn du es zu lässt und das darfst du nicht.“ Der Prinz schüttelt nur den Kopf, er will es nicht glauben.
 

Nachdenklich betrachtet Serena ihren Cousin, er ist am Boden zerstört, es wird dauern bis er wieder der Alte ist. Baltrock täte ihm bestimmt gut, doch müssen die Beiden noch auf einander verzichten.

Im Augenblick kann die junge Frau ihrem Cousin nicht helfen. „Du solltest dich mal richtig ausschlafen. Morgen früh machen wir einen Ausritt und reden in Ruhe über alles.“, bestimmt sie nun.

„Endlich wieder ruhig schlafen, das wäre schön.“, seufzt Toran sehnsüchtig.

„Mit Verlaub, da kann ich helfen.“, meldet sich Justus. Unfreiwillig hört er das Gespräch mit an. Überrascht blicken ihn Cousin und Cousine an, an den Priester haben sie gar nicht mehr gedacht. Justus läuft wieder ein bisschen rot an, er hat sich gerade wieder daneben benommen. Schlauer wäre es gewesen, wenn er erst mit einem Räuspern auf sich aufmerksam gemacht hätte, aber nein, er plappert gleich los.
 

Die Schwarzhaarige ergreift das Wort, „Wir hören.... in wie weit könnt ihr Toran helfen?“ Ihr Blick ruht auf dem dicklichen Mann.

„Nun, ich könnte ein leichtes Mittel herstellen, das für einen erholsamen Schlaf sorgt.“, erläutert er mit fester Stimme, mit seinen Kräutern kennt er sich aus, da macht ihm keiner was vor.

„Ein Schlafmittel also.“, bringt Serena es auf den Punkt. Der Priester nickt. „Gut, holt es.“, fordert sie ihn auf. Toran braucht unbedingt diese körperliche Erholung, vielleicht geht es seiner Seele dann auch besser.

Justus steht schon an der Tür, als sie ihn aufhält.

„Auch diesmal keine Gespräche.“, warnt sie den Priester. Das fehlt noch, das alle in Theros über das hier gesprochene Bescheid wissen.

„Natürlich nicht.“, empört sich Justus, er ist doch keine Plaudertasche. Ein wissendes Lächeln umspielt Serenas Lippen.

„Dann ist es ja gut. Und jetzt beeilt euch.“, erwidert sie ernst. Mit einer angedeuteten Verbeugung verschwindet der Priester aus dem Raum.
 

„Du bist unglaublich, Serena. Mit Leichtigkeit erringst du den Respekt aller, die dir begegnen. Du bist die geborene Herrscherin.“, bewundert Toran wiederholt seine Cousine. Diese lächelt ihn warm an.

„Das gelingt dir auch. Hast du vergessen....in unseren Adern fließt das gleiche Blut.“, wiegelt sie ab.
 

Schweigen senkt sich zwischen die jungen Leute, Drakos ergreift die Gelegenheit und meldet sich zu Wort.

‚Glaubst du, das du genug Zeit hast, Toran sein Selbstvertrauen wieder zu geben?’ Serena denkt nach, bevor sie antwortet.

‚Nein, wie du weißt, muss ich übermorgen zu deinen Verwandten.’, nach einer kleinen Pause fährt sie fort. ‚ Ach Drakos. Es ist soviel zu tun, mir läuft die Zeit davon. Toran kann ich nur auf den Weg bringen, für mehr habe ich keine Zeit. Dann ist doch auch Seto. Ich sehne mich nach ihm, nach seinen Berührungen. Ich kann und will ihn nicht allein lassen, doch muss ich es. Ich bringe es auch nicht fertig ihn einfach nach Hause zu schicken.’, verzweifelt verstummt sie.

Serena geht ans Fenster, starrt hinaus, Tränen steigen ihr in die Augen.

‚Du schaffst das schon, ich bin ja bei dir.’, versucht Drakos Serena aufzumuntern. Ein trauriges Lächeln erscheint in ihrem Gesicht, ‚Das ist lieb von dir, sei mir nicht böse, aber Setos Umarmung wäre mir im Augenblick lieber.’

Der Drache seufzt übertrieben auf, ‚Das verstehe ich, nur, wenn er da ist, muss ich die meiste Zeit meinen Kopf unter den Flügel stecken.’ Drakos erreicht sein Ziel, Serena lacht leise. ‚Oh ja, du hast es schon schwer.’
 

Toran bemerkt die Traurigkeit Serenas, das verstärkt sein schlechtes Gewissen noch. Serena stellt ihre persönlichen Wünsche alle zurück, um dem Land zu helfen, unermüdlich kämpft sie für eine friedliche Zukunft. Sie kämpft für ein Land, das sie nicht kennt, in dem sie nicht zu Hause ist..... nie zu Hause sein wird. Seine Cousine riskiert ihr Leben für sie alle und er selbst hat versagt, er ertrinkt im Selbstmitleid, kann sich nicht davon befreien. Toran hat keine Ahnung wie er das wieder gut machen soll.
 


 

Während Serena an Seto denkt, kämpft dieser mit seiner Selbstbeherrschung. Silas und seine Männer haben keine Probleme damit, mehrere Stunden im Sattel zu verbringen, sie sind es gewohnt. Der Brünette nicht, er hat noch nie auf einem Pferd gesessen, hier das erste Mal. Seine Muskeln schmerzen, seine Beine sind taub, von seinem Gesäß mal ganz zu schweigen, da hat er das Gefühl, schon auf dem blanken Knochen zu sitzen. Eigentlich ist er froh, das sie keine Pause machen, Seto befürchtet, gar nicht vom Pferd zu kommen, geschweige denn wieder aufsitzen zu können.

Deutlich spürt er den prüfenden Blick Silas, aber Setos Stolz verhindert, das er sich etwas anmerken lässt. Außerdem will er so schnell wie möglich zu Serena, das geht nur ohne viele Pausen.

Die meiste Zeit traben die Pferde in einem hohen ausdauernden Tempo, nur um ihnen eine Verschnaufpause zu gönnen, lassen die Reiter ihre Tiere eine längere Zeit im Schritt gehen.
 

Silas hält sich neben dem Brünetten.

„Sollen wir eine längere Pause machen?“ erkundigt er sich, der Blonde kann sich gut vorstellen, wie sich der Freund seiner Königin fühlt. An dessen Körper dürfte es keinen Muskel mehr geben, der nicht schmerzte.

„Nein, ich brauche keine Pause.“, lehnt Seto ab. Stattdessen treibt er sein Pferd wieder an, der Gedanke an Serena lässt ihn durchhalten. Er will sie endlich wieder in den Arm nehmen, ihre Wärme und ihre Liebe spüren.

Dieser harte Ritt bringt aber auch die Soldaten an ihre Grenzen, zu gern würden sie eine Rast einlegen, aber keiner von ihnen verlangt es. Ihr Stolz verbietet es ihnen, dieser Fremde klagt nicht, verlangt nicht zu Essen oder zu Trinken, so verzichten sie auch. Seine Haltung nötigt ihnen Respekt ab, jeder für sich entscheidet, das ihre Königin eine gute Wahl getroffen hat. Diesem Mann würden sie folgen, er wäre ein würdiger König.
 

Tatsächlich steigen sie nicht einmal vom Pferd, ihr spärliches ’Mittagsmahl’ nehmen sie auf dem Rücken der Tiere ein. Es ist ein schweigender Ritt, nachdem Silas dem Brünetten ihre Lage, soweit es ihm wichtig erscheint, erklärt hat, fällt auch er ins Schweigen. Erst kurz vor Sonnenuntergang richtet er wieder das Wort an Seto.

„Herr, ich weiß, das ihr das, was ich jetzt sage nicht hören wollt, aber...“, er zügelt sein Pferd etwas, automatisch passt sich Seto dem Tempo an. „...wenn ihr nicht ganz steif von eurem Reittier fallen wollt, sollten wir jetzt absteigen und ein Stück zu Fuß gehen. Das wäre ganz gut für die Muskeln, sie könnten sich dann wieder entspannen.“

Der Blick, mit dem Seto den Blonden ansah sprach Bände, Silas kann sich ein leichtes schmunzeln nicht verkneifen.

„Keine Sorge, es wird keiner mitkriegen.“, zu gut kann sich der General denken, wie sich der Brünette fühlt.

Dieser spürt seine Beine gar nicht mehr, nie wieder wird Seto sich von dem Tier trennen können, nicht, weil er es so ins Herz geschlossen hat, nein, sondern weil er mit ihm fest verwachsen ist.

Schließlich nickt Seto, irgendwann muss er ja absteigen und nach Möglichkeit will er Serena nicht unbedingt, wie ein nasser Sack, vor die Füße fallen.

Silas gibt seinen Männern den Befehl abzusteigen, er bleibt mit Seto ein Stück zurück. Auch er steigt etwas steif ab und hält Setos Tier fest.

Einen Augenblick lang, wünscht sich Seto überall hin, nur nicht hier auf das Pferd. Tief Luftholend schwingt er sein rechtes Bein über sein Reittier, als er mit diesem festen Boden erreicht, zieht er sein linkes aus dem Steigbügel.

Wie gut, das er sich am Sattel festhält. Wie erwartet, wollen seine Beine ihren Dienst verweigern. Nach einer Weile kommt seine Blutzirkulation wieder richtig in Gang, vorsichtig bewegte er erst das eine Bein, dann das Andere. Schließlich weigern sich seine Beine nicht mehr, ihrer Bestimmung nachzukommen.

Immer noch etwas steif setzt Seto sich in Bewegung, Silas hält sich die ganze Zeit zurück. Beschränkt sich darauf den Brünette aufmerksam zu beobachten, falls dieser Hilfe braucht, wollte er zur Stelle sein. Ihre weitere Begleitung sieht in die entgegen gesetzte Richtung. Jeder von ihnen hat irgendwann das erste Mal auf dem Pferd gesessen und auch so einen Marathonritt mitgemacht. In etwa können sie sich vorstellen, wie der Fremde sich fühlt.

Gut eine Stunde gehen sie zu Fuß, dann lagern sie für eine kurze Mahlzeit, ungern klettert Seto wieder in den Sattel. Knappe zwei Stunden noch und sie erreichen ihr Ziel, Silas versucht so den Brünetten aufzumuntern, doch so richtig schafft er es nicht.
 


 


 

Toran schläft, Justus hat seine Schlafkräuter gebracht und dem Prinzen einen Tee gemacht. Serena reckt sich, ein harter Tag neigt sich dem Ende zu, wird sie Seto heute noch sehen oder erst morgen? Inständig hofft sie auf heute, sie will so lange wie möglich mit ihm zusammensein. Von Justus hat sie sich noch heilende und entspannende Kräuter, für ihren Liebsten geben lassen.

Ein kurzes Klopfen kündigt einen Besucher an, schon schwingt die Tür auf, Kristanus betritt das Zimmer.

„Herrin, euer Befehl ist ausgeführt. Wenn ihr die Kaserne in Augenschein nehmen wollt?“, meldet der Soldat respektvoll seiner Königin.

„Natürlich will ich.“, gibt sie kurz angebunden zurück, geht an ihrem morgendlichen Widersacher vorbei, hinaus auf den Hof. Dort angekommen, muss sie sich ein Grinsen verkneifen. Welch ein Unterschied zu heute morgen, nicht nur, dass das gesamte Gelände aufgeräumt und hergerichtet ist, nein, auch die Soldaten, wirken ganz anders.

Innerlich seufzt Serena, warum muss man manche Männer erst verprügeln, damit sie einen respektieren?
 


 

„Seht Herr, da vorn ist Theros. In gut einer halben Stunde sind wir da.“, informiert Silas den Begleiter der Königin. Ein Seufzer der Erleichterung ist von dem Brünetten zu hören, bald kommt er von dem Pferd runter, bald sieht er seine Freundin wieder.

Im leichten Trab reiten sie endlich in der Kaserne ein. Verblüfft hält Silas sein Pferd an, hat er sich in der Richtung vertan? Ist das die gleiche Kaserne, die er vor gut zwei Tagen verlassen hat?

Auch seine Begleiter halten ihre Pferde an, nur Seto kann mit dem verwunderten Gesichtsausdruck Silas nichts anfangen. Er folgt seinem Blick, plötzlich ist ihm alles egal, er sieht Serena auf sich zukommen. So zügig es geht springt er von seinem Pferd, dank des kleinen Spaziergangs zwischendurch, versagen ihm auch nicht die Beine.

„Schön, das ihr hier seid.“, begrüßt Serena die Reiter, hat aber nur Augen für Seto.

„Euer Begleiter ist ein Sklaventreiber, nicht eine Pause hat er uns gegönnt.“, meldet sich Silas zu Wort.

Die Schwarzhaarige lächelt, „Da kann ich euch nur Recht geben, aber er verlangt nichts, was er nicht selber leisten kann.“, entgegnet sie mit leichtem Stolz in der Stimme.

„Danke für dein Vertrauen.“, lässt Seto nun von sich hören.

Die Königin blickt Silas an, „Ihr habt sicher Hunger und seid Müde. Kristanus wird dafür sorgen, das ihr alles nötige bekommt.“ Jetzt steigen auch die Soldaten von ihren Tieren, sofort kommen Stallburschen, die ihnen ihre Pferde abnehmen.

Serena hakt sich bei Seto ein, dreht sich um und steuert auf das Hauptgebäude zu. Bei Kristanus bleibt sie kurz stehen.

„Für heute hast du Glück, morgen Vormittag will ich euer Waffentraining begutachten. Ich hoffe für dich und deine Kameraden, das ihr wenigstens das beherrscht.“, informiert sie ihn, in ihrer Stimme schwingt ein leicht drohender Ton mit.

„Keine Sorge Herrin. Ihr werdet zufrieden sein.“, verspricht er und salutiert vor ihr. „Wir werden sehen.“, schränkt sie ein, „Wir werden sehen.“
 


 


 

Die Zwillinge werden unsanft geweckt, „Es ist Zeit, die Zeremonie zu beginnen.“, informiert sie eine hohle Stimme.

„Schon gut. Kein Grund so unfreundlich zu sein.“, gibt Rupert unwirsch zurück, „Kriegen wir noch was zu Essen bevor es losgeht?“ erkundigt er sich im gleichen Ton.

„Nein....die nächsten Zwei Tage bekommt ihr nichts. Das gehört mit zu dem Ritual.“, wird ihm erklärt.

Die Gestalt, die die Zwillinge ’begrüßt’ hat, tritt an sie heran, gefolgt von vier Anderen, je zwei nehmen Rupert und Rudger in die Mitte. Sie bringen die Brüder in getrennte kleinere Höhlen.

Während ihr Anführer den Brüdern erklärt, wie das Ritual abläuft, beginnen sie mit der Ausführung.

„So höret die Abfolge der Zeremonie: Zuerst werdet ihr entkleidet, im Höllenfeuer verbrennt die letzte Menschlichkeit, nur die Essenz des Bösen bleibt zurück. Mit eurem Blut wird die Macht der Quelle aktiviert. Gemeinsam tretet ihr hinein, eure Körper werden aufhören zu existieren, sie lösen sich auf und fügen sich zu einem Einzigen zusammen. Wenn dieser Zeitpunkt erreicht ist, bricht die Macht hervor und wir Seelenfresser holen uns den Lohn für dieses Geschenk.

Ein letztes Mal frage ich euch: Wollt ihr die Verschmelzung eurer Körper zu einem einzigen? Denn bedenkt, nicht nur euer Köper wird eins, sondern auch eure Gedanken und Gefühle. Jetzt seid ihr getrennt, entscheidet euch.“
 

Rupert wird bei der Aufzählung, doch etwas mulmig, ist aber nicht soweit gegangen um jetzt zu kneifen. Und eins ist sicher, lebend kommen sie hier sowieso nicht raus, da kann er auch die Verschmelzung versuchen.

„Mein Entschluss steht fest. Redet nicht so viel, sondern fangt endlich an.“, teilt er genervt seinen Entschluss mit.
 

Rudger ist am Ziel seiner Wünsche, jetzt aufzugeben, kommt gar nicht in Frage.

„Auch ich halte an meinem Entschluss fest. Das Ritual soll beginnen.“, gibt auch er seine Entscheidung bekannt.
 

„So möge es sein. Die Verbindung wird ewiglich dauern, nur der Tod kann sie beenden.“, bekräftigt die dunkle Gestalt die Worte der Brüder.
 

Kaum das die Worte verklungen sind, treten die dunklen Gestalten an die Brüder heran. Mit ihren langen schwarzen Fingern berühren sie ein Kleidungsstück nach dem anderen, jedes rieselt sofort zu Boden.

Nicht lange und die Brüder stehen völlig nackt da. Die Kapuzengestalten, stimmen einen dunklen Singsang an, monoton wiederholen sie immer wieder die gleiche Abfolge. Gespenstisch hallt es von den Felswänden zurück.
 

Nun streichen diese Geschöpfe eine gelbe Paste auf die unbekleideten Körper, sie beginnen an den Füßen, schmieren die Paste sorgsam in jede noch so kleine Hautfalte. Ist diese Paste zuerst auch noch kühl auf der Haut, beginnt sie bald wärmer zu werden und eine unangenehme Hitze auszustrahlen. Nachdem auch die Hände, Arme und der Kopf bestrichen sind, wird diese gelbe Paste an den Füßen angezündet. Die Zwillinge befinden sich in einer Art Trance, verursacht durch den Singsang. Sie wachen erst daraus auf, als sie schon vollkommen von einer blauen Flamme eingehüllt sind. Im ersten Schreck schreien sie ihren Schmerz heraus, der jedoch, mit zunahme der Flamme, immer geringer wird.

Blutrot läuft es von ihren Körpern, doch es ist nicht ihr Blut, es ist der Lebenssaft des Bösen.

Diese Flüssigkeit tropft langsam in extra angelegte Rinnen, die zur Quelle führen. Endlich verlöscht das Feuer, stöhnend brechen die Männer zusammen, der Singsang dröhnt in ihren Ohren, ihre Körper dampfen.

Sie werden auf die Beine gezogen und zur Quellhöhle gezerrt, sie können sich kaum auf den Beinen halten. Auch haben sie jegliches Zeitgefühl verloren, die Zeit hat für sie aufgehört zu existieren.

Die dunklen Geschöpfe positionieren die Zwillinge, damit ihr Blut auch in die richtige Bahn läuft. Ein schneller Schnitt öffnet die Adern, der kostbare Lebenssaft, rinnt zur Quelle, zusammen mit dem Blut des Bösen, erreichen die Flüssigkeiten die Kristalle.

Mit gespannter Neugier beobachten alle die Quelle.... doch nichts geschieht. Ist alles nur eine Lüge gewesen? Gibt es diese schwarze Magie gar nicht?

Im selben Moment reagieren die Kristalle, ächzend und knirschend setzen sich diese in Bewegung. Die Ringe beginnen gegeneinander zu rotieren, immer schneller, ein schwarzroter Lichtkranz bildet sich, der zu einem dauerhaften schwarzen wird.

„Jetzt tretet gleichzeitig in die Mitte der Quelle. Nur wenn ihr die Mitte zusammen erreicht, kann das Vorhaben gelingen.“, fordert die hohle Stimme die Brüder auf. Geschwächt von dem Blutverlust, wanken Rudger und Rupert auf die schwarze Säule zu, sie stehen sich Gegenüber, sehen sich aber nicht. Sie schließen ihre Augen, versuchen den Anderen aufzuspüren, als sie sich sicher sind treten sie in die Lichtsäule hinein.
 

Sofort werden sie von der Rotation hinfortgerissen, die Dimensionen hören auf zu existieren, Raum und Zeit gibt es nicht, feste Gestalt gibt es nicht, selbst Licht und Dunkelheit haben ihre Berechtigung verloren. In tiefster Finsternis, beobachten die Zwillinge wie sie sich auflösen, wie sich ihre Körper in kleinste Bausteine zerlegen, der Schmerz, den sie dabei empfinden ist übermächtig, doch keine Ohnmacht erlöst sie daraus.

Dann steht kurzzeitig alles Still, selbst der Schmerz endet für einen Moment… nun beginnt die schwarze Magie zu fließen. Machtvoll befreit sie sich aus ihrem Gefängnis, eine vernichtende Schwarze Säule durchbricht den Fels, steigt bis in den Himmel empor. Nach allen Seiten breitet sie sich aus, auf dem Rücken dieser schwarzen Welle, reiten die Seelenfresser mit ihren höllischen Pferden um sich ihren Lohn zu holen.
 


 


 

Kurz vor Sonnenaufgang steht Serena auf und zieht sich leise an. Sie greift nach ihrem Schwert und will das Zimmer verlassen, als sich Seto meldet.

„Du bist schon auf? Wo willst du hin?“ fragt er leise, dreht sich auf den Rücken und blickt die Frau seines Herzens an. Der Brünette hat gehofft, das er mehr Zeit mit seiner Freundin verbringen kann.

Serena geht zum Bett zurück. „Ruh dich aus. Ich muss mit Toran reden, das machen draußen vor der Stadt. Da gibt es keine Lauscher.“, erklärt sie ihm leise, beugt sich vor und küsst Seto liebevoll.

„Keine Sorge, wir haben nachher noch viel Zeit füreinander.“, verspricht sie Seto lächelnd. In ihren Augen steht deutlich, an was sie dabei denkt. Zärtlich zieht Seto die Schwarzhaarige an sich, „Hm...keine Ahnung, ob ich dazu in der Lage bin.“, lächelt er sie an. Ein schelmisches Funkeln schleicht sich in ihre blauen Augen, als sie meint, „Keine Sorge, es ist alles nur eine Frage der Technik.“

„Du bist unglaublich.“, lacht Seto leise.

Nach einem weiteren leidenschaftlichen Kuss, verabschiedet Serena sich. „Bis später....“, bevor sie die Tür schließt, fügt sie mit einem Augenzwinkern noch hinzu, „....lauf mir nicht weg.“
 

Einige Minuten später ist Serena in Torans Zimmer, sie schüttelt leicht an der Schulter ihres Cousins. „Wach auf, es ist Zeit zu reden. Während du dich anziehst, sattle ich schnell die Pferde.“

Seufzend wacht der Thronfolger auf, „In Ordnung, in zehn Minuten bin ich fertig.“, lässt er sie müde wissen.

„Gut, bis gleich.“, entgegnet sie und macht sich auf den Weg in den Stall.

Toran reckt sich ausgiebig, zum ersten Mal seit langer Zeit, fühlt er sich ausgeruht. Er hat keine Ahnung, ob es an den Kräutern liegt oder daran, das seine Cousine hier ist.

Zügig steht er auf und macht sich fertig, als er den Kasernenhof betritt, kommt Serena aus dem Stall geritten. Torans Pferd führt sie am langen Zügel mit. Der Prinz steigt auf, im leichten Trab verlassen die Beiden die Stadt. Nur die Wachsoldaten sehen hinter ihnen her.

An Torans Lieblingsplatz, einige Kilometer vor der Stadt, machen sie halt, steigen ab und binden ihre Pferde an einem Baum fest.
 

Sie gehen ein Stück, schließlich sagt Serena, „Toran, jetzt erzähl mir doch ganz genau, was seit meinem Weggang passiert ist. Wie konnte Rudger dich manipulieren?“

Der Schwarzhaarige windet sich ein bisschen, eigentlich will er die schrecklichen Ereignisse vergessen. Doch ihr auffordernder Blick lässt ihm keine Wahl, zögernd beginnt er zu erzählen. Nach einer Weile sprudelt es aus ihm heraus, er ist froh alles einmal loszuwerden, auch von seinen Albträumen berichtet er.

Mit den Worten: „Jetzt verachtest du mich sicher. Du bist so stark und ich habe kläglich versagt.“, beendet er seinen Bericht.

„Nein, ich verachte dich nicht. Ich war zu gutgläubig, mir hätte klar sein müssen, das Rudger etwas versuchen wird. Doch das ist Vergangenheit, hier und jetzt müssen wir handeln. Toran lass dich nicht von dieser hinterlistigen Schlange unterkriegen. Was geschehen ist, ist geschehen. Niemand kann es mehr Rückgängig machen, aber es darf unser Tun nicht lähmen. Du hast eine zweite Chance bekommen, nutze sie. Das Land braucht dich.....ich brauche dich.“, fast schon flehend sieht sie ihren Cousin an, „Lass uns nicht im Stich.“

Toran seufzt auf, fährt sich mit den Fingern durch sein Haar, „Baltrock fehlt mir. Mit ihm an meiner Seite wäre alles soviel leichter.“

„Das mag sein. Aber er ist nicht hier, so hart es klingen mag, du musst allein damit fertig werden. Reiß dich zusammen.“, leichter Ärger schwingt in ihrer Stimme mit. Niemand hat Serena gefragt, ob sie jemanden hat, mit dem sie ihr Leben teilt. Jeder hat von ihr verlangt, sich für Gesyria quasi aufzuopfern, da ist es doch nicht zuviel verlangt, wenn sie von Toran etwas mehr Stärke fordert.
 

Drakos unterbricht das Gespräch, ‚Serena, etwas stimmt nicht. Ich hab ein ganz ungutes Gefühl.’

‚Kannst du es genauer beschreiben?’ hakt die Schwarzhaarige besorgt nach.

‚Nein, leider nicht. Ich möchte fast sagen, dass das personifizierte Böse kurz davor ist, hier aufzutauchen.’, beantwortet der Drache zögernd die Frage.

‚Ok. Das reicht mir.’, gibt sie zurück.

„Toran, wir müssen nach Theros zurück. Sofort.“, informiert sie ihren Cousin. Serena wartet keine Antwort ab, sondern kehrt rasch zu den Pferden zurück.

Verwundert stellt sie fest, das diese ganz nervös sind. Selbst ihr Hengst, der immer die Ruhe selbst ist, steht mit leicht geweiteten Nüstern und ängstlich rollenden Augen da. Beide Tieren schwitzen, treten unruhig hin und her. Jetzt fällt der jungen Frau auch erst diese Stille auf, sie dreht sich zu Toran und fragt, „Hörst du das auch?“

Der Thronfolger lauscht angestrengt, schüttelt den Kopf, „Ich höre nichts.“

„Das ist es ja gerade. Es ist totenstill. Wir sollten uns beeilen.“ Schon hat sie ihr Pferd losgebunden und steigt auf, auch Toran springt schnell in den Sattel.

Ihre Pferde haben es eilig, sie wollen weg. Serena hat Mühe ihren Hengst zu kontrollieren, das kennt sie nicht von ihm, beruhigend streicht sie über seinen Hals. Doch hilft es nichts, kaum das sie das kleine Wäldchen verlassen haben, drängen beide Tiere vorwärts.

„Was haben die denn nur?“ wundert sich Toran, während er versucht, sein Pferd unter Kontrolle zu halten.

„Keine Ahnung, sie wissen scheinbar mehr als wir.“, gibt die Königin zurück.
 

Ein dumpfes Grollen in der Ferne kündigt das kommende Unheil an, die Erde zittert. Toran und Serena können ihre Pferde kaum noch halten. Zufällig dreht die Schwarzhaarige sich um und erstarrt.

Eine schwarze Lichtsäule reicht von dem Bergen im Süden bis in den Himmel hinein. Explosionsartig breitet sie sich aus, der Knall dieser Explosion erreicht sie wenig später. Vor dieser schwarzen Wolke fegt eine Druckwelle über das Land.

„Zwischen die Felsen.“, ruft sie Toran zu und zwingt ihr Pferd dahin zurück, wo sie gerade herkamen. In letzter Sekunde erreichen sie ihren spärlichen Schutz. Kaum ist diese Druckwelle vorbei, treiben die Beiden ihre Pferde wieder auf die Ebene hinaus. Wieder blickt Serena auf das Phänomen der schwarzen Wolke.

„Da sind Reiter.“, aufgeregt zeigt Toran in die Richtung, in der er welche gesehen hat. Auch Serena sieht sie. ‚Was ist das?’ fragt sie Drakos atemlos. Verstört antwortet der Drache, ‚Ich weiß es nicht. Aber es ist sicher nichts Gutes und sie kommen verdammt schnell hierher.’ Drakos versucht Verbindung zu seiner Mutter aufzunehmen, doch gelingt es ihm nicht.

Torans Pferd verliert die Nerven, es lässt sich nicht mehr halten, panisch aufwiehernd, rast es im wilden Galopp davon. Serenas Hengst schließt sich an.
 

Die Reiter, die sie gesehen haben, lassen Böses ahnen. Die schwarzen Umhänge blähen sich im Reitwind auf, lange dürre Finger halten glänzende Schwerter. Ihre Rösser scheinen direkt der Hölle entsprungen zu sein. Die Augen leuchten tiefrot, in ihren aufgerissenen Mäulern kann man lange Reißzähne sehen und selbst in ihrem Schlund glüht in ein unheilvolles Feuer.
 


 


 


 

Das wars für dieses Jahr

Ich wünsche euch ein Frohes Weihnachtsfest und

eine guten Rutsch ins Neue Jahr.
 

glg eure night-blue-dragon



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Schreiberling
2009-01-08T11:31:55+00:00 08.01.2009 12:31
Hallo.Also erstmal zu der Zeremonie an der Quelle und damit zu Rudger und seinem Bruder. DIe spinnen doch beide. Als die Gestalt, die Bedingungen aufgezählt hat, da wird einem so richtig klar, wie krank die beiden im Kopf sind das mitzumachen. Mit nur ein bisschen menschlicher Vernunft hätte zumindest einer abgelehnt, aber da scheint wohl nix mehr übrig zu sein....

Toll fand ich Setos Mut und sein Starrsinn. So einen haben sie sicher noch nicht erlebt. Von allen anderen Leuten aus der modernen Zeit wären die männer und Silas sicher sehr enttäuscht gewesen, aber nicht von Seto. Silas ist auch sehr toll, wie er Seto unterstützt, obwohl er ihn nicht kennt. Klasse.
Jedenfalls hat sich der Brünette die Anerkennung zu recht verdient, finde ich.

Serenas Cousin tut mir noch immer leid. Er kann echt nichts für das was passiert ist. Wenn ich an die ganzen Intrigen zurückdenke, dann ist das auch kein Wunder. Wie soll man hinter die Pläne von den beiden bösen Brüdern kommen, wenn man kein Hellseher ist? Einfach unmöglich.

Trotzdem...
Das nächste Pittel wird wohl der Knaller.
VLG und frohes Neues noch
Von:  Thuja
2008-12-23T16:18:41+00:00 23.12.2008 17:18
So der Vorhang hat sich also das letzte mal für dieses Jahr geöffnet
Na und die Zuschauer klatschen Beifall und kaufen jetzt schon die Karten für die nächste Vorstellung und werden wohl sehnsüchtig drauf warten, bis diese kommt
Sehr spannend
Wie immer eigentlich
Man möchte gleich weiter lesen

Das Serena ein wenig angekotzt von Toran war, versteh ich mehr als gut. Sie gibt alles, steckt zurück und zwar in jedem Bereich und er versinkt in Selbstmitleid „seufz“
Ich meine klar ich kann das voll und ganz verstehen
Er hat schreckliches durchgemacht und Charaktere sind nun mal unterschiedlich und nicht alle sind gleich stark.
Und zu ihm passt es nunmal nicht, dass er sich nach nem Sturz gleich wieder aufs Pferd schwingt, trotzdem darf Serena da auch mal genervt sein. Und ein paar harte Worte haben noch niemand geschadet. Zumal sie es ja im guten probiert hat

Ich fand es ja schon wunderbar, dass sie mal ein paar Stunden mit Seto hatte. Sie muss ihn so vermissen.
Und schon wieder hab ich auch Mitleid mit ihr
Sie hat sich sicher gefreut noch mehr Zeit mit ihrem Geliebten zu verbringen und da kommt eine neue Bedrohung im wahrsten Sinne des Wortes auf sie zu
Respekt wie sie das alles aushält
„lach“
den priester find ich nach wie vor genial
lustiger typ ^^

das Ritual war auch sehr cool
wenngleich auch sehr schmerzhaft
tja da müssen die beiden durch
„böse lach“
und ich hoffe ihnen hat es richtig weh getan
verdient ham sie es ja ^^

glg

Von:  risuma
2008-12-17T13:56:39+00:00 17.12.2008 14:56
Ein wunderschönes Kapitel *knuddel*

Zuerst bin ich aus dem Grinsen nicht herausgekommen...

Justus, dessen Mund mal wieder schneller ist, als sein Kopf...
Drakos, der seinen Kopf unter seinem Flügel verstecken muss, wenn Seto da ist...
Seto, der sich nicht von dem Pferd trennen will... >>nicht, weil er es so ins Herz geschlossen hat, nein, sondern weil er mit ihm fest verwachsen ist.<<

Silas gefällt mir aber auch...
Er weiß genau, wie Seto sein Gesicht bewahren kann...
und seine Männer hat er prima im Griff...
Nein, Seto hat sie selbst von sich überzeugt, mit seinem Durchhaltevermögen und seinem 'Nicht-Leiden', obwohl jeder weiß, dass der Ritt für ihn ein Martyrium ist...
Innerhalb eines Tages haben die Soldaten den König gefunden, dem sie folgen wollen...

Nun, Rupert und Rudger enttäuschen mich aber sehr...
Wo ist nur ihre Begeisterung - am Ziel ihrer Wünsche?
Wo ist die Vorfreude - auf das angestrebte Ritual der Vereinigung?
Unwirsch und genervt reden sie mit den dunklen Gestalten.

Was hatten sie denn erwartet?

Feuerwerk und hofieren, weil sie das Ritual wünschen?

Auch dieser Teil ist dir wunderschön gelungen... *knuddel*
ich kann es fast bildlich vor mir sehen, wie dieses Ritual abläuft...
Und als die schwarzen Reiter losstürmen, da möchte ich am liebsten meine Augen verschließen...

Serena kann ich in einem nur zustimmen:
Sie wird nicht nach einem Partner gefragt, oder nach jemandem, der sie auffängt...
von ihr wird einfach Stärke erwartet...
Und Toran jammert nach Baltrok...
Natürlich ist es mit dem Geliebten an der Seite einfacher und leichter...
aber jetzt ist keine Zeit zum Jammern, es ist Zeit zum Handeln...
Handeln aus und mit den Gegebenheiten, die nun eben gerade vor Ort sind...

Als die schwarzen Reiter am Himmel aufsteigen, möchte ich Serena und Toran nur zuschreien, wie die kleinen Kinder beim Kasperle-Theater:
Schnell, lauft weg...

Der Break ist fies...
aber ich kann dich auch verstehen...

Ich wünsche dir schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr

gggvlg, deine risuma



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