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Sorglospunks forever

von

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Zu erfolgreich

Es war ein ganz normaler Tag in der Sorglospunks-WG, und mit normal war dieses Mal wirklich normal gemeint. Wenn man mal davon absah, dass der Teufel höchstpersönlich in der Küche saß und mit Frontfrau Easy bei einer Tasse Kaffee plauderte. Aber überall auf der Welt war Sommer, was gleichbedeutend mit Sommerloch war und entsprechend wenig gab es für die Höllenfürstin zu tun und ein Besuch bei den Sorglospunks war noch immer das bewährteste Mittel gegen aufkeimende Langeweile.

Also, wie gesagt, es war ein ganz normaler Tag im Hauptquartier dieser sorglosesten aller Punkbands.

Gitarrist Chris und Managerin Nifen balgten sich im Büro der Managerin um den schnellen PC – ersterer wollte eine möglichst zeitnahe und vor allem von anderen Bandmitgliedern ungestörte Bildübertragung beim Chat per Webcam mit Umeko genießen, während letztere dagegen hielt, dass es ja wohl mal ihr Büro und folglich ihr PC sei und überhaupt würde Yooyuball, das Spiel beim Neopets-Altador-Cup schlechthin, am besten auf schnellen Rechnern funktionieren. Wie sollte sie sonst bitte ihren Schnitt von über sieben Toren pro Spiel halten, wenn sie mit dem PC im Wohnzimmer vorlieb nehmen sollte? Und überhaupt, wer wusste schon, ob nicht zwischendurch eine wichtige Mail mit einem neuen Auftrittsangebot für die Band im Postfach landete, die sie dann umgehend beantworten müsste? Nun ja, man kann sich in etwa das Wortgefecht ausmalen.

Kiwi, das genialste Bandmaskottchen der Welt, lag in der Küche auf der Fensterbank, ließ sich die Sonne wärmend auf den Pelz scheinen und trug von Zeit zu Zeit miauend etwas zur Unterhaltung von Chi und Easy bei, wobei der Teufel jedes Mal so freundlich war, das Gesagte prompt zu übersetzen. Denn bislang waren noch alle Versuche, Easy und dem Rest der Truppe katzisch beizubringen, kläglich gescheitert.

Draußen, im Vorgarten des Hauptquartiers, hatte sich Bandphilosoph LennStar in seinem Fass verschanzt. Ohne Internetkabel und Kaffeemaschine war das noch immer der beste Ort um ungestört über die Welt, die Band, deren Erfolg und Pistazieneis zu philosophieren.

Jack, das Percussionswunder der Band, hatte nach dem letzten Besuch der drei Furien beschlossen, etwas mehr über diese Damen in Erfahrung zu bringen und betrieb im Wohnzimmer ein wenig Recherche in Eigenregie. Ja, genau, am langsameren PC der Band, aber weder Chris noch Nifen wussten, dass der Ausweichrechner somit eh schon besetzt war.

Und die höchst eigene Bandmuse abranka? Die war wie jeden Mittwoch auf ihrer Wolke zum Olymp gedüst, um ihr dortiges Postfach zu leeren. Meist fanden sich dort nur Werbeflyer befreundeter Musen, die auf irgendwelche Öffentlichkeitsauftritte ihrer Schützlinge hinweisen wollten und einmal im Monat der ‚göttliche Wolkenbote’, sowie ein paar Kataloge von Online-Wolkenzubehör-Versandhäusern. Gelegentlich aber war auch wichtige Post darunter, etwa wenn die nächste Wolkeninspektion anstand, oder eine Nominierung zur Muse des Jahres oder so.

Alles ganz normal also. Bis...
 

... abranka von ihrem Briefkastentrip zurückkehrte.

Man sah sofort, dass etwas im Argen lag, war die Muse doch beinahe so weiß im Gesicht wie die Wolke, auf der sie schwebte.

„abranka! Was ist los?“, fragte Chris erschrocken. Er hatte das Wortduell gegen Nifen verloren und war auf dem Weg ins Wohnzimmer gewesen, als die Bandmuse heimgekehrt war.

Seine besorgten Worte riefen augenblicklich den Rest der Truppe auf den Plan. Denn wenn etwas mit der Muse nicht stimmte, dann bedeutete das höchste Alarmstufe. Ohne Muse, das wussten sie mittlerweile, gab es einfach Situationen, denen die Band nicht wirklich gewachsen war, und selbst wenn sie – aus welchem Missgeschick auch immer – mit heiler Haut herauskamen, würde es sie definitiv meilenweit auf der Erfolgsstraße zurückwerfen. Alles in allem also kein wirklich empfehlenswerter Zustand.

Doch erst nachdem Easy abranka zu einem Kaffee und einem extra großen Schokoladenkeks verholfen hatte, rückte die Muse langsam mit der Sprache raus. Das Erste, was sie sagte, war ein mattes „Wir waren zu erfolgreich!“.

Darauf folgte erst einmal allgemeines Schweigen, denn keiner wollte so recht verstehen, wie man zu erfolgreich sein konnte, wenn sie doch im Grunde von einem Auftritt zum nächsten lebten.

„Ich fürchte, du musst uns da schon ein wenig auf die Sprünge helfen“, sagte Jack schließlich, während Chibichi sich heimlich fragte, ob das irgendwas mit dem Endzeit-Konzert zu tun hatte, das ja aber noch gar nicht stattgefunden hatte... irgendwie... zumindest insofern als sich die Band des Erfolges nicht bewusst war.

abranka holte tief Luft, ehe sie erklärte: „Wir waren so erfolgreich, dass die Band sich für die triolympischen Spiele qualifiziert hat.“

„Trio-was?“

„Ach stimmt ja, hab ich ganz vergessen, dass die bald sind.“

„Wofür haben wir uns qualifiziert?“

„Kann man das irgendwie gewinnbringend vermarkten?“

„Miau!“

„Müssen wir da mitmachen?“

„Moment mal!“, unterbrach da Nifen das allgemeine Chaos. „Chi, du wusstest davon?“

Der Teufel zuckte mit den Schultern. „Ich wusste nicht, dass ihr euch qualifiziert habt, ich wusste nur, dass die Spiele bald sind, hatte den genauen Termin aber vergessen. Finden ja schließlich nur alle 333 Jahre statt. Spätestens, wenn mein Handy-Terminkalender sich gemeldet hätte, wäre es mir wieder eingefallen.“

„Also schön, und was sind diese triolympischen Spiele?“, wollte LennStar wissen.

Da abranka sich mittlerweile wieder soweit gefasst hatte – und einfach mit einem resignierten Seufzen akzeptiert hatte, dass sie wohl oder übel die Band da durch manövrieren musste – übernahm sie die Erklärung. „Nachdem die antiken Griechen untergegangen waren, und die Römer kurz nach ihnen, lag auf dem Olymp der Sportsektor ziemlich brach. Was heißt, dass all die Götter, Halbgötter, Götteranverwandten, Engel, Musen, aber auch Dämonen, Teufel, Feen, Elfen, Kobolde, etc., etc. ziemlich schnell Fett ansetzten, unansehnlich und faul wurden... Kurz, die gesamte über- und unterirdische Abteilung stand davor zu hässlichen Couch-Potatoes zu verkommen. Und das alles, weil sie keine Sportler mehr hatten, die sie aktiv anfeuern konnten, die sie beflügeln konnten, die sie sabotieren konnten, die sie was auch immer konnten, und dabei hübsch fleißig die Nektar- und Ambrosia-Grillparty-Kalorien verbrennen. Und bis zu den anstrengenden Kreuzzügen der Christen waren es noch ein paar Jahrhunderte hin. Gut, die Völkerwanderungen standen kurz bevor, aber das war mehr ein schleichender Prozess und somit nicht als göttliches Trainingsprogramm zu gebrauchen. Weshalb Himmel und Hölle, Olymp und Tartaros sich zusammensetzten, um ihre eigenen Sportspiele ins Leben zu rufen. Da sich aber inzwischen bereits ein gewisses Phlegma eingeschlichen hatte, beschloss man, einen größeren Zeitraum zwischen den Spielen, statt der bislang üblichen vier Jahre, einzulegen. Letztlich war es die Vorliebe der Leute aus dem Himmel für die Zahl Drei, dass alles bis zum heuten Tag irgendwie mit selbiger Ziffer zu tun hat. Zeitraum ist also 333 Jahre zwischen den Spielen, sie heißen nicht olympische Spiele, sondern triolympische Spiel und die Mannschaften müssen aus drei mal drei Athleten bestehen, die wiederum drei verschiedenen Gruppen zugeordnet sein müssen.“

„Und wie passen wir da rein?“, fragte Easy neugierig.

„Nun ja, eine der Ideen dieser triolympischen Spiele war gewesen, den Kontakt zwischen Göttern und Menschen beizubehalten, aber in dem Maße, wie sich die monotheistischen Religionen in der Welt durchsetzten, nahm auch die Fähigkeit der Menschen ab, mit all den übersinnlichen Wesen umzugehen. Gerade bei den Spielen, die ins Mittelalter fielen, war es schwer Menschen zu finden, die bereit waren, an uns zu glauben und sich nicht hinterher geißelten oder so, um bei Gott Vergebung zu erlangen. Obwohl ihr Gott ja mit von der Partie war...“ abranka schüttelte den Kopf.

„Der aufgeklärte, moderne Mensch ist übrigens nicht viel besser“, warf Chibichi ein. „Der glaubt einfach an gar nichts mehr.“

„Wie dem auch sei“, nahm die Bandmuse den Faden wieder auf, „habt ihr euch mit eurer offenen Art und nicht zuletzt im Umgang mit Chi und mir für die triolympischen Spiele qualifiziert. Außerdem besteht die Band an sich aus drei Menschen, womit auch schon der erste Mannschaftsteil erfüllt wäre.“

Wieder herrschte erst einmal Schweigen, waren das doch ganz schön viele Informationen, die da auf die WG eingeprasselt waren.

„Ähm, du sagtest, dass die Band selbst den ersten Mannschaftsteil erfüllt, wie sehen denn die anderen beiden Mannschaftsteile aus?“, wollte Nifen schließlich wissen.

„Drei Übersinnliche und drei Mitglieder, die mit den menschlichen Athleten auf eine wie auch immer geartete, enge Weise verbunden sind“, erklärte Chibichi.

„Übersinnliche? So wie abranka und du?“, fragte Easy.

„Dann brauchen wir ja nur noch einen weiteren Übersinnlichen und dieser Mannschaftsteil wäre auch komplett“, sagte Jack, zwar nicht gerade begeistert davon, zu irgendwelchen Sportspielen verpflichtet worden zu sein, ohne recht zu wissen, was sich dahinter verbarg, aber mit dem Teufel an ihrer Seite und abranka auf der Wolke würde es schon nicht all zu schief gehen.

Chibichi schüttelte bedauernd den Kopf. „Tut mir leid, ich kann nicht bei euch in der Mannschaft mitmachen. Ich sitze zusammen mit dem Rauschebart, Zeus und Hades im Komitee und muss die Improvisationsnummer für die Abschlussfeier der einzelnen Mannschaften bewerten.“

„Wie, du lässt uns im Stich, Chiiiiiiiiiiiiii?“ Augenblicklich hatten die Augen der sonst so sorglosen Frontfrau Ausmaße von Untertassen angenommen, in denen schon eine verdächtige Tränen-Sintflut glitzerte.

„Nein, so würde ich das auch wieder nicht sagen“, erwiderte Chibichi abwehrend, war aber gleichzeitig zuversichtlich sogar Easy dazu bringen zu können, ihr nicht böse zu sein, weil sie als Teufel nun mal im Komitee sitzen musste. „Schließlich ist es für euch nur von Vorteil, wenn ich im Komitee sitze. Niemand erwartet ernsthaft, dass der Teufel objektiv bewertet, sprich, ich kann euch jede Menge Punkte zuschustern.“

So betrachtet machte es natürlich wirklich mehr Sinn, wenn Chi mit dem Rauschbart die Jurybank drückte.

„Aber wen sollen wir dann neben abranka als Übersinnlichen in die Mannschaft holen?“, fragte Chris und Jack schloss sich an: „Und was ist mit den anderen drei?“

„Die anderen drei sind relativ einfach. Da können wir Nifen, Lenn und Kiwi nehmen“, sagte abranka rasch.

Entgeistert sah Nifen die Muse an. Sie war ja wohl mal mit Abstand die Unsportlichste aus der WG und nun sollte sie bei so was wie den triolympischen Spielen mitmachen? Das konnte doch nur in einer verletzungsreichen Katastrophe enden, denn sie bezweifelte sehr stark, dass Yooyuball oder ihretwegen auch Zwei-Km-Badesee-Planschen als triolympische Disziplinen vorgesehen waren. Aber jeglicher Einwand von Seiten der Managerin wurde von Easys begeistertem Quietschen im Keim erstickt.

„Kiwi kann auch mitmachen? Ja? Ja??“

„Aber natürlich“, erwiderte Chibichi und versuchte Easy davon abzuhalten, ihr Maskottchen vor Freude kaputt zu knuddeln. „Schließlich ist das eine Veranstaltung von Himmel, Hölle, Olymp und Tartaros, und da Dämonen als Athleten zugelassen sind, schließt das Tierdämonen mit ein, was wiederum bedeutet, dass man die nicht dämonischen Tierverwandten nicht prinzipiell ausschließen kann, weil das sonst Diskriminierung wäre. Allerdings müssen die Tierathleten eine Art Intelligenztest bestehen. Was bei Kiwi aber kein Problem ist. Mit ihrem Ausflug in den WWWB-Markt hat sie schon zu Genüge bewiesen, dass sie mehr als intelligent ist.“

„Miau!“, bekräftigte Kiwi diese letzte Aussage, war sie doch schließlich genial.

„Hey, wenn das so ist, könnten wir dann auch Murphy in unser Team holen?“, fragte Jack. „Der zählt doch auch als Übersinnlicher, oder? Und für eine Gelegenheit, mit Kiwi zu flirten, macht der bestimmt bei uns mit. Abgesehen davon, wenn er bei uns im Team ist, kann er nicht für eine andere Mannschaft rekrutiert werden. Denn wenn ich das mit Murphy und seinen Gesetzen richtig verstanden habe, dann funktionieren die nicht, wenn man auf Murphys Seite steht. Sprich mit Murphy an Bord geht bei uns alles glatt und bei den anderen Teams schief!“

„Tolle Idee!“, sagte abranka anerkennend und überging ein weiteres Mal die noch immer vor sich hingrummelnde Bandmanagerin, während Kiwi indigniert maunzte, schätzte sie es doch gar nicht, als Lockmittel für besagten Katzendämon missbraucht zu werden. „Dann brauchen wir nur noch einen Übersinnlichen und die Mannschaft ist komplett.“

„Warte, ich glaub, ich hab die Lösung“, mischte sich Chibichi wieder ein und zückte ihr Handy. „Ich frag einfach Oma!“

Die anderen nickten begeistert, war des Teufels Großmutter doch fast so gut wie den Teufel selbst in der Mannschaft zu haben.

«Mäuschen! Wie schön, dass du dich auch mal wieder meldest. Wie geht es dir? Hab ich dir schon erzählt, wie...»

„Oma?“, unterbrach Chibichi den großmütterlichen Wortschwall. „Du weißt doch, dass die triolympischen Spiele vor der Tür stehen. Und da wollte ich fragen, ob du bei den Sorglospunks in der Mannschaft mitmachen willst.“

«Die triolympischen Spiele? Ist es schon wieder so weit?», fragte des Teufels Großmutter scheinbar desinteressiert zurück. «Ach Mäuschen, du weißt doch, für gewöhnlich trete ich da mit Dornröschen und den sieben Zwergen an...»

„Das kriegst du jedes Mal aber auch nur beim TOK durch, weil du glaubhaft versicherst, Hatschis Niesen würde deine Blumen im Garten besser wachsen lassen und Happys Grinsen sei so ansteckend, dass sogar die Katzen im angrenzenden Wunderland deswegen grinsten – allen voran ein gewisser Grinsekater – und die beiden Zwerge folglich als Übersinnliche zu werten seien“, konterte Chibichi ungerührt. Sie kannte schließlich das ganze Repertoire an Ausreden auswendig.

«Aber du musst doch zugeben, dass der Grinsekater wirklich grinst und meine Blumen im Garten die schönsten der ganzen Nachbarschaft sind.»

„Klar, bei der großen Konkurrenz...“ Chibichi verdrehte die Augen, wohnte ihre Großmutter doch mindestes drei Märchenmeilen von der nächsten Behausung entfernt. „Aber mal im Ernst Oma, du hast hier die Chance in die Geschichte einzugehen... von dem ganzen Sorglospunks-Merchandise, den du dabei abstauben kannst, ganz zu schweigen.“ Als höllische Enkelin wusste Chi nur zu genau, dass Oma seit dem apokalyptischen Konzert der Band alles von den Sorglospunks sammelte und alles, was sie doppelt hatte, bei einschlägigen Online-Märchen-Auktionsplattform vertickte. Oma eben.

Kurzes Schweigen, dann tönte aus dem Handy nur noch ein «Okay, ich mach mit. Bin gleich da.» und schon war in der Leitung nur noch ein leeres Tuten zu hören.

„Das wäre geklärt“, sagte Chibichi zufrieden und packte ihr Mobiltelefon weg.
 

Fünf Tage später war es bereits soweit. Mit einer Laune, die je nach Mitglied zwischen missmutig grummelnd und freudig erregt schwankte, folgte die Mannschaft der Sorglospunks einer aufgekratzten Muse, die beim ‚Einmarsch der Nationen’ enthusiastisch von ihrer Wolke herab die schwarzgrundige Fahne mit dem blau geflügelten Gitarrenlogo schwenkte.

„Ich will endlich wissen, worin ich mich vor allen Unsterblichen blamieren muss“, maulte Nifen. Denn eine der Regeln der triolympischen Spiele besagte, dass die Sportarten jedes Mal andere sein mussten und erst bei der Eröffnungsfeier bekannt gegeben würden, damit keine Mannschaft durch entsprechende Wahl der Übersinnlichen einen Vorteil gegenüber den anderen Teams hatte.

Plötzlich blieb Easy stehen, und zwar so abrupt, dass Jack, die hinter ihr lief, mit ihr zusammenstieß. „Hey, was ist los?“, fragte die Drummerin wenig begeistert ob des unfreiwilligen Halts.

„Da!“, brachte Easy bloß hervor und zeigte mit zitternder Hand in Richtung einer der anderen Mannschaften, die bereits auf dem Feld standen.

Den Blick in die angegebene Richtung wendend, hatten auch die anderen rasch entdeckt, was die sonst so sorglose Frontfrau aus der Fassung gebracht hatte.

„Shit!“, entfuhr es LennStar und die anderen konnten dem nur zustimmen. Denn dort auf dem Feld, zwischen den unterschiedlichsten Teams, standen ausgerechnet Alekto, Megaira und Tisiphone, die drei Furien, welche die Sorglospunks auf dem Kieker hatten und der Band bei jeder sich nur bietenden Gelegenheit Schwierigkeiten bereiteten.

„abranka!“, zischte Chris so unauffällig wie möglich, um der Muse zu signalisieren, dass sie hier ein kleines Problem hatten und sie bitte nicht so schnell vorweg marschieren sollte. Sofern man bei auf Wolken schwebenden Musen von marschieren sprechen konnte.

„Wer ist das da bei den Furien?“, fragte Nifen, nun von dem Problem der noch nicht bekannt gegebenen Disziplinen abgelenkt.

„Ist das nicht Sisiphos? Der mit diesem Steinbrocken, den wir in der Hölle gesehen haben?“, fragte Chris und deutet auf den muskulösen Mann, der direkt hinter Alekto stand.

„Ja, ist er“, nickte abranka, die sich mittlerweile von ihrem Fahnenträgerhoch wieder in der Realität eingefunden hatte. „Und der Mann neben ihm ist Daidalos, der Vater von Ikaros. Ui, und da ist ja auch Ganymed!“

„Hach, und er sieht noch genauso gut aus, wie damals, als ich jung war“, ließ sich Oma seufzend vernehmen.

„Miau!“, gab Murphy lachend seinen Senf dazu.

„Natürlich weiß ich, dass die Götter auf dem Olymp ihren schönen Knaben nicht alt und runzelig lassen werden“, sagte Oma zu dem Dämonenkater. „Aber festzustellen, dass er immer noch zum niederknien schön ist, wird ja wohl noch erlaubt sein.“

Vollkommen desinteressiert, was den Dialog zwischen Oma und Murphy betraf, hatte sich LennStar zu abranka vorgearbeitet. „Weißt du auch, wer die anderen drei sind, die ebenfalls diese lila Kutten mit den giftgrünen Blitzen tragen?“ Tatsächlich war das Trikot der Furien-Mannschaft ausgesprochen augenkrebserregend.

„Noch nicht“, erwiderte die Bandmuse leise, „aber sobald wir unseren Platz auf dem Feld erreicht haben, werde ich mein Wolken-LAN aktivieren und mir aus dem Olymp-Wide-Web das aktuelle Mannschaftsregister herunterladen.“

Gesagt, getan. Kaum hatte das Team seinen Platz auf dem Feld erreicht, wo sie nun darauf warten mussten, dass sich die übrigen Mannschaften einfanden und das TOK endlich die Disziplinen verkündete, loggte sich abranka in das Informationsnetz von Himmel und Hölle ein.

„Das darf doch nicht wahr sein“, stöhnte sie leise. „Wobei, eigentlich sollte mich das bei dem alten Schwerenöter nicht wundern.“

„Was ist?“, fragte Nifen besorgt.

„Die drei Menschen in der Furienmannschaft... Das sind alles Urururururururururururururururururururururururururururururururururururur-

urururururururururururururururururururururururururururururururururururur-

urururururururururururururururururururururururururururur-Enkel von Daidalos.“

„Die haben tatsächlich Nachkommen von Daidalos ausfindig gemacht?“ LennStar war gegen seinen Willen beeindruckt.

abranka zuckte nur mit den Schultern. „Moderne DNS-Analsyse macht es möglich. Zumal die Furien ja Originalproben des Urahnen anschleppen konnten. Ist aber irgendwie auch logisch, dass sie sich auf Daidolos versteift haben. Bei Sisiphos ist allgemein bekannt, dass seine Linie bei dem großen Brand von Rom, der auf Neros Mist gewachsen ist, endgültig untergegangen ist und Ganymed ist mehr oder weniger fest mit Zeus liiert. Sofern man bei dieser Beziehung von einer Liaison sprechen kann. Und auch wenn die Herrschaften auf dem Olymp einiges zustande bringen, Mpreg ist zum Glück selbst bei göttlicher Beteiligung nicht möglich.“ Die Muse schauderte allein bei der bloßen Vorstellung eines von Zeus schwangeren Ganymeds. Um sich von diesem Horrorszenario abzulenken, fuhr sie fort: „Und mit Megaira, Tisiphone und Alekto möchte keiner verwandt oder befreundet sein. Blieb also nur Daidalos.“

In diesem Moment ging ein Raunen durch die Sportlermenge, hatte doch endlich auch das letzte Team seine Runde durch das Stadion beendet und sich auf dem Feld in der Mitte eingefunden. Was bedeutete, dass sie nun endlich erfahren würden, in welchen Sportarten es sich dieses Mal zu messen galt.
 

„Was bitte sollen das denn für Sportarten sein?“, fragte Jack aufgebracht, als sie zwei Stunden später im Mannschaftsquartier beisammen saßen.

„Na ja, das sind eben die triolympischen Spiele... und wenn du, wie die Götter hier, so oft beim Ringen hättest zugucken müssen, würde dich das auch nicht mehr vom Hocker reißen“, versuchte abranka das Percussionswunder zu beruhigen.

„Müssen wir alle in allen Sportarten antreten, oder reicht es, wenn jeweils einer sich auf eine Disziplin konzentriert?“, wollte Lenn wissen.

„Es reicht nicht nur, sondern ist auch zwingend vorgeschrieben“, mischte sich nun Oma ein. „Bis auf die Team-Disziplin ‚Improvisieren’ darf immer nur einer von uns pro Sportart antreten.“

„Dann will ich Mensch-ärgere-dich-nicht!“, ließ sich Nifen vernehmen. Seit das TOK die Sportarten verkündet hatte, hatte sich ihr seit fünf Tagen andauerndes Gegrummel schlagartig gelegt.

abranka, die als inoffizieller Mannschaftskapitän fungierte, sah die Bandmanagerin kurz an, nickte dann aber. Denn bei diesem Würfelspiel war Nifen beinahe unschlagbar, vorausgesetzt, sie bekam die grünen Spielsteine. Aber das durchzusetzen sollten sie ja wohl noch mal hinkriegen. Um gleich Nägel mit Köpfen zu machen, ergriff sie ihr Klemmbrett mit der Liste der Sportarten und den jeweiligen Wettkampfterminen und notierte Nifens Namen hinter dem Brettspiel.

„Okay“, wandte sie sich an die Runde, „wer von euch möchte beim Teebeutelweitwurf antreten?“

Es dauerte eine Weile, einige Tassen Kaffee und ein wenig Kompromissbereitschaft, aber am Ende fand sich jeder der Mannschaft mit einer Sportart wieder, mit der er leben konnte.

Nifen hatte sich durchgesetzt und behielt Mensch-ärgere-dich-nicht.

Easy würde den Teebeutelweitwurf übernehmen, hatte sie doch schließlich gestanden, dass sie das schon immer mal hatte ausprobieren wollen.

Beim Fassrollen hatten sich Kiwi und LennStar beinahe ernsthaft in die Wolle bekommen, schlussendlich hatte der Philosoph aber der eigenwilligen Katze ihren Willen gelassen und vertraute darauf, dass ihre vielen Trainingsstunden mit den Konservendosen ihnen im Wettbewerb weiterhalfen. Er selbst würde beim Cocktail-Shaken antreten, denn, so hatte Nifen ihm überzeugend erklärt, wäre das schließlich fast das Gleiche wie zu Hause das Bandsparschwein zu schütteln.

abranka startete beim Gummitwist-Hüpfen, denn sie hatte festgestellt, dass das triolympische Regelwerk mit keiner Silbe den Einsatz von Mini-Wolken unter den Schuhsohlen verbot. Nur die Benutzung von Flügeln war nicht gestattet.

Somit konnte Jack beim Matchbox-Autos-Aufwickeln mitmachen, während sich Oma bereiterklärt hatte, das Marathonstricken zu übernehmen.

Dass Chris sich freiwillig für das Karaokesingen gemeldet hatte, war zunächst mit gemischten Gefühlen aufgenommen worden, bis Kiwi verlauten ließ, dass der Bassist gar nicht mal so übel sei, vorausgesetzt, er dürfe auf Japanisch singen. Oma, die so freundlich war, das Miauen des Maskottchens zu übersetzen, erzählte dem Rest der Band, dass die Katze es sich eines Tages wohl mal wieder in der CD-Schublade bequem gemacht hätte, als Chris mit Umeko gechattet hätte und die beiden, bei dem Versuch einem richtigen Date möglichst nahe zu kommen, einer der Lieblingsbeschäftigungen der Japaner nachgegangen wären. Und auch wenn Chris im normalen Bandalltag sich immer vor den Strophen drücke und nur den Refrain sänge, könne er bei dem japanischen Geklangsel erstaunlich gut die Melodie halten.

Somit blieb für Murphy nur noch jene Disziplin, von der Nifen bloß kopfschüttelnd gesagt hatte, dass, wer auch immer sich das ausgedacht hatte, wohl zu viele Miss-und-Mister-Pauschaltourist Shows gesehen hatte: Möglichst viele Küsse von Menschen sammeln. Aber der geflügelte Kater hatte nur dämonisch gegrinst und verkündet, dass ihm noch nie ein Mensch begegnet sei, bei dem sein ‚Ich bin ein süßer, kleiner Dämonenkater, du musst mich lieb haben’-Blick nicht gewirkt hätte.

„Wunderbar“, sagte abranka mehr als zufrieden. „Alles, was wir jetzt noch brauchen, ist eine Abschlussdisziplin, bei der wir alle mitmachen können.“

„Müssen wir alle live und vor Ort und zeitgleich mitmachen, oder reicht es, wenn wir alle dazu beitragen?“, fragte Nifen mit einem inspirierten Gesichtsausdruck.

„Wieso fragst du?“ Hellhörig geworden, wandte sich die Muse der Managerin zu. Denn selbst wenn sich Nifens Idee als nicht durchführbar erwies, konnte man daran vielleicht anknüpfen.

„Na, die Disziplin heißt ‚Improvisieren’, und diese Band ist bekanntlich am besten darin, auf der Bühne zu improvisieren, was heißt, wir setzen Easy unter Songschreibdruck, was zwar nichts bringt, aber am Ende klappt es doch. Chris und Jack dürfen einfach mal ihr ‚Für alle Fälle’-Eventualitätsübungsprogramm durchziehen und der Rest arbeitet an der Bühnengestaltung“, erklärte Nifen.

„Klingt ja schon mal nicht übel... Aber was hattest du dir als Bühnengestaltung vorgestellt?“, mischte sich LennStar ein.

Das Grinsen auf Nifens Gesicht erreichte beinahe schon 360°-Ausmaße. „Etwas, das ich schon immer mal machen wollte...“ Und sie beugte sich vor, um den anderen flüsternd ihre Idee mitzuteilen. Schließlich konnte man nie wissen, welche gegnerische Mannschaft gerade beschlossen hatte, sie auszuspionieren und ihnen die Idee zu klauen. Denn die Idee war wirklich gut.
 

Trotz der eher weniger ernstzunehmenden Sportarten, nahmen alle Athleten die Wettkämpfe sehr ernst. Denn wie sich schon in der Vorrunde des Auto-Aufwickelns herausstellte, gab es genug Konkurrenzdenken zwischen den einzelnen Mannschaften, lang schwelende Feindschaften, die hier ihr Ventil fanden, um die Spiele zu einer spannenden Angelegenheit werden zu lassen.

Zwar klagte LennStar bald über einen multidimensionalen Muskelkater in den Oberarmen, während Chris ständig mit lauwarmem Salzwasser gurgelte und nur noch mit Honig gesüßten Tee trank, um seine strapazierten Stimmbänder wieder zu beruhigen, aber beide wurden damit belohnt, dass sie in die jeweiligen Viertelfinals einzogen. Besonders bei Chris war die Freude groß, denn im internen Wettkampf Furien gegen Sorglospunks führten die Sorglospunks damit 1:0, war doch Tisiphone, die für die Furien in dieser Disziplin angetreten war, gleich in der ersten Runde ausgeschieden. Denn sie vermochte zwar mit ihrem Gekreische Menschen in den Wahnsinn zu treiben, aber musikalisch begabt war sie deswegen halt noch lange nicht.

Um wieder einen Ausgleich zu schaffen, beschworen Tisiphone und Alekto einen Platzregen herauf, als Easy und Megaira zusammen mit vierzehn anderen Athleten ihre Vorrunde im Teebeutelweitwurf hatten, eindeutig in der Hoffnung, dass die sorglospunkige Frontfrau ob des plötzlich ungleich schwereren Teebeutels einen Fehlwurf hinlegen würde. Leider aber ging dieser Schuss nach hinten los, war doch Megairas Teebeutel nun ebenfalls schwerer. Allerdings nur Easys Teebeutel nass zu machen hätte gegen die Regeln der triolympischen Spiele verstoßen und zu einem sofortigen Ausschluss der gesamten Furien-Mannschaft geführt. So aber erreichten sowohl Easy als auch Megaira die nächste Runde.

Jack dagegen hatte ein leichtes Spiel, Trick beim Matchbox-Auto-Aufwickeln zu schlagen, war sie darin doch der unangefochtene Kindergeburtstagschampion. Auch wenn sie es in der Grundschule nie mit fünfhundert Meter langen Wollfäden, die es aufzuwickeln galt, zu tun gehabt hatte.

Auch Track (die Band hatte die Nachfahren Daidalos kurzerhand nach den Neffen von Donald Duck benannt) hatte keine Chance beim Mensch-ärgere-dich-nicht gegen Nifen. Insbesondere nachdem Murphy die Auslosung der Spielsteinfarben zu Gunsten der Sorglospunks beeinflusst hatte.

Der Vorentscheid im Fassrollen war dann eine erste Nervenprobe. Denn Kiwi hatte, als sie darauf bestanden hatte, dass sie diese Disziplin bekam, vollkommen außer Acht gelassen, dass die Fässer, die es zu rollen galt, deutlich größer waren als die Konservendosen, die sie sonst immer durch die WG gekullert hatte. Und so hatte sie größte Mühe das Fass überhaupt in Bewegung zu setzen. Für die Furienmannschaft dagegen sah es nach einem klaren Sieg aus, war doch ein leeres Fass zu rollen für Sisiphos nach so langer Zeit des Felsbrockenwälzens eine seiner leichtesten Übungen. Drei Schritte vor dem Ziel jedoch hielt der muskelbepackte, antike Hüne plötzlich inne und starrte das Fass abwartend an. Und egal wie laut seine Mannschaftskameraden ihn anfeuerten, doch endlich die letzten Meter zu gehen, Sisiphos war so daran gewöhnt, dass sein Stein kurz vor dem Ziel wieder zurückrollte, dass es ihm jetzt unmöglich war, die gesamte Strecke hinter sich zu bringen. So kam es, dass Kiwi zwar nicht den Einzug in die nächste Runde schaffte, aber immerhin doch noch Sisiphos überholte. Sehr zum Missfallen der Furien.
 

Die nächste, die ausschied, war abranka im Gummitwist-Viertelfinale, welches am Tag nach dem Teebeutelweitwurf-Vorentscheid stattfand. Ihre Miniwolken waren von Alektos und Tisiphones Platzregenbeschwörungsformel in Mitleidenschaft gezogen worden und konnten sie deswegen nicht mehr in ungeahnte Höhen tragen. Kleines Trostpflaster war wenigstens, dass auch Tick, der für das Furienteam angetreten war, in dieser Runde aus dem Wettbewerb ausschied.

Für Chris war im Halbfinale Schluss, denn gegen eine Sirene, die ja ein Karaoke-Profi schlechthin war, hatte er einfach keine Chance.

Nifen schaffte es zwar ins Finale beim Mensch-ärgere-dich-nicht, doch leider war Murphy zu dem Zeitpunkt zu sehr damit beschäftigt, Ganymed den hässlichsten Pickel seines Lebens zu verpassen, um dessen Chancen beim Kusswettbewerb zu verringern, um in Sachen Spielsteinfarbe helfend einzugreifen, und so erhielt die Managerin bei der Auslosung Gelb statt des gewünschten Grüns und landete auf dem undankbaren vierten Platz.

Zur Überraschung aller Zuschauer und zur großen Freude der Sorglospunks gingen sowohl Easy als auch Jack in ihren jeweiligen Wettbewerben als Sieger hervor. Vielleicht lag es ja auch daran, dass bei Megairas Teebeutel im letzten Durchgang auf unerklärliche Weise der Faden riss und der Teebeutel in die vollkommen falsche Richtung davonflog... Oder war das doch eher auf einen gewissen schwarzen Kater zurück zu führen, der von der Seitenlinie aus die Frontfrau der Sorglospunks anfeuerte?

Besagter schwarzer Kater musste sich übrigens bei seinem eigenen Wettbewerb, der in der Cevahir Shopping Mall in der Türkei stattfand, nur Helena und Adonis geschlagen geben und erreichte somit für die Band einen wirklich tollen dritten Platz.

LennStar dagegen hatte Pech, er unterlag Alekto im Finale des Cocktailshakens aufgrund eines bitterbösen Krampfes im Oberarm, der dazu führte, dass ihm der Shaker aus der Hand glitt und zu Boden fiel, ehe Murphy rettend eingreifen konnte. Während Lenn sich also, wie Nifen, mit dem undankbaren vierten Platz begnügen musste, entschied die Furie den Wettkampf für sich und holte so den ersten Sieg für ihre Mannschaft.

Mit Spannung wurde daher der Ausgang des Marathonstrickwettbewerbs erwartet. Wenn Oma gewann, dann lägen die Sorglospunks im internen Duell mit den Furien unschlagbar vorn. Was wiederum zur Hoffnung Anlass geben würde, dass diese drei Damen der Unterwelt endlich davon absehen würden, der Band weitere Schwierigkeiten zu bereiten. Oder gerade deswegen erst recht damit weitermachten. Egal wie, ein solcher Vorsprung wäre auf jeden Fall mehr als nur gut für das Ego dieser sorglosesten aller Punkbands. Würde dagegen Daidalos mit seiner sonderbaren Strick-Konstruktion Oma schlagen, dann bräuchte die Band auf jeden Fall Chibichis punkteträchtige Unterstützung bei der alles entscheidenden Improvisationsnummer. Aber auch unter den übrigen Teilnehmern dieser Disziplin gab es ernstzunehmende Konkurrenten. Etwa Ariadne, die schon in der Antike für ihre überlangen Fäden bekannt war, oder Elise aus dem Märchen der sechs Schwäne. Penelope, Gattin des Odysseus, dagegen erwies sich für ihre Mannschaft als ein ähnlicher Reinfall wie Sisiphos für die Furien. Denn aufgrund jahrelanger Angewohnheit trennte sie des nächtens alles, was sie am Vortag gestrickt hatte, wieder auf.

Am Ende siegte Daidalos knapp vor Oma, während Ariadne auf den dritten Platz verbannt wurde.

„Ach, das macht nichts“, sagte Oma, als die Band zu ihr kam, um sie dennoch für die gute Leistung gebührend zu loben. „Mäuschen wird es schon richten.“
 

Die Wettkämpfe im Gummitwist-Hüpfen waren kaum vorbei gewesen, als abranka auch schon die Halle für die Sorglospunks für ihre Improvisationsnummer gesichert hatte. Und seither hatten alle Teammitglieder jede freie Minute damit verbracht, dort die Bühne und das Bühnenbild aufzubauen. Als trotz all der Planung und all des Eifers die Zeit knapp zu werden drohte, waren sie sogar dazu übergegangen während der Wettbewerbe weiter zu bauen, und nur der jeweilige Athlet und drei Mannschaftskameraden zum Anfeuern waren zu der entsprechenden Sportstätte gegangen, während die übrigen fünf in der Halle weiter machten. Schließlich galt es Unmengen kleiner Holzklötzchen in den verschiedensten Farben ordentlichst aufzustellen. Denn ja, die Band hatte sich auf Nifens Vorschlag hin nichts Geringeres vorgenommen, als einen triolympischen Rekord für die größte Domino-Kettenreaktion aufzustellen. Gut, der Rekord wäre ihnen schon mit dem ersten Stein sicher, hatte bis dato doch noch niemand in der Geschichte der triolympischen Spiele einen solchen aufgestellt. Aber der Ehrgeiz wollte es nun mal, dass man möglichst viele Bilder, möglichst viele Steine aufbaute und im entscheidenden Moment zu Fall brachte.

Und dann war es endlich soweit. Jeden Moment würde das TOK die Halle betreten.

„Auf die Plätze Leute!“, mahnte Nifen, wieder in ihre Rolle als Managerin schlüpfend.

„Easy, was macht der Song?“, fragte abranka, wollte sie doch abschätzen, welche Inspirationsgeschütze sie auffahren musste.

Ein klein wenig verzweifelt linste die Frontfrau zu Jack und Chris hinüber, die damit beschäftigt waren, ihre Instrumente fertig zu stimmen. „Ähm, ich hab die Kernaussage und den Folgesatz für den Refrain...“

abranka nickte nur kommentarlos. So etwas in der Art hatte sie schon befürchtet, aber andererseits waren sie schon mit weit weniger bei Konzerten angetreten. Also würden vermutlich eine Handvoll Geistesblitze und eine mittlere Wolkenladung Inspirationskonfetti ausreichen. Die Utensilien herauskramend, machte sie sich nun mit ihrer Wolke auf entsprechender Höhe bereit, derweil Oma und LennStar am linken und rechten Bühnenaufgang neben Kiwi und Murphy Stellung bezogen. Die beiden Teamkatzen würden nämlich den jeweils ersten Stein der gegenläufigen Ketten starten, deren erste Bahn quer über die Bühne und dann die Treppen hinab in die Halle führte.

Schließlich nickte die Frontfrau Nifen von der Bühne aus zu und die Managerin öffnete die Hallentore, um das TOK und all die Schaulustigen einzulassen.

„Live und aus Holz, echt brennbar, zum Um- und nicht Wegschmeißen, präsentieren wir nun: Domino meets Song!“ Und schon schmetterte Easy voller Elan den Refrain, soweit er eben bereits vorhanden war, ins Mikrophon, während Kiwi und Murphy die Kettenreaktion in Gang brachten und abranka mit ihrer Effektshow dafür sorgte, dass die Band zwischen Basssolo und heißem Stakkatobeat vom Schlagzeug nicht plötzlich ohne Worte dastand...
 

„Di Da Domino

Ich setz den Stein

Ganz Comme il faut
 

Ich setz den Stein, ich stoß ihn an

Die Kette fängt zu laufen an
 

Di Da Domino

Ich setz den Stein

Ganz Comme il faut
 

Es läuft und läuft, drei Bilder schon

Laola-gleich durchs Pantheon
 

Di Da Domino

Ich setz den Stein

Ganz Comme il faut
 

Die Treppe rauf und klick, klick, klick

Die Steine fallen mit Geschick
 

Di Da Domino

Ich setz den Stein

Ganz Comme il faut
 

Der letzte Stein, dann ist es still

Und in mir tobt ein Glücksgefühl
 

Di Da Domino

Di Da Domino

Di Da Domino!“
 

Noch als die Band längst den letzten Ton des Liedes gesungen hatte, skandierte das begeisterte Publikum den Kernsatz des eindeutig neusten Hits der Sorglospunks mit nicht enden wollender Begeisterung. Und was den Ausgang des Improvisationswettbewerbs betraf, so gab es nach dieser Reaktion keinen Zweifel mehr, wer hier als Sieger vom Platz gehen würde. Was der Band in der Gesamtwertung einen überragenden dritten Platz hinter der Mannschaft der Sirenen und jener Mannschaft, zu der auch Ariadne und Helena gehört hatten, einbrachte, während die Furien, weit abgeschlagen, auf Rache sannen.



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