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Sorglospunks forever

von

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Relax

Ein Konzert ist etwas, wo eine Band ihre fertigen Songs einem interessierten Publikum präsentiert. Oder?

Tja, so mag das vielleicht normalerweise bei einer normalen Band mit einem normalen Publikum sein, aber dies ist eine Geschichte über die Sorglospunks, und wie jeder Fan weiß, ist diese Band weit davon entfernt normal zu sein.
 

Denn welche Band kam schon auf die Idee, auf ihre Eintrittskarten bei jedem Konzert einen anderen Bandnamen zu drucken? Wobei, das wiederum hing vielleicht mit diversen eventuell rachsüchtigen Besuchern nicht ganz so gut gelaufener Konzerte zusammen... Aber egal, schließlich stand die Band kurz vor ihrem internationalen Durchbruch (ob immer noch oder schon wieder wusste keiner so genau), es konnte also mit jedem neuen Konzert nur besser werden. Und dann, wenn der Durchbruch erst mal geschafft wäre, würden auch diese eventuell rachsüchtigen Konzertbesucher die weniger geglückten Auftritte verzeihen. Weshalb es eigentlich keinen der wirklich eingefleischten Fans interessierte, dass an diesem Abend auf den Eintrittskarten "Ali Baba und die sieben Zwerge" angekündigt wurden. Im Gegenteil, voller Vorfreude versammelten sie sich in der Kellerdiskothek und harrten des Auftritts der Sorglospunks.
 

Derweil saßen die Mitglieder der Band, Easy, Chris und Jack, in der Garderobe - eigentlich mehr eine Allzweck-Vorrats-Rumpelkammer mit einem alten Sofa darin - und beratschlagten das Programm für den Abend.

"Ich würde gerne mal was Neues spielen", ließ sich Jack vernehmen. "Nicht, dass ich ‚Kapitalismus ich liebe dich, Kommerz ich find ich geil' nicht mögen würde, aber das spielen wir immer."

Betretenes Schweigen in der Runde, schließlich war der letzte Teilsatz von Jacks Aussage nur zu wahr. Auch die neueren Sachen wie ‚Talent' oder ‚Träume sind Schäume', ja sogar das (mittlerweile überarbeitete) Lied über die Tomaten hatten sie bei fast jedem Auftritt in den letzten Wochen gespielt.

Da hellte sich auf einmal Chris Miene auf. "Ist doch ganz einfach. Wir haben noch knapp eine Viertelstunde bis zu unserem Auftritt, das sollte doch wohl mal reichen, dass Easy uns noch schnell wenigstens einen neuen Song schreibt!"

Auch Jack war ganz begeistert von der Idee. "Genau, sperren wir Easy für die Zeit einfach mit unserer Muse in... äh..." Suchend sah sich die Frau mit den tausend Schlaginstrumenten um. "...ins Damenklo ein und dann klappt das schon."
 

Überflüssig zu erwähnen, dass weder Easy noch die Bandmuse abranka von dieser Aussicht allzu begeistert waren. Allein, weil Songschreiben unter Druck und Easy noch nie gut harmoniert hatten, und dann auch noch auf der Damentoilette einer zweitklassigen Kellerdiskothek? Nichtsdestotrotz fanden sich beide nur wenig später mit der strikten Auflage mindestens einen Sorgloshit zu produzieren in selbiger wieder.

"Die können doch nicht... Ich kann doch nicht... Waahhh... Wie soll das gehen...? Ich will hier raus... abranka, hilf mir... Wo ist der Notausgang...? Wieso ist das Fenster nicht fluchttauglich groß...? Was soll ich tun...? abrankaaaaa....." So oder so ähnlich klang wohl Easys hilfloses Jammern, während sie panisch in dem kleinen Raum auf und ab lief und zu befürchten stand, dass die Fußbodenfliesen bald um ein interessantes Rillenmuster reicher sein würden.

Wenig hilfreich war auch, dass Chris alle zwei Minuten von draußen an die Toilettentür hämmerte und den aktuellen Countdown verkündete.

"Ganz ruhig, Easy, irgendwie kriegen wir das schon hin", versuchte abranka sie zu beruhigen und schob ihr flink ein Inspirationsbonbon in den Mund, als Easy zu einer weiteren Jammertirade ansetzen wollte. Die Muse verkniff sich den Vorschlag vielleicht einen Song über dass Jammern zu schreiben, wollte sie doch nicht wieder ein ähnliches Desaster wie mit dem Tomatenlied erleben. Denn wenn es ums Jammern ging, dann war Easy dermaßen von ihren Profiqualitäten überzeugt, dass sie auf keine noch so wohlgemeinten Hinweise irgendeiner Muse, von der eigenen Bandmuse mal ganz zu schweigen, hören würde. Nicht, dass Easy ständig jammerte, nein so war das nicht. Aber Jammern beim Songschreiben unter Druck hatte sie zu einer wahren Kunst verfeinert.

"So, und jetzt ganz ruhig", versuchte sich abranka in einer möglichst meditativen Stimmlage. "Relax, take it easy. Du schaffst das!" Diese und ähnlich kluge Sprüche wiederholte sie immer und immer wieder. Und tatsächlich, es schien zu wirken, denn das Hin- und Herlaufen hörte allmählich auf und auch das verzweifelte Lutschen an dem Inspirationsbonbon wurde weniger.

Doch gerade, als abranka Easy so weit hatte, dass man vielleicht ernsthaft über das Songschreiben hätte nachdenken können, ging die Tür zur Damentoilette und Jack erschien mit einem erwartungsvollen Grinsen auf dem Gesicht. "Die Zeit ist um, Mädels. Und, wie heißt unser neuer Hit?"

"Ähm..." Verzweifelt versuchte Easy wenigstens einen halbwegs vernünftigen Titel aus ihrem Hirn zu kramen, alles andere würde ihr abranka dann halt auf dem Weg zur Bühne einflüstern müssen, aber alles, woran sie sich in diesem Moment erinnern konnte, war eines von abrankas Mantras der vergangenen Minuten: "Take it Easy!"

Oh weh, und schon hatte sie es laut ausgesprochen.

Und während Jack noch mehr einen Gesichtsausdruck zur Schau trug, der in etwa aussagte: "Aber sonst geht es noch...", meldete sich Chris begeistert zu Wort.

"Cool! Und für das nächste Konzert schreibst du dann einen Song über mich, was weiß ich, "Schoko-Chris-Crossies sind mein Leben" oder so und für den Auftritt danach einen Song über Jack und das ganze gibt es dann als das persönlichste Sonderalbum rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft. Genauen Titel und Werbung überlassen wir wie immer einfach Nifen." Und damit schleifte Chris Easy auch schon aus der Toilette und in Richtung Bühne, während abranka auf ihrer Wolke hinterher flitzte und nebenbei ihre kleinen grauen Musenzellen Überstunden schieben ließ.
 

"Und hier sind sie, live und in Farbe, so sorglos, wie wir sie kennen und lieben: Die Sorglospunks!", kündigte der Veranstalter die Band an. Das leise Protestgemurmel im Publikum von den wenigen Gästen, die tatsächlich eine Band mit dem Namen ‚Ali Baba und die sieben Zwerge' erwartet hatten, wurde rasch von den strategisch im Raum verteilten Sorglosfans erstickt. Und dann hieß es auch schon Showtime!

Zunächst eine Bandhymne, dann einen Klassiker und dann, so beschloss Chris, war es an der Zeit für ihren neusten Hit. Er ergriff das Mikro: "Kommen wir nun zu einer Weltpremiere! Denn heute spielen wir, extra für euch, zum ersten Mal unseren neuen Sorglossong ‚Take it Easy!'"

Wunder geschehen bekanntlich immer wieder, erst recht bei dieser Band, und nicht selten hat die Bandmuse da ihre Finger im Spiel. Hymne und Klassiker hatten ihr zwar nicht gerade viel Zeit gelassen, schon gar nicht so viel wie sie eigentlich gebraucht hätte, oder gar gern gehabt hätte, aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Auf ihrer Wolke hatte sich abranka in luftige Höhen geschwungen und schwebte nun für das Publikum unsichtbar knapp unter der Decke über der Bühne. Als Chris den neuen Song ankündigte, öffnete sie kurzerhand eines der vielen Geheimfächer ihrer aufgemotzten Musenwolke und schon regnete es herrlich glitzerndes Eingebungskonfetti auf die Band.

"Genau liebe Fans, Premieren über Premieren heute Abend", verkündete Easy da auch schon. "Denn wir haben uns gedacht, dass so ein einseitiges Konzert - wir hier, ihr dort - auf Dauer langweilig ist, und deshalb gibt es nun den ersten interaktiven Hit der Sorglospunks. Wir liefern euch den Refrain, ihr uns die Strophe. Und los geht's!

Take it Easy, Easy

Relax!

Take it Easy, Easy

Relax!"



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