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Studenten unter sich

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~ Raus aufs Land!

Mein Wecker klingelte lautstark und riss mich aus dem Schlaf. Ich, ein Morgenmuffel wie ich war, haute ungeduldig so lange auf den Wecker ein, bis er endlich Ruhe gab, ohne jedoch meinen Kopf aus dem Kissen zu heben. Seufzend drehte ich mich auf die andere Seite und wickelte mich mehr in die Decke ein. Heute war Samstag und ich hatte schon wieder vergessen, die Weckfunktion auszustellen. Ich rieb mir den Schlaf aus dem Augen und legte mich auf den Rücken. Heute ging es übers Wochenende raus aus Berlin, in einen kleinen Vorort, in dem Yus Oma wohnte und wo wir die nächsten zwei Tage verbringen sollten. Yu wollte demnächst mal sowieso dahin und seine Oma hatte uns mit eingeladen. Ich war dort schon lange nicht mehr gewesen und freute mich, wieder dorthin zu fahren. Als wir noch zur Schule gegangen sind, haben wir dort viel Zeit unserer Sommerferien verbracht, das war nun aber bestimmt schon ein paar Jahre her. Das erste Mal, daran konnte ich mich noch genau erinnern, waren wir in den Sommerferien nach der 7. Klasse dort, nach dem Schuljahr, in dem wir uns kennen gelernt hatten. Yus Eltern waren zu Besuch bei seiner Oma eingeladen und damit er sich nicht so langweilte auf dem Land, durften Strify und ich mitkommen. Als ich zum ersten Mal das Anwesen sah, groß und schön und von der Großstadt abseits gelegt, wie eine alte Villa in einem Schauerroman, war ich überwältigt. Alles war wie verzaubert gewesen, so ruhig, man hat nur den Wind in den Blättern und das Zwitschern der Vögel gehört. Wir waren viel draußen gewesen, es war sehr interessant, die neue Umgebung zu erkunden und über verborgene Schätze zu spekulieren. In den darauffolgenden Jahren war dann auch Kiro mitgekommen, doch die letzten beiden Jahre hatten wir zu viel um die Ohren gehabt, mit Abi und so. Was sich dort alles verändert haben mochte? Ich hoffte, dass noch alles so war, wie ich es vom letzten Mal in Erinnerung hatte. Das Wochenende würde sicher lustig werden.

Ich schälte mich aus der Decke und warf meinem Koffer, der gepackt in der Ecke meines Zimmers stand, einen prüfenden Blick zu. Hoffentlich war er nicht zu groß...ach was! Ich hatte gute Laune, also drehte ich die Musikanlage auf und dröhnende Musik erfüllte die Wohnung. Heute war nix mit Morgenmuffel, ich war viel zu aufgedreht. Strifys verwuschelter Kopf, dessen Frisur wie explodiert aussah, lugte aus seinem Zimmer und er sah mich verschlafen an. „Morgen.“, nuschelte er und verkrümelte sich ins Bad. Ich tanzte durch die Wohnung und deckte den Frühstückstisch. Ich glaube, ich war vielleicht etwas zu übereifrig, denn bei einem etwas sehr gewagten Tanzschritt fiel mir fast das gesamte Geschirr aus den Händen. Wie gesagt, vielleicht.

Als Strify in die Küche kam, hatte er seine Haare zum Glück schon in Form gebracht, jetzt sahen sie wenigstens nicht mehr aus, als hätte er in die Steckdose gegriffen. Was trieb der Junge da immer in seinem Zimmer? Okay, ich wollte es gar nicht wissen.

Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zu Kiro, der uns mit seinem hammergeilen BMW zu Yus Omi kutschieren würde. Ich liebte seinen Fahrstil: schnell, riskant und dennoch voll gechillt. Während Strify immer mit einer Kotztüte halb tot am Fenster hing und Yu scheinbar ohne jegliches Interesse vor sich hingammelte, genoss ich jede Fahrt in diesem Schlitten in vollen Zügen. Wie oft hatte man schließlich 600 PS unterm Hintern?

Schon bald waren wir auf der Autobahn, mit etwa 200 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit, auf dem Weg zu Yus Oma. Die Landschaft zog an uns vorbei, während Strify kreidebleich im Sitz lag. Der Ärmste. Yu wippte mit seinem Kopf im Takt zur Musik, die aus dem Radio kam, und sah verträumt aus dem Fenster.

Wir überholten LKWs, große Autos, kleine Autos und Reisebusse, die ganze Rentnerscharen durch sie Gegend kutschierten. Ich konnte mich noch gut erinnern, wie ich einmal gezwungen wurde, in einem solchen Bus mit einer Schar von Leuten zu fahren, die ihre besten Tage eindeutig schon hinter sich hatten. Und zwar schon ziemlich lange. Laute Schlagermusik der Hitparade schallte durch die Lautsprecher des Radios und die Omis wippten mit breitem Grinsen im Takt auf ihren Sitzen hin und her. Ich hatte einen Schock als ich da raus kam und hatte gar nicht realisiert, dass ich noch lebte. Ich war gezeichnet fürs Leben.

Doch zum Glück hatten wir dank Kiros rasantem Fahrstil den Bus nun hinter uns gelassen und rasten weiter die Autobahn entlang.

Gesprochen wurde nur wenig auf der ganzen Fahrt und Strify war sichtlich erleichtert, als wir in die Einfahrt des Anwesens fuhren, in der Yus Oma schon auf uns wartete.

„Da seid ihr ja schon!“, rief sie fröhlich und kam mit kleinen schnellen Schritten auf uns zugetrippelt. „Ihr seid die Ersten, die beiden Erwachsenen sind noch nicht da.“, was mich ehrlich gesagt auch nicht wunderte bei dem Tempo, das wir draufhatten. Sie begrüßte zuerst Yu, den sie übermütig mit „Hannes, mein Schnukiputz!“ in die Arme schloss und ihm fast die Luft abdrückte, obwohl sie ihm gerade mal bis zur Brust ging. Danach begrüßte sie auch uns- „Hach, seid ihr alle groß geworden!“ - und beäugte Strify kritisch, der blass und noch etwas wackelig auf den Beinen war. „Du siehst aber gar nicht gut aus, Junge.“, meinte sie tadelnd und führte und in die Eingangshalle der großen Villa. Wir stellten unsere Koffer ab und wurden in die große gemütliche Küche geschoben, in der sich ein Tisch befand, der schon mit Kaffeegedeck bestellt war. Wir nahmen auf den Stühlen platz, während Yus Oma den Tee kochte. „Hach, es ist schön, euch endlich mal wieder zu sehen! Und wie groß ihr geworden seid! Es ist schön, mal wieder ein volles Haus zu haben!“, plapperte sie munter drauf los und wuselte aufgeregt um ums herum. Sie machte Strify echt Konkurrenz, doch dem war momentan gar nicht nach Reden zumute. Immer noch etwas kränklich, aber schon mit etwas mehr Farbe im Gesicht, saß er auf seinem Platz und wartete artig auf seinen Tee. Gerade als sie diesen noch brühwarm in die Tassen goss, hörten wir draußen auf dem Kiesweg einen Wagen vorfahren- Yus Eltern. „Oh!“, quiekte Yus Oma vergnügt und schon trippelte sie hinaus um die neuen Gäste zu begrüßen. Wir hörten Begrüßungsfetzen, die mit der warmen Brise von draußen durch das offen stehende Fenster der Küche hereingeweht wurden. Kurz darauf betrat Yus Oma erneut die Küche, diesmal mit seinen Eltern im Schlepptau. Wir begrüßten uns und schon saßen wir alle mit Tee und Gebäck am Tisch und unterhielten uns. Strify ging es mittlerweile besser und er hatte seine Sprache wiedergefunden. Wie eh und je sprudelten Worte aus ihm heraus, Yus Oma war ganz entzückt, dass etwas Leben in ihr Haus kam. Nur ich war mal wieder etwas schweigsam, da sich mein Blick in den Bäumen des angrenzenden Waldes verfangen hatten. Ich betrachtete die Bäume, durch deren Blätter vereinzelte Sonnenstrahlen vom blauen Himmel hindurch zu uns fielen. Man muss sich die Umgebung etwa so vorstellen, dass ein großes Anwesen, fast schon eine alte Villa aus Stein und schon von der Zeit mit Efeu bewachsen, auf einer Lichtung steht, die durch ein Feld von der Hauptstraße abgegrenzt ist. Dieses Anwesen umgibt ein lichter Wald, dessen Ende man nicht ausmachen konnte. Dennoch musste man schon ziemlich tief in den Wald hineingehen, um das Haus nicht mehr erkennen zu können, da die Bäume nicht allzu dicht aneinander stehen. Vor dem Haus ist eine Einfahrt mit Kies ausgelegt, die um einen Springbrunnen herum führt. Die Sicht auf das Feld ist allerdings vom Haus aus nicht vorhanden, da der Weg, der auf die Hauptstraße führt, von einer Allee umringt ist und er sich in einer Kurve verliert. Es war also ziemlich abgeschieden und ruhig hier- fast wie in freier Natur. Hier waren die Geräusche der Stadt nicht mehr vernehmbar, umso deutlicher aber das Rascheln der Bäume und das Singen der Vögel. Früher, als wir hier im Sommer waren, haben wir oft hinten im kleinen Garten gesessen und Yus Oma beim Geschichtenerzählen zugehört. Sie kannte immer viele spannende Erzählungen, die aus dieser Gegend hier stammten- die meisten handelten vom Haus oder dem Wald. Ich wurde jedoch aus meinen Gedanken gerissen, als mich Yus Oma mit besorgtem Blick ansah und ich bemerkte, dass das Stück Kuchen, das sie vor kurzem verteilt hatte, noch unberührt auf meinem Teller lag. Die anderen hatten aufgehört zu reden und sahen mich ebenfalls an. Hastig entschuldigte ich mich und meinte, dass ich nur in Erinnerungen schwelgte und spießte hastig ein Stück Kuchen auf und schob es mir in den Mund. „Mhh, köstlich.“, sagte ich zu Yus Oma, die wie immer einen hervorragenden Kuchen gebacken hatte. Ich lächelte sie an und sie lächelte zurück, dieses typische liebe Oma- Lächeln. Die anderen fingen wieder an zu reden und diesmal zwang ich mich, nicht mit meinen Gedanken abzuschweifen. Es wurde eine lustige Unterhaltung und nach dem Tee brachten wir unsere Koffer hoch. Alles sah noch genau wie damals aus; die Einrichtung war groß und klobig, altmodisch und reichlich verziert mit kunstvollen Mustern. In der Eingangshalle stand noch immer die alte Porzellanvase, die, wie Yus Oma meinte, ein Erbstück ihrer Großmutter war. Mühsam und mit schweren Koffern bepackt stapften wir die großen Stufen der Treppe hinauf in das Obergeschoss, in dem sich viele leer stehende Räume befanden, die extra für uns hergerichtet wurden. Yus Oma lebte schon seit Jahren- seit dem Tod ihres Mannes- allein in diesem Haus und obwohl es viel zu groß für sie war, wollte sie es doch unter keinen Umständen verlassen oder gar verkaufen. Sie mochte es, in den Erinnerungen zu leben, das Haus war ein Teil ihres Lebens, das sie nicht einfach so fortgeben konnte. Sie hing zu sehr daran. Außerdem war sie noch recht fit und hielt sich gern mit dem Putzen des Hauses auf trab. „Sonst hätte ich ja nichts zu tun und würde mich schrecklich langweilen!“, hatte sie auf den Vorschlag ihres Sohnes hin geantwortet, als er gemeint hatte, wenigstens einen Teil des Hauses zu vermieten. Sie wollte dort bleiben, bis sie starb.

Das Haus besaß noch eine zweite Etage, die aber weitgehend mit Brettern vernagelt war und deshalb auch den Weg zum Dachboden versperrte. Ich sagte ja, das Anwesen ist groß.

Wir bekamen unsere üblichen Zimmer: Yu, Strify und Kiro teilten sich eines, ich bekam eines alleine. Auch Yus Eltern wurden zusammen in einem Zimmer untergebracht.

Da Yus Oma sich daran machte, alles abzuräumen und von uns partout keine Hilfe annehmen wollte, so oft wir es ihr auch angeboten haben, gingen Yu, Kiro, Strify und ich hinaus. „Ich brauche keine Hilfe, geht ruhig hinaus und amüsiert euch gut! Das ist schließlich ein Erholungswochenende für euch.“, meinte sie lächelnd und hatte sich wieder ihrer Arbeit zugewandt.

Als wir in die Einfahrt traten, wehte uns eine sanfte Brise entgegen. Eine Weile liefen wir durch die Allee und kamen schon bald zum Feld. Wir bogen von der Landstraße ab und gingen quer durch das Feld, das von Gräsern hoch bewachsen war. Die Sonne schien warm und freundlich auf uns herab und wir genossen es, den Duft der Gräser einzuatmen. Vor uns entdeckte ich ein paar Pferde, die friedlich grasten. Ich ging auf sie zu und die Jungs folgten mir. Vorsichtig näherte ich mich ihnen und schon streichelte ich ein Fuchsbraunes an der Mähne. Es war recht zahm, ließ sich also problemlos von mir verhätscheln. „Wenn es morgen noch hier steht, bringe ich ihm ein Stück Zucker mit.“, meinte ich und es war wie ein kleines Versprechen für das Pferd. Doch auf einmal stupste mich Yu von hinten an und deutete stumm auf eine Gestalt, die langsam näher kam. Beim genauen Hinsehen erkannte ich den Bauern des Nachbargestüts, das sich hier in der Nähe befand. Früher waren wir vier einmal dort gewesen um es uns mal anzusehen, doch war er damals sehr unfreundlich zu uns gewesen und hatte uns nur missbilligend angesehen. Als wir etwas gefragt hatten, hatte er nur grummelnd geantwortet. An die Tiere durften wir nicht zu nah herangehen, niemand durfte seine Pferde auch nur berühren, bis auf ihn, seinen Stalljungen und die Reitschüler des Hofes. In dieser Sache war er besonders streng gewesen. Als wir ein Pferd am Weidenzaun dennoch einmal gestreichelt hatten, als wir dachten, er sei nicht in der Nähe gewesen, hatte es großen Ärger gegeben und er hatte uns angedroht uns anzuklagen, sollte er uns noch einmal in der Nähe eines seiner Tiere erwischen. Wir waren uns sicher, dass er uns nun sicherlich wiedererkennen würde, also gingen wir in die Hocke, sodass er uns in diesem hohen Gras nicht mehr sehen konnte. Wir krochen von den Pferden weg, konnten uns vor lauter Kichern aber kaum geradehalten, da Kiro es verstand, ihn täuschend echt nachzuahmen. „Ihr schon wieder, ich habe euch doch gesagt, dass ihr die Finger von meinen Pferden lassen sollt, ihr frechen Gören!“, äffte ihn Kiro mit verzerrter Stimme nach und machte einen Gesichtsausdruck, der den alten Bauern voll und ganz traf und einfach nur zum Wegschmeißen war. Der Bauer selbst schien uns jedoch nicht bemerkt zu haben, da er uns nicht hinterherkam. Er hätte nicht einmal eine Ameise ungestraft davon kommen lassen, wenn er sie hätte durch seine halb blinden Augen erkennen können. Noch immer kichernd richteten wir uns auf, als wir uns außer Sichtweite von ihm fühlten. „Ihr bösen Gören, ihr!“, schimpfte uns Kiro gerade tadelnd und hatte ein Auge zusammengekniffen, während er mit einem Finger auf uns deutete. „Der hat echt zu viel Freizeit.“, meinte er dann grinsend. Mit einem zustimmenden „Oooh ja!“ unsererseits ging es dann weiter. Während wir den Feldweg entlang liefen, auf den wir gerade gekommen waren, betrachteten wir die Obstbäume neben uns, die schon zu blühen begonnen hatten. Diesen Weg waren wir schon oft gegangen, wenn wir zum Bach wollten. Als Kinder haben wir dort gebadet und mit den Fischen gespielt und auf dem Nachhauseweg hatten wir immer die Früchte von den Bäumen gegessen um die Bauern zu ärgern. Und natürlich, weil wir Hunger hatten, denn unser ganzes Brot hatten wir meistens an die Vögel und Fische verfüttert. Noch eine Weile gingen wir lachend und quatschend den Weg entlang, bis wir am Bach angelangten. Er glitzerte im Sonnenlicht und das Wasser war so klar, dass wir die Fische vom Ufer erkennen konnten. Ich bückte mich und spritzte den drei Jungs etwas Wasser entgegen. Das kühle Wasser fühlte sich gut an, man konnte meinen, dass man direkt an der Quelle war. Doch die befand sich viel weiter oben, in den Bergen. Ich hatte nicht erwartet, nach meinem Angriff auf Kiro, Strify und Yu ungerächt zu bleiben, und ich behielt Recht. Schon trafen mich die ersten Wasserspritzer und es wurden immer mehr. Drei gegen einen war definitiv unfair, also versteckte ich mich hinter Yu, der prompt von einem Wasserschwall getroffen wurde, der von Strify kam und eigentlich für mich vorgesehen war. Als dieser sah, wen er da gerade getroffen hatte, breitete sich ein überraschter Ausdruck auf seinem Gesicht aus, sein Mund formte sich langsam zu einen O und er sagte, reichlich verblüfft: “Ups...“. Doch schon traf ihn ein Schwall Wasser der von Yu kam. Na, wenigstens waren sie jetzt nicht alle gegen mich. Von seitlich kam eine Flut Wasser von Kiro und ich stand nun ganz alleine da, da Yu gerade dabei war, Strify hinterher zu jagen. Die Haare klebten mir schon im Gesicht, aber Kiro sah noch recht trocken aus. Das sollte sich schnell ändern! Lachend jagte ich auf ihn zu und bespritzte ihn mit Wasser. Mittlerweile hatte Yu es geschafft, Strify halb zu ertränken. Um ihn zu retten, stürmte ich als sein Held auf Yu zu und entlud eine ganze Ladung Wasser über ihm. Wie ein begossener Pudel stand er nun da, seine Frisur komplett ruiniert, wie die von uns allen, und hatte von Strify abgelassen. Mit einem „Dankeschön!“, lief Strify davon, da Kiro jetzt hinter ihm her war. Plötzlich blieb er stehen, da er beschloss, sich nicht von einem Kampfzwerg tyrannisieren zu lassen. Nun war er es, der zum Angriff ausholte und Kiro eine ordentliche Dusche verpasste. Mit Yu war das etwas anderes gewesen, da war Strify lieber in der Defensive geblieben. Doch nun hatte ich ihn am Hals und lachend liefen wir umher. Ich war schon fast komplett durchnässt, aber das störte Yu herzlich wenig. Ständig schaufelte er mir Wasser zu und wenn ich dazu kam, erwiderte ich diese Angriffe.

Wenig später lagen wir erschöpft und vollkommen nass auf der Wiese neben dem Bach. Wir sahen in den Himmel und ließen uns von der Sonne trocknen. Zum Glück war es warm, sodass wir nicht froren und unsere Kleidung allmählich trocken wurde. Als wir alle ein Grummeln in der Magengegend verspürten, das uns sagte, dass es Zeit zum Essen war, erhoben wir uns und schlenderten gemütlich zurück zum Anwesen.

Man sah uns kaum noch an, dass wir eine Wasserschlacht hinter uns hatten, als wir die Eingangshalle der Villa betraten. Aus der Küche kam fröhliches Summen von Yus Oma, die uns begrüßte, ohne jedoch den Blick vom halb fertigen Abendessen zu wenden. Wir gingen in unsere Zimmer hoch und zogen uns etwas Frisches an, unterdessen wir die noch immer leicht feuchten Klamotten ans Fenster zum Trocknen hingen. Ich war überrascht, als ich auf die Uhr sah, die auf dem Nachttisch stand und feststellte, dass wir über drei Stunden weggewesen waren. So lange war es mir gar nicht vorgekommen. Aber mit Freunden vergeht die Zeit ja bekanntlich wie im Flug. Draußen färbte sich der Himmel allmählich orange, es war schon später Nachmittag, kein Wunder also, dass mir der Magen knurrte. Gut gelaunt hüpfte ich die Treppe hinunter in die Küche und fragte Yus Oma, ob ich nun etwas helfen könnte. Lächelnd wies sie auf einen Stapel Geschirr, den ich dann sogleich auf dem Tisch verteilte, während ich ihr erzählte, dass wir im Feld und am Bach gewesen waren. Unsere kleine Wasserschlacht verschwieg ich jedoch. Ich wusste selbst nicht genau warum, vielleicht weil mir meine Oma eine Standpauke darüber gehalten hätte, dass es doch noch viel zu kalt für solche Spielchen sei und dass das schlimm enden könnte. ’Jaja’, dachte ich dann immer und stellte bei solchen Predigten immer auf Durchzug. Ich war schließlich noch jung, da durfte ich so was. Meistens waren Großeltern zu ihrer Zeit selbst nicht anders, dann sollten sie uns mal nicht den Spaß nehmen.

Gerade verteilte ich das Besteck, als die Jungs die Küche betraten; auch sie hatten sich umgezogen. Yu kümmerte sich um die Gläser, die er fein säuberlich neben den Tellern platzierte und als es schließlich nichts mehr zu tun gab, gingen wir hinaus in den Garten und machten es uns auf der Hollywoodschaukel bequem. Während wir leicht vor und zurück schaukelten, quietschte die Schaukel leise- sie war seit unserem letzten Besuch sicher nicht mehr so oft benutzt worden. Am anderen Ende des Rasens, unter einem Baum, stand ein eiserner Gartentisch mit dazu passenden Stühlen. Auf dem Tisch lag ein Buch und daneben ein Etui mit Lesebrille. Yu stand auf und besah sich das Buch genauer. Dann kam er damit wieder zurück und quetschte sich in unsere Mitte, wo Strify sich gerade ausgebreitet hatte. „Und?“, fragte ich ihn und versuchte den Titel des Buches zu erkennen. „Total altmodisch- die Schatzinsel.“, sagte Yu. Er drehte das Buch um und überflog den Buchrücken, schlug das Buch dann auf und begann schließlich, uns eine Passage daraus vorzulesen. Wir saßen eine ganze Weile so da, ließen uns von Yu vorlesen und versuchten uns die Welt, die er schilderte, vor unserem inneren Auge aufzubauen. Die Geräusche der Natur halfen uns dabei. Das Zwitschern der Vögel war das Kreischen der Möwen, die rauschenden Blätter waren die Wellen des Meeres. Doch dann wurden wir von Yus Oma zum Essen nach Drinnen gerufen und begaben uns in die Küche. Das Abendessen verlief recht schweigsam, das lag aber wohl daran, dass es so gut schmeckte und wir so einen Hunger hatten, dass wir zu sehr mit kauen beschäftigt waren, als dass wir zum Reden kämen.

Nach dem Essen- es war schon recht dunkel draußen- gingen wir nach oben in unsere Zimmer. Ich ging noch zu den Jungs mit hinüber, es war ja schließlich erst früher Abend. Strify hatte Karten mitgenommen, so saßen wir den ganzen restlichen Abend da, spielten Karten und redeten über alles Mögliche. Als es schon auf die 24 Uhr zuging, verließ ich das Zimmer um mich fertig zu machen und dann unter meine Bettdecke zu legen. Es dauerte auch nicht lange, da schlief ich ein, da ich doch ein wenig erschöpft war vom heutigen Tag und der etwas ländlichen Luft hier außerhalb der Stadt. Auch sonst regte sich im Haus nichts, als ich lauschte. Es hatte jeder seinen Ruheschlaf verdient.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-02-08T13:32:43+00:00 08.02.2008 14:32
Na du Lauch !
Supi Kapitel, ich kenn ja schon alle <3
mach weiter, bis dann
deine Zoe <3
Von:  Artanaro
2008-02-05T20:40:00+00:00 05.02.2008 21:40
hey!
super klasse das pitel.
bin gespannt, wie es weiter geht. *auf der stelle hüpf*

kannst du mir vllt auch ne ens schicken?

glg nibi-chan *knuffz*
Von: abgemeldet
2008-02-05T19:49:16+00:00 05.02.2008 20:49
hay!
tolles chap!
mach bidde weiter un kriege ich ne ens, wenns weiter geht?
LG Viva
Von:  Karazu
2008-02-05T14:16:49+00:00 05.02.2008 15:16
Erste... *flüster*
Will ja niemanden aufwecken^^

Richtig genial, das Kapitel!^^
Ich freue mich schon richtig auf das nächste Kapitel. *zustimmend nick*

Liebe Grüße, Yuna
PS: Macht es dir was aus mich per ENS zu benachrichtigen wenn es weiter geht? *lieb guck*


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