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Augenblick

"Es war so ein Moment, den man sonst aus dem Kino kennt..."
von

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Mitten in die Fresse rein!

Mitten in die Fresse rein!
 


 

„Hey porter, hey porter…“, pfeifend trat der Chilene auf den Gang.

Er war gerade mit packen fertig geworden und schleppte seinen Koffer aus dem Hotelzimmer.

Gleich Nach Mischa war er der erste, der mit dem zusammen krosen angefangen hatte, kurz darauf wir Celina im Hotel angekommen. Wo die beiden anderen Herren blieben wusste er nicht.

Bei Dirk wunderte es ihn überhaupt nicht, Jan jedoch war oft pünktlicher als Mücken im Sommer. Schulter zuckend lehnte er sich an der gegenüber liegenden Wand und stellte den Koffer neben sich ab. Rodrigo schob sich die Hände in die Hosentaschen und dachte vor sich hin. Kurz musste er innerlich fluchen, als seine Finger gegen die Zigarettenschachtel stießen. So bekam er automatisch Lust eine zu rauchen.

Er beschloss aber zumindest zu warten, bis sie gemeinsam zum Bus gehen würden. Stattdessen dachte er an die bereits vergangene Zeit zurück. Er musste sich eingestehen, dass ihm schon lang keine tour mehr so gut gefallen hatte wie diese. Das hieß jetzt nicht, dass Tourneen ihm sonst langweilig waren, aber die Idee mit den Mädels hatte noch mal ordentlich frischen Wind gebracht. Es absolut Spaß mit den drei „Damen“ rum zu hängen. Wenn er daran dachte, dass diese Aktion wegen Jan fast gar nicht zustande gekommen wäre…

Aber eben dieser blonde Herr mit den vielen Zähnen war nun wieder ganz der alte und erfreute sich nun selbst sehr an der zusätzlichen Gesellschaft. Bis auf seinen kleinen Streit mit ihm und dem großen Terror von heute Nachmittag war nichts weiter in der Richtung passiert. Jedenfalls nichts Auffälliges…

Rodrigo seufzte.

Er hatte verloren.

Mit einem erneuten Seufzer griff er tiefer in die Tasche und schob sich schließlich eine Zigarette zwischen die Lippen. Er musste sie ja nicht sofort anzünden.

Er wunderte sich etwas warum, aber er begann an Rike zu denken. Rodrigo mochte sie, sehr sogar, das „kleine“ Nesthäkchen der Truppe.

Der Chilene grinste, als er an ihre Reaktion von Gestern dachte, wo sie sich so über seine Zustimmung gefreut hatte.
 

„Schon wieder am qualmen?“

Rodrigo blinzelte kurz und sah dann Mischa auf sich zu kommen.

Er nahm die Zigarette und hielt sie etwas höher, so dass man gut sah, dass diese nicht angesteckt war. Michaela grinste und lehnte sie neben ihm an die Wand.

Exakt im diesen Augenblick bogen zwei ihm wohl bekannte Gestalten um die Ecke.

Rod wurde Zeuge eines recht seltenen Bildes: Dirk quatschte Jan ein Ohr ab! Normalerweise lief das eher umgekehrt ab.

„…also dieser Drummer… ich muss echt sagen, dass ich noch keinen gesehen hab, der extrem auf die Trommeln einhaut wie der! …Hey schon fertig Roddy?“

Dies war natürlich das erste, was sich der Chilene anhören musste.

„Im Gegensatz zu euch, JAP!“, grinste er und kaute währenddessen an dem Tabak herum. „Ihr könnt froh sein, dass ich unsern lieben Grafen abgeschleppt hab. Sonst müssten wir jetzt garantiert wieder Stunden ihn warten. Nicht wahr Darlin?“, Jan drehte sich breit grinsend dem Drummer zu, der ihm mit einem nicht minder breiten Grinsen den Mittelfinger entgegen reckte.
 

„Ach du Schande…Ist Rike nicht bei euch?“

Unbemerkt von der breiten Masse war Celina mit ihrem Koffer an die Gruppe getreten.

„Öhm, nein… sie war doch bei dir?“, antwortete Dirk verwundert.

„Nein, eben nicht! Ich hab sie im Gerangel nicht wieder gefunden und da…“ sie brauchte den Satz nicht zu beenden.

„Oh nein…“, stöhnte Mischa und sprach das aus, was die meisten dachten.
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Das Klacken ihrer Schuhe hallte in den dunklen Gassen wieder.

Henrike sah sich nervös nach allen Seiten um. `Ruhig bleiben…`, sagte sie sich immer wieder, aber es bleib immer zumindest eine leise Furcht.

Klar, sie war erwachsen, jedoch konnte man nie wissen, was sich um diese Zeit so alles herum trieb.

Rike war bestimmt nicht die einzige Frau die es mied allein bei solcher Dunkelheit herum zu laufen. Seit sie klein war hatte sie es oft mitbekommen, wenn sich mal wieder ein widerliches Arschloch an einem Kind oder einer Frau vergriffen hatte. In ihrem Umfeld war nie derartiges geschehen und doch; es gab nichts was sie mehr anwiderte und ihr mehr Angst machte als das.

Henrike schüttelte heftig den Kopf.

Nein, es gab wirklich keine schlimmere Qual, die man einer Frau antun konnte. Eine Zeit lang hatte sie sogar Pfefferspray mit sich herum geführt, heute allerdings lag dieses auf dem Grund ihres Koffers. Rike seufzte. Sie konnte die Gedanken, wo sie schon gekommen waren, partout nicht mehr abschütteln. Was ihr nicht unbedingt eine Hilfe war.

Allein daran zu denken machte sie rasend wütend.

Dass es doch tatsächlich Menschen gab die Frauen und sogar Kinder diese höllischen Qualen zu fügten, nur im ihre Geilheit für einen kurzen Moment zu befriedigen!

`AAARRRGH, verdammt! ´, sie schüttelte sie nochmals, um die Gedanken endgültig zu verbannen.

´Mach dich nicht verrückt! ´

Zum Hotel war er auch nicht mehr weit! Sie musste nur noch durch diesen Park…durch…
 

„…Fuck…“, schluckte sie. Die finsterste Ecke in der ganzen Stadt und sie musste direkt durchgehen. Rike hätte noch so einige weitere Kraftwörter ausstoßen können, aber das würde ihr nicht helfen. Die rothaarige sah sich um. Ohne die Gegend zu kennen wusste sie, dass die anderen Wege ein riesen Umweg wären. Schon allein weil es sich bei der einen um eine Sackgasse und bei der anderen um eine komplett andere Richtung handelte.

„ScheißescheißeScheißescheißeScheißescheiße…“

Eine Minute später schluckte sie nochmals überdeutlich und kniff die Augen zusammen.

´Augen zu und durch!!!`

Mit dem Gedanken stürmte sie los und rannte solang, bis sie den Ausgang sehen konnte. Abrupt stoppte sie, so dass die kleinen Steine unter den Schuhsohlen knirschten. Rike atmete erleichtert aus und ging die wenigen Schritte Richtung Ausgang.
 

„Hey du!“

Sie zuckte zusammen und fuhr herum.

Die Stimme kam aus einer dunklen Ecke, am Rande des Parks und am Anfang der Straße, doch das einzige was sie erkennen konnte war eine in Dunkelheit getauchte Menschengruppe, welche sie wohl gerade anstarrten.

Henrike schluckte und ballte ihre Hände nervös zu Fäusten.

„Ich und meine Kumpels sind so schrecklich einsam. Willst du uns nicht Gesellschaft leisten?“

Ein Mann. Ganz eindeutig und er schien sehr groß zu sein.

Seine hatte Stimme etwas ekelhaft schleimiges an sich, dass konnte sie schon beim ersten Hören ausmachen.

„Um ehrlich zu sein… Nein!“

Sofort drehte sie sich weg und wollte weiter laufen, doch da versperrte ihr jemand den Weg.

Sie sah zu der viel größeren Person auf und ihre Augen weiteten sich.

Das schwache Laternenlicht, beleuchtete sie beide von oben und so sah sie, dass die Person eine Glatze hatte…

„Zisch nich einfach ab, dass is nicht nett!“

Die ekelhafte Stimme wieder und als sie sich dieser zuwandte, sah sie wie mehrere Menschen auf sie zukamen.

Die Gruppe trat unter das Licht einer Straßenlaterne und Henrike konnte zum ersten Mal ihre äußere Erscheinung sehen.

Ihre anfängliche Bange wandelte sich nun allmählich doch in Angst:
 

`Nazis!“
 

Die bei allen Personen ins Auge stechende Glatze und die typische Kleidung ließen da keinen Zweifel in ihr über.

Sie wich zurück und stieß dabei gegen den Riesen, der ihr den Weg blockierte.

„Lasst mich…“, setzte sie an, als sie plötzlich eine Hand auf der Schulter fühlte.

Fest und schmerzhaft.

„Guck dir mal an wie blass die ist!“, sprach der bis dahin schweigsame Riese.

„Ist die überhaupt Deutsche?“

Einer von den Männer sog ihr Gesicht grob am Kinn nach oben, nur um sie wie Verkäufer, der den Wert der Wahre schätzte, zu betrachten.

„Fass mich nicht an!“, rief sie wütend und zog ihren Kopf mit einem Ruck zurück.

Einer der Männer stellte sich vor sie und als er sprach erkannte sie die Stimme von eben wieder.

„Die sieht ja aus wie ne Leiche!“

Seine Stimme brachte seine volle Geringschätzung ihr gegenüber zum Ausdruck.

Er ließ seinen Blick an ihrem Körper hinunter fahren.

„Aber… groß anfreunden wollte ich mich ja eh nicht mir dir…“

Henrike schüttelte sich vor Ekel, als sie bemerkte wie lüstern man sie beglotzte.

Sie wollte weg rennen. Doch sie war umstellt.

Allmählich wurde ihre Angst immer stärker…

Der Mann mit der Stimme, der wohl der Anführer der Gruppe war, lächelte ihr fies zu.

Plötzlich packte er sie und presste seinen Mund gewaltsam auf ihre Lippen.

Ihre Angst wurde in dem Moment von purer Wut überschwemmt.

Ihre Hände ballten sich heftiger zu Fäusten und ehe der Widerling bemerken konnte, was sie vorhatte donnerte sie ihn mit aller Macht einen Schlag auf den Unterkiefer.

Der Mann jaulte auf und lies sie los.

Ohne groß nach zu denken stürmte Henrike davon.

Sie durchbrach den Kreis der sich um sie gebildet hatte, doch da brachte sie ein ausgestrecktes Bein zu Fall. Hart donnerte sie auf den Boden und der Stein rieb ihre Hände blutig.

`Steh auf Henrike, schnell!!!! `

Sie rappelte sich auf und wollte weiter rennen, jedoch warf sie ein Bein erneut zu Boden. Dieses Mal allerdings durch einen Tritt.

Grob wurde sie von Händen gepackt, umgedreht und starrte so dem Anführer in seine kalten und vor Wut funkelnden Augen.

„Du Schlampe!“, schrie er und schlug sie ins Gesicht.

Immer wieder. Rike wollte sich wehren, aber der hämmernde Schmerz betäubte sie schon fast. Durch ihre halb offenen Lider konnte sie etwas Metallisches an seinem Handschuh sehen. Ihre Hände krallten sich in seine Arme, doch das hielt ihn nicht davon ab weiter zu machen.

`Hör auf!! Lass mich in Ruhe!!!´, schrie sie mental.

Dann hörte er auf.

Er zerrte sie mit grobem Griff von der Straße in eine dunkle Gasse.

Henrike versuchte sich los zu reißen, aber sie schaffte es einfach nicht.

In der Finsternis der Gasse angekommen presste er sie unsanft gegen eine Mauer.

Einige Männer waren ihm gefolgt. Genau genommen zwei, wie sie nun erkannte. Die anderen hatten sich verdrückt, da sie wohl doch nicht so hart waren wie sie vorgaben.

Henrike unternahm erneut einen verzweifelten Versuch sich aus seinen unangenehmen Griff zu befreien doch da wurde sie in die Magengrube getreten.

Henrike stöhnte schmerzhaft auf, zwang sich aber ihre Augen offen zu halten.

Dann hörte sie wie der Anführer zischte: „Was meint ihr Leute, wollen wir uns ein bisschen mit der kleinen Hure vergnügen?“

Sie riss die Augen auf.

Jetzt war keine Angst mehr über. Es war Panik!

Sie schlug nach den Männern, erwischte einige sogar hart am Kopf. Doch gegen drei auf einmal kam sie einfach nicht an.

Zwei der Männer packten ihre Arme, hielten sie fest und ihr Anführer setzte sich auf ihre Beine, so dass auch treten nichts mehr half.

Sie war gefangen! Sie konnte nicht mehr weg!

Aus ihren Augen traten Tränen, aus Wut und Verzweiflung.

Sie wollte das, was nun ganz offensichtlich folgen würde, nicht einfach so hinnehmen.

Lieber wollte sie sterben, als das erleiden zu müssen. Sie überlegte fieberhaft, doch ihr viel einfach nichts ein.

Da packte sie das Oberarschloch am Kinn und zwang sie grob, ihn an zu sehen.

Er grinste ihr widerlich zu, ehe er seine Lippen auf ihre presste und sogleich seine zunge folgte.

Wut. Überschäumend und kochend pochte in ihr.

Keine Sekunde später schrie er auf.

Sie hatte ihre Zähne brutal in seine Zunge inklusive Unterlippe vergraben und es trat schon Blut hervor. Als die anderen Männer an ihr herum zerrten, lies sie ihn plötzlich los.
 

„HILFE!!!!!“
 

Ihr Schrei schien durch die ganze Stadt zu hallen. Sie schrie, so wie sie noch nie in ihrem Leben geschrieen hatte!

Doch mitten drin donnerte der kalte Stahl wieder an ihren Schädel.

„Halt endlich die Schnauze! Du verdammte kleine Nutte!“

Die festen Griffe beschränkten sich auf ihre Handgelenke. Aber bevor sie dies bemerkte, fing er an nach ihr zu treten. Immer wieder, in den Magen, Schultern und überall wo er sonst hinkam. Keuchend sank ihr Kopf Richtung Boden und Blut schoss aus ihren Mund.

Henrike hätte nie gedacht, dass ihr so viel auf einmal wehtun konnte.

Sie flehte innerlich, dass er endlich auf hören würde. Dass sie sie einfach liegen ließen und weiter zogen. Doch das reichte ihnen nicht und dieses Wissen verhinderte die totale Betäubung durch all die Schmerzen.

Nach einer Unendlichkeit, war es still. Noch immer wurde sie fest gehalten.

Als sie wieder etwas wahrnahm, presste ihr Rücken gegen die Wand.
 

´Nein…nein, bitte nicht…`

Ihr Kopf fiel leblos zur Seite. Sie hatte endgültig keine Kraft mehr…

Seine widerlichen Hände zerrissen ihr Hemd und im nächsten Augenblick vergriff er sich schmerzlich in ihren Busen.

Seine Fingernägel hinterließen rote Blutstreifen.

Er leckte ihr über den Hals und Henrike konnte nichts tun als zu weinen.
 

Plötzlich jedoch wurde der Mann von ihr weggerissen und mit einem mächtigen Hieb zu Boden geschleudert.
 

„LASS SIE LOS DU ARSCH!!!“
 

„…was…?“

Sie hob ihren Kopf und öffnete ihre mit Blut überströmten Lider. Tatsächlich!

„Jan…“
 

Kaum das der eine Mann zu Boden war gingen die anderen beiden auf den blonden Mann los.

Sie konnte kaum etwas sehen, nur drei Silhouetten, die mit einander rangen.

Der größte unter ihnen schien die Oberhand zu haben und schleuderte einen der beiden Nazis gegen die gegenüber liegende Mauer.

Henrike krallte sich an einer Mülltonne fest, die sie vor kurzem neben sich realisiert hatte, und richtete sich mühsam auf.

Jedoch konnte sie nicht stehen, ohne sich weiterhin an die Tonne zu klammern.

Es kämpften nur noch zwei der Männer und gerade schlug der größere den kleineren in die Flucht.

Henrike schüttelte ihren Kopf so kräftig, wie dieser es noch verkraften konnte, um endlich klar sehen zu können.

Nun klärte sich ihr blick tatsächlich und sie sah den größeren, wie er dem Flüchtling hinterher starrte.

Er drehte sich um. Henrike erschrak als sie das Blut in seinem Gesicht sah…

„Rike!“

Bestürzt eilte er auf sie zu.

Henrike verließ endgültig die Kraft und sie fiel ihm entgegen, in seine Arme. Er fing sie auf und ging mit ihr zu Boden, als ihre Beine nachließen.

Augenblicklich herrschte Stille. Henrike presste ihr Gesicht fest an seine Brust und zitterte. Jan riet richtig als er dachte, dass sie seine Tränen vor ihm verbergen wollte. Was aber dadurch schon nicht funktionierte, weil sich ein heißer feuchter Fleck auf seinem Shirt bildete.

„Verdammt… was dir diese Wichser angetan?“ Ein heftiges Schluchzen drang hervor. Er drückte sie fester an sich und strich ihr über den Haarschopf.

„Bi… bist du OK?“, was sollte die dumme Frage? Es war doch mehr als überdeutlich, dass sie verletzt war. Sie antwortete ihm nicht und er musste hart schlucken, als er ihr Gesicht sah. Voll mit Dreck, Blut und Tränen. „Es ist vorbei…“, hauchte er und wischte ihr über die Wange. Henrike hob ebenfalls ihr Hand und ehe er etwas dazu sagen konnte legte sie die Finger an seine Wange und wischte ihm das Blut weg.

So gut sie es halt konnte, ihre Hand war selbst total dreckig und wund gescheuert.

Sprachlos sah Jan auf sie hinab, als sie, trotz ihrer vielen Beschwerden, ihm entgegen lächelte.
 

Doch plötzlich weiteten sich ihre Augen entsetzt.

„Was ist lo…?“

Da begriff er auch schon und drehte sich ruckartig um.

Der Anführer war wieder aufgestanden und seine Hand, die Messer umklammerte, sauste auf Jan zu.

Er packte Henrike und wich dem Angriff knapp aus. Jedoch konnte er nicht verhindern, dass er gegen sie rempelte.

Noch bevor der Nazi sich erhob um sie erneut zu attackieren, stürzte sich Henrike auf seinen Arm und biss mit aller Kraft in seine Hand.

Dieser schrie auf und lies das Messer fallen.

Jan nutzte den Effekt und versetzte ihm einen ordentlichen Kinnhaken, der ihn endgültig zu Boden warf.

Ein paar Sekunden regte sich nun keiner.

Beide starrten auf den bewusstlosen Mann und warteten ab, ob dieser sich noch regen würde.

Doch es geschah nichts…

Endlich war Ruhe.

„Wehe der steht noch mal auf!“

Jan wandte sich wieder Rike zu.

Schwach lehnte sie gegen die kahle Mauer und blickte ihn mit trübem Blick an.

„Jan…“

Hauchte sie mit brüchiger Stimme.

Dieser lächelte ihr gequält zu. Er ließ sich neben ihr zu Boden und schob seine Arme unter ihrem Körper. Es war mehr als deutlich, dass Henrike wohl so gut wie gar nicht gehen konnte und sah hob er sie auf seine Arme um sie von dem Ort und dem Geschehen weg zu tragen.
 

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„Was hast du denn bitte in so einer Gegend zu suchen gehabt, Madame?“

Sein Ton war halb tadelnd, halb besorgt. Noch immer trug er sie auf seinen Armen und sie hatte ihren Kopf an seine Schulter gelehnt. Bis eben waren ihre Lider geschlossen.

Nun öffnete sie diese, um ihn anzusehen. Sie sah furchtbar mitgenommen aus, hatte überall Schrammen und, teils getrocknetes, Blut klebte auf ihrer hellen Haut. Dennoch lächelte sie, wenn auch leicht gequält.

„Wollte…einfach schnell…zurück... zu euch. Da ich mich hier nicht aus kenne hab ich den Weg genommen, den wir… auch hin gegangen sind… Na ja…“ Sie blickte auf den Weg vor sich und verzog das Gesicht. „Hat man davon, wenn man zu faul ist, etwas länger zu laufen… Aber…“ Nun grinste sie wieder, was ihn schmunzeln lies: „…dafür hab ich ja jetzt nen Service, der mich zurück trägt.“

„Jaja!“, er wollte ernst bleiben, aber dennoch konnte er sich ein kurzes Lachen nicht verkneifen.

„Hattest auch recht mit deiner Selbsteinschätzung. Bist nicht gerade die leichteste…“

Rike schob die Unterlippe vor und blickte ihn gespielt beleidigt an.

Dies bereute sie aber, als ihre blutende Lippe fies ziepte.

Jan blieb stehen. Henrike bemerkte es nicht sofort und blickte ihn daher etwas verspätet verwundert an. „Tut mir Leid, ich brauch kurz ne Pause.“ Er lächelte entschuldigend und setzte sie vorsichtig auf einer Bank ab.

„Bin zwar Rockstar, aber leider nicht Herkules.“ „Och,… Hast dich bis jetzt aber… gut gehalten.“, sagte sie schwach. Jan hatte sich schnell neben ihr nieder gelassen.

„Geht’s noch? Wir müssten zwar gleich da sein…“

Um ehrlich zu sein war ihr verflucht schwindelig und auch etwas – bis kotzt übel, das schwankte. Auch tat ihr alles weh, nur inzwischen schon so lang, dass sie halb betäubt war.

Dennoch antwortete sie nicht. Stattdessen hob sie ihre zitternde Hand und versuchte ihm den Rest Blut aus dem Gesicht zu wischen. Er starte sie stumm an.

Aber ihre Berührung schien ihm nicht unangenehm zu sein.

„Mehr schlecht als recht… aber ich werde schon nicht sterben.“

Plötzlich schien die Zeit gefroren.

Ihr kam es vor, als ob sie sich schon ewig ansahen und dass ihre Hand schon seit Ewigkeiten auf seiner Wange ruhte.

Schließlich ergriff er ihre, wieder stärker zitternde, Hand und das Eis zersprang.

„Wollen… wir weiter?“, fragte er und schien leicht benommen.

„Ja… und ich glaub es reicht wenn du mich stützt.“

Um das deutlich zu machen, stand sie auf…
 

…und geriet mächtig ins schwanken.

Schwindel, Übelkeit, zuckender Schmerz, fielen über sie her.

Sie spürte sich schon fallen und wurde noch knapp auf gefangen.

Nun lehnte sie wieder mit dem Kopf an Jans Brust, bzw. Schulter, und schnappte nach Luft, während Hitze in ihre Wangen kroch.

„Das glaub ich weniger.“, sagte er nach einer Pause bestimmt und drehte ihr dann Rücken zu.

Sie begriff und schlang die Arme um seinen Hals, damit er sie huckepack nehmen konnte.

„Alles klar dort oben?“, es kam ein Stöhnen zur Antwort.

„Seekrank?“ Ein Brummen. „Ich sag dir bescheid, wenn s anfängt zu regnen…“

„Dann ist ja gut.“ Sie spürte sein Grinsen selbst durch den Hinterkopf.

Er zog ihre Beine noch ein Stück an, dann ging er los.

„Lehn dich ruhig an.“, hörte sie seine Stimme, welche sehr sanft klang. Und das tat sie. Dieses Mal aber AUF seiner Schulter. Eigentlich hätte sie schon längst im Boden versinken müssen.

Er rettete sie, trug sie auf den Armen und jetzt auf seinen Rücken…

Man konnte wirklich sagen, dass sie sich trotz aller Beschwerden gerade wohl fühlte.

Und groß über die Bedeutung einiger Gesten nachdenken fiel ihr momentan ziemlich schwer, was auch sehr angenehm war. Sie wollte jetzt nicht auch noch sich den Kopf zerbrechen müssen.
 

„JAN!!! RIKE!!!“

Müde zwang sie sich die Augen zu öffnen. Jan war stehen geblieben.

„Ruft da jemand?“, fragte sie benommen.

„Die andern.“, gab er kurz zur Antwort, ehe er zurück rief: „ HIER SIND WIR!!! BEWEGT EURE ÄRSCHE IN DIESE RICHTUNG!!!“

„Das ist Jan!“, und DAS war Celinas Stimme.

Keine Sekunde später war das Getrampel mehrerer Schuhsolen zu hören.

„JAN! IST RIKE BEI DIR?“, rief Dirks besorgte Stimme. Sie standen am Rande des Parks, in dem die restlichen vier anscheinend nach ihnen gesucht hatten.

„JA! BEEILT EUCH!“ Jan ging zum Eingang und Dirk, Rodrigo, Celina und Michaela erschienen keuchend. Dirk wollte schon zu einer Standpauke ansetzen, als Rod ihm bei dem Anblick die Worte aus dem Mund nahm.

„Scheiße…“

Kurz gelähmt vom Schock und atemlos vom vielen Gerenne konnte keiner so schnell reagieren. Dann kam es Schlag auf Schlag:

Mischa keuchte erschrocken, Celina stürmte mit einem RIKE!!! zu besagter Person und Dirk, inklusive Rod sahen sich kurz an und spurteten dann ebenfalls zu ihrem Bandkollegen.

„FUCK!!!“

„Was ist passiert?“, fragte Mischa, die sich doch recht schnell wieder eingekriegt hatte.

Der belagerte Jan musste sich erst einmal Ruhe verschaffen, da ihn im Stimmenwirrwarr keiner verstanden hätte. Als er die hatte, gab er die Antwort:

„Sie wurde zusammen geschlagen…von Nazis die sie bedrängt haben. Wenn ich nicht noch rechtzeitig da gewesen wäre, dann…“

Celinas bestürzter Blick brachte ihn zum Schweigen.

Außerdem sagte Henrikes zerrissene Kleidung alles.

„Es wäre aber besser, wir bringen sie in ein Krankenhaus.“, fügte er noch hinzu.

„Ja sofort… natürlich…“, stotterte Dirk und kramte nach seinem Handy.

Celina strich Rike durchs schmutzige Haar und Rodrigo wandte sich an Jan:

„Soll ich sie vielleicht erstmal tragen?“

Er schien bemerkt zu haben, dass auch Jan stark mitgenommen war und nahm das Angebot auch nicht auf Mischas schiefen Blick hin zurück.

Jan hatte nichts dagegen und sprach zu der Patientin: „Ist das OK für dich Rike?“

Sie gab keine Antwort von sich.
 

„Henrike?“
 

Wieder nichts, sie blieb stumm. Jan verrenkte sich den Kopf um nach ihr zu sehen.

Plötzlich hing sie vollkommen schlaff an ihm. „Rike, was ist mit…“, fragte Celina noch, bevor ihr Satz mit einem erschrockenen Aufschrei endete.

Jans Augen waren vor Entsetzten geweitet, als sie langsam seinem Griff entglitt und ein großer roter Fleck auf ihrem weißen Hemd sichtbar wurde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Felitidae
2008-02-15T19:53:41+00:00 15.02.2008 20:53
Finde deine ganze Fanfic super =D Bitte schreib so schnell wie möglich weiter bittttteeeeeeeeeeeee
Von:  Zofenluder
2008-02-13T20:13:59+00:00 13.02.2008 21:13
Oh gott... ich bin....sprachlos...
so verdammt gut geschrieben... bin mit offenem mund dagesessen, und hab gelesen...

schreib weiter..schnelll... die is sooo toll...


*knuffz*
jasmin


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