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Augenblick

"Es war so ein Moment, den man sonst aus dem Kino kennt..."
von

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Kleines Punkrockgirl

Kleines Punkrockgirl
 


 

*PIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEP*
 

Hamburg.

Die große Hafenstadt in den frühen Morgenstunden.

Es war Januar und die hellen Sonnenstrahlen ließen die leichte Frostschicht glitzernd und grell auf leuchten. Ein Feitag, der letzte der Weihnachtsferien.

Nach diesem Wochenende würde es wieder losgehen.

Schule, Arbeit, Alltag.

Keiner war sonderlich erfreut auf diese Umstellung.

Außer den glücklichen Schweinen, die die Schule bereits hinter sich hatten, oder tatsächlich einen Beruf ausübten, der ihnen mehr Spaß brachte, als so manche Freizeitbeschäftigung.

Doch so ein Glück hatte nicht jeder.

Genau genommen schienen einige vom Pech verfolgt zu sein.
 

„WUUUUUUUUUUUUUUUUUUAAAAAAAAAAAAAAAAAAH!!! Scheiß Wecker!“
 

Oder einfach nur mit dem fantastischen Talent gesegnet andauernd zu verschlafen.
 

Mit einem Aufschrei, als wäre eine Bombe eingeschlagen, hatte es eine gewisse junge Frau bei ihrem Erwachen geschafft, inklusive ihre Nachbarn aus dem Schlaf zu reißen.

„Schon halb zehn?! Verdammt ich komm zu spät!“

Sie rappelte sich hoch, sprang wie eine hektische Katze aus dem Hochbett und raste, mit einem Bündel Klamotten in den Händen, ins Badezimmer. Mehr als eine rote wehende Haarmähne konnte man nicht wahrnehmen. Ein dumpfer Hall erfüllte den Raum, als sie die Tür zu knallte.

In geradezu Rekord verdächtiger Zeit wusch sie sich, streifte sich ein schwarzes Shirt (mit dem Aufdruck PUNKBOY, mit (Punk)Hase) inklusive einer dunkel blauen, leicht zerrissenen Jeans über. Sie kämmte und frisierte sich die langen Haare zu einem Pferdeschwanz, auch wenn selbst dieser die wilde Mähne kaum bändigen konnte.

In der nächsten Sekunde stürmte sie auch schon wieder aus dem Bad.

„TascheTascheTasche…Wo ist diese verdammte Tasche?!“

Genau in diesem Augenblick stolperte sie und fiel polternd zu Boden.

`Autsch! … das gibt ne Beule…´

Sie seufzte mental, während sie sich den Kopf rieb und sich umdrehte, um nach dem Grund zu sehen, weshalb sie so böse gestürzt war.

´…Ach nein!?´, dachte sie sarkastisch, als sie feststellte, das sie über ihre Tasche gestolpert war.

`Na egal. Hauptsache gefunden! ´

Damit rappelte sie sich auf, griff nach ihrer Tasche und stürmte zur Haustür.

Zügig hatte sie sich die Schuhe angezogen und öffnete schon mal die Tür.

Mit der Butten verseuchten Jacke in der linken und dem Haustürschlüssel in der rechten Hand stürmte sie aus der Wohnung.

Im Hetz-Tempo eilte sie nun die Treppe des Hochhauses hinunter, obwohl Hochhaus eigentlich eine maßlose Übertreibung war. Das Haus war wirklich nicht besonders groß.

´Ok. Haste alles? Tasche? (sie rieb sich dabei ihren dröhnenden Kopf) Hab ich, + vollständiger Inhalt? (sie lugte kurz in diese hinein) Denk mal schon! Tür abgeschlossen? Ja!

Frühstück? ´, exakt bei diesem Satz meldete sich ihr Magen murrend zu Wort.

`…scheiß drauf! ´
 

„Kind, hast du denn schon wieder verschlafen?!“

Sie hatte grad vier Treppen gemeistert, da rief diese nur all zu bekannte Stimme ihr entgegen.

„Leider ja Frau Schlundt!“, gab sie beim Laufen zur Antwort. Frau Schlundt war eine sehr freundliche alte Dame, mit der sie sich gut verstand. Seit sie vor drei Jahren von zu Hause weg gezogen war, unterstützte ihre Nachbarin sie wo sie nur konnte.

„Und wie ich dich kenne hast du auch wieder nichts gegessen! Hier, nimm das!“

Frau Schlundt warf ihr ein Päckchen zu, welches ein paar belegte Brote beinhaltete.

Die rothaarige fing es auf und lächelte ihr kurz dankbar zu.

„Vielen, vielen Dank! Ich komme demnächst mal wieder zum Kaffee-Trinken vorbei.

Ach und einen schönen guten Morgen wünsch ich Ihnen. Ich muss jetzt! Bis später!“

„Red nicht so viel, lauf lieber!“, rief diese ihr nach und hörte deutlich wie die Rothaarige murrte. Grinsend schüttelte sie den Kopf und ging in ihre Wohnung zurück.
 

Das Päckchen fest an sich gedrückt lief sie weiter.

´Diese Brote sind schon ein Klasse für sich´, dachte sie mampfend.

Als sie es endlich in das Erdgeschoss geschafft hatte, machte sie tatsächlich noch an ihrem Briefkasten halt. Rasch plünderte sie diesen, nahm sich aber keine Zeit diese näher zu betrachten, sondern stopfte sie einfach schnell in die große Tasche.

Schwungvoll riss sie nun die Tür, die endgültig in die Außenwelt führte auf und wurde sogleich vom strahlend blauen Himmel, inklusive grellem Sonnenschein, begrüßt.

Mit einem Ruck hatte sie die Arme vors Gesicht gerissen, um sich vor den bösen Sonnenstrahlen zu schützten, die sie gemein blendeten.

Irgendetwas vor sich hin fluchend schnappte sich Henrike ihr Fahrrad und radelte in einem Affenzahn davon.
 

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„Da ist ja ne Schnecke pünktlicher!“

„Tut mir leid Papa…“

Die junge Frau trabte mit gesenktem Kopf an ihrem Arbeitgeber vorbei.

Dieser schüttelte resigniert den Kopf.

„Wärst du nicht so eine hervorragende Mitarbeiterin, hätte ich dich wohl schon längst mit nem Arschtritt entlassen. Schließ das scheiß Rad ein komm dann stante pede in den Laden. Klaro?“

„Jaaaaahhh…“, murrte sie und schob das Fahrrad in den Hinterhof des Ladens.

„Wie war das?“

„Ay, ay Sir!“, sie salutierte kurz vor ihm und verkrümelte sich dann zügig.

Seufzend, aber doch schon wieder leicht am grinsen, ging Papa, wie ihn seine Freunde und Angestellten nannten, zurück in seinen heiß geliebten Plattenladen.

Zwei Minuten später stand Henrike dann auch brav auf der Matte und machte sich als erstes daran, die neusten CDs und Schallplatten ein zu räumen.

Das Sortieren lag ihr. Gut gelaunt begann sie zu summen und fing schließlich an leise zu singen.

Bei jedem anderen Job hätte sie sofort eine Anmache dafür kassiert, aber Papa mochte erstens ihren Gesang und zweitens war das hier ja immerhin ein Musikgeschäft.

Da war das nicht unbedingt schlecht.

Bereits seit einem halben Jahr jobbte Rike, wie sie ihre Freunde nannten, im Plattenladen von Papa.

„Gibt’s irgendwas neues in Richtung Band?“, fragte Papa sie, als er ihr einen neuen Stapel CDs in die Hand drückte.

„Nicht wirklich… Ich bin ja jetzt mit der Ausbildung fertig, aber die Jungs sind grad vollkommen im Abitur Stress. Da lässt sich nicht viel machen.

Außerdem hab ich grad nicht das Geld um zu ihnen zu fahren…“

Sie seufzte.

Seit ca. drei Jahren war sie die Sängerin in einer Rock/Punk Band. „Ihre“ Jungs waren total nett, sie harmonierten sehr gut miteinander und ihre Musik wurde immer besser.

Es hätte eigentlich alles gut sein könnte, wäre da nicht der Haken, dass die Jungs in Bayern wohnten und sie in Hamburg. Kennen gelernt hatte sie einen der Gitaristen beim chaten.

Sehr schnell hatten sie sich super verstanden, da sie vor allem eines verband:

Ihre Leidenschaft für „die ärzte“!

Sie hatten als Coverband der ärzte angefangen und neben bei fleißig Songs geschrieben.

So oft sie konnte fuhr sie zu ihrer Band, die aus zwei Gitaristen, einem Drummer, einem Keyboarder und, mal mit mal ohne, einem Saxofonisten bestand.

Momentan war aber jeder mit seinem Kram beschäftigt. Danach, wenn die Jungs hoffentlich ihr Abitur geschafft hatten, würden sie sehen wie es weiter ging.

Sie verdiente sich solang bei Papa noch etwas Geld dazu.

„Schade…“, sagte Papa.

„Wenn wieder etwas laufen sollte und ihr mal in Hamburg spielt, dann sag mir bescheid. Ich will dich mal richtig in Aktion sehn!“

Die Rothaarige lächelte ihn an.

Es war toll einen Chef zu haben, der so offen und freundschaftlich mit seinen Angestellten umging. Und man konnte sich gut mit ihm unterhalten, denn er besaß ein sehr umfangreiches musikalisches Wissen, welches er gern weiter gab.

Papa mochte seine Angestellte recht gern.

Scherzhaft wurde sie in den Arbeiterkreisen oft „Kleines Punkrockgirl“ genannt, einmal, weil sie sie so ein riesen ärzte Fan war und zum zweiten, weil sie sich punkig kleidete (und im Herzen auch absolut ein Punk war!), aber auch schon wieder nicht wirklich wie ein typischer Punk wirkte.

Sie hatte den Charme eines lieben, unschuldigen Mädchens, aber gleichzeitig auch den einer frechen rotz Göre, wie er es ausdrückte.

Ihr Haar war lang, reichte ihr über die Schultern und war in mehren rot Tönen gefärbt.

Sie hatte grüne Augen, eine leicht markante Nase, die aber dennoch nicht störte und volle Lippen.

Am auffälligsten war wohl ihre Haut, die sehr blass war.

Das hatte ihr auch schon öfter Namen wie Schneewittchen oder Zombie beschert.

Sie selbst bevorzugte jedoch die Bezeichnung als Vampir.

Die Größe betrug stolze 1,68m, womit sie ihm bis zum Kinn reichte.

Ein Klingeln riss beide aus ihren Gedanken und Papa schlenderte zur Kasse.

Ein Stammkunde, den inzwischen auch Rike kannte, hatte den Laden betreten.

Das letzte Mal hatte er eine CD bestellt und Papa hatte sie für ihn bereit gelegt.

„Hey, das ging ja schnell!“, freute sich der Mann, als Papa die CD unterm Tresen hervor holte und sie ihm präsentierte.
 

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Nach ungefähr zwei Stunden war es Zeit für die Mittagspause.

Rike ging in den Innenhof und setzte sich dort auf eine der Bänke.

Sie hatte noch ein paar Brote übrig und machte sich gleich daran, dass zu ändern.

Während sie vor sich hin aß schweiften ihre Gedanken zu einem anderen Thema.

Ihre gute Laune ließ leicht nach.

Trübselig kaute sie nun an ihrem, mit Gauda belegtem, Brot.

Sie vermisste die Band und ihre Jungs.

`Was sie wohl grad machen? `, fragte sie sich mental und legte das Brot zur Seite.

Und noch etwas anderes fehlte ihr:

Das Gefühl auf der Bühne zu stehen.

Sie war quasi süchtig danach!

Besonders nach der Trennung ihres (bisher) einzigen Freundes, den sie gehabt hatte.

Obwohl sie mittlerweile seit einem halben Jahr getrennt waren, tat es immer noch weh.

Mit einem Seufzer griff sie zu ihrer Tasche und zog ihr Diktiergerät hervor.

Einen großen Vorteil hatte die Trauer ja; sie schürte, bei den meisten Künstlern, stark die Kreativität.

Ihr Daumen drückte den Aufnahme Knopf nach unten und sie begann leise eine Melodie in das kleine Gerät zu singen, die ihr grad für einen, bereits fertigen Text, gekommen war.

Dabei zog sie ein Heft aus der Tasche hervor.

Sie schlug dieses lautlos auf und betrachtete die Bilder.

Mittendrin war ein recht großes, auf dem die beste Band der Welt (besser bekannt als die ärzte) posierten.

Der Gesang verstummte und sie stellte das Gerät ab.

Stumm sah sie auf das Bild hinab und der größte Teil ihrer Aufmerksamkeit wandte sich vor allem einem Mitglied zu…

„Hey, Rike! Was geht?“

Erschrocken zuckte sie zusammen und schlug das Heft zu.

„Christian, du Blödmann…“, keuchte sie grinsend und ließ schnell das Heft und das Diktiergerät in ihre Tasche gleiten.

„Eigentlich gar nichts, außer dass du grad meine sämtlichen Gedankengänge zerstört hast. Und bei dir?“

Christian stand direkt vor ihr und grinste zu ihr hinunter.

„Nicht viel. Hab Hunger, aber sonst…“

Er schielte schief auf ihre belegten Brote.

Sie bemerkte es natürlich und seufzte.

„Jetz nimm dir schon eins und setz dich!“

„Danke schön!“, sagte er Freude strahlend und bediente sich sogleich, ehe er sich neben ihr nieder ließ. Christian war ebenfalls größer als sie, hatte braunes Haar und eine, wie sie es nannte, typische Loser Brille.

Er selbst war aber total nett und hilfsbereit.

Als sie noch zur Schule ging, hatte er ihr Nachhilfe in Mathe gegeben und durch ihn war sie auch an den Job gekommen.

„Und? Wie gehtf sonft fo?“

„Ganz OK. Man könnte dich besser verstehen wenn du gelegentlich schlucken würdest.“

Darauf hin schluckte er den, inzwischen beachtlichen, Bissen hinunter.

„Hast mich doch auch so verstanden.“

„Tja, Männerversteherin!“

Dafür kassierte sie einen Stoß von seinem Ellenbogen.

„Was denn? Kannst du die Wahrheit nicht verkraften?“, erwiderte sie grinsend.

„Was für ne Wahrheit?“

„Das Männer Schweine sind. Sonst würde man sie beim essen ja wohl verstehen.“

Er rollte mit den Augen.

„Du hörst echt zuviel ärzte…“

Nun grinste sie breit und nahm ihr angebissenes Brot wieder in die Hand.

„Und? Wie läuft dein Studium?“

„Alles bestens.“, sprach er ohne den Mund diesmal voll zu haben.

Danach trat Schweigen ein.

Keinem fiel noch etwas ein, was unbedingt gesagt werden musste.

In solchen fällen merkte sie immer wieder, wie angenehm es oft war, sich einfach gegenseitig an zu schweigen. Das konnte man schließlich auch nicht mit jedem machen.

Gerade als sie auf die Uhr schaute, streckte Papa seinen Kopf aus der Tür zum Innenhof.

„Pause ist zu Ende. Marsch an die Arbeit und zwar zack zack!!!“

Er hörte deutlich, wie seine Angestellten murrten. Was sollte er denn machen?

Wenigstens etwas Autorität musste er sich doch bewahren!

Aber nachlegen musste er nicht, die beiden erhoben sich brav und gingen zurück zu ihren Tätigkeiten.
 

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Es dämmerte bereits, als Rike gegen 18 Uhr Dienstschluss hatte.

Am Freitag schloss der Laden um diese Zeit, so dass sie noch beim Aufräumen helfen musste.

Als auch das erledigt war, verabschiedete sie sich von Papa und machte sich auf dem Nach-Hause Weg. Ne Stunde brauchte sie ungefähr dafür. Hing auch oft am Wetter und da die Straßen noch immer Spiegel glatt waren, musste man vorsichtig fahren.

Außer man legte es drauf an auf die Fresse zu fliegen.

Da dies bei der Rothaarigen nicht der Fall war, würde es ein wenig länger dauern.

Prüfend setzte sie einen Fuß vor und testete die Glätte.

Achsel zuckend entschied sie sich ihr Rad erstmal ein Stück zu schieben.
 

Nach einiger Zeit, ungefähr 10 Minuten von ihrer Wohnung entfernt, gelangte sie an den Hafen. Inzwischen war die Sonne komplett unter gegangen.

Sie überlegte kurz, dann ging sie zur Mauer, welche den Vorsprung umrahmte, lehnte das Fahrrad an diese und sich selbst mit den Armen darauf.

Es war schon ein schöner Anblick. Die vielen Tausend Lichter spiegelten sich im Wasser der Elbe und wurden durch leichte und starke Wellen verschwommen.

Romantisch.

Dieses Wort fiel wohl jedem als erstes ein, wenn er dieses Schauspiel beobachtete.

Fehlte eigentlich nur noch jemand zum anlehnen.

Doch den hatte sie leider nicht.

Sie lächelte schief in die Dunkelheit. Verfluchte Romantik…

Manchmal war sie echt der Meinung, die Liebe solle sich gemeinsam mit Modern Talking in die Liste der unerträglichsten und nervigsten Dinge aller Zeiten einschreiben.

Nicht nur, dass sie immer noch an der verdammten Trennung, die ja nun doch schon lange hinter ihr lag, nagte. Nein.

Immer mehr kam eine alte, verdrängte Sehnsucht in ihr auf.

Etwas, wo sie geglaubt und gehofft hatte, es ginge mit der Pubertät vorbei.

Aber anscheinend war bei ihr mehr dahinter. Und das zehrte an ihr.

Mental fluchend rang sie die Hände.

„Argh! Das hat doch echt keinen Sinn!!!“, entfuhr es ihr und es war ihr auch völlig egal, ob sie jemand dabei sah und für verrückt erklärte. Das war ihr schon (fast) immer ziemlich gleichgültig gewesen.

Irgendwann musste sie zumindest etwas davon mal raus lassen.

Aber schließlich gab sie sich damit zufrieden, es wieder zu verdrängen. Wenigstens fürs erste.

Mit diesem Entschluss richtete sie sich auf.

Sie warf sich auf den Sattel und radelte endgültig nach Hause.
 

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Und wieder einmal hatte sie ihr übliches Problem: Sie schlief nicht ein.

Das lag weder an dem Kummer, noch an irgendeiner Trotzerei oder einem Jugendwahn.

Sie wurde schlicht und ergreifend nachts besonders munter.

Musste ja einen Grund haben, weshalb sie (fast) immer zu spät kam.

Das war schon beinahe ihr Markenzeichen.

Aber allmählich geschah das Wunder und nach der 50-zigsten Seite ihres Buches wurde sie müde. Seufzend schlug sie das Buch zu und legte es auf den Nachttisch.

Wie immer, wenn sie noch am lesen war lag sei auf der Decke und nicht darunter.

Dies änderte sich nun. Sie zog sich den flauschigen Stoff bis ans Kinn und starrte hinunter auf ihr Zimmer. Viele ihrer Freunde zogen sie immer damit auf, dass sie in einem Hochbett schlief. Aber warum denn nicht? Sie fühlte sich nun mal in einem solchen besonders wohl.

Und für gewisse Zwecke hatte sie ja noch ihr Sofa…

Langsam wurde sie wirklich müde, aber dennoch dachte sie vor sich hin.

Über viele Sachen, wichtige und beinahe banale Kleinigkeiten.

Aber sie hatten eins gemeinsam:

Es waren Dinge, die sie den Tag über oft verdrängte.

So auch ihre momentane Angst.

Obwohl es ihr kaum einer ansah. Sie fürchtete sich vor dem Rest ihres Lebens.

Sie hatte sich so viel vorgenommen. Viele ihrer Lieder gammelten hier vor sich hin.

Der Gedanke, dass diese vielleicht nie jemand hören würde oder wollte, war furchtbar.

Und dann noch die Sache mit der Musikkarriere.

Zwar zweifelte sie nicht daran, dass ihre Musik inzwischen recht gut war, doch wer garantierte ihnen, dass es auch klappen würde.

Dass sich das ganze Kämpfen irgendwann lohnen würde.

Rike verfolgte diese Gedanken eine Weile, gab es aber bald auf, da sie wie üblich zu keinem Ende oder Punkt kam.

`Morgen ist auch noch ein Tag. `, sagte sie sich und löschte endgültig, für diese Nacht, das Licht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-01-17T19:53:30+00:00 17.01.2008 20:53
Hey
Find deinen FF echt voll cool. Du hast einen spitzen Schreibstil, und ich mag es, wenn man auch noch andere Personen, auser die drei mit rein bringt.
Wenn du mal lust hast, kannst du mal meinen Fanfic lesen. Ich würde mich sehr über nen Kommentar von dir freuen. Er heißt "Wenn aus Hass liebe wird und dann in einer Katastrophe endet".

Lg Nicky
Von: abgemeldet
2008-01-16T19:32:38+00:00 16.01.2008 20:32
Deine Fanfiction gefällt mir sehr gut, da du einen schön Schreibstil hast und es interessant ist, auch mal noch einen 4. Charakter dabeizuhaben. Ich musste mich erst daran gewöhnen, aber finde es nun wirklich gelungen :)
Bitte schreib weiter ♥ Johanna


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