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Das Reh und der Rabe

Schüler mit Biss
von

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Träum von mir!

Nordfrankreich d. 25. Oktober 1415
 

Es war ein grauer und trister Morgen als wir Stellung bezogen. Das englisch-walisischen Heer war nun keine 1000 Meter mehr von uns entfernt. Zahlenmäßig waren wir ihnen deutlich überlegen, doch obwohl meine Kameraden bereits gedanklich den Sieg feierten nagte eine innere Unruhe an mir. Ich war erst 19 Jahre, hatte aber bereits einiges an Schlachtenerfahrung sammeln können. Seit meinem 15. Lebensjahr war ich Teil der Streitkräfte des Herzoge von Alençon, somit war dies nicht meine erste große Schlacht. Doch irgendwas war anders.

Als ich mein Gesicht zum Himmel streckte benetzte ein einzelner Tropfen Regen meine Wange. Ich erwartete das noch mehr Wasser vom Himmel herab fiel, vielleicht genug um die Schlacht zu verschieben. Das Wetter war die letzten Tage unberechenbar gewesen und hatte die Erde aufgewühlt, keine besonders guten Vorzeichen für einen Kampf. Doch so sehr ich mich auch anstrengte weitere Anzeichen von Regen zu finden, so sah ich doch nichts außer dem tristen grau-weißen Dach aus Wolken über uns.

Mein Kamerad und Waffenbruder Louis Chevrier stieß mich an und verzog das Gesicht zu einer Grimasse, wie er es immer tat wenn er meine Aufmerksamkeit haben wollte. „Was hast du Ledoux?“ Nun war es an mir leicht das Gesicht zu verziehen. Louis wusste, dass ich es nicht mochte mit meinem Nachnamen angesprochen zu werden, zumindest nicht wenn er es so ausführlich betonte. Immerhin hieß Ledoux, soviel wie der Sanfte oder der Zärtliche. Ich hatte schon weiß Gott mehr als genug Spott, auf Grund meines Namens ertragen, dennoch zog mich Louis damit pausenlos auf.

Seit nun fast einem Jahr kämpften wir erfolgreich, Seite an Seite. Wir waren wie Brüder und eigentlich immer zusammen, vermutlich war dies auch der Grund, weswegen wir trotz der häufigen Unruhen und Schlachten noch am Leben waren und keine all zu schweren Verletzungen auf uns gezogen haben. Wir waren einfach für einander da und so sollte es auch für immer bleiben.

„Ich hab ein ungutes Gefühl was die Schlacht heute angeht~“ murmelte ich leise damit mich niemand hörte. So etwas zu sagen kam in der französischen Armee einem Hochverrat gleich. Doch niemand schien mich zu hören, die meisten Fußsoldarten um uns herum waren still oder unterhielten sich im Flüsterton mit einander, während wir auf die Unterhändler der Armee warteten, die ein letztes Mal versuchten einen friedlichen Ausgang für diese Schlacht zu finden. „Stell dich nicht so an, wir sind diesen englischen Hunden zahlenmäßig weit überlegen.“ „Aber es fehlen noch einige unserer Truppen, außerdem-“ „Ich pass schon auf dich auf. Das heute wird ein Kinderspiel.“ Schnitt er mir das Wort ab und gab mir einen leichten Klaps auf die Schulter. Und obwohl es nur eine winzige Berührung war, war ich gezwungen einen Ausfallschritt zu machen um nicht um zu fallen. Mit der schweren Rüstung konnte ich mich auf diesem aufgeweichten Boden einfach nicht gut bewegen, darüber hinaus erstaunte es mich immer wieder was für eine Kraft in Louis steckte, obwohl er kaum größer war als ich. Er war sowieso eine sehr beeindruckende Persönlichkeit. Sein Geschick im Umgang mit Waffen, seine pure Körperkraft und dazu noch sein unverschämtes Glück in der Schlacht machten ihn zu etwas Besonderen, und mich machte es Stolz an seiner Seite sein zu dürfen. Ich wusste solange ich dicht bei ihm blieb konnte mir nichts passieren.

Es schien eine Ewigkeit zu dauern bis die Unterhändler wieder zurück waren, zumindest vermutete ich das, denn obwohl ich recht weit vorne in den Truppenreihen stand, konnte ich das Schlachtfeld vor uns nur teilweise erkennen. Die anderen Soldarten standen einfach zu dicht und versperrten mir die Sicht. Während ich versuchte irgendwas zu erkennen brauchte sich Louis nur leicht auf die Zehenspitzen zu stellen –etwas wozu ich nicht einmal ansatzweise in dieser Rüstung in der Lage war- um sehen zu können was da vor sich ging.

„Komisch…das englische Heer rückt vor.“ Teilte er mir im Flüsterton mit, während ich krampfhaft versuchte an meinem Vordermann vorbei auf das Feld zu schielen. Und tatsächlich schaffte ich es für einen kurzen Augenblick einen Blick auf die andere Armee zu erhaschen. Es irritierte mich sehr das die englischen Truppen so offen näher kamen, das Feld war schlammig und sie kamen nur langsam voran. „Sind das Langbögen?“ Louis streckte sich noch etwas mehr und verzog erneut das Gesicht, diesmal aber auf eine beunruhigende Art und Weise. „Sieht ganz danach aus…sie scheinen sich näher zu postieren um uns besser angreifen zu können.“ Es fühlte sich wie ein Schlag in den Margen an, als er mir dies sagte. Dabei stand ich schon vielen Langbögen gegenüber. Wieso war ich also ausgerechnet heute so nervös? Zum Glück konnte niemand sehen wie ich unter meiner Rüstung zitterte. Damit dies auch so blieb schloss ich das Visier und stellte mich gerade hin. „Wieso greifen wir nicht an?“ Jeder Soldat der wenigstens ein bisschen was von Kriegsführung verstand, wusste das die Langbogenschützen unbrauchbar während eines Marsches war. Sie wurden erst richtig gefährlich wenn sie Stellung bezogen und sich für den Angriff gewappnet haben. Doch es tat sich nichts. Wir warteten und warteten. Jede Minute kam mir länger vor als die vergangene und steigere meine Unruhe ins schier Unermessliche.

Wieder stieß Louis mich an, doch ob er eine Grimasse zog wusste ich nicht, da auch er inzwischen das Visier herunter geklappt hatte. „Wir zeigen diesen englischen Hunden, dass dies unser Revier ist.“ Sagte er nun deutlich lauter und erhielt von den umstehenden Soldarten deutlichen Zuspruch. Immer öfter wurden Schlachtrufe laut um die Männer zu motivieren und an zu stacheln. Doch irgendwie erreichten diese Rufe mich nicht, ich hörte sie zwar irgendwie, doch ich nahm sie nur am Rand war, sie schienen so weit weg und unwirklich zu sein, dass ich mich gar nicht auf sie konzentrieren konnte.

Es war wie ein Stich im Nacken der mich herum fahren ließ. Durch die schnelle Bewegung prallte ich gegen meinen Hintermann, welcher mich ärgerlich wieder nach vorne Schubste und zurück in die Realität holte. Ich hatte das Gefühl gehabt als ob mich jemand beobachtet und damit meinte ich nicht einfach nur die Schlacht oder die Truppen, nein nur mich, mich als einzelne Person. Ein Blick der mir durch Mark und Bein ging und dem ich schutzlos ausgeliefert war, als stünde ich nackt vor meinem größten Feind.

„Jean! Du musst dich konzentrieren!“ Louis faste mich bei der Schulter und drehte mich wieder in die richtige Position zum Schlachtfeld. Er nannte mich nur beim Vornamen, wenn er sich Sorgen um mich machte oder ein ernstes Thema ansprach und das hier war ein ernstes Thema. Leise seufzend schüttelte ich kurz den Kopf und klappte das Visier wieder hoch um besser Luft zu bekommen. Louis tat es mir gleich und sah mich besorgt an. Mit einem tapferen Lächeln versuchte ich ihn davon zu überzeugen das es mir gut ging. Eine andere Möglichkeit hatte ich immerhin nicht. Wenn Louis besorgt war, erweckte er den Eindruck als könnte er kein Wässerchen trüben, im Kampf jedoch wurde er immer wieder zum wilden Tier. Ich konzentrierte mich auf eine seiner rotbraunen Haarsträhnen welche an der Stirn hervor schauten und mein Lächeln wurde noch etwas breiter. Ich liebte Louis Haarfarbe, sie war so außergewöhnlich wie sein Wesen es war. Ich hingegen hatte eine dunkelblonde Mähne auf meinem Kopf, welche bei den Damen in Frankreich aber kaum Eindruck schinden konnte.

Das erklingen eines Hornes ließ mich leicht zusammen zucken. Das war unser Zeichen in Stellung zu gehen und an zu greifen. Das Gebrüll um uns herum wurde so laut das ich nicht mehr verstehen konnte was Louis zu mir sagte, als ich mein Visier wieder herunter klappte. Ich zog mein Schwert und setzte mich so wie der erst der Truppen in Bewegung. Nach einigen Metern wurden wir schneller. -Ich kann nur im Nachhinein vermuten, das den Heerführern erst jetzt aufgefallen war, das sie einen Fehler gemacht hatten, als sie den englischen Langbogen die zeit gaben sich zu postieren und auf zu stellen, und nun versuchten dies mit einem raschen Angriff wieder wett zu machen- Durch den schnellen Angriff lichteten sich die forderten Reihen etwas, sodass ich halbwegs freien Blick auf den Feind hatte. Bilder von Schlachten, Blut und Zerstörung flackerten vor meinem geistigen Auge auf und stachen mir in den Kopf. Ich sah zwei verfeindete Armeen, schwärzer als eine Nacht ohne Sterne, brutal, blutrünstig und dazu bereit alles zu vernichten was sich zwischen sie Stelle. Auf der einen Seite waren diese Gestalten, welche man wohl im ersten Moment als Menschen bezeichnen könnte, doch dann wenn man genauer hin sah konnte man ihre schauderhafte Gestallt erkennen. Gehüllt in schwarzer und roter Kleidung, Hände besetzt mit Klauen, die einem Löwen gleich kamen und Reißzähnen, welche dir die Kehle mit Leichtigkeit zerfetzen konnten. Auf der anderen Seite eine ebenso gewaltige Armee aus genauso dunklen Wesen. Bestien mit der Gestallt von riesigen nach Blut dürstenden Wölfen. Sie bewegten sich so schnell auf einander zu das meine Augen ihnen kaum folgen konnten. Kurz bevor die verfeindeten Linien auf einander trafen, zersprang das Bild in Tausende hell leuchtender Punkte.

Das nächste was ich sah war ein Pfeil der auf mich zu raste. Ich hörte noch Louis meinen Namen brüllen, als der Pfeil mich bereits seitlich am Kopf traf und mir mit einem so gewaltigen Ruck den Helm vom Kopf riss das ich nach hinten in den Schlamm stürzte. Die schwere Plattenrüstung, welche eigentlich meinem Schutz dienen sollte, presste mir die Luft aus den Lungen und mir wurde fast gleichzeitig schwarz vor Augen.

Louis drängte sich an den anderen Soldarten vorbei, packte meinen Arm und riss mich wieder in die Höhe um zu verhindern, dass ich von meinen eigenen Kameraden nieder getrampelt wurde. Sobald ich wieder aufrecht stand und mir wieder Luft zum Atmen in die Lungen strömte, kam auch mein Augenlicht wieder. Nur kurz stützte ich mich an Louis Seite ab. Wir waren genau in der Schusslinie der Bogenschützen. So ließ ich meinen Helm und auch meine Bedenken zurück und jagte gemeinsam mit meinem Waffenbruder über das Schlammloch welches eins ein furchtbares Feld war.

An das was danach geschah kann ich mich nur noch schemenhaft erinnern. Viele englische Soldarten fanden durch meine Hand den Tod, doch obwohl sie unserer Armee zahlenmäßig weit unterlegen war, wurden es einfach nicht weniger, ich hatte sogar das Gefühl es wurden immer mehr Gegner, je mehr meiner eigenen Kameraden fielen. Nach fast zwei Stunden des Kampfes mussten es sich auch die Letzten eingestehen. Wir hatten verloren! Die hintersten Reihen traten bereits den Rückzug an und flohen, während wir noch mitten im Kampfgeschehen waren. Louis und ich agierten wie eine Person, er decke meinen Rücken und ich den Seinen. Doch dann beging ich einen folgenschweren Fehler. Ich ließ mich von einem der Soldarten soweit provozieren, dass ich Louis Deckung verließ nur um ein primitives Gefühl zu befriedigen. Ich konnte noch hören wie er mir etwas zu brüllte, als mich ein mächtiger Schlag in den Rücken traf und mich nach vorne fallen ließ. Während ich zu Boden stürzte konnte ich einen kurzen Blick auf Louis erhaschen und sehen wie ihm einer dieser englischen Bastarde ein Schwert durch den Körper trieb, bevor auch ich angegriffen wurde und einen Schlag auf den Kopf bekam.

Erst Stunden später, als die Schlacht bereits lange vorbei war und sich die Truppen zurück zogen kam ich wieder zu mir. Starker Regen hatte eingesetzt und begann, das Blut und die Spuren der Schlacht fort zu waschen. Ächzend fasste ich mir an den Kopf und konnte selbst durch den dicken Handschuh hindurch die Platzwunde an der Seite spüren. Doch meine Gedanken galten nicht mir. So schnell es mir in meiner derzeitigen Situation möglich war, raffte ich mich auf und hinkte zu der Stelle an welcher ich Louis sterben gesehen habe. Doch egal wie viele tote Körper ich auch herum drehte, ich konnte ihn nirgends finden. Lediglich sein Helm lag im Schlamm und begann langsam darin zu versinken. So gut ich konnte streifte ich mir meine Handschuhe und Rüstung ab und kniete mich nieder. Mit zitternden Händen griff ich nach seinem Helm, innerlich mich darauf wappnend, nur noch seinen Kopf zu finden.

Als ich jedoch den Helm aus dem Schlamm zog, war ich überrascht wie leicht er war. Sowohl erleichtert wie auch ungläubig stellte ich fest das der Helm leer war. Nun ja nicht ganz. Als ich ihn herum drehte hörte ich etwas darin klimpern und drehte ihn mit der Öffnung nach unten. Ein mit Blut verschmierter Reißzahn fiel mir in den Schoss und ich betrachtete ihn ungläubig. Was war nicht der Zahn eines Menschen! Eine Bewegung, die ich im Augenwinkel wahr nahm ließ mich wie unter einem Peitschenhieb zusammen fahren. Wie töricht von mir, so schutzlos herum zu laufen. Instinktiv griff ich nach einer im Schlamm steckenden Waffe. Doch kaum das ich das Schwert heraus gezogen hatte, packte jemand meinen Arm und drückte mein Handgelenk so fest zusammen das ich das Schwert augenblicklich wieder fallen ließ.

„Es bringt Unglück die Waffe eines Toten zu stehlen.“ Raunte mir jemand dunkel ins Ohr, dass es mir eisig den Rücken hinab lief. Ich kam nicht einmal dazu mich ganz herum zu drehen, um meinen Angreifer zu sehen, als ein weiterer Schlag mich erneut in die Bewusstlosigkeit trieb.

Ein dröhnender Schmerz begann mich wieder in die Realität zurück zu hohlen. Als ich das nächste Mal die Augen aufschlug erkannte ich als erstes einen dicken roten Vorhang, welcher über das Bett gespannt war. Verwundert runzelte ich die Stirn und versuchte mich auf zu setzten. Es blieb aber bei einem Versuch. Zischend ließ ich mich zurück in die Kissen sinken. Mein Rücken fühlte sich an wie ein Meer aus Flammen und dem Rest von mir ging es auch nicht viel besser. Lediglich meinen Kopf konnte ich drehen. Fast schon ungläubig streifte mein Blick über das luxuriöse Mobiliar. Es war recht dunkel da die dicken Samtvorhänge zu gezogen waren, daher konnte ich auch nicht sagen ob es gerade Tag oder Nacht war. Dennoch lieferten die aufgestellten Kerzen und das Feuer im Kamin mehr als genug Licht damit ich alles sehen konnte. Erst einmal in meinem Leben hatte ich sowas ähnliches wie das hier gesehen. Kurz nach meiner Rekrutierung, wurden ich und einige andere Männer zu einem der Herzoge ins Arbeitszimmer gerufen. Er sprach nicht viel mit uns, suchte sich zwei aus und schickte den Rest wieder fort. Offiziell hieß es zwar dass er ‚spezielle‘ Aufgaben für diese Männer hat, doch ich glaubte in diesem Fall eher den Gerüchten, das sich der Herzog immer mal wieder einige Männer zu sich rief um seine perversen Gelüste zu stillen, noch heute hatte ich das Gefühl er würde mich mit seinen Blicken ausziehen, wenn ich an ihn denke, daher war ich nicht böse wieder fort geschickt wurden zu sein. Aber darum ging es hier nicht.

Mein Blick blieb an einem gepolsterten Sessel vor dem Kamin hängen. Er war hochwertig verarbeitet und kostete vermutlich mehr wie ich in einem Jahr verdienen konnte. Nie hätte ich mir zu träumen gewagt, sowas mal aus nächster Nähe zu sehen. Geschweige denn in einem so riesigen und weichen Bett zu liegen. War ich vielleicht gestorben und das hier war der Himmel?

Als ich Schritte vor der Tür hörte, wollte ich schon die Augen schließen und so tun als würde ich noch schlafen, doch letztlich siegte meine Neugierde, wer mich hier her gebracht und verarztet hatte, immerhin war ich voller Bandagen und fühlte mich den Umständen entsprechend überraschend gut. Ein hoch gewachsener Mann mit glatt nach hinten gekämmten Haaren öffnete die Tür recht schwungvoll und trat selbstsicher herein. Er war fein gekleidet und seine Haltung zeugte von Selbstvertrauen und guten Manieren. Mit hinter dem Rücken, verschränkten Armen kam er vor dem Bett zum stehen. Ich glaubte schon den Herrn des Hauses mir gegenüber zu sehen, als dieser die Stimme erhob. „Der Master wünscht sie nun zu sehen.“ Ich war zu perplex um etwas zu sagen und nickte daher nur. Wer auch immer mich hier her gebracht hatte musste wahrlich ein Vermögen besitzen und von vornehmer Geburt sein. Ein wenig gruselte mich die Vorstellung einem Fremden gegenüber zu treten, der mich vom Schlachtfeld weg geholt hatte. Verwundete Soldarten hatten manchmal das Glück das Bauern oder Angehörige sie fanden und versorgten, aber das ein Adeliger Soldarten vom Schlachtfeld sammelte hatte ich noch nie gehört. Noch einmal huschte mein Blick durch den Raum, in der Hoffnung ein Emblem oder ein Wappen zu finden, welches mir Aufschluss über die Identität meines vermeintlichen Wohltäters geben könnte. Doch keins der Wappen oder Zeichen die ich sah war mir bekannt.

Mit der Hilfe des Butlers schaffte ich es auf zu stehen und mir einen dunkelblauen Morgenmantel über zu streifen. Barfuß wie ich war, folgte ich dem Mann die schlecht beheizten Korridore entlang. An einer langen Fensterfront konnte ich nun auch sehen das es tiefste Nacht war. Das kam mir irgendwie komisch vor. Ich war in der Abenddämmerung auf gewacht und ebenso wieder Bewusstlos geworden. „Wie lange war ich Bewusstlos?“ fragte ich leise und starrte wieder den Rücken des Mannes vor mir an. „Eine Nacht und einen Tag.“ Berichtete er mir knapp und öffnete bereits eine Tür. Ich zögerte, da ich glaubte der Mann würde voraus gehen, doch er blieb dort sehen wo er war und hielt mir lediglich die Tür auf. Noch einmal tief durchatmend fasste ich all meinen Mut zusammen und betrat den Raum. Er war ebenso düster wie jenes Schlafgemach in welchem ich erwacht war. Dennoch erkannte ich sofort eine Gestallt vor dem Feuer stehen. Ein junger Mann, soweit ich an seiner Statur und seiner Haltung fest stellen konnte. Er stand mit dem Rücken zu mir, sodass ich sein Gesicht nicht sehen konnte. „Jean Ledoux...wenn ich richtig informiert bin?!“

„Ja, Sir.“

„Kein besonders schmeichelhafter Name für einen Soldarten.“ Da ich nicht so ganz wusste was ich auf diese Aussage hin antworten sollte, schwieg ich und senkte nur leicht den Blick. Es war mir unangenehm nur mit einem Morgenmantel bekleidet in dem Haus eines so reichen Herrn zu stehen. Zumal mehr als genug beängstigende Gerüchte um die Adeligen dieses Landes kreisen. War ich vielleicht vom Regen in die Traufe gekommen?

„Weißt du warum du hier bist?“ Seine Stimme war dunkel und hatte etwas unheimliches an sich.

„Nein, Sir.“

„Weißt du wer ich bin?“

Ich zögerte bei dieser Antwort, da ich nicht unhöflich erscheinen wollte. „Nein, Sir.“

„Gut, dann solltest du jetzt genau zuhören.“ Befahl er mir und lehnte sich mit einem Arm an den Kaminsims. „Ich habe dir ein Angebot zu machen. Ich brauche jemanden, der dafür sorgt das ein Konflikt zweiter einflussreicher Familien beendet wird und ich denke du bis genau der Richtige dafür.“ Er machte eine kurze Pause und griff mit der rechten Hand in seine Manteltasche. Ich konnte nicht sehen was er da heraus holte, da er es in der geschlossenen Faust hielt. „Im Gegenzug sorge ich dafür das dein Freund unbeschadet davon kommt.“ Überrascht zog ich die Augenbraune hoch da ich im ersten Moment gar nicht realisierte das er damit Louis meinte. „Mein Freund ist Tod…ich hab ihn sterben gesehen.“ //Und das war nur meine Schuld!// fügte ich in Gedanken hinzu und schloss kurz die Augen um die Bilder der Schlacht aus meiner Erinnerung zu verdrängen. „Nein er ist nicht tot, er ist nur ein Gefangener der Engländer. Ich habe einflussreiche Kontakte in England…also, nimmst du mein Angebot an oder willst du lieber zurück aufs Schlachtfeld?“

Die Schmerzen in meinem Kopf wurden fast unerträglich, dennoch verkniff ich es mir auch nur eine Mine zu verziehen. „Woher soll ich wissen das ihr nicht lügt?“ Kaum das die Worte meinen Mund verlassen haben, drehte der Mann sich ruckartig zu mir um und warf mir etwas zu. Aus einem Reflex heraus fing ich es auf und betrachtete den nun gereinigten Reißzahn in meiner Hand. „Entweder du stimmst zu oder du wirst auf Ewig mit der Ungewissheit leben müssen deinen besten Freund im Stich gelassen zu haben. Heinrich V. (der Vierte) ist nicht gerade für seine Barmherzigkeit, Gefangenen gegenüber bekannt.“ Erschrocken über die Wahrheit seiner Worte hob ich den Blick und begegnete zum ersten Mal in meinem Leben dem Mann mit den Augen so rot wie Blut.

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Schweißgebadet schreckte ich aus meinem Traum auf. Fast schon panisch tasteten meine Finger nach dem Lichtschalter.

Erst als die Lampe neben meinem Bett die Dunkelheit vertrieben hatte, erkannte ich das ich auch wirklich in meinem Zimmer war, und vor allem in der Gegenwart. Mit rasendem Herzen setzte ich mich auf und atmete tief durch. Ich hatte das Gefühl den Schmerz immer noch spüren zu können. Ich sagte mir immer wieder das es nur ein Traum war, doch tief in meinem Innersten sagte mir irgendwas das dies alles mehr zu bedeuten hatte als nur ein nächtliches Hirngespinst.
 

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Als historischen Hintergrund habe ich die Schlacht von Azincourt genutzt (Historisch nicht 100% korrekt)

Ich hoffe das Kapitel sorgt nicht für all zu viel Verwirrung^^

Ich geh mir jetzt jedenfalls das Rugby-Finale angucken^^
 

Gruß

Eure Jack-11
 

PS: Schneller konnte ich nicht tippen XD



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  RockCherry
2011-07-21T19:03:56+00:00 21.07.2011 21:03
Hab deine Geschichte gestern entdeckt und heute bis zum letzten Kapitel gelsen. ich bin vollauf begeister und fieber schon auf das nächste Kapitel...
Es ist einfach so packent und ....hach... ich will weiter lesen.. deine Geschichte macht einfach richtig süchtig.
Ich hatte schon lange keiner Story mehr gehabt wo ich auf Feierabend gewartet hab um schnell weiter lesen zu können...
Einfach nur Super und ich ich hoffe das es bald weiter geht X3
Von:  MadameButterfly
2011-06-14T21:40:32+00:00 14.06.2011 23:40
Hui!! ♥__♥

Hab' grade bis zum aktuellsten Kapitel gelesen
und ich muss in Bezug auf die ganze Story sagen:

Mädel! Schreib weiter!!
Deine Rechtschreibung ist zwar grottig, aber
ich hab trotzdem die Kapitel hintereinander weg gelesen wie nix Gutes!!

Normalerweise gibt fehlende Rechtschreibung bei mir derbe Abzug in der Bewertung, aber deine Story ist sowas von GENIAL, dass du von mir trotzdem 'ne 1+ mit Sternchen und Yum-Yum-Chibi kriegen würdest.

Bitte, bitte, BITTE!!
Schreib weiter!! >___<y

YAAAAAY!! *Fähnchen schwenk*


Von:  Florentina
2011-06-12T21:43:04+00:00 12.06.2011 23:43
he...
hab deine FF schon lage in den Favos, hatte auch schon mal vor gefühlten jahren angefangen, und jetzt noch mal alles durch gelesen..
ich finde das du immer besser geworden bist,
vor allem die Kapi wo du sagt "sorry das das so schlecht ist" finde ich mit am besten.xDD
du lässt einen ja so lange im unklaren, das man einfach weiter lesen muss
und immer wenn man denk, ahh so ist das, machst du ne wende um 180° und bringst, zumindest in meime Kopf, wieder alles durcheiandner... xD
hoffe du findest die zeit in den nächsten wochen vielleicht noch ein kapi hoch zu laden, würde mich freuen, gerade jetzt wo die sache zwischen Erik und Raven interessant wird.. ^.~
lieben Gruß, (^.^)v
Von:  dark-lucifer
2011-06-12T16:15:33+00:00 12.06.2011 18:15
WAHNSINNN!!!! XD
hab deine ff eben auch in einem stück durchgelesn... obwohl i schon ma angefangen hatte aber dann zu müde war zum weiterlesen *flüster*
ähm... vergiss den letzten satz am besten gleich wieder ^^°
find deine ff wirklich total super & bin richtig erstaunt dass es noch leute gibt die so genial über alte schlachten schreiben kann, dass es so wirkt als wäre man wirklich dabei XD
wünschte i könnt so gut über solche dinge schreiben *neid*
egal, in mir hast du sowas von ne stammleserin gewonn

freu mich schon auf nächstes kapi
lg^^
Von:  Reyel
2011-05-29T15:47:00+00:00 29.05.2011 17:47
aslo.. ich finde es toll><

ich musste die ganze zeit warten, das ci die lesen konnte, da ich bei freunden war. das war ne folter! kanst du mir glauben><
aber jetzt bin ich glücklich.

erst dachte ich... wo bin ich den? habe ich was verpast. aber dann habe ich gemerkt, wer lesen kann, ist klar im vorteil >siehe überschriftXD

gerne hätte auch gern so ein kapi, wo es ein bisschen zwischen unseren tierchen (reh und rabe) knistertXD
aber das sei dir überlassen.
lass mich einfach überraschen.

deine suchtiXD
Von: abgemeldet
2011-05-29T11:28:28+00:00 29.05.2011 13:28
ein paar nervige Schreibfehler sind drin und V ist fünf und nicht der vierte xD das wäre dann IV, aber ansonsten isses ganz ok, bin gespannt wie es weiter geht :D
Von:  evejean
2011-05-29T08:36:33+00:00 29.05.2011 10:36
hab deine geschichte gestern entdeckt und musste sie an einen stück lesen, sie ist sehr fesselnd und man will unbedingt wissen wie es weiter geht.
ungeduldig auf nachschub wart

lg eve


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