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Echo

[Avenged Sevenfold]
von

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Heartlock

Echo
 

Wie konnte er es verstehen?
 

Es gab hier nichts zu verstehen und doch lief sein Herz davon über, von Fragen und Antworten, die nicht zueinander passten.
 

Mit einem tiefzufriedenen Lächeln blickt er auf den Mann neben sich hinab. Dunkle Augen blickten zurück zu ihm auf und ein zartes Lächeln umspielte die schmalen Lippen.

»Hey...«, wurde ihm sanft entgegen gehaucht.

»Hey.«, hauchte er ebenso leise zurück, als könnte es sonst die schützenden Schleier um sie herum durchbrechen, als würde dieser Moment zerbrechen. Für ihn war er doch so kostbar, wie jeder Augenblick mit diesem Mann, der sein Herz in jeder Faser seines Körpers trug.
 

»Worüber denkst du nach?«
 

Lächelnd schloss er die Augen und legte sich darauf neben ihn, seinen Kopf auf seiner nackten Brust, den Arm über seinen Bauch gelegt. Der Platz wo er hingehörte und den ihm niemand wegnehmen konnte und durfte. Es würde ihn umbringen.

»Über dich.«, gibt er leise zurück und er spürte das Lachen, das den warmen Körper erzittern ließ.

»Das sagst du jedes Mal.«

»Dann musst du’s mir wohl langsam glauben.«

»Denkst du nur über mich nach?«

Kurz schwieg er, nickte dann aber bestimmt, auch wenn es der andere nur spüren und nicht sehen konnte. Seine schwarzen Haare legten sich über seine Augen. Zum ersten Mal strich er sie gleich wieder zurück. »Nur über dich.«
 

»Nicht über uns?«

Uns

Ja, mittlerweile klang dieses uns sehr schön in seinen Ohren. »Ja, über uns.«
 

Wieder spürte er die sanfte Vibration des Lachens.
 

»Zacky Baker...du hast deinen Kopf in den Wolken.«
 

Leicht grinst er. Das konnte schon sehr gut sein. Irgendwo im siebten Himmel.

»Ich liebe dich.«, wisperte er leise und schloss die Augen.
 

Auf die Antwort wartet er nicht, aber ein Kuss auf deinen Haarschopf ist genug Zustimmung.
 

Das tat so gut. Es wärmte ihn aus seinem inneren heraus bis in den letzten Winkel seines Herzens.

Sie ergänzten sich so vollkommen, dass er sich oft fragte, wo dieser Mann nur die vierzehn Jahre gewesen war, die er ohne ihn verbringen musste, oder wie er die zehn Jahre überstehen konnte, ohne ihm so nah zu sein.

Vollkommenes Glück.
 

Er hatte nie daran geglaubt.
 

---
 

Als Zack einen Schritt in ihr zu Hause setzte, dröhnte ihm als aller erstes Musik entgegen. Es war genau die Musik, die er nicht mochte und verriet ihm nur, dass vor gar nicht allzu langer Zeit eine ganz bestimmte Person hier gewesen sein musste. Früher hätte ihn das vielleicht noch wahnsinnig gemacht. Doch mittlerweile war er sich seines Platzes so sicher, dass ihm sein einziger Feind nichts mehr anhaben konnte.
 

Er war froh wieder zu Hause zu sein und das auch noch früher als er eigentlich gewollt hatte. Sein Onkel Fred hatte mal wieder im sterben gelegen. Mal wieder hieß, dass dieser Mann im Abstand von einem halben Jahr immer wieder kurz davor war das Zeitliche zu segnen. Er konnte aber leider nicht behaupten, dass es ihm sonderlich Leid tat um den alten Sack. Statt ihm das lang ersehnte Fahrrad zu seinem zehnten Geburtstag zu schenken, hatte er ihm doch tatsächlich einen Bären geschenkt. Das wurde ihm bis heute nicht verziehen. Auch wenn seine Eltern es ihm dann gekauft hatten.

Außerdem hieß es, nach Texas zu fahren und dort eine Woche bleiben. Brian hatte er das nicht antun wollen. Seine deutsche Seite der Familie war wohl noch schlimmer als die italienische und deswegen war er alleine gegangen.

Eine Woche ohne seine andere Hälfte war ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen, dazu waren sie noch nicht mal so gut auseinander gegangen. Brian hatte es nicht gepasst, dass er ging und konnte kaum glauben, dass schon wieder sein Onkel im Sterben lag, wie auf er es ihm auch noch erklärte. Zudem hatte er auch noch am Tag davor mit James telefoniert, was für den Älteren immer noch ein schwarzes Tuch war. Trotzdem hatte er noch einen Kuss auf der Türschwelle bekommen und ein ‚Bis bald.‘
 

Er betete dafür, dass ihm die geplante Überraschung gelingen würde. Mit viel Glück und viel Überredung – und der Lüge, dass die Band ihn dringend brauchte – hatte er es geschafft einen Tag früher loszukommen. Eigentlich sollte er erst morgen Mittag da sein.
 

Obwohl alles darauf schloss, dass Brian oben war, ging er doch erst mal in die Küche und wollte sich ein Bier aus dem Kühlschrank holen. Doch da war nichts mehr von Bier zu sehen. Frustriert seufzte er und schlug die Tür wieder zu.
 

Als er am Wohnzimmer vorbei kam stieg ihm ein bekannter Geruch in die Nase. Er warf einen Blick in das Zimmer, in dem ihm eine beachtliche Unordnung begrüßte.

»Ich fass es nicht...« Vorsichtig schnupperte er in der Luft. Es roch eindeutig nach Gras. Nun war es eindeutig, dass Jimmy da gewesen sein musste. Zur Sicherheit sah er sich noch mal den Glastisch an. Nirgends waren Reste von weißem Pulver, was ihn schon etwas erleichterte. Eigentlich hatten sie aufgehört mit den Drogen, die sie eh nur auf Partys genommen hatten oder wenn die langen Fahrten in ihrem engen Van zu lange wurden. Mal abgesehen von ihm selbst. Doch das war ein dunkles Kapitel gewesen.

Er konnte nicht behaupten, dass es ihm passte, dass sobald er weg war, sich Brian mit Jimmy Drogen reinzog, aber seid wann war er denn bitte so kleinlich geworden?

Wieso nicht? Sollte Brian da Heim sitzen vor dem Fernseher und ihm eine Woche lang hinterher weinen? Ihre Telefonate waren Abends lang genug gewesen, damit er sich sicher sein konnte, dass der Ältere ihn vermisste.
 

Alle düsteren Gedanken wurden von ihm zur Seite geschoben. Gleich würde er wieder an dem Platz sein, wo er hingehörte, wo er glücklich war. Sie würden Sex haben, nicht nur einmal, dann im Bett etwas essen und Zack konnte Brian die ganzen scheußlichen Erlebnisse mit seiner Familie erzählen.
 

Als er die Treppen hochgekommen war, ließ ihn allerdings etwas stutzig werden. Er hob das T-Shirt auf, dass vor der Treppe lag und betrachtete es. Es war keins von seinen T-Shirts, das war sicher und es war auch keins von Brians. Es war so markant das von Jimmy, da war kein Zweifel möglich.

War Jimmy noch hier? Was hatten die beiden getrieben...?

Eine böse Ahnung beschlich ihn, doch schüttelte er den Gedanken ab. Hör auf damit, Zacky, alles ist in bester Ordnung, du interpretierst da wieder alles mögliche rein...
 

Das aber so schnell eine dunkle Ahnung, zu der grausamen Realität hätte werden können hatte er nicht für möglich gehalten.

Die Musik war aus ihrem Schlafzimmer gekommen. Die Tür war nicht weit offen und die Lautstärke der Musik übertönte alle Laute.
 

Wie versteinert blieb er stehen, durch den Spalt konnte er genau das Bett sehen.
 

In Büchern hatte er über den Satz immer geschmunzelt, wenn es hieß, dass sein Herz für einen Schlag aussetzte – jetzt spürte er es am eigenem Leib und er hätte darauf verzichten können.
 

Es war wie ein Alptraum, denn er plötzlich lebte. Sein Atem stockte und er wusste nicht, was er tun sollte. Wusste nicht was er verdammt noch einmal tun sollte.
 

Wäre es nur ein Alptraum gewesen und nicht die Realität.
 

Auf dem Bett sah er Brian.

Auf dem Bett sah er Jimmy.

Ihr Bett.

Auf dem Bett sah er Brian stöhnen.

Auf dem Bett sah er Jimmy und sein amüsiertes Lächeln in Richtung Tür.

Ihr Haus.

Auf dem Bett sah er, dass Brian ihn nicht mal wahrnahm, nicht sah.

Auf dem Bett sah er Jimmy und es kreuzten sich Blau und Grün.

Ihr Leben.

Auf dem Bett sah er wie Jimmy Brian fickte.

Auf dem Bett sah er, wie ihm alles auf verschieden Art und Weise genommen wurde. Alles was er sich gewünscht hatte und alles was ihm gehörte.

Sein Herz.
 

Ruckartig wandte er sich ab und rannte. Er rannte die Treppen runter und fand noch so viel Verstand seine Jacke zu nehmen, die Tasche und den anderen Kleinkram, denn er auf dem Sideboard abgelegt hatte.
 

Zum Glück lief die Musik. So hörte niemand, wie er die Haustür hinter sich zuschlug. Die Tür zu seinem eignen Haus. Zu seinem zu Hause.
 

Doch wegen der Musik hatte er auch nicht gehört, welchen Namen Brian gestöhnt hatte. Auf der anderen Seite hätte diese Ironie ihn nur noch mehr in den Wahnsinn getrieben.
 

Das Bild hatte sich in so kurzer Zeit tief in seinen Kopf gebrannt, nicht mehr auszulöschen, in Negativen immer vorhanden. So fest verankert, dass er noch immer das Gefühl hatte vor seinem Schlafzimmer zu stehen. Kein schönreden möglich.
 

»Zacky Baker...du hast deinen Kopf in den Wolken.«
 

Jemand musste dich erst wieder auf den Boden reißen, damit du die Wahrheit siehst.
 

---
 

Er fuhr und fuhr. Die Straße schien endlos zu sein. Er hatte alles erwartet. Vielleicht, dass er in Tränen ausbrechen würde. Vielleicht, dass er schreien und toben würde. Egal wie er es sich vorgestellt hatte – denn er konnte nicht drum herum kommen es zu tun – jedes Mal war es ein heftiger Gefühlsausbruch gewesen. Doch jetzt weinte er nicht und er schrie auch nicht. Er fuhr einfach nur die Straße entlang, welche direkt dem Strand und dem Meer folgte.

Wie hatte das nur passieren können?
 

Als er merkte, wie seine Hände immer stärker zitterten, fuhr er rechts ran, starrte auf das Lenkrad in seinen Händen.
 

Zacky Baker...du hast deinen Kopf in den Wolken.
 

Wie tief kann man seinen Kopf in den Wolken haben? Wie sehr kann man damit die Wahrheit ausschließen? Er hatte es gewusst. Immer gewusst. Doch nun wo das Bild sich in einer grausamen Endlosschleife abspielte war es da.
 

Fahr nicht so schnell mit dem Fahrrad, sonst fällst du hin. 99 mal passierte nichts, das nächste Mal ist es passiert.
 

Nimm keine Drogen, sie machen dich abhängig. 9 mal passierte nichts, das nächste Mal ist es passiert.
 

Vertrau niemanden. Das verletzt dich nur. Beim ersten Mal ist es passiert.
 

Langsam glitten seine Hände vom Lenkrad und er lehnte seinen Kopf stattdessen dagegen. Er schloss seine Augen und atmete tief ein und aus.
 

---
 

Doch er musste nach Hause. Die Nacht war vorbei gegangen und der Tag war wieder angebrochen und nun musste er wieder zurück. Es schien das einzig logische zu sein. Es war sein zu Hause und das konnte er nicht einfach aufgeben.
 

Am Abend hatte sein Handy geklingelt. Gerade als er in einem Motel eingekehrt war, um nicht im Auto zu schlafen. Sweet Child O’Mine. Wie gebannt hatte er nur auf sein Handy gestarrt. Auf dem Display Brian geschrieben, ein Bild von ihnen beiden. Als erstes wollte er rangehen. Nichts lieber hätte er gehört, als die Stimme seines...ja, was war er jetzt für ihn? Doch sein Herz hatte sich so fest zusammen gezogen, dass er es klingeln ließ, bis es still war und danach schaltete er sein Handy aus.
 

Jetzt stand er in der Einfahrt ihres Hauses. Sein Haus, das zu ihrem Haus geworden ist. Man konnte es nicht als einen guten Tag beschreiben. Es war der Tag gewesen, an dem Brian mit Michelle Schluss gemacht hatte.
 

Als es um acht Uhr morgens an seiner Tür klingelte, konnte er sich nicht vorstellen, wer etwas von ihm wollte um diese Uhrzeit. Keiner seiner Freunde war so früh wach, insbesondere so kurz nach ihrer Tour, wo jeder den Luxus lange schlafen zu können genoss.
 

Deswegen war er nicht gerade wenig überrascht gewesen, als Brian vor seiner Tür stand und das mit einer Tasche und die einzigen Worte, die er sagte „Ich hab’s getan.“ Waren.
 

»Du hast es getan?«, fragte er verwirrt nach, aber ließ ihn erst mal reinkommen.
 

»Ich hab mit ihr Schluss gemacht.«
 

Geschockt weiteten sich seine Augen und er starrte den Älteren ungläubig an, der etwas verloren in seinem Flur stand. Die Haare ungestilt im Gesicht, schwarzer Kapuzenpulli, ausgewaschene Jeans. Nicht Synyster Gates. Brian Haner.
 

»Wieso?«, fragte Zack schwach nach, er hatte Angst vor der Antwort. Konnte wirklich das geschehen sein, was er sich so lange gewünscht hatte? An einem Tag, wie jeder andere? Er hatte es sich spektakulärer vorgestellt. Nicht, dass Brian einfach eines morgens vor seiner Tür stand mit gepackten Koffern. Er war darauf nicht vorbereitet.
 

Dunkle Augen fixierten ihn nun und er konnte neben Erleichterung auch so etwas wie Angst sehen. Etwas, das man nur sehr selten bei Syn sah.
 

Starke Arme schlangen sich besitzergreifend um ihn und wohlbekannte Lippen pressten sich beinahe mit Gewalt auf seine. So als wollte er sich vergewissern.
 

»Deswegen.«, flüsterte er ihm leise zu, bevor er ihn dann sanfter küsste.
 

Als sie danach in sein Schlafzimmer gingen und ohne jegliche Heimlichkeiten Sex miteinander hatten, der Mensch auf den er so lange gewartet hatte in ihn stieß und das mit so viel Zuneigung und Bedacht, wie noch nie. Als könnte er etwas kaputt machen, das selbe, wie er vor nicht mal zwei Stunden zerstört hatte, da wusste Zack, neben all dem Glück, dass es doch ein bitterer Sieg war. Wenn es überhaupt einer war. Den Ausdruck in den dunklen Augen hatte er nur einmal gesehen. Eine Mischung aus Verzweiflung und Schmerz und Angst. Natürlich hatte Brian sie geliebt und eine klare Zukunft vor sich gesehen. Nun war er ins Ungewisse gezogen, getrieben von einer Zuneigung, die er nicht festhalten, noch kontrollieren konnte...

Als er kam, flüsterte er das letzte Mal ihren Namen und Zack schmerzte es in diesem Moment nicht. Er schloss die Arme um den Größeren und zog ihn dicht an sich. Vielleicht hatte er sich damals das nasse Gefühl an seinem Hals nicht eingebildet, doch nachsehen wollte er nicht. »Ich liebe dich...«, wisperte er in das dunkle, lange Haar.
 

Ab dem Zeitpunkt war aus seinem zu Hause, ihr zu Hause geworden.
 

Als er nach seinem Schlüssel in der Hosentasche greifen wollte, schwang die Haustür auf. Kaum wagte er sich, aufzusehen, aber er tat es dennoch. Der Anblick von Brian ließ sein Herz immer noch höher schlagen, doch war ihm gerade nicht klar aus welchem Grund. Immer noch wollten keine Tränen kommen, immer noch wollte er ihn nicht anschreien.

»Na, alles überlebt?« Ihm kam es so schrecklich abstrakt war, dass er das jetzt gefragt wurde. Als wäre nichts geschehen...wahrscheinlich war Brian auch der Meinung es wäre nichts geschehen.
 

Ausdruckslos sah er in das Gesicht des anderen. Die braunen Augen, die ihn anstrahlten – kaum zu leugnen, dass er sich freute, dass Zack wieder da war – die feinen Gesichtszüge, die dünnen Lippen zu einem Grinsen gezogen, das wilde zerzauste Haar. Zwar wusste er nicht ob er schreien oder weinen sollte, aber eins wusste er - dass sein Herz vor verzweifelter Liebe überlief. Wie konnte er diesen Menschen hassen?

»Ja, alles überlebt.«, gab er zurück und zwang sich zu seinem typischen Lächeln. Er war sich sicher, dass es überzeugend rüberkam. Er war schon immer gut darin gewesen seine tiefsten Gefühle zu verbergen. Vor Brian aber eigentlich nie. Bis jetzt. Dieser Mann hatte sich unter seine Haut gefressen, nichts könnte ihn mehr rauswaschen. So nah, wie ihm noch kein Mensch bisher gekommen war. Doch hatte er wieder einen entschiedenen Schritt zurück getan und das gab Zack die Macht seine wahren Gefühle zu verschließen.
 

Ein Kläffen durchbrach zum Glück das eisige Schweigen zwischen ihnen – Brian, der darauf wartete, dass Zacky anfing ihm sein Leid über die Beerdigung zu klagen und Zack dem jegliche Worte im Hals stecken blieben. Jetzt stand sein Hund schwanzwedelnd vor ihm.

»Die Töle hat dich ganz schön vermisst.«

»Er ist keine Töle, Arschloch...« Wie leicht kam ihm das nur von den Lippen? Mit einem Grinsen hob er das schwarze Knäuel auf seine Arme und ließ sich die Wange ablecken. Zack musste gar nicht aufsehen um zu wissen, dass Brian die Augen verdrehte. »Beweg dich rein.« Mit dem Fuß schob er dem Größeren die Tasche zu, die dieser dann auch widerwillig nahm und schloss dann hinter ihnen beiden die Tür.
 

Zack sah sich im ersten Moment um, als wäre es plötzlich ein fremdes Haus, nur um festzustellen, dass sich im Grunde nichts verändert hatte. Keine Musik. Nicht der Geruch, der eine ganz bestimmte Person auszeichnete.
 

Als er Icky wieder auf dem Boden absetzte, schlangen sich zwei starke Arme von hinten um ihn und heiße Lippen hauchten ihm zarte Küsse in den Nacken. »Ich hab dich auch vermisst...«
 

Im ersten Moment wusste er nicht, was er tun sollte. Er konnte das Bild im Schlafzimmer nicht vergessen. Es war da, vor seinem inneren Auge. Brian wie er sich jemand anderem hingab, so wie er sich noch nicht einmal Zack je anvertraut hatte. Wie konnte er ihm glauben?
 

Er drehte sich um, damit er dem anderen ins Gesicht sehen konnte, streichelte ihm über die Wange, musterte ihn noch einmal. Jetzt spürte er erst, wie sich langsam Tränen hoch kämpften.
 

Er wusste gar nichts mehr, außer dass er nicht aufhören konnte ihn zu lieben. Und das er nicht vergessen konnte.
 

Das hier war sein zu Hause.
 

Vergessen konnte er das Bild nicht, aber er konnte es verstecken. Im hintersten Winkel seines Kopfes. Solange es sich nur wahr anfühlte, wenn er ihn küsste und das tat es – solange war doch alles in Ordnung.
 

Es musste einfach.
 

---
 

»Du bist später gekommen, als ich dachte.«

»Matt hat mich noch aufgehalten.« Die Lüge kam ihm so schrecklich schnell von den Lippen.

»Hm...und? War es gut, dass ich nicht mitgekommen bin?«
 

Zack wusste, dass Brian nur oberflächlich die Unterhaltung im Gange hielt. Er spürte den lüsternen Blick im Nacken, ein Blick dem er sonst nie widerstehen konnte, während er selber sich noch eine Tasse Kaffee gönnte. Er hatte heute kein Frühstück gehabt, auch wenn er Brian erzählt hatte, dass er einen Stopp bei Starbucks gemacht hatte. Lüge.

Ihm war der Appetit vergangen. Selbst der Kaffee wollte ihm nicht schmecken, er war zu bitter. Frustriert stellte er die Tasse ab und griff nach dem Zucker im Schrank.

»Wieso...?«

»Ich habe heute Lust auf Zucker. Ich bin die ganze Nacht durchgefahren, ich brauche etwas, dass mich nicht nur wach hält, sondern auch mein Gehirn zum rattern bringt.«, unterbrach er den anderen, bevor er die Frage zu Ende stellen konnte. Sein Ton war leichtfertig, doch hätte Brian sein Gesicht gesehen, hätte er daraus was anderes lesen können. Früher hatte er seinen Kaffee so getrunken, doch seid er mit ihm zusammen lebte, hatte er sich an seine Gewohnheit ihn schwarz zu trinken, angepasst.

»Zacky...alles okay?«
 

Nichts war in Ordnung. Rein gar nichts. Der Kaffee schmeckte immer noch bitter. Noch ein Löffel Zucker machte es auch nicht besser.
 

Plötzlich spürte er die Präsenz des anderen direkt hinter sich. Gequält schloss er die Augen, die Hände umklammerten feste die Tasse.

Er konnte nicht so tun, als wäre nichts...
 

»Zacky, du siehst blass aus.« Seine Stimme war dicht an seinem Ohr und er konnte sich ihr nicht entziehen. Wie diese Stimme stöhnte und das nicht für ihn...

»Es ist alles in Ordnung. Ich bin nur schrecklich müde...« Lüge. Verdammte scheiß Lüge.

Warme Hände legten sich schwer auf seine Schultern, mit dem Daumen streichelte er ihn am Hals.

Leise seufzte Zack auf. Er reagierte darauf wie eine Katze.
 

Er musste ihn doch anschreien.
 

»Du setzt dich einfach immer zu sehr unter Druck...Zack, schau mich an.«
 

Schwungvoll drehte er sich zu dem anderen um. »Verdammt, Brian...was ist denn?«

»Vielleicht solltest du schlafen.«

Schlafen und nie wieder aufwachen.

»Ich habe eine bessere Idee...« Ein freches Grinsen umspielte seine Lippen. Das war doch eigentlich das, was Brian die ganze Zeit gewollt hatte.
 

Verlangend presste er seine Lippen auf die des anderen, legte die Hände in seinen Nacken und zog ihn dicht an sich.
 

Konnte er jetzt Jimmy schmecken?
 

Er wusste es nicht.
 

Ohne sich noch weitere Sorgen zu machen, ging Brian darauf ein. Seine Hände waren sofort unter dem schwarzen T-Shirt. Ihr Kuss löste sich kurz, als sie sich gegenseitig das Oberteil auszogen, nur um sich dann wieder zu treffen. Ihre Zungen miteinander verflochten.
 

Konnte er jetzt Jimmy schmecken?
 

Er musste doch jetzt weinen...oder?
 

Er wollte nicht, dass es so weh tat. Er wollte es in die letzte Ecke seines Kopfes schieben. Weit, weit weg, damit es keiner mehr berühren konnte. So wichtig war es nicht. Es musste ihn nicht so sehr quälen.
 

Ihr Weg führte sie rein aus Gewohnheit, die Treppenstufen hinauf. Brian zog ihn an der Hand hinter sich her und sah nur gerade aus.
 

Zum Glück, dachte sich Zack. Sonst hätte er seinen angewiderten Gesichtsausdruck gesehen. Er blickte zur Seite. Da lag kein T-Shirt mehr und still war es auch – nein, aus dem Bad kamen die bekannten Klänge von Pantera. Nicht ganz still. Der Geruch war weg.
 

Vor der Tür zu ihrem Schlafzimmer blieb er stehen. Der Blick gefesselt auf das Bett. Ordentlich gemacht und leer. Neue Laken. Es spielte sich vor ihm ab, als wäre es noch hier. Diese verdammten blauen Augen waren vor ihm.
 

Was tust du jetzt, Zacky Baker?
 

Das hier war die Hölle. Auf seinem Bett hatten sie es miteinander getrieben.
 

»Komm endlich!« Brian griff wieder nach seiner Hand, zog ihn dicht an sich und küsste ihn wieder.
 

Hatte es so auch angefangen?
 

Auch wenn alles in ihm schrie, es ihn zerriss in diesem Raum zu sein, gab er sich dem Älteren wieder hin. Ließ sich mit dem Rücken auf die Matratze drücken und erduldete den süßen Schmerz, als er in ihn eindrang. Ihn so vollkommen ausfüllte, wie nur er es konnte.
 

Hatte sich Brian so gefühlt?
 

Leise schrie er auf, als der andere es schaffte, die gleiche Lust wie auch zuvor in ihm zu entfachen.
 

Brutal krallte er sich in die breiten, tattowierten Schultern des Älteren, schloss die Augen und warf seinen Kopf in den Nacken, als dieser immer wieder in ihn stieß.
 

Innerlich schien es ihn zu zerreisen.
 

Als sein Höhepunkt kam, mit einer solchen Gewalt, wie er es noch nie erlebt hatte und er das Gefühl hatte, dass ihm nun endgültig sein Herz aus der Brust gerissen wurde. Er schrie auf. Eine Mischung aus Verzweiflung und Lust. So schrecklich bittersüß.
 

»Ich liebe dich...«, brachte er atemlos hervor, als der andere tief in ihm kam. »Ich liebe dich...«, wiederholte er leise, doch seine Stimme wurde kläglich.
 

Braune Augen fixierten ihn und in dem Moment glaubte er, dass Brian ihm direkt in die Seele blicken konnte.
 

Er wusste, dass er es wusste.
 

Doch eine Antwort bekam er dieses Mal wieder nicht. Was hätte er dafür getan, es nur einmal zu hören. Damit er sich an etwas festhalten konnte, damit er sich sicher sein konnte, dass das hier nicht umsonst war.
 

Zumindest schlangen sich die starken Arme des anderen um ihn, zogen ihn dicht an seine Brust, beruhigende Küsse wurden auf seine Schläfe gehaucht.
 

Sag es mir bitte, sag es mir, damit ich dir verzeihen kann...sag „Es tut mir leid“, damit ich dir verzeihen kann...bitte...
 

»Schön, dass du wieder da bist.« War das einzige, was er bekam.
 

Nun stiegen die Tränen in seinen Augen auf, doch noch flossen sie nicht. Verzweifelt schlang er die Arme um ihn. Als könnte er jeden Moment aufstehen und ihn in dieser Hölle allein lassen.
 

Ich will dir verzeihen...
 

---
 

Eine Woche nachdem er wieder zu Hause war – vielleicht sollte ein neuer Kalender angelegt werden. Es kam ihm vor wie ein Stoß in eine neue Welt. Das Geheimnis lag schwer zwischen ihnen und ließ nicht zu, dass es wieder genau so wurde wie vorher - kam Brian morgens wieder zurück ins Bett gekrabbelt.

Es war ein Sonntag und es hatte etwas traditionelles für sie beide, lange im Bett zu bleiben, vielleicht sogar den ganzen Tag.
 

Brians Handy hatte dann aber geklingelt und das im Bad, weil er dort gestern seine Hose ausgezogen hatte.

Zack hatte das misstrauisch gemacht – so wie ihn mittlerweile jede Handlung von Brian zweifeln ließ an ihren wahren Hintergründen und sei es nur in die Stadt einkaufen zu fahren, während er selbst mit den Hunden spazieren ging. Er ließ ihn nicht mehr gerne lange von sich weg. Einerseits zerstörte ihn die Nähe und trieb ihn in den Wahnsinn, andererseits war es die einzige Möglichkeit etwas Sicherheit zu bekommen. Wieder etwas Kontrolle.
 

Und schon wieder wurde er von Misstrauen zerfressen, als Brian von seiner Seite aufstand und ins Bad ging, hinter sich die Tür schloss. Etwas, dass er sonst nie getan hatte, außer in seiner Zeit mit Michelle. Doch da war er selbst die Liebschaft hinter ihrem Rücken gewesen.

Hatte sie sich damals auch so gefühlt?

Hatte sie es auch gewusst? Natürlich hatte sie es gewusst, dass hatte er jedes Mal in ihrem Blick gesehen. Damals hatte er sich nicht schlecht gefühlt. Damals hatte er sich im sicheren Recht gefühlt.

Zum ersten Mal überkam ihn in diesem Moment eine so starke Welle der Reue, dass er am liebsten sofort zum Telefon gerannt wäre, um sich bei ihr zu entschuldigen ihr den Mann weggenommen zu haben, mit dem sie ihr Leben verbringen wollte.
 

Als Brian nach zehn Minuten wieder ins Schlafzimmer kam, sah er unruhig aus.
 

»Wer war das?« Im Grunde wollte er es nicht wissen, denn irgendwie konnte er es sich beinahe denken.

Der Ältere gab ihm keine Antwort, kam erst wieder zu ihm ins Bett und legte einen Arm um seine Schultern.

»Wer war das?«, fragte Zack erneut und sah ihn an, versuchte in den Kopf des anderen sehen zu können. Einmal hatte er es gekonnt. Doch die Wand wurde von Tag zu Tag undurchdringlicher.

»Jimmy. Er hat gefragt ob ich heute Zeit hab. Etwas an PCH entlang, abhängen...das was Freunde so tun.« Brian vermied es ihn anzusehen.
 

Ficken Freunde miteinander?
 

Die Stimme schrie es so laut in ihm. Nein, sie taten es nicht! Er wollte nicht, dass die beiden sich trafen. Wer weiß was passierte. Wer weiß wie lange das schon lief. Wie blind er schon die ganze Zeit gewesen war.
 

»Aber, Brian...« Schnell versuchte er eine Ausrede zu bekommen. Einen guten Grund, warum er nicht gehen konnte. Irgendwas musste ihm doch einfallen.
 

»Was denn?!«

Von der Wut in der Frage abgeschreckt, zog er seine Hand zurück, die er ausgestreckt hatte um dem anderen über die Wange zu streicheln.
 

»Wieso darf ich nicht zu ihm, hm?«
 

Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, doch merkte er wie die Wut in ihm hoch kochte.

Was wagte sich Brian so mit ihm zu reden? Er war es, der ihm hinter seinem scheiß Rücken fremd ging! Er war es der ihn betrog! Er war es der ihn verspottete! Ihm tat es ja noch nicht einmal leid! Und nun wurde er hingestellt, als wäre er der Täter!
 

»Du bist so ein scheiß Arschloch...«, kam ihm nur leise über die Lippen, bevor er mit einem Ruck vom Bett aufstand und die Hand abschüttelte, die ihn zurück halten wollte, damit er nicht aus dem Raum stürmte.
 

Als er sich dann etwas später, angezogen, mit einer Zigarette auf dem Balkon wiederfand, fragte er sich, warum er das hier alles noch mitmachte.

Brian war gegangen ohne ein Wort des Abschiedes.
 

Warum blieb er hier?
 

---
 

Die letzten drei Wochen, bis sie wieder mit den Proben anfingen, waren erstaunlich leicht vorbei gegangen.
 

Er hatte es geschafft. Er dachte nicht mehr jeden Tag daran. In der Nacht sah er es in seinen Träumen. Verfolgen würde es ihn wohl immer. Selbst die starken Arme seines Freundes konnten ihn nicht befreien. Wie auch?
 

Und was tat Brian? Nichts. Der Vorfall von vor zwei Wochen war auch vergessen und tot geschwiegen. Und das war es wohl, was Zack am meisten zu schaffen machte. Das Geheimnis lag schwer zwischen ihnen und er war sich sicher, dass Brian wusste, was los war.
 

Doch sie hatten sich wieder einen Alltag geschaffen. Über den zwar ein dunkler Schleier lag, aber der wohl das einzige war, was ihm noch blieb.
 

Jeden Tag sagte er es immer wieder „Ich liebe dich“ – in der Hoffnung irgendwas als Antwort zu bekommen und sei es nur endlich die Wahrheit. Langsam kam es ihm selbst wie eine Lüge vor.
 

---
 

Die Proben fingen wieder an und bis zu dem Zeitpunkt, als Zack ihren Proberaum betrat, war er sich nicht im klaren mit was er konfrontiert wurde.
 

Eigentlich, war er sich sicher gewesen, einen annähernd sicheren Stand bekommen zu haben. Er war sich sogar sicher gewesen, dass in ein paar Wochen vielleicht alles verdrängt – nicht vergessen – sein konnte.
 

Doch es schwappte in ihm hoch, alles kam wieder hoch, als sich sein Blick kreuzte mit einem kalten, blauen Augenpaar. Der gleiche abwertende, amüsierte Ausdruck in ihnen.

In ihnen ganze Bände über seinen stillen Triumph.
 

Was nun, Zacky Baker?
 

Seine Hände ballten sich zu Fäusten und die Zeit, die sie sich gegenüberstanden, kam ihm endlos vor.
 

Nie hatte er gedacht, dass er einmal so einen tiefen Hass empfinden konnte. Ein klares Gefühl seid langem.

Hass.
 

Ich hasse dich.

Ich wünschte du wärst tot.

Ich hasse dich.
 

Angewidert von seinen eigenen Gedanken wandte er sich ab und griff nach seiner Gitarre. So etwas abscheuliches durfte er nicht denken.
 

Er wurde noch wahnsinnig.
 

---
 

»Zacky, alles okay?« Der Gitarrist sah zu seinem besten Freund auf. Es tat gut das bekannte Gesicht von Matt wieder zu sehen. Es beruhigte ihn, dass es zumindest noch einen Menschen gab, dem er vertrauen konnte.

»Ich bin nur etwas aus der Übung.« Leicht zuckt er mit den Schultern und sah wieder hinüber zu Brian, der seine Gitarre nachstimmte.
 

Sie versuchten seid einer geschlagenen Stunde endlich mal ein Lied ohne Fehler zu spielen. Aber es scheiterte immer an der Harmonie ihrer Instrumente. Sie kamen nicht mehr zusammen.
 

»Wie wäre es, wenn ihr euch mal versucht aufeinander einzustimmen?«

Sein und Brians Blick trafen sich, er konnte aus den braunen Tiefen nichts lesen.
 

Wenig später saß er mit Brian in einer Ecke ihres Proberaumes.

»Wir hätten wohl doch mal öfters nach der Gitarre greifen sollen.«, scherzte er und Zacky nickte nur mit einem kleinen Lächeln.

»Also gut...steig ein, wenn du es erkennst.«

So hatten sie sich schon aufeinander abgestimmt, als Brian gerade erst in die Band gekommen war und sie gar nichts harmonisch spielen konnten. Sie hatten nicht auf die gleiche Musik gestanden und waren unterschiedlicher gewesen, wie man es sich kaum vorstellen konnte. Trotzdem hatten sie es geschafft.
 

Brian spielte etwas einfaches von Metallica und Zack versuchte sich in die Melodie reinzuhören. Es gelang ihm nicht. Seine Gedanken waren woanders. So wie die letzten Wochen schon.

Die Szene im Schlafzimmer. Er konnte sich nicht konzentrieren, verdammt...
 

Der Ältere hörte auf, bevor er überhaupt einen Versuch gemacht hatte in die Melodie reinzukommen.

»Zack...«

»Oh fuck, tut mir echt leid, ich weiß nicht was los ist...«, unterbrach er Brian bevor er überhaupt den Satz zu ende führen konnte. »Ich geh mir einen Kaffee holen.« Noch eine Sekunde länger in dem Raum mit dem Älteren und er würde wahnsinnig werden. Er stellte seine Gitarre zur Seite und bevor dieser noch etwas sagen konnte war er durch die Tür verschwunden.
 

Doch bevor er den Proberaum ganz verließ, ging er noch einmal nach nebenan, wo die anderen waren. »Will jemand noch einen Kaffee?«

Zuerst sah Zack zu Matt, dieser nickte ihm lächelnd zu, mit seinen Grübchen und der warmen Art, wie er nur seinen besten Freund und Val anschaute. Etwas, dass ihn schon beinahe wieder beruhigte. Dann zu Johnny, der den Kopf schüttelte und nicht von seinem Bass aufsah, danach wollte er sich umdrehen.

»Hey, Sugar, bring mir auch einen mit.«

Augenblicklich gefror er in seinen Bewegungen und sah über die Schulter in das grinsende Gesicht eines bestimmten Drummers.

»Fick dich.«, entkam ihm, ohne das er es wirklich wollte und als es ihm bewusst wurde, flüchtete er beinahe aus dem Gebäude, um den verständnislosen Blicken der anderen und dem eiskalten Blau zu entkommen.
 

---
 

Beim Hinweg zum 10 Minuten entfernten Starbucks hatte er sich Zeit gelassen.

Jimmy hatte er schließlich keinen Kaffee mitgebracht oder vielleicht hätte er es tun sollen, nur um ihn das brühend heiße Getränk in das Gesicht zu schütten.

Nachdem er Matt seinen Café Mocha gebracht hatte. Für sich selbst und für Brian, auch wenn der diesen nicht gefragt hatte, hatte er noch zwei Becher in den Händen und steuerte auf den Nebenraum zu, in dem sie versucht hatten zusammen zu spielen.

Die Tür war geschlossen...nein, nur angelehnt. Ein flaues Gefühl breitete sich in seinem Magen aus, als er die Stimme seines Partners und die von Jimmy hören konnte.

Vielleicht hätte er sich doch nicht so viel Zeit lassen sollen...wer weiß was die beiden wieder getan hatten...wer weiß...

Er trat ein paar Schritte näher an die Tür und sah hinein. Es langte um Brian zu sehen, der mit dem Rücken zu ihm saß und Jimmy der sich vor ihm aufgebaut hatte. Zwar sprachen sie leise, aber er konnte es verstehen.
 

»Er weiß es.«

»Und weiter?«

»Er weiß es verdammte scheiße, hast du ihn nicht gesehen?«

»Und was soll ich jetzt machen? Er ist nicht dumm...«

»Ich weiß es nicht...das...hätte nicht passieren sollen. Niemals. Ich wusste genau was er für mich...empfindet.«

»Na und? Du bist ihm nichts schuldig.«

»Doch das bin ich! Das bin ich! Er ist mein Freund!«

»Man könnte ja fast meinen, dass du ihn...«

»Halts Maul!«

»Dann erzähl es ihm.«

»Er weiß es doch schon...«

»Aber er sagt nichts. Er zieht mal wieder die typische Masche ab, seine typische Masche mit der er versucht jeden um sich herum weich zu kriegen. Und schau dich an! Er schafft es jedes Mal. Damit kann er nicht weiter machen, wenn du es ihm sagst.«

»Er ist nicht so berechnend...ich hab ihn wirklich verletzt.«

»Ach ja? Dann soll er das auch zeigen...«

»So ist er nicht und das weißt du auch!«

»Ich weiß hier gar nichts, Brian. Ich merke nur, dass du kurz vor dem Zusammenbruch bist.«

»Bin ich gar nicht!«

»Dann sag es ihm doch einfach!«

»Ich kann nicht!«

»Du willst nicht!«

»Ich will ihn nicht...ich will ihn nicht...« Brian beugte sich vorne über, die Hände in seine Haare vergraben.

»Was?«

Sag, dass du mich nicht verlieren willst...bitte. , dachte Zack im Stillen.

»Ich will ihn nicht verletzen.«

Sein hoffnungsvoller Herzschlag hatte sich schnell wieder beruhigt und er stieß die Tür auf, hielt lächelnd den Kaffee hoch. Sein Mund war so verkrampft verzogen, dass er den beiden eindeutig zeigte, dass er alles wusste. Der Becher, der eigentlich für Brian gedacht war, drückte er Jimmy in die Hand. Er bereute es, nicht hineingespuckt zu haben.
 

Danach ließ er sich schwungvoll wieder in seinen Drehstuhl fallen und griff nach seiner Gitarre. »Man, ist es nicht schön wieder so zusammen zu sein!«, presste er bitter hervor.
 

Zack bekam keine Antwort, die anderen beiden schauten ihn nur ungläubig an. Sogar bei Jimmy hatte er es geschafft, den selbstgefälligen Ausdruck kurze Zeit wegzuwischen und Brian sah so aus, als müsste er sich gleich übergeben.
 

Doch die Genugtuung, die er dabei fühlen wollte blieb aus.
 

---
 

Der Rest der Proben war fast schweigend verlaufen. Die Heimfahrt war schweigend Verlaufen. Der Weg ins Haus war Schweigend verlaufen. Zack spürte Brians Blicke in seinem Nacken, doch sie waren nichtssagend. Einmal hatte er sich umgesehen in der Hoffnung so etwas wie Reue zu sehen, aber da waren nur die kalten, abweisenden fast schwarzen Paare gewesen, die er vielleicht einmal als ein wundervolles, warmes Braun empfunden hatte, dass immer zu ihm durchgedrungen war.

Jetzt kam hier gar nichts mehr durch.
 

Der Weg hinauf zum Schlafzimmer war schweigend verlaufen, wo sie sich umziehen wollten, um dann noch einen Film zu schauen.
 

Gerade als er sich das T-Shirt über den Kopf gezogen hatte, spürte er die bekannten, vom Gitarre spielen rauen Hände an seinen Hüften und die dünnen Lippen in seinem Nacken, der heiße Atem geisterte über seine Wange und er konnte sich ein leises seufzen nicht verkneifen. Früher hätte er sich einmal gegen den Körper des anderen gelehnt, die Augen geschlossen und sich fallen gelassen. Jetzt aber blieb er steif stehen und krallte seine Hände in das blaue Red Sox T-Shirt, dass er bis eben getragen hatte.
 

»Wir müssen reden.« Brian redete so sanft mit ihm, als wäre er ein Kind. Ein Kind, dass zu naiv war zu sehen, was genau vor seinen Augen lag. Es machte Zack wütend.
 

Er riss sich von dem Älteren los und ging auf Abstand. »Warum?«
 

»Du weißt genau warum.«
 

»Nein, gar nichts weiß ich! Ich weiß überhaupt gar nichts mehr!« Noch immer hielt er seine Stimme möglichst ruhig, aber die Beherrschung zu behalten fiel schwer. Heute musste er zum ersten Mal dem Menschen gegenüber stehen, dem er die Schuld gegeben hatte, dass er keinen Schlaf mehr bekam und seine Musik nicht mehr fühlte. Nur um dann endlich zu realisieren, dass zu einem solchen Spiel immer zwei gehörten.

Er hatte es bis jetzt von sich geschoben, dass Brian es vielleicht auch so gewollt hatte. Wirklich als den Schuldigen hatte er ihn nie gesehen. Jetzt allerdings, wo er sich so seine Gedanken gemacht hatte, während er mit der Gitarre auf seinem Schoß dagesessen hatte und keine Note mehr richtig spielte, schien ihm klar zu sein: In eine solche Misere gehörten drei. Der Betrogene, die Affäre und am wichtigsten - der Betrüger.
 

»Hör mir bitte zu.« Er hatte Brians Stimme noch nie so gehört, aber sie schaffte es Horrorvisionen in ihm auslösen. Würde er jetzt genauso abserviert werden wie Michelle? Würde Brian jetzt seine Koffer packen und bei Jimmy einziehen?

Plötzlich fühlte er sich so dumm, wie noch nie und er fragte sich, wie er Brian nur hatte so blind vertrauen können. Er hatte auch von Michelle in den größten Tönen gesprochen, hatte sogar in einer Unterhaltung, bevor das mit ihnen angefangen hatte, fallen lassen, dass er daran dachte ihr einen Heiratsantrag zu machen, dass er eine Familie wollte. Vielleicht hatte er zu ihr sogar die drei magischen Worte gesagt und sie hatte es geglaubt und Zacky hatte wiederum geglaubt, so dumm wie er war, dass der Ältere es ernst mit ihm meinte. Wie konnte er nur?

Die brodelnde Wut in ihm wurde schleichend abgelöst von einem niederschmetternden Gefühl der Trauer und Verzweiflung.
 

»Ich will dir nicht mehr zuhören.«, wisperte er und wandte sich ab, wollte den Raum verlassen und nachdenken. Er war bisher nie der Typ gewesen, der sowas tat. Wenn ihm etwas nicht passte, dann wurde das ausdiskutiert, er scheute keine Konfrontation. Doch auf der anderen Seite konnte er sich auch nicht daran erinnern, wann ihm eine Situation so dicht ans Herz gegangen war.

Er wusste wieder warum er ungerne jemanden an sich ranließ.
 

»Ich liebe dich.«
 

Wieder wurde ihm das Phänomen bekannt, dass sein Herz für einen Moment aussetzte. Wie angeschossen blieb er stehen, mitten in der Tür, der Griff nun beinahe brutal um sein Red Sox T-Shirt.

Tränen kämpften sich an die Oberfläche. Tränen auf die er lange gewartet hatte und er hatte das Gefühl zu ersticken.
 

Am liebsten hätte er es nicht mehr gehört, das worauf er fast zwei Jahre gewartet hatte. Es schien die ganze Sache nur noch zu verschlimmern, eine Lüge hinzuzufügen zu dem ganzen Spiel. Wie konnte er ihn lieben, wenn er ihm sowas antat und das mit Absicht?
 

Lügner!, schrie alles in seinem Kopf und ihm wurde schlecht. Tränen rannen nun seine blassen Wangen hinab, er konnte sie nicht mehr aufhalten und drehte sich zu Brian um. Der Blick, mit dem er ihn ansah, als er realisierte, dass Zack weinte, hätte ihn beinahe dazu gebracht sich zu übergeben.
 

Langsam kam er auf dem Älteren zu, stellte sich vor diesen und atmete tief durch, bevor er ihn fest ansah. Leicht beugte er sich noch vorne und küsste ihn sanft, ganz sanft. Er spürte förmlich die Erleichterung, die sich in Brian ausbreitete.
 

»Fick dich. Verlass mein Haus. Ich will dich nicht mehr sehen. Wenn ich wieder komme, will ich dass du verschwunden bist.« Seine Stimme war noch nie so fest gewesen, es war fast so als würde er einen anderen reden hören, nicht sich selber. Als wäre das nicht er.

Aber vielleicht war es so nah, wie er wieder zu Zack Baker kommen konnte. Die Tränen versperrten ihm die Sicht, als er das Zimmer verlies, das Haus verließ zusammen mit Ichabod.
 

Als er nach einer halben Stunde wiederkam war das Haus leer. Niemand da. Die Hälfte des Schrankes in dem Brian seine Sachen hatte leer.

Leer.
 

Und Zack schrie, zum ersten Mal, wischte unten im Wohnzimmer das Bild von ihrer Band vom Kamin. Schrie und weinte fünf Minuten lang.

Ab dann musste er weiter machen. Länger erlaubte er sich selbst nicht diesem Scherbenhaufen hinterher zu trauern.
 

Warum hast du nicht um Verzeihung gebeten?

Warum hast du nicht um mich gekämpft?

Warum hast du nicht früher gemerkt, dass du mich liebst?

Warum tust du mir das an?

Warum tust du mir das an?



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Windy
2009-02-04T11:50:16+00:00 04.02.2009 12:50
*heul* Gott, ich sitze hier im Büro und hab verdammt noch mal echt Tränen in den Augen. Ich hoffe bloss, es kommt nächstens niemand rein... Das wäre dann doch etwas peinlich. XD

Mein armer Zacky... Weisst du, eigentlich ist ja mein Liebling der A7X-Jungs Brian. Aber im Moment... Argh...

Ich finde ja das Betrügen ananfürsich schon total schlimm. Aber Brian weiss ja ganz genau, dass Zacky ihn liebt. Das sieht man doch. Selbst Synyster fuckin' Gates muss das sehen. Und ich finde es übrigens super, wie Zacky Gefühle beschrieben sind. Ich meine... irgendwie will er das ganze nicht wahrhaben. Also doch... aber... na ja, für ihn ist Jimmy der Schuldige. *Jimmy vors Schienbein tret* Denn er liebt Brian ja. Und sich einzugestehen, dass jemanden, den man liebt, einen betrogen hat, ist das Schlimmste. Ich kann Zacky also total verstehen.

Aber... Syn liebt ihn doch auch! Er hat's doch gesagt, am Schluss!! Wieso verdammt noch mal ist er dann trotzdem gegangen? Argh...

Okay. *snif* Ich geh dann mal. Nächstens kommt wirklich noch jemand rein. XD Das war fantastisch. :D
Deine Windy
Von:  beltane
2009-01-22T19:41:39+00:00 22.01.2009 20:41
ok ich versuch mich mal an einem kommi
eigentlich hab ich die story ja schon vor einer weile gelesen, aber ich konnte mich nicht so recht zu durchringen was zu hinterlassen
und leider weiß ich immer noch nicht so recht was ich sagen soll
es war mal wieder großartig auf eine sehr herzzereißend und bittere art und weise
ich habe mal wieder mit z mitgelittenhabe so zu sagen an seiner statt geweint *schniff*
ich finde es immer wieder erschreckend, wie tief du mich mit deinen geschichten berührst
und ich bin nicht sicher ob mir das gefallen soll oder nicht >.<
zu meiner eigenen schande bin ich auch zu keinem wirklich vernünftigen kommentar zuständig T.T
du wirst also erstmal mit diesem unausgegorenen wischwasch vorlieb nehmen müssen und der versicherung, dass es mir sehr zugesagt hat
^^
Von:  Noah_Shiro
2009-01-07T19:32:58+00:00 07.01.2009 20:32
Drama Queen grave meldet sich mal wieder zurück!
Gott süße, der Schluss war echt bitter süß und doch irgendwie grausam! ;_;
genauso wie syn erst zackys herz zerstört hat, tat dieser es, als er ihn küsste und dann rausschmiss! Das ist echt drama pur! ;___;
beide tun mir so leid!
die story an sich hat mich aber echt echt überrascht! da wir ja im rpg so eine brisante vor-situation haben, wäre diese reaktion aus der FF zu unwahrscheinlich gewesen. aber da hier ja alles noch relativ in der waage war, hat zacky trotzdem ziemlich passend reagiert. typisch verdrängendes Zackylein, der sich an seine lieb zu syn krallt, bis es nicht mehr geht.... dabei müsste der depp echt nur endlich mal aus sich rauskommen und ihn nicht so auf abstand halten....
Wie Jimmy Zack ansah, war wieder so ein grausiger moment ;_; einer der wenigen momente, wo meine liebe zu jimmy echt bröckelt! dieser ständige kampf um brians gunst ist aber auch eine ziemliche farse! (und der hällt sich immer schön die ohren und augen zu, um nichts mitzukriegen)
schade war nur, dass man nun nicht wirklich wusste, warum er mit jimmy geschlafen hat. wegen den drogen, sprich: einfach so?
das gespräch im proberuam hat mich auch leicht verwirrt. Jimmy wirkte ja fast... sanft! XDDD nyah, is ja auch schon ein jahr alt, ne? *lol*
dass er so lange still gesessen hat ist auch ein wunder XDDDD

hach, es bricht einem immer das herz wenn zacky leidet... Y_Y
oder schaden muss schleunigst behoben werden!!!!
Brian, komm in die gänge! Kämpfe um deine kleine schwarze Wolke!!! >___<
wir erobern euch zurück! wirst schon sehen!! *chaka*
*ärmel hochkrempelt* *fleurop anruft und leer kauft* *liebeslied dichtet* *ringe kaufen geht*
Auf gehts! >///<b



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