Atem
Naruto war schon immer der lauteste Ninja gewesen, den Konoha je gesehen hatte. Wo andere ganz normal redeten, musste Naruto schreien. Bei Gelegenheiten, bei denen andere schrieen, war es kaum möglich neben dem blonden Genin zu stehen, ohne dass einem die Trommelfelle platzten.
Wenn Naruto über die Straße ging, war er nicht zu überhören – denn normalerweise rannte er über die Straße, natürlich so laut wie möglich. Wer noch nie mit ihm gearbeitet hatte, konnte sich nicht vorstellen, dass er auf Missionen tatsächlich leise sein konnte und nicht sämtliche Feinde im Umkreis von drei Meilen sofort auf sich aufmerksam machte. Aber jegliche Form von Diskretion hob Naruto sich nur für seine Arbeit als Ninja auf, in seinem Privatleben konnte er gar nicht genug Lärm machen.
Auch wenn er aß, war er nicht still. Wenn er nicht gerade beim Essen lauthals „redete“ – wie er es nannte – schlürfte er geräuschvoll die Nudeln aus der Schüssel. Sakura tadelte ihn normalerweise dafür, von Zeit zu Zeit versetzte sie ihm als Gedächtnisstütze noch den ein oder anderen Schlag, aber nichts davon ließ Naruto irgendeine Form von Manieren entwickeln.
Sogar wenn er schlief, war er laut – er schnarchte oder redete im Schlaf, wie Sakura ihm nach seinem letzten Krankenhausaufenthalt unter die Nase gerieben hatte.
Aber so war Naruto eben, immer von Lärm umgeben.
Es war eine Angewohnheit, die er sich aus seiner Kindheit bewahrt hatte. Naruto, der Kyuubi-Junge, von dem sich all immer fern hielten… irgendwann hatte er die ewige Stille, die das Alleinsein mit sich brachte, nicht mehr ausgehalten und war zu einem Entschluss gekommen. Er würde einfach selbst laut genug sein um die Stille zu vertreiben!
Die Zeiten hatten sich aber geändert. Naruto war nicht mehr auf sich allein gestellt, trotzdem weigerte er sich, irgendwie leiser zu werden.
Da sie die meiste Zeit mit ihm verbrachte, war natürlich Sakura die Leidtragende des Ganzen und sie hielt sich mit Sicherheit nicht damit zurück, im Zweifelsfall auch handgreiflich zu werden, damit Naruto wenigstens kurzzeitig still war. Das war natürlich meistens begleitet von langen Ausführungen darüber, wie sehr sie es begrüßen würde, wenn er endlich wenigstens für kurze Zeit mit dem Lärm aufhören würde.
Naruto und Stille schien sich auszuschließen, egal wie sehr sie es sich herbeisehnte.
Aber als Sakura sich nun über ihn beugte und das bleiche, blutüberströmte Gesicht betrachtete, vergaß sie jeden Gedanken an Stille. Sie hatte soeben das schönste Geräusch der Welt entdeckt – Narutos Atem.