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Tu nur das, was dein Herz dir sagt

wenn ein geliebter Mensch schrumpft..
von

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Der Brief

Kapitel 4 – Der Brief
 

Die Sonne war längst aufgegangen, als Wataru am nächsten Morgen endlich aufwachte. Ziemlich verschlafen gähnte er leise und rieb sich die Augen. Noch einmal drehte er sich auf die andere Seite, wobei sein Blick auf das kleine Mädchen, das friedlich angekuschelt neben ihm schlief, fiel. Ein kurzes Lächeln erschien auf seinen Lippen. Die Kleine war ja auch irgendwie ziemlich niedlich. Sie erinnerte ihn sogar etwas an ihre Kollegin.

Miwako… Was sie wohl gerade machte? Ob es ihr wieder besser ging? Ob sie heute auf dem Präsidium erscheinen würde? Er hoffte es sehr, denn er vermisste sie jetzt schon. Es war zwar noch nicht lange her, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten, dennoch kam es ihm wie eine Ewigkeit vor.

Wataru seufzte leise und schüttelte nur mit dem Kopf. Ganz sicher ging es ihr heute wieder viel besser. Sein Blick fiel auf den Wecker, welcher ihm verriet, dass es nun wirklich langsam Zeit wurde, aufzustehen. Sachte legte er Miho ein Stückchen von sich weg, um sie nicht zu wecken. Das Kind grummelte leicht, kuschelte sich weiter in die Bettdecke und gab ein paar unverständliche Laute von sich. Schmunzelnd setzte sich der junge Kommissar auf, sah noch einmal kurz zu ihr, bevor er dann ganz aufstand und das Fenster ankippte. Der Sturm von gestern hatte sich bereits verzogen und die Sonne strahlte geradezu in das Zimmer, erhellte es so.

Die Sonnenstrahlen reichten bis zu Miwako hin und kitzelten ihre Nase, sodass sie niesen musste und aufwachte. Noch leicht orientierungslos sah sie sich um. Irgendwie war ihr jetzt etwas kalt. Aber warum? Sie schielte neben sich, aber da lag niemand mehr.

„Guten Morgen!“ Die Angesprochene zuckte erschrocken zusammen und sah zu dem Mann auf. Da war er also. Hatte er sie die ganze Zeit etwa beobachtet?

„Morgen“ nuschelte sie leise, setzte sich langsam auf und streckte sich erst einmal.

„Du kannst ruhig noch liegen bleiben, wenn du möchtest! Ich mach uns erst einmal etwas zu essen.“ Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und ließ sie alleine im Wohnzimmer zurück. Seufzend stand sie auf, sah kurz zum Fenster, dann wieder zur Tür. Mit schleichenden Schritten ging sie nun hinaus und folgte ihm in die Küche.
 

Es roch nach frischem Kaffee. Wie gerne hätte sie jetzt auch eine Tasse von dem braunen Muntermacher. Aber da kam sie wohl nicht dran. Er würde es ihr niemals erlauben, und dass auch noch zu recht. Sie beobachtete ihren Kollegen eine ganze Weile, der sie scheinbar noch nicht einmal bemerkte. Sein Blick fiel ständig auf sein Handy, welches neben ihm auf der Theke lag. Wartete er etwa auf einen Anruf? Sie runzelte die Stirn. Oder aber er…?

Miwako schluckte hart. Ob er versucht hatte, sie zu erreichen? Immerhin hatte er das gestern schon mal probiert. So unwahrscheinlich war das wohl gar nicht. Was, wenn dem wirklich so war und er sich bereits große Sorgen um sie machte? War ja sehr gut möglich und gar nicht mal ausgeschlossen. Kurz biss sie sich auf die Unterlippe und ging leise wieder hinaus, ohne dass er es bemerken konnte. Ihr Handy hatte sie ja leider nicht mehr. Vielleicht war es ja auch besser so. Aber sie musste ihm unbedingt mitteilen, dass es ihr wirklich gut ging, dass er sich keine Sorgen mehr um sie machen musste. Sie ging zurück ins Schlafzimmer, nahm dort einen Zettel und Stift von seinem Schreibtisch und setzte sich auf den Stuhl. Sofort fing sie an, etwas aufzuschreiben.
 

„Lieber Wataru!“

Ich denke, dass…“
 

Nein! Miwako fing an, alles wieder durchzustreichen. Klang doch voll blöd. Nur was sollte sie ihm schreiben? Was genau? Sie knüllte das Papier zusammen, nahm sich ein neues und begann noch einmal von vorn.
 

„Lieber Wataru,

es tut mir sehr Leid, dass ich dich zurzeit auf Arbeit nicht unterstützen kann. Mir geht es im Moment nicht sehr gut, weshalb ich auch nicht auf Arbeit erscheine. Mein Handy habe ich für eine Weile ausgeschalten. Ich brauche einfach mal etwas Ruhe und Zeit für mich selbst. Bitte sei mir nicht böse deswegen. Leider weiß ich nicht genau, wie lange ich weg sein werde. Aber ich verspreche dir, dass ich so schnell wie möglich zurückkomme. Irgendwie fehlst du mir.

Mach dir bitte keine Sorgen um mich.

Bis bald!
 

In Liebe Miwako“
 

Sie legte den Stift beiseite und seufzte wieder resignierend. Der war ja auch nicht gerade toll geworden, am Ende machte er sich danach noch mehr Sorgen um sie. Und damit hätte sie ja nun genau das Gegenteil erreicht. Aber noch einmal neu anfangen?

In diesem Augenblick ging die Tür hinter ihr auf und sie zuckte zusammen.

„Kommst du? Es gibt Frühstück!“ Erschrocken drehte sich die Angesprochene zu ihm um und nickte nur.

„Klar!“ Sie versteckte den Brief schnell hinter ihrem Rücken, doch zu spät, denn er hatte das Stückchen Papier bereits entdeckt.

„Sag mal, was hast du denn da?“ Fragte der junge Mann neugierig.

Die Angesprochene schluckte. Gar nicht gut!

„Was soll ich denn da haben?“ Fragte sie so unschuldig, wie sie nur konnte und schüttelte nur leicht mit dem Kopf, doch vergebens.

„Zeig mal her!“ Wataru nahm ihr das weiße Papier ab, welches sie noch immer hinter ihrem Rücken versteckt hielt und las sich den Brief langsam durch. Er erstarrte. Er war von Miwako? Aber wieso? Er brauchte eine ganze Weile, um alles zu realisieren. Der Polizist schluckte. Ihr ging es wirklich nicht gut, aber war es denn so schlimm? Lag es vielleicht sogar an ihm? All diese Fragen beschäftigten ihn nun.

Miwako sah überhaupt nicht begeistert drein. Das war echt eine beknackte Idee mit dem Brief gewesen. Hoffentlich dachte er jetzt nichts Falsches.

„Sag mal Miho, woher hast du den eigentlich her?“

Die Kleine fühlte sich ertappt und schluckte wieder.

„Vor der Tür!“ Murmelte sie ihm leise zu. Das war das einzige, was ihr gerade eingefallen war. Und es war sogar noch etwas glaubwürdig.

“Vor der Tür also…“ murmelte er nur vor sich hin. „Einfach so? Oder war da noch ein Briefumschlag dabei?“

Sie schüttelte nur mit dem Kopf.

„Einfach so…“ So schnell hatte sie eben keinen Briefumschlag parat gehabt.

Der junge Mann sah kurz zu ihr herunter, nickte dann und steckte den Zettel ein. „Lass uns frühstücken, wir haben nicht mehr viel Zeit.“ Er versuchte zu lächeln, aber das misslang ihm eindeutig. Jetzt hatte sie alles wohl nur noch viel schlimmer gemacht. Ja, es war eine beknackte Idee gewesen.
 

Eine Stunde später kamen sie nun endlich am Präsidium an. Etwas spät, aber die Verspätung hielt sich gerade noch so in Grenzen. Da Miwako ja sowieso nicht da war, gab es somit auch keinen großen Ärger, aber genau das vermisste er jetzt schon. Gedankenverloren öffnete er die Bürotür, ließ Miho herein und schloss sie hinter sich wieder.

Seufzend ging er zu seinem Schreibtisch und setzte sich hin. Traurig starrte er auf den Arbeitsplatz gegenüber, Miwako´s Schreibtisch. Was nur, was hatte sie denn so schreckliches? Warum ging es ihr so schlecht? War er etwa dran Schuld? Wahrscheinlich, sonst hätte sie doch mit ihm darüber geredet. Aber warum dann dieser Brief? Warum hatte sie ihm geschrieben? Das machte doch alles gar keinen Sinn!!

Er schloss für einen Moment die Augen, runzelte die Stirn und öffnete sie wieder. Er sollte lieber aufhören, darüber nachzudenken. Sicher würde sie bald wieder hier sein und dann würde sich auch alles aufklären.
 

Miwako hatte ihn die ganze Zeit beobachtet. Und sie konnte sich denken, was ihn ihm vorging. Schon seit dem Frühstück hatten sie kaum noch ein Wort miteinander gewechselt. Er schien richtig abwesend zu sein. Und das nur wegen ihr?

So richtig wollte sie das nicht glauben, aber immer mehr bestätigte sich ihr Verdacht. Irgendwie musste sie ihn aufmuntern. Nur wie?
 

„Suchst du jetzt weiter?“ Fragte sie leise, nahm sich Miwako´s Schreibtischstuhl, schob ihn zu seinen Tisch und setzte sich zu ihm.

„Wie?“ Leicht verwirrt sah er zu ihr auf und nickte dann nur.

„Natürlich..“ murmelte er und nahm eine Akte heraus.

„Bist du traurig?“ fragte das Mädchen weiter, obwohl sie die Antwort bereits kannte, auch wenn er es abstreiten würde. Der junge Mann schüttelte nur mit dem Kopf.

„Ach, warum sollte ich?“ Wataru sah wieder zu ihr auf und lächelte schwach.

Miwako zuckte nur kurz mit den Schultern.

„Wegen dieser Frau?“ fragte sie leise weiter. Sie wollte es einfach wissen und dann konnte sie auch versuchen, ihn aufzumuntern.

Wataru schluckte, sah kurz zu ihr und senkte wieder den Blick. Wohl ein eindeutiges Ja.

„Sie kommt bestimmt bald wieder! Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“ Sie setzte ein aufmunterndes Lächeln auf, vielleicht half das ja.

„Vielleicht…“ nuschelte er leise, kaum mit Hoffnung in der Stimme.

„Was heißt denn hier vielleicht? Natürlich kommt sie wieder!!!“

Der Angesprochene zuckte etwas zusammen. Jetzt war er doch überrascht. Woher wollte gerade sie das wissen? Und.. warum diskutierte er überhaupt mit ihr darüber? Das war ihm langsam ein Rätsel.

„Woher willst du das denn wissen?“ Fragte er neugierig und sah sie dabei prüfend an. „Du kennst sie doch überhaupt nicht!“

„Aber, sie hat doch gar keinen Grund, nicht mehr herzukommen!!“ Langsam nervte sie es. Warum zweifelte er so an ihr? Das kannte sie ja gar nicht von ihm. Ja, seine Zweifel waren angebracht, aber sie selbst würde nur zu gerne zurückkommen, nur war das im Moment einfach unmöglich in diesem Kinderkörper. Aber was, wenn sie nie wieder normal werden würde? Was dann?

„Wird sie nicht. Ich habe da so ein komisches Gefühl. Und es sagt mir, dass ich irgendetwas Falsch gemacht habe. Ich weiß leider nur noch nicht, was es war.“ Er lachte leise bitter auf.

„Oder sie hat schon einen anderen, was weiß denn ich. Würde mich auch nicht wundern.“
 

Völlig empört sah sie zu ihm auf. Sie sollte einen anderen haben? Sie? Wie schlecht kannte er sie eigentlich? Das war ja wohl unglaublich.

„Sie hat ganz bestimmt keinen anderen! Wie kommst du überhaupt auf so einen Unsinn! Als ob sie das könnte!“ Leicht wütend sprang sie vom Stuhl herunter.

Überrascht sah er zu dem kleinen Mädchen. Was erzählte er ihr da eigentlich? Das war ja nun wirklich noch nichts für kleine Grundschüler. Aber.. warum flippte sie dann jetzt so aus?

„Du solltest nachdenken, bevor du jemanden verurteilst! Warum gibst du eigentlich dir immer die Schuld, warum? Das begreife ich einfach nicht!“

Fassungslos stand er auf und starrte regelrecht zu ihr. Was sollte das? Warum… sie kannte ihn doch überhaupt nicht?! Er schluckte.

War das überhaupt möglich? Ihm war es, als würde Miwako einen ihrer etwas weniger gefährlichen Wutausbrüche haben. Es kam nicht sehr oft vor, aber er hatte es schon miterlebt.

Miho benahm sich genau wie sie, genauso! Wie…warum? Als wären sie ein und dieselbe Person.

Miwako selbst wusste, dass sie sich langsam immer mehr verriet, dennoch machte es ihr fast nichts aus. So würde er wenigstens aufhören, sich selbst schlecht zu machen. Das war es ihr dann schon wert. Sie konnte es einfach nicht leiden, jeden Tag mit anzusehen, wie er sich um sie sorgte und dabei noch sich selbst fertig machte.

Sie schaute kurz in seine Richtung, lächelte matt, ging dann zur Tür, öffnete sie und sah noch einmal kurz zu ihm herüber.

„Mach´s gut…, Takagi-kun!“ Sie kniff die Augen zusammen und eilte aus dem Raum heraus.

Verwirrt sah er ihr nach. Takagi-kun? Seit wann nannte sie…?

Er erstarrte förmlich. Nein, das konnte doch gar nicht sein. Wie war das nur möglich?

„Miwako….“



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  honey
2008-02-12T19:30:36+00:00 12.02.2008 20:30
Schön, du hast weiter geschreiben... ich freu mich immer wie wahnsinnig auf die Fortsetzungen deiner Stories... *strahl* XD
Das Kapitel ist wirklich toll geworden und gerade zu perfekt als Ablenkung für mein Lernpensum in dieser Woche... da kann ich mal so richtig gut abschalten... *thanks*
Ich bin gespannt wie es weiter geht!

LG honey^^


Von: abgemeldet
2008-02-11T18:19:25+00:00 11.02.2008 19:19
Hey... du hast mir ga nich gesagt, dass es weitergeht.. T_T
..
naja.. also.. ich find das kap wieder supi ^_^
und überhaupt.. du hast weitergeschrieben *___*
*schwärm*
die reaktionen der charas waren auch alle sehr realistisch ^^ schön schön.. ^_^ weiter so

LG
Ran_Mori1
Von:  Shelling__Ford
2008-02-11T17:09:28+00:00 11.02.2008 18:09
Hi ^^,
Sorry das ich mich bis jetzt noch nicht gemeldet habe >.<
Aber jetzt wo es sooo extrem spannend wird musste ich mich einfach einschalten !! ( zugegeben das hätte ich schon früher tun sollen *sich schäm*
Ich finde deinen Schreibstil und die darstellung deiner Personen sehr schön ♥
Und bin sher gespannt wie es wieter geht !!!
Ich verbleibe dir als deine treue Leserin Shelling Ford
Von:  Angelstar91
2008-02-11T16:55:46+00:00 11.02.2008 17:55
ok, so langsam müsste takagi wohl geschnallt haben, dass miho und miwako die ein und die selbe person sind. oder *g*
War wieder ein tolles Kap ^^
Jetzt müsste sich das ja geklärt haben
Hoffentlich läuft er ihr hinterher ^^
Freu mich aufs nächste Kap
Von: abgemeldet
2008-02-11T16:03:05+00:00 11.02.2008 17:03
Miwako wird aber wieder kommen, oder Takagi läuft ihr nach, oder?
jetzt wo Miwako, Takagi so verwirrt
war ein guter teil
ich hoffe du schreibst bald weiter
lg
Konan_chan
Von: abgemeldet
2008-02-11T13:41:35+00:00 11.02.2008 14:41
Also das irgendiwe hätte Miwako ruhig weglassen können^^
Wenigstens hat wataru rausgefunden, dass Miho Miwako ist.
ich bin mal gespannt, wies jetzt weitergeht.
Und ob Miwa bald wieder groß wird,
lg
Lomira


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