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Pirates of the Caribbean

Freedom of the Seven Seas
von

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Die Gefangene

„He! He, du, hörst du mich?“

Die junge Frau verharrte regungslos, konnte oder wollte ihn nicht hören.

Der Junge fuhr sich mit den Zungenspitzen über die Lippen.

„Die Leute sagen, du bist eine Sklavin, die versucht hat, ihren Herrn zu erstechen. Ist das wahr?“

Ein Schatten regte sich hinter bernsteinfarbenen Augen, ein Anflug von Stolz zeigte sich.

„Er hat bekommen, was er verdient hat.“

„Hm.“

Ihr Nachbar lehnte sich zurück und streckte sich auf dem Boden des Kerkers aus.

„Und warum hat er das?“

„Er hat meine Schwester vergewaltigt und sie hat sich das Leben genommen.“

„Hm, soso...“

Verträumt zupfte er an seinen Haarspitzen herum.

„Wie ist dein Name, hübsche Jungfrau?“

Nun hob sie doch den Kopf und sah ihn an.

Sie war tatsächlich bildhübsch; obwohl ihr Gesicht nach Wochen im Kerker die Spuren von Schlägen, Dreck und Hunger aufwies, konnte sie mit jedem hellhäutigen Mädchen mithalten.

Barfuß, gekleidet in eine Leinenhose und ein Leinenhemd, die beide Löcher und Risse aufwiesen, konnte sie langes, schwarzes Haar und wunderschöne, goldfarbene Augen vorweisen, die sicherlich das Herz eines jeden Mannes entflammt hätten – bis er feststellte, dass ihre Hände und Füße in eisernen Fesseln steckten und sie ein Sklavenbrandmal auf der Schulter trug.

Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die aufgerissenen Lippen.

„Anamaria.“, antwortete sie vorsichtig.

Der junge Mann grinste leicht und salutierte spöttisch.

„Anamaria, aye? Und weißt du auch, wer ich bin?“

Sie zog die Augenbrauen hoch und betrachtete ihn von Kopf bis Fuß.

Kurze, vielleicht schulterlange braune Haare, die nach allen Seiten abstanden, und in die ab und an Perlen und Muscheln eingeflochten war, ein rotes Kopftuch, das ihm die Haare aus dem Gesicht hielt.

Am Kinn etwas, das wohl mal ein Bart werden wollte.

Mit viel Liebe.

In zwanzig Jahren vielleicht.

Dunkle, unergründliche Augen, wie die See kurz vor dem Sturm (derselbe Sturm vermutlich, der sich über seine Haare hergemacht hatte).

Schlank und drahtig, die Kleidung ebenso zerschlissen wie die ihre, doch im Gegensatz zu ihr trug er Hemd, Hose und Stiefel, außerdem eine arg mitgenommene Uniformjacke der Handelsmarine.

Anamaria schätzte ihn auf vielleicht zweiundzwanzig, im besten Fall fünfundzwanzig Jahre.

Vielleicht aber auch erst neunzehn, sein Alter war schwer einzuschätzen.

„Ein Straßenjunge, der eine Marinejacke gestohlen hat?“

Empört stemmte er die Hände in die Hüften und sah sie an.

„Ich muss doch sehr bitten! Ich bin Captain Jack Sparrow.“

Anamaria sah ihn einen Augenblick lang verwirrt an, dann begann sie zu lachen.

„Captain? Du?“

„Ich.“, bekräftigte er, „Captain Jack Sparrow. Ich habe ein eigenes Schiff. Ich hatte, meine ich.“

„Ist es gesunken?“

„Nein, aber es war von der Handelsmarine, und ein Gentleman von der Trading Company hat es eingezogen, als sie mich verhaftet haben.“

„Und warum wurdest du verhaftet?“

„Weil ich...“ Er sah sie prüfend an. „Nun, weil ich die letzte Ladung auf Kuba abgesetzt haben, anstatt sie wie verlangt in Kingston beim Sklavenmarkt abzuliefern. Menschen sollten keine Ware sein.“

Er seufzte leise und nahm wieder die schimmelbewachsene Decke des Kerkers in Augenschein.

„Na ja, er meinte, wenn die Ladung nicht abgeliefert wird, ist sie gestohlen, und das wäre dann Piraterie.“

Er zuckte die Schultern.

„Wenn er das sagt...“

Anamaria erhob sich vorsichtig und kam zu seiner Seite des Gitters hinüber.

„Du hast die Sklaven, die du abliefern solltest, freigelassen? Einfach so?“

Er grinste und nickte leicht.

„Allein um Becketts Gesicht zu sehen war’s das wert.“

„Dafür werden sie dich hängen!“

„Ach, Unsinn. Mein Vater...“

Rasch sah er sich um, dann kam er etwas näher.

„Kennst du den Rat der Bruderschaft?“

Sie nickte leicht. „Die Piratenfürsten, meinst du? Ja. Auf der Plantage gab es eine Frau, die sie uns erzählt hat. Eine hübsche Legende.“

„Eine wahre Legende.“ Jack grinste erneut und zeigte dabei nicht weniger als zwei Goldzähne. „Mein Vater ist einer von ihnen. Er holt mich hier raus, früher oder später, und dann kann ich wieder auf sein Schiff zurück. Handelsmarine ist auf Dauer nicht das wahre. He, wir könnten zusammen abhauen und die Meere unsicher machen!“

Anamaria lächelte schwach.

„Ja, sicher. Spinner.“
 

Eine Gruppe Soldaten kam am späten Nachmittag vorbei und Anamaria bekam einen Schrecken, doch die bis an die Zähne bewaffneten Rekruten der East India Trading Company waren nicht auf dem Weg zu ihr, sondern zu ihrem Zellengenossen.

Ihr Anführer war ein hochgewachsener dunkelhaariger Mann, dessen jugendliches Gesicht und perfekt sitzende weiße Perücke nicht über den grausamen Zug um seine Mundwinkel hinwegtäuschen konnte.

Anamaria schluckte.

Hierbei handelte es sich zweifellos um Cutler Beckett, den Bruder ihres früheren Herrn.

Doch dieser bemerkte sie nicht – oder ignorierte sie schlicht und ergreifend – und trat zu Jack hinüber, der ihn offensichtlich kannte und ans Gitter trat.

„Cutler! Seid Ihr hier, um mir das Kommando über mein Schiff zurückzugeben, aye?“

Der Angesprochene zuckte mit einer Augenbraue.

„Welcher Grund sollte mich zu einer derartigen Handlung veranlassen?“

„Hm... weil Ihr eingesehen habt, dass ich Recht hatte? Und Ihr Unrecht?“

„Ich wüsste nicht, in welchem Punkt ein Straßenkind aus Tortuga im Recht sein könnte.“, knurrte Beckett..

Bei dem Wort „Straßenkind“ zuckten Jacks Mundwinkel verärgert, doch er riss sich zusammen.

„Die Sklaven, Beckett. Es war richtig, sie freizulassen.“

„Laut der Abmachung wird die Ladung ausgeliefert, dann wird bezahlt. Verschwindet die Ladung unterwegs mit dem Wissen des Schiffskapitäns, so ist dies als Diebstahl und somit gemäß dem fünften Erlass Seiner Majestät George des I. als Akt der Piraterie zu werten.“

„Menschen sind keine Ladung.“, wiederholte der Junge trotzig, „Also liegt hier kein Verstoß vor.“

„Sklaven sind eine Ladung, deshalb ist es Piraterie, wie ich gerade erläutert habe, aber darauf kommen wir bei Eurer Hinrichtung zu sprechen, Sparrow.“

„Was, nicht einmal eine anständige Verhandlung?“

Beckett sah mit sichtlich angewidertem Blick an ihm auf und ab.

„Könnt Ihr Euch einen Anwalt leisten?“

„Ähm...“

„Wozu eine Verhandlung ohne Anwalt? Aber um meinen guten Willen zu beweisen – Ihr sollt eine Anhörung vor dem Richter bekommen, und damit die Gelegenheit, Eure Beweggründe ausführlich darzulegen. Aber das Ergebnis steht ohnehin schon fest.“

Er wandte sich zu einem der jüngeren Soldaten um, der hinter ihm Aufstellung genommen hatte.

„Master Norrington, sorgt dafür, dass unser Freund morgen früh vor dem Richter erscheint.“

Und mit diesen Worten machte er sich aus dem Staub.

Jack lehnte sich seufzend wieder gegen die Wand und summte leise vor sich hin.

Anamaria beobachtete ihn eine Weile stumm und lauschte auf den Text, doch er sagte ihr nichts.

„Was singst du da?“, fragte sie schließlich.

Jack öffnete die Augen wieder und sah sie einen Augenblick prüfend an, doch dann befand er sie augenscheinlich für würdig oder was auch immer, denn er antwortete: „Es ist ein Piratenlied, das mein Vater mir beigebracht hat, kaum dass ich sprechen konnte.“

Ach was.

„Und was besagt es? Das übliche Raufen, Trinken und Stehlen?“

„Nein!“

Jack kam wieder näher zum Gitter.

„Es ist nicht wie all die anderen Lieder. Dieses Lied ist etwas besonderes.“

„Kein Trinken?“

„Nein, herrgott! Hör zu. Es ist sehr wichtig, dass du den Text kennst, denn wenn ein Pirat in deiner Nähe es singt, dann ist es deine Pflicht, dass du einstimmst. Steht im Kodex, sagt mein Vater, und der muss es wissen, denn er kennt den ganzen Kodex auswendig. Es handelt davon, dass das Piratendasein selbst in große Gefahr gerät. Deshalb ist es auch verboten, das Lied einfach so zu singen, sondern nur, wenn du, oder jemand der dir nahe steht, wirklich in Schwierigkeiten mit der Marine steckt. Angeblich eilt dir dann Blackbeard, der ehrwürdigste aller Piraten selbst, zu Hilfe.“

„Und wenn er’s nicht mehr rechtzeitig schafft?“

„Dann rächt er deinen Tod.“

Stolz nahm Jack wieder auf der schmalen Holzpritsche an der Wand Platz.

„Soll ich dir den Text beibringen? Aber dann wirst du wohl oder übel Pirat werden müssen, denn nur Piraten dürfen es singen.“

Anamaria seufzte leise und zuckte die Schultern.

„Meinetwegen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-01-16T19:58:24+00:00 16.01.2008 20:58
Heey ich bin die Erste^^ Also ich muss wirklich sagen, es ist GENIAL.
Ich liebe Fluch der Karibik sowieso und kann den erst Film auswendig, aber schreib bitte bitte schnell weiter, diese Geschichte ist absolut SUPER


SUUUUUUUUUUUUUUUPEEEEEEEEEEERRR

*Fan ist*


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