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Sternenfeuer

von

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Teil 1: Die Reise ~1~

Das Prasseln des Wassers beruhigte ihn. Die kalten Tropfen prickelten auf seiner Haut und ließen ihn erschauern. Sein Körper reagierte auf die Kälte, signalisierte ihm das Bedürfnis nach Wärme, doch er drehte das Wasser nur noch kälter. Er schloss die Augen und lauschte. Es tat gut. Mit jeder Sekunde wurde er ruhiger, verdrängte den Wunsch, das Bedürfnis zu töten vorübergehend. Sein langes, silberweißes Haar hielt das Wasser gespeichert und zog schwer an ihm. Nach einiger Zeit stellte er die Dusche ab. Lauschte noch etwas dem Wasser, das von seinem Körper und aus seinen Haaren tropfte. Dem so beruhigenden Geräusche, das so sehr dem Tropfen süßen Blutes ähnelte.
 

„Unendlich groß und weit ist das Universum

Und vorwiegend schrecklich leer.

Aber auch voller Wunder.“
 

Der Satz kam ihn in den Sinn, als er in seiner Kabine saß und das kleine Hologramm betrachtete, das vor ihm aufgebaut die nähere Stellareumgebung zeigte. Zur Zeit befand sich der Kreuzer im Normalraum, da die Crew mit Reparaturarbeiten beschäftigt war. Vor ein paar Tagen war das Sternenschiff Orion, ein ehemaliger Schlachtraumer, zwischen die Fänge einer Gruppe Piraten geraten. Nur dank seines Eingreifens und der immer noch beachtlichen Feuerkraft des Raumers waren größere Schäden an dem Schiff und seiner Besatzung so wie den zahlreichen Passagieren verhindert worden. Allerdings hatte der Hyperraumantrieb schaden erlitten. Doch für ihn hatte der Angriff eine kleine positive Seite. Es hatte seinen Blutdurst etwas gestillt. Blut. Der rote Lebenssaft der Menschen. Warm. Lebenswichtig. Die Macht die er an ihnen ausübte, wenn er ihnen die Kehle durchschnitt oder wahrlich schlimmeres an ihnen verübte. Dieses Gefühl liebte er.

Ehe er noch mehr darüber nachdenken konnte und sein Drang zu töten wiederkehren konnte, schaltete er das Holo um auf den Kartenmodus und vergrößerte seine Fläche soweit es das kleine Standard Panell zu lies. Nur noch ein blinkender Punkt zeigt ungefähr an, wo sich das Schiff befand. Die Rest war standardisiertes Kartenmaterial. Er verkleinerte und verschob die Ansicht solange, bis er fand, was er suchte. Eine Sonne, ohne eingetragene, bewohnbare Planten. Er wusste wo einer war. Nocturum. Ein verborgener Planet.

Er ging weiter zu dem Nachbarsystem, wo auch das Ziel des Passagierschiffes war. Dann zurück zum Schiff. Es war ein weiter Weg und würden nicht endlich die Reparaturarbeiten abgeschlossen werden und die Reise weiter gehen, musste er seinen Frust an anderen auslassen. Im Normalraum würde die Reise noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, doch so viel Zeit hatte er nicht.

Er atmete tief durch, starrte finster auf das Hologramm, das immer noch vor ihm aufgebaut war. Leise summend. Er schlug auf die Kontrollen und es ging aus. Was folgte war stille. Stille, in der er sich wieder sammelte. Nach einiger Zeit stand er auf, um sich anzuziehen.

Teil 1: Die Reise ~2~

Captain Matthew Collins war ein Mann mittleren Alters und wie er so auf dem Kommandantensessel auf der Brücke hing, sitzen konnte man dabei schon nicht mehr sagen, ein Bein über die Armlehne gehängt, bedacht darauf die empfindlichen Kontrollen nicht zu berühren, das andere Bein ausgestreckt, den Kopf auf eine Hand gestützt, deren Ellbogen auf die freie Armlehne gestützt war, und den anderen Arm über die Rückenlehne gehängt, hätte man ihn eher für einen verirrten Passagier halten können, der in blauer Jeans und im schwarzen Hemd den Captain spielte und nicht für den von der Crew sehr geschätzten Captain der Orion. Collins wirkte zwar nicht so, aber er war ein Mann, der voll und ganz in seiner Tätigkeit aufging und seine Arbeit ordentlich und gewissenhaft durchführte.

„Also gut! Wir kommen ja nicht darum herum,“ seufzte er und setzte sich ordentlich hin. „Dann wollen wir noch mal die Systeme checken. Bella macht diesmal den Anfang“ Er blickte zur Funkerin Bella Swim. Die kleine, zierliche blonde Frau tippte konzentriert etwas in das Panell vor ihr und überflog aufmerksam die Auswertung.

„Systeme Okay. Fern- und Nahortung funktioniert. Funk ebenfalls. Keine Anomalien oder Störungen. Keine eintreffenden Nachrichten oder Signale. Meilenweit niemand zu orten. Wir sind alleine in diesem Sektor,“ verkündete sie nach einiger Zeit, ohne von der Anzeige aufzusehen.

„Wie sieht es mit den Waffensystemen aus?“, fragte Collins weiter.

„Bordgeschütze sind einsatzbereit. Alle Reparaturen abgeschlossen. Schildeffizients auf 87 Prozent“, knurrte der Waffentechniker Desoll. Aus irgendeinem Grund war der große Mann mit den Armen wie Baumstämmen und dem entsprechend gebauten Körper meistens schlecht gelaunt. Keiner der Crew wusste warum. Oder sie wussten es, wollten es aber aus irgend einem Grund Collins nicht verraten, wieso.

„Wie kommen die Reparaturen am Hyperraumantrieb voran?“

„Sind fast abgeschlossen. In zwei bis drei Stunden können wir weiter,“ verkündete die Technikerin Mila Casal und fuhr sich über das kurzgeschnittene, lilafarbende Haar. „Zu unserem Glück war es nichts schwerwiegendes.“ Collins fragte weiter durch, bis er zufrieden nickte und sich aus dem Sessel hievte.

„Sobald der Antrieb repariert ist, möchte ich benachrichtigt werden. Und falls eine Ortung vorliegt ebenfalls. Und zwar umgehend! Ich bin in meinem Quartier. Cort, sie haben das Kommando.“ Er richtete sich an den jungen Offizier, der rausgeputzt in Uniform neben ihm stand. Der junge, zumindest war er das für Collins, hatte erst vor kurzen die Raumfahrtsschule verlassen und war Collins als erster Offizier von den Eignern der Orion zugeteilt worden. Cort nickte und Collins verließ die Brücke.

Teil 1: Die Reise ~3~

Seine Kehle fühlte sich an, als hätte sie jemand mit einem Schleifer bearbeitet. Zwanghaft versuchte er den Hustenanfall zu unterdrücken, der ihn mal wieder quälen wollte. Zum Teufel! Wieso musste dieses Schiff nur so verdammt dreckig sein?! Er hörte Schritte und Stimmen. Wieso musste ausgerechnet jetzt ein Technikertrupp vorbei kommen? Er lauschte aufmerksam. Seine Augen tränten schon von dem unterdrückten Hustenreiz. Die Stimmen kamen näher. Shit! Heute war echt nicht sein Tag. So leise wie möglich, schlich er sich den Reparaturschacht entlang, weg von den Stimmen, bis er endlich wage in dem Schleier aus Tränen einen Querschacht aus machte, der nach oben führte. Er griff nach der ersten in der Wand eingelassenen Sprosse und lauschte. Kein Geschrei er solle stehen bleiben oder sie würden schießen. Gut so! Scheinbar hatten sie ihn nicht entdeckt. Geschickt kletterte er die in der Schachtwand eingelassene Leiter nach oben und schob seinen schmalen, leichten Körper in den nächsten Schacht. Bereit, jederzeit geduckt loszurennen, lauschte er erneut und ging tiefer in den Schacht. Er war immer noch unentdeckt. Gut so. Aber jetzt nur nicht übermütig werden, ermahnte er sich und lehnte sich mit den Rücken an die Wand. Langsam lies er sich an ihr herunter gleiten, bis er an sie gelehnt auf dem Boden saß. Er atmete tief durch und brach in einem Hustenanfall aus.

Als der Anfall vorbei war, saß er schwer atmend da und zog eine Wasserflasche aus seiner kleinen Tasche, trank einen Schluck und verstaute sie wieder sorgsam, nachdem er mehrmals kontrolliert hatte ob die Flasche wirklich zu war. Wasser war kostbar für ihn, genauso wie Essen, denn jedesmal wenn er sich aus dem Labyrinth aus Schächten, die das gesamte Schiff miteinander verbanden, schlich, um sich neues Wasser und essen zubesorgen, lief er Gefahr, entdeckt zu werden. Und das lag nur daran, dass er diesmal echt die Arschkarte gezogen hatte. Dabei war es doch so verlockend gewesen. Ein mysteriöser Mann, der begleitet wurde von einer schwarz haarigen Schönheit roch ja förmlich nach fetter Beute. Doch dann waren diese verdammten Piraten aufgetaucht und man hätte ihn bei den Reparaturarbeiten beinahe entdeckt. Er lauschte noch einmal. Immer noch war alles ruhig.

Nach einiger Zeit nahm er den Stofffetzen ab, den er sich um seinen rechten Oberarm gewickelt hatte. Er biss dabei die Zähne zusammen. Beim Angriff hatte ihn einer der Piraten mit einer Strahlenwaffe am Arm gestreift und so fest er den Stofffetzen auch darum band, es hörte nicht auf zu bluten. Skeptisch betrachtete er die Wunde, deren Ränder sich rot entzündet hatten. Während er den Fetzen wieder um die Wunde band überlegte er. Ihm blieben nur zwei Optionen. Entweder er blieb hier und würde langsam aber sicher dahin gerafft werden oder er schlich sich zur Krankenstation und versorgte die Wunde ordentlich, riskierte aber, entdeckt zu werden. Er zog ein abgegriffenes Bild aus seiner Jacke. Es war das Bild von ihm und einem kleinen, kränklich aussehenden Mädchen. Unter dem Bild stand klein: „Dean und Maya“ Es war ein Bild von ihm und seiner Schwester, das einzige, das er besaß. Sein Entschluss stand fest. Er würde sich in die Krankenstation schleichen.

Teil 1: Die Reise ~4~

„Zugangscode Alpha 47, Captain Matthew Collins. 7 strich 0 0 3 8. Aufzeichnungen ausschalten, kein Einlass vor Beendigung des Programms.“

Zugangcode Alpha 47 akzeptiert. Willkommen Captain,“ ertönte die ungewöhnlich sanfte Stimme des Boardcomputers, die in dem leeren Raum nachhallte. Merkwürdiger- weise hatte man sich bei der Orion für eine Weibliche Stimme entschieden. Es passte nicht zu einem ehemaligem Schlachtkreuzer, fand er. „Welches Programm wünschen Sie?

„Programm 7 A, aus der privaten Datei von Passagierkabine 5408.“

Zugriff verweigert. Stimmerkennung und Passwort benötigt. Fortfahren?

„Ja.“

Stimmerkennung läuft.

„Sidina Demon. Code 15 8 43 12. Passwort: Sanio kedes.“ Diesmal dauerte es einen kurzen Moment, ehe der Computer antwortete und die Stimme ihn voll säuselte. „Stimmerkennung abgeschlossen und akzeptiert. Starte Programm 7 A, aus der privaten Datei von Passagierkabine 5408.“ Die Stimme verstummte, dafür baute sich Schritt für Schritt ein Hologramm um ihn auf. Es war eine Landschaft. Ein Dschungel, um genau zu sein. Es dauerte ungefähr eine halbe Minute, bis die Umgebung komplett aufgebaut war. Dann setzten die Geräusche von Vögeln und anderen Dingen ein, die in einem Urwald vorkamen. Als er los lief, einem kleinen Trampelpfad folgte, huschte vor ihm ein kleines, echsenartiges Tier fauchend ins Gebüsch. Er achtete nicht darauf sondern setzte seinen Weg fort. Der weiche Boden zu seinen Füßen gab unter seinen Schritten nach und es raschelte, wenn er auftrat. Der Pfad lief auf eine große Lichtung aus, in deren Mitte sich ein großer See erstreckte. Er verwehrte den Blick auf seine schwarzen Untiefen, die sicher so manches Geheimnis verbargen. Verborgen am anderen Ufer stand ein alter Tempel.

Der Bau war bereits halb in die Landschaft intrigiert. Pflanzen hatten sich in den Mauern festgesetzt, das Gestein an einigen Stellen zum Bersten gebracht. Aus der Decke der Vorhalle wuchs ein Baum. Sidina betrat das Innere des Tempels. Kreischend kletterten ein paar absonderliche Affen auf den krank aussehenden Baum und blickten mit gefletschten Zähnen seinen Schritten nach. Ein Teil des Tempels war unberührt geblieben. Keine Pflanze war an dieser Wand empor geklettert. Lediglich der Zahn der Zeit hatte an ihr genagt. Die in das Gestein gemeißelten Schriftzeichen waren kaum zu entziffern. Staub hatte sich darin festgesetzt und selbst wenn er in den Tempel gekommen wäre, als er noch bewohnt war, er hätte die Schrift nicht lesen können. Die alte Sprache. Die Sprache des Volkes seines Vaters. Die Fähigkeit, die ihm ermögligte die komplizierten Schriftzeichen zu lesen fehlte ihm, obwohl sie im Erbgut des alten Volkes veranlagt war und weiter vererbt wurde. Er gehörte eben nur zur Hälfte zum alten Volk. Er brauchte jemanden, der dies lesen konnte. Jemanden, wie seine Schwester, die sich zurzeit auf Solaris IV, dem Zielpunkt des Sternenschiffes, als Botschafterin aufhalten sollte. Er würde sie finden und mitnehmen. Egal, was der Preis war.

Teil 1: Die Reise ~5~

Traurig betrachtete Collins das Hologramm, das aufgebaut vor ihm auf dem Tisch zu sehen war. Es war das Bild von ihm, seiner Frau und seiner Tochter. Wie lange war es nun schon wieder her, dass er das letzte Mal zuhause gewesen war? Er wusste es nicht. Es war mittlerweile bestimmt über ein Jahr. Sicher, er hatte gewusst was auf ihn zukam. Dass er als Pilot oder wie jetzt Captain eines Raumers selten, fast nie zuhause war. Er hatte gewusst, dass er sein Leben jeden Tag aufs neue aufs Spiel setzte, schließlich wusste er nie, was der Tag bringen würde. Ob er friedlich verlaufen würde, oder ob sie angegriffen wurden. Der achso beständige Frieden, den die Regierung so anpries hatte es nie und würde es nie geben, dessen war Collins sich sicher. Um so dankbarer war er, das die Eigner der Orion dafür gesorgt hatten, dass der alte Schlachtkreuzer vollständig funktionierte. Das machte die langen Reisen etwas erträglicher. Dennoch, je länger er unterwegs war, desto mehr drängte sich im ihm der Wunsch, endlich nach Hause zu kommen.

Ein kurzes, leises Summen machte ihn auf die Tür aufmerksam. Er schaltete das Holo ab und lies zu, das der Wartende durch die Tür kommen konnte. Leise zischend zog sich das Shot zur Seite und schloß sich wieder, nach dem Rick Cort hindurch getreten war. Der erste Offizier wartete, bis Collins ihn zum Reden aufforderte.

„So eben hat der Bordcomputer gemeldet, dass sich jemand auf dem Holodeck befindet, der sich mit Ihrem Code dort in den Computer eingeloggt und die Aufzeichnungen sowie den Zugang verwehrt hat. Es war zwar nur eine Bestätigung, die der Computer gesandt hatte, aber der Eindringling hatte sich zu der Zeit eingeloggt, als Sie sich auf der Brücke befanden, Captain,“ klärte ihn Cort über sein Kommen auf. Collins stand auf und eilte mit dem jungen Offizier zur Brücke.

„Bericht!“, forderte Collins, als er sich auf den Kommandanten Sessel niederließ.

„Der Eindringling hat sich vor einer Stunde eingeloggt. Ob er sich noch auf dem Holodeck befindet können wir der Zeit nicht sagen,“antwortete Cort und ließ sich in seinen Sessel fallen. „Und so wie es aussieht haben wir einen blinden Passagier an Bord.“

"Wie kommt ein blinder Passagier auf mein Schiff?“, knurrte Collins ärgerlich. Er hatte vor Abflug strenge Kontrollen angeordnet, wie immer. Noch nie hatte es jemand geschafft, sich an Bord zu schleichen.

„Das wissen wir noch nicht. Zumindest haben die zuständigen Techniker von den Decks 15-20 Blutspuren in den Reparaturschächten zwischen Deck 17 und 18 gefunden. Von den Passagieren kommt dort niemand hin.“

Natürlich nicht! Genauso wenig, wie niemand meinen Code auf dem Holodeck benutzt hat, dachte Collins bitter. „Nun gut!“, begang er nach einiger Zeit. „Die Technikerteams sollen die Reparaturschächte absuchen. Cort, sie haben das Kommando. Desoll, Trey, Sie kommen mit mir zum Holodeck. Und ich will unseren blinden Passagier lebend.“ Die Angesprochenen nickten und Desoll sowie der Sicherheitsmann Tray standen auf. „Und benachrichtigt Dana. So wie es aussieht ist unser Blinder Passagier verletzt.“



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