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Final Fantasy X-3

Rebirth of the Spirits
von

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Old Enemies And New Friends

Kapitel II: Old Enemies And New Friends
 

Tidus betrachtete die ihm gegenüber stehende Person mit starrem Blick. Seymor sah noch genau so aus wie damals vor vier Jahren. Schon bei seinen ersten Treffen mit ihm hatte er ihn nicht leiden können, dennoch schien der Anführer der Guado zunächst auf ihrer Seite zu stehen. Nach und nach hatte sich jedoch herausgestellt, dass er nicht ganz bei Sinnen war. Außerdem hatte er immer nach Macht gestrebt und Menschenleben bedeuteten ihm nichts. Sogar um sein eigenes Volk, die Guado, sorgte er sich nicht wirklich. Es gab allerdings noch einen Grund, weshalb Tidus ihn nie gemocht hatte und dieser betraf Yuna...

Sie war mit Seymor verheiratet gewesen, zwar nicht freiwillig und ohne ihn zu lieben, doch das änderte nichts an der Tatsache. Yuna hatte damals nur eingewilligt, um ihre Freunde zu retten. Außerdem war sie anschließend vor ihrem Mann geflohen. Zur Hochzeit erschienen war sie eigentlich auch bloß, um Seymor zu besegnen, denn im Laufe der Zeit hatten sie herausgefunden, dass dieser schon lange tot war und seitdem als Leibloser, als verlorene, erzürnte Seele umherirrte. Yunas Plan scheiterte jedoch und von da an sahen sie sich Seymor endgültig als Feind gegenüber. Sie hatten mehrmals gegen ihn gekämpft, keine dieser Schlachten war einfach gewesen, doch am Ende hatten sie es dann doch geschafft, ihn zu besiegen und zum Abyssum, der Heimat der Geister zu schicken, wo er dann für immer bleiben und für die Lebenden nur eine Erinnerung sein würde. Davon war er selbst zumindest ausgegangen. Doch nun stand er seinem Erzfeind gegenüber, ohne zu wissen, ob es tatsächlich ein Mensch oder nur wieder ein Geist war, den er sah. Einem Leiblosen sah man nämlich nicht an, dass er einer war.

Seymor sah genau so aus, wie er ihn in Erinnerung hatte. Seine blauen Haare standen in einer merkwürdigen Form vom Kopf ab und er trug ein dunkelviolett-, grün-, rotes Gewand.

Er sah mit einem bösem Blick zu Tidus hinüber. Dieser schaute unentwegt zurück:

"Was willst du hier?"

Seymors Ausdruck wandelte sich in ein leichtes Lächeln:

"Warum so unfreundlich? Ich wollte nur mal meine Frau besuchen. Das steht mir doch wohl zu, oder?"

"Falls du von Yuna redest, sie ist nicht deine Frau, sie gehört zu mir, das solltest gerade du am besten wissen!"

"Richtig... Deinetwegen ist es so gekommen, wie es jetzt ist. Die Asthras, unsere heiligen Schutzgötter wurden von euch vernichtet, Media haben ihre Bedeutung verloren, sowie die Bewohner von Spira ihren Pfad. Sie wissen nicht, was sie tun sollen, wogegen sie ihre Kraft richten sollen. Sie brauchen einen Anführer!"

Tidus sah Seymor auffordernd an, es passte zu ihm so etwas zu sagen.

"Dieser Anführer solltest dann wohl du sein, wie?"

Seymor blickte sein Gegenüber hasserfüllt an:

"Ich wäre es, wenn du nicht dazwischen gekommen wärst. Ich hätte allen in der "Stillen Zeit" den Weg weisen können!"

Tidus machte sich aufgrund einer Vorahnung kampfbereit und verfluchte sich selbst dafür, dass er sich innerhalb der letzten zwei Jahre abgewöhnt hatte, sein Schwert, "Bruderherz", immer mit sich herumzuschleppen. Allerdings stand er direkt neben dem Dorfladen und an der Hauswand lehnten einige Schwerter. Er schnappte sich eins und nahm sich vor, sich dafür bei Gelegenheit bei Buricha, der Ladenbesitzerin, zu entschuldigen und zu bedanken.

"Es gibt keine "Stille Zeit". Yuna hat das geschafft, wozu du nie in der Lage gewesen wärst. Sie hat die "Ewige Stille Zeit" herbegeführt. [Sin] wird nie mehr zurückkehren!"

Er hielt Seymor Blick stand und war jeden Moment auf einen Angriff gefasst. Yunas "Ewige Stille Zeit" würde anhalten, selbst wenn er persönlich dafür sorgen müsste. Bevor seine Frau [Sin] besiegt hatte, war es zehn Jahre nach seinem Kampf mit einem hohem Medium immer wieder auferstanden.

"Die Leute müssen ihren Weg selbst finden, sonst werden sie in ihrem Leben nie etwas erreichen. Sie haben in den letzten vier Jahren vieles aufgebaut und sind dabei, ein neues freies Leben zu führen. Die Anführer einiger Organisationen bieten Wege an, doch entscheiden muss sich jeder selbst. Auch die Media sind ihnen in schwierigen Zeiten eine Hilfe und diese selbst lernen ebenso, dass es auch für sie einen Platz in dieser Welt gibt. Das Einzige, was Spira nicht gebrauchen kann wäre ein Anführer, der die Freiheiten der Leute wieder einschränkt und ihnen keinen Raum zum Entwickeln lässt."

Seymors Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen:

"Das werden wir noch sehen!"

Ein Feuerball flog auf Tidus zu. Dieser duckte sich reflexartig und das Geschoss traf ein weiteres an die Wand gelehntes Schwert, das mit einem hässlichem Scheppern noch zwei andere umstieß. Tidus startete einen Gegenangriff, verfehlte Seymor jedoch und wollte gerade noch mal zuschlagen, als eine Stimme ihn erstarren ließ.

"Warum ist es hier so laut und warum sind Mama und Papa noch nicht wieder da?"

Tidus drehte sich um und sah Vidiny an, der neben einer Palme auf dem Boden kauerte. Seymor musterte Wakkas Sohn einen Augenblick, bis an seinem Gesichtsausdruck erkennbar war, dass ihm offensichtlich etwas eingefallen war.

"Bitte nicht...", stöhnte Tidus leise.

"Na, wen haben wir denn da? Wirklich eine unverkennbare Familienähnlichkeit, nicht wahr? Um ehrlich zu sein, ich habe diesen leichtgläubigen Trottel nie gemocht..."

Mit einem fiesen Grinsen schickte er einen Feuerball nach Vidiny. Tidus rannte entsetzt auf den kleinen Jungen zu, doch als er mit diesem weiterlaufen wollte, spürte er den Feuerzauber schon an seinem Rücken, sodass er sich nur noch zwischen diesem und den Jungen warf und hoffte, dass er unverletzt bliebe. Er fühlte einen brennenden Schmerz, hörte Vidiny aufschreien und Seymor lachen. Danach sackte er auf dem Boden in sich zusammen.
 

***
 

"Du seien lebensmüde?"

Leylis sah sich einem kleinen blauen Männchen gegenüber, dass nun schon seit etwa einanhalb Stunden mit einem sehr eigenartigen Akzent auf sie einredete und egal, was sie versuchte ihm zu erklären, es hörte ihr nicht zu. Beide saßen zusammen auf einem riesigen Tier, dass offenbar für Überquerungen von Wasserwegen hervorragend geeignet war.

"Wieso du waren im Wasser? Hier Gebiet der Schnuhs!"

Schnus, so hießen die Tiere, mit denen die Leute hier übers Wasser ritten. Leylis hatte zwischen einigen Wortschwallen des Männchen zwei Fragen stellen können. Auf die erste, nämlich wer oder was er sei, hatte der Blauling sehr ungehalten reagiert und irgendwas von wegen Minderwertigkeit und Hypellos gebrabbelt. Leylis schloss daraus, dass ihr Gegenüber wohl einer dieser Hypellos war. Ihre zweite Frage hatte den Schnus gegolten. Als das Männchen ihr den Namen der Tiere mitgeteilt hatte, war der Bedarf nach weiteren Informationen bei ihr schlagartig verflogen. Das Ganze erwies sich auch so schon als kompliziert genug.

"Hey, du mir sollen zuhören, wenn ich reden mit dir! Du sterben hättest können! Was du da draußen eigentlich gemacht haben?"

Tja, das war eine wirklich gute Frage. Was war nur geschehen? Wieso befand sie sich auf einmal an einem völlig anderen Ort?

"Du seien sehr unhöflich, nicht geben mir Antwort! Ich dich haben gerettet!"

"Entschuldigung...", sagte Leylis, denn da hatte der Hypello schon Recht. Wenn er sich nicht rechtzeitig bemerkt und seinem Schnuh Anweisungen gegeben hätte, dann hätte dieser sie wohl gerammt und das wäre Ansichts der schieren Größe und Masse des Tieres bestimmt nicht sanft verlaufen. So aber hatte es neben ihr Halt gemacht und der Blauling hatte sie aus dem Wasser herausgezogen. Er hatte sie gerettet, das musste sie ihm lassen. Allerdings hätte sie seine Hilfe gar nicht benötigt, wenn er nicht da gewesen wäre...

Da sie jedoch nicht unhöflich sein wollte, schon gar nicht in einer Welt, die sie nicht kannte und zu der ersten Person, die ihr begegnete, erklärte sie dieser, dass sie nur etwas durcheinander sei und selbst nicht wisse, wie sie ins Meer gekommen war. Das stimmte schließlich auch. Der Hypello hörte nun endlich auf, wie ein Wasserfall zu reden und musterte sie interessiert. Als Leylis sich den Kopf hielt und das Gesicht verzog, fragte er:

"Du haben Kopfschmerzen?"

Auf ihr Nicken hin, begann er in einer Tasche zu kramen, die ebenfalls von dem Schnu getragen wurde. Leylis beobachtete ihn abwartend. Es ging ihr wirklich nicht so gut, was aber auch kein Wunder war. Schließlich war ihre Reise, wohin auch immer, nicht sehr angenehm gewesen und zudem war sie todmüde, da es so allmählich schon wieder hell wurde und sie also somit eine komplette Nacht verpasst hatte. Zudem war ihre letzte Nacht dank Prüfungsstress auch nicht wirklich ergiebig gewesen. Lediglich bei Lenne hatte sie sich ausruhen können. Lenne...

Wie es ihr wohl ging? Ob sie sich Sorgen machte?

"Ich haben es gefunden! Hier, du trinken das!"

Das Männchen war mit seiner Suche fertig und hielt ihr triumphierend ein kleines Fläschen unter die Nase. Leylis betrachtete die sich darin befindende leuchtend blaue Flüssigkeit skeptisch.

"Was ist das?"

Der Hypello sah sie überrascht an:

"Wo du leben? Auf dem Mond? Das seien eine Potion. Ich sie dir schenken tun!"

Leylis starrte die Flasche immer noch kritisch an. Natürlich, Potions kannte sie, aber war deren Farbe nicht eigentlich etwas anders?

Ach, was solls. Wenn er mir hätte schaden wollen, dann hätte er mich auch im Wasser lassen können, dachte Leylis und trank das Fläschen in einem Zug aus. Prommt fühlte sie sich wie ausgewechselt. Ihr tat nichts mehr weh. Etwas müde war sie noch, aber die Kopfschmerzen waren wie weggeblasen.

"Wow..."

Die Potions, die sie kannte waren längst nicht so effektiv. Vielleicht lag das daran, dass man sie so selten benötigte. Man hatte es nie für nötig empfunden, bessere Heilmittel dieser Art zu enwickeln.

"Du fühlen besser?", erkundigte sich der Blauling.

Leylis sah ihn dankbar an:

"Ja, vielen Dank!"

Der Hypello nickte zufrieden:

"Gut, du jetzt besser ausruhen, ich aufpassen, dass du nicht fallen in Wasser. Wenn ankommen, ich dich aufwecken tun. Schlaf gut!"

Sie dankte ihm nochmals und rollte sich dann auf dem Rücken des Schnus zusammen. Dieser Hypello war eigentlich ganz nett. Obwohl sie sich fragte, wo sie denn wohl sein würde, wenn sie wieder aufwachte, war Leylis zu müde, um ihren blauen Freund danach zu fragen. Also schloss sie die Augen und ließ es einfach auf sich zukommen.
 

***
 

Sie stand zwischen den Trümmern, umgeben von Illumina. Eine Träne floss ihre Wange hinunter, doch sofort darauf, war ihr Blick wieder klar und strahlte vor Entschlossenheit. Sie schaute zur tanzenden Beschwörerin hinüber. Der Himmel leuchtete, die Wolken verzogen sich, das Zeichen zur Ankunft der fliegenden Bestia...

Yuna schreckte aus ihrem Schlaf auf. Ein Traum, es war nur ein Traum gewesen, aber warum träumte sie von Leuten, die sie nicht kannte. In ihm waren zwei Frauen vorgekommen. Die Tänzerin hatte sie nicht genau sehen können, doch das Gesicht der zweiten Frau hatte sie noch immer vor ihrem geistigen Auge.

Yuna schüttelte den Kopf, es brachte nichts, darüber nachzudenken. Gestern Abend war ihr ziemlich viel durch den Kopf gegangen...

Da konnte es schon mal vorkommen, dass sie von seltsamen Sachen träumte. Dennoch konnte sie den Ausdruck der Frau einfach nicht vergessen...

Yuna sah sich um. Sie befand sich offensichtlich in einem Hotelzimmer, also war sie bestimmt noch in Luca. Nachdem Tidus gestern abend gegangen war, hatte sie zunächst Stunden damit zugebracht, ihre Fans zufrieden zu stellen, was aufgrund deren Neugier nicht ganz einfach gewesen war...

Als sie endlich damit fertig war, hatte sie ihrem Mann nicht mehr folgen können, da das letzte Schiff den Hafen schon verlassen hatte. Daraufhin war Yuna, weil ihr nichts besseres eingefallen war, zurück zu den anderen gegangen, die inzwischen den Höhepunkt ihrer Feier erreicht hatten und gar nicht daran dachten aufzuhören.

Yuna hatte sich eine Weile mit ihnen amüsiert, musste jedoch später irgendwann dabei eingeschlafen sein...

Sie verließ ihr Zimmer und kurz darauf auch das Hotel. In Luca war bereits die Sonne aufgegangen. Es war zwar noch recht früh am Morgen, doch versprach der Tag schön zu werden. Sie machte einen kleinen Spaziergang durch die Stadt und stand eine Weile später vor der Mannschaftskabine der Besaid Aurochs. Als sie hineinschaute sah sie, was sie schon erwartet hatte. Die gesamte Mannschaft, Kumpelchen und Gippel lag, allesamt tief schlafend und größtenteils schnarchend, übereinander gestapelt, in der Kabine. Yuna verkniff sich ein Lachen und machte sich auf den Weg zurück zum Hotel. Dort angekommen traf sie sofort auf Lulu:

"Na, gut geschlafen? Ich hoffe mehr als ich."

Yuna grinste:

"Bestimmt, ich bin überhaupt nicht müde. Hast du schon gesehen, wo alle anderen abgeblieben sind?"

"Na sicher, war gestern abend ja schon schwer genug, sie wenigsten bis zur Umkleidekabine zu schleifen...

Sag mal, möchtest du nicht schon jetzt zur Insel zurückfahren? In zehn Minuten legt das nächste Schiff ab. Dieses hat soweit ich weiß auch schon einen verbesserten Antrieb. Du wärst also schnell da und außerdem seh ich dir an, dass du dir noch Gedanken um Tidus machst, hab ich Recht?"

Yuna sah Lulu direkt in die Augen:

"Du hast mich durchschaut. Na gut, dann mach ich mich mal auf den Weg. Wir sehen uns später. Bis dann!"

"Ja sicher, aber rechne nicht zu früh mit uns. Vor Mittag steht unsere Mannschaft bestimmt nicht auf!"

Yuna winkte Lulu noch einmal zu und rannte dann zum Hafen. Sie kam gerade noch rechtzeitig an und sprang an Bord. Sofort stellte sie fest, dass offensichtlich auch einige ihrer Fans an dieser Fahrt teilnahmen, denn sie wurde mit lautem Getöse begrüßt und mit tausend Fragen bestürmt, so dass sie für die gesammte Zeit auf dem Schiff bestens beschäftigt war.

Endlich auf Besaid angekommen, wurde sie lautstark verabschiedet und hüpfte dann in den weichen Sand ihrer Insel. Es gingen nur wenige mit ihr zusammen an Land und diejenigen, die es taten, machten es sich am Strand bequem. Yuna kannte die Leute natürlich, sie wohnten in den Strandhäusern, von denen es auf Besaid allerdings nicht sehr viele gab.

"Auf Wiedersehen, Lady Yuna!", rief ein kleiner Junge vom Schiff herunter, welches kurz darauf wieder ablegte.

Yuna machte sich auf den Weg zum Dorf, als ihr auf dem Hügel, der sich kurz vor dessen Eingang befand, Vidiny aufgeregt entgegenlief.

"Vidiny! Hat Mama dir nicht beigebracht, dass du das Dorf nicht verlassen sollst? Wenn die Monster dich...

Yuna sprach ihren Satz nicht zu Ende, als sie sah, dass der Kleine weinte und ihre Beine umklammerte.

"Was ist denn los?", fragte sie ruhig und beugte sich zu ihm hinunter.

"Böser Mann mit blauen Haaren war hier und hat Feuer gemacht.", sagte Vidiny. Yuna versuchte sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen, nahm ihn auf den Arm und ging mit ihm in das Dorf hinein. Immerhin bewarheitete sich ihre erste Vermutung nicht. Das Doft stand noch, es befanden sich lediglich ein paar Brandflecke am Boden. Sah ziemlich eindeutig nach einem Feuerzauber aus. Yuna sah sich weiter um, während sie über Vidinys Worte nachdachte. Ein Mann mit blauen Haaren, der Magie beherrschte. Doch nicht etwa..?

Yuna schüttelte den Kopf. Nein, das konnte nicht sein. Fieberhaft blickte sie sich um. Noch immer hatte sie nichts von ihrem Mann gesehen. Vidiny spürte offenbar, dass sie Angst hatte und begann zu zittern.

"Hey, keine Sorge kleiner Mann. Es ist alles in Ordnung!", sagte Yuna obwohl sie befürchtete, dass überhaupt nichts in Ordnung war.

"Sag mal, hast du Onkel Tidus gesehen?", fragte Yuna ihn, während sie Lulu Haus betrat.

"...Feuer"

Yuna versuchte, den immer noch aufgeregten Vidiny zu beruhigen und brachte ihn zu Bett.

Kurz darauf wollte sie gerade weiter das Dorf nach Tidus absuchen, als ihr einfiel, dass es wohl am wahrscheinlichsten war, dass er sich in ihrem Haus befand.

Als sie es betrat, sah sie ihn sofort. Ihr Mann lag auf dem Boden und rührte sich nicht.

"Tidus!"
 

***
 

Leylis erwachte von einem dumpfen Gebrüll. Verschlafen blickte sie sich um und erkannte, dass sie immer noch auf dem Schnu saß, der nun allerdings am Ufer angekommen war. Voller Freude auf eine Pause bäumte das riesige Tier sich brüllend auf und Leylis landete mit einem sanften -Platsch- im Wasser. Ärgerlich blickte sie sich nach dem Hypello um. Er war offensichtlich rechtzeitig abgesprungen und schaute sie vom Ufer aus an.

"Hey, wolltest du mich nicht wecken?", rief Leylis ihm zu.

"Oh, das mir tun groß viel Leid! Normalerweise dieser Schnu immer brav seien und nicht machen so etwas. Ich nicht damit gerechnet haben..."

Er entschuldigte sich, doch Leylis meinte ein Grinsen auf seinem Gesicht ausmachen zu können. Naja, verübeln konnte man es ihm nicht. Ihre Rutschtour von dem Reittier hatte bestimmt nicht allzu elegant ausgesehen.

Sie krabbelte aus dem Wasser und lief zu dem Blauling, der sie immer noch grinsend betrachtete:

"Ich jetzt haben Pause. Danach fahren zurück zu Nordufer. Du können mitkommen, wenn wollen." Leylis nickte:

"Mal schauen..."

Jetzt sah ihr Gegenüber sie eher nachdenklich an:

"Du schon einmal hier gewesen?"

Nach einem Kopfschütteln von Leylis als Antwort fuhr er fort:

"Dann du mir folgen sollen, ich dir etwas zeigen tun!"

Er lief voraus und Leylis trottete ihm hinterher. Zusammen machte sie sich daran, den Platz, an dem der Schnu angelegt hatte, zu verlassen. Er wirkte fast wie ein Hafen nur eben ohne Schiffe sondern mit diesen eigenartigen Tieren. Neben ihnen und einigen anderen Hypellos war es hier ziemlich leer. Wahrscheinlich, weil es noch so früh am Tag war.

Zusammen gingen sie einen Weg entlang, bis sie an einer Stelle ankamen, wo dieser direkt am Wasser entlangführte. Staunend blieb Leylis stehen und betrachtete die Umgebung. Hunderte von Illumina schwirrten um sie herum. Das Wasser hatte einen eigenartigen Glanz wie aus einer anderen Welt und am Ufer wuchsen wunderschöne Blumen.

"Mondlilien...", sagte der Blauling zur Erklärung.

Leylis hatte das Gefühl, als kenne sie diese Blumen, auch wenn ihr gerade nicht einfiel woher...

"Sie sehen toll aus. Auch das Wasser ist herrlich, so klar. Aber warum befinden sich hier so viele Illumina?"

Leylis wandte sich dem Hypello zu, doch dieser sah sie nicht an.

"Die Blumen sie anziehen tun. Deshalb sie hierher kommen tun. Außerdem nach der Katastrophe viele hier geblieben seien, aber ich nicht darüber reden wollen. Viele arme Leute gestorben damals wegen [Sin]..."

"[Sin]?"

Überrascht schaute er sie an:

"Du das nicht mehr wissen tun? Naja, du besser seien froh darüber. Viele Menschen nicht können vergessen, obwohl wollen tun..."

Betreten sah sie zu Boden. Sie hatte keine Ahnung wovon er redete. Sie wusste nichts, nicht einmal, wo sie sich befand...

"Sag mal, wie nennt sich dieser Ort hier eigentlich?", fragte sie ihren blauen Freund und zum zweiten Mal blickte sie in sein erstauntes Gesicht:

"Das hier seien Illuminum und im Moment wir uns am Nordufer befinden tun. Du haben dein Gedächnis verloren?"

Leylis schüttelte den Kopf:

"Nein, ich bin bloß noch nie hier gewesen..."

Illuminum, das hier war also Illuminum. Von hier kamen die Blitzballspieler, gegen die sie vorgestern gewonnen hatten. Immerhin der Name sagte ihr etwas. Und das nicht nur in Bezug auf Blitzball. Ihre Mutter hatte, bevor sie zusammen mit ihrem Vater nach Zanarkand gekommen war hier gelebt. Die beiden hatten sich kennen gelernt, als ihr Vater, der Trainer der Zanarkand Abes gewesen war, seinen Urlaub in Illuminum verbracht hatte. Ihre Mutter hatte für ihn ihre Heimat aufgegeben...

Jetzt erinnerte sie sich auch wieder daran, wo sie die Mondlilien schon einmal gesehen hatte. Ihre Mutter hatte sie gemalt. Sie war Kunsthandwerkerin gewesen und hatte unter anderem wunderschöne Bilder hergestellt. Für viele von ihnen hatte sie jene Blumen als Motiv gewählt.

Ihre Mutter hatte ihr einiges über Illuminum erzählt, auch wenn Leylis sich an vieles davon nicht mehr richtig erinnern konnte. Doch sie war sich sicher, dass sie das Meer nicht so einzigartig beschrieben und auch die außerordentlich vielen Illumina hatten in ihren Geschichten gefehlt.

Plötzlich kam Leylis eine Idee:

"Ich möchte die Stadt sehen!"

Erneut wandte der Blauling sich ihr verwundert zu:

"Das seien in Ordnung, wenn du wirklich wollen. Dann du müssen kommen mit mir zum Nordufer. Auf Weg ich dir zeigen die Stadt. Meine Pause seien sowieso um. Wir jetzt fahren zurück!"

"Ok!", meinte Leylis und folgte dem Hypello.

Wenig später saßen sie wieder auf einem Schnu und durchquerten das Meer. Da Leylis jetzt vor allem dank ihres unfreiwilligen Bades von vorhin hellwach war, genoss sie die Aussicht der aufgehenden Sonne über dem Wasser, bis ihr blauer Freund dem Schnu mitten im Wasser befahl, anzuhalten und sie aufgrund der ruckartigen Bremsung fast wieder ins Meer gefallen wäre.

"Hey, was ist denn?", fragte sie und blickte in die tiefgründige Miene des Blaulings:

"Du sagtest, du wollen Stadt sehen...", erklärte er und starrte ins Wasser.

Leylis folgte seinem Blick und erkannte auf dem Grund des Meeres die Überreste einer Stadt, die einst ebenso prächtig wie Zanarkand gewesen sein musste. Jetzt bestand sie nur noch aus Trümmern.

Tausend Fragen lagen Leylis auf der Zunge, doch keine von ihnen brachte sie heraus.

"Lass uns weitergehen! Ich habe genug gesehen...", meinte sie nur und schwieg für den Rest der Überfahrt.

Am anderen Ufer angekommen verabschiedete sie sich von dem Hypello, versprach ihm, dass sie sich bestimmt mal wiedersehen würden und lief gedankenverloren den Wegpfad entlang, ohne darauf zu achten, wohin sie überhaupt ging. Die Straße war noch immer menschenleer. Als sie gerade überlegte, ob sie vielleicht eine Pause machen sollte, kroch aus einem Gebüsch am Wegesrand auf einmal eine riesige Schlange heraus und versperrte ihr den Weg.

Leylis erstarrte. Sie hatte kein Problem mit Schlangen, solange sie sich von ihr fernhielten. Diese jedoch wirkte eher, als suche sie ihr Frühstück und eine planlose Wanderin käme ihr gerade recht.

Jetzt war Leylis wirklich in Schwierigkeiten, denn sie war nicht nur alleine und kannte sich in dieser Gegend nicht aus, sondern war auch noch unbewaffnet. Den Medienstab aus der Prüfung hatte sie bei dem letzten Angriff der Bestias nämlich fallen gelassen. Nur den kleinen, gelben Plüschvogel, ihren Glücksbringer, hatte sie die ganze Zeit fest umklammert in der linken Hand gehalten.

Inzwischen hatte sie ihn sich an den Gürtel gebunden. Allerdings half er ihr jetzt herzlich wenig. Nun war die Schlange dicht genug für einen Angriff an sie herangekommen. Sie stieß mit dem Kopf nach vorne. Leylis konnte jedoch rechtzeitig ausweichen. Beim zweiten Versuch wurde sie jedoch an der Schulter getroffen und gegen einen Stein geschleudert. Benommen stand sie wieder auf und öffnete die Augen. Vor sich sah sie ein Paar spitzer Schlangezähne, die direkt auf ihr Gesicht zukamen.

Sie schrie einmal kurz auf, nahm die Arme schützend vor ihren Kopf und hoffte, dass die Schlange nicht giftig war.
 

***
 

Als Tidus die Augen öffnete, blickte er sofort in das besorgte Gesicht seiner Frau.

"Hey, was soll dieser Blick. Sowas steht dir gar nicht..."

Yuna sah ihn mit einer Spur von Erleichterung an:

"Scherzkeks! Ich hab mir Sorgen um dich gemacht!"

Tidus setzte sich auf die Kante des Bettes, in dem er geschlafen hatte:

"Wäre aber nicht nötig gewesen. Mir geht es gut!"

Für die Bemerkung kassierte er einen skeptischen Blick von seiner Frau, die sich nun neben ihm auf dem Bett niederließ.

"Was ist passiert? Dich haut doch sonst nicht so schnell etwas um... und dann diese Brandstellen auf dem Boden neben dem Laden."

Tidus sah sie ruhig an. So allmählich fiel ihm alles wieder ein: Bahamuts Warnung, die nun auch einen Sinn ergab, Seymor mit seinem Feuerzauber und Vidiny...

Beunruhigt kehrte er aus seinen Gedanken zurück.

"Wo ist Vidiny?"

Überraschung breitete sich auf Yuna Gesicht aus:

"Vidiny? Den hab ich zu Bett gebracht. Er war ziemlich aufgeregt, als er mir bei meiner Ankunft entgegenkam... Aber nun erkläre mir bitte mal, was das alles hier soll. Erst verhälts du dich in Luca eigenartig und möchtest unbedingt zurück nach Hause, dann erzählt Vidiny irgendwas von einem blauhaarigen Mann und Feuer und schließlich finde ich dich hier bewustlos. Was ist denn nur los?!"

Tidus seufzte, er musste es Yuna erzählen, auch wenn er genau wusste,

dass sie sich dann nur noch mehr Sorgen machen würde, aber schließlich betraf die ganze Sache sie genauso wie ihn selbst.

"Seymor ist für die Brandstellen verantwortlich. Er scheint irgendwie zurückgekommen zu sein..."

Yuna sah ihn entsetzt an:

"Also, doch!"

Tidus merkte ihr an, dass sie wohl schon etwas in der Art vermutet hatte. Während er ihr alles erzählte wurde sie immer blasser und sah schließlich sogar etwas ängstlich aus.

"Was machen wir jetzt?"

Tidus schaute sie ratlos an, er hatte schon mit dieser Frage gerechnet, doch eine richtige Lösung wollte ihm nicht einfallen:

"Keine Ahnung... Aber ich denke, dass wir nichts machen können, bevor wir nicht wissen, was er vorhat. Lass uns erst einmal abwarten, vielleicht ergibt sich der Weg dann von selbst."

Yuna betrachtete ihn kritisch. Er wusste, dass ihr die Idee nicht gefiel. Ihm selbst war auch nicht wohl bei dem Gedanken, dass ihr vielleicht gefährlichster Gegener draußen frei herumlief und unter Umständen selber schon einen Plan hatte. Sofern es so war, mussten sie so schnell wie nur irgendwie möglich eingreifen. Und dennoch, ohne einen Anhaltspunkt, wo sie suchen sollten, würden sie nichts erreichen.

"Hehe, was sollen die bedrückten Gesichter! Wir haben gestern ein wahnsinns Spiel hingelegt und spielen in ein paar Tagen in der nächsten Runde. Wenn das kein Grund zum Feiern ist!"

Erschrocken stand Yuna auf und sah Rikku an, die den Kopf durch das Türloch gesteckt hatte.

Tidus blickte die etwas zerzauste Blondine an:

"Na, wieder da? Habt wohl die ganze Nacht gefeiert, was?"

Munter erwiederte sie seinen Blick:

"Na sicher, du hättest ja mitmachen können, wenn du nicht verschwunden wärst..."

Rikku hatte noch nicht ganz zu Ende gesprochen, da kam Lulu ebenfalls hinein:

"Yuna, sag mal, was haben denn die ganzen Feuerstellen zu bedeuten?"

Tidus sah seine Frau an, ihre Blicke trafen sich und Yuna sagte zu Lulu gewand:

"Erklären wir euch später und zwar allen zusammen, dann müssen wir nicht ständig von vorne beginnen."

Lulu sah nicht begeistert aus, nickte aber. Auch Rikkus Neugier schien geweckt zu sein:

"Wollt ihr echt warten, bis alle wieder aufnahmefähig sind, das kann sich noch um Stunden handeln..."

Tidus schaute überrascht auf:

"Wieso? Was ist denn mit den anderen?"

Rikku grinste amüsiert und bedeutete ihm und Yuna, ihr zu folgen. Zu viert traten sie nach draußen in die Morgensonne. Tidus bemerkte sofort, was Rikku gemeint hatte. Wakka und Letty hatten es sich mitten auf dem Dorfplatz bequem gemacht und schliefen seelenruhig im Sand. Jash war zu dem Hund gekrochen, der hier in Besaid lebte und sich unter einem Busch zusammengerollt hatte. Er war wirklich ein kluger Hund, der ab und an immer mal seltsame Gegenstände fand und mit nach Hause brachte. Außerdem diente er im Moment als Kopfkissen.

Gippel hatte sich zu einer Palme begeben und diese wohl umarmt. Inzwischen hing er noch so halbwegs an ihrem Stamm. Brüderchen letzendlich saß vor einer Hauswand, blinzelte mit den Augen und schlug im regelmäßigen Abstand immer wieder mit dem Kopf gegen die Holzwand, wenn er eingenickt war.

Nur Kumpelchen, der seinen Schlaf offensichtlich nicht ganz so sehr vermisste, trat zu Lulu und beide schüttelten nur mit den Köpfen.

Tidus und Yuna mussten trotz des vorherigen Thema lachen, als sie sich ihre "Siegermannschaft" so ansahen.
 

***
 

Leylis hielt die Augen fest geschlossen und erwartete, die Zähne der Schlange jeden Moment in ihrem Arm zu spüren. Es geschah jedoch nichts dergleichen. Sie fühlte lediglich irgendetwas weiches und flauschiges, dass auf ihre Hand gefallen war. Vielleicht wollte die Schlange sie einwickeln...

Ach, Unsinn! Schlangen sind nicht flauschig!

Leylis riss die Augen wieder auf. Auf ihrer Hand befand sich eine Feder, eine gelbe Feder. Und ihre Gegnerin wurde gerade von einem riesigen gelben Vogel mit Fußtritten bearbeitet.

Kurz darauf wich ihr Retter zurück, die Schlange machte sich zum Angriff bereit. Spontan schnappte sich Leylis einen Ast, der zu ihren Füßen lag und stürmte auf das riesige Tier zu. Sie traf es tatsächlich mit dem Stock, der daraufhin allerdings abbrach. Die Schlange schien verärgert und landete einen Treffer mit ihrem Schwanz bei der Angreiferin. Leylis sackte zu Boden und nahm sich im Stillen vor, nie wieder gegen eine Schlange zu kämpfen, wenn es nicht irgendwie nötig war und sie hier lebend herauskam.

Auf ein Mal, realisierte sie ein schwaches Leuchten um sich herum und fühlte sich viel besser, als hätte die Schlange sie nie getroffen.

"Vita..?", fragte sie ungläubig und blickte sich nach jemandem um, der es bewirkt haben könnte. Als sie niemanden entdeckte, traf ihr Blick den des Vogels, der nun nicht weit von ihr entfernt stand und sie mit klugen Augen ansah.

"War das etwa...", begann Leylis, doch sie wurde ruckartig von der Schlange unterbrochen. Diese war inzwischen offensichtlich ziemlich sauer und kam direkt auf Leylis zu. Sie bemerkte, dass schon wieder eine Art Licht um sie herum erschien, es sah anders aus, als das erste.

Dieses war flammenrot. Ihm Augenwinkel sah sie, das der Zauber tatsächlich von ihren gefiederten Retter auszugehen schien.

Die Schlange kam auf sie zugeschossen, das Maul mit den blitzenden Zähnen weit aufgerissen. Leylis sah sie wie in Zeitlupe herangleiten, mühelos wich sie aus. Mit ein paar Schritten befand sie sich direkt vor der Schlange und rammte ihr eines der Enden ihres Stocks zwischen die Schuppen. Ihre Gegnerin wich einige Meter zurück.

Wie rasch und einfach das gegangen war. Hatte die Schlange an Schnelligkeit verloren? Wieder griff diese an und zum zweiten Mal wich Leylis ohne große Schwierigkeiten aus. Plötzlich wurde ihr klar, dass es nicht die Schlange war, die langsamer geworden war, sondern dass sie selbst sich auf einmal viel schneller bewegen konnte.

Hast, fuhr es ihr durch den Kopf. Das Vögelchen beherrschte tatsächlich etwas Weißmagie!

Sie wandte sich ihrem gelben Mitstreiter zu und nickte kurz. Dann richtete sie den Blick wieder auf die Schlange. Der Vogel schien begriffen zu haben, was sie wollte und gemeinsam preschten sie nach vorne. Leylis schlug mit dem zweiten Teil des Astes zu, während ihr gelber Freund neben ihr hoch sprang und dann mit seinen recht scharfen Krallen ihren Feind angriff.

Die Schlange löste sich auf. Einige Illumina schwirrten durch die Luft und verschwanden schließlich. Der Kampf war vorbei.

Leylis atmete tief durch, ließ die Überreste ihres Stocks fallen und ging zu dem gelben Vogel, der nicht vor ihr floh, sie jedoch mit wachsamem Blick beobachtete. Er sah genauso aus, wie ihr Glücksbringer, den sie immer noch am Gürtel bei sich trug. Ihre Mutter hatte ihn vielleicht von hier mitgebracht. Leylis hatte nicht damit gerechnet, dass es diese Tiere tatsächlich gab und erst recht nicht in dieser Größe. Doch nun stand einer dieser gelben Vogel direkt vor ihr. Sie hatte ihm einiges zu verdanken. Vorsichtig streichelte sie ihm über dem Kopf. Sein Gefieder war kuschelig weich. Er ließ es geschehen und quietschte vergnügt.

Leylis lachte, offensichtlich hatte sie einen neuen Freund gefunden. Als ihr Blick an dem Tier vorbeistreifte, sah sie in einiger Entfernung hinter ihm eine weitere Schlange aus dem Gebüsch kriechen. Diese kam auf sie zu.

"Nicht im Ernst jetzt, oder?", fragte Leylis, obwohl sie weder von der Schlange noch von dem Vogel eine Antwort erwartete. Ihr gefiederter Freund war ihrem Blick gefolgt und sah sie tiefgründig an. Dann knickte er seine Beine ein, bis er neben ihr fast auf dem Boden lag.

"Was soll denn das jetzt?"

Leylis betrachtete den Vogel skeptisch. Wollte er sich etwa ausruhen?

Doch ihr gelber Mitstreiter machte nicht den Anschein, als wolle er sich eine Pause gönnen. Er raschelte ein wenig mit den Flügeln und krähte auffordend.

"Wie? Soll ich etwa auf dir reiten?"

Sie starrte ihn ungläubig an, doch angesichts der zweiten Schlange, die nun schon beachtliche Fortschritte beim Überwinden der Meter zwischen ihnen gemacht hatte, blieb ihr nicht viel Zeit zum Überlegen.

Leylis band die Vogelfeder, die sie seit Beginn des Kampfes immer noch in der Hand hielt, zu ihrem Plüschtier an ihren Gürtel und machte sich daran, vorsichtig auf den Rücken des Tieres zu klettern, ohne auf einen Flügel zu treten.

Als sie endlich saß, stand er mit einem Ruck auf, sodass sie beinahe wieder heruntergefallen wäre. Im letzten Moment bewarte sie das Gleichgewicht und hielt sich an einigen Federn im Nacken des Vogels fest.

Dann begann der Ritt. Sie hätte ihrem neuen gefiederten Freund niemals zugetraut, dass er so schnell rennen konnte, wie er es nun tat. Der Weg flog nahezu an ihnen vorbei und von der sich nähernden Schlange war längst nichts mehr zu sehen. Ab und an sah Leylis andere Monster, doch bevor sie eine Chance zum Angriff hatten, war sie schon längst vorbeigeritten.

Leylis lachte und freute sich. Auf dem Rücken ihres Freundes saß es sich bequem und warm und die Reise machte ihr riesigen Spaß. Zum ersten Mal, seit sie hierher gekommen war sie vollkommen glücklich und fühlte sich frei.

Auch ihr Reittier ließ sich von ihrer Begeisterung anstecken. Es krähte hin und wieder vergnügt.

Nach einiger Zeit verließen sie Illuminum. Leylis merkte es daran, wie sich die Umgebung veränderte.

Sie wurde nach und nach steiniger und Felsen zierten nun den Rand des Pfads, den sie entlangritten. Sie befanden sich nun auf einer Art Felspass mit seltsam pilzartig geformten Steinen. Es wurde für den Vogel deutlich schwerer voranzukommen und Leylis war froh, als sie endlich die Klippen hinter sich ließen und eine grüne Wiese erreichten.

"Na, guten Ritt über den Fungus Pass gehabt?"

Leylis zuckte zusammen. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sich noch jemand auf der Grünfläche befand. Ich bin einfach zu schreckhaft, sagte sie sich und betrachtete dann genauer die Frau, die vor ihr stand. Sie hatte rote Haare und trug violette Kleidung.

"Ja...", antwortete Leylis zögernd, "nennt man den Felsenpfad hier Fungus Pass? Ich komme nicht von hier und kenne mich nicht so genau aus."

Die Frau lächelte ihr fröhlich zu:

"Dafür kannst du aber wirklich gut reiten. Und du liegst richtig. Wegen der pilzförmigen Felsen hat man den Weg hinter dir Fungus Pass genannt. Jetzt befindest du dich allerdings in der Mi'hen Straße. Sie ist ziemlich lang, aber an ihrem anderen Ende befindet sich Luca. In den nächsten Tagen findet dort die zweite Runde der Blitzball Liga statt. Die Reise lohnt sich also!"

Freude erfüllte Leylis. Eine Blitzball Liga! Wenn sich dort Spieler aus aller Welt trafen, sah sie bestimmt Shujin wieder und vielleicht sogar Lenne. Allerdings hatte sie weder von Luca noch von einer Blitzballliga in den nächsten Tagen etwas gehört. Naja, bestimmt hatte Shujin vergessen ihr davon zu erzählen oder sie hatte es einfach nicht mitbekommen, schließlich war sie in letzter Zeit alles andere, als aufmerksam gewesen.

Sie wandte sich wieder der Frau zu:

"Danke! Ich werde mich gleich auf den Weg machen."

"Gut, aber sei vorsichtig. Es scheint so, als mache ein neuer Choco Gourmet die Gegend unsicher. Mit dem ist nicht zu spaßen!"

Die Rothaarige blickte sie ernst an.

"Ein Choco-was?"

Leylis sah verständnislos zu ihr hinunter.

"Ein Choco Gourmet, ein Monster, dass Chocobos, wie der auf dem du gerade reitest, frisst. Wir haben ihn bisher noch nicht besiegen können."

"Oh, gut dass du mich gewarnt hast. Ich werde aufpassen!"

Nach dieser Antwort lächelte die Frau wieder:

"Mein Name ist übrigens Lucille."

"Freut mich! Ich bin Leylis."

Nach einigen Abschiedsworten verschwand Lucille in Richtung Fungus Pass und auch Leylis machte sich daran weiterzuziehen. Dummerweise befand sie sich jedoch prommt vor einer Weggabelung. Da sie keine Ahnung hatte, welchen Weg sie nehmen sollte, entschied Leylis sich spontan für den linken.

Kurze Zeit später gelangten sie auf eine weitere Wiese, auf der sehr hohes Gras wuchs. Einige alte Ruinen standen an der Seite und spendeten Schatten vor der allmählich heißer werdenden Sonne. Leylis legte eine Pause ein. Für sich und für den gelben Vogel, der also ein Chocobo war. Sie saßen eine Weile nebeneinander im Gras. Bald war Mittagszeit und Leylis bekam so langsam Hunger. Sie musste sich demnächst nach einem Ort umsehen, wo sie etwas zu essen bekam. Ihr Chocobo löste sein Hungerproblem, indem er sich nach einiger Zeit erhob und im Gebüsch nach besonderen Gräsern und Kräutern, die er mochte, suchte.

Leylis betrachtete ihn interessiert und genoss die Ruhe. Diese hielt jedoch nicht sehr lange an, denn plötzlich sprang ein riesiges Viech von einer Felswand herunter und landete genau zwischen ihr und ihrem gefiederten Freund. Es hatte zwei riesige, lange Arme. An einem von ihnen hing eine gelbe Feder. Das Monster wandte sich mit gierigem Blick dem Vogel zu.

Da wurde Leylis klar, dass dies der Choco Gourmet sein musste, vor dem Lucille sie gewarnt hatte. Ihr Chocobo stand zitternd vor einer Felswand, er kannte offensichtlich die Gefahr, in der er sich befand. Mit Entsetzten stellte Leylis fest, dass das Monster sich bereit machte, ihren neuen Freund anzugreifen, um ihn anschließend zu verspeisen.

"Lauf!", schrie sie, als der Choco Gourmet vorstieß.
 

***
 

Yuna und Tidus trugen beide Eimer, die jeweils randvoll mit Wasser gefüllt waren. Sie hatten es von dem Brunnen in Besaid geholt, der in der Nähe des Tempels stand, und schleppten es nun an einigen Häusern vorbei. Ein paar Meter vor ihnen gingen Rikku, Lulu und Kumpelchen, ebenfalls mit Eimern bewaffnet.

Yuna beobachtete Tidus, der schon mindestens ein Viertel des Wasser aus seinem Behälter hatte schwappen lassen. Er schien jedoch sonst keinerlei Probleme mit dem Transportieren zu haben. Es ging ihm also wirklich gut. Wahrscheinlich machte sie sich schon wieder viel zu viele Sorgen. Seine Verbrennung am Rücken war nicht sehr schlimm und mittels Vita hatte sie diese fast komplett heilen können. Nur eine leicht rötliche Stelle war zurückgeblieben...

"Pass auf! Der Ast..."

Yuna stolperte, konnte sich jedoch im letzten Moment abfangen und schaffte es sogar noch, das Wasser an seinem Platz zu behalten.

"Sag mal, wo siehst du denn hin? Auf diese Art und Weise läufst du noch gegen eine Palme!"

Tidus war zu ihr hinübergelaufen und blickte sie irritiert an:

"Du bist doch sonst nicht so abwesend. Ist irgendwas?"

Yuna lächelte. Ja, das war typisch für ihren Mann: Er handelte immer nur für den Augenblick und kümmerte sich weniger um die Folgen. Doch sie wusste genau, dass auch er sich im Stillen Sorgen machte. Aber es brachte nichts, jetzt darüber nachzudenken, wo sie sowieso nichts tun konnten.

"Nein, schon gut. Alles in Ordnung!"

Tidus grinste zurück:

"Gut, dann komm! Wir haben noch was zu erledigen..."

Kurz darauf kamen sie mit den drei anderen wieder vor Yunas Haus an.

"Bereit..?", fragte Rikku.

Yuna, Tidus, Lulu und Kumpelchen nickten zustimmend und mit einem Ruck drehten alle ihre Eimer um und ließen das eiskalte Wasser auf die Gesichter der Besaid Aurochs und Gippel spritzen.

Wakka, Letty und Jash schreckten aus ihrem Schlaf und starrten den Schlafstörenden, der sie so unsanft geweckt hatte, total entgeistert und ohne zu begreifen, was sie eigentlich sahen, an.

Da Lulu Wakka aufgeweckt hatte, wurde sie nun dementsprechend von ihm mit lehrem Blick betrachtet.

"Ich mag diesen Ausdruck nicht! Starr mich nicht so an!"

Lulu verpasste ihrem Mann eine leichte Ohrfeige, was zur Folge hatte, dass er anfing, sich lautstark zu beschweren. Seine Frau brachte ihm mit einem eiskalten Blick, der ihm sehr deutlich vermittelte, was sie dachte, zum Schweigen.

Tidus geleitete Letty und Jash zu ihrem Haus, dort legten sich die beiden in ihre Betten und schienen immer noch nicht recht zu realisieren, was sie eigentlich taten.

Yuna war unterdessen zu Brüderchen hinübergelaufen. Nachdem Kumpelchen ihn geweckt hatte, war er mit einem bemerkenswerten Satz nach vorne gehechtet. Dumm daran war bloß, dass er vor einer Wand geschlafen hatte...

Inzwischen saß er jammernd und mit einer Beule am Kopf auf dem Boden. Es schien ihm also

relativ gut zu gehen und immerhin war er wach.

Rikku kicherte vergnügt. Sie hatte es sich nicht nehmen lassen, Gippel selbst aufzuwecken. Da er bis zu diesem Zeitpunkt an einer Palme geklebt hatte, war er mit einem leichten -Rumms- auf dem Boden gelandet, nachdem er sie losgelassen hatte.

Immer noch lachend beugte sich Rikku über ihn:

"Na, gut geschlafen? Mochtest du die Palme so gerne, dass du sie die ganze Zeit lang nicht losgelassen hast? Wir können ja häufiger herkommen, um sie zu besuchen..."

Gippel arbeitete sich auf die Beine und bemühte sich auch noch stehen zu bleiben. Nachdem er eine ganze Zeit lang in einer denkbar seltsamen Lage geschlafen hatte, schien es für ihn schwierig, seine steifen Glieder wieder normal einzusetzen.

"Halt die Klappe, du Kaktorkeks!"

Rikku tat ernst und blickte ihn streng an:

"Soso, ein Kaktorkeks also... Na, wer verwechselt jetzt die Wörter? Hast wohl deine Hausaufgaben nicht gemacht, wie? Saeh Meapan..."

Gippel war offensichtlich kurz davor auszurasten:

"Carn fedwek! Fyc Paccanac vyammd ten furm helrd aeh... Ti karcd sen yiv tea Hanjah!"

Rikku nahm das sichtlich gelassen und entgegnete ruhig, er solle sich nicht so aufregen. Sie habe ihn doch schließlich nur geweckt.

Gippel brummte irgendwas davon, das er ihr das nicht vergessen werde und setzte sich neben den immer noch jammernden Brüderchen.

Yuna lief zu Rikku:

"Sag mal, ist alles in Ordnung mit dir? So hart streitet doch selbst ihr euch selten..."

Ihre Cousine grinste Yuna fröhlich an:

"Du hast ihn noch nicht oft kurz nach dem Aufstehen erlebt. Da hat er immer schlechte Laune!"

Jetzt lächelte auch Yuna. Ihr fiel prommt noch ein zweiter Morgenmuffel ein...

Rikku richtete sich zu voller Größe auf und rief:

"Ok, alle mal herhören! Wir sollten jetzt zum Strand gehen, dort befindet sich die Celsius und wir müssen so allmählich los!"

Nach dieser Ansage liefen Rikku, Yuna, Tidus, Lulu und Kumpelchen voraus Richtung Flugschiff. Ein paar Meter hinter ihnen trotteten Wakka und Brüderchen mehr oder minder wach hinterher. Ihnen wiederum folgte mit einigem Abstand der immer noch grummelnde Gippel.

Am Strand angekommen gingen alle an Bord der Celsius. Kurz vor dem Start, schaute Yuna in die Runde und bemerkte, dass alle wieder aufnahmefähig schienen. Sie warf Tidus einen Blick zu und sagte:

"Warte bitte noch mit dem Losfliegen! Wir müssen euch etwas erzählen..."

Als Yuna und Tidus geendet hatten, blickten sie in eine Reihe von sprachlosen und teilweise erschrockenen Gesichtern.

"Wir haben keine Ahnung, was er vor hat, also bringt es nichts, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Wir wollten nur, dass alle Bescheid wissen.", meinte Tidus.

Stille breitete sich auf der Brücke aus. Nach einer Weile rührte sich Kumpelchen und startete das Flugschiff.

"Wie du schon sagtest... Grübeln bringt nichts! Wir sollten auf der Hut sein, aber uns nicht verrückt machen."

Brüderchen stellte sich neben ihn:

"Ihr habt ja Recht. Also, auf geht's zur Mi'hen Straße! Wir haben doch auch anderes zu tun, als uns um diesen ohnehin schon Toten zu kümmern!"

Yuna lächelte. Ihre Freunde hatten so reagiert, wie sie es sich erhofft hatte. Andere Leute wären bei dieser Nachricht in Panik geraten. Sie jedoch blieben vernünftig!

Yuna freute sich auf den Besuch in der Mi'hen Straße. Sie war seit einiger Zeit nicht mehr dort gewesen. Heute flogen sie dorthin, um Shinra abzuholen. Der kleine Junge, welcher ein Genie in sämlichen technischen Dingen darstellte, befand sich nämlich zur Zeit bei Rin, der nach wie vor eine Art Hotelkette in ganz Spira betrieb. An Wegen, die weit von einer Stadt entfernt lagen, traf man häufig auf "Rin's Reisebedarf" und freute sich darauf, eine Pause einlegen zu können.

Rin wollte einige Geräte in seinem Reisebedarf an der Mi'hen Sraße modernisieren. Da er selbst nur mäßig in solchen Dingen begabt war, hatte er Hilfe von dem kleinen Al Bhed Jungen erbeten. Dieser war daraufhin sofort zu ihm gekommen und nun sollten sie ihn wieder abholen, weil Shinra errechnet hatte, dass er heute mit dem Einsetzten aller Geräte fertig sein müsste. Da seine Berechnungen eigentlich immer genau aufgingen, machten sie sich nun mit der Celsius auf den Weg zu ihm.

Yuna beobachtete eine Weile, die Landschaft, die unter ihnen hinwegflog. Nach einer Zeit gesellte sich Tidus zu ihr.

"Weißt du, was mir Sorgen macht?", fragte Yuna ihn.

Tidus wusste genau, dass sie es ihm gleich mitteilen würde und keine Antwort erwartete,

also schwieg er.

"Dieser kleine Junge, den du erwähnt hast, sah er wirklich aus, wie die Asthra Bahamuts?"

Tidus sah sie ruhig an, er ahnte, was seine Frau dachte.

"Ja..."

Yuna sah ihn mit verschlossenem Blick an:

"Meinst du sie könnten..? Ich dachte sie wären jetzt für immer fort. Was ist, wenn alles noch einmal geschieht?"

"Das glaube ich nicht! [Sin] ist fort... Außerdem sind die Asthras nicht böse. Im Gegenteil... ich glaube, dass wir ihnen sogar Leid taten und dass sie uns helfen werden, wenn es in ihrer Macht steht."

Tidus schaute sie ruhig an, legte ihr kurz die Hand auf die Schulter und ging dann zu Gippel und Rikku hinüber, um zu verhindern, dass sie sich gegenseitig mit dem Kaffee, den Mr Schank gemacht hatte, verbrühten...

Eine Weile später landeten sie direkt vor Rin's Reisebedarf. Dessen Besitzer und Shinra kamen ihnen entgegen. Sie wurden von ihnen begrüßt und zum Mittagessen eingeladen, da es inzwischen schon beinahe Zeit dafür war.

Ein paar Minuten hatten sie dennoch und während die anderen sich es schon alle im Hotel, das gleichzeitig auch einen Laden darstellte, bequem machten und sich teilweise über die Preise einiger Gegenstände beschwerten, setzten Tidus und Yuna sich draußen an den Rand der sich vor dem Haus befindenden Klippe und genossen die Aussicht über das Meer und auf die Ruine, die sich wie ein Torbogen aus diesem erhob. Vor vier Jahren hatten sie auch hier gesessen, damals waren sie auf ihrer Reise hier vorbeigekommen.

"Hast du das gehört?"

Ihr Mann riss Yuna aus ihren Erinnerungen.

"Nein, was denn?"

"Ein Schrei, ich glaube jemand hat geschrien und es war hier in der Nähe, vielleicht unten auf der alten Mi'hen Straße..?"

Tidus war aufgesprungen und lief schon in deren Richtung.

"Hey, warte mal...", rief Yuna ihm hinterher,

doch die einzige Antwort, die sie von ihm bekam, war, dass er nur mal kurz nachsehen wolle, ob er nicht vielleicht doch Recht habe, dass sie sich keine Sorgen machen, sondern schon zu den anderen gehen solle und dass er gleich zurück sei.

Yuna stöhnte. Dass er auch immer alles im Alleingang machen musste...

Na, warte!, dachte sie und ging in die selbe Richtung, in die er verschwunden war. Dann verschieben wir das Mittagessen eben!
 

***
 

Im letzten Moment sprang der Chocobo zur Seite. Leylis atmete erleichtert auf, doch viel Zeit zum Freuen blieb ihr nicht, denn jetzt wurde ihr gelber Freund quer über die Wiese gejagdt und es war nur eine Frage der Zeit, bis er sich in einer Sackgasse wiederfinden würde.

"Du bist doch ein Vogel! Kannst du nicht einfach wegfliegen?",

fragte ihn Leylis, woraufhin er sie kurz ansah, bis seine Aufmerksamkeit wieder vollends auf das Monster gerichtet wurde.

"Versuch doch wenigstens den Hang ein Stück hinauf zu springen!"

Wieder schaute der Vogel sie kurz und dieses Mal irgendwie nachdenklich an. Dann lief er mit einem Wahnsinnstempo auf die nächste Steinwand zu, hüpfte erst auf einige Felsen und sprang dann auf eine Art Vorsprung ein paar Meter über dem Boden.

Sein Gegner, ein großes hässliches Viech mit zwei gewaltigen Armen und Fäusten, preschte ihm hinterher und hämmerte auf die Wand ein, wohl in der Hoffnung, sie zu zerbrechen.

Als das trotz aller Mühe nichts brachte, drehte er sich langsam zu Leylis um, als würde er ahnen, wer den Chocobo auf solch eine Fluchtidee gebracht hatte...

Na toll! Jetzt steh ich auf seiner Speisekarte, dachte Leylis und wich langsam zurück, während ihr Feind sich zielstrebig näherte.

Leylis blieb stehen. Sie würde sich nicht in die Enge drängen lassen und außerdem war sie nicht ganz wehrlos. Auch wenn sie keinen Stab hatte, fürs Zaubern brauchte sie keine Waffe. Warum hatte sie das eigentlich nicht schon bei dieser nervenden Schlange ausprobiert..?

Leylis konzentrierte sich, schnippte kurz mit den Fingern und öffnete ruckartig ihre Hand.

"Feuer!"

Sofort erschien auf ihrer Hand wie gewünscht eine Flamme. Leylis lächelte kurz und warf den Feuerball dann dem Choco Gourmet zu. Dieser zuckte zusammen, als er getroffen wurde, schien jedoch nur noch wütender als vorher und kam auf sie zu.

Leylis hatte allerdings schon die nächste Bewegung, dieses mal eine weniger ruckartige, sondern eher fließende, vollführt.

"Wasser!"

Nun taumelte ihr Gegner kurz und schien ebenfalls einen Zauber durchführen zu wollen. Sie bewirkte noch bevor er fertig war, einen Eiszapfen, der ihn traf, doch wieder hatte sie nur begrenzt Erfolg. Ihre Magie wirkte zwar, aber dennoch würde sie eine ganze Weile und jede Menge Kraft benötigen, um dieses vogelfressende Ungeheuer unschädlich zu machen.

Leylis beobachtete fieberhaft ihre Umgebung, um sofort handeln zu können, wenn ihr etwas Unnormales wie beispielweise eine Temperaturschwankung auffiel. Sie wusste schließlich nicht, mit welchem Element ihr Feind angreifen würde...

Trotz ihres Abwartens geschah jedoch nichts dergleichen und nach einer Weile kehrte ihr Gegner in seine normale Kampfhaltung zurück.

Was nun wohl passiert ist?, fragte sich Leylis. Vielleicht hatte sie es geschafft, mit ihrem Zauber seinen rechtzeitig zu blockieren.

Na gut, wenn nicht du, dann eben ich..., dachte Leylis und konzentrierte sich erneut.

Dann durchschnitt sie mit zwei Fingern diagonal die Luft und formte sie kurz darauf zu einem Fingerzeichen.

"Blitz!"

Wie erwartet zuckte über ihrem Gegner ein Blitz auf, welcher dann auf ihn niederging. Irgendwie schien er jedoch abzugleiten.

Wieso das denn jetzt?, fragte sich Leylis: Er war doch genau über...

Weiter kam sie mit ihren Gedanken nicht, denn offensichtlich war ihr Zauber nicht nur abgelenkt, sondern reflektiert worden und zu ihr zurückgekommen.

Von der Wucht ihrer eigenen Magie getroffen, taumelte Leylis und sprach hastig einen Vita Zauber, um sich zu heilen. Dieser erfüllte nur begrenzt seine Wirkung, aber das war immerhin besser als gar nicht.

Wirklich großartig! Er hat sich mit Reflek belegt...

Leylis bereute ihre Dummheit. Sie war so fixiert auf die Umgebung gewesen, dass sie auf den Feind selbst kaum noch geachtet hatte. Und jetzt hatte sie den Salat: Sie besaß im Moment keine Waffe, mit der sie sich hätte wehren können, ihre einzige Hilfe bestand aus einem Kuscheltier, dass drei Meter über dem Boden zitternd auf einem Felsvorsprung hockte und ihr Gegner hatte soeben mit Reflek dafür gesorgt, dass sie keine Zauber mehr anwenden konnte, um ihm zu schaden. Dank ihrer ganzen Weißmagie-Paukerei wusste sie zwar, dass man Reflek mit Anti-Z aufheben konnte, das brachte ihr jedoch auch nicht wirklich viel, da sie diesen Zauber nicht beherrschte. Er überstieg ihre Fähigkeiten als Heilerin um einiges...

"Ich hätte doch mehr üben sollen.", seufzte Leylis leise. Dabei kam ihr eine Idee... eine ziemlich verrückte Idee..., aber warum eigentlich nicht?

Zum Beschwören benötigte sie nicht unbedingt einen Medienstab, dieser erleichterte es nur. Wenn sie sich konzentrierte, konnte sie Chronis sicherlich auch so herbeirufen.

Guten Mutes richtete sich Leylis zu voller Größe auf und begann ihren Beschwörungstanz. Sie kam sich vor wie im Traum, schloss die Augen dabei und konzentrierte sich auf ihre Bewegungen.

Diese verliefen flüssig und ohne Zögern. Sie hatte schon so häufig eine Bestia gerufen, dass sie nicht einmal nachdenken musste...

Doch irgendetwas fühlte sich anders an, als sonst. Normalerweise antworteten die Asthras sofort und wenig später erschien dann die Bestia.

Leylis hörte sehr wohl etwas von Chronis, aber es war keine Antwort, sondern eher ein Ruf ihrerseits. Sie spürte auch keine sich nähernde Bestia, vielmehr der Drang einer, die zu ihr kommen wollte, es jedoch nicht schaffte.

Leylis öffnete die Augen. Vor ihr war ein schimmernder, türkisblauer See. Eine Felswand ragte vor ihr auf, seltsame Bilder aus Stein an den Wänden. Sie fiel durch Schnee, sah ihn direkt vor ihren Augen und spürte einen stechenden Schmerz im Rücken.

Als Leylis wieder aufstand, sah sie direkt in die hässliche Fratze des Choco Gourmets. Er hatte sie wohl angegriffen und mit einer seiner Fäuste gegen eine nahestehende Felswand geschleudert.

"Vita!", rief Leylis erschöpft.

Kurz darauf ging es ihr geringfügig besser, doch lange konnte sie das Ganze nicht mehr durchhalten...

Sie hatte zwar keine Ahnung, was genau passiert war, doch ihre Beschwörung war offensichtlich mehr als schief gegangen.

Ganz blöde Idee..., dachte sich Leylis und fragte sich gerade, was sie nun machen sollte, als ihr Gegner wieder angriff. Da Leylis buchstäblich mit dem Rücken zur Wand stand und nicht so schnell nach rechts oder links ausweichen konnte, hielt sie nur schützend die Arme vors Gesicht und hoffte auf ein Wunder.

Und das Wunder geschah. Nach einer Weile ließ Leylis die Arme wieder sinken und erkannte, dass ihr Chocobo wohl wieder von seinem sicheren Platz herunter gekommen sein musste und nun das Monster attackierte. Viel bewirken konnte er mit seinen Krallen jedoch nicht, denn nach kurzer Zeit erwischte ihn sein Feind mit einem der gewaltigen Arme. Daraufhin zog sich der gelbe Vogel fiepsend zurück und gelangte kurz drauf in eine Sackgasse, wo er sich hoffnungslos auf den Boden sinken ließ.

Leylis betrachtete erstarrt, wie der Choco Gourmet zum zweiten Mal mit hungrigem Blick auf ihren Freund zu marschierte.

"Nein!"

Leylis sprang auf und stellte sich zwischen die beiden.

"Bleib gefälligst weg von ihm!"

Sie würde auf gar keinen Fall zusehen, wie ihr neuer Freund, welcher sie nun schon zwei Mal gerettet hatte, als Mittagessen diente.

Dumm war nur, dass sie das Monster nicht wirklich aufhalten konnte...

Der Chocobo saß direkt hinter ihr und krähte dankbar. Leylis wollte gerade etwas sagen, als der Gegner vorstieß.

Leylis hielt die Hände ausgestreckt, als könne sie ihn damit zurückstoßen und schrie.

Sie schrie, bis ihr die Luft ausging und sie japsend dastand.

Sie stand noch!

Nach der Ursache dessen musste sie nicht lange suchen. Fasziniert blickte Leylis auf eine Art durchscheinenden, schimmernden Schild, der sich direkt vor ihr befand.

Der Choco Gourmet schlug ein paar Mal prüfend darauf und wich dann einige Meter zurück.

Interessiert bemerkte Leylis, dass sich die Form des Schilds veränderte. Er schien in einzelne Partikel aufzuteilen, die wie eine Mischung aus Illumina und glitzernden Wassertropfen aussahen. Wenig später setzten sie sich zu einer neuen Form zusammen.

Leylis staunte nicht schlecht, als sie auf eine bekannte Gestalt blickte:

"Efrye..?"

Sie starrte den Himmelsdrachen mit seinen glänzenden Schuppen an. Was machte er denn ausgerechnet hier. Noch dazu war er eine Bestia, die Leylis nur ein Mal gerufen hatte, weil sie bei diesem Mal fast die Kontrolle verloren hätte. Deshalb glaubte sie nicht daran, dass sein Erscheinen auf ihre Beschwörung zurückzuführen war.

Efrye war Lennes Lieblingsbestia. Doch diese war nicht hier.

Sie konnte ihn genauso wenig beschworen haben. Wer aber dann?

Auf einmal setzte sich der Drache in Bewegung. Er flog direkt auf Leylis' rechte Hand zu, dabei leuchtete er noch mehr als zuvor. Das Licht konzentrierte sich auf ihrem Mittelfinger und nach einer Weile war Efrye vollständig verschwunden. Dafür befand sich an Leylis' Finger nun ein wunderschöner Ring, der in den Farben von Efryes Schuppen schimmerte.

Das Problem an der ganzen Sache war nur, dass Leylis jetzt keinen hübschen Ring brauchen konnte, wie sie mit einem Blick auf den nun wieder auf sie zustrebenden Choco Gourmet feststellte.

Sie brauchte eine Waffe und zwar sofort!

Ärgerlich schüttelte sie die Hand mit dem Ring daran.

"Hey, komm sofort wieder raus, Efrye! Ich brauch dich noch! Was fällt dir ein, einfach wieder zu verschwinden?!"

Während sie panisch mit ihrer Hand durch die Gegend furchtelte, kam ihr Gegner immer näher. Es wirbelten zwar einige der glänzenden Partikel durch die Luft, sonst geschah jedoch nichts weiter. Jetzt stand ihr Feind direkt vor ihr. Mit inzwischen leicht zitternden Fingern machte sie eine Art Bogenbewegung durch die Luft und fühlte plötzlich etwas zwischen ihrer Hand. Nachdem sie umgehend zugefasst hatte, bildeten die Wassertröpfen einen Stab, der fest in ihrem Griff lag.

Staunend betrachtete Leylis ihre Waffe. Sie glitzerte sehr schön und wirkte hart und unzerbrechlich. Es war zwar kein Medienstab, aber mit so etwas konnte sie kämpfen.

Leylis stürzte sich auf ihren Gegner und deckte ihn mit Schlägen ein, während sie seinen eigenen fast immer ausweichen konnte. Im Falle eines Gegentreffers heilte sie sich mit Vita.

Obwohl sie nicht mehr allzu viel Kraft zum Zaubern hatte, bemühte sie sich die Oberhand zu behalten. Doch dann schlug ihr Feind mit beiden Armen zugleich zu und Leylis, die nicht damit gerechnet hatte, wurde getroffen, musste sich anschließend auf ihren Stab stützen und sah dem Monster, das keine Zeit verlor und schon wieder auf sie zukam, beunruhigt entgegen.

Dann schloss sie kurz die Augen, was sollte sie jetzt machen? Wenn sie zauberte, hatte sie keine Gelegenheit mehr auszuweichen, aber ohne Heilung, hatte sie nicht die Kraft zur Seite zu springen...

Leylis machte sich umsonst Sorgen, denn wieder löste ihr gefiederter Freund das Problem im Handumdrehen. Ein kurzes Leuchten um sie herum machte seinen Vita-Zauber deutlich. Dann brachte sich Leylis aus der Reichweite ihres Gegner und stürmte kurz darauf wieder auf ihn zu. Sie schlug so fest sie konnte zu und bemerkte anschließend überrascht, dass das Monster nach hinten gekippt war und sich zumindest für den Augenblick nicht wehren konnte.

Als ihr zudem auffiel, dass der Reflek-Zauber, der das Monster umgeben hatte wohl durch ihren Angriff erloschen war, konzentrierte Leylis all ihre Kraft und machte dieselbe schnippsende Bewegung, wie zu Beginn des Kampfes, nur dieses Mal mit beiden Händen...

"Feura!"

Auf beiden Händen erschienen Feuerbälle, welche sie unverzüglich gegen den Choco Gourmet auf die Reise schickte.

Einige Illumina stoben in unterschiedliche Richtungen davon. Leylis sank seufzend auf den Boden. Sie hatte es geschafft. Heilfroh darüber betrachtete sie nochmals den Ring an ihrer Hand. Sämtliche Partikelchen hatten sich wieder in ihn zurückgezogen. Er ruhte schillernd auf ihrem Finger...

Als Leylis wieder aufblickte, sah sie nicht allzu weit entfernt eine Person stehen, welche ihr sehr bekannt vorkam. Langsam stand sie auf und ging auf diese zu...

"Shujin..?"
 

***
 

"Was..? Wer bist du?"

Tidus sah das ihm unbekannte Mädchen an. Eigentlich hatte er ihr helfen wollen...

Es war von einer Klippe aus zu sehen gewesen, dass sie gegen den Choco Gourmet gekämpft hatte und zu diesem Zeitpunkt war sie im Nachteil gewesen. Allerdings hatte der Chocobo, welcher nun kurz hinter ihr auf dem Boden hockte, ihr geholfen.

Als er selbst hier angekommen war, hatten sie den Kampf jedoch schon für sich entscheiden können

Das Mädchen wirkte erschöpft, was jedoch kein Wunder war. Allerdings fixierte sie ihn mit wachen Augen.

Sie hatte ihn Shujin genannt, da war er sich sicher...

"Kennst du vielleicht auch Lenne?"

Tidus sah die Fremde interessiert an. Er bemerkte ein Aufleuchten in ihrem Gesicht. Yuna hatte ihm alles, was sie wusste, über Lenne erzählt. Betrachtete man ihre Geschichte, so war es unmöglich, nicht auch etwas über ihren geliebten Shujin zu erfahren. Beide waren jedoch schon seit langer Zeit tot. Warum schien jetzt eine ihm völlig unbekannte Frau die beiden zu kennen...

"Wo ist Lenne? Ist sie hier? Bring mich bitte zu ihr!"

Das Mädchen, nun offenbar ziemlich aufgeregt, trat noch ein paar Schritte auf ihn zu.

"Shujin? Was ist los? Du bist so..."

Sie kam noch näher, bis Tidus meinte, sie müsste ihn jeden Moment berühren.

Er sah sie aufmerksam, sie ihn verwirrt an.

"Du bist gar nicht Shujin...,oder?"

Tidus schaute mit einem Lächeln auf sie herab. Sie war ein Stück kleiner als er, etwa Yunas Größe.

"Das habe ich nie behauptet. Mein Name ist Tidus!"

Ruckartig wich sie einige Schritte zurück.

"Was soll das Ganze? Wieso siehst du aus wie er? Warum bin ich überhaupt hier..."

Sie rannte an ihm vorbei noch ehe, er sie aufhalten konnte.

"He, warte doch!"

Tidus lief ihr einige Meter hinterher, bis ihm auffiel, dass die Unbekannte wieder stehen geblieben war. Der Grund dafür stellte sich als die nun vor ihr stehende Yuna heraus. Die beiden Frauen schienen miteinander zu reden und kamen dann auf ihn zu...

Yuna grinste:

"Da siehst du mal, wie es ist, wenn man einfach stehen gelassen wird!"

Tidus ging ihnen langsam und ebenfalls lächelnd entgegen:

"Ja, schon gut, ich habs begriffen. Es tut mir Leid... Das nächste Mal warte ich auf dich!"

"Auch wenn ich dir das nicht wirklich glaube, freut es mich das zu hören.", erwiederte Yuna.

"Ähm, entschuldigung, aber ich bin auch noch da. Eigentlich sollte ich zwar gar nicht hier sein, aber ich bin es nun einmal. Ich habe keine Ahnung warum und seit meiner Ankunft gerate ich hier von einem Problem ins nächste. Wenn du mir also, wie eben gesagt, helfen möchtest, dann bitte ich zunächst mal um eine Erklärung!"

Das fremde Mädchen sah Tidus und Yuna herausfordernd an. Yuna lächelte immer noch:

"In Ordnung! Wir sollten zu unseren Freunden zurückkehren, dort wartet ein Mittagessen auf uns... Auf dem Weg dorthin werde ich versuchen, alle deine Fragen zu beantworten. Ich kann dir jedoch nicht versprechen, dass ich für alles eine Erklärung kenne!"

Ihr Gegenüber nickte kurz:

"Schön! Ich bin einverstanden, aber was ist mit meinem Chocobo?"

"Der kommt mit uns! Bei dem Reisebedarf gibt es auch viele andere von ihnen."

Yuna sah sie aufmunternd an.

Tidus fiel noch etwas ein, als sie sich gerade mit dem gelben Vogel zusammen auf den Weg machen wollten:

"Hey, sag mal, du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Wie heißt du eigentlich?"

Das Mädchen lächelte und sah ihn fröhlich an:

"Leylis! Mein Name ist Leylis!"

"Freut mich, dich kennenzulernen!", sagten Yuna und Tidus wie aus einem Mund.

Dann stellten sie sich ebenfalls vor.

Während sie die Mi'hen Straße entlangschlenderten, erzählte Leylis ihre Geschichte. Tidus und Yuna hörten ihr aufmerksam zu, hatten jedoch keine Erklärung für deren Reise. Als Yuna ihr erzählte, dass sie wohl irgendwie durch die Zeit gereist war, blickte Leylis sie erschrocken an:

"Was? Aber wie kann das sein? Wie soll ich denn wieder zurückkommen?

Yuna schüttelte den Kopf:

"Ich weiß es nicht, aber wir werden versuchen, dir zu helfen. Von den Bestias, die du erwähntest, habe ich noch nie etwas gehört... Was für welche sind es denn?"

Leylis wandte sich überrascht Yuna zu:

"Chronis und Tineris? Sie sind dir unbekannt... Gibt es sie hier denn nicht? Naja, Tineris beherrscht den Raum und Chronis die Zei... Moment mal, daran könnte es liegen! Chronis' Element ist die Zeit. Wenn ich sie beschwöre, kann ich bestimmt nach Hause zurück...

Aber das geht leider nicht..."

Yuna sah sie überrascht an:

"Warum denn nicht?"

Dann erzählte Leylis von ihrem Versuch, Chronis herbei zu rufen. Als sie geendet hatte, sahen sowohl Tidus als auch Yuna sie ratlos an.

"Irgendwie kommt mir die Beschreibung deines Traums, den du bei der Beschwörung hattest bekannt vor...", meinte Tidus.

Er erinnerte sich nur nicht genau, wieso.

"Na bitte, da seid ihr ja endlich! Wir wollten schon mit einem Luftmonitor nach euch suchen!"

Rikku lief dem Trio entgegen, als sie schon fast beim Reisebedarf angekommen waren. Sie grinste über das ganze Gesicht. Wahrscheinlich hatte sie es geschafft Rin im Preis für einige Items zu drücken.

"Womit wollte sie euch suchen?", fragte Leylis leise Tidus.

"Sie meint: mit einem Luftmobil, das sind die Maschinen, die du dort drüben siehst."

Interessiert warf Leylis einen Blick auf die wohl flugfähigen Transportmittel, die in einiger Entfernung standen. Dabei war sie Rikku wohl aufgefallen.

"Sagt mal, wer ist das denn?"

Anstatt eine Antwort abzuwarten, lief Rikku selbst zu Leylis und starrte sie eine Weile mit undurchdringlichem Blick an. Diese war viel zu überrascht, um sich großartig zu bewegen und so blickte sie ebenso starr zurück.

Nach einer Weile lachte Rikku kurz und wandte sich wieder Leylis zu:

"Hey, nicht übel, du hast nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Das war nur so ein Spielchen von mir. Lasst uns zu den anderen gehen. Die haben darauf bestanden mit dem Mittagessen auf euch zu warten und ich hab so was von einen Riesenhunger. Ich heiße übrigens Rikku!"

Leylis nun ebenfalls grinsend nannte nochmals ihren Namen und zusammen mit Yuna und Tidus folgte sie Rikku zu einem kleinen Haus, wo sie einige Male mehr nach ihrem Namen gefragt wurde. Im Gegensatz dafür, stellten sich ihr Rin, Brüderchen, Gippel, Wakka, Lulu, Kumpelchen und Shinra vor. Anschließend aßen sie alle zusammen zu Mittag.

Leylis war froh, endlich wieder etwas zu essen zu bekommen. Nachdem fast alle den gröbsten Hunger gestillt hatten, fragte Lulu sie nach ihrer Geschichte. Leylis blickte erst Lulu, dann Yuna und Tidus an.

"Erzählt ihr bitte mal! Ich hab seit fast einanhalb Tagen nichts Richtiges mehr gegessen..."

Dann nahm sie sich noch einen Nachschlag, hörte den beiden zu und ergänzte ab und an eine Kleinigkeit, wenn sie etwas vergaßen.

Nach diesem Vortrag bereitete sich für einige Zeit Stille in der Runde aus. Auch Tidus war in seine Gedanken versunken. In letzter Zeit häuften sich die gemeimnisvollen Ereignisse wirklich. Es gab tatsächlich Parallelen zu denen von vor vier Jahren. Sollte Yuna doch Recht haben?

Tidus wünschte sich, dass dem nicht so war, denn schließlich hatten sie damals einiges an Schwierigkeiten gehabt und außerdem war er von seiner Frau getrennt worden. Das hatte mit den Asthra zusammengehangen. Eben jene Wesen, von denen er glaubte, eines gesehen zu haben...

Während er so darüber nachdachte, ging ihm plötzlich ein Licht auf.

"Leylis! Der Ort, den du in deinem Traum während der Beschwörung gesehen hast, ich glaube ich weiß, wo er sich befindet!"

Tidus blickte in eine Reihe erstaunter Augen. Er stand auf und sah Leylis ruhig an:

"Vielleicht finden wir dort eine Erklärung..."
 

***
 

"Oh, nein! Du kommst auf gar keinen Fall mit!"

Yuna blickte Tidus ernst an:

"Du weißt genau, was beim letzten Mal passiert ist! Ich riskiere nicht, dass es sich wiederholt."

Leylis blickte die beiden irritiert an. Sie hatte mal wieder keine Ahnung, was eigentlich los war, doch offensichtlich hatte Yuna ein Problem mit dem Ort, den Tidus soeben genannt hatte.

"Yuna, hör mir zu! Das ist längst vorbei... Es wird schon nichts passieren!"

Tidus sah seine Frau ruhig an. Diese jedoch ließ sich nicht beirren:

"Nein! Es bleibt dabei! Egal was du sagst! Bitte..."

"Ähm, ich möchte wirklich nicht unhöflich sein und auch keine Schwierigkeiten machen, aber was genau ist eigentlich das Problem?"

Leylis schaute gespannt in die Runde, doch keiner wollte ihr antworten. Schließlich wandte Yuna selbst sich ihr zu:

"Der Ort, den du in deinem Traum gesehen hast, befindet sich höchst wahrscheinlich auf Berg Gagazeth, nahe dessen Spitze um genau zu sein..."

Dann erklärte ihr Yuna, was dort vor etwa vier Jahren geschehen war. Sie erzählte von Tidus' Zusammenbruch auf dem Berg neben der Asrthramasse, von den Asthras, die mit Tidus gesprochen und ihm erklärt hatten, dass er ein Traum sei und verschwinden würde, wenn man [Sin] endgültig vernichtete und davon, dass sie deshalb zwei Jahre lang von ihm getrennt gewesen war.

Als sie damit schloss, dass vor kurzer Zeit wieder eine Astrah aufgetaucht sei, schaute Leylis sie verständnisvoll an:

"Ich kann nachvollziehen, dass du Angst hast und nicht dorthin möchtest. Ich verlange nicht von euch, mich zu begleiten, ich kann mich auch alleine durchschlagen und finde schon dorthin."

Leylis erhob sich und ging Richtung Ausgang. Hastig stand Yuna ebenfalls auf und versperrte ihr den Weg:

"Moment mal! Wer hat gesagt, dass wir dir nicht helfen. Ich will bloß meinen leichtsinnigen Mann von der Asthramasse fernhalten, aber das heißt noch lange nicht, dass ich dich nicht zu ihr bringe!"

Nun stand Rikku ebenfalls auf:

"Ok, wir werden zwar offensichtlich nicht gefragt, aber wir anderen kommen natürlich auch mit. Schon alleine deswegen, weil es mit unserem Flugschiff schneller geht!"

Wakka stellte sich neben Rikku:

"Na, sicher! Wir wollen schließlich auch wissen, was genau so vor sich geht!"

Lulu warf ihm einen eiskalten Blick zu:

"Tja, damit wirst du dich gedulden müssen, denn schließlich braucht Vidiny ab und an auch mal seinen Vater. Wir werden nach Luca gehen und von dort aus mit dem Schiff nach Hause fahren!"

Ihr Mann schien noch etwas erwiedern zu wollen, ließ es dann aber und nickte nur.

"Könntet ihr euch bitte wieder hinsetzten? Ihr zerstört meine Definition von Ruhe!", meinte Gippel kurz darauf.

"Oho, Definition! Pluspunkt für schwieriges Wort!"

Daraufhin wirkte er, als wolle er Rikku jeden Moment erwürgen...

Nach einigen weiteren Wortgefechten, liefen Yuna, Tidus, Leylis und das Möwenpack zum Flugschiff und gingen an Bord. Lulu und Wakka hatten sich schon früher verabschiedet...

Alle versammelten sich auf der Brücke und schon waren sie zum Berg Gagazeth unterwegs. Yuna lehnte sich an eines der Fenster und sah hinaus. Zur Ruhe würde sie wohl in der nächsten Zeit nur begrenzt kommen. Zu vieles war geschehen. Man hatte sie aus ihrem ruhigen, friedlichem Leben herausgerissen...

Ob Leylis wirklich aus der Vergangenheit gekommen war? Bei Tidus hatte sie das anfangs auch gedacht. Vielleicht war sie genau wie er nur ein Traum... aber Lenne hatte wirklich existiert. Dann müsste Leylis doch eigentlich auch "real" sein...

Yuna schüttelte den Kopf, als ihr bewusst wurde, dass sie sich schon wieder viel zu viele unnötige Gedanken machte. Im Vordergrund stand jetzt erst einmal Leylis zu helfen und sie würde sie mit all ihrer Kraft unterstützen. Yunas Entschlossenheit war begründet, denn sie hatte Leylis zuvor schon einmal gesehen und zwar in dem Traum, den sie in Luca gehabt hatte. Sie vertraute ihren Träumen, irgendetwas wollten diese ihr sicherlich sagen...

Mit einem sanften Ruck setzte die Celsius auf dem kahlen Bergboden von Gagazeth auf. Brüderchen hatte sie nahe der Bergspitze gelandet. Fast bedauerte Yuna dies ein wenig, schließlich konnte sie so ihren alten Freund Kimahri, welcher am Fuße des Berges lebte nicht besuchen. Dafür war allerdings der Weg zum See deutlich kürzer.

Mit einem Satz sprang sie aus dem Flugschiff. Leylis, Rikku, Gippel und Tidus landeten direkt neben ihr. Misstrauisch sah sie ihren Mann an, dieser hielt ihrem Blick jedoch stand und sagte:

"Ich versteh dich ja... aber gerade weil dort oben irgendetwas Gefärliches sein könnte, will ich mitkommen! Ich verspreche dir, dass ich mich von der Quelle fernhalte. Nur möchte ich euch zu Hilfe kommen können, wenn ihr mich brauchen solltet."

Yuna nickte ihm zu, sie war froh, dass er zumindest nicht in die Nähe der Asthramasse kam.

Zusammen machten sich die fünf auf den Weg. Der Rest des Möwenpacks blieb auf der Celsius.

Yuna stapfte durch den Schnee. Sie war darauf vorbereitet gewesen. Selbst im wärmsten Sommer lag so weit oben auf dem Berg Schnee. Mäntel oder ähnliches benötigte der Trupp dennoch nicht, Yunas Exeis Zauber bewarte ihn vor Verkühlungen.

Kurz darauf waren sie ihrem Ziel schon ziemlich nahe. Yuna konnte den See inzwischen in der Ferne schimmern sehen. Auf einen durchdringenden Blick von ihr hin, blieb Tidus bei dem Felsen, an dem sie gerade vorbeikamen stehen und lehte sich an diesen.

"Bis gleich!", meinte er und sah Yuna mit einem zur Vorsicht mahnenden Ausdruck an.

Zusammen mit Rikku, Gippel und Leylis ging sie auf die türkis leuchtende Masse zu. Vor vier Jahren hatte sich aus ihr eine in den Himmel ragende Säule gebildet, nun lag sie jedoch glatt, wie ein ruhender mit wassergefüllter See vor ihnen, allerdings mit dem Unterschied, dass man sich in der Masse nicht spiegelte.

"Tja, und was nun?"

Gippel besah sich die Fläche mit fragender Miene. Auch Yuna schaute etwas hilflos drein:

"Ich weiß nicht genau... Früher bildete die Masse eine Art Säule und bestand nur aus Asthras. Jetzt sieht es eher so aus, als wäre es vielmehr eine Sphäroquelle."

Leylis ging ein Stück weiter auf den See zu und drehte sich kurz mit geschlossenen Augen. Es sah aus, wie der Anfang eines Beschwörungstanzes.

"Ich glaube, sie ist hier...", flüsterte sie und machte noch einige Bewegungen mehr, bis sie sich mitten in der Beschwörung befand. Die Flüssigkeit des Sees rührte sich, erst bedächtig, dann immer deutlicher. Fasziniert blickte Yuna auf das Schauspiel, das sich ihr bot. Es schien fast so, als würde sich die Masse zu Leylis' Bewegungen hin und her wiegen.

Plötzlich erbebte der Boden. Yuna schrak zusammen, als kurz darauf ein riesiges Monster hinter einer Bergwand hervorkam. Es war ihr nicht ganz unbekannt, da es ziemlich genau so aussah wie der Heiligtumswächter, gegen den sie vor vier Jahren auf der Spitze des Berges gekämpft hatten. Sie waren zwar noch ein gutes Stück vom Gipfel entfernt, doch offensichtlich schien der neue Wächter sich auch so gestört zu fühlen. Yuna machte sich kampfbereit. Rechts und links neben ihr nahmen auch Rikku und Gippel zunächst eine Verteidigungsstellung ein.

"Es tut mir Leid, ich kann jetzt nicht aufhören...", kam es leise von Leylis, die ihre Tätigkeit nicht einen Augenblick unterbrach. Yuna nickte kurz und dann griff ihr Gegner auch schon an. Ein leuchtender magischer Ring erschien in der Luft. Rikku und Gippel wichen ihm schnell zur Seite weg aus. Yuna, die in der Mitte stand und keine Zeit dafür hatte, zauberte Shell und blieb so gut wie unverletzt. Allerdings prallte die Kraft des Magierings auch auf den Felsboden, der mit einem lauten Krachen zerbrach. Sie stürzte von dem Felsvorsprung hinab.

"Yuna!"

Während sie durch die eiskalte Luft fiel, dachte sie daran, dass sie schon einmal aus einer ähnlichen Höhe gefallen war. Damals war sie von einem Turm in Bevelle heruntergestürzt. Sie meinte zu fliegen und auch wenn es nicht sehr lange anhalten würde, für den Moment war es ein schönes Gefühl...

Dann war es auf einmal weg, Yuna öffnete die Augen. Sie wurde von einer Bestia festgehalten. Yuna musste einmal blinzeln, bevor sie diese erkannte:

"Bahamut..?"

Er hielt sie mit seinen krallenbesetzten Händen fest und flog nun den Berg hinauf, zurück zu der Felsplatte mit der Asthramasse, die wie Yuna sehen konnte inzwischen eine hin-und her schwankende Säule gebildet hatte. Es kam ihr alles vor wie ein Traum...

Tidus sank auf den weiß glänzenden Boden.

Ein Schwarm Illumina schwebte durch die Luft und glitt neben Leylis her, die fortwährend tanzte.

Bahamut hatte sich aufgelößt und Yuna fiel durch einige verbliebene Illumina hindurch, bis sie einige Meter weiter unten auf einem Felsvorsprung in einer Schneewehe landete und dort liegen blieb.
 

***
 

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So, das war mein 2. Kapitel. ^^

Hoffe, es hat euch gefallen. Für alle, die nicht lückenlos Al Bhed verstehen und wissen wollen, was genau in diesem Kapitel gesagt wurde, ist hier noch mal eine kleine Übersetzung:
 

Seite 5 Mitte:

Saeh Meapan... – Mein Lieber...

"Carn fedwek! Fyc Paccanac vyammd ten furm helrd aeh... Ti karcd sen yiv tea Hanjah!" - "Sehr witzig! Was Besseres fällt dir wohl nicht ein... Du gehst mir auf die Nerven!"
 

Wäre lieb, wenn ihr mir eure Meinung zu meinem Kapitel mitteilt. Ich bemühe mich unterdessen um Kapitel III. Titel ist übrigens: Dreams, Rebuilt By Memories

Bis dann!
 

Leylis



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-03-14T17:12:19+00:00 14.03.2008 18:12
Super schönes Kapitel. Gippel und Rikku sind echt zum schreien XD. Hoffe ich krieg noch mehr davon zu lesen. Würde mich freuen wenn du mir wieder Bescheid geben könntest, wenn das nächste Kapitel da ist.

vG: Red-Dragon06
Von:  Miasma
2008-03-09T16:07:42+00:00 09.03.2008 17:07
Wieder son schönes Kapi^^(Vor allem die Szene mit Rikku und Gippel war lustig^^)
Natürlich ist der Rest des Kapis-genau wie das vorherige-sehr gut geschrieben!
Es war echt interessant und ich bin gespannt, wie es weitergeht!
Schreib bitte schnell weiter!

lg, die SOLDATin
Von:  Akami_
2008-03-09T14:57:47+00:00 09.03.2008 15:57
Boah wieder ein geiles langes kappi
*Smile*
Du überrascht mich jedes mal auf neue ^^
Die szene von rikku und Gippal find ich sau komisch ^^


Ich bin mal gespannt wie das treffen aus geht ^^

Schreib schnell weiter
*smile*
Von: abgemeldet
2008-03-09T13:30:05+00:00 09.03.2008 14:30
Ach mensch ich dacht schon, ich wäre die erste, aber was solls ^^ Habe das Kapitel eben akkord innerhalb von ner Stunde durchgelesen und es hat mir (obwohl ich es ja schon kannte ^.-) sehr gut gefallen! Dein Schreibstil ist genial und du schaffst es mich immer wieder zum Schmunzeln und lachen zu bringen! ^^ (Besonders die Szenen mit Rikku und Gippel sind zum Schreien xD)
Dann hoffen wir mal, dass dich die Muse bald wieder küsst und wir weiterlesen können ^___^
hdgdl
Lesca
Von:  Susilein
2008-03-09T13:18:57+00:00 09.03.2008 14:18
Mal wieder ein eüßerst interessantes und gutes Kap aber leider so lang ~.~
Endlich treffen levis auf Titus und Co, cool *-*
*Lach* das mit rikku und Gippel war cool XDDDDDDDDDDDDDDD
weiterso^^

Susi


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