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HOLLOW

A Vampire Story
von

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Higher Level

nach einem monat endlich wieder frischer lesestoff! das krea-tief ist mithilfe von ferien, schlaf und alkohol überwunden worden und ich hab endlich wieder wirklich lust zum schreiben *_* dh: wahrscheinlich werdet ihr auf die nächsten chaps nicht so lange warten müssen. (sofern ich in den ferien mal zuhause bin, werde ich jede freie minute zum tippen nutzen ^^)
 


 

enjoy♥
 


 

*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*
 


 

Zeros Villa, Küche, ca 10 Uhr...
 

Toshiya saß am Küchentisch und stocherte schweigend in seiner Suppe herum. Von Zeit zu Zeit warf er Zero, der mit dem Rücken zu ihm stand und den Herd schrubbte, einen kurzen Blick zu. Eine angespannte Atmosphäre lag über der Szene und draußen prasselten winzige Regentropfen gegen die Fensterscheiben. Toshiya seufzte leise und blickte geistesabwesend hinaus in den grauen Himmel..

„Wieso sagst du nichts?“, fragte er schließlich leise. Der Vampir hielt inne und wandte sich um. „Was sollte ich denn deiner Ansicht nach sagen?“

Ohne den Blick zu heben zuckte Toshiya die Schultern. „Ich weiß nicht. Irgendwas.“

Anstatt des erhofften Gesprächs trat erneut eine quälende Stille ein, die Toshiya zusätzlich verunsicherte. Er stand auf, nahm die halbleere Suppenschüssel und stellte sie ins Spülbecken. „Ich glaub, ich geh ein bisschen raus.“, sagte er matt und steuerte auf die Flurtür zu. Mit einer einzigen fließenden Bewegung packte Zero ihn am Arm und hielt ihn fest.

„Nein, du gehst nicht raus.“

Verwirrt starrte der Braunhaarige auf die weiße Hand, die sich auf seinen Unterarm gelegt hatte und ihn so zurückhielt. „Wieso nicht?“

Zero legte den Spüllappen beiseite und ließ Toshiya los. „Weil es gefährlich ist, darum.“, sagte er ernst und strich sich eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht. Toshiya runzelte die Stirn und verschränkte die Arme. „Was ist daran gefährlich, wenn ich einen Spaziergang mache?“, fragte er verständnislos. „Verheimlichst du mir wieder irgendwas?“

Zero verzog den Mund und setzte sich auf die Anrichte. „Ich würde es nicht gleich verheimlichen nennen-“

„Also ja?!“

„Es gibt Dinge, die du einfach nicht wissen solltest.“

Offenbar versuchte Zero sich hier aus irgendeiner Affäre herauszuziehen, doch dieses Mal würde Toshiya sich das nicht gefallen lassen. „Wenn es um mich geht, dann habe ich ein Recht darauf, es zu erfahren! Vertraust du mir wirklich so wenig, dass du mich ständig anlügst?“ Noch während er sprach, schlich sich ein trauriger Ausdruck in Toshiyas Augen. Augenblicklich schüttelte Zero den Kopf. „Nein, es hat nichts mit mangelndem Vertrauen zu tun, es dient deinem Schutz. Hier laufen momentan Dinge ab, mit denen du am Besten nie etwas zu tun hast. Es geht hier um viel mehr, als du dir vorstellen kannst.“, versuchte Zero zu erklären, doch der Jüngere blieb stur.

„Bitte, Zero! Sag mir, was los ist. Du machst mir Angst mit deinen Geheimnissen.“

Zeros Antwort ließ eine Weile auf sich warten, doch dann hüpfte er von der Ablage. „Wie du willst. Komm mit.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ Zero die Küche und ging die Treppen hinauf. Toshiya blieb ihm auf den Fersen und schon bald standen beide in Zeros chaotischem Büro. Während Zero in einem Aktenstapel herumwühlte blieb der Braunhaarige schweigend im Türrahmen stehen und harrte der Dinge, die da zweifelsohne kommen würden.

Erst, als eine vergilbte Mappe mit einem leisen Klatschen auf den Schreibtisch befördert wurde, traute sich Toshiya, den Raum zu betreten.

„Also du willst die Wahrheit, du bekommst sie.“, sagte Zero kühl und setzte sich auf den Schreibtischstuhl. Er öffnete die Mappe und nahm ein schmutziges Stück Papier heraus. „Du hast gesagt, deine Mutter ist tot, habe ich das richtig verstanden?“

Diese direkte Frage ließ Toshiya merklich zusammenzucken, doch er nickte wahrheitsgemäß.

„Dann sieh dir das jetzt mal an und sag mir, was du davon hältst.“ Er schob ihm das Papier hin. Toshiya erkannte schon nach wenigen Sekunden, dass es sich wieder um einen Stammbaum handelte, dieses Mal jedoch einen ziemlich weit verzweigten. Konzentriert studierte er die Zeichnung und wurde blass.

„Da steht der Name meiner Mutter drauf.“, murmelte er, mehr zu sich selbst, als zu Zero. „Aber von meinem Vater steht hier nichts. Hier steht ein anderer Name. Und mein Name steht auch nirgendwo.“

Zero nickte. „Gut erkannt. Ich will dich nicht länger auf die Folter spannen. Deine Mutter war ein Mensch, zumindest damals noch, als sie dich bekommen hat. Dein leiblicher Vater allerdings war ein Vampir. Der Mann, den du 'Vater' genannt hast, ist nichts weiter, als dein Stiefvater.“

Sichtlich schockiert biss Toshiya auf seiner Unterlippe herum..

„Wie kannst du das wissen?“

Zero lächelte kurz. „Es war eigentlich ein Zufall, der mir das klar gemacht hat.“, sagte er und kramte in seiner Hosentasche herum. „Als du mir deine Kette geschenkt hast, habe ich sie mir mal genauer angeschaut.“ Er legte das Schmuckstück auf den Schreibtisch. „Dieses Wappen ist nicht irgendein Wappen. Es handelt sich hier um das Familienwappen deines Vaters. Nachdem ich das erkannt hatte, hat der Rest deiner Geschichte auch Sinn ergeben.“

„Du kennst ihn?“

„Ich kenne ihn besser, als mir lieb ist.“ Zero nahm die Kette wieder an sich und rollte den Stammbaum zusammen. Toshiyas Verwirrung war nun sichtlich größer geworden und er piddelte an seinen Fingernägeln herum. „Du hörst dich so an, als könntest du ihn nicht leiden.“, murmelte er kleinlaut und sah auf seine Füße. Zero seufzte und erhob sich.

„Ich möchte nicht unhöflich wirken, aber dein Vater ist ein Arschloch sondergleichen. Ich schätze, dass es daran liegt, dass er gebürtiger Engländer ist. Die sind meistens komisch.“ Zero stopfte das zusammengerollte Papier unsanft zwischen einige eingestaubte Bücher.

„Ok, mag sein, aber wieso darf ich deswegen jetzt nicht vor die Tür?“, bohrte Toshiya nach.

„Gut, ich muss dafür weit ausholen, ist alles eine lange Geschichte. Ich bin dafür, wir gehen ins Wohnzimmer, hier ist es kalt.“

Gesagt getan, wenig später saßen beide auf dem Sofa und mittlerweile wiesen Toshiyas Nagelbetten eine beunruhigende Rötung auf.

Endlich erlöste Zero ihn von seiner Qual und begann zu reden.

„Ich habe dir schon erzählt, dass wir hier einen Clan haben, oder?“

Nicken.

„Gut. Natürlich gibt es nicht nur diesen einen Clan hier, überall auf der Welt verteilt leben Vampire in solchen Gemeinschaften. Und damit alle Gesetzte eingehalten werden und es zu keinem Krieg oder ähnlichem, zwischen Untoten und Menschen kommt, gibt es eine Regierung, den Orden. Also ein paar Vampire, die das weltweite Sagen haben. Eine Art Parlament, wenn du so willst.

Diese Typen hängen in Moskau rum und mischen sich von da aus in alles ein, was ihnen Spaß macht. Eigentlich eine gute Sache, ohne sie würde es wahrscheinlich Anarchie geben, allerdings sind wir mit den Russen schon einige Male aneinander geraten. Besonders Karyu hat so seine Probleme mit ihnen.

Und dein Vater ist niemand anderes, als Blake. Das Oberhaupt des Ordens. Um es kurz auszudrücken: Dein Vater ist der mächtigste Vampir dieses Jahrhunderts. Und offensichtlich hat er herausgefunden, dass du in diesem Revier aufgetaucht bist. Deswegen hat er seine Leute geschickt, damit sie dich suchen und finden, er will, dass du sein Nachfolger wirst, nehme ich an.“

Nachdem Zero geendet hatte, sah er Toshiya an, der stumm und reglos da saß und alles nicht so recht fassen konnte. „Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.“, murmelte er und blickte betreten auf seine Finger. Am Nagelbett seines rechten Zeigefingers bildeten sich kleine Bluttröpfchen.

„Ich weiß, dass es alles sehr schwer zu begreifen ist, aber deswegen möchte ich nicht, dass du nach draußen gehst. Erst gestern sind welche von Blakes Leuten hier in Tokyo gesehen worden. Sie suchen dich. Wenn sie dich finden, dann bringen sie dich nach Russland und das erste, das sie dort tun werden, ist dein Leben beenden. Du kannst nur als Vampir die Nachfolge antreten.“

Toshiya nickte und schwieg. Besorgt musterte Zero den Jungen, der mit hängenden Schultern neben ihm saß und heillos überfordert zu sein schien.

Er zögerte, legte dann jedoch vorsichtig seine Hand auf Toshiyas. Ein dunkelbraunes Augenpaar sah ihn überrascht, fast schon erschrocken, an. Die eigentlich nett gemeinte Geste steigerte Toshiyas Verwirrung zusätzlich und er begann damit, auf seiner Unterlippe herum zubeißen.

„Das ist alles so viel. Gestern sagst du mir, dass du mich liebst, aber dass wir nicht zusammen sein können. Heute sagst du mir, dass der Mann, den ich für meinen Vater gehalten habe, es gar nicht war und dass mein eigentlicher Vater ein Vampir ist und mich umbringen will.“, sagte Toshiya tonlos und betrachtete Zeros schmale Hand auf seiner eigenen.

„Ja, ich weiß. Aber solange du hier bleibst, bist du relativ sicher. Keiner von Blakes Leuten traut sich auch nur in meine Nähe. Am sichersten wärst du bei Karyu, aber das will ich dir nun wirklich nicht antun.“ Zero grinste schief und auch über Toshiyas Gesicht huschte ein winziges Lächeln.

„Diese ganze Sache macht mir irgendwie Angst.“, flüsterte er, ohne den Blick zu heben.

„Verständlich.“

„Zero?“

„Ja?“

„Nimmst du mich in den Arm?“

Der Schwarzhaarige hob überrascht die Augenbrauen und schien zu überlegen. Diese Zeit erschien Toshiya wie eine Ewigkeit. Endlich zog Zero den Halbvampir in seine Arme und strich ihm sanft über den Hinterkopf. Toshiya erwiderte die Umarmung sofort, lehnte den Kopf an Zeros Schulter und schloss die Augen.

Draußen wurde die Welt in einen grauen Regenschleier gehüllt...
 


 

Karyus Wohnung, 11.27 Uhr...
 

Nur in Jeans gehüllt und ein Handtuch um die Schultern geworfen, betrat Karyu leise den abgedunkelten Raum. So leise wie möglich öffnete er die weiße Schranktür und begann in den Klamottenbergen nach einem passenden Oberteil zu kramen. Ein Murren ertönte und langsam schob sich Tsukasas brauner Haarschopf aus dem Deckengewirr des Bettes.

„Was wird das denn wenn's fertig ist?“, nuschelte er verschlafen und beobachtete Karyu, als habe er Angst vor einem gewaltsamen Übergriff welcher Art auch immer. Karyu würdigte Tsukasa keines Blickes. „Verzeih mir, Dornröschen, aber das hier ist mein Zimmer, in dem mein Schrank steht und um an meine Klamotten zu kommen, muss ich mich zwangsweise hier aufhalten. Aber keine Angst. Sobald ich was gefunden hab geh ich wieder und lass dich hier alleine dahin siechen. So wie du es gern hast.“ Er begutachtete ein schwarzes Shirt mit weißem Aufdruck. „Ich muss gleich für eine Weile weg. Ich hab noch einiges zu erledigen. Kann ich dich allein lassen?“, fragte Karyu, während er sich das ausgewählte Kleidungsstück überzog. Unter leisem Ächzen richtete Tsukasa sich auf und rieb sich müde die Augen. „Ich bin keine fünf mehr!“, sagte er trotzig und machte Anstalten, das Bett zu verlassen.

Karyu grinste. „Und genau dieser Satz beweist mir, dass du es tief im Innersten doch bist.“ Er schloss die Schranktür und verließ den Raum, ohne dem verblüfften jungen Vampir auch nur einen einzigen Blick zu schenken. Tsukasa verschränkte beleidigt die Arme, ließ sich zurückfallen und bedachte nun, statt Karyu, die Decke mit bösen Blicken. Auf der anderen Seite der Wand rumpelte etwas und wenig später steckte Karyu den Kopf durch den Türspalt. „Ich bin in spätestens einer Stunde wieder da. Sei schön brav und lass die Wohnung ganz.“ Der Blonde grinste breit und verschwand, ohne eine Antwort abzuwarten.

//Arsch.//, dachte Tsukasa erbost und zog sich die Decke bis zum Kinn. „Das hab ich gehört!“, flötete Karyu, scheinbar unverschämt gut gelaunt, aus Richtung Wohnzimmer. Nur wenig später fiel die Haustür ins Schloss.
 

Karyu ging, die Hände in den Taschen, durch den strömenden Regen und fragte sich, warum er an diesem Morgen bereits geduscht hatte. Aber so war das nun mal. Mit den Jahrhunderten vermatschten die Synapsen. Irgendwann klappte das mit dem geradlinigen Denken nicht mehr so, wie es sollte.

Der Vampir bog in die lange Allee ein, die selbst an sonnigen Tagen recht düster wirkte und nahm Kurs auf Zeros Villa, die bei diesem Wetter mehr denn je einer Horrorfilmkulisse glich. Karyu betätigte den Türklopfer, wie jedes mal, wesentlich lauter als nötig, doch der Lärm verfehlte seinen Effekt nicht. Sekunden später stand Zero in der Tür und schien nur mäßig erfreut über Karyus Anwesenheit.

„Du schon wieder.“

„Es ist so schön am Morgen ein so fröhliches und liebevolles Gesicht zu sehen.“

Zero verdrehte die Augen und zog Kayru wortlos am Handgelenk in den Flur.

„Halt den Mund und komm rein. Es zieht!“

Keine zwei Minuten später saßen sich beide im Wohnzimmer gegenüber. „Also. Was ist?“, fragte Zero. Karyu bemerkte, dass sein Gegenüber ziemlich müde aussah. Fast schon krank.

„Das Tsukasa-Problem hat sich von selbst gelöst.“, sagte Karyu gut gelaunt und schlug die Beine übereinander. Zero hob skeptisch eine Augenbraue. „Wie meinst du das?“

„Ich hab ihn gebissen.“

Der Schwarzhaarige erstarrte. „Du hast was?“

„Ihn-“

„Du hast was getan!?“ Zero schien fassungslos zu sein und starrte Karyu, mit einem leichten Anflug von Wahnsinn, an. Der hob beschwichtigend die Hände. „Warte. Bevor du ausrastest, hör dir erst mal die ganze Geschichte an.“ Und so begann Karyu alles Vorgefallene zu schildern. Hizumis Hilferuf, Sagas Kontrollverlust und zu guter Letzt, Tsukasas Verwandlung. Als er geendet hatte, schüttelte Zero nur fassungslos den Kopf. „Du hättest ihn sterben lassen müssen. Das weißt du.“, murmelte er matt. „Du verstößt gegen deine eigenen Gesetze. Was bist du eigentlich für ein Oberhaupt? Sagst den anderen, sie sollen auf keinen Fall irgendwelche Verwandlungen einleiten, tust es aber selbst.“

Karyu verschränkte die Arme und schürzte die Lippen, doch bevor er etwas sagen konnte, fuhr Zero ihm über den Mund. „Und natürlich suchst du dir für deine Spielchen den besten Zeitpunkt aus. Du weißt so gut wie ich, dass Blakes Leute hier rumschnüffeln. Und glaub mir, die werden rausfinden, was passiert ist. Eigentlich können wir schon mal Koffer packen.“

„Und wenn schon! Glaubst du, er kann mir was anhaben? Ich sag dir mal was Sache ist. Der Kleine hat Schiss vor mir.“

„Verdammte Scheiße nochmal!“ Zeros Hand schlug mit einem lauten Knall auf die Tischplatte. „Du bist ein egoistisches Arschloch, weißt du das? Es geht nicht nur um dich! Versteh das endlich, ok? Es geht hier um alle, um unser komplettes Gebiet! Es geht hier unter anderem um mich, Toshiya und auch um Hizumi! Das einzige, das Blake daran hindert, dieses Revier jemand anderem zuzuteilen, bist du! Und auch, wenn du es nicht hören willst, ihr seid euch in vielerlei Hinsicht ähnlich. Glaubst du wirklich, er hätte seit dem letzten Mal untätig herumgesessen? Er wird nach Möglichkeiten gesucht haben, dich zu bändigen, den gleichen Fehler wie beim letzten Mal wird er auf keinen Fall nochmal begehen!“

„Du hast was vergessen, mein Lieber. Selbst wenn Blake mächtiger geworden ist. Auch ich hab nicht faul rumgesessen. Wenn du mich fragst, dann ist es längst überfällig, diesem Arsch nochmal zu zeigen, wo der Hammer hängt. Und das hat nichts mit Egoismus zu tun!“

„Ach nein? Und was soll es deiner Ansicht nach dann sein? “

„Kalkulation. Hast du mal daran gedacht, dass ich es provozieren will, ihn zu treffen, um diesem ganzen Müll hier endlich ein Ende zu setzen? Das käme uns allen zu Gute.“

„Tolle Kalkulation. Gewöhn dir endlich mal ab, für deine Pläne über Leichen zu gehen, Karyu! Du könntest irgendwann das Pech haben, dass es jemanden erwischt, der dir nicht egal ist!“

„So weit wird es nicht kommen.“

Ein verächtliches Lachen verließ Zeros Mund. „Oh doch, früher oder später wird es das.“

Der Größere warf Zero einen hasserfüllten Blick zu und schwieg. Zeros Pupillen hatten ein gelbliches Hellbraun angenommen und er schien sichtlich darum bemüht, die Fassung nicht zu verlieren. „Wo ist Tsukasa jetzt?“

„Bei mir in der Wohnung.“

Zero nickte und erhob sich. „Es ist besser, wenn du jetzt gehst, bevor ich endgültig den Verstand verliere.“, sagte er ruhig und hielt Karyu die Tür zum Hausflur auf. Der nahm das Angebot nur zu gerne an und verließ grußlos das Haus.

Als kalte Regentropfen über Karyus blasse Haut perlten, begann sein Verstand sich langsam ein wenig aufzuklaren. Der rote Schleier aus Wut, der sich über ihn gelegt zu haben schien, löste sich langsam auf. Ungewohnt langsam machte der Vampir sich auf den Nachhauseweg, den Kopf voller Gedanken.
 

Hizumi Wohnung, ca 16.30 Uhr...
 

Hizumi saß im Schneidersitz auf dem Boden und starrte durch das Panoramafenster hinaus auf die Stadt, die im Regen zu ertrinken schien. Seit dem Vorfall am Morgen hatten er und Saga kein Wort mehr gewechselt und dementsprechend im Keller war die Laune des Vampirs. Irgendwo in der Wohnung hörte man Saga herumkramen, Hizumi schätzte, dass er dabei war, seine Sachen auszupacken.

Doch nach einer Weile herrschte wieder vollkommene Stille und ein leises Seufzen entfuhr Hizumi.

„Saga?“, fragte er leise in den Raum hinein. Nach einer kurzen Zeit vollkommener Stille, war das leise Tapsen bloßer Füße auf dem hellen Holzboden zu hören. Hizumi brauchte sich nicht umzudrehen, er wusste, dass Saga nur wenig Schritte entfernt hinter ihm stand.

„Was denn?“

Der Kleinere suchte nach geeigneten Worten.

„Wie soll das jetzt weitergehen?“ Er zögerte, starrte weiterhin nach draußen. „Das mit uns.“

Saga schwieg und Hiumis Herz wurde mit jeder stillen Sekunde die verstricht, schwerer. Anstatt direkt zu antworten, überwand Saga den letzten Meter Distanz und ließ sich neben Hizumi auf den Boden fallen. Den Blick hatte er starr auf seine Hände gerichtet.

„Ich weiß es nicht. Im Moment wächst mir alles über den Kopf.“, murmelte er.

Stummes Nicken.

„Es ist nicht einfach für mich im Moment. Ich hab meinen eigenen Bruder umgebracht. Und ich muss damit klarkommen.“

Hizumi senkte betreten den Blick und schlang die Arme um den Bauch. „Auch, wenn du's nicht hören willst. Es tut mir Leid. Alles.“

Auf Sagas Gesicht schlich sich ein schiefes Lächeln. „Du hast Recht, das will ich in der Tat nicht mehr hören.“, sagte er und warf Hizumi einen kurzen Seitenblick zu. „Hizumi, ich will, dass du eins weißt. Du bist mir unglaublich wichtig und ich will nicht, dass das mit uns hier kaputt geht. Aber im Moment kann ich es einfach nicht. Ich brauche Abstand. Von allem. Nur weiß ich nicht, wie ich den bekommen soll, immerhin kann ich die Wohnung nicht verlassen.“ Er seufzte schwer. „Es tut mir Leid.“

Der Angesprochene schüttelte nur schwach den Kopf. „Schon gut.“, sagte er leise. Seine Stimme klang ein wenig heiser. Wieder entstand eine zermürbende Stille, dann ergriff Saga erneut das Wort. „Nein, nichts ist gut. Ich tu dir weh und das ist verdammt nochmal nicht gut.“

„Aber du hast allen Grund dazu.“

„Nein, hab ich nicht. Nichts von dem was passiert ist, ist deine Schuld. In gewisser Weise kann ich sogar verstehen, dass du Karyu um Hilfe gebeten hast. Du hast in der letzten Zeit auch genug mitgemacht.“ Saga biss sich auf die Unterlippe. „Eigentlich war mir das schon von Anfang an klar, aber es ist leichter, wenn man jemanden hat, dem man die Schuld an allem geben kann.“ Er lächelte zynisch.

„Wie meinst du das?“

„Mein ganzes Leben, besser gesagt, meine Existenz, hat sich vom einen auf den andern Tag verändert. Ich komm damit nicht klar und in gewisser Weise frustriert es mich, dass ich machtlos bin gegen das alles hier. Ich kann mich nicht kontrollieren, hab meinen Bruder angefallen. Das macht mich wütend und traurig und verzweifelt und alles auf einmal. Irgendwie musste ich diese Wut loswerden. Es war am einfachsten, auf dich wütend zu sein, auch, wenn du es absolut nicht verdient hast. Es war absolut dumm und kindisch von mir und es tut mir Leid, dass du darunter leiden musst.“

Ohne ein Antwort von Himzui abzuwarten, beugte Sagas sich etwas zur Seite und legte sachte eine Hand unter Hizumis Kinn, zwang ihn so zum Blickkontakt. „Auch wenn es in der letzten Zeit nicht den Anschein gehabt hat... Ich liebe dich.“ Hizumi blinzelte kurz und schien für den Moment ein wenig überfordert zu sein. Dann umspielte ein winziges Lächeln seine Mundwinkel. „Ich dich auch. Und ich kann durchaus nachvollziehen, wie du dich gefühlt hast. Mir ging's in der ersten Zeit nicht anders.“, murmelte er und rückte ein Stück näher an Saga heran. Der schlang beide Arme um Hizumi und zog ihn an sich. „Ich bin froh dich zu haben. Ehrlich.“ Der Ältere nickte und lehnte die Stirn an Sagas Schulter. Er schloss die Augen, drückte sich enger an Sagas Oberkörper.

Saga war sich nicht sicher, wie lange er Hizumi so im Arm gehalten hatte, doch nach einer Weile schweifte sein Blick über den wolkenverhangenen Himmel. Kleine Flocken schwebten durch die Luft und verschwanden, sobald sie die schmutzige Straße berührten. „Es schneit.“, murmelte er leise und schien Hizumi damit aus seinem fast schon komatösen Zustand erweckt zu haben. Der blinzelte verschlafen und drehte sich zur Fensterfront.

„Wurde ja auch Zeit.“, sagte er und lächelte.
 


 

Karyus Wohnung...
 

„Willst du auch ne Tasse Kaffee?“, fragte Karyu gleichmütig, während er in seiner Kaffeetasse herumrührte. Tsukasa schüttelte den Kopf. „Sobald ich an was Ess- oder Trinkbares denke, wird mir schlecht.“ Karyu grinste breit. „Versuchs mal mit Blut, das hilft.“

Tsukasa schnaubte beleidigt und verschränkte die Arme.

„Schmollen bringt dir nichts, Süßer.“ Karyu hob die Augenbrauen und nippte an seinem Getränk. Für einen kurzen Moment entgleisten Tsukasas Gesichtszüge. „Wie hast du mich genannt?“, blaffte er ungehalten und starrte Karyu wutentbrannt an. Das führte jedoch nur dazu, dass das Grinsen, das in Karyus Gesicht schier festzukleben schien, sich noch verbreiterte. „Du hast mich schon verstanden.“

„Du bist doch gestört.“

„Ach, du etwas nicht? Hey, zu Lebzeiten hast du deine Freizeit damit verbracht, Fabelwesen zu jagen. Ein bisschen arm, findest du nicht? Ich mein, du warst Student. Normalerweise macht man da nichts, außer schlafen, saufen und ficken.“

„Ach halt's Maul. Was weißt du schon?“

„Ne Menge. Ich war schon einige Male an der Uni.“

Tsukasa schnaubte verächtlich und ließ sich aufs Sofa fallen. „Ich weiß schon, warum ich dich liebend gern umbringen würde.“ Er krallte sich ein Kissen und machte Anstalten in Karyu Richtung zu zielen.

„Solltest du auch nur den Gedanken hegen, dann werde ich dich dumm sterben lassen. Die Betonung liegt auf sterben und dumm.“

„Was soll das denn jetzt heißen?“

„Das heißt, dass ich was weiß, was du nicht weißt, was du aber wissen solltest, weil es dabei um den Erhalt deines hübschen Arsches geht.“

Ohne Vorwarnung feuerte Tsukasa das Kissen ab, verfehlte jedoch Karyu, der ungerührt einen Schritt zur Seite machte. Mit einem leisen 'Polpp' landete das Wurfgeschoss auf dem Küchenboden. „Und das wäre?“, fragte Tsukasa, sichtlich beleidigt und frustriert über den misslungenen Wurf.

„Wie viel genau weißt du über unsere Kultur?“ Karyu blickte Tsukasa über den Rand seiner Tasse aus an. Der wiegte den Kopf. „So einiges. Kommt drauf an, worauf du dich beziehst.“

„Russland.“

Tsukasa überlegte offenbar angestrengt. „Ich weiß nichts Genaues, nur, dass es dort einen sehr mächtigen Clan zu geben scheint. Mehr war beim besten Willen nicht heraus findbar.“

Während Tsukasa gespannt zuhörte, begann Karyu den genauen Aufbau der Vampirdynastie zu erläutern. Als er geendet hatte, sah der Braunhaarige ihn fragend an. „Und wieso erklärst du mir das jetzt alles?“

„Weil es gut möglich wäre, dass du irgendwann in näherer Zukunft mit diesen Typen konfrontiert wirst. Und ganz unter uns... Das sind alles richtige Arschlöcher. Besonders Blake.“ Leise aber bestimmt stellte Karyu seine leere Tasse auf einem Bücherregal ab. „Ich hab uns allen einiges an Ärger eingebrockt und das nur, weil ich dich gebissen habe. Aber diese Genugtuung wollte ich mir nun mal nicht nehmen lassen.“ Er lächelte gut gelaunt und streckte sich. „Es wird mal wieder Zeit, dass der lernt, wo sein Platz ist.“

Tsukasa schnaubte und ein Lächeln, das pure Verachtung symbolisierte, beherrschte sein Gesicht. „So. Und du willst ihm den zeigen, oder was?“

„Es wäre nicht das erste Mal, dass ich das tue.“

„Aha. Und wenn du so mächtig bist, warum sitzt du dann nicht auf dem Thron?“

„Ob du's glaubst oder nicht. Eigentlich wäre es mein Erbrecht, allerdings gab es vor längerer Zeit einige Komplikationen. Eine Verschwörung gegen mich, ne miese Sache. Nach diesem ganzen Mist hatte ich herzlich wenig Lust, mich noch weiter mit dem Thema zu befassen und ziehe es vor, mich hier in Tokyo aufzuhalten. Weniger Stress und nettere Leute. Außerdem ist mein Russisch ziemlich dürftig.“

Tsukasas rechte Augenbraue schoss in die Höhe „Was meinst du mit Erbrecht? Willst du sagen, du bist mit diesem Typ verwandt? Mit Blake?“

Karyu verzog angewidert das Gesicht. „Ja, leider. Er ist mein Halbbruder. Wir haben deprimierenderweise den selben Vater. Allerdings ist Blakes Mutter menschlich gewesen. Engländerin, so weit ich weiß. Meine war Japanerin. Im Gegensatz zu ihm, bin ich allerdings ein 'Native'. Das heißt, dass ich, schon als Vampir geboren wurde. Und bevor du fragst, ja sowas geht. Ich erklär's dir später irgendwann mal. Ist alles etwas kompliziert.

Auf jeden Fall ist Blake der Ältere von uns beiden, was nichts daran ändert, dass er gegen mich nicht ankommt, sobald es ernst wird. Die Situation hatten wir vor ungefähr 60 Jahren schon mal. Das dürfte er bis heute nicht vergessen haben.“

Der Blonde griff nach der leeren Tasse und verschwand in der Küche. Wenig später kam er mit einem Glas und einer Blutkonserve wieder. „Starr mich nicht so an, das macht mich nervös.“ Er warf Tsukasa den mit Blut gefüllten Plastikbeutel zu und stellte das leere Glas vor ihn auf den Couchtisch.

„Hier, trink mal was. Du siehst ganz blass aus.“
 


 

*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*
 

und sense.

im nächsten kapitel wirds dann mal ernst >xD



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  _Jiye_
2009-04-07T17:02:41+00:00 07.04.2009 19:02
ouh~
okay .__.
das wird ja immer komplizierter
*staun*
auf jeden fall bin ich gespannt wie das mit Tsu und Karyu weitergehen wird
und was Blake tun wird
freu mich schon auf das nächste kapitel^^
mach weiter so~
ich freu mich drauf
lg Jiye
Von:  Elise_Chase
2009-04-05T21:25:29+00:00 05.04.2009 23:25
Ich hatte schon Angst jetzt ein halbes Jahr auf ein neues Kapitel warten zu müssen. Freut mich das du es doch noch so schnell geschafft hast^^

Ich finde es klasse. Und Tsukasa tut mir sowas von Leid. Aber für Saga scheint es ja auch nicht einfach zu sein.

Es wird ja richtig spannend. Das mit Blake habe ich mir schon fast im letzten Kapitel gedacht, dass es da eine Verbindung geben muss. Finde ich super spannend.

Ich freu mich schon aufs nächste Kapitel.
Von:  _-Nick-_
2009-04-05T15:38:27+00:00 05.04.2009 17:38
Herreinwussel
*wink*
halluuu
+smile*
schön mal wieder ein neues Kapi zu lesen
<---- schon entzug hatte
wusstest du dass ich deine FF liebeeeeeeeeeeeeeeee
ich find die soooooo toll
und Kawai
Arwwww~

okay mal so zum Kapi
Ich find es ja gut das Zero den armen Toshiya mal aufgeklärt hat, aber was wird er jetzt machen.... ano ich freu mich schon zu erfahren was der Kleine machen wird
*grins*

Also Karyu ist in deiner FF ja mal mein lieblingscharakter
er ist soooooooooooooo gemein und grausam und lieb (sarkasmus)
einfach nur *sabber* toll
Ich mag ihn richtig und er blüht in seiner Rolle schön auf
der soll bloß so bleiben, vielleicht noch ewas grausammer *grins*

und was Hinzumi und Saga angeht.... hmmm.. die sollten mal über ihren Schatten springen und ihre Sorgen vergessen und das Leben mal genießen, anstatt immer so trübsal zu blaßen
^^

also schreib schnell weiter
*kekse da lass*

lg Vanna&Nick♥
Von:  Haidogirl
2009-04-04T14:36:28+00:00 04.04.2009 16:36
Juhuuuu ~~ Unsere erste Zusammenarbeit! *hände schüttel*

Ich liebe Tsukasa! Vor allem, wenn er so trotzig-schmollig ist! Bitte mach noch gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz viel sowas mit Karyu und Tsukasa!

Und gut, dass Saga und Hizu sich wieder vertragen haben! y(^o^)y Die gehören einfach zusammen!

Bei Zero weiß ich im Moment nicht was ich denken soll, der macht mir ein bischen Sorgen! Vielleicht sollte er das Leben auch mal so leicht nehmen wie Karyu!^^

Ein super Kapitel! Ich freu mich schon auf unsere nächste Zusammenarbeit! *umarm* Liebe Grüße


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