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HOLLOW

A Vampire Story
von

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Lost

wasn stress!

irgendwie gab es massive probleme mit dem hochladen, dann war ich ne weile nicht zuhause, konnte also keinen 2. upload versuch starten, dann wurde noch was an der story gedreht, es musste nochmal beta gelesen werden, blabla.

so..und auch wenn es eig für den 23. vorgesehen war u_u *schäm*

hier ist es...das 14. kapitel!

und zum ersten mal kommt blake höchstpersönlich vor *tätä~*

nachträglich wünsche ich allen meinen lesern frohe weihnachten!


 

enjoy.
 

*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*
 


 

Hizumis POV
 

Mit zitternden Händen schloss ich die Tür und lehnte mich mit dem Rücken dagegen. Ich hielt die Luft an, um mich wieder einigermaßen sammeln zu können. Es dauerte gute fünf Minuten, bis ich wieder fähig war, halbwegs klar zu denken. Erschöpft ließ ich mich, immer noch mit dem Rücken an der Tür, zu Boden sinken. Mein Kopf dröhnte. Langsam realisierte ich, dass ich eben tatsächlich Sagas Lippen auf meinen gespürt hatte. Mein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Auf jeden Fall fühlte es sich so an. Für gewöhnlich krampfen tote Herzen ja nicht.

Ich hatte nicht mit ihm gerechnet. Nur deswegen hatte ich die Tür überhaupt geöffnet. Ich hatte mir nicht vorstellen können, dass es Saga war, der auf der anderen Seite stand. Deshalb hatte ich mir nicht die Mühe gemacht, in seine Gedanken einzudringen.

Es war mir einfach nicht in den Sinn gekommen, dass er tatsächlich so verrückt sein könnte, mich noch einmal aufzusuchen, nach alldem, was in den letzten Tagen passiert war. Ich wollte mir nicht vorstellen, welche Schmerzen er ertragen hatte, nur um mich zu sehen. Ich vergrub das Gesicht in den Händen und konzentrierte mich auf meine Atmung. Der bloße Gedanken an Sagas Worte und den Kuss löste eine fast schon körperlich schmerzhafte Gefühlswelle aus. Doch verdrängen ließen sich die Gedanken nicht, das musste ich schon zu bald feststellen. Ich versuchte mich verzweifelt am Riemen zu reißen. Bloß nicht heulen. Nicht schon wieder.

In mir herrschte ein erdrückendes Wirr-Warr aus den verschiedensten Gefühlen. Hass, auf mich selbst und auf das, was ich war. Hass auf mich, weil ich ihn hatte anlügen müssen. Hass auf mich, weil ich ihm Angst einjagte.

Enttäuschung und Trauer, weil ich nicht mit demjenigen zusammen sein konnte, den ich liebte.

Die Tatsache, dass Saga scheinbar auch Gefühle für mich hatte machte alles noch um einiges schlimmer.

Ein winziger Funken gedankenloses Glück, weil Saga mir die selben Gefühle entgegen zu bringen schien, die ich für ihn empfand.

Doch was nützte das schon?

Es war vorbei.

Endgültig.

Etwas, das nie hatte sein sollen und dürfen, war endgültig vorbei. Beendet und gekrönt durch einen kurzen Kuss, buchstäblich zwischen Tür und Angel. Ohne, dass ich es verhindern konnte, bahnte sich die erste Träne ihren Weg über meine Wange. Die Erinnerung an das Gefühl, das mich während des Kusses durchflutet hatte, wurde nahezu übermächtig und ich presste die Hände fester gegen meine brennenden Augen. Der innere Schmerz wuchs von Sekunde zu Sekunde, fraß mich regelrecht auf.

Vorbei.

Die Dämme waren endgültig gebrochen und ich saß auf dem Boden, die Hände vor's Gesicht gepresst und heulte wie ein kleines Kind. Ich vergoss Tränen um eine Liebe, die sich nicht erklären ließ und absolut keine Zukunft hatte. Für gewöhnlich verliebt sich die Beute nicht in den Jäger, genauso wenig wie umgekehrt. Eine solche Beziehung würde früher oder später tödlich enden, für einen von Beiden.

Es war vollkommen aussichtslos.

Ich wusste nicht wie lange ich so da saß und mich fragte, wieso ich mein Herz an einen Menschen hatte verschenken müssen und was zur Hölle man an mir überhaupt liebenswert finden konnte. Vor allem als Sterblicher. Saga musste wirklich irgendwo eine Schraube locker haben. Unwillkürlich huschte ein kurzes Lächeln über mein Gesicht, als ich daran dachte, auf welche Art wir uns kennengelernt hatten. Er hatte mich umgerannt, sich danach tausendmal entschuldigt. Und ich hatte den größten Fehler meines bisherigen Daseins begangen. Ich hatte ihn nett gefunden und den Nachmittag mit ihm verbracht.

Obwohl ich es besser hätte wissen müssen. Es war pure Selbstsucht gewesen, nichts weiter. Und jetzt musste der, der mir etwas bedeutete, unter den Konsequenzen leiden. Ich widerte mich an. Mein Egoismus widerte mich an. Ja, ich war einsam und ja, ich suchte jemanden den ich lieben konnte, der mich liebte. Doch wieso musste ich mir immer diejenigen aussuchen, die schlichtweg etwas Besseres verdient hatten?

Saga hatte etwas Besseres verdient. So viel stand fest. Vor allem hatte er jemanden verdient, der ihn nicht bei jeder nächstbesten Gelegenheit angriff, ihm Schmerzen zufügte und ihm Angst einjagte. Es war mir absolut unverständlich, dass er mich scheinbar wirklich liebte. Aber hatte die Wahrheit gesagt, das wusste ich. Es war offensichtlich gewesen.

Ich versuchte mich zu beruhigen, doch wieder einmal wollte mein Körper nicht so wie ich. Also gab ich nach, ließ den Tränen freien Lauf. Ich hatte nicht die Kraft weiterhin gegen sie anzukämpfen. Ich schloss meine schmerzenden Augen, schlang die Arme um den Bauch und saß schluchzend auf dem Fußboden.

Ich dachte an Saga. Je weiter er sich von mir entfernen würde, desto besser würde es ihm gehen. Körperlich zumindest. Ich hoffte, dass er sich nicht genauso beschissen fühlte wie ich.

Ich wusste, dass ich mir jetzt eigentlich wünschen musste, dass Saga schnell über die Sache hinweg kam, jemand Neues fand und glücklich wurde. Aber beim bloßen Gedanken daran, dass Saga jemand anderen lieben, anlächeln und küssen würde, wurde mir schlecht und tiefe Eifersucht ergriff mich.

Doch ich hatte kein Recht eifersüchtig zu sein. Saga konnte machen was er wollte, ich würde keinen Platz mehr in seinem Leben haben, hatte keinen Einfluss auf ihm, weil er mich irgendwann einfach vergessen würde. Eine Person die in Vergessenheit gerät, wird einem früher oder später egal. Und jemand, der einem egal ist, hat kein Recht mehr darauf, einflussreich zu sein.

Diese Erkenntnis schmerzte.

Ich wollte nicht, dass ich ihm egal war. Auf der anderen Seite wünschte ich es mir, es war das Beste für Saga und ich wollte immerhin, dass er glücklich war.

Und das würde er mit mir niemals werden können.

Nicht als Mensch.

Wieder wurde mir bewusst, wie sehr ich mir wünschte, einfach mit ihm zusammen sein zu können. Wie sehr ich mir wünschte ein Mensch zu sein.

Kleine Alltagsprobleme lösen zu müssen, älter zu werden, eine normale Beziehung führen zu können.

Dies würde jedoch ein Traum bleiben müssen.

Ich war tot.

Und Tote haben bekanntlich kein Leben...
 


 

Zeros POV
 

Ich saß auf dem Sofa, die Beine ausgestreckt, mit den Füßen auf dem Wohnzimmertisch. Draußen war es bereits dunkel geworden und im Fernsehen lief mal wieder der selbe Mist wie immer. Aber womit sollte man sich sonst beschäftigen? Ich war der festen Überzeugung, kotzen zu müssen, wenn ich auch nur ein winziges Fitzelchen, das mit dem Wort „Arbeit“ verbunden war, sehen musste. Plötzlich spürte ich ein Gewicht auf meiner Schulter. Verwirrt blickte ich zur Seite und sah Toshiyas braunen Haarschopf, der an meine rechte Schulter gelehnt war. Behutsam beugte ich mich vor, um in Toshiyas Gesicht sehen zu können, denn das war mir nun doch ein bisschen zu viel menschliche Nähe. Nicht, dass es meine Kontrolle beeinflusste, es war mir schlicht und ergreifend unangenehm. So viel Nähe war ich nicht gewöhnt.

Ich musste mich ziemlich verrenken, um das Gesicht des Jungen überhaupt erkennen zu können. Toshiya schlief tief und fest. Ich fragte mich immer wieder, wie eine einzelne Person nur so viel schlafen konnte. Seine Züge waren vollkommen entspannt und einige vereinzelte Haarsträhnen fielen ihm wirr in die Stirn, die Lippen hatte er einen kleinen Spalt breit geöffnet und seine Wange lehnte an meiner Schulter. Ich seufzte lautlos.

Toll.

Jetzt war der Typ eingepennt und ich konnte hier bis zum Sankt Nimmerleins Tag sitzen bleiben, denn wenn ich mich jetzt bewegen würde, dann hätte das zur Folge, dass eine gewisse Schlafmütze aufwachen würde. Ich warf einen letzten Blick auf das schlafende Gesicht und lehnte mich vorsichtig zurück, um ihn nicht zu wecken. Im TV erzählte eine fette Tante mit unvorteilhafter Frisur etwas über Wandfarbe. Wer dachte sich so einen Müll eigentlich aus?

Plötzlich meldete sich etwas in meinem Kopf.

Karyu.

//Was willst du denn schon wieder?!//, fragte ich und gab mir keine Mühe nicht angepisst zu klingen. Das war mal wieder typisch! Jetzt nervte er mich auch noch, wenn ich nicht mit ihm rechnete!

//Dir auch einen wunderschönen guten Abend, Zero.//

//Ja, N'abend. Also. Was ist?//

//Sag mal, hast du irgendwas von Hizumi gehört? Ich mach mir Sorgen um ihn.//

Ich verdrehte die Augen. Das war schon wieder absolut Karyu-Typisch! Mich motzte der Kerl an, wenn ich Hizumi in Schutz nahm. Der Junge müsse auch mal alleine klar kommen. Dummes Gewäsch. Ich war nicht der jenige, der sich ständig Sorgen um Hizumi machte. Karyu war es doch, der sofort austickte, sobald jemand seinem Kleinen auch nur zu nahe kam.

//Nein, hab ich nicht. Wieso machst du dir Sorgen?//

//Ich weiß nicht. Ich glaube ihm geht’s ziemlich mies momentan. Kam bei mir zumindest so an.//

Ich überlegte kurz. In der Tat hatte Hizumi sich seit längerem nicht mehr bei mir gemeldet. Es war gut möglich, dass er in Schwierigkeiten steckte und Karyu unbewusst daran teilhaben ließ. Es war nicht ungewöhnlich, dass man als Vampir einen besonderen Draht zu einem seiner „Kinder“ hatte. Und wenn man bedachte, wie nahe sich Karyu und Hizumi standen, war das nur logisch. Es war schon öfter vorgekommen, dass Karyu seinem Schützling aus brenzligen Situationen heraus geholfen hatte, weil er schlichtweg hatte spüren können, dass etwas bei Hizumi nicht stimmte.

Und auch, wenn ich selbst Hizumi lange Zeit als eine Art Lehrer gedient hatte, es eigentlich immer noch tat, so war es doch Karyu, an dem Hizumi besonders zu hängen schien. Warum auch immer. Ich konnte beim besten Willen nicht nachvollziehen, wie man diesem Kerl etwas abgewinnen konnte.

Aber gut. War eigentlich nicht mein Bier. Ich war froh, wenn ich meine Ruhe hatte!

//So, glaubst du? Wie wär's wenn du deinen Hintern dann mal zu ihm schleppen würdest um nachzusehen, anstatt mich hier zu belästigen?//

//Ist ja gut, du Zicke. Hatte ich eigentlich eh vor, aber ich ersticke in Arbeit. Irgendein Vollidiot hat es fertig gebracht einen Jungvampir im westlichen Viertel unbeaufsichtigt herumwüten zu lassen. Ich denke den Rest kannst du dir ausmalen. Ich versuche im Moment alles zu richten, was überhaupt noch richtbar ist. Immerhin sind die Leichen schon weg...//

//Na wunderbar. Warum müssen eigentlich wir diesen Job machen?!//

//Frag die Kalk-Fresse in Moskau.//

//Schon gut. Ich werd gleich mal bei Hizumi vorbeischauen. Gute Nacht!//

Somit beendete ich unser gedankliches Gespräch und schnaubte leise. Ich brauchte nicht in den Spiegel zu sehen, um zu wissen, dass meine Augen eine hellgelbe Färbung angenommen hatten. Und wie es der Zufall wollte, begann sich just in diesem Augenblick etwas neben mir zu regen.

Toshiya.

Wieso wachte der ausgerechnet jetzt auf?! Irgendein höheres Wesen hatte es mal wieder auf mich abgesehen, aber diese Meinung vertrete ich eh schon seit ich denken kann. Toshiya blinzelte, gähnte und setzte sich auf. Er rieb sich verschlafen die Augen und lächelte mich an. „Bin ich eingeschlafen?“

Ich wandte mein Gesicht stur dem Fernseher zu und versuchte meine Augenfarbe in den Griff zu bekommen. Auch, wenn er wusste, was ich war, er musste nicht unbedingt mitbekommen, dass ich wirklich so unmenschlich bin, wie ich es nunmal der Fall ist.

„Ja, bist du.“, antwortete ich knapp. „Ist alles ok?“, fragte Toshiya zögerlich. Offensichtlich hatte mein Tonfall ihn verwirrt. Bevor ich etwas dagegen unternehmen konnte, hatte sich ein junges Gesicht mit zwei großen, braunen Augen, direkt vor das meinige geschoben. Toshiya sah mich irritiert an.

„Was ist mit deinen Augen los?“ Er klang unsicher, nicht verängstigt, aber unsicher.

„Ich hatte eben ein Gespräch via Gedankenübertragung mit einem anderen Vampir. Es ist normal, dass sich meine Augenfarbe nach so etwas ändert. In ein paar Minuten hat sich das allerdings wieder normalisiert.“, sagte ich sachlich und wahrheitsgetreu. Wieso sollte ich noch weiterhin lügen? Toshiya wusste sowieso schon mehr als mir und allen anderen lieb war. Da kam es darauf auch nicht mehr an.

Er nickte und schien es ohne weiteres hinzunehmen.

Komisches Kerlchen.

Ehrlich mal.

Ich erhob mich und strich meinen Pullover glatt. „Toshiya ist es ok, wenn ich mal für ne Stunde oder so weg bin?“

Er sah mich groß an. „Wo willst du denn hin?“

„Ich will nur mal kurz nach Hizumi schauen, er könnte eventuell Probleme haben.“

Auch Toshiya setzt sich nun etwas aufrechter hin und sah mich interessiert an. „Hat er dir das über Gedankenübertragung gesagt?“, fragte er und legte den Kopf schräg.

Ich verneinte.

„Jemand anders hat es mir gesagt. Karyu. Der große, miesepetrige Kerl, der ab und an hier auf der Matte steht, erinnerst du dich?“. Wieder ein Nicken. „Ja, der der so böse guckt.“

Das brachte mich zum Lachen, denn ich konnte mir nur zu gut vorstellen, mit welcher Art von Blick Karyu Toshiya angesehen hatte.

„Ich bin so gegen zehn wieder da, ok?“

„Ist gut.“ Er strahlte mich an und irgendwie konnte ich nicht anders als zurück zu lächeln.

Noch während ich mich im Flur in meinen Mantel einwickelte, dachte ich daran, dass dieser Junge eine merkwürdige Faszination auf mich ausübte. Ich konnte nicht in Worte fassen, was genau er in mir auslöste, aber irgendetwas an ihm machte mir das Lächeln einfacher.
 

Wenig später stand ich vor Hizumis Haustür und klingelte Sturm. Es dauerte lange, bis sich die Tür einen Spalt öffnete und Hizumi mich aus geröteten Augen anstarrte.

„Was suchst du denn hier?“

„Ich wollte gucken ob's dir gut geht. Karyu meinte, dass das eventuell nicht der Fall sein könnte. Und scheinbar hatte er ja Recht.“

Hizumi senkte den Blick und trat einige Schritte zurück, um mich eintreten zu lassen. Nachdem ich das assoziale, weiß bepelzte Ungetüm unsanft vom Sofa geschubst und ein Fauchen als Antwort erhalten hatte, setzte ich mich und wartete darauf, dass Hizumi mit der Sprache heraus rückte.

Das ließ nicht lange auf sich warten. Mittlerweile wusste er, dass der Versuch etwas Wichtiges zu verbergen zwecklos war. Was er erzählte sorgte dafür, dass meine Augenbrauen sich unwillkürlich hoben. Ich konnte nicht fassen, was ich da hörte. Dieser Saga schien einen verdammten Dachschaden zu haben. Entweder das, oder er war wirklich bis über beide Ohren verliebt. Vielleicht ließ sich das aber auch beides mühelos verbinden.

Während er sprach schien Hizumi durchgehend mit den Tränen zu kämpfen und er tat mir ziemlich Leid. Immerhin wusste ich, wie schwer es war, die gehen zu lassen, die man liebt. Ich konnte nachvollziehen, wie er sich fühlte.

„Ich weiß, dass dich das nicht wirklich aufmuntern wird. Aber sieh's mal so. Immerhin besteht so nicht mehr die Gefahr, das du ihm... Naja... noch mehr tust.“

Ich fand mich selber scheiße!

Diese Worte waren nun mehr als unpassend gewesen. Schien mein Gegenüber auch so zu sehen, denn er senkte betreten den Blick und murmelte ein schwaches

„Ja, das ist aber auch das einzige Gute an der Sache...“

Eine unangenehme Stille entstand.

„Ich hasse den Gedanken daran, dass er mich irgendwann vergessen und mit jemand anderem glücklich werden könnte. Andererseits wünsche ich ihm genau das.“, sagte Hizumi fast im Flüsterton, mehr zum Fußboden, als zu mir.

Ein Seufzen entfuhr mir. „Glaub mir, ich weiß genau, was du meinst. War bei meiner Familie damals genauso. Und auch wenn's schon über vierhundert Jahre her ist. Ich erinnere mich noch genau daran, wie es war, sie zurück lassen zu müssen.“ Ich lächelte schief und versuchte, die Gefühle, die mich bei dieser Erinnerung überfielen, nicht zu mächtig werden zu lassen.

Hizumi nickte und knetete geistesabwesend seine Finger. „Willst du mit zu mir? Oder willst du lieber allein sein?“, fragte ich vorsichtig nach. Ein Schulterzucken war die Antwort. „Weiß nicht. Hast du nicht immer noch diesen Typ da?“

„Er heißt Toshiya.“

„Ist doch egal wie der heißt.“

„Nein, ist es nicht!“

Ich verschränkte die Arme und Hizumi sah mich stirnrunzelnd an, gab aber keinen Kommentar ab. „Ich glaub ich bleib hier. Sonst zickt der Kater wieder. Ich werd mich ins Bett legen und die nächsten fünfhundert Jahre schlafen. Das wäre das Beste, glaub ich.“ Hizumi lächelte verunglückt und strich sich fahrig einige Haarsträhnen aus dem Gesicht.

„Wie du willst. Also wie gesagt. Du kannst jederzeit vorbeikommen, wenn dir danach ist. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass du auch bei Karyu offene Türen einrennen wirst.“

„Danke.“

Es war nur ein kurzes Lächeln und wirkte noch ziemlich schief, aber es war ehrlich, das sah ein Blinder. Ich erhob mich und umarmte Hizumi, der immer noch auf einem der Wohnzimmersessel saß. Ich spürte, wie er seine Wange gegen meinen Bauch drückte und seinerseits die Arme um mich schlang.

„Mach's gut.“ Ich löste die Umarmung und sah ihm prüfend in die Augen. „Und trink mal was. Du siehst halb verhungert aus.“, fügte ich hinzu und wandte mich zum Gehen.

Auf dem Nachhauseweg versuchte ich krampfhaft an etwas zu denken, das mich ablenkte.

Denn die Ereignisse meiner Vergangenheit hatten es sich scheinbar in den Kopf gesetzt, erneut durch meine Gedanken zu geistern.

Und auch wenn die damaligen Geschehnisse längst vergangen waren, so war der psychische Schmerz, den sie mit sich brachten noch genauso heftig wie vor fünf Jahrhunderten...
 


 

Moskau, Krypta 15.20 Uhr
 

Leise Schritte verhallten in der nasskalten Dunkelheit der unterirdischen Gänge. Der Lärm der überfüllten Straßen, die sich nur wenige Meter oberhalb der Krypta befanden, war nur als dumpfes Grollen zu erahnen. Natalia lief mehr, als dass sie ging und jeder Schritt führte sie tiefer in die Eingeweide der Stadt. Nach einer unbestimmten Zeit verlangsamte sich ihr Gang und sie straffte sich.

Eine in die schimmelnde Wand eingelassene Eisentür versperrte ihr den Weg und die Vampirin rammte ihre geballte Faust äußerst unsanft gegen das rostende Metall.

Fast augenblicklich wurde die Tür von einem hochgewachsenen, braunhaarigen Mann geöffnet, der Natalia aus hellbraunen Augen ansah. „Was willst du?“

„Ich will mit Blake sprechen. Sofort.“

„Er möchte momentan nicht gestört werden.“

„Du weißt wohl nicht, wen du hier vor dir hast!?“

„Blake sagte, dass er unter keinen Umständen gestört werden möchte. Ich befolge nur seine Anweisungen!“ Der breitschultrige Vampir war auf dem besten Weg, Natalia die Tür vor der Nase zuzuschlagen, doch die stemmte sich mit aller Kraft dagegen. „Glaub mir, es wird ihn interessieren! Und falls er rausbekommt, dass ihm eine Information von solcher Wichtigkeit vorenthalten wurde, nur weil ein kleiner, unbedeutender Türsteher wie du, mich daran gehindert hat, ihm Bericht zu erstatten... „ Sie beendete den Satz nicht, sondern schritt mit einem überheblichen Lächeln auf den Lippen an dem Größeren vorbei.

„Ihr jungen Dinger wisst nicht mehr, wo euer Platz ist.“, sagte sie im Vorbeigehen und würdigte die Wache keines Blickes mehr.

Wo eben noch schimmliger, nasser Lehm als Untergrund gedient hatte, erstreckte sich nun ein schier endloser Marmorboden. Die Wände waren mit einer dunklen Täfelung versehen und von Zeit zu Zeit passierte man eine der alten Ahnengrabtafeln. Vor einer zweiten Tür kam Natalia erneut zum Stillstand. Sie klopfte an, diesmal jedoch wesentlich zaghafter, als beim ersten Mal.

„Ja?“, ertönte es gedämpft durch das dicke Holz der Tür aus dem dahinter liegenden Raum.

Langsam öffnete die blonde Vampirin die Tür und betrat den in dämmriges Licht getauchten Raum.

Mit einer kurzen, aber tiefen Verbeugung blieb sie nur wenige Zentimeter von der, nun geschlossenen, Tür entfernt stehen. „Sir, es tut mir Leid, Euch stören zu müssen, aber ich habe etwas gehört, das ziemlich wichtig sein könnte.“

„So, hast du das?“

Die Blondine nickte, wagte jedoch nicht, sich von der Stelle zu rühren.

„Komm rein und setz dich. Wenn es wirklich so wichtig ist, wie du sagst, dann bitte ich darum, zu erfahren, was du mir sagen möchtest.“, sagte eine leise, tiefe Stimme aus einer der hinteren Zimmerecken. Wie auf Knopfdruck ging Natalia, geschmeidig wie immer, in die Richtung, aus der die Stimme kam und ließ sich auf ein dunkelrotes Kanape fallen.

Sie hob den Blick und sah in das blasse Gesicht eines schwarzhaarigen Mannes, der, die Hände über den Knien gefaltet, zurückgelehnt in einem antiken Sessel saß.

Sein glattes Haar fiel ihm weich über die eher schmalen Schultern und seine Kleidung wollte so gar nicht in das altertümliche Ambiente des Raumes passen. Schwarze Jeans und eine gleichfarbige Bluse. An den Füßen trug er schwarz-weiß geringelte Socken.

„Also, Natalia, dann lass mal hören.“, sagte Blake lächelnd.

Höflich erwiderte die Angesprochene das ihr entgegengebrachte Lächeln.

„Es geht um den Tokyoter Clan.“

Blakes Grinsen wurde breiter. „So, um Karyu und seine Anhängsel also?“, fragte er amüsiert. Zustimmendes Nicken. Natalia faltete die Hände in ihrem Schoß, bevor sie fortfuhr. „Es ist etwas geschehen. Mehrere Dinge sogar. Sicher ist noch nichts, aber die Gerüchte werden immer extremer. Die halbe Unterwelt spricht bereits darüber.“

Blake lehnte sich vor und sah prüfend in Natalias hübsches Gesicht. „Die halbe Unterwelt also? Und wie kommt es dann, dass die halbe Unterwelt bereits informiert ist, nicht aber der, der über sie gebietet?“

Eingeschüchtert senkte die Blonde den Blick. „Verzeiht mir, aber auch mich erreichte diese Nachricht erst vor kurzem. Von wem sie ursprünglich stammt ist mir leider nicht bekannt.“

Der Vampir winkte ab.

„Egal. Und was bitte soll diese offensichtlich so interessante Nachricht beinhalten?“, fragte er gelangweilt und begann an einem Fussel seines Oberteils herum zu piddeln.

„Also... Wenn es stimmt, was sie sagen, dann wäre es durchaus möglich, dass einer eurer Söhne in Karyus Revier aufgetaucht ist...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von: abgemeldet
2009-01-04T19:53:26+00:00 04.01.2009 20:53
Oh, ich hab vor Kurzem deine Ff gefunden und hab es endlich geschafft alle Kapitel zu lesen...und ich liebe diese Ff!!..*seufz*
Du schreibst wirklich toll, man kann sich richtig gut in die Charaktere hineinversetzen und fühlt richtig mit...
Ich hatte richtig Tränen in den Augen, wegen der Beziehung, wenn man das so sagen kann, zwischen Saga und Hizumi, das ist ja soooo traurig...*schnief*
Ich bin schon ganz gespannt wies weitergeht...^^
GlG aidou
Von:  _Jiye_
2009-01-02T16:35:28+00:00 02.01.2009 17:35
hm~
das ende ist verwirrend und geheimnissvoll o,o
ansonsten...Hizumi tut mir so unendlich leid!
ich leide richtig mit ihm mit ;_____;
ich hoffe da gibt's dann irgendwann ein happy end für ihn und Saga
freu mich schon auf das nächste kapitel

lg Jiye
Von:  Haidogirl
2009-01-01T22:46:11+00:00 01.01.2009 23:46
Hmmmmm~~~~ das wird ja so geheimnisvoll^^;; Also wenn diese Vampir-Frau wirklich von Toshiya spricht, kann es dann passieren, dass Zero mächtig ärger bekommt? o.O

(^__^) Ich liebe die Dialoge zwischen Karyu und Zero, die sind einfach göttlich!!

Oh, du schreibst adult das nächste Mal? Aber übertreib´s bitte nicht, ich bin sensible *lol*

Liebe Grüße!^^
Von:  MYM
2008-12-29T22:17:41+00:00 29.12.2008 23:17
iwie beschleich mich das Gefühl dass Toshiya derjenige welche is über den Natalia da redet..
>>Im TV erzählte eine fette Tante mit unvorteilhafter Frisur etwas über Wandfarbe.<< Tine Wittler?? xDDD das is mir da so durch den Kopf gegangen xD
schönes Kapitel...
aber manno.. das wir ja jetzt richtig spannend.. mach bloß schnell weiter!!
xDD

LG MYM
Von:  Reyel
2008-12-29T21:23:06+00:00 29.12.2008 22:23
WAHHHHHHHHHHHHHH ich bin nicht die erste!!!!
aber ich hab doch geguckt....
*heul*
das ist gemein!!!!!!!


naja aber zum kapi:
geil,geil,geil...usw
ich will mehr!
ich hab mich schon gefragt wann das böse ins spiel kommt....
aber bitte nicht zu böse...ich will noch schlafen könnenXDDDDDD
weiter so...du hast einen guten augenblick gewählt..ich wollt schon eine autorin fragen wann es weiter geht mit der geschichte..hab zu viel langeweile aber du hast die peson gerettet><

gruß gackt
Von:  SevenBlackRoses
2008-12-29T21:10:08+00:00 29.12.2008 22:10
hach ich freu mich jedes mal wie blöde, wenn ein neues kapitel da ist ^^
und es ist auch dieses mal wieder toll geworden!!
armer hizumi...:(
und endlich lernt man mal blake kennen =)
neeeein, wenns im nächsten kapitel adult gibt kann ichs nicht lesen *heul*
kannst du dann nicht auch ne version ohne adult hochladen oder so?? weil sonst verlier ich den anschluss und das wär echt schade ^^
Von:  _-Nick-_
2008-12-29T20:34:16+00:00 29.12.2008 21:34
JUhu ein neues kapii
*freu*
*durch die gegend hüpf*

Hizumi tut mir echt leid
*sniff*
*hizumi tröst*

und zero ist gemein!
*feststell*
wieso ist er denn so fies zu Hizumi? wieso unterstüzt er ihn nicht oder gibt ihm ratschläge?
*seufz*
toshiya ist jaaaaa so naiv ^^

naja mal sehen was passiert freu mich schon aufs neächste kap *freu*

glg Vanna&Nick



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