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Unspoken

~ Zwischen den Zeilen [V x B]
von

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AlpTraUm [ Vegeta x Bulma ]

Erschrocken fuhr er aus dem Schlaf und starrte mit weit aufgerissenen Augen an die Zimmerdecke. Seine Brust hob und senkte sich schnell, sein Atem ging in flachen, unregelmäßigen Stößen, auf seiner Stirn klebte kalter Schweiß und er zitterte am ganzen Körper.

So war es früher oft gewesen. Nacht für Nacht hatte die Erinnerung an seine Kindheit unter Freezers Hand ihn heimgesucht und ihm keine Ruhe gelassen, immer wieder war er aus dem Schlaf geschreckt oder hatte sich diesen sogar tagelang verweigert. Er würde es sich niemals eingestehen, aber er hatte Angst. Angst vor den Bildern in seinem Kopf, sich erneut in den Erinnerungen an sein Leben vor der Erde zu verlieren, wieder der Boshaftigkeit zu verfallen. Die Gier nach Macht und Rache war wie ein Gift, welches von einem Besitz ergriff und quälend langsam Verstand, Seele und Herz zerfraß. Erst nach Jahren der Einsamkeit und des Schmerzes war es einem Menschen gelungen, ihn von diesem Fluch zu befreien und seine verbannten Gefühle wieder auflodern zu lassen. Sie war die einzige, die hinter die Fassade blicken durfte ohne dabei ihr Leben zu lassen.

Das Rascheln der Bettlaken und warmer Atem an seinem Ohr verrieten ihm, dass sie aufgewacht war.

"Vegeta?"

Sie sprach leise und bedächtig, ihre Stimme übertönte kaum seinen lauten Atem. Er sah sie nicht an, als er antwortete.

"Ich wollte dich nicht wecken."

Aus den Augenwinkeln konnte er erkennen, wie sie stumm den Kopf schüttelte und spürte, wie ihre weiche Hand die seine umfasste und sanft den Handrücken streichelte. Er stieß sie nicht weg, erwiderte aber den kurzen Händedruck nicht. Noch immer starrte er regunglos an die Decke und versuchte die Bilder zu verdrängen, die sich in seinen Kopf gebrannt hatten. Der eiskalte Körper seines toten Vaters; die dreckige Zelle, in die er geworfen wurde, nachdem er Freezer widersprochen hatte; das zerbrochene Königsamulett; die riesigen Flammen, als Freezer den Planet Vegeta mitsamt seiner Bewohner in die Ewigkeit schickte; er konnte die Peitschenschläge hören, mit denen er bestraft wurde, wenn er sich Freezer widersetzte. Das höhnische Lachen der Echse verstumme, als sie abermals zu sprechen begann.

"Soll ich dich alleine lassen?" Er blinzelte und lauschte ihren ruhigen Atemzügen. Er wusste, dass ihr Blick den seinen suchte und wandte langsam den Kopf in ihre Richtung. Aus dunklen Augen musterte er ihre weiße Haut, die sinnlichen Lippen, die türkisen Haarsträhnen, die ihr ins Gesicht hingen und ihre ozeanblauen Augen. Ihre Hand ruhte noch immer auf seiner und sachte umschloss er ihre Finger; sie verstand die stumme Geste. Lautlos beugte sie sich vor, ihre Haare kitzelten seine Wangen und sie hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Die Anspannung verebbte innerhalb von Sekunden und ein Gefühl der Wärme breitete sich in seinem Körper aus und vertrieb jegliches Gefühl von Angst, das im noch in den Knochen saß. Sie legte den Kopf auf seine nackte Brust, die Haare wie ein Fächer ausgebreitet und legte einen Arm um ihn. Mit seiner freien Hand strich er ihr über den Rücken und flüsterte, leise wie ein flüchtiger Windhauch: "Danke." Sie erwiderte nichts, doch er wusste, dass sie ihn gehört hatte und er wusste auch, dass ein zufriedenes Lächeln auf ihren Lippen lag.

Er schloss erschöpft die Augen und schon bald fiel er in einen traumlosen Schlaf.

Er hatte es ihr nie gesagt und sie hatte nie danach gefragt, und doch wussten beide, dass sie die Einzige war, die ihn ruhig schlafen ließ.
 

*-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-*
 

Voilà, fertig ist der erste Streich (oder das erste Verbrechen?!).

Vegeta mag etwas OOC rüberkommen, aber so stelle ich mir den Kerl vor.

Schließlich ließ so eine Vergangenheit nicht mal den mutigsten Mann der Welt kalt, oder?

Jeder hat vor irgendetwas Angst, auch Mister Perfect ^_____^

Danke für's Vorbeischauen!
 

P.S. Das Kapitel ist dir gewidmet, Aijin,

weil du dich immer opferst, um dir meine neuesten Einfälle anzuhören!

Arigatou! :3

JoGhuRt [ Vegeta x Bulma ; Bra ]

Skeptisch beäugte er den Plastikbecher, den er in der Hand hielt. Ihm schwahnte Übles, als er die bunte Aufschrift las. 'Erdbeere'. Das waren doch diese ekelhaft süßen Früchte, die die Menschen in ganzen Kilos verdrückten.

Er schüttelte sich innerlich bei dem Gedanken an diesen ganzen Süßkram, an dem er mit geringschätzigem Blick vorbeigelaufen war, als Bulma ihn dazu verdonnert hatte, mit ihr einkaufen zu gehen.
 

Vegeta mochte keine Schokolade und keinen Pudding, hatte weder für Kuchen noch für anderes Gebäck etwas übrig und lehnte stets die selbstgemachten Törtchen ab, die Mrs Briefs ihm immer wieder lächelnd unter die Nase hielt. Er konnte mit Süßkram und Naschereien nichts anfangen und es war ihm ein Rätsel, wie die Erdlinge so verrückt danach sein konnten. Sobald Bulma in der Werkstatt arbeitete, stapelte sich das süße Zeug auf ihrem Schreibtisch und sie verschlang ein Teilchen nach dem anderen mit der Begründung, sie hätte "Gehirnfutter" nötig. Wenn sie ihm dann zwei Tage später einen Besuch im Gravitationsraum abstattete und ihn bat, ein paar Übungen mit ihr zu machen, wusste er, dass sie es mit ihren Kalorienbomben übertrieben hatte.
 

Ein lautes Magenknurren lenkte seine Aufmerksamkeit zurück auf den ungeöffneten Becher in seiner Hand. Es würde ihm wohl nichts anderes übrig bleiben, wenn er das riesige Loch in seinem Bauch provisorisch stopfen wollte, bis die Hausroboter aus den frisch gekauften Zutaten ein Abendessen zauberten. Bulma hatte zwar gesagt, sie würde "nur kurz einkaufen gehen", aber Vegeta kannte seine Lebensgefährtin inzwischen gut genung, um zu wissen, dass sie ihre Zeit eher in Boutiquen und Schmuckgeschäften verbrachte als im Supermarkt. Ein flüchtiger Blick auf die Uhr, die über dem Fernseher hing, bestätigte ihm, dass sie bereits seit vier Stunden unterwegs war.
 

Mit dem Gedanken, dass sie bald zurückkommen müsste, zog er das dünne Papier vom Becher, rollte es zwischen den Fingern und schnippte es geschickt auf den Wohnzimmertisch, wo es auf einem Stapel Zeitschriften liegen blieb. Misstrauisch tauchte er den Löffel in die rosane Masse, roch die unangenehme Süße, die ihm in die Nase stieg und steckte sich mit einer zögerlichen Bewegung den Löffel in den Mund. Er schluckte ohne die Miene zu verziehen und nahm eine weitere Kostprobe. Es war wie erwartet gezuckert, aber essbar. Innerhalb weniger Sekunden hatte er den Jogurt geleert und sich drei weitere zur Hand genommen. Er war gerade dabei, den zweiten zu öffnen, als ein lauter Schrei aus dem Flur ertönte:
 

"Paaapaaaaa!" Der Kopf seiner Tochter erschien im Türrahmen und strahlte ihn aus lebhaften blauen Augen an; die türkisen Haare trug sie zu einem Zopf gebunden.

"Hallo, Kleines."

Sie musterte ihn neugierig und ihr Blick blieb an dem Becher in seiner Hand hängen.

"Du isst Jogurt?", fragte sie verwundert und legte den hübschen Kopf schief. Vegeta gab nur ein leises Knurren von sich, ob aus Zustimmung oder Missmut wusste die Kleine nicht auszumachen. Sie blieb noch eine Weile im Türrahmen stehen und sah ihrem Vater dabei zu, wie er in Rekordzeit die beiden verbliebenen Jogurts verschlang und die Plastikbecher beiseite legte. Bra kicherte verlegen, als ein lautes Magenknurren durch das Wohnzimmer hallte.

Milde amüsiert zog Vegeta eine Augenbraue in die Höhe und sah seine Tochter an.

"Ich bin scheinbar nicht der Einzige mit Loch im Bauch. Gibt es noch was von dem Erdbeerzeug?"
 

* ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ *~ *
 

Es dämmerte bereits, als Bulma den schmalen Kiesweg zur Capsule Corporation entlangschritt. Sie hielt in jeder Hand mehrere Stofftaschen, die der Verkäufer ihr freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte, nachdem die Plastiktüten beim ersten Transportversuch unter dem Gewicht der zahlreichen Kleider, Schuhe, Kosmetikartikel und des Schmucks nachgegeben hatten. Das braune Papier knisterte, als sie den Ellbogen näher an den Körper zog, um zu verhindern, dass die eingeklemmten Tüten aus dem Supermarkt auf den Boden rutschten. Vegeta würde einen Anfall bekommen, wenn sie mit zerquetschtem Gemüse und zerbrochenen Eiern nach Hause käme. Als die gläserne Haustüre wie von Geisterhand aufschwang, dankte sie der Technik, dass ihr das Kramen nach dem Hausschlüssel erspart blieb. Stetig darauf bedacht nicht zu stolpern und die bedrohlich schwankende Tomate im Auge, schlug sie den Weg in die Küche ein und ließ ein lautes "Bin zurück" verlauten. Geräuschvoll ließ sie die Taschen zu Boden gleiten und stellte die Einkäufe auf der Anrichte ab.
 

"Vegeta? Bra?", rief sie nochmals in die Stille und horchte nach ein paar Sekunden auf, als ein gedämpftes Lachen aus dem Wohnzimmer drang. Sie meinte auch Vegeta gehört zu haben, der irgendetwas von "Banane" von sich gegeben hatte. Stirnrunzelnd und neugierig zugleich bewegte sie sich wie auf Samtpfoten auf den Durchgang der beiden Zimmer zu und lugte vorsichtig um die Ecke. Ihre anfängliche Verwunderung verwandelte sich in schiere Ungläubigkeit.
 

Vegeta lag ausgestreckt auf dem Sofa, die Arme hinter dem Nacken verschränkt, und Bra hatte es sich auf seinem Bauch bequem gemacht.

Sie hielt einen Plastikbecher in der Hand und schob ihrem Vater mit einem vergnügten Quietschen einen Löffel in den Mund. Er verzog für einen Moment das Gesicht, dann brummte er: "Kirsche." Bra klatschte in die Hände und lachte fröhlich.

"Schon wieder richtig!"

Schon wieder? Bulma stutzte. Sollte das heißen, dass Vegeta sich schon längere Zeit dazu erbarmte, mit seiner Tochter dieses Spiel zu spielen, obwohl er jegliche Lebensmittel, die auch nur annähernd gesüßt waren, nicht ausstehen konnte? Sie gab einen unwillkürlichen Laut von sich, als ihr Blick auf den Wohnzimmertisch fiel. Mindestens zehn leere Jogurtbecher in allen möglichen Geschmacksrichtungen stapelten sich auf der säuberlich polierten Oberfläche und begruben die Zeitschriften unter sich. Mühsam unterdrückte sie ein Lachen. Wenn sie das Son Goku und den anderen erzählte, würden sie Vegeta bis an sein Lebensende daran erinnern. Bulma wusste schon lange, dass nicht einmal der stolze Prinz der Sayajins dem Charme ihrer kleinen Tochter widerstehen konnte. Sie hatte ihm auch schon damals, als sie gerade mal angefangen hatte zu laufen, nur einen flehenden Blick aus ihren strahlend blauen Augen zuwerfen müssen und Vegeta hatte sie auf dem Arm genommen oder ihr Geschichten erzählt, wenn er alleine mit ihr gewesen war. Sie wollte sich gerade in der Erinnerung verlieren, als Bulma ihn sogar dazu rumgekriegt hatte, ihre nicht mal ein Jahr alte Tochter zu füttern, als ein Räuspern sie aus ihren Gedanken riss.
 

Bulma hob milde erschrocken den Kopf und ihr Blick streifte für einen Moment den ihres Lebensgefährten. Sie meinte etwas wie einen stummen Hilferuf in ihnen erkennen zu können. Auch Bra hatte mittlerweile bemerkt, dass ihr Vater abgelenkt schien und sah sich suchend um, bis sie ihre Mutter entdeckte.

"Mama, da bist du ja! Hast du mir was mitgebracht?", wollte Bra aufgeregt wissen, kletterte umständlich von ihrem Vater herunter, drückte ihm den Becher in die Hand und blickte erwartungsvoll zu Bulma hoch.

"Natürlich Schatz, in der beigen Stofftasche", antwortete sie lächelnd und Bra verschwand in der Küche, nicht ohne ihre Mutter vorher noch einmal gedrückt zu haben.
 

Vegeta setzte sich mit einem erleichterten Seufzen auf, warf den noch halbvollen Jogurt achtlos auf den Tisch, wo er um ein Haar seinen Inhalt über die übrigen verteilt hätte, und sah Bulma an. Sie hustete gekünselt, um nicht aufzulachen.

"Hast du ihr wirklich etwas mitgebracht?"

"Natürlich", erwiderte sie und zwang sich zur Ruhe, während sie in wenigen Schritten das Zimmer durchquerte und rechts von ihm Platz nahm. Sie konnte das Rascheln der Tüten hören, die Bra wahrscheinlich in einer Aufregung eine nach der anderen durchsuchte.

"Es gibt nicht zufällig mehrere beige Stofftaschen, oder?", wollte Vegeta amüsiert wissen.

"Hmmm", machte Bulma nur, lehnte den Kopf an seine Schulter und schloss die Augen. Sie war müde und geschafft von der Shoppingtour, wollte nur noch etwas Essen, anschließend ein entspannendes Bad nehmen und dann ins Bett. Als hätte sie ihre Gedanken laut ausgepsrochen, legte Vegeta ihr plötzlich einen Arm um die Taille, strich ihr ein paar Haarsträhnen hinters Ohr und sagte grinsend:

"Ich habe mir eine Belohnung verdient, oder?"
 

Bulma schlug die Augen wieder auf, sah auf den überfüllten Wohnzimmertisch, dachte dabei an Bras lachendes Gesicht und wandte sich Vegeta zu. Ihre Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt.

"Du hast wirklich ein großes Opfer gebracht, um unsere Tochter glücklich zu machen", begann Bulma und lächelte ihn liebevoll an, "ich denke, die Badewanne ist groß genug für zwei."

"Doch vorher", begann sie lachend, ignorierte sein verwundertes Gesicht und strich mit dem Zeigefinger über seine Wange,"solltest du das endlich loswerden." Rosafarbener Jogurt klebte an ihrer Fingerspitze und er sah ihr mit hochgezogener Braue dabei zu, wie sie sich mit nachdenklicher Miene den Finger zwischen die Lippen schob und nach ein paar Sekunden der Stille verkündete: "Erdbeere."
 

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Bescheuert? OOC? Lächerlich?

Macht nichts! Ich finde, es sollte einem Autor auch mal erlaubt sein,

seine Lieblingspersonen ein bisschen auf die Schippe zu nehmen.

Außerdem, wer GT gesehen hat, weiß, was Vegeta alles für seine Tochter tun würde ^_____^

Gewidmet ist dieses Kapitel majinchris87,

die ich zwar nicht so gut kenne,

aber in der ich den treuesten VegetaxBulma- Fan überhaupt gefunden habe =)

WiLLe [ Vegeta ; Trunks ]

Ein eisiger Windhauch drang durch das geöffnete Fenster, ließ die Vorhänge flattern und warf verzerrte Schatten auf die spärlich beleuchteten Wände. Der Mond schimmerte am klaren Sternenhimmel und tauchte die Umgebung in silbernes Licht. Seine dunklen Augen waren starr auf den Umriss des Kinderbettes geheftet, während er mit leisen Schritten das niedrige Zimmer durchquerte. Er konnte die flachen Atemzüge und das Rascheln der Decke vernehmen, wenn der Junge sich unruhig hin- und herwälzte.

Spürte er bereits die flackernde Aura, die seinen ungebetenen Besucher umgab? Mit vor der Brust verschränkten Armen überbrückte Vegeta die letzten Zentimeter und sah mit unbewegter Miene hinunter auf das Kind. Seine Gesichtszüge entgleisten für einen Moment, als ihm blaue Augen entgegenblickten, strahlend wie Saphire und tiefgründig wie der Ozean. Unweigerlich fühlte er sich an die Erdenfrau erinnert und versuchte, Bilder gemeinsam verbrachter Nächte aus seinem Kopf zu verbannen, bis ein Geräusch seine Aufmerksamkeit wieder auf den Jungen lenkte. Der Knirps hatte seine winzigen Fäustchen nach ihm ausgestreckt, kniff die Augen angestrengt zusammen und gluckste amüsiert. Vegeta stutzte für ein paar Sekunden, wusste nicht, ob er ein paar Schritte zurücktreten oder die Bitte des Kleinen einfach ignorieren sollte. Er entschied sich für Letzteres und wartete mit gleichgültiger Gelassenheit, wann der Junge beginnen würde, lauthals zu quängeln. Wider Erwartens gab der Knirps keinen Mucks von sich, als Vegeta keinerlei Anstalten machte, ihn aus dem Bett zu heben. Er ließ die zerbrechlich wirkenden Ärmchen sinken, stemmte sich ein paar Zentimeter auf und versuchte, sich an den Gitterstäben hochzuziehen. Vegeta bedachte diese Bemühungen nur mit einem kühlen Blick und schnaubte abfällig, als der Junge abrutschte und rücklings hinfiel. Er beobachtete stumm, die seine Unterlippe anfing zu beben und Tränen sich in den Augen des Kleinen sammelten.

"Schwach." Dieses Wort hallte durch den Raum, übertönte kaum das Pfeifen des Windes und das Rauschen der Vorhänge. Es war, wie Vegeta erwartet hatte. Dieser Junge, den die Erdenfrau liebevoll und naiv "ihren Sohn" nannte, hatte nichts vom Prinzen der Sayajins geerbt. Seine Augen waren die der Mutter, seine Haarfarbe die des Großvaters und dieses Schwache, Zerbrechliche und die ständige Heulerei waren eines Sayajins nicht würdig, egal, wie jung er noch war.

Vegeta war in Begriff sich abzuwenden, doch als er ein letztes Mal den Blick des Jungen streifte, zog er ein wenig irritiert eine Augenbraue in die Höhe. In den Augen des Jungen war ein merkwürdiges Funkeln erschienen, verwehrte ihm, jegliche weitere Emotion aus ihnen zu lesen und von Tränen war keine Spur mehr zu sehen. Vegeta rührte sich keinen Zentimeter, sein Gesicht war eine wächserne Maske, doch innerlich breitete sich ein Gefühl in ihm aus, das er nicht deuten konnte. Regungslos sah er dem Jungen dabei zu, wie er sich ungeschickt auf den Bauch drehte, die Gitterstäbe erneut mit beiden Händen umfasste und begann, sich mühsam an ihnen hochzustemmen. Dabei ließ der Kleine ihn nicht ein einziges Mal aus den Augen, als wollte er seinem Besucher beweisen, dass dieser ihm Unrecht getan hatte. Und mit einem Mal wurde Vegeta klar, dass es der Wille war, der sich in den Augen dieses Kindes widerspiegelte. In einem Jungen, der nicht einmal richtig laufen konnte, erwachte genug Kampfgeist, um über sich selbst hinauszuwachsen. Vegeta hätte es niemals laut ausgesprochen, aber er empfand Bewunderung für diesen Knirps. Geistesabwesend ließ er die Arme sinken, sah dem Kleinen dabei zu, wie er ungeschickt auf die Beine kam und beinahe schon triumphierend zu ihm aufsah. Die blauen Augen leuchteten fröhlich, er gluckste wieder und schien unheimlich zufrieden mit sich selbst. Für einen kurzen Moment huschte ein flüchtiges Lächeln über Vegetas Lippen, bevor dieses der Ratlosigkeit Platz machte. Der Junge hielt ihm eine seiner kleinen Hände entgegen und sah ihn ununterbrochen an, schien auf etwas zu warten. Und auf einmal, als sei Vegeta nicht mehr Herr über seinen Körper, streckte er einen Arm nach ihm aus und berührte zaghaft die dargebotene Hand. Warme, weiche Finger umschlossen seine raue Haut, strichen neugierig über Handrücken, Handfläche und die einzelnen Finger. Keiner der beiden machte ein Geräusch, einzig das Säuseln des Windes störte die Stille. Vegetas Herz pochte laut, sein Hals fühlte sich merkwürdig trocken an und gleichzeitig hatte er das Gefühl, von vollkommenem innerem Frieden erfüllt zu sein.

Er wusste nicht, wie lange er dort regungslos verharrte, bis sich die Lippen des Jungen öffneten und er mit einer Glückseligkeit und Unschuld sprach, wie Vegeta es noch nie zuvor gehört hatte:

"Papa."
 

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Da meine Gesundheit während den letzten drei Wochen zu wünschen übrig lässt,

hatte ich weder Kraft noch Nerven, mich an einen weiteren One- Shot zu setzen *Naseschnäuz*

Doch weil das zweite Kapitel schon ein beträchtliches Weilchen zurück liegt,

wollte ich nochmal ein Lebenszeichen von mir geben *NächstesTaschentuchAuspack*

Dieses Gebrösel ist bei einem weiteren, erfolglosen Versuch entstanden, einzuschlafen.

Ich hoffe, dass einige trotzdem mit ihm etwas anfangen können *HustHust*
 

LG,

Méle *WiederInsBettLegenGeh*
 

P.S. Dieses Kapitel ist allen Lesern gewidmet, die von der Beziehung zwischen Trunks und Vegeta genauso fasziniert sind wie ich =^.^=

ExPeriMenT [ Vegeta x Bulma ]

"Ein Drabble ist eine pointierte Geschichte, die aus exakt 100 Wörtern besteht."

Ich bin eine begeisterte Drabble- Leserin und dachte mir, dass mal selbst auszuprobieren, und ich kann euch sagen: Scheiße ey, so viel Arbeit für so wenig Sätze!

Das Lästigste ist echt dieses ständige Zählen der Wörter, au Mör X_________x

Na ja, ich habe nach einer Stunde nur zwei Drabbles zu Papier gebracht und keinen Nerv mehr für weitere, doch auch wenn es nicht viel ist, soll diese lächerliche "Leistung" nicht vor euch versteckt werden.

Also, here you go:
 

Vorfreude
 

Zufrieden seufzend stellte sie die Einkäufe in der nächsten Ecke ab und streckte sich ausgiebig. Sie warf noch einen liebevollen Blick auf die schwarze Tüte, auf der in verschnörkelter, dunkelroter Schrift das Wort "Passion" zu lesen war, bevor sie sich auf die Suche nach Vegeta machte. Ein verschmitztes Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus, während sie mit großen Schritten den Flur entlangschritt und auf den GR zusteuerte. Bulma brachte ihrem Lebensgefährten von ihren Shoppingtouren nur selten etwas mit, und doch hatte sie ihn noch nie vergessen, wenn sie mit leuchtenden Augen die teuerste Dessous- Boutique der Stadt betrat.
 

Dieses Drabble verdeutlicht mal wieder, dass ich eine sehr eigentümliche Vorstellung dieses Paars habe. Ich denke, dass Vegeta am meisten Interesse daran hat, was Bulma für "drunter" gekauft hat *räusper* ... Ja. Kommentar Ende xD
 

Geständnis
 

Sie wischte sich zitternd mit dem Handrücken über die Mundwinkel und taumelte zum Waschbecken. Noch ein wenig benommen begann sie, sorgfältig den Mund auszuspülen, um den ekligen Geschmack von Erbrochenem loszuwerden. Geistesabwesend legte sie die freie Hand auf den Bauch, der sich unter ihrem hautengen Pullover leicht wölbte. Erneut kroch Übelkeit in ihr hoch, wenn sie daran dachte, wie sie Vegeta die Nachricht überbringen sollte. Würde er es verstehen, es akzeptieren? Oder würde er sie, kaltherzig wie er sich manchmal gab, stehen lassen? Bulma seufzte resigniert.

Wie sollte sie ihm bloß erklären, dass sie seinen Lieblingsauflauf ganz alleine gegessen hatte?
 

Öhm... ja.

Fragt mich nicht, wie ich auf die Idee kam, das hier zu schreiben.

Ich hielt es für witzig... *peinliche Stille*

Okay, ich weiß, ich habe einen merkwürdigen Humor xD

Sooo, in diesem Sinne will ich mich bei euch, liebe Leser, entschuldigen, falls ihr auf ein neues, seriöses Kapitel gehofft habt und bitter enttäuscht wurdet.

Dieses Kapitel enthält mehr Gelaber meinerseits als Story O______o

Gomen nasai!
 

P.S. Dieses "Kapitel" enthält keine Windmung, da es schlicht und einfach keine wert ist. Nächstes Mal kommt etwas Ordentliches, versprochen!

VerSpreCheN ~ 1. Teil [ Vegeta x Bulma ]

Lautlos wie ein Schatten huschte er durch die Dunkelheit. Seine Arme waren vor der Brust verschränkt, er brauchte seine Hände nicht, um sich durch die Finsternis voranzutasten. Er war diesen Weg während des letzten Jahres unzählige Male gegangen, zählte im Kopf wieder unbewusst die Stufen mit und vergass auch diese Nacht nicht, die letzten beiden zu überspringen. Er wusste, dass die Erdenfrau einen leichten Schlaf hatte und wollte sie nicht durch knarrende Treppenstufen auf sich aufmerksam machen. Leichtfüßig kam er auf dem Fußabtreter auf. Die gläserne Doppeltür öffnete sich geräuschlos, als er näher kam und schwang nach beiden Seiten auf. Im Türrahmen stehend, warf er noch einen letzten Blick hoch zum Treppenabsatz, wo eine schmale Holztüre durch das einfallende Mondlicht spärlich beleuchtet wurde. Für ein paar Sekunden überkam ihn plötzlich das merkwürdige Verlangen, sich einfach umzudrehen und die Treppen zu ihrem Zimmer hochzusteigen, nur um sie noch ein letztes Mal zu berühren. Es kribbelte in seinen Fingerspitzen, wenn er an ihr seidiges Haar, ihre sinnlichen Lippen und ihre weiche Haut dachte. Obwohl er wusste, dass es falsch war, sich von einer Frau so den Kopf verdrehen zu lassen, hatte er den Drang nur selten bezwingen können, eine weitere Nacht mit ihr das Bett zu teilen. Warum das Erdenweib sich überhaupt auf ihn eingelassen hatte, blieb ihm ein Rätsel. Hatte ihr ehemaliger Macker Yamchu sie doch tausend Mal gewarnt, "diesem kaltblütigen und unberechenbarem Mörder" nicht zu nahe zu kommen, wenn sie an ihrem Leben hing. Vegeta hatte ihr zwar ein paar Mal ernsthaft gedroht, um ihr klarzumachen, wie sie sich einem Prinzen gegenüber zu verhalten hatte, doch der Gedanke, sie tatsächlich umzubringen, war ihm noch nie gekommen. Er hatte noch nie darüber nachgedacht, was ihn davon abhielt, ihr für ihr loses Mundwerk eine Lektion zu erteilen oder ihre Werkstatt wegzupusten, wenn sie mal wieder lautstark aneinander geraten waren. Vielleicht war es der Bequemlichkeit wegen, schließlich hatte er ein eigenes, luxuriös ausgestattetes Zimmer und ein sauberes Bad, einen Trainingsraum mit Schwerkraftregulator und die Mutter der Erdenfrau war zwar ekelhaft freundlich, doch bekochen tat sie ihn, wann immer er Hunger hatte. Doch eine Stimme in seinem Hinterkopf wisperte, so leise, dass es gerade noch in sein Bewusstsein dringen konnte, dass die Frau langsam und schleichend dabei war, ihn zu zähmen. Als Vegeta bewusst wurde, was ihm gerade durch den Kopf gegangen war, schnaubte er abfällig und nahm den Blick von der Tür. Er war der Prinz der Sayajins und sollte sich auch dementsprechend verhalten. Er hatte mit Gefühlen nichts am Hut, wurde lediglich von seinem Durst nach Rache an Kakarott und dem Verlangen, die Kraft eines Super- Sayajins zu erreichen, vorwärts getrieben.

Ihn verband absolut nichts mit der Erdenfrau, er begehrte lediglich ihren Körper und er würde sich von niemanden erweichen lassen.

Mit unbewegter Miene, die Augen starr geradeaus gerichtet, trat er hinaus in die frische Nachtluft.
 

~ * ~ * ~ * ~
 

Ruckartig schlug Bulma die Augen auf. Regungslos starrte sie für ein paar Sekunden an die Zimmerdecke und horchte in die Stille hinein. Obwohl weder das Geräusch von Schritten noch das von knarrenden Treppen an ihre Ohren drang, schlug ihr Herz so schnell, dass sie Angst hatte, es würde ihr aus der Brust springen. Sie schluckte schwer. Ihr Hals war trocken und kratzte unangenehm. Unschlüssig verharrte sie in ihrem Bett, ignorierte das Zittern ihrer Hände, die die Decke so fest umklammert hielten, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten und lauschte ihren flachen Atemzügen. Sie ahnte mehr, was passierte, als dass sie es wahrnahm.

Vegeta verließ sie. Er machte sich wahrscheinlich mit der Raumkapsel auf den Weg ins Weltall, um auf fremden Planeten zu trainieren und die Macht eines Super- Sayajins zu erlangen. Bei diesem Gedanken ergriff eine Leere von Bulma Besitz, die jegliches Gefühl von Hoffnung und Freude wie einen aufkommenden Keim erstickte.

Sie wollte nicht, dass er ging. Bulma war niemals naiv genug gewesen, um zu glauben, Vegeta könnte so etwas wie Liebe für sie empfinden, während er mit ihr schlief oder sich auf eine Beziehung einlassen. Und doch hatte er in Bulma Gefühle geweckt, die niemals hätten entfacht werden dürfen. Sie hatte sich anfangs dagegen gesträubt, sich einzugestehen, mehr für Vegeta zu fühlen als Mitleid und Sympathie, doch irgendwann hatte sie sich nicht mehr selbst belügen können. Seine bloße Anwesenheit hatte sie mit einem Lächeln zur Kenntnis genommen, ein wenig Aufmerksamkeit seinerseits machte sie glücklich, die wenigen gemeinsam verbrachten Momente erfüllten sie mit einer ihr unbekannten Wärme, sie spürte die stille Bewunderung für ihn, doch auch die Besorgnis, wenn er sich beim Training wieder an seine äußersten Grenzen trieb, sie rief sich die Hitze in Erinnerung, die sie zu verbrennen schien, wenn ein erregtes Zittern durch ihren Körper ging und die Zuneigung, wenn sie in sein schlafendes Gesicht sah.

All diese Gefühle brachen, einer riesigen Sturmwelle gleich, über sie herein und spülten alle Bedenken und Zweifel beiseite.

Sie konnte Vegeta nicht zwingen, bei ihr zu bleiben, doch sie hatte ein Recht darauf, sich von ihm zu verabscheiden. Sie musste diese letzte Chance ergreifen, um ihm endlich zu sagen, dass er zwei Menschen zurücklassen würde.
 

Kies knirschte unter ihren bloßen Füßen, als sie mit vorsichtigen Schritten den mondbeschienenen Weg in den Garten entlangschritt. Das weiße Nachthemd flatterte ihr lautlos um die Knöchel und sie strich sich gelegentlich ein paar kurze Strähnen aus der Stirn. Die kühle Nachtluft trieb ihr eine Gänsehaut auf Arme und Beine, doch sie spürte die Kälte nicht. Ihre Hände waren angespannt zu Fäusten geballt und ihre Gedanken rasten. Ihre anfängliche Selbstsicherheit war verflogen und in ihrem Kopf wiederholte sich immer wieder die Frage, die sie schon seit Wochen nicht mehr losließ, sich in ihr Bewusstsein gebrannt hatte: Wie wird er reagieren?

Ein Laut, in dem sowohl Erleichterung als auch Unbehagen mitschwangen, kam über ihre Lippen, als sie im dem hellen Licht der geöfnneten Raumkapsel eine Silhouette hinter den runden Fenstern ausmachen konnte. Er war noch nicht gegangen.
 

~ * ~ * ~ * ~
 

Vegeta hatte gerade die letzten Checks der Raumkapsel beendet und drückte mit einer Fingerfertigkeit, die man ihm gar nicht zugetraut hätte, die nötigen Knöpfe, um seine Trainingsreise zu starten, als er hinter sich ein Geräsch vernahm. Er hielt mitten in der Bewegung inne und lauschte mit gespitzten Ohren. Es klang wie ein Paar nackter Füße, das über die kalten Fliesen auf ihn zutapste. Er drehte sich nicht um, als die Schritte verstummten und machte auch keine Anstalten, die aufkommende Stille zu duchbrechen. Vegeta ließ langsam den ausgestreckten Arm sinken, starrte auf das summende Amaturenbrett und wartete. Er spürte ihren Blick auf seinem Hinterkopf ruhen, wusste, dass sie ihn aus klaren blauen Augen vorwurfsvoll ansah und ihn stumm darum bat, dieses nächtliche Treiben zu erklären. Er wägte seine Chancen ab, die Erde ohne großen Aufstand und viele Worte zu verlassen, doch das Erdenweib würde ihn bestimmt nicht sang- und klanglos verschwinden lassen. Auch, wenn sie in den vorigen Monaten ein wenig freundlicher zueinander geworden waren, ihre lautstarken Auseinandersetzungen blieben nicht aus.

Vegeta verkniff sich ein genervtes Stöhnen und zeigte die erste Reaktion, seit Bulma die Raumkapsel betreten hatte. Er hob den Kopf, vermied es jedoch weiterhin, sich zu ihr umzudrehen und sprach sie in einem Tonfall an, den er nicht oft an den Tag legte. Er klang nicht aggressiv oder überheblich, vielmehr konnte man Lustlosigkeit und sogar Erschöpfung in seiner Stimme erkennen.

"Was willst du hier?"

Vegeta hatte mit einer patzigen Antwort gerechnet, mit einem wütenden Schnauben oder einem Fauchen à la "Ist das nicht offensichtlich", doch er stellte überrascht fest, dass jegliche Erwiderung ausblieb. Stattdessen wäre er fast zusammengezuckt, als sich ihre zierlichen Arme um seine Brust schlangen und sich vorsichtig in den Stoff krallten. Er spürte durch den hautengen Kampfanzug ihren warmen Körper, der sich an seinen drückte und den Kopf hatte sie zwischen seine Schulterblätter gelegt. Er konnte ihren unruhigen Herzschlag in seinem Rücken fühlen und sein eigener beschleunigte sich um ein Vielfaches. Er ärgerte sich über sich selbst, durch bloße Berührungen dieser Frau einer Schwäche zu verfallen, die ihn immer wieder heimsuchte, sobald sie ihm zu nahe kam. Seine Arme hingen widerstandslos an ihm herab; er verspürte nicht den Wunsch, sie von sich zu stoßen, doch die Umarmung zu erwidern wäre ein Zeichen von Willenlosigkeit gewesen.

"Ich möchte dir ein letztes Mal nahe sein", flüsterte sie leise. Vegeta schwieg.
 

~ * ~ * ~ * ~
 

Bulma unterdrückte die aufkommenden Tränen, als Vegeta keine Antwort gab. Also war es wirklich wahr; Er verließ sie und kam vielleicht nie wieder zu ihr zurück. Es war Ewigkeiten her, seit sie das letzte Mal geweint hatte und sie schluckte ein paar Mal schwer, um den Kloß in ihrem Hals zu lösen. Sie wollte vor Vegeta keine Schwäche zeigen, verachtete er das doch mehr als alles andere. Ihre Hände begannen unmerklich zu zittern, sie presste die Lippen fest aufeinander, damit ihnen kein Laut entweichen konnte. Sie schloss die Augen, zwang ihren Körper, mit dem Beben aufzuhören und versuchte sich zusammenzureißen. Sie musste ihm noch etwas Wichtiges sagen.

Anfangs hatte sie daran gedacht, die Schwangerschaft nur anzudeuten, vor ein paar Tagen war sie noch der Meinung gewesen, es sei das Beste, es ihm nach und nach schonend beizubringen, doch jetzt, angesichts der Situation, waren alle zurechtgelegten Worte bedeutungslos. Es wäre wohl am Sinnvollsten, mit der Türe ins Haus zu fallen.

"Vegeta... ich bin schwanger."

Ihre Stimme klang brüchig und sie hielt unbewusst den Atem an. Das Herz pochte ihr bis zum Hals, Blut rauschte in ihren Ohren. Jede Faser ihres Körpers schien vor Ungeduld und Angst zu schreien, sie verkrampfte sich unwillkürlich, als Vegeta zu einer Antwort ansetzte. "Ich weiß."
 


 

~ FORTSETZUNG FOLGT ~
 

Jaaaah, ich lebe noch *wink*

Seit einigen Monaten geht es hier irgendwie drunter und drüber und laufend passieren irgendwelche Dinge, über die ich mir den Kopf zerbreche & die ich noch erledigen muss. Da kommt das Schreiben natürlich zu kurz, gomen nasai! *sichschäm*

Sooo, aber blöde Ausreden sind hier völlig fehl am Platz und ich sollte etwas über dieses Kapitel sagen *räusper*

Die Idee, das Kapitel "Versprechen" in zwei Teilen zu schreiben, ist mir spontan gekommen und war eher eine Notlösung, da ich einfach nochmal ein Lebenszeichen von mir geben wollte^^° Der zweite Teil folgt dann im Laufe der nächsten Wochen und wird wahrscheinlich nicht so lang wie das da *nachobenschiel*

Ich hoffe, dieses Mal wird es schneller gehen!

LG,

Méle

P.S. Vielen Dank für die lieben Gute- Besserungs- Wünsche =^.^=

VerSpreCheN ~ 2. Teil [ Vegeta x Bulma ]

Sie hatte es ihm gesagt. Vegeta hatte sich schon lange gefragt, wann sie vorhatte, ihm von dem Kind zu erzählen, hatte sie bis jetzt noch keinerlei Anstalten gemacht. Die selbstständige Energiequelle, die langsam in ihr Form annahm, hatte er wahrscheinlich noch vor dem Arzt oder ihr selbst bemerkt. Anfangs war er irritiert gewesen, hatte sich gefragt, woher diese schwache Energie kam, doch innerhalb weniger Tage war ihm klar geworden, dass Bulma zwei Auren ausstrahlte. Er war erleichtert, dass die Neuigkeit ihn keineswegs unvorbereitet traf, doch ein Teil von ihm sträubte sich noch immer dagegen, diese Tatsache zu akzeptieren. Vegeta hatte viel Zeit zum Nachdenken benötigt, manchmal stundenlang wachgelegen und versucht, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, Vater zu werden. Er konnte mit Kindern nicht viel anfangen, investierte seine Zeit lieber in Training und überhaupt zweifelte er daran, so etwas wie ein "Familienleben" führen zu können und zu wollen. Das war etwas für Weicheier, für Pantoffelhelden wie Kakarott, aber für einen Sayajin- Prinzen war das im Leben nicht möglich. Er war eine Kämpfernatur, geboren um zu siegen, zu unterwerfen und zu töten. Er war nie in seinem Leben frei gewesen, hatte ständig unter Freezers Kontrolle gestanden und sich ihm beugen müssen und jetzt, wo er endlich Unabhängigkeit erlangt hatte, sollte er sie für eine Erdenfrau und ihr Balg aufgeben? Nur weil sie sich von den bedeutungslosen Nächten mehr versprochen hatte, als er jemals bereit war, ihr zu geben? Sein Blick wurde finster und mit einem Mal spürte er, wie Wut in seinem Inneren aufloderte. Sie bedeuteten ihm doch beide nichts, er hatte nie vorgehabt, mit ihr ein Kind großzuziehen. War sie wirklich dumm genug gewesen, um zu glauben, diese Nachricht könnte ihn aufhalten? Warum kam sie genau jetzt damit und war nicht gehorsam in ihrem Bett liegen geblieben? Warum hatte sie sich überhaupt auf ihn eingelassen und war in sein Leben getreten, machte ihn durcheinander und schwach? Unruhig ballte er die Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder, versuchte ihren zierlichen und warmen Körper an seinem zu ignorieren und ruhig zu bleiben. Er wollte nur noch, dass sie ging und er mit freiem und klarem Kopf seine Reise starten konnte.

"Und.. du willst trotzdem gehen? Uns alleine lassen?" Ihre Stimme klang zittrig und machte ihm klar, dass sie gegen die Tränen ankämpfte und doch enthielt ihr Tonfall etwas Vorwurfsvolles, Kaltes. Woher nahm sie die Dreistigkeit, sich ihm so unverschämt aufzudrängen und ihm irgendwelche Pflichten oder Vorschriften aufzubürden? Sie meinte also, er, der Prinz der Sayajins, müsste sich vor ihr, einem unwürdigen Erdenweib rechtfertigen, nur weil sie schwanger geworden war? Mit einem wütenden Knurren löste Vegeta sich aus ihrer Umarmung, drehte sich zu ihr um und stieß sie von sich. Für einen Moment las er Überraschung auf ihrem Gesicht, im nächsten machte sie der Fassungslosigkeit Platz.
 

~ * ~ * ~ * ~
 

Bulma taumelte rückwärts, erschrocken über den plötzlichen Sinneswandel, und verlor durch den groben Stoß das Gleichgewicht. Ihr Nachthemd bauschte sich auf, wehte um ihre Beine und mit einem dumpfen und schmerzhaften Aufprall landete sie auf dem harten Boden der Raumkapsel. Vegeta stand, wenige Meter von ihr entfernt, und sah mit blitzenden Augen auf sie herab; sie konnte Wut in ihnen erkennen. Ein Schauer durchfuhr ihren Körper und schüttelte ihn unmerklich. Es war lange Zeit hergewesen, seit sie ihn das letzte Mal so aufgebracht gesehen hatte. Obwohl ihre Gedanken durcheinander wirbelten und tausend Fragen und freche Antworten in ihrem Kopf explodierten, hielt sie den Mund. Gleichzeitig verschwamm ihr Blick, als sich abermals Tränen in ihren Augenwinkeln sammelten, die sie jedoch verbissen zurückhielt. Sie vermochte nicht zu sagen, ob es Tränen der Enttäuschung waren, da es das erste Mal war, dass Vegeta ihr wehgetan hatte, oder Tränen der Wut.

"Was habe ich damit zu tun?" Seine Stimme klang ruppig und zornig und als Bulma ihn ansah war es, als hätten die gemeinsam verbrachten Momente nie stattgefunden. Er verhielt sich genauso wie damals, bevor er auf die Erde gekommen war und schien die wenigen Gefühle, die er ihr jemals offenbart hatte, vergessen zu haben. Sie sah bloß noch Zorn, Verachtung und Überheblichkeit und diese sekundenschnelle Veränderung schmerzte sie mehr als alles andere, was er ihr hätte antun können.

"Es ist dein Kind, Vegeta!", schrie sie ihm vom Boden entgegen und krallte ihre Hände in den seidenen Stoff über ihrer Haut. Sie dünnen Träger waren von ihren Schultern gerutscht, hingen lose herab, ihre Beine waren freigelegt und von einer Gänsehaut überzogen, doch es kümmerte sie nicht.

"Es ist ebenso ein Teil von dir wie von mir!"

"Mich verbindet nichts mit dir, dem Balg und dem gesamten Planeten", erwiderte Vegeta nicht minder laut, trat einen Schritt zurück und stieß gegen das Amaturenbrett, "also halt dich aus meinem Leben raus und kümmer dich um dein eigenes, Weib!"

Für ein paar Sekunden starrten sie sich wutentbrannt in die Augen, dann senkte Bulma den Blick.
 

~ * ~ * ~ * ~
 

In seinem Kopf hämmerte und pochte es, sein Magen rebellierte und die Hitze in seinem Körper war verschwunden. Bei diesen Worten hatte sich seine Brust schmerzhaft zusammengezogen und mit einem Mal fühlte er sich merkwürdig leer. Die Erdenfrau saß stumm auf den kalten Fliesen, starrte auf ihre Füße und hatte die zitternden Hände ineinander verschränkt. Der Gedanke, sie jetzt einfach aus der Raumkapsel zu schmeißen, hatte sich irgendwo in eine Ecke seines Bewusstseins verzogen und Vegeta stellte beunruhigt fest, dass sich ein Gefühl in seinem Bauch ausbreitete, von dem er niemals gedacht hätte, dass er es empfinden könnte. Er fühlte Schuld. Er konnte nicht einmal sagen, was genau er bereute, aber sein benebelter Verstand wiederholte nur noch einen Satz, wie ein Mantra hallte er in seinem Kopf nach.

Halt dich aus meinem Leben raus...

Ein Schluchzen ertönte und klang in dem großen, runden Raum noch um ein Vielfaches lauter. Aus dunklen Augen musterte er sie, sah die Tropfen, die in ihren Schoß fielen und ihre bebenden Schultern. Kein weiteres Geräusch entkam mehr ihren Lippen, die Stille wurde nur noch vom Surren der Kapsel unterbrochen.

Wollte er das? Dass sie wieder getrennte Wege gingen, sich nie wieder sahen? War sie ihm egal, genauso wie das ungeborene Kind und dieser ganze Planet? Als die Erdenfrau sich wankend erhob und ohne einen Blick zurück auf den Ausgang zusteuerte, verschwand die Gier nach Macht und Rache, die ihn so lange geblendet und ihm die Antwort auf seine Frage verwehrt hatte, in einem Atemzug. Es war wie ein Schlag ins Gesicht, wie ein kalter Eimer Wasser und es fühlte sich an, als sei er aus einem langen Schlaf erwacht.

Ja, sie waren ihm egal.
 

~ * ~ * ~ * ~
 

Bulma liefen unaufhaltsam die Tränen über die Wangen. Ihre Augen brannten und fühlten sich geschwollen an, doch die Lippen hielt sie fest verschlossen, um jedes aufkeimende Geräusch zu ersticken. Mit schwachen und wackeligen Beinen schritt sie auf den Ausgang zu, kämpfte gegen den Drang an, sich noch einmal umzudrehen und versuchte, das Wort zu verdrängen, das sie aus allen Winkeln ihres Verstandes anzuschreien schien.

Hure.

Vegeta hatte es ihr gesagt. Er empfand rein gar nichts für sie, das Kind war ihm egal und die Zeit hier auf der Erde bedeutete ihm nichts. Er war nachts zu ihr gekommen, hatte sie berührt, geküsst und mit ihr zu geschlafen, um seine Begierde zu stillen. Er begehrte lediglich ihren Körper, den sie ihm ergeben dargeboten hatte, in der Hoffnung, dem stolzen Sayajin so näher kommen zu können, das Eis zu brechen. Er hatte sie nur als seine persönliche Sklavin gesehen, ein nächtliches Vergnügen, das er nehmen und lassen konnte, wie er wollte.

Sie fühlte sich dumm und ausgenutzt, aber das Gefühl der Machtlosigkeit überwiegte. Sie sollte ihn hassen und anschreien, aber stattdessen blieb sie stumm und ergab sich ihrem Schicksal.

Denn sie liebte ihn.
 

~ * ~ * ~ * ~
 

"Warte."

Das Wort glitt über seine Lippen, bevor er richtig darüber nachgedacht hatte; er wusste nicht, welche Worte oder Gesten in solch einer Situation angebracht waren. Tatsächlich wurde ihm in diesem Augenblick zum ersten Mal richtig bewusst, wie wenig er eigentlich über menschliche Umgangsformen und Beziehungen wusste. Seitdem er denken konnte, hatte er stets einen Plan oder eine Idee gehabt , irgendeine Lösung oder einen Vorschlag, doch nun, wo er keinen übermächtigen Feind bezwingen musste oder er dem Tod ins Auge blickte, jetzt, wo er bloß mit einer gebrechlichen Frau im selben Raum stand, war er ratlos. Das Erdenweib war in der geöffneten Luke stehen geblieben, die Arme um den zitternden Leib geschlungen, das dünne Nachtkleid wehte im kühlen Wind.

"Was willst du noch?" Vegeta wusste, dass sie versuchte, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben und ihre Schwäche zu verbergen, doch ebenso sah er das Beben, dass durch ihren zierlichen Körper ging. Sie wandte ihm nicht das Gesicht zu und blickte unverwandt in die dunkle Nacht. Sie schien abzuwarten, was er als Nächstes sagen oder tun würde. Unsicher verharrte er auf der Stelle und starrte auf ihren Rücken, versuchte seine Gedanken zu ordnen und sein rasendes Herz zu beruhigen. Der Zorn war vollkommen abgeflaut und er fühlte sich, als hätte diese riesige Welle der unkontrollierten Wut ihn vollkommen ausgelaugt. Die wenigen, zögerlichen Schritte vorwärts erschienen ihm merkwürdig anstrengend und seine Füße waren so schwer wie Blei.

Vegeta war kein Mann der großen Redekunst, das war ihm bewusst. Er hatte sein ganzes Leben nur erniedrigende oder verachtende Worte gesprochen, Provokationen und Beleidigungen, doch etwas anderes vermochte ihm nicht über die Lippen zu kommen. Er hatte nicht die leiseste Ahnung warum und sein ganzes Handeln war ihm ein einziges Rätsel, doch die wankende Gestalt der Erdenfrau wirkte in diesem Moment so verletztlich und verloren, dass sein ganzer Körper förmlich danach schrie, sie zu berühren. Er durchquerte den runden Raum mit langsamen Schritten, die laut an den weißen Wänden widerhallten und die erdrückende Stille im Sekundentakt durchbrachen. Vegeta hob den gleichen Arm, mit dem er sie von sich gestoßen hatte, und war in Begriff, ihr eine Hand auf die Schulter zu legen, als sein Blick den ihren streifte. Sie betrachtete ihn aus den Augenwinkeln, verspannte sich, als er sich ihr näherte und er konnte förmlich spüren, dass sie gegen den Drang ankämpfte, ein paar Schritte zurückzuweichen. Ihre geröteten Augen wirkten matt und leblos, das lebendige Funkeln war erloschen und das strahlende Blau glich einem tiefen, dunklen Loch. Ihr sonst so hübsches Gesicht wirkte wie tot. Vegeta sog scharf die Luft ein und zog die Hand zurück, als hätte er sich an ihr verbrannt. Mit geweiteten Augen starrte er sie an, machte sich nicht einmal mehr die Mühe, die steinerne Maske der Gleichgültigkeit aufrecht zu erhalten und öffnete den Mund, doch seine trockene Kehle war wie zugeschnürt.

Er hatte es endlich begriffen.
 

~ * ~ * ~ * ~
 

Ausdruckslos sah sie ihm entgegen. Ihr ganzer Körper sträubte sich gegen seine Berührung, ihre Eingeweide verkrampften sich schmerzhaft, doch ein kleiner Teil von ihr, der unter ihrer Brust schlug, machte einen Hüpfer. Sie ignorierte das heftige Pochen und nahm die Augen nicht eine Sekunde von seinem Gesicht. Zu ihrer milden Überraschung war der wächserne Ausdruck der Teilnahmslosigkeit von seinen Zügen gewichen. Sie meinte, etwas wie Verwirrung und Entsetzen in seinen Augen zu erkennen und, für den Bruchteil einer Sekunde, lag Reue in seinem Blick.

Bulma hätte beinahe aufgelacht, als ihr klar wurde, was sie gerade gedacht hatte. Vegeta war nicht fähig, Schuld oder Mitgefühl zu empfinden, er wurde lediglich von Rache und Machtgier kontrolliert. Sie hatte schon lange erkannt, dass seine Vergangenheit und sein Stolz sich wie ein Gift in seinem Denken und Handeln verankert hatten und ihn innerlich zerfraßen. Er war geblendet durch seinen Hass und den Titel eines Prinzen, der schon vor Jahren mit seiner Rasse und seinem Planeten gestorben war. Er zerstörte sich selbst und trieb sich immer weiter der Einsamkeit und Finsternis entgegen, anstatt nach Erlösung zu suchen. Erlösung, die sie bereit gewesen war, ihm zu geben.

Sie horchte auf, als Vegeta sich nach einigen Minuten abermals rührte und runzelte die Stirn, während sie ihn dabei beobachtete, wie er nach seiner Hand griff.
 

~ * ~ * ~ * ~
 

Reinheit und Unschuld.

Zwei Begriffe, die Vegeta nie kennen gelernt hatte, von denen er bis vor ein paar Monaten nicht einmal hätte sagen können, was sie bedeuteten.

Seit seiner Kindheit war sein Leben von nichts anderem als Dunkelheit und Schmerz gezeichnet; Er hatte Dinge erlebt, die auf ewig Narben hinterlassen würden. Er hätte es niemals laut ausgesprochen, aber seine Seele hatte mehr gelitten als sein Körper, der schon oft mit dem Tod gerungen hatte. Seit der Eliminierung seines Volkes und dem Untergang seines Planeten, seitdem er sich der Echse hatte beugen und dienen müssen, umschloss eine undurchdringbare Mauer sein Herz, geschürt und gestärkt von Gefühlen, die keinen Namen trugen.

Er hatte einen Lebenssinn gesucht, einen Grund, um weiterhin zu existieren und in seinem Kopf nur noch Platz gelassen für die Dinge, die sein Vater, der König der Sayajins, im prophezeit hatte. Stärke, Ehre und alles übertreffende Macht. Wie besessen hatte er diesen Idealen nachgejagt, hatte jegliche Menschlichkeit ausgelöscht und in blindem Vergnügen seinen Blutdurst gestillt, tausende Kreaturen gefoltert und gequält und ihnen befriedigt beim Sterben zugesehen, in einem ewigwährenden Kreis der Brutalität und der Erbamungslosigkeit.

Doch er hatte sie nicht gefunden. Immer, wenn er gedacht hatte, die Würde eines Prinzen erreicht zu haben, war ihm in einem blutigen Kampf schmerzlich bewusst geworden, dass er abermals versagt hatte, sich abermals getäuscht hatte. Er hatte sich in einem riesigen Wahn von Rache und Begierde verloren, bis er auf die Erde gekommen war.

Er hatte jede freie Minute trainiert, begleitet von dem Gedanken an Karkarott und der Legende des Super- Sayajins, doch seinem gesetzten Ziel war er nicht näher gekommen. Das Training war eine Gewohnheit geworden, eine Routine, um dem bevorstehenden Versagen noch etwas entgegensetzen zu können, doch eigentlich fühlte er sich wie tot. Die Hülle, die Herz und Seele versteckte, war noch am Leben, doch innerlich war er an Selbstzweifel und vergebenem Ehrgeiz gestorben. Bis sie gekommen war.

Vegeta erwachte nach einem tiefen Atemzug aus seiner Starre und streckte entschlossen einen Arm von sich. Der misstrauische Blick der Frau folgte jeder seiner Bewegungen, als er mit der anderen Hand den weißen Handschuh abstreifte und achtlos auf den Boden fallen ließ.

Auf einmal erschien ihm alles so offensichtlich, dass er sich fragte, warum er so lange gebraucht hatte, um zu verstehen.

Das Erdenweib war wunderschön, das konnte nicht einmal er bestreiten, und ihre Charakterstärke und Willenskraft hatten ihn von Anfang an fasziniert. Er mochte das widerspenstige Funkeln in ihren Augen, wenn sie ihm Kontra bot, ihr rebellisches und selbstsicheres Auftreten bei ihren Auseinandersetzungen und ihre Entschlossenheit, alles zu bekommen, was sie wollte. Doch es war nicht ihre Schönheit oder ihre innerliche Stärke gewesen, die seinen Instinkt geweckt hatten, sondern etwas, das in seinem ganzen Leben gefehlt hatte, ihm verwehrt geblieben war.

Sie verkörperte Unschuld.

Die Erdenfrau war unbefleckt und vollkommen rein und wenn sie ihm nahe war, gab sie ihm das Gefühl, am Leben zu sein.

Lautlos fiel der zweite Handschuh zu Boden. Schon im Kindesalter hatte er sie getragen und jeden Kampf mit ihnen bestritten. Zahlreiche Leben waren mit ihnen ausgelöscht worden und nach unzähligen Massakern hatte sich das blendene Weiß tiefrot vom Blut seiner Feinde gefärbt, die winselnd auf die Knie gefallen waren, bevor er sie in die Ewigkeit geschickt hatte. Sie erinnerten ihn an seine errungenen Siege und all die Toten, die durch seine Hand gestorben waren. Die Handschuhe ließen ihn seinen Teufelskreis von Zorn, Rache und Gier niemals vergessen und waren das Einzige, dass er noch mit seinem blinden Wahn verband.

Vegeta wusste nicht, ob die Erdenfrau sich im Klaren war, dass sie ihm gezeigt hatte, dass selbst er Erlösung zu finden vermochte, auch, wenn es nur für wenige Stunden war, doch es machte jetzt für ihn keinen Unterschied mehr.

Er würde die Erde verlassen und das war die letzte Gelegenheit, mit ihr und sich abzuschließen und endlich zu begreifen, was er wollte.
 

~ * ~ * ~ * ~
 

Bulmas Augen weiteten sich überrascht, als Vegeta die weißen Handschuhe ablegte und sich ihr zuwandte. Der Zwiespalt auf seinen Zügen war erloschen. Es war, als ob das Tor, welches sich kurz in seinen Augen geöffnet und ihr erlaubt hatte, für ein paar Sekunden hinter die Fassade zu blicken, sich in eine massive, schwarze Wand verwandelt hatte. Noch immer hatte sie ihm den Rücken zugedreht und lediglich den Kopf schiefgelegt, um sicherzugehen, dass er nicht noch ein weiteres Mal die Hand gegen sie erhob. Der Tränenstrom war während des bleiernen Schweigens versiegt, ihre Wangen waren noch feucht und ein paar kurze Haarsträhnen klebten ihr im Gesicht. Sie musste furchtbar aussehen, doch das störte sie nicht. Sie wollte nur noch, dass er ging und sie sich für die nächste Zeit in ihre Arbeit stürzen konnte, um ihn und seine Worte zu vegessen.

Sie presste geräuschvoll Luft durch die Zähne aus, als er abermals die Hand nach ihr ausstreckte. Er legte seine Hände zu beiden Seiten auf ihre Schultern und zwang sie mit sanfter Gewalt, sich zu ihm umzudrehen. Auf ihrer nackten und kalten Haut fühlten sich sich angenehm warm an und obwohl Bulma diese Berührung merkwürdig vertraut vorkam, behagte sie ihr nicht. Es verunsicherte sie. Er verunsicherte sie. Mit hochgezogener Braue und einer scharfen Bemerkung auf der Zunge hob sie den Kopf und wollte ihm gerade befehlen, sie loszulassen, als sie in sein Gesicht sah.

Die Worte blieben ihr auf halbem Weg im Hals stecken und nur ein heiseres Geräusch der Verwunderung kam über ihre Lippen.

Vegeta schenkte ihr einen Blick, in dem ein Ausdruck lag, den sie noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Er war fast.. sanftmütig.

Während sie seine weich gewordenen und entspannten Züge musterte, wurde ihr klar, dass sie die Einzige war, die diese Mimik zu deuten wusste und kein anderer jemals zuvor so von ihm angesehen worden war. Sie zuckte unmerklich zusammen, als Vegeta die Hände von ihren Schultern nahm und ihr Gesicht umfasste. Er ging dabei so vorsichtig mit ihr um, als sei sie aus Glas und er befürchtete, sie zerbrechen zu können. Bulmas Herz hämmerte gegen ihre Brust, drohte zu zerspringen, ihr Mund war trocken und ihr Atem ging nur stoßweise. Sie verstand nicht. Was tat er da?

Seitdem er auf die Erde gekommen war und sich mit ihr eingelassen hatte, hatte er sich noch nie dazu herabgelassen, sie außerhalb des Schlafzimmers in irgendeiner Weise anzufassen. Nur während der gemeinsamen Nächte war sie für ihn von Bedeutung gewesen, hatte sich seinen Berührungen hingegeben und ihn berühren dürfen. Und jetzt standen sie hier, ihre Körper berührten sich beinahe, ihr Gesicht in seine Hände gebettet und betrachteten sich stumm. In Bulma explodierten tausend Fragen, einem Feuerwerk gleich, doch da war noch etwas, dass sich in ihr ausbreitete und kribbelnd ihre Gliedmaßen entlangkroch. Sie wusste nicht genau, wie sie es nennen sollte, aber etwas derartiges hatte sie noch nie gefühlt.

Ihre Gedanken wirbelten durcheinander, benebelten sie für einen Moment, als Vegeta plötzlich einen Finger auf ihre vollen Lippen legte und diese langsam nachfuhr. Sie spürte seine Fingerspitzen nur wie einen leichten Windhauch und trotzdem genügte das, um ihre Beine wie Pudding zittern zu lassen. Einige Sekunden später strich er über ihre glänzende Wange, wischte die getrockneten Tränen beiseite und tastete beinahe schon scheu über Nase und Stirn. Geschickt streifte er die Strähnen zurück und berührte ihr seidenes Haar. Er ließ es spielerisch durch seine Finger gleiten, strich immer wieder mit dem Daumen über ihre weiche Haut und nahm dabei nicht ein einziges Mal den Blick von ihr.

Bulma schluckte ein paar Mal schwer, um den Kloß in ihrem Hals zu lösen und blinzelte heftig, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Ihr Puls hatte sich beruhigt und das unkontrollierte Zittern aufgehört, doch nun, da sie verstanden hatte, was Vegeta ihr sagen wollte, wurden ihre Augen abermals feucht. Er entschuldigte sich bei ihr. Vegeta entschuldigte sich. Niemals hätte sie gewagt, diese Feststellung laut auszusprechen, denn sie hatte Angst, diesen Augenblick der Vertrautheit zu zerstören. Sie konnte seinen heißen Atem auf ihrem Gesicht fühlen, schloss ergeben die Augen und drückte sich ihm unbewusst entgegen, sodass ihre Brust nun die seine berührte. Sein Herz klopfte völlig ruhig und er wich nicht zurück, als sie den Kopf an seine Schulter lehnte. Es dauerte noch ein paar Atemzüge, bis sie ihre Stimme wiederfand. Sie hatte einen Entschluss gefasst.

"Du wirst gehen, nicht wahr?"

"Ja."

"Dann... wünsch ich dir viel Glück."

Vegeta schwieg. Nur noch das Summen der Apparaturen im Hintergrund begleitete die Stille und Bulma wollte sich einen Moment der Ruhe hingeben, als er zum Sprechen ansetzte:

"Solltest du nicht versuchen, mich aufzuhalten?" Obwohl Bulma erleichtert feststellte, dass sein Zorn verraucht war und seine Stimme weder nach Vorwurf noch Verbot klang, legte sich ein trauriges Lächeln auf ihre Lippen. Sie konnte nicht in sein Gesicht sehen, doch sie wusste, dass sich milde Verwunderung darauf widerspiegelte.

"Du bist ein stolzer Sayajin, der so lange Macht suchen wird, bis er sie gefunden hat", sagte sie leise und übertönte kaum die Geräusche der Raumkapsel, doch sie war sich sicher, dass Vegeta jedes ihrer Worte verstand. " Ich kann dich nicht zwingen, bei mir zu bleiben oder das Kind zu akzeptieren, aber ich werde dich trotzdem um etwas bitten." Sie zögerte, wusste nicht, ob sie es wagen sollte, ihre Bedingung, ihn gehen zu lassen, auszusprechen, doch bevor sie sich entscheiden konnte, erhob er abermals die Stimme:

"Was verlangst du?"

Sie seufzte tief, öffnete den Mund, schloss ihn jedoch nach ein paar Sekunden wieder. Es kostete sie viel Überwindung, ihm ihren einzigen Wunsch zu offenbaren, von dem sie nicht einmal wusste, ob er ihr gewährt würde und die Gewissheit, dass der Abschied nun unumgänglich war, lastete schwer auf ihr. Sie bemühte sich dennoch, bestimmt und entschlossen zu klingen, denn sie wollte ihn durch einen erneuten Schwächeanfall nicht noch einmal enttäuschen. Mit bebenden Fingern strich sie über seine Brust, verharrte dort, wo das Herz lag.

"Versprich mir, dass du noch einmal zu mir zurückkehrst, bevor du in den Kampf gegen die Cyborgs ziehst."

Die Worte sprudelten aus ihrem Mund, brachen regelrecht aus ihr hervor, als hätten sie seit Ewigkeiten nach Freiheit verlangt. Sie biss sich auf die Unterlippe und wartete mit schweißnassen Händen auf eine Reaktion. Ihre Bitte hing wie ein Dunstschleier im offenen Raum, die letzte, unsichtbare Mauer, die es zu überwinden galt. Jetzt hing es von ihm ab.
 

~ * ~ * ~ * ~
 

Ja, sie waren ihm egal.

Das war ihre Bedingung an ihn, damit sie ihn mit reinem Gewissen gehen ließ? Sie versuchte, ihn durch eine letzte Bitte vorübergehend an sich zu binden und ihn so zu einer Rückkehr zu bewegen. Doch war es nicht genau das, was er auch wollte? Er hatte niemals vorgehabt, bis an sein Lebensende in den Weiten des Weltalls zu verschwinden und nicht mehr wieder zu kommen. In absehbarer Zeit würde seine Raumkapsel wieder auf diesem Planeten landen und er würde sich, den Cyborgs und all den anderen beweisen, dass er sich nicht von ein paar Blechbüchsen umbringen ließ. Er würde Karkarott in nichts mehr nachstehen und den Titel des Prinzen der Sayajins mit noch größerer Würde und als ein Supersayajin tragen.

Und die Erdenfrau würde hier auf ihn warten, dem Tag entgegen sehen, an dem er erneut vor ihrer Türe stehen würde.

Doch es stimmte, sie waren ihm wirklich egal.

Der blaue Planet, die Erde, war nichts weiter als ein Planet unter tausenden, die er bereits besucht, vernichtet oder bewohnt hatte. Er verband nichts mit ihr, denn sein Zuhause, der Ort, wo er hingehörte, war vor vielen Jahren im Kosmos verschwunden.

Und auch das Kind ging ihn nichts an. Er hatte niemals Vater werden wollen, es war ein Unfall gewesen und selbst dann, wenn das Erdenweib sich dazu entschieden hatte, es auszutragen, würde er es nicht als seinen Nachfolger akzeptieren.

Doch als er auf den bebenden Leib vor sich sah und ihren zierlichen Körper an seinem spürte, als ihre schlanken Finger in den Stoff über seinem Herzen griffen und ihr warmer, unregelmäßiger Atem seinen Hals streifte, ergab er sich dem Schicksal, dass die Frau ihm auferlegt hatte.

Er konnte sich nicht mehr selbst belügen und der Illusion hingeben, dass auch sie ihm egal war; Sie hatte ihn schon vor Monaten in ihren Bann gezogen und er war nicht fähig, sich ihr wieder zu entziehen. Er genoss ihre Nähe und die gemeinsamen Momente, denn sie war die einzige Person, die ihn fühlen ließ, dass er lebte. Sie war es wert, um auf die Erde zurückzukehren und den Kampf gegen die Cyborgs hoch erhobenen Hauptes anzutreten.

Ein letztes Mal strich er über ihr glänzendes Haar und berührte kurz ihre Wange.

"Du hast mein Wort."

Mit einem erstickten Schluchzer begann sie zu weinen.
 

*-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-*
 

Soo, das ging ja was flotter als das letzte Kapitel *hust*

Na ja, irgendwie ist es doch um einiges länger geworden als vorgesehen und ich habe mehr herumexperimentiert, als ich mir vorgenomen hatte. Mir war es in diesem Teil wichtig, dass es verschiedenen Stimmungswechsel gab und diese auch teilweise überraschend eintreten sollten. Ob es mir gelungen ist, steht in den Sternen geschrieben^^° Es ist übrigens das erste Mal, dass ich einen Streit beschrieben habe und glaubt mir, es tat in der Seele weh. Ich war den ganzen Tag total still und angeschlagen *lach*

Jaaah, zum Kapitel selbst:

Für manche müsste ich wahrscheinlich eine OOC- Warnung reinschreiben für beide Charaktere, aber ich habe die Szene nach meiner eigenen Vorstellung gestaltet.

Bei mir ist Bulma eine genauso starke Frau wie in der Originalgeschichte, doch eine solche Situation lässt selbst die stärkste Frau emotional werden ^______^

Und joah, Vegeta:

Ich denke, dass er zu dem damaligen Zeitpunkt noch nicht wusste, dass er Bulma liebt und dass das erst der Anfang war, doch trotzdem empfand er etwas für sie, wofür er zurückkommen würde. Er hatte das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben und entschuldigt sich auf seine eigenen Art & Weise (oder gefällt euch die Vorstellung besser: *Stille* "Öhm.. Weib! Sorry, wa!" xD).

Aber jedem das Seine und ich bin immer offen für Kritik und Diskussionen =)

Ihr dürft mich auch gerne kritisieren, weil irgendwie verunsichert mich die Tatsache, dass nie Kritik von euch kommt :3 Ich beiße nicht =^.^=
 

Durchsage

Ich wollte mich bei euch Kommischreibern bedanken, weil ihr mir so treu und fleißig immer Feedbacks hinterlasst und mich motiviert, weiterzuschreiben!

Ihr seid echt die Besten :3

Also habe ich mir gedacht, dass diejenigen von euch, die wollen, sich ein Kapitel und den Genre aussuchen dürfen. Wie ihr bestimmt schon bemerkt habt (oder auch nicht xD) bestehen die Kapitelnamen immer nur aus einem einzigen Wort.

Ihr könnt mir den gewünschten Begriff hinterlassen und den gewünschten Genre und ich werde versuchen, diese Wünsche umzusetzen.

Ich kontaktiere die Kommischreiber dann per ENS oder GB, um mit euch drüber zu reden ^_____~

Aijin hat bereits ihren Tipp abgegeben -> Ende (Darkfic, Humor)

Elsen_mink ebenfalls -> Hoffnung (Action, Drama, Romantik)

Würde mich freuen, wenn ihr mitmachen würdet! Ihr erhaltet selbstverständlich eine Widmung, uhuuuu ~ =^.^=
 

LG,

Méle

KaFFee [ Familie Briefs ]

Vegeta mochte keinen Kaffee.

Er mochte auch keinen Tee.

Und Kekse, Kuchen und Torten konnte er auch nicht leiden.

Und trotzdem hatte er wie jeden Sonntag Nachmittag den GR pünktlich verlassen, um frisch geduscht und zurechtgemacht am bereits gedeckten Tisch Platz zu nehmen.

Sein Sohn Trunks war nach einem Treffen mit seinem besten Freund Son Goten ein wenig verspätet zu der alten Familientradition erschienen und saß zu Vegetas Rechten. Seine Lebensgefährtin hatte den verschmutzten Arbeitskittel abgelegt, gegen ein schickes, rotes Kleid eingetauscht und schenkte ihm über den Tisch hinweg ihr schönstes Lächeln, in dem sowohl Freude als auch Dankbarkeit lag. Er wusste, dass ihr die Zeit, die sie zusammen als Familie verbrachten, sehr viel bedeutete. Seine ständig lächelnde Schwiegermutter bestand schon seit Urgedenken darauf, an Vegetas linker Seite sitzen zu dürfen, um ihm so oft wie möglich Schokoladenkuchen und Obsttörtchen anzubieten, in der Hoffnung, ihn doch zu einem kleinen Bissen bewegen zu können. Obwohl er sich nicht ein einziges Mal hatte breitschlagen lassen, verlor sie weder Heiterkeit noch Mut und probierte es immer wieder aufs Neue, von einem Ohr zum anderen strahlend. Selbst der alte Professor wohnte der Runde bei und trug sogar ein farbiges T- Shirt statt des weißen Werkstatthemdes, streichelte die schwarze Katze, die wie erstarrt auf seiner Schulter lag und schob sich die Zigarette in den Mundwinkel. Seine kleine Tochter hatte Vegetas Schoß für sich beansprucht und es sich bei ihm bequem gemacht. Mit einem fröhlichen Funkeln in den Augen und einem zufriedenen Quietschen beteuerte sie nicht zum ersten Mal, dass es bei Papa am gemütlichsten sei.

Die Sonne schien hell und warm auf sie hinunter, ein paar einzelne Vögel hockten zwischen den Ästen des großen Baumes in der Mitte des Gartens und zwitscherten aufgeregt. Sie wurden begleitet vom Klirren des Bestecks, vom Kratzen und Schneiden auf den Porzellantellern und von munterem Geschwätz. Vegeta nahm einen Schluck von seiner kalten Milch, als sich Mrs Briefs an ihn wandte. Auf ihrem Gesicht lag ein liebevolles Lächeln.

"Vegeta- Schatz, bist du sicher, dass du nichts probieren möchtest? Diese Sahnetörtchen sind vorzüglich, die Erdbeeren kommen aus unserem eigenen Garten!"

Seine Mundwinkel zuckten unmerklich und auch alle Anwesenden konnten sich ein belustigstes Grinsen nicht verkneifen. Bra drehte den Kopf in seine Richtung und giggelte, als sie sein Gesicht sah. Vegeta lehnte ab, darum bemüht, nicht allzu ruppig zu klingen und sich einen Kommentar zu seinem Kosenamen zu verkneifen. Er hatte es schon vor langer Zeit aufgegeben, Bulmas Mutter davon zu überzeugen, ihn nicht "Schatz" zu nennen, hatte sie ihm immer nur Verständnislosigkeit entgegengebracht. Trunks war damals in lautes Lachen ausgebrochen und Bulma hatte sich an ihrem Tee verschluckt, als Mrs Briefs verkündet hatte, dass das bei einem so "süßen und charmanten" Mann durchaus angebracht wäre.

Vegetas Gesicht glühte heute noch, wenn er daran dachte.

Als der junge Mann zu seiner Rechten begann, vom Training mit Goten zu erzählen, blieb Vegetas Blick an seinen Zügen hängen, die über die Jahre deutlich männlicher und reifer geworden waren. Sein Sohn war mittlerweile kein Kind mehr, sondern zu einem selbstbewussten und eigenständigem Mann herangewachsen, doch Vegeta musste noch oft die Zeit denken, als Trunks noch ein kleiner Bengel gewesen war.
 

Der Raum war heiß und stickig. Dichte Dampfschwaden hingen in der Luft und bedeckten Spiegel und Wände mit einem Film aus hauchdünnen Tropfen. Mit einem Ruck hatte er das Fenster neben dem Waschbecken geöffnet und sich der Badewanne zugewandt.

Noch ein wenig skeptisch stieg Vegeta in das schaumige Wasser. Eigentlich war er nicht der Typ für ein Bad und bevorzugte eine schnelle, erfrischende Dusche, doch nachdem er den ganzen Tag im GR verbracht, wie ein Wilder trainiert hatte und sichtlich verspannt war, hatte Bulma ihm zu einem entspannenden Bad geraten. Es widerstrebte ihm zwar, einen ihrer Ratschläge anzunehmen, da sie ihm das wieder auf die Nase binden würde, doch seine Lebensgefährtin war auf einer Shoppingtour und da konnte es sich nur um Stunden handeln. Vegeta lehnte sich zurück, war für ein paar Sekunden versucht, die Augen zu schließen und starrte schließlich an die weiße Decke, den Kopf in den Nacken gelegt und die Arme darunter verschränkt.

Seine verzerrten Muskeln lockerten sich allmählich und er fühlte sich nach wenigen Minuten um ein Hundertfaches gelenkiger als vorher. Er hatte heute mit Trunks trainieren wollen, um dessen Fähigkeiten als Super- Sayajin zu steigern und zu perfektionieren, doch der Bengel war nicht aufgetaucht. Er hatte sich heute morgen mit den Worten "Bin zum Angeln" verabschiedet und war seitdem nicht wiedergekommen. Der Kleine nahm seine Trainingsstunden sehr ernst und gab immer sein Bestes, um Vegeta zu beeindrucken, doch heute hatte er sie offentsichtlich verschlafen. Träge kratzte Vegeta sich an der Nase und legte die Hand zurück ins Wasser. Er drehte den Kopf, um die Flaschen, die säuberlich geordnet auf der Ablage standen, genauer in Augenschein zu nehmen. 'Pfirsich, Apfel & Orange, Kirsche, Tropische Früchte, Kokosnuss' las er auf den bunten Etiketten ab und verzog kaum merklich das Gesicht. Kein Wunder, dass die Frau roch wie ein Obstkorb, wenn sie nach einem anstengenden Arbeitstag ein Bad genommen hatte. Er würde nicht sagen, dass es unangenehm roch und es war ihm auch egal, womit sie sich einrieb, solange sie nicht nach dem süßen Kram schmeckte.

Ein zaghaftes Klopfen an der Tür ließ Vegeta hellhörig werden. Im ersten Moment dachte er, Bulma sei verfrüht zurückgekehrt, doch im nächsten hätte er beinahe aufgelacht; sie war schließlich erst vor zwei Stunden aufgebrochen. Noch bevor die Tür sich öffnete und ein Blauschopf durch den Spalt lugte, wusste Vegeta, dass Trunks nach Hause gekommen war. Lautlos trat er durch den Türrahmen und sah seinen Vater zuerst ein wenig überrascht an, bevor Unsicherheit in seinen Augen lag. Vegeta erwiderte seinen Blick, blieb jedoch stumm. Er konnte ihm deutlich ansehen, dass der Kleine ein schlechtes Gewissen hatte.

"Papa.. ich wollte das Training nicht schwänzen!", platzte er nach einigen Augenblicken der Stille aufgeregt los und senkte den Blick gen Boden. "Ich war mit Son Goten angeln und als wir seiner Mutter die Fische gebracht haben, war Son Goku auch da." Er unterbrach sich, zögerte kurz, ehe er mit festerer Stimme fortfuhr. "Die beiden verbringen immer viel Zeit zusammen und haben mir angeboten, noch etwas länger zu bleiben. Ich habe nicht auf die Uhr geachtet." Vegeta betrachtete ihn zunächst nur regungslos. Es war befremdlich, den Jungen so leise und irgendwie verschüchtert auftreten zu sehen, war er doch normalerweise vorlaut, frech und selbstsicher.

Vegeta verkniff sich ein Seufzen, setzte sich in der Badewanne auf und erwiderte:

"Wir werden dann morgen drei Stunden trainieren." Seine Stimme klang nicht streng oder genervt, dennoch ließ sie keinen Widerspruch zu, obwohl ihm war klar, dass Trunks nichts einzuwenden hatte. Der Junge nickte, schien erleichtert, dass sein Vater ihm das verpasste Training nicht übel nahm und trotzdem wirkte er etwas geknickt. Unwillkürlich kamen Vegeta Bulmas Worte in den Sinn, die sie ihm anvertraut hatte, als sie über Trunks hatte sprechen wollen.

... Trunks genießt die gemeinsamen Trainingsstunden mit dir, da das die wenige Zeit am Tag ist, die ihr beide für euch alleine habt. Er sieht in dir sein großes Vorbild und ist jedes Mal unheimlich stolz, wenn er es dir Recht machen konnte...

"Die wenige Zeit für euch alleine", hallte es in seinen Gedanken nach und er sah nachdenklich auf seinen Sohn, der nun Anstalten machte, das Bad zu verlassen, um auf sein Zimmer zu gehen. Bulmas lächelndes Gesicht verblasste in seinem Kopf und ihre Worte verstummten, als er sich an den Kleinen wandte.

"Trunks." Überrascht drehte der Junge sich um, blinzelte verwirrt seinen Vater an, als dieser wortlos eine Hand aus dem Wasser hob und auf das andere Ende der Wanne deutete. Ein paar Sekunden lang regte er sich nicht, bis schließlich ein glückliches Grinsen auf seinem Gesicht erschien, seine Kleidung in hohem Bogen in die Ecke zu der seines Vaters segelte und er ins inzwischen deutliche abgekühlte Wasser hüpfte, sodass es über den Rand auf den Boden schwappte. Er tauchte prustend wieder auf und schüttelte sich die nassen Strähnen aus der Stirn.

"Wie lange sitzt du schon hier drin?", wollte er belustigt wissen.

Vegeta zuckte mit den Achseln, tastete kurz nach dem Stopfen und zog ihn mit einem 'Plopp' heraus. "Wir werden wohl neues Wasser einlaufen lassen müssen."

"Und überhaupt, seit wann badest du eigentlich?", kam die nächste Frage und der Bengel machte aus seiner Neugierde keinen Hehl.

"Sag es nicht deiner Mutter", gab Vegeta knapp zurück und sein Sohn lachte. Dann wurde er mit einem Mal wieder ernst und sah seinen Vater erwartungsvoll an. Vegeta starrte mir steinernem Ausdruck zurück. Wenn der Junge jetzt erwartete, dass er wie Karkarott mit ihm eine Wasserschlacht veranstaltete, hatte er sich wohl geschnitten. Vegeta liebte seinen Sohn, auch wenn er es ihm nur ein einziges Mal gesagt hatte, doch das würde sein sayanischer Stolz nicht zulassen.

Als Trunks den Mund öffnete und zum Sprechen ansetzte, legte er den Kopf schief und seine Augen leuchteten vor Begeisterung.

"Erklärst du mir nochmal, wie das mit den Ki- Explosionen im Supersayajin- Modus geht?"

Vegeta verkniff sich nur mit Mühe ein erleichtertes Seufzen.
 

"Papa!"

Ungeduldig wedelte Bra mit der Hand vor dem Gesicht ihres Vaters herum.

Vegeta blinzelte ein paar Mal, löste den Blick von den Zügen seines Sohnes und wandte sich seiner Tochter zu.

"Was?", brummte er.

Die Kleine grinste.

"Oma hat dich gefragt, ob du was von dem Schokokuchen haben möchtest."

"Nein, danke", erwiderte Vegeta tonlos und schüttelte unmerklich den Kopf. Immer wieder war es dasgleiche.

Vegeta mochte keinen Kaffee.

Er mochte auch keinen Tee.

Und Kekse, Kuchen und Torten konnte er auch nicht leiden.

Und trotzdem verließ er jeden Sonntag Nachmittag pünktlich den GR, um am bereits gedeckten Tisch Platz zu nehmen.

Denn bei den Erdlingen war Kaffeezeit Familienzeit.

Und er erinnerte sich gerne an die Zeit, die er zusammen mit seiner Tochter, seinem Sohn und seiner Lebensgefährtin verbacht hatte.

Er war nicht verweichlicht und auch kein Pantoffelheld wie Karkarott, doch dieses Familienleben hatte irgendwo schon seinen Reiz.
 

*-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-*
 

Das war der erste One- Shot, den sich SaiyanPrincess von mir gewünscht hat =)

Ihr Stichwort war "Kaffee" und der gewünschte Genre "Humor".

Somit ist dieses Kapitel dir gewidmet, SaiyanPrincess =^.^=

Ich hoffe, er gefällt dir und entspricht einigermaßen deinen Vorstellungen.
 

Ich werde mich ebenfalls bald an die Vorschläge der anderen setzen und versuchen, diese umzusetzen. Vielen Dank an alle, die mitgemacht haben. Ich nehme gerne noch Tipps und Wünsche entgegen ^____^

Den Titel "AnSpoRn" wurde umgeändert, da ich sonst keine-Ahnung-wie-viele-OS unter diesem Titel veröffentlicht hätte^^°

Hmm, dann werden eure Stichwörter jetzt eben zum Titel gemacht :]
 

LG,

Méle

HoFFnuNg ~ 1. Teil [ Vegeta x Bulma ]

/!\ WARNUNG: Dark & Schnulze (?)
 

Siedend heiß loderte ein Feuer in seinem Innern auf.

In sekundenschnelle schoss es durch seinen gesamten Körper, färbte seine Augen strahlend blau und seine Haare golden. All seine verbliebene Energie brach aus ihm hervor, einer Explosion gleich, und schlug wie Flammen nach allen Seiten aus. Druckwellen ließen den Boden unter seinen Füßen erzittern und die umstehenden Häuserwände in sich zusammenbrechen. Gelbes Ki umhüllte seinen Körper wie ein Panzer und schimmernde Blitze durchbrachen die Stille wie Peitschenhiebe. Die Luft um ihn herum vibrierte; er konnte kaum atmen.

Keuchend sah Vegeta seinen Feinden entgegen, die nicht weit von ihm Seite an Seite im Himmel schwebten und auf ihn herabsahen, ein grausames Lächeln auf den wächsernen Gesichtern. Ein kurzer Blick genügte, um zu erkennen, dass er um ein Hundertfaches schwerer verletzt war als sie. Während die blonden Haare der Frau an einer Seite lediglich angesengt waren und die rechte Wange des Mannes ein Kratzer zierte, hielt Vegeta sich nur noch mit Mühe auf den Beinen. Blut sickerte unaufhaltsam aus der Fleischwunde an seiner Schulter, floss heiß und klebrig seinen Arm hinab, der nutzlos an seiner Seite baumelte, und benetzte den Steinboden unter ihm. Zahlreiche Schürfungen und Prellungen waren unter seinem zerfetzten Anzug zu erkennen und die verzerrten Muskeln jagten ihm einen Krampf nach dem nächsten durch den geschwächten Körper. Schmerz betäubte ihn und benebelte seinen Verstand, doch Vegeta wusste, wenn er nicht kämpfte, dann starb er. Er wischte sich das verkrustete Blut aus den Augen, ging erneut in Kampfstellung und wartete auf den nächsten Angriff. Dieses Mal war es die Frau, die sich rührte. Mit einer eleganten Bewegung strich sie sich das geschwärzte Haar hinters Ohr, warf ihm noch einen überheblichen Blick zu und dann preschte sie los. Vegeta hatte Mühe, ihren Bewegungen zu folgen, als sie kurz auftauche und einen Atemzug später wieder aus seinem Sichtfeld verschwand. Seine Augen huschten unruhig hin und her, stetig darauf bedacht, sie nicht zu verlieren, denn die kleinste Unachtsamkeit konnte ihn Schachmatt setzen.

Ein Ruck ging durch seinen Körper, als er die Hände hob und ihre Faust nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht stoppte, sich unter der nächsten hinwegduckte, ausholte und auf ihren Hals zielte- als ihn die Hand, die er soeben noch mit der eigenen umklammert hatte, mit einer solchen Wucht im Nacken traf, dass er befürchtete, sein Genick würde im nächsten Augenblick mit einem hässlichen Knirschen brechen. Es riss ihn von den Füßen, schleuderte ihn vorwärts und er streckte die Arme aus, um sich abzufangen. Ein blendender Schmerz durchfuhr seine angeschlagene Schulter wie ein Messerstich und Vegeta hätte am liebsten aufgeschrien. Durch die Wucht des Aufpralls gab der Boden unter ihm nach und er versank im Beton. Fluchend und mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht rappelte er sich mühsam wieder auf. Gerade noch rechzeitig, denn ein vorbeifliegender Energiestrahl schlug dort ein, wo Sekunden zuvor sein Kopf gelegen hatte. Aus den Augenwinkeln erkannte er, wie der Beton zu dampfen begann und zu einer grauen Pampe schmolz. Ein hohes Lachen drang an seine Ohren, ließ sein Herz kurz aussetzen. Er kämpfte gegen die aufkommende Übelkeit an, als ihm mit Entsetzen bewusst wurde, dass die Frau genau hinter ihm stand. Ihre Stimme klang höhnisch, als sie sich vorbeugte und hauchte:

"Genug gespielt, kleiner Prinz?"

Er wirbelte herum, wich zurück und funkelte sie zornig an. Er hasste diese Blechbüchsen für ihre Frechheit und ihren Hohn und er verfluchte ihre Stärke, gegen die er nach hartem und verbissenem Training trotzdem nicht ankam. Doch am meisten hasste er seine eigene Angst, die er verspürte, sobald er einem von ihnen gegenüberstand und sich der Gedanke in seinem Kopf festbrannte, dass er gegen den Tod kämpfte.

Vegeta spürte, wie die Energie in seinem Innern schwächer wurde und die Flammen, die seinen Körper umgaben, waren deutlich kleiner geworden. Er hatte nicht mehr viel Zeit, doch das war jetzt bedeutungslos. Er hatte die Cyborgs zurückgedrängt und somit die Aufgabe erfüllt, die er sich selbst auferlegt hatte. Doch im nächsten Moment kam ihm ein anderer Gedanke. Wenn er nicht überlebte, gab es niemanden mehr, der seine Pflicht übernehmen könnte. Das Weib würde sterben...

In einem Anflug von plötzlicher Entschlossenheit sammelte Vegeta knisternde Energie in seiner Hand, ließ sie auf die Größe eines Ballons anschwillen und fixierte den Cyborg aus blauen Augen, die Funken zu sprühen schienen. Sie grinste belustigt.

"Was willst du mit der Erbse da in deiner Hand?"

Er schnaubte nur abfällig, machte einen Schritt vorwärs- und verschwand. Er erhaschte einen kurzen Blick auf ihr Gesicht, auf dem sich milde Überraschung abzeichnete und wusste, dass diese Attacke seine letzte Chance war. Er konzentrierte sein restliches Ki darauf, seine Geschwindigkeit zu erhöhen und bewegte sich so schnell, dass sein eigenes Blut in seinen Ohren rauschte. Sein Atem ging stoßweise, sein Herz klopfte ihm bis zum Hals und seine Arme fühlten sich an, als seien sie aus Blei. Die Wunde an seiner Schulter pochte unangenhem. Mit einer letzten, fließenden Bewegung tauchte er hinter ihrem Rücken auf und riss den gesunden Arm zurück, um ihr mit der Energiekugel den Kopf wegzupusten. Ihm entfuhr ein Keuchen, als sie sich blitzschnell zu ihm umdrehte, die Arme hob, um ihn mit seinem eigenen Angriff zu töten und seinen jämmerlichen Versuch nur müde belächelte.

Sie wusste, dass sie stärker war und ihm überlegen. Diese Menge Ki würde ihr nichts anhaben können. Und er wusste das auch.

Vegetas Lippen formten sich zu einem Grinsen. Bevor die Leuchtkugel den Cyborg erreichte, flackerte sie und verschwand. Er zog sein Knie hoch und rammte es ihr mit aller Gewalt unter den Kiefer. Er konnte das Knacken hören, als ihr Kopf mit einem wütenden Schrei nach hinten schnellte. Die Energie, die er in die Fingerspitzen geleitet hatte, schoss wie Messer aus ihnen hervor und Vegeta versenkte erbarmungslos alle fünf in den Leib vor sich. Er fühlte, wie die kalte Haut unter seinen Nägeln nachgab und er mit der ganzen Hand ins Fleisch stach. Blut spritzte ihm ins Gesicht und auf den Boden, färbte ihre Jacke rot. Mit einem angewiderten Gesicht stieß Vegeta sie von sich und wischte die verschmierten Handschuhe an seinem Kampfanzug sauber. Die Frau taumelte rückwärts, hielt sich jedoch auf den Beinen. Er konnte ihren rasselnden Atem hören und gleichzeitig spürte er, wie die Hitze in seinem Körper verschwand. Seine Augen und Haare färbten sich wieder schwarz.

Und als sein Gegenüber den Kopf hob und er in ihre Augen sah, wusste er, dass es sein Ende war. Hass und Wahnsinn lagen in ihren glänzenden Iriden und ihr Mund verzog sich zu einem diabolischen Grinsen.

"Das wirst du bereuen, kleiner Prinz!"

Und alles, was er im nächsten Augenblick spürte, war blendender Schmerz, der sich durch seinen Körper zog und ihn beinahe um den Verstand brachte. Ihm entfuhr ein Schrei und er sah Blut spritzen, das in breiten Streifen auf der Hauswand hinter ihm klebte, langsam daran herabrann. Lautlos bildete sich eine Blutlache zu seinen Füßen und die Sicht verschwamm vor seinen Augen. Vegeta fiel auf die Knie, sein Oberkörper schlug dumpf auf dem Untergrund auf. In seinem Kopf herrschte auf einmal vollkommene Stille und eine Leere, die ihm Angst mache, aber gleichzeitig unendlich friedlich wirkte. Die offenen Wunden brannten wie Feuer, doch er nahm den Schmerz nur noch am Rande seines Bewusstseins wahr. Er versuchte die Lider offen zu halten, doch die Schatten der Cyborgs verschmolzen mit der Dunkelheit, die ihn von allen Seiten zu verschlingen drohte. Er hörte ihre Schritte, die nach einiger Zeit in der Stille verklangen und sein Kopf fühlte sich an, als würde er bersten.

Er nahm einen tiefen Atemzug, wohl bewusst, dass das wahrscheinlich sein letzter sein würde. Rabenschwarze Finsternis hüllte ihn ein und das letzte, das er sah, waren türkise, seidene Haarsträhnen und meerblaue Augen, die ihn liebevoll anfunkelten.

"Bulma..."
 


 

Bulma betrachtete sein schlafendes Gesicht. Trotz der Schürfungen und der tiefen Schnittwunde, die sich über Nase und Wange zog, wirkten seine Züge friedlich. Mit zitternden Händen schob sie das Bettuch zurück und wie jedes Mal bei diesem Anblick wallte Verzweiflung in ihr auf. Vegetas Körper war übersät von Prellungen und blauen Flecken, die offene Fleischwunde in seiner linken Schulter blutete immer noch und die tiefen Striemen auf seiner Brust erinnerten sie an gewaltsame Peitschenhiebe. Sie blinzelte heftig, als Tränen sich erneut den Weg über ihre Wangen bahnten. Energisch wischte sie sich mit dem Handrücken über die Augen und atmete ein paar Mal tief ein und aus. Heulen brachte sie keinen Schritt weiter. Schließlich begann sie, mit vorsichtigen Handgriffen die blutigen Verbände zu lösen und die wieder fester zu ziehen, die sich gelockert hatten. Sie säuberte sich die verschmierten Hände an der weißen Arbeitsschürze so gut es ging und griff nach der Schüssel, die neben dem kleinen Hocker stand. Mit lauwarmen Wasser tupfte sie verbliebenen Dreck und Staub aus den Wunden und wischte ihm über das Gesicht. Aus dem Koffer neben dem Nachtschrank nahm sie frisches Verbandszeug und wickelte ihn sorgfältig damit ein.

Stille herrschte in dem notdürftig eingerichteten Zimmer und wurde nur durch das Ticken des Weckers im Sekundentakt unterbrochen. Eine kleine Lampe leuchtete schwach und warf regungslose Schatten an die steinernen Wände. Bulma schätzte, dass es mitten in der Nacht sein musste. Sie wischte sich mit einem verbliebenen Tuch den Schweiß von der Stirn, legte die schmutzigen Verbände in die Schüssel mit dem Wasser und schritt lautlos durch den dämmrigen Raum. Umständlich öffnete sie die hölzerne Türe, von der bereits Farbe abblätterte und in den Angeln hing. Das angrenzende, heruntergekommene Bad war vollkommen dunkel, doch Bulma benötigte kein Licht, um sich zurechtzufinden. Dieser Vorgang war für sie Routine geworden und sie kannte sich inzwischen gut genug aus, um blind die Schüssel im Waschbecken auszukippen, die Bandagen auszudrücken, so gut es ging zu säubern und über eine provisorische Wäscheleine zu hängen, die quer unter der Decke hing. Sie trocknete sich die Hände und kehrte zu Vegeta zurück.

Bulma nahm auf dem Hocker neben seinem Bett Platz, legte die Ellbogen auf die harte Kante und bettete den Kopf darauf. Sie fühlte sich ausgelaugt und erschöpft. Das ständige Bangen um Vegeta und die Angst, wenn sein Zustand sich verschlechterte, nagten an ihren Knochen und beraubten sie all ihrer Kräfte. Die Präsenz des Todes hing wie ein dichter, schwarzer Schleier im Raum und Bulma spürte ihn so deutlich, dass sie manchmal glaubte, daran ersticken zu müssen. Sie fühlte sich in die Enge getrieben, gefangen zwischen zwiegespältigem Empfinden, zerrissen von gegensätzlichen Gefühlen. Sie war verzweifelt, weil sein Zustand sich nicht besserte, hilflos, da sie nichts für ihn tun konnte, machtlos, weil sie schwach war und verbittert wegen ihrer Nutzlosigkeit. Sie war wütend auf sich selbst, zornig über ihn, der sich mitten in der Nacht rausgeschlichen hatte und empfand Hass für die Cyborgs, der nicht in Worte zu fassen war. Und trotzdem war inmitten dieser ganzen Panik, Angst, Ungewissheit und Rage ein winziger Funken Licht übriggeblieben, der schwach in der Dunkelheit schimmerte. Bulma klammerte sich wie eine Ertrinkende an diesen letzten, rettenden Strohhalm, um nicht in dem reißenden Strudel ihrer eigenen Gedanken unterzugehen.

Sie wollte leben, damit er nicht starb. Vegeta hatte sein Leben eingesetzt, um ihres zu schützen. Bulma würde für ihn das Gleiche tun und genau darum musste sie gegen ihre Gedanken ankämpfen. Denn wenn sie die Hoffnung aufgab, gab es auch für ihn keine mehr.

Ihr entwich ein kraftloses Seufzen, als die Müdigkeit sie überfiel und so schnell mit sich riss, wie sie gekommen war.

Ergeben schloss sie die Augen, ihr Atem wurde ruhiger. Sie wollte sich nur einen kurzen Moment der Stille gönnen, bevor sie erneut überdenken würde, wie sie ihm am besten helfen konnte.

"Gute Nacht, Vegeta", wisperte sie und glitt nur Augenblicke später in einen unruhigen Schlaf.
 


 

Erschöpft bog sie in die nächste Straße ein. Flüchtig huschten ihre Augen nach links und nach rechts, schweiften kurz über die Spur der Verwüstung, die auch hier nicht ausgeblieben war, und blickte dann wieder starr geradeaus. Dieses Viertel sah genauso aus wie all die anderen, in denen sie schon gewesen war. Von den einst prächtigen Häuser waren nur noch Ruinen übrig, wo zuvor gepflegte und grüne Vorgärten geblüht hatten, prangten nun gewaltige Löcher, die Straße glich einem ausgetrockneten Flussbecken, einzelne Felsen und Gesteinsbrocken waren aus Häuserwänden herausgebrochen und bedeckten die tiefen Krater im Zement.

Bulma hatte entsetzt aufgekeucht, als ihr die zahlreichen Blutflecken und -sprizter auf Boden und Wänden aufgefallen waren.

Eine eiserne Faust hatte sich um ihr Herz geschlossen, als ihr unwillkürlich der Gedanke durch den Kopf geschossen war, es könnte sein Blut sein. Die Angst, die ihr in den Knochen saß und ihren Körper erbeben ließ, hatte für einen Moment gedroht, sie zu überwältigen. Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie die Bilder aus ihrem Gedächtnis vertreiben wie ein paar lästige Fliegen. Sie erreichte das Ende der Straße und sah sich noch einmal um. Bulma biss die Zähne zusammen, um nicht vor Enttäuschung laut aufzuschreien. Sie wusste nicht mehr, wie lange sie lief. Sie wusste auch nicht mehr, das wievielte Viertel dieses war, in dem sie suchte. Sie wusste nicht einmal mehr, was sie sich erhoffte, zu finden.

Bulma wurde langsamer, kam zum Stehen und hielt sich die stechenden Seiten. Die kalte Luft brannte in ihren Lungen, ihre Beine zitterten und fühlten sich an wie Pudding. Sie sank auf die Knie, presste die Hand auf die Brust und versuchte, ihr rasendes Herz zu beruhigen.

Sie wandte den Kopf und sah in den Himmel, wo die Sonne bereits hinter den grauen Häuserruinen verschwand. Die aufkommende Dunkelheit hüllte die Umgebung in ein tristes Grau. Vereinzelte Sonnenstrahlen, die sich schwach und kraftlos in der Dämmerung brachen, ließen das Blut auf Straße und Krater gespesntisch rot leuchten. Bulma erschauderte, als ein plötzlicher Windstoß an ihrer Kleidung zerrte und unnatürlich laut in der Stille klang. Staub wurde aufgewirbelt und wehte in alle Richtungen davon.

Sie war allein. Hier war niemand mehr, der ihr hätte helfen können. Entweder waren alle Bewohner dieser Umgebung getötet worden oder hatten sich in ihre Keller und Bunker zurückgezogen. Sie musste ihn finden. Alleine.
 


 

Abrupt schlug sie die Augen auf. Schweiß lief ihr über die Stirn, ihr stockender Atem hallte von den kahlen Wänden wider, das Ticken des Weckers dröhnte in ihren Ohren. Langsam hob sie den Kopf und setzte sich vorsichtig auf. Ihr Rücken schmerzte und die Arme spürte sie nicht mehr. Unruhig ließ sie den Blick durch den kleinen Raum schweifen, musterte die Lampe, den Nachttisch und die abgenutzte Tür, die zum Badezimmer führte. Bulma entfuhr ein Stöhnen und sie fasste sich an den Kopf. Sie hatte geträumt, sonst nichts. Sie war in ihren Träumen schon wieder draußen gewesen, um nach ihm zu suchen. Wie in der Nacht vor einer Woche. Doch Vegeta war hier, bei ihr. Er lag neben ihr im Bett und schlief. Er-

"Nein!"

Sie sprang auf, ignorierte das schmerzvolle Knacken ihrer steifen Gliedmaßen und krabbelte zu ihm aufs Bett. Sie riss unwirsch die Decke von seinem Körper und beugte sich über ihn. Für ein paar Sekunden starrte sie wie gelähmt auf seinen bandagierten Brustkorb. Sie war nicht fähig einen klaren Gedanken zu fassen, starrte ihn einfach nur an. Und als die Erkenntnis sie traf, war es wie ein harter Schlag ins Gesicht, wie ein Kübel kaltes Wasser, wie ein Sturz aus hundert Metern Höhe. Seine Brust hob und senkte sich nicht mehr.

Bulma wurde schwarz vor Augen. Übelkeit kroch ihre Kehle hoch, ihre Eingeweide verkrampften sich, sie begann zu würgen. Sie schlug die Hand vor den Mund, kam mit zitternden Beinen zum Stehen, doch nach ein paar unbeholfenen Schritten gaben die Knie unter ihr nach. Sie streckte den Arm aus, zog einen dreckigen Eimer näher und wenige Sekunden danach erbrach sie sich. Tränen tropften auf den staubigen Boden, ein leises Schluchzen entfuhr ihr. Die ganzen Gedanken, die sie vor dem Alptraum verdrängt oder unterdrückt hatte, schienen sich in Luft aufgelöst zu haben. In ihr herrschte mit einem Mal eine gähnende Leere, ihr Innenleben glich nur noch einem tiefen, schwarzen Abgrund. Vegeta hatte ihr nicht die Hand dargeboten, um sie zu stützen, er hatte sie gestoßen. Ihre Umgebung verschwamm vor ihren Augen, ihre Hände krallten sich fester um den rostigen Eimer. Er war tot. Bulma hatte keine Kraft mehr, um stark zu sein und keinen Grund mehr, ihre Gefühle zurückzuhalten. Ihr Schrei schallte in dem kleinen Raum, die löchrigen Wände warfen ihn von allen Seiten zurück und ihr Schluchzen klang einsam und laut in der Stille. Seit einer Woche hatte sie sich nicht ein einziges Mal erlaubt, Schwäche zu zeigen, hatte ihren Lebensgefährten gepflegt und umsorgt, wo sie nur konnte. Doch es hatte nicht gereicht. Er war gegangen. Sie war alleine. Mit tränennassem Gesicht erhob Bulma sich wankend und taumelte in den Waschraum. Er hatte sie zurückgelassen. Sie spülte den Mund aus, wusch sich das Gesicht, strich die schweißnassen Strähnen aus ihrer Stirn. Vegeta hatte sie alleine gelassen. Als sie nach dem Handtuch griff, streifte sie eine der Bandagen, die von der Decke hingen. Sie war wieder trocken. Lügner. Bulma ergriff sie, riss ebenfalls die anderen von der Wäscheleine, warf sie sich über die Schulter, füllte die Schüssel vom Abend zuvor mit lauwarmem Wasser. Sie stieß die Türe so heftig auf, dass sie gegen die Wand schlug, und schritt durch den Raum. Er war ein Lügner. Mit einer Handbewegung wischte sie alles vom Nachttisch, achtete nicht auf Klirren und Scheppern und knallte die Schüssel darauf, dass Wasser zu beiden Seiten spritzte.

Dann wandte sie sich ihm zu, stieg abermals aufs Bett und setzte sich neben ihn.

"Du kannst nicht tot sein, Vegeta", sagte sie laut und sah ihm in das regungslose Gesicht. Die Schnittwunde über der Nase hatte aufgehört zu bluten. Er wirkte friedlich. Bulma biss sich auf die Unterlippe. Sie wollte ihn anschreien, ihn wachrütteln, ihm eine scheuern, irgendwas. Irgendwas...

Warum war sie wütend auf ihn? Sollte sie nicht traurig sein? Aber sollte er nicht sein Versprechen halten? War er kein Mann, der zu seinen Worten stand? Hatte er seinen Stolz aufgegeben, war sein Lebenswille tatsächlich erloschen?

Zögernd streckte sie die Hand aus und berührte vorsichtig seine Wange; Sie war noch warm. Ihr Herz machte einen Hüpfer.

"Du hast es mir versprochen, weißt du noch?" Sie klang dieses Mal deutlich sanfter, doch er rührte sich nicht. Bulma rutschte näher an ihn heran und stützte einen Arm in sein Kopfkissen.

Sie lehnte den Kopf neben seinen, berührte kurz sein schwarzes Haar mit der Nasenspitze. Ihre Lippen streiften sein Ohr, als sie erneut zum Sprechen ansetzte.

"Du hast gesagt, dass du mich nicht alleine lässt", flüsterte sie und spürte zur gleichen Zeit, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete.

"Lass mich nicht alleine, Vegeta. Bitte..." Ihre Stimme war nur noch ein Wispern. Einzelne Tränen rollten über seine Wangen, als Bulma ihr Gesicht über das Seine gebeugt hatte. Sie tropften ihr von Kinn und Nase und benetzten seine Haut. Ihre langen Haare umrahmten sein Gesicht wie ein Fächer und als sie die letzten Zentimeter zwischen ihnen überbrücken wollte, hielt sie abrupt inne. Ihre blauen Augen weiteten sich ungläubig, ihre Hand krallte sich in den Stoff unter ihren Fingern und das Herz klopfte ihr bis zum Hals.

Warmer Atem streifte ihr Gesicht. Nur ganz schwach, wie ein flüchtiger Windhauch. Sie spürte das altbekannte Prickeln auf ihrer Haut, das sie jedes Mal überkam, wenn Vegeta sie einen Augenblick lang auf schwarzen Tiefen betrachtete und sie seinen Atem auf ihren Lippen spürte, bevor er sie küsste.

"Du... atmest", brachte sie mühsam hervor. Er antwortete nicht. Er lag einfach nur da und schlief. Ein Geräusch entfuhr ihr, das zwischen Erleichterung und erneuter Angst lag. Er lebte. Und sie musste dafür sorgen, dass das so blieb.

"Bitte halt dein Versprechen, Vegeta." Obwohl ihr bewusst war, dass er sie wahrscheinlich weder hörte noch spürte, drückte sie ihre Lippen sanft gegen seine. Es war bloß eine vertraute, einfache Geste und doch ließ sie in ihr eine Sehnsucht nach ihm auflodern wie ein mächtiges, unterdrücktes Feuer, das sich nach langer Zeit seinen Weg an die Oberfläche suchte. Widerwillig löste sie sich nach ein paar Sekunden von ihm, betrachtete ihn noch einmal und stieg vom Bett. Sie griff nach Schüssel und Bandagen und versorgte seine Wunden so gut es ging. Ein paar Mal legte sie prüfend den Kopf auf seine Brust, um seinem Herzschlag für ein paar Sekunden zu lauschen. Es kostete sie viel Willenskraft, seine Nähe nicht noch einmal zu suchen und sie zwang sich, sich von ihm abzuwenden. Bulma hängte den schmutzigen Arbeitskittel an einen Haken, schnappte sich ein graues Shirt und eine graue Hose, schlüpfte in ihre Schuhe.

Vegeta überlebte nicht mehr lange. Ein Herzstillstand konnte jeden Moment wieder eintreten und sie würde es nicht länger schaffen, seinen Körper am Leben zu halten. Er brauchte professionelle Hilfe. Er brauchte einen Arzt. Und sie würde einen suchen gehen.
 

~ FORTSETZUNG FOLGT ~
 

Das war der erste Teil des zweiten One- Shots, den sich Elsen_Mink von mir gewünscht hat =)

Ihr Stichwort war "Hoffnung" und die gewünschten Genres "Drama, Romantik & Action".

Somit ist dieses Kapitel dir gewidmet, Elsen- chaaaan =^.^=

Hier ein dickes Sorry, dass ich den Genre "Drama" eher in "Darkfic" umgeändert habe, das war nicht beabsichtigt. Aber in der Zeit, in der dieser OS entstanden ist, gab es für mich ja zahlreiche Höhen und Tiefen, die ich im Schreiben verarbeitet habe. Gomen nasai!

Die Vorschläge der anderen folgen, sobald ich handfeste Ideen habe ^______~
 

LG,

Méle

HoFFnuNg ~ 2. Teil [ Vegeta x Bulma ]

/!\ WARNUNG: Lang!
 

Dichter Nebel bedeckte die Straßen wie ein wabernder Teppich und stieg zwischen den Häuserruinen empor, die bedrohlich in den schwarzen Nachthimmel emporragten. Das spärliche Licht des Halbmondes beleuchtete die Steine und Kerben zu ihren Füßen nur schwach und ein paar Mal stolperte sie, ohne einen Blick darauf zu erhaschen, was in ihrem Weg gelegen hatte. Bleierne Stille drückte gegen ihre Ohren und schien selbst das Geräusch ihrer hastigen Schritte zu verschlucken; einzig das Klappern ihrer Zähne hallte in ihrem Kopf wider und bibbernd schlang sie die Arme enger um ihren frierenden Leib. Bulma hatte nicht gewagt, den warmen Arbeitskittel anzubehalten, aus Angst, das Weiß könnte in der Dunkelheit auffällig leuchten, doch nun, nachdem sie schon seit einer gefühlten Ewigkeit unterwegs war und noch immer keine Anzeichen der Cyborgs aufgetaucht waren, bereute sie es fast, sich nur in den dünnen, grauen Sachen auf den Weg gemacht zu haben. Andererseits war das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, eine Begegnung mit diesen Killermaschinen, auch, wenn sie innerlich nur so brodelte vor Lust, ihnen ordentlich eine zu verpassen für das, was sie Vegeta angetan hatten. Der Gedanke an ihn und seinen instabilen Zustand, der kritischer nicht sein könnte, versetzte ihr einen schmerzhaften Stich in die Brust und für einen Moment war sie versucht, sich einfach umzudrehen und in das kleine Zimmer zurückzukehren, um nach ihm zu sehen. Bulma schüttelte energisch den Kopf und versuchte krampfhaft, die plötzliche Flut von Empfindungen und törichten Plänen in den Hinterkopf zu sperren. Sie hatte eine Pflicht zu erfüllen und musste dafür ihre ganze Aufmerksamkeit darauf konzentrieren, unbemerkt einen Arzt zur Capsule Corporation zu bringen.

Ihr heißer Atem verdunstete in der eisigen Nachtluft, als ein erleichterter Seufzer ihre Lippen verließ. Die unförmige Silhouette eines großen Gebäudes zeichnete sich am Ende der Straße gegen den Umriss des Mondes ab und schimmerte silbrig.

Wie auf einen Schlag war ihre Erschöpfung vergessen, die Müdigkeit verdrängt, die brennende Kälte ausgeblendet. Einige Sekunden zuvor waren ihre Beine schwer wie Blei gewesen, aber jetzt, da Bulma mit aufgeregt klopfendem Herzen den Ruinen des einstigen Krankenhauses entgegenlief, waren sie merkwürdig leicht. Ihre aufgeflammte Hoffnung wurde jedoch mit einem Mal von dem lähmenden Gefühl des Entsetzens erstickt; ihr stockte der Atem beim Anblick des weggesprengten rechten Flügels, der eingestürzten Treppen, der zerstörten Wände, der Risse im gefliesten Boden. Bulma war früher ein paar Mal hier gewesen, meistens, weil Son Goku und ihre anderen Freunde sich mal wieder beinahe zu Tode hatten prügeln lassen, doch nun, nach den zahlreichen Angriffen der Cyborgs, erkannte sie fast nichts wieder. Von der großen Glastüre, die beim Betreten der Empfangshalle immer automatisch aufgeschwungen war, war nichts mehr übrig außer einem Meer von Scherben, in dem sich ihr erschrockenes Gesicht hundertfach spiegelte. Sie bekam eine Gänsehaut bei dem Gedanken, wie viele Menschen bei diesen Attacken ihr Leben gelassen hatten. Sie schloss die Augen, wohl wissend, dass sie eigentlich nach zwei wächsernen Gesichtern in den Dunkelheit hätte Ausschau halten sollen und lauschte ihren abgehackten, flachen Atemzügen.

Ihr war die letzte Woche so unwirklich vorgekommen, ein ewig währender Zyklus aus Angst, Anspannung und Trauer, dann widerum aus Leere, Gefühllosigkeit, Monotonie. Sie wusch ihn, sie versorgte seine Wunden, sie sprach mit ihm, sie bat ihn stumm um eine Antwort. Jeden Tag, jede Nacht, immer und immer wieder. Sie war wie tot gewesen, eine Hülle, die ihrem aufgezwungenen Alltag nachging und vergessen hatte, wofür sie kämpfen musste. Sein Herzstillstand hatte sie aus dieser Starre gelöst, hatte ihr vor Augen geführt, dass nur sie ihn noch retten konnte und seitdem sie einen Fuß in die klare Nachtluft gesetzt hatte, fühlte sie sich lebendiger als die gesamte Zeit, die sie ins Nichts starrend neben seinem Bett verbracht hatte. Sie schlug abrupt die Lider wieder auf, nahm einen letzten, beruhigenden Atemzug und stieg dann vorsichtig über die Steintrümmer hinweg, die sich aus dem Türrahmen gelöst hatten; die Splitter zu ihren Füßen knirschten leise. Nach einem kurzen Blick zu beiden Seiten sagte ihr Erinnerungsvermögen ihr, dass die Treppe in die Operationssäle links gelegen hatte. Als sie am Treppenabsatz stand und auf die dunkle Treppe hinuntersah, die unter den Überresten der Decke fast vollständig begraben worden war, zogen ihre Eingeweide sich schmerzhaft zusammen, doch der Gedanke an ihn trieb sie vorwärts. Entschlossen streckte sie die Hände aus, stieg die ersten Stufen hinab und tastete sich weiter nach unten vor. Sie konnte Unebenheiten, Risse, Löcher spüren und einmal zog sie erschrocken die Finger zurück, als sie in etwas Klebriges fasste. Sie duckte sich und stieg umständlich durch eine Spalte, die sie als einzigen verbliebenen Durchgang ausmachen konnte. Beinahe lautlos berührten ihre Turnschuhe den ebenen Boden und auch ohne Licht wusste Bulma, dass sie im richtigen Flur stand. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen und ihre Hände waren schweißnass. Dennoch klang ihre Stimme überraschend fest.

"Ist hier jemand?" Ihr Ausruf hallte in der Finsternis von allen Seiten wider. Sie verharrte während ein paar Sekunden regungslos, wartete auf eine Antwort.

"Hallo?" Sie seufzte genervt und untersuchte die Wand neben sich, langte blind nach der Klinke- und spürte kaltes Metall unter ihren Fingern. Energisch riss sie die Türe auf und legte nach längerem Suchen den Lichtschalter um. Mehrere Neonröhren waren beschädigt, flimmerten kurz auf, bevor sie wieder erloschen; Das Licht war spärlich und trotzdem kniff Bulma die Augen zusammen. Als sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatte und den Blick hob, entfuhr ihr ein erstickter Schrei.

Zwei Männer standen ihr gegenüber, wie aus dem Nichts aufgetaucht, und zielten mit erhobenen Gewehren auf ihr Gesicht.

"Was willst du hier?", knurrte der kleinere von ihnen. Er war schon ziemlich alt, wie Bulma an dem grauen Bart und dem spärlichen Haar erkennen konnte, hielt dennoch das schwere Gewehr mit unerwartet festem Griff.

"Ich-", begann sie, doch er unterbrach sie.

"Haben die Cyborgs dich geschickt?", fragte er und funkelte sie angriffslustig an.

"Was? Nein, natürlich nicht, ich-"

"Das sagen sie dann alle", schnaubte der Alte verächtlich und drehte die Waffe in den Händen.

Bulma warf ihm einen wütenden Blick zu und straffte die Schultern.

"Mit diesen gottverdammten Blechbüchsen würde ich nicht einmal zusammenarbeiten, wenn mein Leben davon abhinge!"

Ihr Gegenüber erwiderte ihren Blick nicht minder zornig und trat einen Schritt auf sie zu.

"Das hat der Kerl vor dir auch gesagt und was ist dann passiert, he? Lockt die Hälfte von uns in den Tod, nur, weil die Cyborgs ihm gedroht haben, sein erbärmliches Leben zu beenden, wenn er es nicht tut. Und bevor wir den gleichen Fehler ein zweites Mal begehen, werde ich-"

Er verstummte, als der Jüngere ihm besänftigend eine Hand auf die Schulter legte.

"Lass gut sein, Großväterchen. Sie ist nicht gefährlich." Bulma wandte nun zum ersten Mal ihre Aufmerksamkeit dem jungen Mann zu und sah in sein freundliches Gesicht. Er nickte dem Alten aufmunternd zu und deutete mit einer flüchtigen Handbewegung in den finsteren Flur. Mit einem letzten kritischen Blick auf Bulma ließ der Alte das Gewehr sinken, stapfte mit großen Schritten durch den Raum an ihr vorbei und verschwand in der offenen Tür.

"Er hat nichts gegen dich", versicherte der junge Mann ihr und lächelte sie entschuldigend an, "aber wenn man solange in Angst und Elend lebt, wird man misstrauisch."

Bulma winkte ab und war erstaunt, wie gelassen sie plötzlich war. "Ist schon okay. Ich bin an einen etwas... ruppigeren Umgang gewöhnt", erwiderte sie und für einen unwirklichen Moment überkam sie der unfassbare Impuls, zu lachen. Im nächsten Moment fiel ihr dann ein, dass sie keine Zeit hatte, um sich über solche Nichtigkeiten zu unterhalten. Und im letzten Moment aber wurde ihr klar, dass sie nicht um Hilfe bitten konnte, da sie noch keine Gelegenheit bekommen hatte, sich vorzustellen. Der junge Mann hatte offenbar die gleiche Idee gehabt, denn er verbeugte sich höflich und verkündete ihr immer noch lächelnd: "Hiroshi, sehr erfreut."

Bulma tat es ihm gleich, machte eine Verbeugung und setzte zum Sprechen an, als er ihr zuvorkam.

"Und was treibt dich hierher, Bulma Briefs?" Ihr entgleisten kurz die Gesichtszüge, doch sie fing sich relativ schnell wieder. Die Zeit vor den Cyborgs, in der sie oft im Fernsehen zu sehen gewesen oder zahleiche Interviews in verschiedenen Zeitungen mit ihr veröffentlicht worden waren, schien zwar eine Ewigkeit her zu sein, doch offenbar hatte man ihren Namen nicht vergessen. Für ein paar Sekunden war es still in dem kleinen Raum und das schwache Neonlicht flackerte unruhig, während beide sich stumm in die Augen sahen, er lächelnd, sie angespannt.

"Ich brauche einen Arzt." Sobald diese Worte ihre Lippen verließen, schien ein unsichtbares Gewicht auf ihr zu lasten, der Druck der Ungewissheit, der ihr die Luft abschnürte. Bulma verkrampfte sich unwillkürlich, die Hände zu Fäusten geballt und starrte mit angehaltenem Atem in sein Gesicht. Es fühlte sich an, als sei jede Faser ihres Körpers zum Zerreißen gespannt und sie nahm den Blick nicht ein einziges Mal von seinen Lippen. Sie wusste, dass er ihre letzte Chance war. Wenn er ihr keinen Arzt besorgen konnte, war es für Vegeta zu spät. Bulma hatte nicht mehr die Zeit, in die nächste Hauptstadt zu fahren; entweder würden die Cyborgs sie erwischen oder Vegeta wäre tot, wenn sie zurückkäme.

"Bitte..." Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme flehentlich klang.

Die Welt schien stillzustehen, als seine Miene sich verfinsterte, als der freundliche Ausdruck aus seinen Augen wich, als er sich versteifte und seine Stimme rau und kalt klang, als er den Mund öffnete, um ihr zu antworten.

"Haben sie dich angegriffen?" Bulma blinzelte verwirrt und schürzte die Lippen, ehe sie verstand, von wem er sprach, doch bevor sie in der Lage war, etwas zu erwidern, ließ ein Geräusch sie innehalten. Sie horchte auf und nach einem Seitenblick auf ihn, der seiner gegen die Wand gelehnte Waffe keine Beachtung schenkte, versicherte sie sich, dass es kein Eindringling war. Es klang wie etwas Hartes, das auf den gefliesten Flurboden klopfte, immer und immer wieder.

Eine alte Frau erschien im Türrahmen: ihr Gesicht war zerfurcht und faltig, die langen weißen Haare hingen ihr über die Schultern, sie stand auf einen hölzernen Gehstock gestützt und ihre wachsamen Augen lagen auf Bulma.

"Tenzou sagt, wir haben eine Besucherin." Ihre Stimme war leise und ruhig, sie sprach mit dem gleichen Sanftmut wie der junge Mann bei ihrer Begegnung. Als Bulma keine Anstalten machte, sich vorzustellen, wandte er sich an die Alte.

"Cyborgangriff", sagte er schlicht und sie warf Bulma einen alarmierten Blick zu.

"Ist es sehr schlimm, meine Liebe?", wollte die Alte wissen und sah sie mitleidig an.

Bulma schluckte hart. "Sie haben meinen... Lebensgefährten angegriffen und er- er wacht nicht mehr auf!" Sie brach zitternd ab und presste ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Es war das eine, zu wissen, wie es um Vegeta stand, doch jetzt, da sie die Wahrheit ausgesprochen hatte, schien sie unwiderruflich und übermächtig; Bulma überkam die alte Hilflosigkeit und der Kloß in ihrem Hals wiegte auf einmal doppelt so schwer wie vorhin. Hiroshi hatte sein Gewehr geschultert, legte beim Vorbeigehen kurz seine freie Hand auf die ihre und lächelte ihr ermutigend zu. Seine braunen Augen strahlten vor Entschlossenheit.

"Hab keine Angst", begann die Alte und Bulma riss den Blick von dem leeren Türrahmen, in dem er gerade verschwunden war,"er wird alles tun, um deinen jungen Mann zu retten. Er ist ein guter Mensch."

Bulma wandte sich ihr zu und versuchte, die aufkommenden Tränen zu unterdrücken.

"Daran zweifel ich auch nicht, aber Veg- sein Zustand ist mehr als schlecht und ich weiß nicht, ob ein Arzt ihm überhaupt helfen kann. Es mag sein, dass er ein guter Mensch ist und mir euren besten Arzt schickt, aber-"

"Mein liebes Mädchen, Hiroshi ist dein Arzt. Er wird dich begleiten und deinen Gefährten versorgen. Er wird ihn nicht sterben lassen!"

Bulma stand regungslos da, starrte die Alte an, öffnete den Mund und schloss ihn wieder.

"Hiroshi ist Arzt?", stieß sie schließlich hervor. Bulma konnte nicht genau sagen warum, aber die Gewissheit, dass er derjenige sein würde, in dessen Hände sie Vegetas Leben legte, beruhigte sie. Er war, wie die Alte sagte, ein guter Mensch und gab ihr das Gefühl, dass noch nicht alles verloren sei, dass sie nur genauer hinsehen müsse, um das schwache Glimmen von einem Fünkchen Hoffnung in der Dunkelheit zu erkennen. Bulma wischte sich kurz über die Augen und warf sich die wirren Strähnen über die Schulter. Die alte Frau packte ihren Gehstock, murmelte: "Komm, Liebes." und winkte sie hinaus.

Sie waren gerade in den Flur getreten, als sich links und rechts mehrere Türen öffneten und ihnen Greise, eine Großmutter mit mehreren Kindern, erwachsene Frauen und Männer und sogar ein junges Paar mit einem Baby auf dem Arm entgegenkamen. Ihre Mienen waren besorgt, unsicher und mitleidig, doch Hiroshi lächelte sie an und stellte sich neben Bulma; erst jetzt bemerkte sie den metallenen Kasten, den er in der Hand hielt.

"Macht euch keine Sorgen", sprach er ihnen zu, "ich werde auf jeden Fall zurückkommen."

"Wir wissen, dass du keine Angst hast, aber gib auf dich Acht. Nozomi wäre stolz auf dich." Die alte Frau nahm kurz die Hände ihres Enkels in ihre eigenen, nickte ihm und Bulma getrost zu und unter den "Viel Glück"-, "Komm bald wieder"- und "Wir warten auf dich"- Ausrufen kletterten sie durch den Gesteinsspalt nach draußen.
 


 

Warme, stickige Luft schlug ihnen entgegen, als sie Seite an Seite den geräumigen Kellerbereich betraten. Die kleine Lampe warf unverändert ihre verzerrten Schatten auf die kahlen Wände und ruhige, gleichmäßige Atemzüge drangen an Bulmas Ohr. Sie stürmte auf Vegeta zu und sank vor seinem Bett zu Boden, bettete den Kopf neben seinen auf das weiche Kissen.

"Du lebst", flüsterte sie mit erstickter Stimme und strich ihm vorsichtig mit den Fingerspitzen über die Wange. "Ich habe Hilfe mitgebracht."

Sie drehte sich zu Hiroshi um, der noch im Türrahmen stand, und nickte ihm zu. Er kam zögernd ein paar Schritte näher und Bulma trat zurück, um ihm Platz zu machen. Als sein Blick auf Vegetas friedliches Gesicht fiel, erstarrte er schlagartig in seiner Bewegung. Aus den Augenwinkeln nahm Bulma beunruhigt wahr, wie sich seine Finger so fest um den metallenen Kasten schlossen, dass seine Knöchel weiß hervortraten.

"Er?", brachte Hiroshi nach ein paar Sekunden hervor. Eine eiserne Faust schien sich um Bulmas Herz zu legen und ihr Atem begann unkontrolliert zu stocken. Er kannte Vegeta. Vegeta verachtete Menschen, das hatte er immer gesagt. Was war, wenn Hiroshi seinetwegen gelitten hatte? Würde er sich weigern, ihn zu verarzten? Würde er sich jetzt umdrehen und gehen? Sie erschauderte.

"Du kennst...?", wisperte Bulma und ihre Stimme versagte, noch ehe sie ausgesprochen hatte. Sie räusperte sich und ihr trockener Hals kratzte unangenehm. "Woher?" Sie zuckte erschrocken zusammen, als Hiroshi den Kasten so heftig auf den Boden knallte, dass das Scheppern der Instrumente in der Stille dröhnte. Mit schnellen Handgriffen hatte er Schüssel und Bandagen vom Nachtschrank gehoben und neben sich abgestellt. Mit einer einzigen, fließenden Geste bauschte sich das Betttuch auf und lag einen Augenaufschlag später zusammengeknüllt am Fußende. Sie beobachtete angespannt, wie seine Augen über Vegetas Körper huschten und er sich auf die Lippe biss. Sein Blick schien mit einem Mal merkwürdig leer, seine Augenbrauen schoben sich nachdenklich zusammen, als durchforstete er seinen Kopf auf der Suche nach einem Ereignis, einer Erinnerung, die Bulma verwehrt blieb. Sie hüstelte diskret, aber vernehmlich, und holte ihn wieder in das dreckige, graue Zimmer zurück. Als er sich schließlich von Vegeta abwandte und ihr zum ersten Mal offen ins Gesicht sah, wurden seine Züge weicher.

"Ich werde alles für ihn tun, was ich kann", sagte er sanft und seine Lippen verzogen sich zu einem ehrlichen Lächeln. Bulma stand ein paar Herzschläge vollkommen regungslos neben ihm und starrte ihn an. Sie hatte Mühe, ihre Verwirrung zu verbergen und in ihrem Kopf explodierten Fragen, einem kleinen Feuerwerk gleich, doch sie zwang sich, all das auszublenden; sie wollte Hiroshi nicht verärgern, nicht jetzt, wo sie ihn mehr als jeden anderen brauchte. Stattdessen schloss sie die Augen und gab sich dem berauschenden Gefühl der Erleichterung hin, das sich in ihr ausbreitete wie eine wärmenden Flamme. Sie konnte nicht umhin, das Gesicht in die Hände zu legen und befreit zu seufzen.

"Danke", murmelte sie zwischen ihre Finger hindurch und Hiroshi antwortete mit einem angedeuteten Zwinkern.

Er sah sich in dem Kellerbereich aufmerksam um und fixierte den Durchgang zum Badezimmer.

"Kannst du etwas Wasser holen und seine Wunden noch einmal reinigen? Es ist wichtig, dass sie sich nicht entzünden."

Bulma gehorchte sofort und verschwand mit der leeren Schüssel in der geöffneten Türe. Diesen Vorgang hatte sie die letzte Zeit unzählige Male wiederholt, doch dieses Mal war es anders. Die Hilflosigkeit und Resignation waren verschwunden; dieses Mal spürte sie, mächtiger als ihre Angst vor dem Bevorstehenden, mächtiger noch als die beruhigende Gewissheit auf Beistand, eine Empfindung, von der sie beinahe vergessen hatte, wie sie sich anfühlte. Sie spürte, nach der längsten Ewigkeit, die sie jemals durchgemacht hatte, Zuversicht. Und sie glaubte fast, weinen zu müssen, wenn sie dieses Gefühl verlieren würde, wenn diese Zuversicht so schnell wieder verschwinden würde, wie sie gekommen war.

Bulma zwang sich in die Realität zurück, drehte rasch den Wasserhahn zu und trat neben Hiroshi, der sich über seinen geöffneten Kasten beugte und, den klirrenden Geräuschen nach zu urteilen, sein Werkzeug ordnete. Sie vermied es beharrlich, einen Blick zu riskieren und begann behutsam, die Bandagen von Vegetas Wunden zu schälen. Mit einem sauberen Lappen tupfte sie um und über die aufgerissene Haut, stets darauf bedacht, die wenigen Krusten, die sich gebildet hatten, nicht aufzureißen. Sie war so auf ihre Aufgabe konzentriert und in ihre Arbeit vertieft, dass sie zusammenschrak, als warmer Atem ihr Ohr streifte.

"Du machst das ziemlich gut. Die Wunden sind alle sauber und können sofort behandelt werden", lobte Hiroshi sie leise und Bulma fragte sich unwillkürlich, wie lange er ihr schon zugesehen hatte. Mit einem Platschen landete der blutige Lappen in dem lauwarmen Wasser und sie sah ihn erwartungsvoll an.

"Was soll ich tun?"

"Ich denke", erwiderte er freundlich und schraubte ein kleines Fläschen auf, "dass ich ab jetzt übernehme. Jetzt wird es etwas... unschön."

Bulma starrte wie gebannt auf die lange, dünne Nadel, die er in der Hand hielt und mit einem kleinen Tuch befeuchtete, auf das er zuvor ein wenig von der übel riechenden Flüssigkeit gekippt hatte. Er drehte sich zu Vegeta um und setzte gerade die Spitze an die große Schnittwunde an seinem Oberarm, als Bulma sich zusammenriss und mit fester Stimme sagte:

"Lass mich bitte auch etwas tun. Ich will nicht unnütz sein."

Hiroshi sah sie überrascht an und lächelte beim Anblick der verschiedenen Emotionen, die sich auf ihrem Gesicht spiegelten. Ihr Mund war in Selbstbeherrschung zu einer Linie gepresst, die Stirn und die Brauen hatte sie in Entschlossenheit zusammengezogen und in ihren Augen lag ein stummes Flehen. Er seufzte ergeben.

"Du kannst... die Haut zusammenhalten, damit ich sie einfacher nähen kann." Er hatte erwartet, dass sie nun einen Rückzieher machen oder nach einer anderen Aufgabe fragen würde, doch sie kniete sich an seine rechte Seite und drückte ohne zu Zögern die Haut an dem verletzten Oberarm zusammen. Sie verzog keine Miene, als Hiroshi mit der Nadel zustach und sie starrte auch nicht an die Wand oder die Decke, während er geschickt und trotzdem sachte die Wunde schloss. Das altbekannte Ticken des Weckers hing in der Luft und war neben ihren Atemzügen das einzige Geräusch in der Stille. Wortlos wies Hiroshi auf die nächste Verletzung, lang und tief wie ein Peitschenhieb zog sie sich durch Vegetas Brust. Bulma drückte die Haut zusammen, er nähte die Wunde zu.

Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seitdem sie Hiroshi her gebracht hatte, doch ihre Knie begannen allmählich zu schmerzen. Sie verlagerte ihr Gewicht, ohne dabei die Hände zu bewegen.

"Darf ich dir eine Frage stellen?", ertönte es unvermittelt über ihr.

"Klar", antwortete sie, ohne dabei die Nadel aus dem Auge zu lassen. Diese hielt für einen Moment inne.

"Was ist dieser Mann für dich?", wollte Hiroshi wissen und sah kurz auf ihren türkisen Haarschopf hinunter.

"Was meinst du?" Bulma hob den Kopf und blickte ihn verständnislos an.

"Na ja", die Nadel stieß in die Haut nur knapp neben Bulmas Finger, "als du meiner Großmutter erklärt hast, was passiert ist, da hast du kurz gezögert, bevor du ihn deinen 'Lebensgefährten' nanntest."

"Oh", erwiderte Bulma tonlos. "Das ist dir aufgefallen?"

"Du musst mir nicht antworten, wenn du nicht willst."

"Nein, das ist schon in Ordnung." Sie überlegte einen Moment. "Das mit ihm und mir ist.. kompliziert. Einen Mann wie ihn gibt es kein zweites Mal und eine Beziehung mit ihm ist schwierig. Er ist sehr schweigsam und gibt nicht viel von sich preis. Obwohl er jetzt schon fast ein Jahr bei mir lebt, weiß ich fast gar nichts über ihn, aber er spricht nicht gerne über seine Vergangenheit." Bulma wusste nicht, woher auf einmal das übermächtige Verlangen kam, mit jemandem über Vegeta zu sprechen. Vielleicht war es, weil sie nie die Gelegenheit dazu bekommen hatte, vielleicht war es ihre Angst, er erwidere ihre Gefühle nicht.

"Er hat viel durchgemacht", sagte Hiroshi sanft und auf ihr perplexes Schweigen hin deutete er auf Vegetas Gesicht.

"Selbst, wenn er schläft, sehe ich den verbitterten Zug um seine Mundwinkel. Ich sehe seinen gekränkten Stolz in der Art, wie er die Augenbrauen zusammenzieht und ich verwette alles darauf, dass in seinen dunklen, leeren Augen das Leid geschrieben steht, das ihm widerfahren ist."

Bulma betrachtete eingehend Vegetas scheinbar ruhige Züge und seufzte tief.

"Ich wusste nicht, dass du das auch sehen kannst, obwohl du weder seinen Charakter noch seinen Umgang kennst."

"Entschuldige", sagte Hiroshi darauf, "ich habe dich unterbrochen. Du wolltest mir erzählen, wie ihr zueinander steht."

Ein paar Atemzüge lang blieb es still, keiner der beiden rührte sich. Nur die Nadel war in ständiger Bewegung, Bulmas Hände waren reglos. An ihren Fingerspitzen klebte Blut, das hin und wieder aus einem Schnitt heraussickerte, wenn sie die Haut zusammenzog.

"Ich liebe ihn", flüsterte sie schließlich. "Ich weiß nur nicht, was... ich für ihn bin." Hiroshi antwortete nicht sofort.

"Also hast du ihn noch nie danach gefragt?"

Bulma schüttelte den Kopf. "Er würde mir sagen, ich solle mit diesen dummen Fragen aufhören."

"Woher willst du das wissen, wenn du ihn noch nicht gefragt hast?"

Sie zögerte. "Ich kenne ihn."

"Eben hast du etwas anderes gesagt", erwiderte Hiroshi gutmütig, aber bestimmt.

Bulma schwieg einen kurzen Moment, dann lachte sie zittrig auf.

"Okay, du hast ja recht", gab sie sich geschlagen, "ich habe nur Angst."

Sie musste ihn nicht ansehen, um zu wissen, dass er zufrieden lächelte.

"Aber", sagte sie rasch, um das Thema zu wechseln, "darf ich dir auch eine Frage stellen?"

"Klar", sagte er und ging zur nächsten Wunde über. "Wir kommen gut voran", fügte er gut gelaunt hinzu.

"Woher kennst du ihn?" Die Worte sprudelten aus ihr hervor, noch ehe sie sicher gewesen war, sie überhaupt laut auszusprechen.

Einerseits hatte ihr diese Frage schon die ganze Zeit auf der Zunge gebrannt, seitdem Hiroshi so merkwürdig auf Vegeta reagiert hatte, doch andererseits fürchtete sie sich vor der Antwort. Die Nadel hielt abermals inne und Bulma hob den Kopf, um Hiroshi anzusehen. Das Lächeln lag immer noch unverändert auf seinen Lippen, doch mit einem Mal war es so, als erreiche es seine Augen nicht mehr. Mit ausdruckslosem Blick deutete er auf das alte, angeschlagene Radio, das auf einem kleinen Holzregal über dem schmutzigen Campingtisch hing.

"Hörst du manchmal die Nachrichten?"

"Ich, ähm... nein", erwiderte Bulma schließlich und bemühte sich, ihre Stimme freundlich und nicht konfus klingen zu lassen. Sie verstand nicht: wollte Hiroshi ihr nicht antworten und versuchte, sie durch solch einen banalen Versuch abzulenken?

"Nun", sagte Hiroshi und er sprach wieder langsam, wie immer, wenn er seine Worte mit Bedacht wählte, "dein Lebensgefährte hat schon oft für Schlagzeilen gesorgt." Bulmas Eingeweide zogen sich schmerzhaft zusammen. Ihr wurde übel.

"Wie meinst du das?", presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Hiroshi sah sie bestürzt an, dann lachte er. Nun war er wieder der alte, fröhliche, hoffnungsvolle Hiroshi.

"Du verstehst mich nicht", sagte er seufzend.

"Dann erklär es mir", gab Bulma schnippisch zurück.

"Er kämpft gegen die Cyborgs!", rief Hiroshi plötzlich aufgeregt und wedelte mit der Nadel durch die Luft, "er geht daraus, ganz alleine, und stellt sich ihnen entgegen. Ihm haben wir es zu verdanken, dass diese Killermaschinen so lange nicht mehr in der westlichen Hauptstadt waren! Immer, wenn diese wahnsinnigen Reporter sich aus ihren Verstecken gewagt haben, um zu berichten, wo sich die Cyborgs gerade aufhalten und in welche Richtung sie sich bewegen, bricht Panik aus. Aber hier, in unserer Stadt, waren sie seit Monaten nicht mehr! Sobald gemeldet wird, dass sie uns einen Besuch abstatten wollen, sitzen alle Überlebenden zusammengekauert vor dem kleinen Radio und warten, stumm, angsterfüllt und gleichzeitig hoffen sie. Und dann, nach nicht einmal zehn Minuten verkündet der Reporter den Satz, diesen einen Satz, der die ganze Hauptstadt aufatmen lässt: 'Der, der gegen die Cyborgs kämpft, macht auch dieses Mal wieder seinem Namen alle Ehre.' Er ist es, dein Lebensgefährte, der all die Wochen..." Hiroshi unterbrach sich, sah auf sie hinunter, dann auf ihre Hände. Zitternd krallte sie sich in dem angegrauten Bettlaken fest, ihre blutigen Finger verschwanden beinahe in den Falten. "Bulma?", fragte er sanft und berührte sie vorsichtig an der Schulter. Er zog die Hand nicht zurück, als Bulma ein unterdrücktes Schluchzen entfuhr. Sie legte den Kopf an den Bettrand, drückte das Gesicht in die Matratze und weinte. Sie spürte, wie Hiroshi ihr zaghaft über den Rücken strich und obwohl sie eigentlich lieber alleine gewesen wäre, hatte es etwas Tröstliches.

"Schhht", macht er leise und sie spürte, dass er sich neben sie kniete. Bulma war ihm dankbar, dass er geduldig wartete, bis sie sich gefangen hatte und allmählich ging ihre Atmung wieder tief und regelmäßig. Ihr rasendes Herz beruhigte sich, die Tränen versiegten, dann war es still. Sie hob den Kopf, wischte sich über das Gesicht und sah Hiroshi mit geschwollenen Augen an.

"Danke", murmelte sie beschämt und senkte den Blick.

"Manchmal tut das gut", erwiderte er nur und sie konnte das verständnisvolle Lächeln in seiner Stimme beinahe schon hören. Ein paar Sekunden regte sich keiner von beiden, sprach keiner ein Wort, bis sie sich schließlich in stiller Übereinkunft aufrichteten und Vegeta zuwandten. Es fühlte sich so vertraut und doch so merkwürdig fremd an, als Bulmas Finger vorsichtig über Vegetas Bauchmuskeln strichen, bis sie die Haut zusammenhielt und Hiroshi zustach. Sie arbeiteten schweigend, Bulma mit konzentriertem Blick auf ihre Finger, Hiroshi auf die Nadel.

"Weißt du", setzte er nach einer Ewigkeit geruhsam an, "ich würde ihm an deiner Stelle nicht böse sein."

Bulma blinzelte ein wenig überrumpelt, sagte aber nichts.

"Natürlich bist du nicht erfreut, dass er sich nachts rausschlich, aber ist der Grund für sein Handeln nicht das, was zählt?"

Bulma schwieg, doch Hiroshi ließ sich nicht beirren.

"Ist deine Frage damit nicht geklärt, was du für ihn bist? Wenn er jedes Mal den Cyborgs gegenüber tritt, um ihren Blutdurst zu befriedigen und sie in eine andere Richtung zu lenken? Wenn er sein Leben da draußen riskiert? Bulma?"

Sie antwortete nicht sofort.

"Ich... ja", flüsterte sie schließlich und ihre Stimme zitterte unkontrolliert, "aber ist es für ihn nicht offensichtlich, dass ich ohne ihn nicht mehr leben will? Dass er der einzige Grund ist, warum ich den täglichen Kampf ums Überleben auf mich nehme? Dass i-"

"Er will, dass du lebst", erwiderte Hiroshi sanft, "er gibt dir die Chance, zu leben... wie er sie auch mir gegeben hat."

Bulma wollte ihm wiedersprechen, doch die Worte blieben ihr auf halbem Weg im Halse stecken. Sie sah mit weit aufgerissenen Augen zu ihm hoch. Ihr verwirrter, ungläubiger, fragender Blick begegnete dem seinen.

"Du wolltest wissen, woher ich ihn kenne", begann er leise, aber bestimmt, "und das ist die Wahrheit. Er hat mir das Leben gerettet, ebenso wie vielen anderen von uns." Als Bulma den Mund öffnete, hob er eine Hand und sah sie entschuldigend an. "Lass mich zu Ende erzählen. Vor einem Jahr wurde das Krankenhaus von den Cyborgs angegriffen. Ich saß in der Empfangshalle und wartete darauf, dass Nozomi ihre Schicht beendete. Plötzlich erbebte der Boden und die ganze rechte Seite wurde weggerissen. Die Treppen stürzten ein, Fenster zerbarsten, die Glastüre hinter mir zersprang in tausend kleine Splitter. Überall waren Schreie, Menschen liefen durcheinander, eine Mutter rief nach ihrem Kind. Ich musste Nozomi finden, habe nach ihr gefragt, aber jeder dachte nur noch daran, sich in Sicherheit zu bringen. Die Menschen strömten aus dem in sich zusammenfallenden Gebäude, als vor dem Eingang ein Lichtblitz einschlug und Körper durch die Luft wirbelten. Ich verlor den Überblick, versuchte aber, den Eingang zu versperren, um weitere Menschen davon abzuhalten, den wartenden Cyborgs in die offenen Arme zu laufen. Und auf einmal sah ich sie, mit einem Kind auf dem Arm stützte sie eine ältere Frau und lotste die Masse durch den Hintereingang nach draußen. Sie entdeckte mich beinahe gleichzeitig, ich kämpfte mich zu ihr durch und gemeinsam mit den anderen steuerten wir Häuserruinen an, in denen wir uns verstecken konnten. Natürlich brauchten die Cyborgs nicht lange, ehe sie uns entdeckt hatten. Weitere Lichtblitze schlugen rechts und links von uns ein, alles leuchtete rot und blendete mich. Als ich die Augen wieder aufmachte..."

Hiroshis Stimme bebte ebenso wie seine Fäuste und Bulma konnte erkennen, dass in seinen Augen nun ebenfalls Tränen glitzerten. Bulmas Atem klang laut und hastig in der Stille, doch sie bemühte sich nicht, ihn zurückzuhalten. Einem inneren Impuls folgend wusch sie eine ihrer Hände an ihrem Shirt sauber und umschloss seine Finger mit ihren. Es schien zu helfen; seine Stimme war leise, aber fester.

"Nozomi lag auf dem Boden, ihr Kittel mit Blut beschmiert. Das Kind, das sie gehalten hatte, versuchte, ihr beim Aufstehen zu helfen, doch sie schickte es weiter, befahl ihm, zu laufen, so schnell es konnte. Ich sank neben ihr auf die Knie, versuchte ebenfalls sie zu heben, doch sie schüttelte den Kopf. Es sei zu spät und ich solle mich in Sicherheit bringen, solle etwas aus meinem Leben machen und andere Leben retten. Und dann schloss sie die Augen und ich weiß noch, dass ich ungläubig auf ihr lächelndes Gesicht sah, als die Schreie in mein Bewusstsein drangen. Da standen diese verdammten Blechbüchsen, grinsend und sich an unserem Leid ergötzend. Unbändige Wut ergriff mich und in diesem Moment war es mir egal, ob ich lebte oder starb. Ich stürzte auf sie zu, wollte mit bloßen Händen auf sie einschlagen, sie dafür bestrafen, was sie getan hatten. Und dann erstarrte ich. Ihre Handflächen leuchteten auf, doch sie fixierten nicht mich. Sie zielten direkt in die panische Menge, die sich hinter mir zerstreute und ich wollte den Menschen eine Warnung zurufen, sie vor dem Tod bewahren.

Und bevor ich irgendetwas machen konnte, gab es einen ohrenbetäubenden Knall und Staub wirbelte auf. Ich nutzte die Gelegenheit, um zurückzulaufen und nach Nozomi zu suchen, doch ich konnte sie in der dichten Staubdecke nicht ausmachen. Und auf einmal tauchte ein Gestalt wie aus dem Nichts neben mir auf und sah mich durchdringend an. Ich kann mich noch genau an den rauen Klang seiner Stimme erinnern, die mir befahl, dafür zu sorgen, dass sich die Schwächlinge vom Acker machen." Hiroshi unterbrach sich abermals. Stumme Tränen rannen ihm über die Wange und Bulma drückte sein Hand umso fester. "Es tut mir so Leid", hauchte sie. Er nahm einen tiefen, beruhigenden Atemzug und seine Augen verweilten auf Vegetas Gesicht. "Ohne ihn hätten wir es nicht geschafft", flüsterte er und in seiner Stimme schwang solch aufrichtige Dankbarkeit mit, dass Bulma eine Gänsehaut bekam. Auch sie richtete den Blick auf Vegetas Züge und durch die ganze Trauer, Verzweiflung und Niedergeschlagenheit keimte ein Fünkchen Stolz in ihr auf. Er hatte Hiroshis Leben bewahrt so wie das zahlreicher anderer; er hatte dazugelernt.

"Ich wusste nicht, dass er so ein guter Kerl ist“, murmelte sie mehr zu sich selbst als zu Hiroshi, auf dessen Gesicht sich ein schwaches Lächeln legte. "Nicht der unnahbare Typ, für den er sich gibt, hm?“

Bulma erwiderte sein feuchtes Lächeln zaghaft. "Er birgt mehr Geheimnisse, als ich dachte.“
 

"Ich kann nicht sagen, wie dankbar ich dir bin.“

Bulma verbeugte sich ein weiteres Mal, senkte respektvoll den Kopf und schaute auf ihre Füße. Hiroshis beruhigendes Lachen klang in ihren Ohren, als er ihr eine Hand auf die Schulter legte und sie bat, sich aufzurichten.

"In solchen Zeiten ist gegenseitiges Vertrauen und Hilfe das einzig Sichere, auf das wir bauen können“, erwiderte er sanft und ließ den Arm sinken, um den metallenen Kasten vom Boden zu heben. "Es war mir eine Freude, deine Bekanntschaft zu machen, auch, wenn es unter erfreulicheren Umständen hätte sein können.“ Bulma lächelte ihn aufrichtig an. "Wenn ich mich irgendwie revanchieren kann, lass es mich wissen. Du weißt, wo du mich findest.“ Hiroshi machte ebenfalls eine ausladende Verbeugung. "Und du weißt, wo du einen Arzt finden kannst, der dir gerne zu Diensten ist.“ Er schenkte ihr noch ein herzliches, letztes Lächeln und trat dann rückwärts aus dem Türrahmen. Nachdem er die Hand zum Abschied gehoben hatte, drehte er ihr den Rücken zu und bestieg die staubigen Treppen an die Oberfläche. Er hatte erst ein paar Stufen hinter sich gelassen, als ihm etwas einzufallen schien. Schmunzelnd wandte er sich noch einmal zu Bulma um. "Ein kleiner Tipp noch“, sagte er und seine Stimme klang noch eine Spur freundlicher als sonst, "wenn er aufwacht, stell ihm die Fragen, vor denen du dich fürchtest. Er sollte genug Zeit gehabt haben, sich passende Antworten zurecht zu legen.“ Bulma blieb für einen Moment die Luft weg.

"Wie meinst du das?“, stieß sie hervor und starrte mit großen Augen auf seine amüsierte Miene.

"Wenn ein Mensch- oder was immer er sein mag- im Koma liegt, ist er nicht in der Lage, die Augen zu öffnen oder zu sprechen. In vielen Fällen funktioniert das Gehör jedoch zeitweise einwandfrei. Viel Glück mit deinem Lebensgefährten.“ Bulma sah entgeistert zu, wie Hiroshi sich nach einem Zwinkern wieder dem Aufstieg widmete. Sie öffnete ein paar Mal den Mund, schloss ihn wieder, bis sie sich gefangen hatte. Sie machte ein paar Schritte vorwärts und blickte den hellen Mondstrahlen entgegen, die sich sibrig leuchtend an den Wänden und Stufen brachen.

"Danke“, rief sie ihm hinterher, "und sein Name ist Vegeta!“

Mit diesen Worten wirbelte sie herum und zog die Türe hinter sich zu. Mit einem Seufzen schloss sie die Augen und verharrte eine Weile reglos gegen das morsche Holz gelehnt. Der Klang ihres Herzschlags hatte etwas seltsam beruhigendes, doch gleichzeitig überfiel sie urplötzlich eine Müdigkeit, die all ihre Lebensgeister aus ihr herauszupressen schien. Es schien Bulma eine Ewigkeit her, seit sie sich das letzte Mal ein wenig Schlaf gegönnt hatte und sie wusste nicht, wie lange sie schon auf den Beinen war. Eindeutig zu lange, schoss es ihr durch den Kopf, bevor sie sich mit müden Schritten daran machte, die Schüssel zu entleeren und die Bandagen zu säubern und aufzuhängen. Sie schloss auch die Türe zum Badezimmer, zog sie bewusst Zentimeter um Zentimeter zu, bis sie ins Schloss fiel. Seit einer Woche war diese Türe nicht mehr geschlossen gewesen, ein stetig klaffendes Loch, dessen Anblick Bulma immer wieder ihre Pflichten vor Augen geführt hatte. Doch nun war sie sich sicher, dass ihrem routinierten Alltag ein Ende gemacht worden war; Vegeta war von einem Arzt behandelt worden, notdürftig, doch Hiroshi hatte ihr Chancen auf Erfolg versprochen. Sie wusste, dass es naiv war, und doch hatte sie das Gefühl, gleichzeitig die Türe zu ihren dunklen Ängsten und Gefühlen zu verschließen, die sie so lange gequält hatten. Erschöpft aber zufrieden sank sie auf dem kleinen Hocker neben Vegetas Bett nieder, legte das Kinn auf sein Kissen und betrachtete eingehend sein Gesicht. Seine Augen waren nach wie vor geschlossen, über seine Lippen glitt weiterhin sein ruhiger Atem und die Wunde über Nase und Wange schien im trüben Schein der Lampe verblasst zu sein. Bulma hob einen Arm und strich vorsichtig mit den Fingerspitzen über seine Wangenknochen. Sie fuhr mit dem Daumen das markante Kinn nach, dann den Nasenrücken entlang und legte ihm die flache Hand auf die Stirn. Sie war weder siedend heiß noch eisig kalt. Er vermittelte fast den Eindruck, als schliefe er bloß. Sie berührte sein widerspenstiges schwarzes Haar, gab ihm einen Kuss auf die Schläfe. „Du fehlst mir“, flüsterte sie und in ihrer Stimme schwang die altbekannte Sehnsucht mit, sie sie immer überfiel, wenn sie ihm nahe war. Bulma gab dem heftigen Gefühl nach, das in ihrer Brust tobte und erhob sich. Sie umrundete das Bett, streifte die Schuhe ab, schmiss die ausgeleierte Hose und das Shirt auf das Fußende und schlüpfte zu Vegeta unter die Decke. Sie kuschelte sich tiefer in die Bettlaken, stets darauf bedacht, Vegetas geschundenen Leib nicht zu berühren. Sie tastete nach seiner Hand und schloss ergeben die Augen, als ihre Finger seine fanden. Ein zufriedenes Lächeln umspielte ihre Lippen, ihre Atemzüge wurden tiefer, ihre Hand auf seiner erschlaffte. Sie war eingeschlafen.
 

Mit wankenden Schritten setzte sie einen Fuß vor den anderen. Ihre Beine schmerzten, als hätte ein Lastwagen sie überrollt und ihre Augen wollten ihr immer wieder zufallen, doch sie zwang sich, weiterzulaufen. Den Ruinen zu beiden Seiten schenkte sie keinerlei Beachtung mehr, ihr trüber Blick ruhte nur noch auf den wenigen Metern Asphalt direkt vor ihren Schuhspitzen. Die Schwärze hatte sich zwar etwas gelichtet, doch die Sonne war immer noch nicht aufgegangen und ihr Sichtfeld beschränkte sich auf das Nötigste. Getrocknete Tränenspuren klebten auf ihren Wangen und ihr langes Haar fiel ihr vom Wind zerzaust ins Gesicht. Bulma hatte es längst aufgegeben, sich vor den eisigen Böen schützen zu wollen und stolperte stur geradeaus, in das Herz des Sturm, wie es ihr schien. Je weiter sie ging, desto stärker peitschte ihr der Wind entgegen, wirbelte Staub auf, zerrte an ihrer Kleidung. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren, als sie plötzlich auf einem ebenen Platz stand, der durch eingestürzte Häuser und herausgebrochenes Gestein von allen Seiten begrenzt wurde. Ihre Augen huschten unruhig über den Boden, suchten nach Hinweisen für einen kürzlich stattgefundenen Kampf. Sie entdeckte Risse, Krater, Löcher, einzelne Steine von der Größe eines Armsessels- und Blut. Bulma rang für einen Moment mit sich selbst und unterdrückte den Drang, zurückzuweichen. Mit angehaltenem Atem trat sie zaghaft ein paar Schritte näher und beugte sich hinab, um die Tropfen zu untersuchen. Die meisten von ihnen waren klein und leicht übersehbar, doch die anderen, groß wie Untertassen, glänzten noch. Bulma streckte eine Hand aus, die so stark zitterte, dass ihr ganzer Arm bebte. Mit vor Ekel verzerrtem Gesicht fasste sie in die dunkelrote Flüssigkeit und zog die Finger so rasch zurück, als hätte sie sich verbannt. Das Blut war noch nicht getrocknet. Mit neuer Entschlossenheit richtete sie sich auf und rannte los. Ihre Muskeln protestierten heftig, doch sie ignorierte das stumme Flehen ihres Körpers nach einer Pause und drehte sich einmal um sich selbst, mit wachem Blick in der Umgebung suchend. Bei der dritten Umdrehung entdeckte sie etwas, das sie vorher in der Dunkelheit für eine Reihe von Steinen gehalten hatte. Ihr Herz klopfte unnatürlich laut in ihrer Brust, hüpfte wild auf und ab, während Bulma sich ihrem Ziel zügig näherte.

Ein Schrei entfuhr ihr, als sie erkannte, dass es ein menschlicher Körper war, der dort auf dem Boden lag. Die letzten Meter nahm sie im Laufschritt, doch sie schrak zurück, als sie in etwas Klebriges trat. Bulma schlug die Hand vor den Mund, als ihr klar wurde, dass sie in eine riesige Blutlache getreten war. In sein Blut. Ein Schluchzen bahnte sich den Weg über ihre Lippen, als sie neben ihm niederkniete.

"Vegeta...“

Vorsichtig griff sie unter seinen Bauch, um ihn auf den Rücken zu drehen und Übelkeit überkam sie, als ihre Hand in etwas Warmes griff. Blut sickerte aus seiner Schulter, Arme und Bauch waren mit blauen Flecken und Schürfwunden übersät, sein Kampfanzug hing in losen Fetzen von seinem leblosen Leib. Tränen ließen ihre Sicht verschwimmen, bevor Bulma überhaupt realisierte, dass sie weinte, und sie starrte wie hypnotisiert auf seine Brust, die sich kaum merklich auf- und abbewegte. Und als sie in sein Gesicht sah, in seine kalten, erstarrten Augen konnte sie ihr Entsetzen nicht länger zurückhalten.
 

"Bulma!“

Der Klang ihres Namens riss sie aus den Tiefen ihres unruhigen Schlafes. Sie spürte, dass sie am ganzen Körper zitterte, kalter Schweiß klebte auf ihrer Stirn und ihre Hände waren eiskalt. Bilder ihres Alptraumes rasten durch ihren Kopf, vermischten sich zu einem einzigen betäubenden Strudel aus Blut, Schwärze und Schmerz. Ihre eigene Stimme, zerrissen von Verzweiflung und Panik hallte in ihrem Kopf wieder und sie fühlte sich, als lastete Zement auf ihrem ganzen Körper. Sie hatte Angst, die Augen zu öffnen, Angst davor, sein Brustkorb könne aufgehört haben, sich zu heben und zu senken, Angst davor, Vegeta könne verschwunden sein, wenn sie den Kopf drehte, um nach ihm zu sehen. Ihre Finger hatten sich in die Laken gekrallt, während Bulma ihrem hastigen Atem lauschte und mühsam um Selbstbeherrschung rang. Doch nach ein paar Herzschlägen fiel ihr etwas auf. Etwas war anders als vorher. Ihr Hals, der unter der Decke hervorlugte, kribbelte, als etwas warmes ihre nackte Haut streifte. Und wieder. Und wieder. Bulma spürte, wie ihr eine Gänsehaut über den Rücken kroch, als ihr bewusst wurde, was sie dort hauchzart berührte. Es war warmer Atem. Es war sein Atem. Flatternd schlug sie die Augen auf, drehte den Kopf nach rechts- und blickte geradewegs in zwei dunkle Opale, die sie ausdruckslos musterten.
 

~ FORTSETZUNG FOLGT ~
 

Teil 2 dieser Reihe ist sehr lang geworden, aber vielleicht entschuldigt das ja die Tatsache, dass ich so lange nichts mehr von mir habe hören lassen. Es tut mir sehr Leid, liebe Leser, aber Abschlussarbeit war echt ne stressige Angelegenheit. Na ja, liegt hinter mir, juhu! =^___^=

Elsen- chan, dieses Kapitel gehört abermals dir, erfreu dich dran! (:

Für den dritten Teil habe ich bereits Ideen, kann aber nicht genau sagen, wie lang er sein wird.

Ich hoffe, dass ihr mir weiterhin treu bleibt, ihr seid die Besten! <3
 

LG,

Méle
 

P.S. Schwarzleser, ich habe euch im Blick, haha! :D

HoFFnuNg ~ 3. Teil [ Vegeta x Bulma ]

Bulmas erste Reaktion war es, ihm um den Hals zu fallen. Sie barg den Kopf an seiner Schulter und drückte ihn an sich, seine warme, nackte Haut unter ihren Fingern und sein Herzschlag unter ihrem Ohr. Sie konnte nicht ausdrücken, was sie fühlte, aber ihre übersprudelnden Gefühle schienen ihr die Luft zum atmen zu nehmen. Da war Erleichterung, dass er die Augen geöffnet hatte, Freude, weil sie ihn in lebendig in ihren Armen hielt, unendliche Dankbarkeit für Hiroshi und so viel anderes, das sie nicht zu benennen wusste. Sie lockerte ihren Griff, als sie bemerkte, dass Vegeta sich unter ihrer Berührung versteifte, fest davon überzeugt, dass ihm ihre Nähe unangenehm war. Als ihm ein Zischen entfuhr, ließ von ihm ab, als habe sie sich an ihm verbrannt und wich vor ihm zurück. Vegeta hatte die Zähne fest zusammengebissen, damit ihm kein erneuter Laut über die Lippen kam und ließ sich langsam in die Laken zurücksinken. Sie verpasste sich innerlich eine Ohrfeige. Wie hatte sie nur im Sturm ihrer Gefühle vergessen können, dass er verletzt war, dass sie ihm wehgetan hatte durch ihren unüberlegten Ausbruch?

„Ich- tut mir Leid“, nuschelte sie peinlich berührt. Er antwortete nicht. Er lag einfach nur neben ihr, die Bandagen um seine Arme leuchteten ihr schneeweiß entgegen, und starrte an die Decke, hatte sie nicht einmal angesehen. Bulma spürte, wie ihrer Woge der Euphorie ein schmerzhafter Dämpfer verpasst wurde, als sie sein steinernes Gesicht musterte. Er schien nachzudenken und sie fragte sich unwillkürlich, wie viel er von ihrer Unterhaltung mit Hiroshi mitbekommen hatte. Ob er überhaupt etwas gehört hatte? Obwohl sie wusste, dass es höchst unwahrscheinlich war, hoffte sie mit jeder Faser ihres Körpers, dass ihr die Konfrontation mit diesen Fragen erspart bleiben würde.

„Wie lange habe ich geschlafen?“ Sie hob überrascht den Kopf, als sie seine Stimme vernahm. Sie klang kratzig, rau und es bereitete ihm anscheinend Schmerzen, zu sprechen. Bulma schwang die Beine aus dem Bett und tapste über den kalten Betonboden.

„Ich weiß nicht, wie lange ich geschlafen habe“, antwortete sie, während sie ein Glas mit Wasser füllte, „aber bevor ich eingeschlafen bin, war es mehr als eine Woche.“ Sie kehrte zu ihm zurück, hielt ihm wortlos das Glas entgegen und zu ihrer Überraschung nahm er es. Er hob es an die Lippen, leerte es aber nur langsam, da er Probleme mit dem Schlucken zu haben schien. Er reichte es ihr zurück und sie verstand auch ohne Worte, dass er um ein neues bat. Sie konnte seinen Blick auf ihrem Rücken spüren, auf ihren Armen, Beinen und ihrem Gesicht und ihr wurde bewusst, dass sie nur Unterwäsche trug. Es war nicht so, dass es ihr unangenehm war, weil sie nur mit Slip und BH bekleidet war, schließlich hatte er sie schon oft nackt gesehen, aber sie hatte in der letzten Zeit weder viel geschlafen noch viel gegessen. Sie musste furchtbar aussehen. Wie um ihren Gedanken zu bestätigen, fixierte er ihren dürren Körper ungeniert, ihr blasses Gesicht, die eingefallenen Wangenknochen, die wirren Harre und die dunklen Augenringe. Er trank ein weiteres Glas aus.

„Wann hast du das letzte Mal gegessen?“ Es war eine einfache Frage und doch klang seine Stimme merkwürdig. Die übliche Kälte, die sonst in ihr mitschwang, blieb aus.

„Ich weiß es nicht“, gab sie nach kurzem Zögern zu,“vielleicht vor vier Tagen.“ Er bedachte sie mit einem scharfen Blick, doch sie schenkte dem keine Beachtung. Glaubte er ernsthaft, sie hätte etwas zu sich nehmen können, solange sie jeden Tag in der Angst gelebt hatte, sie könne ihn verlieren? Sie unterdrückte ein Schnauben und war gerade im Begriff, ihm ein nächstes Glas zu füllen, um es ihm auf den Nachtisch zu stellen, als er erneut die Stille brach.

„Lass es.“ Sie erstarrte in ihrer Bewegung und drehte sich verwirrt zu ihm um. Wie bitte? „Was meinst-“

„Nimm eine heiße Dusche, iss etwas und leg dich ins Bett.“ Für einen Moment fühlte Bulma sich wieder stark an den alten Vegeta erinnert, gebieterisch, herrisch, keinen Widerspruch duldend. Wenngleich es ihr nicht behagte, ihn alleine zu lassen, beschloss sie, dass er recht hatte und verschwand im Bad, nicht, ohne ihm vorher das frisch gefüllte Glas hingestellt zu haben.
 

Das warme Wasser tat ihrem verkrampften Nacken gut und klärte ihren Kopf. Die Wassertropfen, die laut auf sie herunter prasselten, schienen die Verwirrung und das Chaos in ihren Gedanken fort zu spülen. Vegeta lebte und er war endlich aufgewacht. Er schien von ihrem Zustand nicht sonderlich angetan zu sein, ob nun aus rein optischen Gründen oder aus Sorge vermochte Bulma nicht zu sagen. Er hatte ebenfalls mit keinem Wort Hiroshi erwähnt oder Anzeichen von sich gegeben, mit ihr über das Vorgefallene reden zu wollen. Er war tatsächlich wie immer, schweigsam, in sich gekehrt, nur sein aufbrausendes Temperament schien durch die Verletzungen gelitten zu haben. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Das würde wohl schneller wiederkommen als ihr lieb war. Sie stieg aus der Dusche, trocknete sich ab, kämmte ihre nassen Haare und betrachtete sich ihm Spiegel. Lange, grüne Strähnen wallten ihr über die Schultern und fielen ihr ins Gesicht, ihre Wangen hatten einen um einiges gesünderen Rotton angenommen, unter dem sich dennoch unverkennlich die Knochen abzeichneten. Mit einem Seufzen öffnete sie die Tür zu dem kleinen Raum und das Lächeln wurde noch eine Spur breiter, als ihr Blick auf Vegeta fiel, der mit geschlossenen Augen und ruhigen Atemzügen in dem Einzelbett lag. Sie schlüpfte in frische Unterwäsche und suchte in der Kommode nach einer Hose. Frustriert stellte sie fest, dass ihr wohl nichts anderes übrig blieb, als in den oberen, teilweise zerstörten Etagen nach ihrem Kleiderschrank suchen zu gehen, da alles, was sie aus der Schublade zog, übergroße T-Shirts waren, die Vegeta entweder einmal oder niemals getragen hatte.

„Und jetzt iss.“ Ein wenig überrascht, dass er sie beobachtet hatte, wandte sie sich zu ihm um. „Zu Befehl,“ erwiderte sie trocken und streifte sich das T-Shirt über, dass er damals getragen hatte, als ihre Mutter ihn zum 'All you can eat' eingeladen hatte. Bulma war fest davon überzeugt, dass sie das nur getan hatte, um die 'Familie', wie ihre Mutter die Bewohner der Capsule Corporation immer liebevoll genannt hatte, einen Abend lang am Wohnzimmertisch zu vereinen, sich wohl bewusst, dass ein Sayajin sich nur durch etwas Essbares ködern ließ. Bulma musste sich zusammen reißen bei der Erinnerung an ihre ewig lächelnde Mutter und ihren Vater, ein kleiner schrulliger Mann, immer mit einer Zigarette im Mundwinkel und einer Katze auf der Schulter. Es musste wohl jetzt ein halbes Jahr her sein, seitdem die beiden umgekommen waren bei dem Versuch, die Tiere vor den Cyborgangriffen zu schützen.

Bulma öffnete das Schränkchen, das über dem Tisch hing und wie erwartet war es fast leer. Sie schob ein schimmliges Brot beiseite und fand noch einen Müsliriegel und eine Packung Kekse. Sie würde wohl morgen einkaufen gehen müssen. Bulma wollte sich auf den kleinen Hocker zu seiner rechten setzen, als Vegeta, ohne sie anzusehen, die Decke zurückschlug. Verblüfft, aber zufrieden streckte sie sich neben ihm aus und biss in den Müsliriegel. Er war ziemlich hart.

„Ich werde morgen einkaufen gehen“, sagte sie in die Stille, die nur von ihren Kaugeräuschen unterbrochen wurde,“damit ich dir was kochen kann.“

Vegeta sah sie mit hochgezogenen Brauen spöttisch an. „Mal davon abgesehen, dass du eine grauenhafte Köchin bist“- Bulma schnaubte empört- „wo willst du denn bitte einkaufen gehen?“ Seine Frage war durchaus berechtigt. Es war immer Vegeta gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass sie Lebensmittel im Haus hatten, da er um einiges schneller in den wenigen Orten war, wo es noch Bauern oder Händler gab, die es schafften, die Umgebung mit Nahrung zu versorgen, ohne von den Cyborgs entdeckt zu werden. Sie zögerte kurz.

„Der Mann, der dich... verarztet hat, hat mir angeboten, bei ihm vorbei zu schauen, wenn ich Lebensmittel brauche. Ihr Versteck ist durch unterirdische Tunnel mit Vorratskammern verbunden, wo regelmäßig Lieferungen verstaut werden.“

Sein Gesicht blieb ausdruckslos, nicht eine Regung, die verriet, dass er wusste, von wem sie sprach, aber er erwiderte nichts. Um das unangenehme Schweigen zu brechen, biss sie in ihren Müsliriegel und öffnete die Kekspackung. „Ich mache mich sofort morgen früh auf den Weg“, versprach sie ihm, schließlich wusste sie, dass ein Sayajin mit Hunger noch gefährlicher sein konnte als ein Cyborg im Blutrausch.

„Er soll herkommen.“ Bulma rutschte der Keks aus der Hand. „Ich-was?“, entgegnete sie zerstreut und schnipste die Krümel von der Bettdecke.

„Er soll herkommen“, wiederholte Vegeta ruhig. Bulma sah ihn mit großen Augen an. „Wieso sollte er herkommen? Ich bin es doch, die etwas von ihm will, also muss ich mich auch zu ihm bequemen und nicht umgekehrt. Er hat für uns schon genug Risiken auf sich genommen“, fügte sie nach ein paar Sekunden hinzu. Sie nahm sich einen Keks und biss probeweise hinein; er war weder weich noch steinhart. „Du wirst nicht raus gehen.“ Dieser eine Satz, der so bestimmt und endgültig in ihren Ohren nachhallte, hing zwischen ihnen in der Luft und eiserne Stille breitete sich aus. Minutenlang sagte keiner von ihnen ein Wort, sie starrte ihn an, er hatte den Blick gen Decke gerichtet. „Ich...“, setzte Bulma schließlich an, wusste jedoch nicht, was sie sagen sollte. Sie räusperte sich. „Natürlich werde ich rausgehen, sonst verhungern wir.“ Er erwiderte nichts. Bulma legte die Kartonpackung beiseite. „Und ein Hungertod ist ziemlich grausam für einen Sayajin, oder?“, versuchte sie zu scherzen, doch Vegetas Tonfall war kalt, als er ihr antwortete. „Die Cyborgs sind da draußen.“ „Das ist mir klar“, entgegnete Bulma matt, „aber wenn ich drinnen bleibe, wovon sollen wir dann leben?“ Sie wartete auf eine Antwort; Vegeta schien seine nächsten Worte mit Bedacht zu wählen. Sein Blick verfinsterte sich, doch allem Anschein nach hatte er eine Entscheidung getroffen.

„Ich werde die Lebensmittel holen gehen.“ Bulma war so perplex, dass es ihr die Sprache verschlug. Mit vor Überraschung geöffnetem Mund sah sie ihn ungläubig an. Dann schnappte sie nach Luft und lachte auf; es war ein humorloses, hysterisches Lachen. „In diesem Leben nicht mehr, mein Lieber!“, brachte sie nach einigen Anläufen hervor, „solange ich lebe, wirst du keinen Fuß mehr vor diese Türe setzen.“ „Mach dich nicht lächerlich“, knurrte Vegeta und es war offensichtlich, dass er gereizt war, „du weißt genauso gut wie ich, dass ich, sobald mein Zustand es zulässt, wieder durch diese Türe verschwinden werde.“

„Ach, klammheimlich und in tiefster Nacht, so wie jedes Mal?“

„Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig.“

„Rechenschaft?“ rief Bulma aufgebracht und ihre Stimme überschlug sich, „hast du eigentlich eine Ahnung, was ich wegen deiner Scheißaktion durchmachen musste? Hast du überhaupt die leiseste Ahnung, was ich für eine Angst hatte?“

„Wenn ich entschieden habe, gegen die Cyborgs zu kämpfen, dann-“

„Nein!“, unterbrach sie ihn laut und erhob sich ruckartig. Mit vor Wut zitternden Fäusten stand sie an seinem Bett und schrie ihn an. Die Worte kamen ihr über die Lippen, ohne dass sie wirklich über sie nachgedacht hatte. „Du verstehst gar nichts! Kannst du dir nicht vorstellen, was ich gefühlt habe, als ich ein weiteres Mal ohne dich aufgewacht bin? Du bist den ganzen Tag über nicht nach Hause gekommen! Ich dachte, dir wäre etwas zugestoßen, ich hatte Angst um dich. Und dann bin ich dich suchen gegangen und ich habe auf diese verdammten Cyborgs gepfiffen! Kannst du nicht verstehen, wie ich mich gefühlt habe, als ich dich gefunden habe, reglos und blutverschmiert? Ich dachte, du seist tot, ich habe mir sehnlichst gewünscht, die Cyborgs würden auch mich finden und-“

„Halt den Mund!“ Mit Tränen in den Augen und einem Kloß im Hals begegnete sie seinem zornigen Blick, der sie wie tausend kleine Nadeln bis ins Knochenmark durchfuhr. „Rede nicht so einen Schwachsinn, Frau. Was sollen diese Todessehnsüchte? Du warst und bist am Leben und du siehst zu, dass du das in Zukunft auch bleibst! Du hättest mit dieser waghalsigen Aktion draufgehen können!“ „Und warum musste ich raus, hm? Wenn du Mistkerl dich erst gar nicht rausgeschlichen hättest, dann-“

„Du hast mir nicht zu sagen, was ich zu tun habe!“

„Und du kannst mich hier drin nicht einsperren!“

Die Luft um sie herum schien sich zu entflammen, während sie sich brodelnd vor Wut gegenseitig fixierten. Dann, urplötzlich, entfuhr Vegeta ein rasselnder Atemzug und auf seinem Gesicht zeichnete sich Schmerz ab. Er griff sich unwillkürlich an die Brust. „Vegeta!“ All ihr Zorn war mit einem Mal verflogen und hinterließ nur Angst und Sorge. Sie stürmte vorwärts und kniete sich neben ihn, legte eine Hand auf seinen Arm. „Was hast du?“ „Nichts“, presste er aus zusammengebissenen Zähnen hervor und versuchte ihre Hand abzuschütteln. „Du solltest dich hinlegen“, sagte sie sofort und drückte ihn sanft, aber bestimmt mit dem Rücken in die Laken. Er wehrte sich nicht. Sie beobachtete, wie er mit geschlossenen Augen reglos da lag, seine Züge entspannten sich allmählich und sein Atem ging wieder gleichmäßiger. „Es tut mir Leid. Ich hätte dich nicht anschreien sollen“, flüsterte sie in die Stille, nicht sicher, ob er eingeschlafen war oder nicht. „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Du bist der letzte, der mir geblieben ist. Ich will dich nicht verlieren, Vegeta.“

„Eines Tages,“ erwiderte er ebenso leise und schlug die Augen auf, „wirst du aber ohne mich auskommen müssen.“ Sie schluckte schwer, der Kloß in ihrem Hals hinderte sie am Sprechen. „Und wenn ich nicht will?“, hauchte sie und ihre Stimme klang so gebrechlich, dass sie ihre Worte beinahe selbst nicht verstand. „Sag sowas nicht, einfältige Frau.“ Sie sahen sich an, blau in schwarz, hell in dunkel, Tag und Nacht, Licht und Dunkelheit. Dann beugte Bulma sich über ihn, seinen warmen Atem auf den Wangen, und legte ohne zu zögern die Lippen auf seine. Er griff in ihr noch feuchtes Haar, zog sie noch näher zu sich herunter und erwiderte ihren verzweifelten, sehnsüchtigen, hoffnungsvollen, traurigen und leidenschaftlichen Kuss mit einer Hingabe, die sie beinahe erschreckte.
 

Blinzelnd schlug Bulma die Augen auf. Es bedurfte einiger Sekunden, ehe sie realisierte wo sie war und was am Vorabend geschehen war. Mit laut pochendem Herzen wandte sie langsam den Kopf nach rechts und betete, dass das gestern kein Traum gewesen war. Ihre Augen trafen auf seine ruhigen, entspannten Züge und sie unterdrückte mit Mühe ein beruhigtes Seufzen. Kurz blieb ihr Blick an dem Schnitt über der Nase hängen, dann fixierte sie die breite, bandagierte Brust, die sich gleichmäßig hob und senkte. Bulma richtete sich ein wenig auf, griff nach dem Saum der Decke und zog sie Vegeta raschelnd wieder bis unter das Kinn. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper. Sie schmunzelte. Sie wusste noch, wie es anfangs gewesen war, wenn sie nach Bulmas nächtlichen Besuchen das Bett geteilt hatten, weil sie danach meistens zu ausgelaugt gewesen war, um in ihr eigenes Zimmer zurückzukehren. Die ersten Wochen hatte sie ihn nicht ein einziges Mal schlafen gesehen, da er immer nach ihr eingeschlafen und vor ihr aufgewacht war. Selbst nachts war es ihr niemals gelungen, auch nur einen Blick auf sein schlafendes Gesicht zu erhaschen; jedes Mal, wenn sie sich drehte oder aufrichtete, hatte er alarmiert die Augen aufgeschlagen. Bulma vermutete, dass das wohl das Ergebnis jahrelanger Übung sein musste, wenn man jede Sekunde damit hatte rechnen müssen, im Schlaf erdrosselt zu werden. Sie hatte ihn nie danach gefragt. Irgendwann war sie dann eines Morgens aufgewacht, die Sonnenstrahlen hatten das Zimmer in funkelndes Licht getaucht, und da hatte er gelegen, neben ihr, die Augen geschlossen, die Züge vollkommen entspannt. Sie hatte ihn noch nie so friedlich erlebt. Es wäre wahrscheinlich waghalsig und wohl auch töricht gewesen, diese Vermutung laut vor ihm auszusprechen, aber sie sah darin so etwas wie einen Vertrauensbeweis, obwohl das in Verbindung mit Vegeta eigenartig klang. Er ließ während nächtlicher Stunde alle Vorsicht fallen und gab sich verletzlich, auch, wenn sie genauso gut wusste wie er, dass er vor ihr nichts zu befürchten hatte. Und trotzdem war sie nicht umhin gekommen, zu bemerken, dass ihn seine Alpträume weniger häufig heimsuchten, wenn sie dicht bei ihm lag. Sie schien ein effektives Mittel zu sein, das ihm erlaubte, ruhig zu schlafen und ein wenig Erholung zu finden. Mit diesem äußerst befriedigenden Gedanken schlüpfte sie so leise wie möglich aus dem Bett, schlich hinüber ins Bad und zog bedächtig die Türe hinter sich zu. Während sie sich wusch, hastig die Zähne putzte und in eine Hose schlüpfte, die zum trocknen über der Duschstange gehangen und die sie vollkommen vergessen hatte, war sie stetig darauf bedacht, so wenig Lärm wie möglich zu machen. Dann huschte sie zurück in das immer noch dunkle Zimmer und tastete auf dem Tisch nach ihrer Brieftasche. Auch, wenn Hiroshi ihr gesagt hatte, dass sie für die Lebensmittel nicht bezahlen musste, war ihr wohler dabei, sich mit irgendetwas revanchieren zu können, als mit leeren Händen aufzutauchen. Sie durchquerte das Zimmer auf Zehenspitzen, schlüpfte in ihre Schuhe und warf einen letzten, flüchtigen Blick auf das Bett, von dem sie in der Dunkelheit nur die Silhouette ausmachen konnte. Natürlich hatte Vegeta seine Meinung bezüglich der Einkäufe nicht geändert, aber sie würde auf gar keinen Fall zulassen, dass er sich aus dem Bett schälte und auf eigene Faust loszog. Sie hatte gerade die Hand nach dem Türgriff ausgestreckt, als hinter ihr ein leises Klicken ertönte und der schwache Schein einer Lampe auf die Wand fiel. „Mist“, entfuhr es ihr unwillkürlich und sie konnte Vegetas stechenden Blick in ihrem Rücken spüren. „Das kann man wohl sagen.“ Seine Stimme war vollkommen ruhig, aber aus eigener Erfahrung wusste sie, dass das noch viel schlimmeres verhieß, als wenn er sie erhoben hätte. Unsicher, und dennoch entschlossen, nicht klein bei zu geben, drehte sie sich zu ihm herum. Seine Augen spiegelten nicht die Ruhe seines Tonfalls wieder; selbst in dem flackernden Licht der Nachttischlampe konnte sie Zorn in ihnen lesen. „Wohin soll es denn gehen? Ein kleiner Morgenspaziergang?“, sagte er sarkastisch. Bulma straffte die Schultern. „Es ist mir egal, ob du damit einverstanden bist oder nicht. Ich werde uns jetzt etwas Essbares besorgen.“ „Das wirst du nicht.“ „Ich habe keine Lust mehr, mit dir darüber zu diskutieren, Vegeta.“ „Richtig, denn es gibt überhaupt nichts zu diskutieren, Frau. Ich sage, du bleibst hier und du hast zu gehorchen.“ Seine Wortwahl ließ sie genervt die Stirn runzeln und sie schnalzte gereizt mit der Zunge. Was hatte sie gesagt? Seine Dominanz würde schneller zurückkommen, als ihr lieb war. Dennoch beherrschte sie sich. Sie hatte sich fest vorgenommen, ihn nicht mehr anzuschreien, um seinen Gesundheitszustand nicht zu gefährden. „Ich gehe jetzt“, erwiderte sie nachdrücklich und bemühte sich, ihrer Stimme etwas Endgültiges zu verleihen, doch noch ehe sie sich erneut dem Ausgang zuwenden konnte, zischte etwas glühend Heißes unter ihrem Ohr vorbei und sengte ihr um Haaresbreite die türkisen Strähnen an. Erschrocken betrachtete sie die Wand hinter sich. Ein noch qualmendes Loch war neben der Türe eingebrannt. Unbändige Wut ergriff von ihr Besitz und sie machte drohend ein paar Schritte auf das Bett zu, auf dem Vegeta immer noch mit ausgestreckter Hand reglos verweilte. Auf seinem Gesicht zeichnete sich für einen winzigen Moment ehrliche Überraschung ab, bevor sie der gewohnten Maske der Undurchdringlichkeit Platz machte. „Ist das dein Ernst?“, rief Bulma aufgebracht, ihren guten Vorsatz in den Wind schießend, „du greifst mich an?“ „Nein“, entgegnete er gelassen, „ich halte dich davon ab, angegriffen zu werden.“ Seine Worte waren so unverschämt, dass sie den Mund öffnete und wieder schloss, weil sie nichts darauf zu erwidern wusste. Schon wieder. Er hatte es ernsthaft gewagt, sie anzugreifen und tat überdies noch so, als sei es zu ihrem Besten. Sie wäre ihm am liebsten an die Gurgel gegangen. „Wenn du nicht verletzt wärst,“ presste sie mühsam hervor, „dann würde ich dir eine Ohrfeige verpassen, die in der gesamten westlichen Hauptstadt zu hören wäre.“ Zu ihrer Entrüstung rang ihre Reaktion Vegeta lediglich ein müdes Lächeln ab. „Ich denke eher, es würde das Knacksen deiner Fingerknöchel sein, dass die wenigen Bewohner der westlichen Hauptstadt zu hören bekommen würden.“ Diese Antwort war so überheblich, so unerhört ehrlich und so typisch Vegeta, dass Bulma ein leises Lachen entfuhr. Wenige Sekunden später schalt sie sich innerlich dafür; sie musste doch wütend auf ihn sein! Als sie aber wieder den Blick auf ihn richtete, darum bemüht, möglichst streng auszusehen, und seinen hochgezogenen Brauen begegnete, konnte sie ein weiteres Glucksen nicht verhindern. „Du hast sie nicht mehr alle, Frau.“ Und dann brach sie in lautes Gelächter aus. Sie wusste selbst nicht, was mit ihr los war. Es fühlte sich an, als würde ihr eine schwere Last von den Schultern genommen und ihre Brust war auf einmal merkwürdig leicht, so, als habe seit Tagen eine Ladung Steine auf ihr gelegen und das Atmen erschwert. Ein merkwürdiges Gefühl von Befreitheit breitete sich in ihrem Magen aus und schickte kleine Flutwellen durch ihren Körper. Sie sank auf das Bett neben Vegeta, der stumm ihrem Lachanfall gelauscht hatte, und holte ein paar Mal tief Luft. Sie fühlte sich... verändert. Anders, irgendwie. „Vegeta.“ Die plötzliche Sanftheit, mit der sie sprach, erzielte den gewünschten Effekt; sie hatte seine ungeteilte Aufmerksamkeit. „Bitte lass mich hingehen. Ich werde Hiroshi bitten, mir beim nächsten Mal auf halber Strecke entgegen zu kommen. Ich werde keine Risiken eingehen. Beim kleinsten Anzeichen der Cyborgs kehre ich um. Versprochen.“ Er blieb einen langen Moment lang stumm, fixierte sie aus dunklen, wachsamen Augen. Sie hielt seinem Blick stand. „Wir brauchen Lebensmittel und du brauchst Ruhe, um wieder gesund zu werden. Es ist nur vernünftig, dass ich gehe. Bitte“, sagte sie nachdrücklich. Er nickte langsam, packte sie jedoch am Arm, als sie sich aufrichten wollte. Er deutete auf das Radio. „Hör zuerst, ob sie wissen, wo die Cyborgs sind. Bei einer Entfernung von einer Stunde kannst du gehen.“ Jetzt nickte sie, erleichtert, dass er endlich nachgegeben hatte. Bulma machte Anstalten, sich zu erheben, als ihr noch etwas einfiel. „Vegeta?“ „Was?“ „Du bleibst hier. In deinem Bett. Alles klar?“ Keine Reaktion. „Ich meine es ernst“, sagte sie mit strengem Blick, „du wirst nicht aufstehen und diesen Raum nicht verlassen, geschweige denn nach draußen gehen oder mir folgen. Dieses Mal darfst du auf mich warten.“ Er knurrte. Bulma nahm das als ein Ja, schritt auf das kleine Radio zu, drehte einige Sekunden lang an dem kleinen Knopf, um einen Sender zu empfangen und nachdem der Nachrichtensprecher verkündet hatte, dass die Cyborgs zuletzt in den Bergen gesichtet worden waren, warf sie Vegeta über die Schulter einen Na-siehst-du-Blick zu und rauschte durch den Raum, um zu verschwinden. „Gewöhn dich nicht an diese Rollenaufteilung“, brummte Vegeta finster, doch Bulma schenkte ihm nur ein zuversichtliches Lächeln, bevor sie die Türe hinter sich zuzog.
 

~ FORTSETZUNG FOLGT ~
 

Tjaaah, ihr Lieben, unglaublich, aber wahr: Ich habe es tatsächlich geschafft, den dritten Teil hochzuladen. Es würde mich nicht wundern, wenn viele von euch schon aufgehört haben, diese Fanfiction zu verfolgen, besonders regelmäßig folgen die Up-loads ja wirklich nicht. Anyway, hoffe, ihr hattet Spaß, lasst mir eure Meinung da. Die Reihe "Hoffnung" wird voraussichtlich insgesamt aus sieben Teilen bestehen, also ist das Ende noch lange nicht in Sicht.

Have a nice day :)

HoFFnuNg ~ 4. Teil [ Vegeta x Bulma ]

/!\ WARNUNG: Lang & philosophisch!
 

Vegeta hasste es, zu warten. Er hasste es, ruhig liegen bleiben zu müssen, er hasste die triste graue Decke, an die er seit einer geschlagenen Ewigkeit starrte, aber am allermeisten hasste er den bitteren Geschmack der Niederlage, der ihm schwer auf der Zunge lag. Er hatte verloren und das in mehrfacher Hinsicht.
 

In erster Linie hatte er gegen die Cyborgs verloren. Schon wieder. Sie hatten ihn belächelt, verspottet und verhöhnt, hatten sich siegessicher und hochmütig auf einen weiteren Kampf gegen ihn eingelassen, ihn gedemütigt und halb tot geschlagen. Sie waren sich ihrer Sache so sicher gewesen, dass sie es nicht einmal für nötig empfunden hatten, ihm beim Sterben zuzusehen, nein, sie hatten ihm lachend den Rücken zugekehrt. Ein weiteres Mal hatten sie ihm vor Augen geführt, dass er ihnen nicht gewachsen war, und das nagte an seinem Stolz.
 

Dann hatte er ebenfalls gegen sich selbst verloren. Er war in dieses schäbige Zimmer eingesperrt worden, weil er nutzlos war und schwach. Schwach. Es war beinahe unerträglich, dieses Wort in Gedanken auszusprechen. Wer hätte gedacht, dass der Prinz der Sayajins eines Tages erwachte, eingewickelt in Bandagen, übersäht mit frisch genähten Wunden und ans Bett gefesselt, geplagt von Schmerzen, die in regelmäßigen Wellen durch seinen Körper jagten. Natürlich hatte er versucht aufzustehen. Er hatte die Frau gehen lassen, weil sie ohnehin gegangen wäre, ob nun mit oder ohne sein Einverständnis, aber er hatte keineswegs die Absicht gehabt, sich an ihre Forderung zu halten. Kaum, dass sie durch die Türe verschwunden war, hatte er sich ein Stück aufgerichtet, das beißende Ziehen und Stechen ignorierend, um umständlich die Füße aus dem Bett zu schwingen und sich zu erheben. Er hatte es nicht einmal bis zur Türe geschafft, bevor die Schmerzen so übermächtig geworden waren, dass sich ein dunkler Schleier über seine Augen gelegt und ihm die Sicht genommen hatte. Verbittert, wütend und widerwillig hatte er sich wieder hingelegt. Vegeta hatte sich noch nie so erniedrigt gefühlt. Selbst unter Freezer war es ihm immer gelungen, seinen Stolz aufrecht zu erhalten, trotz all der Bloßstellungen, Perversitäten und Bestrafungen, doch in diesem Moment hatte es sich so angefühlt, als sei seine Selbstachtung wie ein Kartenhaus über ihm zusammengebrochen. Er war nicht nur unfähig, den Cyborgs ordentlich in den Blechhintern zu treten, er brachte es nicht einmal fertig, diesen Keller zu verlassen, um sich mit Lebensmitteln einzudecken. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich auf seine Sayajingene zu verlassen, die ihn schon so oft wieder auf die Beine gebracht hatten, denn im Moment war er vollkommen hilflos. Er verzog angewidert das Gesicht. Sich seine eigene Schwäche einzugestehen, schmerzte mehr als jeder Faustschlag, den ihm C18 mit diabolischer Genugtuung verpasst hatte.
 

Und schließlich hatte er resigniert einsehen müssen, dass er eine dritte Niederlage erlitten hatte, ausgerechnet gegen jemanden, der weder der Stärke der Cyborgs noch seiner eigenen gewachsen war. Er erinnerte sich nicht genau an das, was passiert war, nachdem die Cyborgs ihn sterbend zurückgelassen hatten. Alles war von Finsternis getränkt, seine Sinne wie benebelt gewesen, betäubt von Pein und Ohnmacht. Ihm war, als habe er weiche Hände gespürt und etwas Nasses in seinem Gesicht, das er für Regen gehalten hatte, bevor er in ein tiefes Loch gefallen war. Manchmal hatte er Stimmen vernommen, mal die seines Vaters, die ihm eine glanzvolle Zukunft versprach, mal die hohe, schneidende Stimme Freezers, als er ihn wie einen Hund herumkommandierte oder ihn vor den gesamten Truppen demütigte, und einmal sogar die von Karkarott, die ihm, Vegeta, in ernstem Ton, der so gar nicht zu ihm passen wollte, gesagt hatte, dass er auf ihn zählte. Und dann, irgendwann, hatte er seinen eigenen Namen gehört, immer wieder, aber die Stimme, die nach ihm rief, hatte nicht verzerrt geklungen oder dumpf wie die aus den Tiefen seiner Erinnerung; sie war vollkommen klar gewesen, als befände sich ihre Quelle in seiner unmittelbaren Nähe. Er hatte keinen Muskel rühren können, aber das hatte die Frau nicht davon abhalten können, auch weiterhin zu versuchen, ihm eine Antwort zu entlocken. Inmitten von tiefster Schwärze war plötzlich eine neue Stimme zu ihm durchgedrungen und obwohl sie ihm bekannt vorgekommen war, hatte er sie nicht zuordnen können. Erneut hatte Schmerz seinen Körper in Besitz benommen, kleine nadelartige Stiche, die nur durch das Gefühl vertrauter Hände etwas gemildert wurde, doch all diese Eindrücke verschwommen zu einem einzigen Strudel aus Geräuschen und Eindrücken, die ihn von allen Seiten zu übertürmen schienen. Als er schließlich aufgewacht war, aus seinem Zustand zwischen Wachen und Schlafen gerissen durch die gleiche Stimme, die immer wieder nach ihm gerufen, doch nicht mehr sanft geklungen, sondern panisch und verzweifelt in seinen Ohren gedröhnt hatte, war ihm schlagartig wieder eingefallen, wer der Mann war, der ihn verarztet hatte. Und beim Anblick von Bulmas kristallblauen Augen, die ihn ungläubig angesehen hatten, hatte sich plötzlich alles verändert. Sein Kopf, in dem seit Wochen Erinnerungen, Entscheidungen und Fragen durcheinandergewirbelten waren, gelenkt von Wut, Angst, Entschlossenheit, Verwirrung und Gefühlen, für die er keinen Namen kannte, war vollkommen klar gewesen. All die verworrenen Wege, die er bereits beschritten hatte, von denen einige in Sackgassen endeten und andere wieder zum Anfang führten, von denen sich manche in der Dunkelheit verloren während weitere sich ihm nicht offenbarten, obwohl er wusste, dass sie da waren, liefen mit einem Mal alle an ein und derselben Zweigstelle zusammen. Es waren ihre Augen gewesen, die ihn schelmisch angeblitzt hatten, bevor sich die dunkle Faust der Ohnmacht um seinen Geist geschlossen hatte, die nur durch ihre Stimme wieder hatte gesprengt werden können. Während er dort gelegen hatte, den sich entfernenden Schritten der Cyborgs lauschend, hatte sein letzter Gedanke nicht dem der Rache gegolten, der Frustration oder der Wut; obwohl er den Tod fürchtete, weil er wusste, was ihn danach erwartete, hatte er nicht einmal Angst verspürt bei der Gewissheit, dass die Atemzüge, die so beruhigend in seinen Ohren geklungen hatten, seine wahrscheinlich letzten sein würden. Wie merkwürdig, dass er ausgerechnet im Moment seines Todes an diese widerspenstige Frau denken musste, mit der ihn nicht mehr verband, als das, worauf sie sich vor wenigen Monaten mit beidseitigem Einverständnis geeinigt hatten.
 

Sie hatte ihm damals angeboten, bei ihr zu wohnen, und er hatte der Bequemlichkeit halber akzeptiert. Ihre ewig lächelnde Mutter war zwar immer um ihn herumgetänzelt, um ihm von morgens bis abends zu beteuern, was für ein „unwiderstehliches Prachtexemplar eines Mannes“ er sei, aber sie war eine exzellente Köchin gewesen. Mit ihrem Vater hatte Vegeta keinerlei Probleme gehabt; er war angenehm still gewesen, immer in Gedanken, und hatte ihm jeden Kampfroboter gebaut, den er verlangt hatte. Aber mit der Frau hatte er sich niemals länger als nötig abgegeben, weil sie laut und anstrengend war. Zugegeben, von all den Pantoffelhelden, die Karkarott um sich geschart hatte, war sie die interessanteste gewesen, weil sie ihm die Stirn geboten und widersprochen hatte, wohl wissend, dass sie ihm auf dem Niveau der physischen Stärke haushoch unterlegen war. Er hatte ihre Auseinandersetzungen dann und wann sogar als amüsant empfunden und leugnen, dass sie hübsch war, konnte er auch nicht. Vegeta hatte nie verstanden, was sie mit dem Versager gewollt hatte; er war dumm, schwächlich und langweilig gewesen. Irgendwann hatte die Frau angefangen, das Gespräch mit ihm zu suchen, ohne ihn anzukeifen oder aufzubrausen. Sie hatte begonnen, Fragen zu stellen über seine Eltern, seine Eroberungen im Weltall und Planeten, die er bereits bereist oder bewohnt hatte, Fragen, auf die er nie geantwortet hatte, aber das schien sie nie entmutigt zu haben. Er war jedoch nicht umhin gekommen, zu bemerken, dass sie sich trotz ihrer unverschämt neugierigen Natur niemals mit auch nur einem Wort nach seiner jahrelangen Knechtschaft unter Freezer erkundigt hatte. Vielleicht wusste sie, dass er sich von ihr abgewandt hätte. Er konnte nicht behaupten, sie habe ihr Temperament eingebüsst, aber sie hatte sich ihm gegenüber sanfter und bedächtiger verhalten. Und dann, eines nachts, als er auf dem kleinen Balkon seines Zimmers gestanden und über die Stadt geschaut hatte, weil er nicht schlafen konnte, war sie hereingekommen. Er hatte sie mit hochgezogenen Augenbrauen und kühler Stimme gefragt, ob sie sich im Flur geirrt habe, aber sie hatte nur den Kopf geschüttelt. Das übergroße blaue T-Shirt hatte nicht einmal gänzlich die hell schimmernde Haut ihrer Oberschenkel bedeckt, das Haar war um ihr Gesicht getanzt, ihre Augen hatten ihn mit einer eigenartigen Mischung aus Scheu und Selbstbewusstsein angesehen. Sie war ein Mensch, ja, aber sie war unbestreitbar schön. „Ich kann jetzt wieder gehen und wir tun so, als sei ich niemals hier gewesen“, hatte sie mit fester Stimme gesagt, „aber ich kann auch bleiben. Eine einzige Nacht. Und morgen früh bin ich wieder weg und wir gehen getrennte Wege, so wie immer.“ Er hatte ausdruckslos zurückgesehen. „Was hast du davon?“ „Das ist nicht von Belang, oder?“ Vegeta hatte sie prüfend gemustert, keine Spur mehr von Zweifel oder Zurückhaltung in ihren Augen. Es war ihr tatsächlich ernst, aber was versprach sie sich davon? Warum tauchte sie auf einmal ohne jegliche Vorwarnung in seinem Schlafzimmer auf und bot ihm so offensichtlich an, sich zu nehmen, was er wollte? War das überhaupt wichtig? War nicht die Tatsache, dass sie hier stand, das, was zählte? Sie hatte eine Entscheidung getroffen. Und nun forderte sie ihn auf, dasselbe zu tun. Vegeta hatte die vor der Brust verschränkten Arme sinken lassen und sich von der Wand abgestoßen. „Nichts von Belang“, hatte er nachdrücklich wiederholt und daraufhin ein Nicken geerntet. „Nichts von Belang“, hatte sie bestätigt und war ihm durch die offene Balkontüre ins Schlafzimmer gefolgt. Sie hatten sich geeinigt, oder nicht? Damals, als alles angefangen hatte, hatte sie ihm versichert, es sei nicht wichtig. Sie hatte sich ihm vollkommen unterworfen und am nächsten Morgen war die andere Hälfte seines Bettes leer gewesen, so wie vereinbart. Sie hatte ihm beim Frühstück Paroli geboten, so wie immer, und beim Mittagessen verbissen geschwiegen, nur um dann beim Abendessen über etwas anderes mit ihm zu streiten. Es war alles wie immer gewesen, bis sie nach einer Woche wieder bei ihm gestanden hatte. Dieses Mal hatte er keine Fragen gestellt. Und er hatte es auch bei all den folgenden nächtlichen Treffen nicht getan. Nach ein paar Wochen war er morgens aufgewacht und da hatte sie gelegen, tief schlafend, die Haare auf dem Kissen ausgebreitet, das bis zur Hüfte hochgezogene Laken den Blick auf einen makellosen Rücken freigebend und ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Er hatte es hingenommen, hatte sie schlafen lassen und ihr erlaubt, morgens in seinem Bett aufzuwachen. Er hatte es irgendwann sogar unterlassen, sie von sich zu schieben, wenn sie nachts, einer plötzlichen Eingebung folgend, einen Arm um ihn geschlungen oder den Kopf auf seine Brust gebettet hatte. Vegeta mied generell körperliche Nähe, nicht, weil es ihn verunsicherte, sondern weil er stets darauf bedacht war, niemanden an sich heran zu lassen. Bei ihr hatte er eine Ausnahme gemacht, warum wusste er selber nicht. Vielleicht hätte er diese Grenze nicht überschreiten dürfen. Die Frau hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, neben ihm einzuschlafen und auch wieder neben ihm aufzuwachen, doch er hätte dem rechtzeitig Einhalt gebieten können. Er hatte jedoch mit leichter Unruhe bemerkt, dass er dafür keinerlei Notwendigkeit sah, da er sich mittlerweile so sehr an ihre Anwesenheit gewöhnt hatte wie sie an seine. Vegeta war sein ganzes Leben lang alleine gewesen und es hatte ihn nie gestört, immerhin hatte er seit seinem fünften Lebensjahr schmerzlich lernen müssen, für sich selbst zu sorgen. Die wenigen Tage aber, an denen kein warmer Atem seinen Hals gestreift, kein langes Haar seine Brust gekitzelt und keine weiche Haut die seine bedeckt hatte, war ihm das Bett merkwürdig kalt und leer vorgekommen.
 

Konnte es sein, dass die Frau von Anfang an darauf abgezielt hatte, sich leise und schleichend in sein Leben zu drängen? Hatte sie gemeint, naiv und blauäugig, wie sie manchmal war, in ihm mehr auszulösen als Begierde? Vielleicht hatte sie sich ihm nur hingegeben in der Hoffnung, er würde sich ihr nicht nur körperlich, sondern auch geistig öffnen? Er wusste nicht genau, wann und warum er angefangen hatte, sie zu begehren, aber er hatte sich nur auf sie eingelassen, um sich zu nehmen, wonach es ihn verlangte. Dass sie sich ihm so offensichtlich angeboten hatte, hatte er lediglich für einen willkommenen Zufall gehalten. Vegeta war immer felsenfest davon überzeugt gewesen, dass sich trotz des Todes ihrer Eltern und Kindheitsfreunde, der Cyborgangriffe und der steten Befürchtung, selbst bald an der Reihe zu sein, nichts zwischen ihnen geändert hatte, doch in dem Moment, in dem er erkannt hatte, dass es einer Erdenfrau tatsächlich gelungen war, sich seinen letzten Gedanken vor dem unmittelbaren Tod zu sichern, war seine Weltanschauung irreparabel eingerissen. Er konnte sich nicht mehr vormachen, sie spiele keine Rolle in seinem Leben, aber er wusste nicht, wie er sein Verhältnis zu ihr definieren sollte. Sie verwirrte ihn und das wiederum machte ihn wütend; sein sonst so kühler und berechnender Verstand schien in Bezug auf die Frau deutlich weniger rationale und logische Urteile zu fällen. Er wusste, dass er sich niemals auf sie hätte einlassen dürfen, doch er wusste ebenso, dass es ihm nun unmöglich war, sich ihr zu entziehen. Er spürte Verachtung für sich selbst. Er hatte verloren. Gegen eine Menschenfrau.
 

Mit eiligen Schritten lief Bulma die Strasse entlang. Dann und wann wandte sie den Kopf in alle Richtungen, spähte in dunkle Fenster, wo sie hinter zugezogenen Vorhängen verzerrte Silhouetten ausmachen konnte, und in verstaubte Vitrinen, in denen noch Ware ausgestellt war, die schon dort gelegen hatte, bevor die Cyborgs die westliche Hauptstadt angegriffen hatten. Einmal hatte sie sogar die Papiertüten umsichtig auf dem Boden abgestellt, nachdem sie ein scharrendes Geräusch unter einer naheliegenden Pyramide von heruntergestürzten Felsbrocken gehört hatte, um nachzusehen, ob jemand darunter begraben lag. Sie war heftig zusammengefahren, als ein abgemagerter Hund zwischen den Ruinen aufgetaucht war und mit Ekel und Entsetzen hatte sie erkannt, dass er etwas im Mund trug, das verdächtig menschlich aussah. Daraufhin hatte sie eilends die Lebensmittel wieder auf die Arme gehoben und sich unverzüglich auf den kürzesten Weg nach Hause gemacht. Sie konnte sich glücklich schätzen. Die letzte Lieferung, die in den Geheimgängen unter dem Krankenhaus hatte verstaut werden sollen, war nicht angekommen, da es dem Fahrer zu riskant gewesen war, das Haus zu verlassen, solange er die Cyborgs in der Nähe wusste. Hiroshi hatte trotzdem keine Sekunde lang gezögert, ihr zu geben, was sie benötigte. Dass die gesamten restlichen Vorräte, die über verschiedene unterirdische Tunnel verteilt gelagert wurden, nicht einmal ausreichten, um einen einzelnen Sayajin für zwei Wochen zu sättigen, hatte sie ihm nicht gesagt. Bulma schlang die Arme fester um die Tüten. Sie würde sich etwas einfallen lassen müssen.
 

Als sie um die nächste Ecke bog, kam die Capsule Corporation in Sicht. Die obersten Etagen mochten eingestürzt sein, als Vegeta die Cyborgs mit viel Lärm und Rauch aus der Stadtmitte getrieben hatte, doch ihr Haus war noch immer unbestritten das größte der Stadt. Sie hatte sich seit dem Tod ihrer Eltern nur noch widerwillig in dem Gebäude aufgehalten, auch, wenn Erdgeschoss und die erste Etage noch bewohnbar schienen. Es wäre wahrscheinlich gesünder für Vegeta, sich in seinem alten Schlafzimmer zu erholen, denn der enge dunkle Kellerraum hatte keine Fenster und dementsprechend weder Licht noch Sauerstoff. Sie würde sich im Haus umsehen, sobald sie Vegeta etwas zu essen gemacht hatte, auch, wenn sie nicht genau wusste, ob ihre Kochkünste dazu ausreichen würden. Ihre Mutter war die Köchin gewesen; Bulma kam viel mehr nach ihrem Vater, sie liebte es zu basteln und zu tüfteln, aber mit Kochtopf und Holzlöffel hatte sie nie viel anfangen können. Bisher hatte Vegeta immer gegessen, was sie ihm vorgesetzt hatte, wenn auch widerwillig, aber da war weder sein Gesundheitszustand angeschlagen noch seine Laune auf dem Nullpunkt gewesen. Mit eingezogenem Kopf trat sie über die Türschwelle ins Haus. Von der elektrischen Türe, die automatisch aufschwang, war nicht viel übrig geblieben; sie baumelte lose in den Angeln, große Betonklötze waren aus dem Türrahmen gebrochen. Bulma beschleunigte unwillkürlich ihre Schritte, als sie die zum Keller hinabführenden Treppen ins Auge fasste, und versuchte, die wachsende Anspannung auszublenden. Sie hatte ihm gesagt, er solle auf sie warten, wohl wissend, dass Vegeta niemals tat, was man ihm sagte. Sie stieg die Stufen hinab, schneller als sonst, den Blick auf die Türe am Treppenabsatz geheftet. Ihr wäre beinahe eine Tomate aus der Papiertüte gerollt, als sie schlitternd zum stehen kam und umständlich nach der Türklinke tastete, bevor sie die Türe mit einem Ruck aufriss. Sie atmete erleichtert aus, als Vegeta sie finster ansah. Er wirkte verstimmt und wandte das Gesicht wieder der Decke zu, aber wenigstens war er dort, wo er sein sollte: im Bett. „Hi“, begrüßte sie ihn grinsend und wie sie erwartet hatte, antwortete er nicht. Sie gluckste. Da war wohl jemand schlecht gelaunt. „Also“, begann sie mit gedehnter Stimme und schloss die Türe hinter sich, „ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für dich. Welche willst du zuerst hören?“ Er machte keine Anstalten, ihr zu antworten, doch seine dunklen Augen ruhten auf den Papiertüten, die sie auf dem kleinen Holztisch abstellte. „Hab ich mir gedacht“, erwiderte sie munter, „also die gute Nachricht ist: Ich habe etwas zu essen.“ Bulma machte eine dramatische Pause und zog demonstrativ einen Laib Brot aus der Tüte. Sie meinte, leise Ungeduld Vegetas Augen zu lesen. „Und die schlechte Nachricht ist“, fügte sie hinzu und legte das Brot zurück, „du wirst vorerst auf Fisch und Reis und Sushi verzichten müssen.“ Er brummte wenig begeistert, doch Bulma fuhr unbeirrt fort. „Hiroshi hat gesagt, du sollst nur leicht verdauliche Nahrung zu dir nehmen, am besten flüssig.“ Bei ihrem letzten Wort hatte er sie misstrauisch angesehen. „Flüssig?“, wiederholte er tonlos. „Flüssig“, bestätigte sie mit einem Nicken und hätte beinahe gelacht, als sie Vegetas Gesichtsausdruck bemerkte, der zwischen Entsetzen und Ekel schwankte. Schmunzelnd suchte sie in einer der Tüten nach den Zutaten, die sie brauchte. „Ich lass dich kurz alleine, um dein Mittagessen vorzubereiten.“ Er ließ sich nicht dazu herab, ihr zu antworten.
 

Es schmeckte merkwürdig, fühlte sich matschig an und roch süßlich. Vegeta hatte keine Ahnung, was er da aß, aber da sein Sayajinmagen lautstark nach Nahrung verlangt hatte, hatte er die Frau nicht danach gefragt und einfach begonnen zu essen. Sie hatte erneut auf dem kleinen Hocker neben seinem Bett Platz genommen und starrte gedankenverloren auf einen Punkt über seiner Schulter. Sie sah wieder etwas gesünder aus, seitdem sie an die Oberfläche gegangen war. Ihr Gesicht war immer noch eingefallen und die sonst so makellose Haut wirkte zerbrechlich und bleich wie Papyrus, aber ihre Augen waren wieder strahlend blau und lebhaft. Eben jene kreuzten für einen Augenblick die seinen und sie schenkte ihm ein leises Lächeln, bevor er sich abwandte und ein weiteres Mal den Löffel zum Mund führte. Er runzelte die Stirn, als ihr Blick sich erneut in der Ferne verlor. „Was ist?“ Die Worte waren ihm über die Lippen gekommen, bevor er wirklich über sie nachgedacht hatte. „Ich denke an meine Eltern“, antwortete sie langsam, „und an Chichi. Ich frage mich, wie es ihr geht. Es muss nicht einfach sein für sie ohne Son Goku.“ Beim Klang seines Namens währte ein trauriger Zug um ihre Mundwinkel. „Er fehlt mir.“ Vegeta entgegnete nichts, nahm einen weiteren Bissen. „Glaubst du“, setzte Bulma mit bedächtiger Stimme an, „dass es einen Unterschied gemacht hätte, wenn er noch am Leben wäre?“ „Nein“, erwiderte Vegeta unvermittelt. Sie sah ihn an, überrascht von seinem harten Tonfall. „Karkarott hätte nichts gegen die Cyborgs ausrichten können.“ Er sah, dass sie bestürzt die Lippen schürzte. „Er war stark. Vielleicht der Stärkste von uns allen“, fügte er widerstrebend hinzu, „aber selbst Karkarott hätte keine Chance gehabt.“ Ein paar Sekunden schien sie über seine Worte nachzudenken, dann entfuhr ihr ein Seufzen. „Wahrscheinlich“, war alles, was sie sagte. Vegeta war im Begriff, einen weiteren Löffel Brei zu schlucken, als ihm etwas auffiel. „Was isst du?“ Seine Frage schien sie für einen Moment aus der Bahn zu werfen. Ihr Lächeln schwankte, doch sie fing sich relativ schnell wieder. „Ich habe keinen Hunger“, sagte sie leichthin. Sie lächelte unentwegt, aber es erreichte ihre Augen nicht. Sie war eine schlechte Lügnerin.

„Lüg mich nicht an“, knurrte er und fixierte sie eindringlich. Die Frau sah unbeeindruckt zurück. „Ich habe keinen Hunger, das ist-“

„Ihnen gehen die Lebensmittel aus, oder?“, fiel er ihr ins Wort. Ihr darauffolgendes Schweigen bestätigte ihm, dass er ins Schwarze getroffen hatte. „Für wie lange?“ Sie verstand sofort, worauf er hinauswollte. „Drei Tage“, gab sie zögerlich zu, „vielleicht vier.“

„Deine Portion mitgerechnet oder nicht?“

„Das ist nicht-“

„Mitgerechnet oder nicht?“, wiederholte er nachdrücklich. Sie schwieg. „Antworte!“, bellte er ungehalten.

„Nicht mitgerechnet.“ Sie wirkte niedergeschlagen und sah auf ihre Hände, die verknotet in ihrem Schoss lagen. „Ich konnte Hiroshi nicht um mehr bitten. Er hat mir schon mehr gegeben, als er mir überlassen kann, schließlich hat er Menschen zu versorgen, die ihm wichtiger-“ Die Frau verstumme abrupt und hob verwirrt den Blick, als Vegeta ihr die Schüssel unter die Nase hielt. „Iss“, brummte er. Ihr Mund öffnete sich lautlos, dann schloss sie ihn wieder. Sie schüttelte den Kopf, zuckte kurz darauf jedoch erschrocken zurück. Vegetas Hand war vorgeschnellt und hatte mit festem Griff ihr Kinn umschlossen, um sie näher zu sich heran zu ziehen. „Wir wissen beide“, sagte er, seine Stimme nun bedrohlich ruhig, „dass ich dich dazu zwingen kann. Also erspar uns die Unannehmlichkeiten und iss.“ Ein paar Sekunden starrten sie sich an, unnachgiebig und stur, dann schloss sie ergeben die Augen. Vegeta ließ von ihr ab und sie verschwand durch die Türe. Er wusste, dass sie sich seinem Willen nur gebeugt hatte, um keinen unnötigen Streit anzuzetteln; wahrscheinlich fürchtete sie immer noch, er könnte bei dem kleinsten Gefühlsausbruch tot umfallen. Vegeta wusste nicht, ob er ihre übertriebene Fürsorge belachen oder verachten sollte. Er sah auf, als sie mit einem zweiten Löffel zurückkam und stellte die Schüssel zwischen sie. Sie aßen schweigend.
 

Es machte Bulma wahnsinnig. Dieses Nichtstun. Nachdem sie durch die Flure gestreift war und den Zustand ihrer ehemaligen Schlafzimmer überprüft hatte, um zu dem Schluss zu gelangen, dass ihr eigenes tatsächlich bewohnbar war, während das von Vegeta, das in einem Korridor auf der zur Strasse gerichteten Seite lag, unter Schutt begraben war, vergewisserte sie sich ebenfalls, dass das Wohnzimmer und ein Badezimmer intakt geblieben waren. Es hatte ihr einen schmerzhaften Stich versetzt, zu sehen, das von ihrem ehemaligen Labor nicht mehr viel übrig war, aber vielleicht konnte sie aus dem halb zertrümmerten Computer noch irgendwelche Daten retten. Danach hatte sie die Küche aufgeräumt, die wenigen Lebensmittel in den Schränken verstaut und die Fotos, die sie aus dem Schlafzimmer ihrer Eltern gerettet hatte, auf die Anrichte gestellt. Und nun saß sie, ausgelaugt und erschöpft, auf einem wackeligen Stuhl und starrte gedankenverloren auf das lachende Gesicht ihrer Mutter, auf die kleinen Lachfalten um die Augen ihres Vaters, das einzige Anzeichen dafür, dass er ebenfalls lachte, und die kleine schwarze Katze, die ihm über die Wange leckte. Das Foto daneben zeigte sie, Bulma, wie sie in die Kamera strahlte, auf der einen Seite Kuririn, der ihr bis zu den Schultern reichte, auf der anderen Seite Son Goku, der mit einer Hand dem Fotografen zuwinkte. Den anderen Arm hatte er um Chichis Schultern gelegt, die lächelnd auf Son Gohan herabsah, der ihr Lächeln erwiderte. Yamchu stand neben Kuririn, stützte sich grinsend auf der Glatze seines Kindheitsfreundes ab und Pool, die blaue Katze, schwirrte um seinen Kopf. Selbst Chao-Zu und Tenshinhan hatten sich zu einem Foto überreden lassen, auch, wenn letzterer nicht besonders begeistert dreinblickte. Von Piccolo war lediglich der Turban zu erkennen und die breiten Schultern, eingehüllt in seinen Umhang, die über Son Goku emporragten. Mit einem Mal überkam Bulma eine tiefe Traurigkeit und Tränen brannten in ihren Augen, während sie all die lachenden Gesichter musterte. Wie sehr wünschte sie sich die Menschen, mit denen sie schon so viele Abenteuer bestanden hatte, zurück an ihre Seite. Selbst jetzt, nach all den Wochen ohne die Z-Truppe, kam ihr der Tod ihrer Freunde noch immer unwirklich vor. Sie hatten schon so oft am Abgrund gestanden, nur einen Schritt von der großen, dunklen Spalte entfernt, eine massive Felswand im Rücken. Es war ihnen jedoch jedes Mal gelungen, die Wand zu sprengen und das Schicksal abzuwenden, sogar den Tod selbst auszutricksen und ins Leben zurückzukehren. Diesmal aber war es anders. Die Cyborgs waren keine massive Felswand und auch kein metertiefer Abgrund; wer es gewagt hatte, sie herauszufordern, war tot gewesen, bevor er überhaupt verstanden hatte, wogegen er eigentlich kämpfte: das direkte Tor zur Hölle. Vegeta war der einzige, dem das erspart geblieben war. Ihm alleine war es gelungen, ihnen mehrmals zu entkommen, doch obwohl Bulma wusste, dass Vegeta nach Son Goku der wahrscheinlich stärkste der Gruppe war, war sie sich fast sicher, dass diese Kreaturen ihn absichtlich am Leben ließen, nur, um ihm beim nächsten Kampf wieder halb tot prügeln zu können. Bulma biss sich auf die Lippe. Vegeta war nicht dumm. Seine Kampferfahrung reichte bis zu seiner Kindheit zurück und er konnte problemlos erkennen, ob ein Gegner mit ihm spielte oder nicht. Ihm war genauso bewusst wie ihr, dass die Cyborgs ihn verschonten, damit ihnen nicht langweilig wurde; immerhin stellten Menschen keine wirkliche Herausforderung für sie dar. Und trotzdem forderte er sie immer wieder heraus, weil sein Stolz es ihm gebot. Bulma konnte nicht von sich behaupten, Vegeta besonders gut zu kennen, aber sie hatte schon vor langer Zeit verstanden, dass ihm sein Stolz wichtiger war als sein eigenes Leben. Sturer Affenprinz. Sie warf einen letzten Blick auf das Foto und wollte es zurückstellen, als ein Tropfen geräuschlos auf den gläsernen Rahmen fiel. Sie blinzelte kurz und betrachtete verwirrt die Aufnahme, dann berührte sie zaghaft ihre Wange mit den Fingerspitzen. Sie weinte und hatte es gar nicht gemerkt. Bulma hätte beinahe über sich selbst gelacht. Vegeta hatte recht: alles, was sie tat, war weinen, weil sie sich nicht anders zu helfen wusste. Sie hatte bereits so viele Tränen für ihre Freunde und Familie vergossen, dass sie sich vor sich selbst schämte. Bulma nahm ein paar tiefe, beruhigende Atemzüge und straffte die Schultern; sie würde sich vor Vegeta nicht die Blöße geben. Nicht mehr.
 

Vegeta zog irritiert die Brauen zusammen und seine dunklen Augen wanderten unwillkürlich gen Decke. Die Frau hatte aufgehört, sich zu bewegen, da ihr Ki in der Küche, genau über seinem Kopf, zum Stillstand gekommen war. Aber irgendetwas stimmte nicht. In ihrer unmittelbaren Nähe war plötzlich eine weitere Energiequelle aufgetaucht, doch Vegeta konnte sie nicht zuordnen. Sie war der ihren sehr ähnlich, weshalb er schlussfolgerte, dass es sich um einen Menschen handeln musste, aber sie hatte ihm nicht erzählt, dass sie jemanden erwartete. Als sein Blick auf das Radio fiel, verfinsterten sich seine Züge. Vielleicht gehörte dieses unbekannte Ki einem Überlebenden, der in der Capsule Corporation Schutz vor den Cyborgs suchte, die gerade in der Stadt eingefallen waren. In diesem Fall würde dieser Dummkopf sie genau bis auf die Türschwelle führen. Er schloss die Augen und versuchte, das wachsende Unbehagen einfach auszuschalten, während er angestrengt lauschte, um Geräusche zu erhaschen, die durch die leicht geöffnete Türe zu ihm hereindrangen. Nichts. Keine Schreie, keine Explosionen, keine Erschütterungen von einstürzenden Gebäuden. Seine Lider flogen auf, als die Frau sich über ihm erneut bewegte. Die fremde Energiequelle tat es ihr gleich. Wurde sie verfolgt? Mit einem Ruck setzte Vegeta sich auf und warf die Decke beiseite. Ihm entfuhr ein Zischen, als sein Rücken heftig gegen die abrupte Bewegung protestierte, doch er blendete den Schmerz aus, etwas, das er bereits in jungen Jahren gelernt hatte. Seine nackten Füße hatten soeben den Boden berührt, als die hölzerne Treppe zum Keller knarrte. Die Frau kam zu ihm herunter, der andere dicht auf ihren Fersen. Er wandte sein Gesicht der Türe zu, seine Mimik eine Mischung aus Argwohn und Angespanntheit, die jedoch in Verwirrung umschlug, als Bulma die Türe hinter sich zuzog. Sie war alleine. Es war niemand bei ihr. Und dennoch konnte er klar und deutlich drei Energiequellen in diesem dunklen, engen Raum ausmachen: seine, ihre und... Die Erkenntnis traf ihn wie eine von Karkarotts Kaioken-Fäusten.
 

Bulma sah Vegeta besorgt an. Er hatte sich aufrecht hingesetzt, die Decke achtlos abgeworfen und die Füße aus dem Bett geschwungen. Es hatte so ausgesehen, als habe er aufspringen wollen, als sie den Raum betreten hatte, doch bei ihrem Anblick hatte er sie erst verwirrt angesehen, dann nachdenklich und jetzt wurde er ziemlich blass. Sie zögerte kurz, machte dann aber einen Schritt auf ihn zu und legte ihm sanft die Hände auf die Schultern. „Vegeta?“, sagte sie leise. Er antwortete ihr nicht. Stattdessen legte er die Stirn in Falten und presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Bulma kannte diesen Gesichtsausdruck. Sie hatte ihn bereits zu Gesicht bekommen, als sie ihn eines Nachts nach seiner Mutter gefragt hatte, kurz bevor er einfach aufgestanden und gegangen war. Er hatte ebenfalls so geschaut, als Piccolo ihnen mitgeteilt hatte, dass Son Goku nicht durch die Dragonballs wiederbelebt werden könne, da er nicht im Kampf gestorben sei. Und es war genau diese Miene, die er immer gemacht hatte, wenn er regungslos auf das Radio gestarrt und den Nachrichten gelauscht hatte, in denen von Verwüstung und Tod die Rede gewesen war. Als die Stille andauerte und Vegeta keinerlei Anstalten machte, sie zu brechen, fühlte Bulma sich Zunehmens unwohl. Sie verlagerte ihr Gewicht von einem Bein auf das andere, die Hände immer noch auf seinen Schultern. Er reagierte nicht. Sie hielt unwillkürlich den Atem an, als sie eine Hand von seiner Schulter nahm und sie stattdessen an seine Wange legte, etwas, das sie bisher noch nie gewagt hatte. „Vegeta?“, flüsterte sie. Bulma war im Begriff, mit der zweiten Hand sein Gesicht zu umfassen, als er ihr Handgelenk packte und sie daran hinderte. Vegeta musterte sie einen Moment mit steinerner Miene, dann schlug er ihre Hände unwirsch beiseite. Sie schüttelte den Kopf, enttäuscht und verletzt wegen der eindeutigen Zurückweisung. „Vegeta, was-“

„Du bist schwanger.“
 

~ FORTSETZUNG FOLGT ~
 

Hier ist er nun, der 4. Teil, mit dem ich nicht sonderlich zufrieden bin, aber da das gute Stück seit geschlagenen 5 Monaten auf meinem PC herumgammelte und seitdem mindestens zwanzig Mal umgeschrieben wurde und mir immer noch nicht gefiel, dachte ich mir: hey- was soll's? Und ja, wie einige von euch vermutet haben, spielt diese Geschichte auf einer komplett anderen Zeitebene, als die, die im Manga/Animé gezeigt wurden. Das lässt mir einfach mehr künstlerischen Freiraum :) Und danke an all die, die mich nicht vergessen und mir jedes Mal ein Kommentar hinterlassen! Ihr seid super und ermutigt mich, mich jedes Mal wieder aufzuraffen und weiterzuschreiben. Bis bald!

WeiSheiT [ Vegeta x Bulma ]

50 Mal Vegeta x Bulma
 

1. Lächeln
 

Als Vegeta seine Lebensgefährtin zum ersten Mal bei ihrem richtigen Namen nannte, strahlten ihre ozeanblauen Augen ihn freudig an und sie schenkte ihm ihr schönstes Lächeln.
 

2. Ewigkeit
 

Er hatte viele Verbrechen begangen und ihre Wege würden sich nach ihrer beider Tod trennen, doch wenn Emnah Daio ihr die Wahl ließe, würde sie mit ihm in die Hölle gehen.
 

3. Hände
 

Obwohl Vegeta jeden Tag im Gravitationsraum verbrachte und seine Hände rau vom Krafttraining waren, liebte Bulma nichts mehr als das Gefühl seiner Finger auf ihrer blassen Haut.
 

4. Heimat
 

Mit gleichmäßigen Atemzügen lauschte er ihrem Herzschlag und als sie seine Hand ergriff, wusste er, dass er nach dem Kampf gegen Buu nach Hause zurückgekehrt war.
 

5. Blitz
 

Körperliche Nähe war für sie nichts Fremdes, schließlich war sie jahrelang mit Yamchu zusammengewesen, doch als Vegetas Lippen zum ersten Mal die ihren berührten, fühlte sie sich wie elektrisiert.
 

6. Fesseln
 

Seine Vergangenheit hatte ihm keine Ruhe gelassen, ihn auf Schritt und Tritt gefolgt, bei Tag oder bei Nacht; Bulma war diejenige gewesen, die die Fesseln gesprengt und ihm Frieden geschenkt hatte.
 

7. Stern
 

Beide teilten das Gefühl der Trauer, als Vegeta den Arm hob, um ihr zu zeigen, wo einst sein Heimatplanet in der Nacht geleuchtet hatte.
 

8. Feuer
 

Jede seiner Berührungen auf ihrem entblößten Körper jagte ihr einen wohligen Schauer über den Rücken, die Luft um sie herum war stickig, schien zu vibrieren und sie glaubte, vor Leidenschaft und Hitze zu verbrennen.
 

9. Schwäche
 

Früher hatte er geglaubt, dass das Gefühl der Zuneigung schwach und verletzlich mache, doch nach seinem Kampf gegen Cell war ihm klar geworden, dass die Menschen, die er liebte, keine Last, sondern eine Bereicherung waren.
 

10. weich
 

Sie hatte immer erwartet, dass seine Lippen kalt waren wie sein Wesen und rau wie seine Hände, doch als sie zögerlich einen Finger hob, um sie zu berühren, waren sie weich und warm wie ihre eigenen.
 

11. Sprung
 

Auf Zehenspitzen schlich sie den Flur entlang, den Blick auf die Türe zu seinem Zimmer gerichtet und obwohl sie nicht wusste, wie er reagierte, wenn sie mitten in der Nacht bei ihm auftauchte, sagte ihre innere Stimme ihr, dass der Sprung ins Ungewisse sich lohnen würde.
 

12. Melodie
 

Auf der Erde sagt man, dass jedes Herz seine eigene Melodie spielt; Bulma hatte die seine bereits singen können, bevor er gewusst hatte, dass er ein Herz besitzt.
 

13. Mond
 

Bulma hatte gewusst, dass Sayajins auf das Licht des Vollmonds reagierten und doch war ihr nach Schreien und Lachen gleichzeitig zumute gewesen, als Vegeta sich regelrecht auf sie gestürzt hatte.
 

14. Heirat
 

Sie lebten zusammen, hatten zwei gemeinsame Kinder, teilten das gleiche Bett, sie liebte ihn, er liebte sie; Bulma verlangte nie nach einer Hochzeit, da das alles ihr Geschenk genug war.
 

15. Glaube
 

Sein Vater hatte ihm immer eine ehrenvolle und ruhmreiche Zukunft prophezeit, doch mit den Funken und dem Feuer des untergehenden Planeten war auch sein Glaube an ein Happy -End für ihn gestorben.
 

16. Schokolade
 

Lange, durchtrainierte Beine, ein wohlgeformter Hintern, ein Bauch wie Beton, starke Arme, eine muskulöse Brust, markante Gesichtszüge, feurige Augen, freches Grinsen und rabenschwarze Haare- Dieser Mann war die zarteste Versuchung, seit es Sayajins gab.
 

17. Hülle
 

Vegeta gefiel die Arbeitsaufteilung in ihrer Beziehung mehr als gut: Er ließ während nächtlicher Stunden die Maske der Kälte und Gleichgültigkeit fallen, sie mit einem schelmischen Grinsen die Hüllen.
 

18. überwältigt
 

Bulma war nicht oft mit ihren Gefühlen überfordert, doch als sie erfuhr, dass Vegeta sich im Kampf gegen Buu für sie geopfert hatte, war ihr, als würde ihr Herz vor lauter Empfindungen explodieren.
 

19. Tabu
 

In jeder Beziehung gibt es Höhen und Tiefen, Regeln, Pflichten und Tabuthemen; Bulma hatte schon lange gelernt, in Vegetas Gegenwart nicht diesen Namen zu erwähnen: Yamchu.
 

20. König
 

Für ihn war er der Prinz der Sayajins; für Bulma war er der König der Lebensgefährten; für Trunks war er der Meister der Kampfkünste und für seine kleine Tochter der Größte der Familienväter.
 

21. Tanz
 

Wie erwartet war das ach so wichtige Bankett zu Gunsten der Capsule Corporation langweilig und anstrengend, doch als sie mit einem Vertreter den Eröffnungstanz begann, konnte er seine Augen nicht mehr von ihr nehmen.
 

22. Himmel
 

Liebevoll strich Bulma ihm über die Wange, hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen und bettete den Kopf auf seiner Brust; Er hatte keine Ahnung, wie genau dieser "Himmel" aussehen sollte, von dem die Erdlinge sprachen, doch er hatte seinen eigenen.
 

23. Kerze
 

Bulma war eine selbstbewusste Frau mit großer Klappe, die sich von niemandem etwas sagen ließ; nur in seiner Gegenwart wurde sie zu Wachs in seinen Händen.
 

24. Eltern
 

Unsicherheit, Faszination, Ratlosigkeit, Freude- Vegetas Augen waren für sie wie ein offenes Buch, als die Hebamme ihm mit einem amüsierten Lächeln ihre kleine Tochter in die Arme legte.
 

25. nackt
 

Obwohl Vegeta ein unberechenbares Mysterium war und nicht mehr als zehn Monate bei ihr wohnte, verspürte sie unter seinem prüfenden Blick weder Angst noch Scham.
 

26. Kind
 

Bulma war seit dreißig Jahren aus dem Kindesalter heraus und trotzdem bestand sie jedes Mal auf einen Gutenachtkuss, bevor sie sich schlafen legte.
 

27. Telefon
 

Die Erdlinge hatten eine Menge seltsamer technischer Hilfsmittel, die Vegeta nicht verstand, und seitdem Bulma ihm erklärt hatte, was eine Sexhotline war, begegnete er dem Telefon mit äußerstem Misstrauen.
 

28. Befehl
 

Anfangs hatte ihre Beziehung aus Streit und Befehlen bestanden, im Alter aus Verständnis und Bitten.
 

29. singen
 

Sie aß Gurken mit Schokolade, übergab sich ziemlich oft, war einmal unglaublich sanft und liebevoll, dann wieder zickig und nervig, einen Tag sang sie fröhlich, den danach heulte sie- Vegeta war vollkommen überfordert.
 

30. Willkommen
 

"Willkommen zurück", flüsterte Bulma ihm mit Tränen in den Augen zu und in diesem Moment überkam Vegeta das heftige Verlangen, sie in den Arm zu nehmen.
 

31. lernen
 

Mit einem genervten Knurren und einem Blick auf die Uhr stellte er fest, dass er nun schon seit zehn Minuten mit der gebrauchten Windel seiner Tochter kämpfte, aber wie hatte Bulma gesagt: "Alles muss gelernt sein."
 

32. fremd
 

Er hatte nie viel gesprochen, nie viel von sich preisgegeben, nie viel erzählt, doch er wusste, dass Bulma ihn besser kannte als irgendjemand sonst.
 

33. Reise
 

Wer hätte gedacht, dass seine Reise aufgrund des Schicksal, der Kämpfe, der Niederlagen und der Rache letzten Endes bei einem unbedeutenden Planeten, einer Frau und zwei Kindern enden würde?
 

34. Ring
 

Er hatte niemals die drei bedeutungsvollen Worte ausgesprochen, sie trug auch keinen Ring am Finger und trotzdem zweifelte sie nicht an seiner Liebe.
 

35. Abschied
 

Vegeta sammelte sein verbliebenes Ki in seiner Körpermitte wie eine Bombe und während er dem Dämonen Buu dabei zusah, wie dieser ihm tänzelnd und pfeifend näher kam, verspürte er auf einmal das merkwürdige Verlangen, zu weinen.
 

36. vergessen
 

Nach dem Tod würde er seinen Körper verlieren, seine Seele würde gereinigt und in einem anderen Wesen wiedergeboren, doch er hatte sich fest vorgenommen, Bulma niemals zu vergessen.
 

37. Lüge
 

Als Vegeta ihr in einer ihrer zahlreichen Auseinandersetzungen entgegenschleuderte, dass sie seiner unwürdig sei, hatte er das Gefühl, an dieser Lüge zu ersticken.
 

38. sanft
 

Wahrscheinlich war Bulma die einzige, die hinter seiner Maske aus Eis und der Schale aus Stein einen Kern erkannte, der verletzlich, sanft und sogar liebevoll sein konnte.
 

39. Seele
 

Sie hatten mit den Jahren gelernt, einander zu lesen wie ein offenes Buch; ein Zusammentreffen von schwarzen Tiefen und blauen Meeren genügte, um dem anderen zu sagen, was man fühlte.
 

40. Hunger
 

Vegeta hatte lange gebraucht, um zu verstehen, dass dieses ewig währende Hungergefühl nicht von einem leeren Magen herrührte; er war hungrig nach ihr.
 

41. Hingabe
 

Bulma spürte das beschleunigte Pochen seines Herzens über ihrem eigenen und in diesem Moment wusste sie, dass sie es nicht bereute, sich ihm hingegeben zu haben.
 

42. Belohnung
 

Vegeta hatte sein ganzes Leben damit verbracht, stark und unnachgiebig zu sein, doch mit einem Seitenblick auf Bulma, die gerade mit ihrer Mutter das Abendessen für die ganze Familie vorbereitete, sagte er sich, dass es sich durchaus lohnen konnte, gelegentlich schwach zu werden.
 

43. hören
 

Wenn Bulma mal wieder entnervt feststellte, wie abschätzig Vegeta und Yamchu übereinander sprachen, wurde ihr zum wiederholten Mal bewusst, dass die beiden niemals mit ihren Sticheleien aufhören würden.
 

44. Schweigen
 

Vegeta stöhnte genervt auf und sah tadelnd auf sie herab; nicht mal im Bett konnte sie für zehn Minuten die Klappe halten.
 

45. Wunsch
 

Als Bulma als junges Mädchen nach den Dragonballs gesucht hatte, um sich von Shenlong einen Traumprinzen zu wünschen, hätte sie sich niemals träumen lassen, dass sich dieser Wunsch Jahre später wortwörtlich erfüllte.
 

46. Macken
 

Vegeta hatte zahlreiche Eigenheiten und Macken und er war der wahrscheinlich komplizierteste Lebensgefährte der Welt, doch genau das fand Bulma so interessant an ihm.
 

47. Sarkasmus
 

Bulma amüsierte sich köstlich über seine sarkastische Art, doch wenn er sie damit verarschte, könnte sie ihm jedes Mal eine knallen.
 

48. feige
 

Er liebte sie - mehr als alles andere auf der Welt- und trotzdem war er zu stolz oder sogar zu feige, um ihr das zu sagen.
 

49. versöhnen
 

Vegeta empfand ihre kleinen Auseinandersetzungen als angenehme Abwechslung, doch am meisten freute er sich immer auf die darauffolgende Versöhnung.
 

50. zusammen
 

Sie hatten ihr Glück gefunden, auch, wenn anfangs keiner der beiden damit gerechnet hatte, dass sie es sich eines Tages gegenseitig bescheren würden.
 

*-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-**-._.-*
 

Jaah, ich weiß, es tut mir so leid ;_____;

Ihr dachtet jetzt, dass ihr endlich den zweiten Teil zu Gesicht bekämt,

stattdessen müsst ihr euch mit dieser Kritzelei zufrieden geben^^°

Aber ich bin mittlerweile im Abijahr und wenn ich Freizeit habe,

dann lese ich für meine Endarbeit und komme nicht mehr zum Schreiben .______.

Ich werde den nächsten Teil aber auf jeden Fall zu Papier bringen,

keine Sorge! Dauert nur eben ein bisschen...

Vielleicht haben diese kleinen "Weisheiten" ja doch jemandem gefallen und ihr

mögt mir sagen, welche von den 50 eure Favoriten sind =^.^=

Großes Sorry an alle, habt Geduld mit mir! :)

Liebe Grüße,

Méle

FaMiLie [ Vegeta x Bulma; Trunks ]

Unerlässlich prasselten Regentropfen gegen die Fensterscheibe wie tausend winzig kleine Fäuste, die lautstark um Einlass baten. Windböen rauschten in der Ferne und zwangen meterhohe Bäume, sich ächzend dem Boden entgegenzuneigen. Ein schrilles Pfeifen ertönte, ein Auto hupte, dann war es wieder still. Vegeta stöhnte frustriert, als einige Sekunden später ein tiefes Grollen die Stille zerriss, ein ohrenbetäubender Knall folgte und das gesamte Schlafzimmer für einen kurzen Moment aufleuchtete, als ein Blitz durch den grauen Himmel zuckte. Wie erwartet ertönte links von ihm ein Knacken und Knistern, bevor er das mechanische verzerrte und dennoch eindeutig verängstigte Wimmern des Jungen vernahm. Die Laken neben ihm raschelten sanft und plötzlich spürte er warmen Atem im Nacken. „Es funktioniert nicht, Vegeta.“ Sie hatte leise gesprochen, beinahe geflüstert, und doch konnte er deutlich Sorge und Schuld in ihrer Stimme erkennen. Er brummte nur, das Gesicht weiterhin stur der Wand zugedreht und die Augen geschlossen. „Vielleicht waren wir zu voreilig, oder was meinst du?“ „Hmmm.“ Ein weiterer Knall und kurz darauf gleißendes Licht. Das Wimmern des Jungen wurde lauter. „Ich denke, er ist noch zu jung.“ „Hmmm.“ Bulma bewegte sich unruhig hin und her. „Ich weiß, dass wir darüber gesprochen haben, aber ich werde am Besten einfach…“ Dunkelheit legte sich wie ein dichter Schleier über seine Sinne, ihre Stimme verklang in der Finsternis. Seine Glieder entspannten sich und er nahm einen letzten tiefen Atemzug, bevor sein völlig erschöpfter Geist sich dem Schlaf ergab- bis weiche Hände seine Schulter umfassten und ihn energisch schüttelten. Ein drohendes Grollen entfuhr seiner Kehle und mit einer unwirschen Bewegung schob er die Frau zurück auf ihre Hälfte des Bettes. Die jedoch zeigte sich davon alles andere als beeindruckt. „Vegeta“, rief sie entnervt und stieß ihn mit einem nacktem Fuß in die Seite. Er tastete blind nach ihr und bekam ihren Knöchel zu fassen, bevor sie ihn ein weiteres Mal treten konnte. Mit lächerlich geringem Kraftaufwand schubste er sie von sich und ihrem überraschten Schrei und dem dumpfen Schlag nach zu urteilen, hatte er sie soeben über die Bettkante befördert. Vegeta konnte nicht verhindern, dass seine Lippen sich zu einem Grinsen verzogen. Er verharrte regungslos und, mit einem Mal hellwach, zählte innerlich die Sekunden, bevor-
 

„Vegeta, du Affenprinz! Weißt du eigentlich, was für ein Mistkerl du bist? Liegst da und pennst, während dein Sohn zitternd und schweißgebadet im Nebenzimmer weint, verängstigt und alleine. Er kann nicht schlafen und du hast nichts Besseres zu tun als-“ Ihre glockenhelle Stimme wurde für einen Moment von einem dröhnenden Donnergrollen übertönt, doch sie machte keine Anstalten, ihre Schimpftirade zu unterbrechen. Unwillig drehte Vegeta sich auf den Rücken und warf ihr einen wütenden Blick zu. Dass sie sich so unvermittelt seine volle Aufmerksamkeit gesichert hatte, schien sie zu verunsichern, denn sie verstummte. „Der Junge“, sagte Vegeta, bemüht, seine Stimme ruhig zu halten, „ist zwei Jahre alt. Es ist lächerlich in seinem Alter, vor dem Wetter Angst zu haben. Es ist lächerlich, auf diesem mickrigen Planeten überhaupt vor irgendetwas Angst zu haben.“ Bulma schien nicht seiner Meinung zu sein; sie straffte die Schultern und stemmte die Hände in die Hüften. Vegeta setzte sich unwillkürlich auf und warf die Decke beiseite. Sie funkelten sich gegenseitig an.

„Er ist ein Baby, Vegeta. Babys haben Angst vor Gewittern.“

„Ich konnte in seinem Alter schon in der Wildnis überleben.“

„Er ist aber nicht du.“

„In seinen Adern fließt auch Sayajinblut.“

„Er lebt aber in anderen Verhältnissen als du.“

„Der Junge ist schwach, weil du ihn verhätschelst.“

„Ich- was? Trunks ist nicht schwach! Er hat Gewitter schon immer gehasst. “

„Ein Grund mehr, ihm das endlich auszutreiben.“

„Ihm wird überhaupt nichts ausgetrieben! Und ich verhätschele ihn nicht.“

Vegeta schnaubte abfällig. „Was soll das denn jetzt heißen?“, fuhr Bulma ihn aufgebracht an. „Das soll heißen, dass er wegen dir verweichlicht ist!“, erwiderte Vegeta mit erhobener Stimme.

„Vegeta, er ist ein Baby, verdammt noch mal!“, konterte sie nicht minder laut.

„Seine Heulerei ist eines Sayajins nicht würdig, egal, wie alt der Junge ist!“

„Was soll das heißen ‚nicht würdig’?“

„Der Junge ist von nobler Abstammung und hat sich auch so zu ver-“

Bulma unterbrach ihn zornig. „Fang nicht schon wieder damit an!“

„Unterbrich mich nicht, wenn ich mit dir-“

„Nein, Vegeta, du hältst jetzt mal die-“

„Ich warne dich, Frau, treib es nicht zu-“

„Du bist doch derjenige, der-“
 

Bulma hielt inne, als ein lautes Schluchzen an ihre Ohren drang. Vegetas Blick folgte automatisch dem Ihren und blieb an dem Babyphon hängen, dessen Lampe rot aufflackerte. Ein weiteres Schluchzen folgte und er brauchte einen Augenblick, um zu verstehen, warum der Junge weinte; sie hatten sich so geräuschvoll angefochten, dass keiner von ihnen bemerkt hatte, dass der Sturm schlimmer geworden war. Das Trommeln der Regentropfen hatte sich in ein Hämmern verwandelt und das Pfeifen des Windes in ein tosendes Heulen. Bulma sah ihn an, die Wangen zwar immer noch gerötet, doch das kampfeslustige Funkeln in ihren Augen war erloschen. „Er hat Angst, Vegeta.“ „Konfrontation ist die beste Therapie.“ Sie seufzte erschöpft. „Trunks ist erst zwei Jahre alt. Er hat noch ein ganzes Leben vor sich, um die Angst vor Gewittern zu verlieren. Warum muss er genau heute damit anfangen?“ Vegeta verzog das Gesicht. „Er hätte schon viel früher damit anfangen sollen.“ Bulma ließ resigniert die Hände sinken. „Okay, hör zu.“ Sie setzte sich auf die Bettkante und rutsche näher an ihn heran; er beobachtete sie misstrauisch, blieb aber, wo er war. „Heute, nur noch heute, bleibe ich bei ihm. Ab morgen übernimmst du persönlich die Schocktherapie und ich mische mich nicht mehr ein.“ Er legte die Stirn in Falten und antwortete nicht. „Nur noch heute Abend“, sagte Bulma leise und lehnte sich so nahe zu ihm herüber, dass ihre Nasenspitzen sich fast berührten. „Versprochen.“
 

Er fixierte sie mit finsterem Blick, doch ihre strahlend blauen Augen bohrten sich in seine, hielten ihm Stand. Nach ein paar Sekunden entfuhr Vegeta abermals ein Schnauben, dieses Mal nicht abfällig, sondern genervt, und er wandte sich ab. „Nur noch heute Abend“, wiederholte er grimmig. Sie lächelte triumphierend, beugte sich vor und küsste ihn sanft. Obwohl er verstimmt war, erwiderte er ihren Kuss, brummte aber warnend, als er spürte, dass das selbstgefällige Grinsen immer noch auf ihren Lippen lag. Er packte sie grob im Nacken und vertiefte den Kuss, sie schlang die Arme um seine Schultern und rutschte auf seinen Schoss. Bevor seine Hand jedoch mehr zu fassen bekommen konnte als den Saum ihres Nachthemds, löste sie sich von ihm. Sie musste seine wenig begeisterte Miene bemerkt haben, denn sie hauchte in einem Tonfall, der beinahe entschuldigend klang, „Heute nicht“ und zwinkerte. Dann kletterte sie aus dem Bett, schlüpfte in ihren Morgenmantel und verschwand durch die Türe in den dunklen Flur.
 

Schwerfällig sank Vegeta zurück in die Kissen und starrte an die Decke. Er konnte das Klicken einer Türe hören und das Schluchzen des Jungen verstummte augenblicklich. Das Babyphon blieb stumm, dann knisterte es kaum merklich und Trunks heiteres Giggeln ertönte. „Mama!“ Bulma murmelte irgendwas, woraufhin der Junge begeistert mit „Ja, ja, ja“ antwortete. Ein wohliges Gefühl breitete sich in Vegetas Brust aus, warm und behaglich, als er Bulma und den Jungen leise lachen hörte. Nachdem das Knarzen des Bettes durch das Babyphon gedrungen war, das ihm verriet, dass Bulma sich zu Trunks gelegt hatte, schloss er die Augen, beruhigt durch die Gewissheit, dass beide diese Nacht ruhig schlafen würden. Mit ihm jedoch sah das Ganze etwas anders aus. Er hatte jahrlang Albträume gehabt, war an sie gewöhnt gewesen, da sie zu seinem Leben gehört hatten wie Essen und Atmen. Beinahe jede Nacht war er schweißgebadet aus dem Schlaf gefahren, am ganzen Körper zitternd und außer Atem. Die Erinnerung an seine hingerichtete Mutter, an seinen Vater, zu schwach, um seinen Sohn vor einem Schicksal zu bewahren, schlimmer als der Tod, und an Freezer, dem es schiere Freude bereitet hatte, ihn zu demütigen und zu misshandeln, hatten sich auf ewig in sein Gedächtnis gebrannt, um jede Nacht wieder ins Leben gerufen zu werden, genährt und gestärkt durch seinen ruhelosen Geist. Seine Vergangenheit hatte sich wie eine Schlinge um seinen Hals gelegt und sich immer weiter zugezogen, doch Vegeta hatte seit frühester Kindheit gelernt, mit Schmerz umzugehen, ob physisch oder psychisch spielte keine Rolle. Bulma hatte ihm Tabletten und Kapseln gegeben, die ihn „ruhig schlafen lassen“ sollten, doch auch in diesen Nächten hatte sein altes Ich ihn eingeholt. Das einzige Hilfsmittel, das die Albträume in Schach hielt und ihm erlaubte, in einen traumlosen Schlaf zu fallen, war Bulma. Wenn er ihre Körperwärme neben der eigenen spürte, ihre Hand auf seinem Arm oder die langen Haarsträhnen im Nacken, beruhigte sich sein rasendes Herz, stabilisierte sich sein Atem und ordneten sich seine Gedanken. Er brauchte sie, denn die Gewissheit, dass sie da war, nicht einmal eine Armlänge entfernt, wirkte sich unerklärlicherweise positiv auf seinen Schlaf aus. Dementsprechend hasste er es, wenn sie das gemeinsame Bett verließ, um nach Trunks zu sehen oder sogar in seinem Zimmer übernachtete, damit er nicht alleine war, wenn ihm etwas Angst machte. Allerdings musste Vegeta zugeben, dass Bulma Recht hatte; er war eher in der Lage, gegen seine Albträume anzukämpfen als Trunks gegen seine unbegründete Panik vor Gewittern.
 

Lustlos drehte er sich auf die Seite, schob sich das Kissen zurecht und befahl seinem Kopf, Gedanken und Gefühle vollkommen auszuschalten in der Hoffnung, Freezer würde ihn in dieser Nacht nicht allzu häufig besuchen. Er hatte sich gerade damit abgefunden, dass sein Gehirn nicht vorhatte, sich einfach abstellen zu lassen, als sich die Türe hinter ihm öffnete. Neben Bulmas Energiequelle spürte eine zweite, die ihm verdammt bekannt vorkam. Seine Vermutung bestätigte sich, als ein freudiges Glucksen ertönte. Vegeta wandte sich um und starrte sie an. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“ Bulma ignorierte ihn geflissentlich und setzte ihren Sohn ab, den sie bis eben im Arm gehalten hatte, um den Morgenmantel auszuziehen. Trunks war noch so klein, dass nur der blaue Haarschopf, der dem seines Großvaters immer ähnlicher wurde, über die Bettkante hervorlugte. Vegeta beobachtete mit zusammengezogenen Augenbrauen, wie zwei kleine Fäuste das metallene Bettgestell umfassten, bevor das angestrengte Gesicht seines Sohnes erschien, als er sich umständlich hochzog und ein Bein über den Bord schwang. Vollkommen zufrieden mit sich selbst kam er schließlich auf der Matratze zu stehen und tapste umgehend auf seinen Vater zu. Vegeta beobachtete stumm, wie Trunks sich vor ihm fallen ließ und ihm ein strahlendes Lächeln schenkte, das seine blauen Augen leuchten ließ. „Du hast eindeutig zu viele Gene deiner Mutter“, brummte Vegeta, doch die Furchen auf seiner Stirn waren verschwunden.
 

Bulma, die sich gerade ihm gegenüber hingelegt hatte, Trunks zwischen ihnen, lachte leise. „Was meinst du, wem er es zu verdanken hat, dass er einmal ein hübscher junger Mann wird?“ „An deiner bescheidenen Erscheinung kann das nicht liegen“, erwiderte Vegeta süffisant und grinste beim Anblick ihrer empörten Miene. Bulmas schnippische Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „So bescheiden kann ich nicht aussehen, immerhin wissen wir beide, dass der Prinz der Sayajins sich für das Beste gerade so gut genug ist.“ Vegeta zuckte betont gleichgültig mit den Schultern. „Ich bin mir sicher, dass jede unwürdige Menschenfrau es als eine Ehre verstanden hätte, meinen Sohn zu gebären. Du warst nur einfach zufällig in der Nähe.“ Er duckte sich, als ein Kissen nur knapp sein Gesicht verfehlte. Trunks giggelte, als es lautlos an der Wand abprallte und zu Boden fiel. „Volltreffer“, sagte Vegeta sarkastisch und seine Mundwinkel zuckten verdächtig, als Bulma versuchte, ihn mit ihren Blicken zu erdolchen. Für ein paar Sekunden sahen sie sich wortlos an, er belustigt, sie entrüstet, bis ein Glucksen ertönte- und Vegeta einen Moment später etwas Weiches im Gesicht traf. Er hörte, wie Bulma laut loslachte und Trunks mit einstimmte, doch er war so perplex, dass er regungslos verharrte. Hatte der Junge gerade tatsächlich gewagt…?
 

Ein bedrohliches Knurren entfuhr ihm. Er packte das Kissen und warf es erbost beiseite. Der Junge kicherte ausgelassen, die Hand, mit der er das Kissen gehalten hatte, noch immer zur Faust geballt, doch als er in das Gesicht seines Vaters sah, das nicht lachte wie das seiner Mutter, verstummte er augenblicklich. „Vegeta“, warf Bulma rasch ein und streckte beruhigend eine Hand nach ihm aus, „er hat es nicht böse gemeint. Er dachte, es sei ein Spiel.“ Er schlug ihre Hand beiseite. Sie biss sich auf die Lippe, blieb aber still. Vegeta beugte sich drohend über seinen Sohn, der nun aus großen Augen ängstlich zu ihm aufblickte. „Was sollte das, Junge?“, bellte er. Trunks zuckte beim Klang der lauten Stimme zusammen. „Mama Kissen“, begann er zögerlich, „Papa lachen.“ Vegeta funkelte ihn an, die Stirn erneut in tiefe Falten gelegt. Trunks sah sich hilfesuchend zu seiner Mutter um, aber Bulma nickte nur ermutigend. Er wandte sich wieder seinem Vater zu, unentwegt die Hände im Schoss knetend und den Blick gen Matratze. „Trunks Papa lachen, Trunks Kissen“, sagte er schließlich und als Vegeta nichts erwiderte, begann seine Unterlippe verdächtig zu zittern, doch nicht eine Träne rollte über seine Wange und nicht ein Laut kam über seine Lippen. Trunks war zwar noch jung, hatte aber eines sehr schnell gelernt: sein Vater hasste es, wenn er vor ihm weinte. Nach einem angespannten Moment der Stille seufzte Vegeta entwaffnet. Trunks hatte ihn zum Lachen bringen wollen? Beinahe hätte er wirklich aufgelacht. Kinder waren so absurd! Eigentlich hatte er nie eins gewollt. Ein letzter, strafender Blick in feucht schimmernde Augen genügte jedoch, um sich in Erinnerung zu rufen, dass es war, wie es war. Und es war gut so, wie es war.
 

Vegeta fischte wortlos nach dem Kissen, das neben seiner Hälfte des Bettes gelandet war, und hielt es seinem Sohn hin, der ihn erstaunt anblickte. Bulma schien nicht minder überrascht. „Überleg dir gut, ob du das noch einmal wagst, Junge, sonst schläfst du draußen“, warnte er ihn barsch und sein Ton ließ keine Zweifel daran, dass er seine Drohung wahr machen würde. Trunks öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, als ein lauter Knall ertönte und kurz darauf das Schlafzimmer in gelbes Licht getaucht wurde. Er quiekte erschrocken, sprang auf die Beine und klammerte sich wimmernd an seinem Vater fest. Zum zweiten Mal an diesem Abend war Vegeta sprachlos. Verwirrt starrte er auf den Jungen, der sich gegen seine breite Brust drückte und das Gesicht an seiner Schulter barg. Es war ihm ein Rätsel, warum Trunks ausgerechnet bei ihm Schutz suchte, wo doch seine Mutter nur eine Armlänge entfernt lag. Bulma beantwortete seinen ratlosen Blick mit einem warmen Lächeln, das er nicht erwiderte. Stattdessen blickte er auf Trunks zerbrechliche Gestalt, die unkontrolliert zitterte, und auf seine kleinen Fäuste, die in den Falten seines T-Shirts verschwanden. Das Gefühl seiner Eingeweide, die sich wie Schlangen wanden und ineinander verknoteten, erkannte Vegeta sofort: Unwohlsein. Auf den Impuls, Trunks von sich zu stoßen und sowohl physische als auch psychische Distanz zwischen sie zu bringen, war er ebenfalls gefasst; schließlich hatte er jahrelang niemanden zu nah an sich heran gelassen. Die Empfindung aber, die von seiner Brust aus in kleinen Wellen durch seinen ganzen Körper strömte, traf ihn vollkommen unerwartet. Er konnte nicht einmal genau sagen, worum es sich handelte, da er etwas Ähnliches noch nie zuvor gespürt hatte, aber müsste er es in Worte fassen, würde er dieses Bewusstsein als einen Instinkt bezeichnen. Den Instinkt, zu beschützen. Diese Erkenntnis erschreckte ihn beinahe noch mehr als die wahnwitzige Idee seines Sohnes, bei einem der gefährlichsten Geschöpfe des Universums Schutz, ja sogar Trost zu suchen.
 

Plötzlich vollkommen überfordert mit dem Sturm an Emotionen, der unter seiner gleichgültigen Fassade tobte, löste Vegeta mit bestimmtem und dennoch vorsichtigem Griff die Hände seines Sohnes aus dem Stoff seines T-Shirts, und schob ihn auf die andere Seite des Bettes zu seiner Mutter. Der Junge sah ihn bestürzt an, offenbar tief getroffen über die eindeutige Ablehnung seines Vaters, und seine Augen füllten sich erneut mit Tränen, die diesmal nichts mit dem Gewitter zu tun hatten. Bulma aber schien zu verstehen, was in Vegeta vorging. Nicht zum ersten Mal bewunderte er ihre über die Jahre perfektionierte Fähigkeit, die kleinsten Kundgebungen von Gefühlen, die gelegentlich durch seine Maske aus Eis schimmerten, richtig zu deuten und immer genau zu wissen, wie sie reagieren musste. Sie zerstrubbelte ihrem Sohn liebevoll das lavenderfarbene Haar und zog ihn an ihre Brust, einen Arm fest um ihn geschlungen. Dann deutete sie lächelnd auf Vegeta. „Papa ist müde, Schatz, genau wie du und genau wie ich. Er würde gerne schlafen, verstehst du?“ Trunks Blick huschte herüber Vegeta, der Bulma stirnrunzelnd anstarrte, bevor er wieder aufmerksam das Gesicht seiner Mutter betrachtete. „Papa braucht viel Platz zum Schlafen“, sprach Bulma weiter und ihre Mundwinkel zuckten, als er schnaubte, „weil er sich immer hin- und herdreht. Manchmal klaut er mir sogar nachts die Decke!“ „Bulma“, brummte Vegeta warnend, doch sie ließ sich nicht beirren. Trunks starrte sie immer noch gebannt an und lauschte ihrer sanften Stimme. „Papa ist groß und stark und ziemlich schwer und du bist noch klein und… na ja, auch schon ziemlich stark, aber wir wollen nicht, dass er dir versehentlich weh tut, oder?“ Trunks Augen, in denen noch immer Tränen glitzerten, hafteten erneut auf Vegetas Gesicht. „Deshalb bleibst du heute Nacht bei mir, in Ordnung? Aber du musst keine Angst haben- Papa schläft genau da, wo er jetzt ist, und passt auf dich auf. Und auf Mama“, fügte sie schmunzelnd hinzu, „uns kann also gar nichts passieren.“ Vegeta rollte genervt mit den Augen, doch als Trunks ihn weiterhin ansah, fühlte er sich gezwungen, knapp zu nicken. Sein Sohn antwortete ihm ein weiteres Mal mit einem strahlenden Lächeln, das dem seiner Mutter viel zu ähnlich war, und schloss zufrieden die Augen. Er kuschelte sich näher in Bulmas Umarmung und umfasste ihre Hände mit seinen deutlich kleineren. „Papa hat dich lieb, Trunks“, flüsterte Bulma in sein Haar, „aber du musst geduldig mit ihm sein.“ Sie und Vegeta tauschten einen letzten Blick, bevor Vegeta sich sichtlich unwohl abwandte. „Gute Nacht, Vegeta.“ Sie schloss die Augen. „… Nacht.“ Er bette den Kopf auf sein Kissen, unentwegt die Frau und den Jungen fixierend. Innerhalb weniger Sekunden waren beide eingeschlafen, ihr gleichmäßiger Atem lauter in seinen Ohren als der Sturm.
 

Er betrachtete Bulmas ebenmäßiges Gesicht, die hohen Wangenknochen, die makellose Haut und die vollen Lippen. Ihr Haar lag offen auf dem Kissen und leuchtete noch intensiver als sonst. In ihren Armen hielt sie die zerbrechliche Gestalt ihres Sohnes, der zwar von nobler Sayajinabstammung und dementsprechend um einiges stärker als ein normales Erdlingskind war, aber gleichzeitig noch so unglaublich schwach, dass Vegeta verstand, warum die Frau sich manchmal so überfürsorglich verhielt. Es war, wie sie sagte: Trunks war noch ein Kind, das Schutz brauchte, Fürsorge und Zuneigung, alles essentielle Aspekte im Leben eines Kindes, die Vegeta niemals gehabt hatte. Uns kann also nichts passieren. Er wusste nicht genau, warum es sich ihm gerade in dieser Nacht so selbstverständlich offenbarte, schließlich lebte er seit dem Kampf gegen Cell schon wieder seit Monaten in der Capsule Corporation, aber genau heute schien in seinem Kopf klar und deutlich angekommen zu sein, was er schon seit einer Ewigkeit gewusst, aber nie richtig akzeptiert hatte: Er hatte jetzt eine Familie. Diese zwei unschuldigen und vollkommen reinen Geschöpfe gehörten jetzt zu ihm und obwohl es ihm ein Rätsel war, warum Bulma ihn vor all den Monaten gebeten hatte, zu bleiben, war es seine Aufgabe, als Sayajin, Prinz und Mann, zu beschützen, was das Seine war. Er war sich dessen niemals richtig bewusst gewesen, aber seitdem er Mirai Trunks hatte sterben sehen müssen, sein eigen Fleisch und Blut, hatte er eine Entscheidung getroffen, eine Entscheidung, die ihm nun plötzlich selbstredend erschien: Er wusste nicht, was ein guter Vater war, da sein eigener ihn bereitwillig Freezer überlassen hatte, um so sein Volk zu retten. König Vegeta war ein rückratloser Feigling gewesen, der ohne zu Zögern seine Familie geopfert hatte, aus Angst, Freezer könne seinen Zorn an denen auslassen, die er sich zu Untertanen gemacht hatte. Vegeta würde es anders machen; er würde Verantwortung übernehmen und alles in seiner Macht stehende tun, um die Sicherheit und das Wohlergehen seiner Familie zu gewährleisten. Einerseits machte ihm diese Idee Angst, da er nun nicht mehr nur auf sich selbst achten musste. Gleichzeitig aber verspürte er erneut dieses warme und behagliche Gefühl, das zwar noch neu, aber keinesfalls unangenehm war: die Gewissheit, nicht mehr alleine zu sein.
 

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Jaaaah, ich lebe noch- noch so gerade. Es geht langsam auf die Prüfungen zu und was macht Frau, statt zu lernen? Richtig, ein völlig sinnfreies Kapitel mit Quietschfaktor hochladen aber hey- wir haben schließlich alle unseren schwachen Momente. Bei dieser Gelegenheit würde ich mich auch gerne bei den 4 regelmäßigen Kommentarschreibern bedanken, die sich von den über 90 Favoriten die Zeit nehmen, mir ihre Meinung zu sagen. Ihr seid klasse! Also dann, gehabet euch wohl, Freunde :)



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Von:  animoon
2015-12-12T14:30:49+00:00 12.12.2015 15:30
Wunderschön, wie sich Verwundbarkeit und Zärtlichkeit dieses Moments in Deiner Sprache spiegeln.
Von:  Beauty28
2013-07-21T10:31:01+00:00 21.07.2013 12:31
Mega mega süß wie die Kleine Vegeta Füttert ... Echt Ne tolle Idee von dir richtig goldig echt Klasse *.*
Von:  Princesskittylin
2012-09-08T15:56:11+00:00 08.09.2012 17:56
Hallo!
Super one-shot, kurz, gefühlvoll und ideale ÜBerbrückung zum 5. Teil von Hoffnung der hoffentlich noch kommt? ;)
Liebe Grüße, Princess Kitty ;)
Von:  Susilein
2012-05-15T15:03:04+00:00 15.05.2012 17:03
Ich liebe deine Fanfic wo du immer gleine Geschichten über Vegeta x Bulma und ihre Familie machst, einfach nur wundervoll.
Du trifst die Charas so orginalgetreu, besonders Vegeta wo man immer richtig mitfühlen kann wie Bulma und die Kinder sein herz erweichen und ihn zu einen richtigen Mann machen, nicht nur eine Kampfmaschine die kalt und grausam ist.

Dein Schreibstyl ist wunderbar flüssig und er lässt sich wundervoll lesen, wie du die gedanken und gefühle in die Sätze einbringt find ich fantastisch, man kann sich alles genau vorstellen und nachempfinden, riesiges Lob. ^-^

Das Kapitel war wirklich wieder einmahlig, Trunks ist so süß und Bulma geht so herrlich auf in ihrer Mutterrolle, find ich auch klasse wie sie Vegeta immer schön die Meinung sagt und es schaft ihn meistens zu überzeugen. Bulma ist der perfekte Gegenpart für Vegeta, sie lockt in ihn die emotionen hervor er sich selbst sicherlich nie hätte vorstellen können das sie je exestieren, klasse. <3

weiter so, freu mich auf das nässte Kapitel. ^-^

lg Susilein
Von:  Lodemai
2012-05-11T22:37:27+00:00 12.05.2012 00:37
Hallöchen!
Oh, ich muss sagen, das war wirklich ein wundervoller OneShot!! Es war süß, aber meiner Meinung nach nicht zu kitschig. Genau richtig. Ich finde es toll wie perfekt du die Charaktere triffst und deinen eigenen Stil miteinfließen lässt :)

freu mich vielleicht schon bald Neues von dir zu lesen und drück dir die Däumchen für deine Prüfungen ;D

lg Lodemai
Von:  funnymarie
2012-05-11T14:52:42+00:00 11.05.2012 16:52
huhu^^
ein sehr schöne kapitel und trunks ja wirklich zum knuddeln
auch vegeta kam sehr authentisch rüber
ich hoffe, du ladest bald wieder so ein sinnfreies kapitel hoch^^
es hat mir nämlich gerade das we versüßt
lg funnymarie
Von:  Thaleia
2012-05-11T12:23:38+00:00 11.05.2012 14:23
Hey! Da bist du ja wieder und das mit einem sehr schönes OS. Ich finde es sehr schön, wie du die Familie dargestellt hast. Richtig süß. Vegetas Gedanken waren sehr schön dargestellt. Im genau richtigem Moment kam Bulma ja dann doch noch ins Schlafzimmer zurück ;)
Wie Vegeta sich bewusst wird, dass er seine Familie beschützen muss fand ich sehr schön dargestellt.
Hoffe bald mehr von dir zu hören!
V.a. was den nächsten Teil von "Hoffnung" anbetrifft!

Lg
und viel Glück bei deinen Prüfungen!
Von: KatieBell
2012-05-11T11:01:14+00:00 11.05.2012 13:01
Hallo und zu Beginn gleich einmal...:
Sehr schöner OneShot! Dein Schreibstil ist erste Sahne, wenn ich das mal so sagen darf ;) Und auch die Darstellung der Charaktere. Ich stell mir das immer so schwierig vor, aber wenn man deine Beschreibung liest, ist es dann doch so einfach!?

Nichts desto trotz; Toll. Einfach nur toll! Ich bin begeistert =D
Lg KatieBell

Ps: Und wollen wir mal ehrlich sein, die besten Stücke kommen dann aufs Papier, wenn man doch eigentlich keine Zeit dafür hat ;)
Von: abgemeldet
2012-05-11T10:49:26+00:00 11.05.2012 12:49
WAH. Was für ein gemeiner Cliffhanger @////@
Ich bin total aufgewühlt gerade, Menschenskind >.<
Das Kapitel hat mich total ergriffen und so gerne ich einen richtig ausführlichen Kommentar schreiben würde, ich kriegs einfach nicht hin.
Was mich allerdings interessieren würde ist, was in deiner Geschichte mit den Dragonballs passiert ist. Existieren die nicht mehr? Zu gefährlich, sie zu sammeln? >.<
Bitte lass dir mit der Fortsetzung nicht mehr soviel Zeit, ja? Ich schreib in Zukunft auch wieder ganz brav regelmäßig Kommis x3
Von: abgemeldet
2012-05-11T10:06:45+00:00 11.05.2012 12:06
Mensch, das ist ja jedesmal ein Kampf mit den beiden *lach*
Ich liebe diesen kleinen Schlagabtausch zwischen den beiden, wie du ihn beschrieben hast - ich weiß, ich wiederhole mich, aber Charaktergetreuer könnte man kaum schreiben.
Und ich fand es endsüß, dass der feine Herr sich so um sie gesorgt hat, als er gesehen hat, wie ausgemergelt und abgekämpft war. Du verstehst es echt, auch in einer "harten" Geschichte gelegentlich etwas Zucker einzustreuen, ohne, dass es unpassend wirkt <3


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