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Unspoken

~ Zwischen den Zeilen [V x B]
von

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HoFFnuNg ~ 1. Teil [ Vegeta x Bulma ]

/!\ WARNUNG: Dark & Schnulze (?)
 

Siedend heiß loderte ein Feuer in seinem Innern auf.

In sekundenschnelle schoss es durch seinen gesamten Körper, färbte seine Augen strahlend blau und seine Haare golden. All seine verbliebene Energie brach aus ihm hervor, einer Explosion gleich, und schlug wie Flammen nach allen Seiten aus. Druckwellen ließen den Boden unter seinen Füßen erzittern und die umstehenden Häuserwände in sich zusammenbrechen. Gelbes Ki umhüllte seinen Körper wie ein Panzer und schimmernde Blitze durchbrachen die Stille wie Peitschenhiebe. Die Luft um ihn herum vibrierte; er konnte kaum atmen.

Keuchend sah Vegeta seinen Feinden entgegen, die nicht weit von ihm Seite an Seite im Himmel schwebten und auf ihn herabsahen, ein grausames Lächeln auf den wächsernen Gesichtern. Ein kurzer Blick genügte, um zu erkennen, dass er um ein Hundertfaches schwerer verletzt war als sie. Während die blonden Haare der Frau an einer Seite lediglich angesengt waren und die rechte Wange des Mannes ein Kratzer zierte, hielt Vegeta sich nur noch mit Mühe auf den Beinen. Blut sickerte unaufhaltsam aus der Fleischwunde an seiner Schulter, floss heiß und klebrig seinen Arm hinab, der nutzlos an seiner Seite baumelte, und benetzte den Steinboden unter ihm. Zahlreiche Schürfungen und Prellungen waren unter seinem zerfetzten Anzug zu erkennen und die verzerrten Muskeln jagten ihm einen Krampf nach dem nächsten durch den geschwächten Körper. Schmerz betäubte ihn und benebelte seinen Verstand, doch Vegeta wusste, wenn er nicht kämpfte, dann starb er. Er wischte sich das verkrustete Blut aus den Augen, ging erneut in Kampfstellung und wartete auf den nächsten Angriff. Dieses Mal war es die Frau, die sich rührte. Mit einer eleganten Bewegung strich sie sich das geschwärzte Haar hinters Ohr, warf ihm noch einen überheblichen Blick zu und dann preschte sie los. Vegeta hatte Mühe, ihren Bewegungen zu folgen, als sie kurz auftauche und einen Atemzug später wieder aus seinem Sichtfeld verschwand. Seine Augen huschten unruhig hin und her, stetig darauf bedacht, sie nicht zu verlieren, denn die kleinste Unachtsamkeit konnte ihn Schachmatt setzen.

Ein Ruck ging durch seinen Körper, als er die Hände hob und ihre Faust nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht stoppte, sich unter der nächsten hinwegduckte, ausholte und auf ihren Hals zielte- als ihn die Hand, die er soeben noch mit der eigenen umklammert hatte, mit einer solchen Wucht im Nacken traf, dass er befürchtete, sein Genick würde im nächsten Augenblick mit einem hässlichen Knirschen brechen. Es riss ihn von den Füßen, schleuderte ihn vorwärts und er streckte die Arme aus, um sich abzufangen. Ein blendender Schmerz durchfuhr seine angeschlagene Schulter wie ein Messerstich und Vegeta hätte am liebsten aufgeschrien. Durch die Wucht des Aufpralls gab der Boden unter ihm nach und er versank im Beton. Fluchend und mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht rappelte er sich mühsam wieder auf. Gerade noch rechzeitig, denn ein vorbeifliegender Energiestrahl schlug dort ein, wo Sekunden zuvor sein Kopf gelegen hatte. Aus den Augenwinkeln erkannte er, wie der Beton zu dampfen begann und zu einer grauen Pampe schmolz. Ein hohes Lachen drang an seine Ohren, ließ sein Herz kurz aussetzen. Er kämpfte gegen die aufkommende Übelkeit an, als ihm mit Entsetzen bewusst wurde, dass die Frau genau hinter ihm stand. Ihre Stimme klang höhnisch, als sie sich vorbeugte und hauchte:

"Genug gespielt, kleiner Prinz?"

Er wirbelte herum, wich zurück und funkelte sie zornig an. Er hasste diese Blechbüchsen für ihre Frechheit und ihren Hohn und er verfluchte ihre Stärke, gegen die er nach hartem und verbissenem Training trotzdem nicht ankam. Doch am meisten hasste er seine eigene Angst, die er verspürte, sobald er einem von ihnen gegenüberstand und sich der Gedanke in seinem Kopf festbrannte, dass er gegen den Tod kämpfte.

Vegeta spürte, wie die Energie in seinem Innern schwächer wurde und die Flammen, die seinen Körper umgaben, waren deutlich kleiner geworden. Er hatte nicht mehr viel Zeit, doch das war jetzt bedeutungslos. Er hatte die Cyborgs zurückgedrängt und somit die Aufgabe erfüllt, die er sich selbst auferlegt hatte. Doch im nächsten Moment kam ihm ein anderer Gedanke. Wenn er nicht überlebte, gab es niemanden mehr, der seine Pflicht übernehmen könnte. Das Weib würde sterben...

In einem Anflug von plötzlicher Entschlossenheit sammelte Vegeta knisternde Energie in seiner Hand, ließ sie auf die Größe eines Ballons anschwillen und fixierte den Cyborg aus blauen Augen, die Funken zu sprühen schienen. Sie grinste belustigt.

"Was willst du mit der Erbse da in deiner Hand?"

Er schnaubte nur abfällig, machte einen Schritt vorwärs- und verschwand. Er erhaschte einen kurzen Blick auf ihr Gesicht, auf dem sich milde Überraschung abzeichnete und wusste, dass diese Attacke seine letzte Chance war. Er konzentrierte sein restliches Ki darauf, seine Geschwindigkeit zu erhöhen und bewegte sich so schnell, dass sein eigenes Blut in seinen Ohren rauschte. Sein Atem ging stoßweise, sein Herz klopfte ihm bis zum Hals und seine Arme fühlten sich an, als seien sie aus Blei. Die Wunde an seiner Schulter pochte unangenhem. Mit einer letzten, fließenden Bewegung tauchte er hinter ihrem Rücken auf und riss den gesunden Arm zurück, um ihr mit der Energiekugel den Kopf wegzupusten. Ihm entfuhr ein Keuchen, als sie sich blitzschnell zu ihm umdrehte, die Arme hob, um ihn mit seinem eigenen Angriff zu töten und seinen jämmerlichen Versuch nur müde belächelte.

Sie wusste, dass sie stärker war und ihm überlegen. Diese Menge Ki würde ihr nichts anhaben können. Und er wusste das auch.

Vegetas Lippen formten sich zu einem Grinsen. Bevor die Leuchtkugel den Cyborg erreichte, flackerte sie und verschwand. Er zog sein Knie hoch und rammte es ihr mit aller Gewalt unter den Kiefer. Er konnte das Knacken hören, als ihr Kopf mit einem wütenden Schrei nach hinten schnellte. Die Energie, die er in die Fingerspitzen geleitet hatte, schoss wie Messer aus ihnen hervor und Vegeta versenkte erbarmungslos alle fünf in den Leib vor sich. Er fühlte, wie die kalte Haut unter seinen Nägeln nachgab und er mit der ganzen Hand ins Fleisch stach. Blut spritzte ihm ins Gesicht und auf den Boden, färbte ihre Jacke rot. Mit einem angewiderten Gesicht stieß Vegeta sie von sich und wischte die verschmierten Handschuhe an seinem Kampfanzug sauber. Die Frau taumelte rückwärts, hielt sich jedoch auf den Beinen. Er konnte ihren rasselnden Atem hören und gleichzeitig spürte er, wie die Hitze in seinem Körper verschwand. Seine Augen und Haare färbten sich wieder schwarz.

Und als sein Gegenüber den Kopf hob und er in ihre Augen sah, wusste er, dass es sein Ende war. Hass und Wahnsinn lagen in ihren glänzenden Iriden und ihr Mund verzog sich zu einem diabolischen Grinsen.

"Das wirst du bereuen, kleiner Prinz!"

Und alles, was er im nächsten Augenblick spürte, war blendender Schmerz, der sich durch seinen Körper zog und ihn beinahe um den Verstand brachte. Ihm entfuhr ein Schrei und er sah Blut spritzen, das in breiten Streifen auf der Hauswand hinter ihm klebte, langsam daran herabrann. Lautlos bildete sich eine Blutlache zu seinen Füßen und die Sicht verschwamm vor seinen Augen. Vegeta fiel auf die Knie, sein Oberkörper schlug dumpf auf dem Untergrund auf. In seinem Kopf herrschte auf einmal vollkommene Stille und eine Leere, die ihm Angst mache, aber gleichzeitig unendlich friedlich wirkte. Die offenen Wunden brannten wie Feuer, doch er nahm den Schmerz nur noch am Rande seines Bewusstseins wahr. Er versuchte die Lider offen zu halten, doch die Schatten der Cyborgs verschmolzen mit der Dunkelheit, die ihn von allen Seiten zu verschlingen drohte. Er hörte ihre Schritte, die nach einiger Zeit in der Stille verklangen und sein Kopf fühlte sich an, als würde er bersten.

Er nahm einen tiefen Atemzug, wohl bewusst, dass das wahrscheinlich sein letzter sein würde. Rabenschwarze Finsternis hüllte ihn ein und das letzte, das er sah, waren türkise, seidene Haarsträhnen und meerblaue Augen, die ihn liebevoll anfunkelten.

"Bulma..."
 


 

Bulma betrachtete sein schlafendes Gesicht. Trotz der Schürfungen und der tiefen Schnittwunde, die sich über Nase und Wange zog, wirkten seine Züge friedlich. Mit zitternden Händen schob sie das Bettuch zurück und wie jedes Mal bei diesem Anblick wallte Verzweiflung in ihr auf. Vegetas Körper war übersät von Prellungen und blauen Flecken, die offene Fleischwunde in seiner linken Schulter blutete immer noch und die tiefen Striemen auf seiner Brust erinnerten sie an gewaltsame Peitschenhiebe. Sie blinzelte heftig, als Tränen sich erneut den Weg über ihre Wangen bahnten. Energisch wischte sie sich mit dem Handrücken über die Augen und atmete ein paar Mal tief ein und aus. Heulen brachte sie keinen Schritt weiter. Schließlich begann sie, mit vorsichtigen Handgriffen die blutigen Verbände zu lösen und die wieder fester zu ziehen, die sich gelockert hatten. Sie säuberte sich die verschmierten Hände an der weißen Arbeitsschürze so gut es ging und griff nach der Schüssel, die neben dem kleinen Hocker stand. Mit lauwarmen Wasser tupfte sie verbliebenen Dreck und Staub aus den Wunden und wischte ihm über das Gesicht. Aus dem Koffer neben dem Nachtschrank nahm sie frisches Verbandszeug und wickelte ihn sorgfältig damit ein.

Stille herrschte in dem notdürftig eingerichteten Zimmer und wurde nur durch das Ticken des Weckers im Sekundentakt unterbrochen. Eine kleine Lampe leuchtete schwach und warf regungslose Schatten an die steinernen Wände. Bulma schätzte, dass es mitten in der Nacht sein musste. Sie wischte sich mit einem verbliebenen Tuch den Schweiß von der Stirn, legte die schmutzigen Verbände in die Schüssel mit dem Wasser und schritt lautlos durch den dämmrigen Raum. Umständlich öffnete sie die hölzerne Türe, von der bereits Farbe abblätterte und in den Angeln hing. Das angrenzende, heruntergekommene Bad war vollkommen dunkel, doch Bulma benötigte kein Licht, um sich zurechtzufinden. Dieser Vorgang war für sie Routine geworden und sie kannte sich inzwischen gut genug aus, um blind die Schüssel im Waschbecken auszukippen, die Bandagen auszudrücken, so gut es ging zu säubern und über eine provisorische Wäscheleine zu hängen, die quer unter der Decke hing. Sie trocknete sich die Hände und kehrte zu Vegeta zurück.

Bulma nahm auf dem Hocker neben seinem Bett Platz, legte die Ellbogen auf die harte Kante und bettete den Kopf darauf. Sie fühlte sich ausgelaugt und erschöpft. Das ständige Bangen um Vegeta und die Angst, wenn sein Zustand sich verschlechterte, nagten an ihren Knochen und beraubten sie all ihrer Kräfte. Die Präsenz des Todes hing wie ein dichter, schwarzer Schleier im Raum und Bulma spürte ihn so deutlich, dass sie manchmal glaubte, daran ersticken zu müssen. Sie fühlte sich in die Enge getrieben, gefangen zwischen zwiegespältigem Empfinden, zerrissen von gegensätzlichen Gefühlen. Sie war verzweifelt, weil sein Zustand sich nicht besserte, hilflos, da sie nichts für ihn tun konnte, machtlos, weil sie schwach war und verbittert wegen ihrer Nutzlosigkeit. Sie war wütend auf sich selbst, zornig über ihn, der sich mitten in der Nacht rausgeschlichen hatte und empfand Hass für die Cyborgs, der nicht in Worte zu fassen war. Und trotzdem war inmitten dieser ganzen Panik, Angst, Ungewissheit und Rage ein winziger Funken Licht übriggeblieben, der schwach in der Dunkelheit schimmerte. Bulma klammerte sich wie eine Ertrinkende an diesen letzten, rettenden Strohhalm, um nicht in dem reißenden Strudel ihrer eigenen Gedanken unterzugehen.

Sie wollte leben, damit er nicht starb. Vegeta hatte sein Leben eingesetzt, um ihres zu schützen. Bulma würde für ihn das Gleiche tun und genau darum musste sie gegen ihre Gedanken ankämpfen. Denn wenn sie die Hoffnung aufgab, gab es auch für ihn keine mehr.

Ihr entwich ein kraftloses Seufzen, als die Müdigkeit sie überfiel und so schnell mit sich riss, wie sie gekommen war.

Ergeben schloss sie die Augen, ihr Atem wurde ruhiger. Sie wollte sich nur einen kurzen Moment der Stille gönnen, bevor sie erneut überdenken würde, wie sie ihm am besten helfen konnte.

"Gute Nacht, Vegeta", wisperte sie und glitt nur Augenblicke später in einen unruhigen Schlaf.
 


 

Erschöpft bog sie in die nächste Straße ein. Flüchtig huschten ihre Augen nach links und nach rechts, schweiften kurz über die Spur der Verwüstung, die auch hier nicht ausgeblieben war, und blickte dann wieder starr geradeaus. Dieses Viertel sah genauso aus wie all die anderen, in denen sie schon gewesen war. Von den einst prächtigen Häuser waren nur noch Ruinen übrig, wo zuvor gepflegte und grüne Vorgärten geblüht hatten, prangten nun gewaltige Löcher, die Straße glich einem ausgetrockneten Flussbecken, einzelne Felsen und Gesteinsbrocken waren aus Häuserwänden herausgebrochen und bedeckten die tiefen Krater im Zement.

Bulma hatte entsetzt aufgekeucht, als ihr die zahlreichen Blutflecken und -sprizter auf Boden und Wänden aufgefallen waren.

Eine eiserne Faust hatte sich um ihr Herz geschlossen, als ihr unwillkürlich der Gedanke durch den Kopf geschossen war, es könnte sein Blut sein. Die Angst, die ihr in den Knochen saß und ihren Körper erbeben ließ, hatte für einen Moment gedroht, sie zu überwältigen. Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie die Bilder aus ihrem Gedächtnis vertreiben wie ein paar lästige Fliegen. Sie erreichte das Ende der Straße und sah sich noch einmal um. Bulma biss die Zähne zusammen, um nicht vor Enttäuschung laut aufzuschreien. Sie wusste nicht mehr, wie lange sie lief. Sie wusste auch nicht mehr, das wievielte Viertel dieses war, in dem sie suchte. Sie wusste nicht einmal mehr, was sie sich erhoffte, zu finden.

Bulma wurde langsamer, kam zum Stehen und hielt sich die stechenden Seiten. Die kalte Luft brannte in ihren Lungen, ihre Beine zitterten und fühlten sich an wie Pudding. Sie sank auf die Knie, presste die Hand auf die Brust und versuchte, ihr rasendes Herz zu beruhigen.

Sie wandte den Kopf und sah in den Himmel, wo die Sonne bereits hinter den grauen Häuserruinen verschwand. Die aufkommende Dunkelheit hüllte die Umgebung in ein tristes Grau. Vereinzelte Sonnenstrahlen, die sich schwach und kraftlos in der Dämmerung brachen, ließen das Blut auf Straße und Krater gespesntisch rot leuchten. Bulma erschauderte, als ein plötzlicher Windstoß an ihrer Kleidung zerrte und unnatürlich laut in der Stille klang. Staub wurde aufgewirbelt und wehte in alle Richtungen davon.

Sie war allein. Hier war niemand mehr, der ihr hätte helfen können. Entweder waren alle Bewohner dieser Umgebung getötet worden oder hatten sich in ihre Keller und Bunker zurückgezogen. Sie musste ihn finden. Alleine.
 


 

Abrupt schlug sie die Augen auf. Schweiß lief ihr über die Stirn, ihr stockender Atem hallte von den kahlen Wänden wider, das Ticken des Weckers dröhnte in ihren Ohren. Langsam hob sie den Kopf und setzte sich vorsichtig auf. Ihr Rücken schmerzte und die Arme spürte sie nicht mehr. Unruhig ließ sie den Blick durch den kleinen Raum schweifen, musterte die Lampe, den Nachttisch und die abgenutzte Tür, die zum Badezimmer führte. Bulma entfuhr ein Stöhnen und sie fasste sich an den Kopf. Sie hatte geträumt, sonst nichts. Sie war in ihren Träumen schon wieder draußen gewesen, um nach ihm zu suchen. Wie in der Nacht vor einer Woche. Doch Vegeta war hier, bei ihr. Er lag neben ihr im Bett und schlief. Er-

"Nein!"

Sie sprang auf, ignorierte das schmerzvolle Knacken ihrer steifen Gliedmaßen und krabbelte zu ihm aufs Bett. Sie riss unwirsch die Decke von seinem Körper und beugte sich über ihn. Für ein paar Sekunden starrte sie wie gelähmt auf seinen bandagierten Brustkorb. Sie war nicht fähig einen klaren Gedanken zu fassen, starrte ihn einfach nur an. Und als die Erkenntnis sie traf, war es wie ein harter Schlag ins Gesicht, wie ein Kübel kaltes Wasser, wie ein Sturz aus hundert Metern Höhe. Seine Brust hob und senkte sich nicht mehr.

Bulma wurde schwarz vor Augen. Übelkeit kroch ihre Kehle hoch, ihre Eingeweide verkrampften sich, sie begann zu würgen. Sie schlug die Hand vor den Mund, kam mit zitternden Beinen zum Stehen, doch nach ein paar unbeholfenen Schritten gaben die Knie unter ihr nach. Sie streckte den Arm aus, zog einen dreckigen Eimer näher und wenige Sekunden danach erbrach sie sich. Tränen tropften auf den staubigen Boden, ein leises Schluchzen entfuhr ihr. Die ganzen Gedanken, die sie vor dem Alptraum verdrängt oder unterdrückt hatte, schienen sich in Luft aufgelöst zu haben. In ihr herrschte mit einem Mal eine gähnende Leere, ihr Innenleben glich nur noch einem tiefen, schwarzen Abgrund. Vegeta hatte ihr nicht die Hand dargeboten, um sie zu stützen, er hatte sie gestoßen. Ihre Umgebung verschwamm vor ihren Augen, ihre Hände krallten sich fester um den rostigen Eimer. Er war tot. Bulma hatte keine Kraft mehr, um stark zu sein und keinen Grund mehr, ihre Gefühle zurückzuhalten. Ihr Schrei schallte in dem kleinen Raum, die löchrigen Wände warfen ihn von allen Seiten zurück und ihr Schluchzen klang einsam und laut in der Stille. Seit einer Woche hatte sie sich nicht ein einziges Mal erlaubt, Schwäche zu zeigen, hatte ihren Lebensgefährten gepflegt und umsorgt, wo sie nur konnte. Doch es hatte nicht gereicht. Er war gegangen. Sie war alleine. Mit tränennassem Gesicht erhob Bulma sich wankend und taumelte in den Waschraum. Er hatte sie zurückgelassen. Sie spülte den Mund aus, wusch sich das Gesicht, strich die schweißnassen Strähnen aus ihrer Stirn. Vegeta hatte sie alleine gelassen. Als sie nach dem Handtuch griff, streifte sie eine der Bandagen, die von der Decke hingen. Sie war wieder trocken. Lügner. Bulma ergriff sie, riss ebenfalls die anderen von der Wäscheleine, warf sie sich über die Schulter, füllte die Schüssel vom Abend zuvor mit lauwarmem Wasser. Sie stieß die Türe so heftig auf, dass sie gegen die Wand schlug, und schritt durch den Raum. Er war ein Lügner. Mit einer Handbewegung wischte sie alles vom Nachttisch, achtete nicht auf Klirren und Scheppern und knallte die Schüssel darauf, dass Wasser zu beiden Seiten spritzte.

Dann wandte sie sich ihm zu, stieg abermals aufs Bett und setzte sich neben ihn.

"Du kannst nicht tot sein, Vegeta", sagte sie laut und sah ihm in das regungslose Gesicht. Die Schnittwunde über der Nase hatte aufgehört zu bluten. Er wirkte friedlich. Bulma biss sich auf die Unterlippe. Sie wollte ihn anschreien, ihn wachrütteln, ihm eine scheuern, irgendwas. Irgendwas...

Warum war sie wütend auf ihn? Sollte sie nicht traurig sein? Aber sollte er nicht sein Versprechen halten? War er kein Mann, der zu seinen Worten stand? Hatte er seinen Stolz aufgegeben, war sein Lebenswille tatsächlich erloschen?

Zögernd streckte sie die Hand aus und berührte vorsichtig seine Wange; Sie war noch warm. Ihr Herz machte einen Hüpfer.

"Du hast es mir versprochen, weißt du noch?" Sie klang dieses Mal deutlich sanfter, doch er rührte sich nicht. Bulma rutschte näher an ihn heran und stützte einen Arm in sein Kopfkissen.

Sie lehnte den Kopf neben seinen, berührte kurz sein schwarzes Haar mit der Nasenspitze. Ihre Lippen streiften sein Ohr, als sie erneut zum Sprechen ansetzte.

"Du hast gesagt, dass du mich nicht alleine lässt", flüsterte sie und spürte zur gleichen Zeit, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete.

"Lass mich nicht alleine, Vegeta. Bitte..." Ihre Stimme war nur noch ein Wispern. Einzelne Tränen rollten über seine Wangen, als Bulma ihr Gesicht über das Seine gebeugt hatte. Sie tropften ihr von Kinn und Nase und benetzten seine Haut. Ihre langen Haare umrahmten sein Gesicht wie ein Fächer und als sie die letzten Zentimeter zwischen ihnen überbrücken wollte, hielt sie abrupt inne. Ihre blauen Augen weiteten sich ungläubig, ihre Hand krallte sich in den Stoff unter ihren Fingern und das Herz klopfte ihr bis zum Hals.

Warmer Atem streifte ihr Gesicht. Nur ganz schwach, wie ein flüchtiger Windhauch. Sie spürte das altbekannte Prickeln auf ihrer Haut, das sie jedes Mal überkam, wenn Vegeta sie einen Augenblick lang auf schwarzen Tiefen betrachtete und sie seinen Atem auf ihren Lippen spürte, bevor er sie küsste.

"Du... atmest", brachte sie mühsam hervor. Er antwortete nicht. Er lag einfach nur da und schlief. Ein Geräusch entfuhr ihr, das zwischen Erleichterung und erneuter Angst lag. Er lebte. Und sie musste dafür sorgen, dass das so blieb.

"Bitte halt dein Versprechen, Vegeta." Obwohl ihr bewusst war, dass er sie wahrscheinlich weder hörte noch spürte, drückte sie ihre Lippen sanft gegen seine. Es war bloß eine vertraute, einfache Geste und doch ließ sie in ihr eine Sehnsucht nach ihm auflodern wie ein mächtiges, unterdrücktes Feuer, das sich nach langer Zeit seinen Weg an die Oberfläche suchte. Widerwillig löste sie sich nach ein paar Sekunden von ihm, betrachtete ihn noch einmal und stieg vom Bett. Sie griff nach Schüssel und Bandagen und versorgte seine Wunden so gut es ging. Ein paar Mal legte sie prüfend den Kopf auf seine Brust, um seinem Herzschlag für ein paar Sekunden zu lauschen. Es kostete sie viel Willenskraft, seine Nähe nicht noch einmal zu suchen und sie zwang sich, sich von ihm abzuwenden. Bulma hängte den schmutzigen Arbeitskittel an einen Haken, schnappte sich ein graues Shirt und eine graue Hose, schlüpfte in ihre Schuhe.

Vegeta überlebte nicht mehr lange. Ein Herzstillstand konnte jeden Moment wieder eintreten und sie würde es nicht länger schaffen, seinen Körper am Leben zu halten. Er brauchte professionelle Hilfe. Er brauchte einen Arzt. Und sie würde einen suchen gehen.
 

~ FORTSETZUNG FOLGT ~
 

Das war der erste Teil des zweiten One- Shots, den sich Elsen_Mink von mir gewünscht hat =)

Ihr Stichwort war "Hoffnung" und die gewünschten Genres "Drama, Romantik & Action".

Somit ist dieses Kapitel dir gewidmet, Elsen- chaaaan =^.^=

Hier ein dickes Sorry, dass ich den Genre "Drama" eher in "Darkfic" umgeändert habe, das war nicht beabsichtigt. Aber in der Zeit, in der dieser OS entstanden ist, gab es für mich ja zahlreiche Höhen und Tiefen, die ich im Schreiben verarbeitet habe. Gomen nasai!

Die Vorschläge der anderen folgen, sobald ich handfeste Ideen habe ^______~
 

LG,

Méle



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Kommentare zu diesem Kapitel (14)
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Von:  Thaleia
2009-01-24T12:52:54+00:00 24.01.2009 13:52
Wow!
Deine OS sind einfach ..
Wahnsinn!
Ich bin richtig vernarrt ihn jedes einzelne Wort.
Es ist super schön wie du schreibst. Es passt alles so perfekt und man kann sich richtig in jeden einzelnen Buchstaben hineinversetzen.
Weiter so!
Lg
Von: abgemeldet
2008-11-05T19:43:23+00:00 05.11.2008 20:43
Hey Hey!

Ich fand den ersten Teil der OS klasse. ^^
Mir gefällt dein Schreibstil immer total gut.
Du kannst die Gefühle der Personen so gut rüber bringen. ^^

Arme Bulma.
Sie tut mir leid.
Immer in der Angst leben zu müssen ihren liebsten zu verliern. Q.Q

Hoffentlich findet sie einen Arzt.
Ich hoffe es wirklich sehr für die beiden.

*seufzt*
na ja, ich werde es ja in der nächsten OS sehen. ^^
Mach bitte weiter so.

glg Xen
Von: abgemeldet
2008-10-11T01:03:50+00:00 11.10.2008 03:03
Du glaubst gar nicht wie erleichtert ich gerade bin - ich wollte schon aufs heftigste protestieren >.< Vegeta stirbt nicht so einfach, der ist wie Unkraut und das vergeht bekanntlicherweise nicht *tschakka*
Was dir am Anfang sehr gut gelungen ist, wie du die Kampfszene beschrieben hast, ich glaub ich könnte sowas nicht gut, und dann auch noch so detailgetreu...
Bulma ist eine starke Frau, das hab ich schon imemr an ihr bewundert...
Von: abgemeldet
2008-09-01T07:31:58+00:00 01.09.2008 09:31
Wo bleibt denn nun das nächste Kapi? Wir warten schon soooo lange...

Bitte schreib schnell weiter.

Liebe Grüße
Von:  Buffy12
2008-08-31T16:43:43+00:00 31.08.2008 18:43
schreib bitte weiter das kap is klasse
Von: abgemeldet
2008-08-29T22:14:02+00:00 30.08.2008 00:14
ahrg, und diese geschichte entdecke ich erst jetzt.
hab sie grad vom ersten bis zum letzten kapitel verschlungen und finde sie einfach phänomenal! du schreibst super und triffst die charaktere super gut.
das kommt auf jeden fall auf die favo liste, ich hoffe es geht bald weiter.
lg
Lomira
Von:  Hypnopompic
2008-08-25T13:16:43+00:00 25.08.2008 15:16
voll süß...aber er hat sie im schlaf geküsst? Oo

Huhu, hier meldet sich mal die Autorin xD
Ich dachte mir schon, dass diese Stelle in den Story etwas 'ungeschickt' ausgedrückt war.
Nein, Vegeta hat sie nicht im Schlaf geküsst. Die Stelle ist so zu interpretieren, dass Bulma sich zurückerinnert, wie sie sich immer gefühlt hat, bevor er sie geküsst hatte, also in der Vergangenheit, in den Nächten, die sie vor seinem "Unfall" zusammen verbracht haben ^_____~ Hat das jetzt jemand verstanden? ~ xD
LG,
Méle
Von:  elsen_mink
2008-07-10T12:47:09+00:00 10.07.2008 14:47
Jetzt weiß ich, wieso ich nicht direkt ein Kommentar schreiben konnte!
Ich war so sprachlos von deiner Ff, dass mir nichts einfiel! X3
Die ist - so wie ich sie mir vorgestellt hatte - PERFEKT! =D
Boh ich hatte manchmal einen Kloß im Hals hängen!!! Und du weißt, dass das bei mir ja schon an einem Wunder grenzt! =)
Dass Drama durch Dark-Fic ersetzt wurde ist mir ehrlich gesagt total egal, weil ich den Unterschied sowieso nicht kenne! *haha* XD Aber besser hätte man dienicht schreiben können!!! ;)
Ich fass es immer noch nicht, dass ich die Ehre die gewidmet zu kriegen! XD
Einfach unglaublich wie du die Gefühle rüberbringen kannst, so als ob man selber in der Geschichte stecken würde! T_T Einfach unglaublich! (hatte ich glaub ich schonmal gesagt aber egal =P)
Man fiebert voll mit! Ich freu mich schon total auf die Vortsetzung!!! Kann es kaum erwarten rauszufinden was noch passiert! X3
Schreib weiter so meine Deutsch-Göttin! =D
Sehen uns bestimmt nochmal, und dann werd ich dich auch noch mal loben ;)
Estar orgulloso por te! =D
Hasta luego! ;)
Elsen

P.S.: Ich versuch trotzdem nächstes Mal etwas schneller zu schreiben! =P

Von:  Mehdi548
2008-06-27T11:18:51+00:00 27.06.2008 13:18
ich finde es super. echt gut .bin gespannt wie der nächste teil wird!

Von: abgemeldet
2008-06-27T07:17:45+00:00 27.06.2008 09:17
Ein echt schönes Kapitel. Die Story hat mich voll mitgerissen... Ich find es fantastisch wie du die Gefühle von Bulma beschrieben hast. Bin mal gespannt was im zweiten Teil der Geschichte passiert. Also schreib bloß schnell weiter, kann es kaum erwarten :)

Liebe Grüße


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