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Some Kind of Magic

Don't walk behind me I may not lead...
von

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A Journey to Logan's Gloomy Past

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Zwei Stunden später teilte sich die Gesellschaft auf, die Jüngeren mußten sich in ihre Zimmer zurück ziehen, die Oberschüler begaben sich in ihr Party-Zimmer' und die Erwachsenen setzten sich gemeinsam an einen der Tische, um Kaffee zu trinken, zu rauchen oder etwas Geistvolles' zu sich zu nehmen.

Die Lehrer würden sich mit der Aufsicht der Teenager abwechseln. Storm und Hank übernahmen freiwillig die erste Schicht.
 

"Frederica, ich wollte dich fragen, ob Du meine Brautjungfer sein möchtest, Ro ist meine Ehrenjungfrau. Ich verspreche hoch und heilig, daß die Kleider nicht scheußlich sein werden.", sagte Jean gerade zu Frederica, die neben ihr saß.

Frederica lachte amüsiert: "Natürlich! Es ist mir eine Ehre Jean! Ich freu mich sehr für euch beide!"
 

Jean grinste schief: "Ich kenne Scott schon so lange und doch bin ich jetzt etwas nervös! Das ist albern!"
 

Frederica schüttelte den Kopf: "Nein! Das ist romantisch! Es wird sicher traumhaft."
 

Logan, der der Unterhaltung mit Leichtigkeit folgen konnte, obwohl er ihnen gegenüber saß, verdrehte die Augen.

Wunderbar! Hochzeitsfieber in der Mansion, das konnte er so gut gebrauchen wie gepanschten Fusel!

Auserwählt oder nicht, mit Hochzeiten oder dergleichen wollte er nichts zu tun haben.

Ro und Hank verlangten nach 45 Minuten energisch, abgelöst zu werden, da die Schüler sich einen Spaß daraus gemacht hatten, die beiden unentwegt zum Tanzen aufzufordern.

Frederica erhob sich und ging um den Tisch herum, um Logans Hand zu nehmen und ihn auf seine Füße zu hieven.
 

"Komm! Wir sind dran! Ich will sehen, wie Du versuchst, die Mädchen in die Flucht zu schlagen.", neckte sie ihn schelmisch grinsend.
 

Unter dem schadenfrohen Gelächter seiner Kollegen wurde Logan von Frederica in den angrenzenden Raum gezerrt.
 

. . .

Als sie die Schwelle zum kleinen Salon überschritten, war es, als würden sie eine andere Welt betreten. Die Wände waren mit schwarzen Stoffbahnen dekoriert und die Lampen mit roten Lampions überzogen worden.

Jubilee hatte eine Glaskugel mit ihrer Energie aufgeladen, so daß ab und an elektrische Entladungen ein gespenstisches Licht auf die Umgebung warfen. Der Effekt war besser als jede Diskokugel. Die Kids hatten sogar mit Hilfe von alten Matratzen, bunten Decken und Kissen so etwas wie Diwane aufgebaut und kleine Tische dazu gestellt, die sie in den Weiten des Dachbodens entdeckt hatten, wo Xavier einige Kuriositäten aufbewahrte.

Die Musik war ohrenbetäubend und die Tanzfläche gut gefüllt.
 

Frederica sah lachend zu Logan auf und rief über den Lärm der Musik: "Wow! Ich glaube, Du könntest Ohropax gebrauchen!"
 

Trotz der lauten Musik konnte sie Logans mißgelauntes Brummen vernehmen. Sie zog die Tür ins Schloß und dirigierte Logan zu einer freien Sitz- oder besser gesagt Liegegelegenheit.

Logan behielt seine finstere Miene bei, obwohl ihm gefiel, wie Frederica sich auf der weichen Unterlage Halt suchend an ihn lehnte. Ihre zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haare kitzelten ihn an der Nase und ihr verführerischer Duft ließ ihn wünschen, daß sich in dem Raum weniger Leute befänden.
 

"Der erste Mutige kommt schon, mich zu holen.", murmelte Frederica leise, während sie Bobby lächelnd entgegen sah und ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen.
 

Die Mädchen standen in Grüppchen zusammen und beäugten Logan mißtrauisch. Bei dem immer gutmütigen Dr. McCoy konnte man sich gerne einen Spaß erlauben, aber Logan war da ein anderes Kaliber. Am Ende wurde Rogue zu ihm geschickt, die noch nie vor ihm Angst gehabt hatte.
 

Sie lächelte ihn herausfordernd an: "Und Logan? Kann ich dich zu einem Tanz überreden? Drücken gilt nicht. Sonst hetze ich die anderen Mädchen auf dich."
 

"Na schön, Miss Naseweis."

Mit einer raubtierhaften Bewegung war Logan auf den Beinen und führte Marie auf die Tanzfläche, wo gerade passender Weise ein Blues gespielt wurde. Er nahm sie fest in die Arme und drückte sie an seine breite Brust. Sie schmiegte sich vertrauensvoll an ihn und lehnte ihre Stirn an seine Wange. Zum ersten Mal seit sie ihre Mutation unter Kontrolle hatte, berührte sie Logan direkt.
 

"Ich bin wirklich froh, daß Frederica dir helfen konnte.", flüsterte Logan ihr zu.

Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und küßte sie kurz auf den Mund, ohne auf die Zuschauer zu achten.
 

Sie lächelte ihn strahlend an: "Ja, sie ist toll. Sie hat einfach nicht aufgegeben, obwohl ich ihr einige Male ziemlich weh getan habe. Ups, das hätte ich dir gar nicht verraten sollen!"

Rogue biß sich auf die Unterlippe und sah zerknirscht zu Logan auf, der seine Augen ärgerlich zusammenkniff.
 

Neben ihm räusperte sich jemand: "Hm, hm! Darf ich abklatschen?"
 

Frederica und Bobby waren neben ihnen zum Stehen gekommen und Marie ergriff erleichtert die Gelegenheit zur Flucht. Logan riß Frederica fast brutal in seine Arme und preßte mit seinem stahlharten Griff fast alle Luft aus ihren Lungen.
 

"Uff! Logan, ich möchte diesen Tanz überleben!", rief sie atemlos aus.
 

Er gab etwas nach, doch er sah immer noch aufgebracht auf sie herunter.

"Wieso hast Du mich nicht bei den Experimenten mit Rogue um Hilfe gebeten? Meine Schmerzgrenze liegt viel höher als deine."
 

"Das meinst auch nur Du! Du heilst nur schneller! Außerdem ist es für Rogue angenehmer, die Gedanken einer Frau mit sich rumzuschleppen als die eines griesgrämigen Brummbären! Sie hat immer darauf geachtet, daß der Kontakt nicht zu lange gehalten wurde. Wofür hältst Du mich eigentlich? Ich bin eine sehr mächtige Hexe und durchaus fähig, eine Situation richtig einzuschätzen und mir selbst zu helfen!"

Sie blieb stehen und packte Logan an seinem Hemdkragen, um ihn etwas näher zu sich herunter zu ziehen und ihm beschwörend in die Augen zu schauen.
 

Sie versuchte, ruhig zu bleiben, doch die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus: "Du leidest unter denselben unerträglichen Schmerzen, wie jeder andere Sterbliche, wenn Du verletzt wirst! Du bist nur gut darin, das zu verbergen! Glaubst Du, ich habe nicht mitbekommen, wie Du gelitten hast, als Sabretooth dich verletzt hat? Ich werde dir nie im Leben absichtlich solche Schmerzen zufügen. Dafür habe ich dich viel zu gern!"
 

Frederica hatte sich richtig in Rage geredet und die letzten Worte waren ihr einfach so entschlüpft. Als ihr klar wurde, was sie da gesagt hatte, war es zu spät, sie konnte es nicht mehr zurück nehmen. Es war ja die reine Wahrheit.

Sie starrten sich eine Weile sprachlos in die Augen, versanken in den Augen des anderen, bis sie ihre Umgebung vollkommen ausgeblendet hatten.

Als Logan Marie den kleinen Kuß gegeben hatte, waren die Mädchen in Kichern ausgebrochen. Doch der Kuß, den Logan Frederica gab, ließ sie die Luft anhalten und das Paar mit tellergroßen Augen anstarren.

Frederica erwiderte Logans heiße Küsse, bis der DJ, von dem interessanten Tun der beiden abgelenkt, vergaß, eine neue CD aufzulegen, und eine erdrückende Stille sich über den Raum senkte.

Frederica war das egal, in ihrem Kopf spielte ein ganzes Orchester irgendeinen Triumphmarsch. Logan wachte jedoch ziemlich abrupt aus seiner Trance auf und beendete den Kuß, der nicht mehr lange jugendfrei geblieben wäre, seine Hände waren ihrem Hinterteil schon gefährlich nahe gekommen.

Rogue rannte geistesgegenwärtig zum DJ und stupste ihn an, damit er eine schnellere Nummer auflegte.

Frederica strich sich verlegen eine Haarsträhne aus dem erhitzten Gesicht und schlüpfte durch die Menge der grinsenden Schüler zum Ausgang. Die nächsten Lehrer waren dran, sich vor den Kids lächerlich zu machen, dachte sie dabei ziemlich zerknirscht.

Ihre 45-Minuten-Schicht war hiermit offiziell beendet!

Logan fing sie an der Tür gerade noch ab.
 

"Frederica!", rief er mit einem bittenden Unterton in der Stimme.
 

Er hatte sie noch nie bei ihrem vollen Namen genannt und dann kam noch der Klang seiner rauchigen Stimme hinzu. Das allein genügte schon, um ihre Knie weich wie Butter werden zu lassen.
 

"Bitte Logan! Das, es ist weder Zeit noch Ort für eine solche Diskussion. Ich war einfach sauer. Können wir ein anderes Mal miteinander reden?"
 

Logan legte seine Hand auf ihre weiche Wange, um ihr mit dem Daumen über die volle Unterlippe zu streichen.
 

"Miteinander sprechen? Frederica, ist das dein Ernst?"

Seine Lippen umspielte ein wissendes Lächeln, das ihr ein Kribbeln in der Magengegend verursachte.
 

Sie erwiderte nur: "Ich gehe jetzt schlafen! Gute Nacht Logan!"

Sie haßte sich für ihren feigen Rückzug, doch sie wollte nicht vor allen Bewohnern des Instituts den Kopf verlieren und noch etwas Unüberlegtes sagen oder tun. Sich in ihr Zimmer zurückzuziehen, war im Moment die vernünftigste Alternative.

Sie brauchte dringend Schlaf, ihre letzten Nächte waren irgendwie unruhig gewesen, von verwirrenden Träumen heimgesucht, die sie nicht verstand.

Sie waren voll von mysteriöser Symbolik, wie die Träume ihrer Großmutter, die die Gabe der Vorsehung besessen hatte. Sie selbst hatte jedoch niemals ohne magische Hilfe in die Zukunft blicken können. Sie nahm sich vor, am nächsten Tag ein Orakel zu befragen, wenn sie aufgrund von Träumen wieder nicht genug Schlaf fand.
 

X X X

Frederica hatte am nächsten Morgen das Gefühl, langsam aus einem wunderbaren Traum empor in den Wachzustand zu schweben. Sie fühlte sich mollig warm und geborgen. Sie seufzte behaglich, da sie zwar eine entfernte Erinnerung an einen verwirrenden Traum hatte, doch der war einem erholsamen Schlaf gewichen, der ihre Glieder schwer machte, und sie hätte am liebsten geschnurrt wie eine Katze.

Logan hingegen war spät zu Bett gegangen, die Szene zwischen ihm und Frederica hatte ihn wach gehalten, und er hatte sich mit einer Flasche Scotch und mehreren Zigarren in ein stilles Zimmer zurückgezogen. Verschlafen legte er einen Arm um den warmen Körper, der neben ihm ausgestreckt war und dessen Duft seine empfindsame Nase kitzelte.

Träumte er?

Egal, sein Körper reagierte mit dem üblichen Morgengruß auf die warme, weiche Kehrseite, die ihm zugewandt war.

Als ein starker Arm sich um ihre Taille legte und sie an den harten Körper eines Mannes gepreßt wurde, entfuhr Frederica ein erschrockenes Kieksen. Sie schnellte in eine sitzende Position hoch und erkannte im dämmrigen Zimmer die Umrisse von Logan neben sich im Bett.
 

"Logan!"

"Frederica!"

Gleichzeitig und mit sich überschlagenden Stimmen riefen sie ihre Namen aus. Logan wollte nach ihr greifen, weil sie gefährlich nahe an den Bettrand gerutscht war, doch sie wich aus und landete daraufhin mit einem empörten Ausruf auf ihrem Allerwertesten auf dem Boden neben dem Bett.
 

"Aua! Logan, was fällt dir ein, mir in meinem Schlafzimmer aufzulauern!", warf sie ihm empört vor.
 

Frederica strich sich die Haare aufgebracht aus dem Gesicht und richtete sich auf, wobei sie auf ihren Knien verharrte, da ihr eingefallen war, daß sie nur ein hauchdünnes Nachthemdchen trug. Jean hatte ihr das zartgrüne Gebilde mit der cremefarbenen Spitze am Saum bei einem ihrer gemeinsamen Einkaufsbummel geschenkt, und sie liebte das Gefühl der kühlen Seide auf ihrer nackten Haut. Der Gedanke an ihre kaum verhüllte Nacktheit holte sie wieder in die Gegenwart und sie riß das Laken vom Bett, um es sich um den Körper zu schlingen. Sie konnte besser mit Logan streiten, wenn sie nicht leicht bekleidet vor ihm stand.

Sie erhob sich mit aller Würde, die sie aufbringen konnte, und wollte vorwurfsvoll auf Logan runterblicken, doch daraus wurde nichts.

Sie riß Augen und Mund auf und bekam keinen Ton heraus, als sie entdeckte, daß sie Logan seiner einzigen Bekleidung entledigt hatte.

Er hatte vollkommen nackt geschlafen und zu ihrem Entsetzen mußte sie feststellen, daß er unter dem Laken etwas versteckt hatte, auf dessen Anblick sie nicht ganz vorbereitet war. Sie spürte wie ihr das Blut heiß in die Wangen schoß und versuchte, ihren Blick von Logans perfektem Körper abzuwenden und ihm lieber direkt in die Augen zu blicken.
 

"Hölle und Verdammnis! So eine Frechheit hätte ich selbst dir nicht zugetraut!", schnaubte Frederica entnervt und ihre Augen sprühten Zornesfunken.
 

Logan warf jedoch nur den Kopf zurück und lachte schallend: "Baby! Das ist mein Zimmer. Sieh dich doch um. Du bist in MEIN Bett gekommen."
 

Frederica blinzelte verwirrt und sah sich dann in dem spartanisch eingerichteten Raum um, wo nur ein Paar lässig auf einen Stuhl geworfene Jeans auf den Besitzer deuteten. Er hatte recht, sie war gar nicht in ihrem Zimmer!
 

"OH-MEIN-GOTT! Ich... ich muß gehen!", brachte sie ihren entsetzten Ausruf stammelnd zuende.
 

Durch das Laken um ihren Körper am Gehen gehindert, trippelte sie so schnell sie konnte zur Tür, doch Logan fing sie noch vorher ab und riß sie schwungvoll in seine Arme.
 

Er grinste auf sie herunter: "Nicht so schnell, kleine Hexe! Du willst doch nicht allen Ernstes mitten am Tag in diesem Aufzug durch die Gänge der Mansion geistern! Ich muß an meinen Ruf denken!"
 

Sie keuchte entrüstet auf: "Du Scheusal! Das ist nicht witzig!"
 

Frederica versuchte sich aus seinen Armen zu winden, doch er hielt sie fest an seinen durchtrainierten Körper gedrückt.
 

"Tief durchatmen, Kleines! Ich habe nichts gemacht. Du bist zu MIR gekommen! Habe ich nicht das Recht auf eine Erklärung?"
 

Sie schluckte schwer, weil seine körperliche Nähe sie total aus dem Konzept brachte und ihr eigner Körper nach Dingen verlangte, die sie total in Verwirrung stürzten.
 

"Ich weiß nicht, wie ich hierher gekommen bin! Ich habe mich zum Schlafen in mein eigenes Bett gelegt und kann mich nicht erinnern, in der Nacht aufgestanden zu sein. Ist das vielleicht nur ein verrückter Traum?"

Sie sah hoffnungsvoll zu Logan auf, der ihre Frage beantwortete, in dem er sie heiß und innig küßte. Er unterbrach den Kuß nur, um sie auf seine Arme zu nehmen und zum Bett zurück zu tragen.
 

"Das ist kein Traum, Frederica. Du bist zu mir gekommen und nun gehörst Du mir."
 

Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und hielt erwartungsvoll die Luft an, bis er sie sanft auf dem Bett abgelegt hatte. Sie sah mit klopfendem Herzen zu ihm auf und streckte eine Hand nach seinem Gesicht aus, das über ihr schwebte. Sie strich ihm über die stoppelige Wange und glitt dann mit ihren Fingern in seine dicken Haare, um ihn zu sich herunter zu ziehen.
 

"Das gleiche gilt für dich, Logan. Wenn ich jetzt bleibe, dann gehörst Du auch mir.", flüsterte sie leise und begann sich ihrem Schicksal zu fügen.
 

Sie preßte ihren warmen Lippen auf seinen Mund und küßte ihn verlangend. Mit einem wohligen Erschauern nahm sie zur Kenntnis, daß Logan ihr das Laken vom Körper riß, um sie mit bewundernden Blicken zu verschlingen.
 

"Du hast den schlafenden Wolverine geweckt, Kleines! Jetzt mußt Du mit den Folgen klar kommen."

Logans Augen blitzten begehrlich auf, als er einen feinen Träger von ihrer Schulter schob und einen heißen Kuß auf die cremig weiche Haut dort drückte. Danach wäre jedes weitere Wort überflüssig gewesen. Frederica war endlich dort, wo sie hingehörte, und sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, sich gegenseitig zu entdecken, um an etwas anderes zu denken.

. . .

Eine ganze Weile später lag Frederica eng an seine Seite gekuschelt, ihren Kopf auf seine Schulter gebettet und driftete durch eine Art Wachtraum. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie sich am liebsten nie wieder bewegt. Sie hatte sich noch nie so ausgefüllt und glücklich gefühlt.

Wieso hatte sie sich nur so lange dagegen gesträubt, daß Logan ihr Schicksal war?

Sie atmete tief den Duft seiner Haut ein und seufzte dann wohlig, als er seinen Griff verstärkte und beide Arme um sie schlang.
 

"Geht es dir gut, Darling?", flüsterte er leise.
 

"Ja, mir ging es noch nie besser.", die Worte klangen in Logans Ohren fast wie das zufriedene Schnurren einer Katze.
 

Sie hob den Kopf und sah ihn unter schweren Lidern verklärt an. Er lächelte breit, in diesem Zustand war eine vernünftige Unterhaltung mit ihr nicht möglich. Er zog sie an einer langen, dunkelroten Strähne ihrer Haare zu sich heran.
 

"Mal sehen, ob es da nicht doch eine Steigerung gibt."

Er küßte sie zärtlich und ausdauernd, bis ihre Antwort auf seine Liebkosungen fordernder wurde und er ihr bewies, daß eine Steigerung ihres Wohlbefindens tatsächlich möglich war.
 

X X X

Glücklicherweise war gestern Samstag gewesen und es war nicht aufgefallen, daß zwei der Lehrer sich ziemlich lange nicht blicken ließen, denn den Samstag nutzten die meisten Bewohner, um auszuschlafen, besonders nach einer ausgelassenen Party.

Sie hatte sich am späten Vormittag in ihr Zimmer zurückgeschlichen, nachdem Logan ihr ein paar Sachen zum Anziehen aus ihrem Zimmer gebracht hatte. Ihr Lieblingsnachthemd hatte den Morgen leider nicht heil überstanden. Ihr Magen kribbelte, als sie daran dachte, wie Logan eine einzelne Klaue aus seiner Hand hatte schnellen lassen und damit dann den Stoff mit einem sauberen Schnitt vom Saum bis zum Ausschnitt durchtrennt hatte.

Noch während er auf seiner Kleidermission gewesen war, prüfte sie, ob ihre magischen Fähigkeiten noch intakt waren. Sie beschwor einen kleinen Feuerball auf ihre Handfläche herbei und ließ kurze Zeit einen Stuhl über den Boden schweben.

Gut! Auf diesem Gebiet war alles in Ordnung. Ihre Zauberkräfte waren intakt, der letzte Beweis, daß Logan wirklich und wahrhaftig der Auserwählte war.

Dennoch stellte sich immer noch die Frage, was sie in Logans Zimmer geführt hatte. Er schien anzunehmen, daß sie die kleine Charade geplant hatte und hatte ihr mit einem kleinen, verschwörerischen Lächeln mitgeteilt, daß sie ihn ruhig in dem Glauben lassen konnte, sie sei geschlafwandelt. Er war von Natur aus ergebnisorientiert und nicht daran interessiert, Frederica mit der Bitte nach Erklärungen zu bedrängen.

Für sie war das Ganze aber noch nicht erledigt. Frederica bestand darauf, sich am Samstagabend in ihr eigenes Bett zu legen, obwohl Logan es fast erfolgreich gelang, sie dazu zu überreden, die Nacht doch gleich bei ihm zu verbringen.

Sie blieb vollständig bekleidet und verschloß sogar die Tür ihres Zimmers.

Mitten in der Nacht war sie von Logan wachgerüttelt worden und sie fand ich in seinem Zimmer wieder, gerade dabei wieder in sein Bett zu kriechen.
 

"Logan? Es ist also wieder passiert. Ich weiß wirklich nicht, wie ich hierher komme!", beteuerte sie mit besorgter Stimme.
 

Er legte sanft einen Finger auf ihre bebenden Lippen, um sie zum Schweigen zu bringen.

"Reg dich nicht auf, Darling. Ich war wach, als Du zur Tür reingekommen bist. Du warst in einer Art Trance. Meinst Du, daß es mit dem Zauber zu tun hat, mit dem Du belegt bist?"
 

Sie hatte ihn nur hilflos angesehen und mit den Schultern gezuckt.

"Ich verstehe das nicht, wir... wir haben doch die Tatsache akzeptiert. Ich kann doch nicht jede Nacht durch die Mansion geistern."
 

Logan hatte sie in seine Arme gezogen und einfach festgehalten. In seiner trockenen Art hatte er gemeint, daß man das ganz leicht verhindern konnte, indem sie beide zusammenzogen.

Frederica hatte ihn um etwas Bedenkzeit gebeten, sie war zu verwirrt von dem Umstand, daß der Zauber sich soweit gelockert haben sollte, daß er eine wilde Ehe zuließ. Die Vorstellung war einfach absurd.
 

. . .

Nun war Sonntagnacht und sie lag neben Logan in seinem Bett und wartete darauf, daß er fest eingeschlafen war. Ein Gutes hatte die Tatsache, daß Logan nicht zu ihrem Volk gehörte. In diesem Fall wären sie sicher schon verheiratet, und er wäre somit gegen ihren Zauber immun geworden.

Sie wollte nicht, daß er sie mitten in der Nacht vermißte und von ihm gesucht wurde. Sie brauchte absolute Ruhe bei ihrem Vorhaben und ihre volle Konzentration.

Sie schlüpfte leise aus dem Bett und sprach den Zauber aus, der ihn bis zum Morgen durchschlafen lassen sollte.

Sie sah noch eine Weile auf sein vom Schlaf entspanntes Gesicht herunter. Er sah richtig jung und verletzlich aus und in ihr stieg ein überwältigendes Gefühl von Zärtlichkeit für ihn auf. Sie war fast versucht, das ganze Vorhaben abzublasen, aber sie mußte auch Gewißheit haben.
 

. . .

Sie schlich sich in ihre kleine Destille im Keller und packte die benötigten Utensilien in einen Weidekorb. Darunter befand sich auch das Pulver, das sie mit Hilfe von Logans Haaren angerührt hatte. In der Zigeunermythologie waren Haare ein wichtiger Bestandteil der Zauberei. Schon kleine Kinder wurden davor gewarnt, ihre Haare nicht an Fremde weiterzugeben. Besaß eine Hexe die Haare einer Person, war es ein Leichtes für sie, den anderen mit einem Bann oder Zauber zu belegen.

Sie verließ ihr kleines Reich und die Tür glitt mit einem leisen Zischen automatisch wieder zu.
 

"Ach, Du bist es! Ich wunderte mich schon, wer hier durch die Gänge geistert!"
 

"Hank! Du hast mich fast zu Tode erschrocken!"

Frederica stieß die scharf eingesogene Luft erleichtert aus.
 

Hank mußte lachen: "Hey, Du hast mich auch erschrocken! Was ist da in dem Korb?"

Hank lugte neugierig hinein, doch ein buntes Tuch verdeckte den Inhalt.
 

"Nur die Zutaten für ein Ritual, nichts besonderes! Ich werde raus in den Wald gehen und ein kleines Feuer machen! Also ruf bitte nicht die Feuerwehr, wenn Du Rauch oder Flammen siehst!"

Frederica grinste Hank fröhlich an.
 

"Gut zu wissen! Viel Erfolg!"

Hank ging weiter zu seinem Büro, wo er oft Nächte durcharbeitete und Frederica begab sich zu den Aufzügen.
 

. . .

Für die Ausführung der Beschwörung wählte Frederica die Lichtung, auf der Logan ihr von seinen Alpträumen erzählt hatte. Sie konnte seine Aura hier besonders stark spüren und verwendete diese Tatsache zur Verstärkung des Zaubers.

Sie stellte den Korb auf dem Boden ab und nahm Zauberkräuter und das von ihr angerührte Pulver, um damit ein kreisförmiges Areal des Waldbodens in einem Durchmesser von etwa zwei Metern zu begrenzen.

Während sie das Pulver in einem steten Strom aus dem Stoffbeutel rieseln ließ, rezitierte sie den eigens für die Aufklärung von Logans Herkunft konzipierten Zauberspruch, den sie immer wieder mit klarer, lauter Stimme wiederholte:
 

«Ein unzugänglicher Geist ohne Erinnerung

Ruht an sich'rem Ort in tiefem Schlummer

Ich will das Geheimnis seiner Herkunft enträtseln,

Möcht' ihn befreien von seiner Last, seinem Kummer.

Reisen in die Zeit, woher er kam

Und in die Zeit, die ihn an mein Volk gebunden

Will Frieden bringen, werde den Lauf der Zeit nicht stören.

Ich rufe an den Herrn der Zeit, meine Bitte zu erhören,

Dem einsamen Wolf Erlösung zu gewähren.»
 

Das Pulver entzündete sich selbst und hellgelbe Flammen mit einem roten Kern schossen mannhoch in die Höhe. Fredericas Gesicht wurde von den hellen Flammen gewärmt und sie wartete darauf, daß sie eine purpurne Färbung annahmen, denn das war das Zeichen dafür, die Flammengrenze zu überqueren und ihre Reise zu beginnen.
 

. . .

Logan schnellte aus dem Schlaf hoch und schaute sich desorientiert in seinem eigenen Zimmer um.

Etwas stimmte nicht!

Frederica lag nicht neben ihm, doch das war nicht der Grund für seine Unruhe, jemand rief ihn, er konnte jedoch nicht genau verstehen, was gesagt wurde. Dazu war das Rauschen in seinen Ohren zu laut.

Ein Geheimnis? Eine Reise durch die Zeit?

Er schlüpfte aus dem Bett und zog sich eilig ein paar Sachen über. Er mußte Frederica finden, wenn sie wieder geschlafwandelt war.

Ihre frische Duftspur führte ihn in den Keller der Mansion zu ihrer Destille, doch der Raum war dunkel und verlassen, obwohl ihr Duft noch deutlich in der Luft hing.
 

"Logan? Frederica ist nicht hier. Sie ist in den Wald, sie wollte irgendein Ritual durchführen."

Hank hatte den Kopf zur Tür seines Büros raus gesteckt, weil er Schritte gehört hatte und Frederica nach dem Ergebnis ihres Vorhabens fragen wollte.
 

"Was für ein Ritual?", fragte Logan kurz angebunden.
 

Er blickte ziemlich finster drein und Hank fiel auf, daß er barfuß war und sein Hemd nur lose übergestreift hatte.

Ärger im Paradies?
 

"Keine Ahnung! Sie warnte mich nur, daß sie ein Feuer machen würde, sie hatte einen geheimnisvollen Korb über dem Arm. Mehr weiß ich auch nicht."
 

Die letzten Worte sprach er jedoch gegen Logans Rücken und er schüttelte den Kopf, als er der davoneilenden Gestalt nachsah. Logan verhielt sich mal wieder überprotektiv, Frederica hatte doch bewiesen, daß sie selbst auf sich aufpassen konnte.
 

. . .

Logan rannte den Feldweg entlang, den Frederica zurückgelegt haben mußte. Er runzelte die Stirn, das war der Weg zur Lichtung, wo er sich gerne aufhielt. Sein Herz pochte heftig, der Grund lag jedoch nicht in der körperlichen Anstrengung. Es war die nackte Angst vor drohendem Unheil, die ihn den Schritt beschleunigen ließ. Zwischen den Bäumen konnte er ein helles, flackerndes Licht entdecken, das mußte Frederica sein.

Als er die Lichtung betrat, stand sie mit ausgebreiteten Armen vor den lodernden Flammen des Feuers und wiederholte immer wieder die Worte, die ihn aus dem Schlaf geschreckt hatten.

Eine eiskalte Hand griff nach seinem Herzen, als ihm der Sinn des Spruches klar wurde. Er war der einsame Wolf.

Sie wollte etwas über seine Vergangenheit herausfinden!
 

"Frederica, hör bitte auf! Ich muß es nicht mehr wissen!", rief er ihr zu.
 

Sie drehte sich erschrocken zu Logan um. Wie war es möglich, daß er trotz des Zaubers hier vor ihr stand?

"Geh weg, Logan! Die Beschwörung ist fast vollendet! Ich muß einfach Gewißheit haben!"
 

Sie drehte ihm wieder den Rücken zu und in dem Moment verfärbten sich die Flammen und sahen aus wie aufsteigende Blutfontänen. Sie atmete tief durch und machte einen Schritt nach vorne.
 

"...will Frieden bringen, werde den Lauf der Zeit nicht stören. Ich rufe an den Herrn der Zeit, meine Bitte zu erhören, dem einsamen Wolf Erlösung zu gewähren."
 

"Frederica! NEIN!", brüllte Logan verzweifelt, er spürte drohendes Unheil und wollte sie von ihrem Plan abbringen.
 

Sie hörte nicht auf ihn und tat einen weiteren Schritt. Logan setzte zum Spurt an und hechtete auf Frederica zu, die ihn jedoch im Fallen über die rote Flammengrenze zog. Dann wurde alles Schwarz um ihn herum.
 

X X X

Frederica öffnete die Augen und blinzelte verwirrt. Hatte sie es geschafft, den Zauber zu vollenden oder war Logan schneller gewesen?

Sie sah sich um, sie befand sich in einer Küche, nicht mitten im Wald. Sie jubilierte innerlich, sie hatte es tatsächlich geschafft.

Ihr Geist war in einem Körper gefangen, der nicht ihr gehörte. Eine ihr fremde Stimme sang ein altes, englisches Lied, das sie noch nie zuvor gehört hatte.
 

"Rose, bringe dem jungen Herrn das Frühstück nach oben. Die Herrin sagt, daß es ihm mal wieder nicht gut genug geht, um unten mit der Familie zu essen.", befahl eine matronenhafte Frau, die mit der blaukarierten Schürze wie eine Köchin aussah.
 

"Sofort, Mrs. Trigger! Ich habe schon alles fertig!", antwortete sie artig.
 

Das Mädchen namens Rose nahm das Tablett und trug es aus der altmodischen aber reich ausgestatteten Küche in den düsteren Flur, der zur Treppe zur oberen Etage führte. Im Vestibül stand ein Sideboard, über dem ein antiker Spiegel hing. Das Mädchen stellte das Tablett dort ab und trat dann vor den Spiegel, um sich darin die Haare zu richten.

Frederica konnte das feuerrote Haar des Mädchens unter dem Spitzenhäubchen erkennen, während sie es zurecht zupfte. Sie trug ein einfaches hellblaues Baumwollkleid und darüber eine weiße Schürze, doch die konnten nicht den Reiz ihres bezaubernden Gesichts mit den Sommersprossen, den leuchtenden grünen Augen und dem kecken Grübchen auf der cremigen Wange mindern.

Ein Schatten hinter ihr ließ sie herumfahren und sie wurde von einem bulligen, jungen Mann um die Taille gepackt, der versuchte ihr einen Kuß zu stehlen.
 

"Laß das, Dog! Sonst beschwere ich mich bei Mrs. Howlett oder deinem Vater!"

Rose stieß den jungen Mann weg und blitzte ihn empört an.
 

Der junge Mann kniff die Augen zusammen und meinte dann höhnisch: "Sei kein Spielverderber, Rose! Oder schmachtest Du etwa nach dem Schwächling da oben?"
 

"Laß mich in Ruhe! Ich habe zu tun.", gab sie so ruhig wie möglich zurück.
 

Rose nahm das Tablett wieder an sich und stieg die Treppe zum Obergeschoß hoch, während der Junge, den sie Dog genannt hatte, ihr begehrlich hinterher gierte. Vor einer massiven Holztür im hinteren Teil des Hauses blieb Rose stehen und klopfte kurz an.
 

"Master James, ich bin es, Rose! Ich habe etwas zu essen für Sie!"
 

"Komm herein, Rose", wurde sie von einer weichen Stimme aufgefordert.
 

Die Tür schwang auf und Frederica hätte beinahe aufgeschrieen und ihre Anwesenheit verraten. Master James war kein anderer als ein sehr junger Logan von etwa fünfzehn oder sechzehn Jahren, der mit einem altertümlichen Nachthemd bekleidet in seinem Bett ruhte, das aussah wie aus dem letzten Jahrhundert.

Es war eindeutig Logan. Sein dichtes Haar trug er in einer wirren Tolle über der Stirn und sein hübsches Gesicht hatte noch kindliche Gesichtszüge, die ein empfindsames Herz verrieten.

Frederica wünschte sich sehnlichst, ihn in den Arm nehmen zu dürfen.
 

"Sie sehen schon wieder viel besser aus, Master James! Glauben Sie, daß Sie Morgen zu Ihrem Geburtstag aufstehen können?"
 

Rose hatte die Tür hinter sich zugezogen, das Tablett auf dem Nachttisch abgestellt und klopfte jetzt die Kissen auf, die James Rücken stützen sollten. Bevor sie sich von ihm zurückziehen konnte, nahm er ihr Handgelenk und zog sie neben sich auf das Bett.
 

"Bitte sag nicht Master zu mir, wenn keiner da ist, Rose. Wir sind doch Freunde, oder nicht?", fragte er bekümmert.
 

Rose' Wangen verfärbten sich rosa, doch sie sah mit einem strahlenden Lächeln in seine braunen Kulleraugen.

"Natürlich! Aber ich bin nur eine einfache Magd und deinem Vater gehören das Anwesen und das Land hier. Du bist der Sohn eines reichen Grundbesitzers!"
 

"Das ist mir egal, wen ich tauschen könnte, würde ich sofort Dogs Stelle einnehmen und mit dir ein neues Leben beginnen."
 

Rose' hübsches Gesicht erstrahlte vor Freude und James beugte sich vor, um sie zu küssen, doch in dem Moment klopfte es an die Tür und eine strenge, hochgewachsene Lady in einem schwarzen Taftkleid betrat das Zimmer.

James zuckte erschrocken zurück in die Kissen und Rose nahm schnell eine Zeitung in die Hand, um vorzugeben, daß sie dem jungen Herrn etwas vorgelesen hatte.

Frederica erhaschte einen Blick auf die Titelseite. Alberta Herald' prangte dort in großen verschnörkelten Lettern, darunter stand: Ausgabe vom 04. November 1886.
 

"Rose! Mrs. Trigger braucht dich in der Küche! Ich werde an deiner Stelle James weiter vorlesen."
 

"Sehr wohl, Madam."

Das Mädchen machte einen Knicks und schlüpfte mit brennenden Wangen aus dem Zimmer.

Frederica spürte, wie der Zauber sie weiter in der Zeit führte, aus dem Körper von Rose heraus in die tiefe Dunkelheit
 

. . .

"Geht es dir gut, Rose, Liebling?"

Sie öffnete die Augen und der junge Logan hielt sie fest an sich gedrückt. Sie standen in der heimeligen nur von einem Kaminfeuer erhellten Küche und Frederica fühlte heiße Tränen auf ihren Wangen.
 

"Ja, es ist nichts passiert! Ich hatte nur solche Angst, daß Dog mir etwas antut. Aber dein Vater hat ihn und Mr. Logan vom Hof gejagt. Ich bin froh, daß Du endlich aus der Schule zurück bist."
 

Ihre Lippen fanden sich zu einem süßen Kuß, den nur die erste unschuldige Liebe tauschen kann und Frederica wurde fast schwindelig bei den Gefühlen, die die junge Rose erfüllten.
 

"Verlasse sofort mein Haus, Thomas Logan! Du und dein elender Sohn sind nicht mehr in meinem Haus willkommen!", drang plötzlich die aufgebrachte Stimme von James Vater zu ihnen in die Küche.
 

Das Pärchen fuhr durch den lauten Ausruf aufgeschreckt auseinander und dann zerriß ein Schuß die Stille des späten Abends. James stürmte aus der Küche und Rose folgte ihm verängstigt.

Im großen Salon wurden sie dann fündig. Dog und ein Mann, der dessen Vater sein mußte, standen über dem leblosen Körper eines eleganten Gentlemans, daneben stand seine Mutter mit bleichem Gesicht und einem fast irren Blick in den dunklen Augen.

Thomas Logan feuerte mit grimmiger Miene einen weiteren Schuß ab, der das Gesicht des am Boden liegenden Mr. Howlett zerfetzte, so daß Blut und Hirnmasse in alle Richtungen spritzten und das elegante Abendkleid der Hausherrin besudelten.
 

"Du elender Bastard!", knurrte der Sohn des Toten wütend.
 

James zitterte vor Wut und dann schossen jeweils drei blutige Knochenklauen zwischen den Knöcheln seiner Hände hervor. James stürmte auf den älteren Logan zu und durchbohrte dessen Körpermitte mit beiden Klauen.

Thomas Logan stieß ein gurgelndes Stöhnen aus und sank sterbend auf die Knie. James zog seine Klauen aus dem Mörder seines Vaters und versetzte dem geschockten Sohn einen Hieb, der sein Gesicht auf ewig zeichnen sollte. Dog brüllte vor Schmerzen auf, hielt sich die Hände vors Gesicht und floh dann, dabei rannte er Rose um, die sich wie erstarrt am Türrahmen festgehalten hatte.
 

Für James' zerbrechliche Mutter war der Anblick der entfesselten Gewalt zuviel. Sie nahm die Pistole, die ihr Mann zu seiner Verteidigung hatte benutzen wollen und richtete sie gegen sich selbst. Bevor James sie davon abhalten konnte, hatte sie den Lauf der Waffe in den Mund geschoben und abgedrückt. Die Wucht der Kugel riß sie von den Füßen und ihr Kopf stieß sich am Kaminsims, wo er einen dunkelroten Fleck hinterließ. Bevor sie auf den Boden auftraf, war sie schon tot.

Rose weinte herzzerreißend, als sie James' versteinertes Gesicht betrachtete. In seinen Augen stand das kalte Grauen und er bemerkte nicht einmal, daß die Klauen sich zurückbildeten und in seinen blutigen Knöcheln verschwanden.

Rose riß sich zusammen und nahm ihn bei der Hand und führte ihn in die Küche, um seine Hände mit warmem Wasser abzuwaschen, bevor sie Alarm schlug und den Vorarbeiter aus dem Schlaf riß, um ihm von dem Überfall zu berichten.
 

. . .

Frederica kam wieder zur Besinnung, die letzte Erfahrung war so intensiv gewesen, daß sie ohne Führung des Zaubers in die Dunkelheit geglitten war. Wie viele solche Erlebnisse mußte sie noch durchstehen?

Sie sah sich mit Roses Augen um, diesmal war die Umgebung nicht mehr das elegante Anwesen eines Großgrundbesitzers. Sie befand sich in einer kargen Holzhütte, die nur mit dem nötigsten Zubehör ausgestattet war. Rose fegte die Hütte gerade aus und trat dann vor die Tür, wo sie von einem dunklen Wald umgeben war. Das kleine Holzhäuschen schmiegte sich an die riesigen Tannen.

Sie blickte, ohne ein bestimmtes Ziel anzuvisieren, in die Ferne, von wo das Heulen von Wölfen zu ihr herüberwehte. Jemand rannte zwischen den Bäumen auf das Haus zu, man konnte immer wieder einen helleren Farbklecks zwischen den Bäumen hervorblitzen sehen. Dann trat Logan auf die kleine Lichtung, auf der das Haus stand. Er sah aus wie ein Trapper mit den selbst genähten ockerfarbenen Ledersachen, die er trug. Seine Haare waren fast taillenlang und im Nacken mit einem Band zusammen gefaßt.

Frederica konnte nicht unterscheiden, ob sie selbst oder Rose ein überwältigendes Verlangen nach ihm verspürte. Er war älter, als beim letzten Mal, fast ein ausgewachsener Mann mit breiten Schultern und stärkerem Bartwuchs.
 

"Logan! Du sollst doch nicht immer zu den Wölfen gehen! Ich habe Angst, daß sie dir etwas antun!", warf ihm Rose bedrückt vor.
 

Er tippte ihr Gesicht am Kinn zu sich hoch und lächelte sie wölfisch an: "Du weißt doch, daß sie mir nichts tun. Wir sind Brüder, ich bin ein wildes Tier wie sie!"
 

In Roses Augen sammelten sich Tränen.

"Sag so etwas nicht! Du bist ein wunderbarer Mann, Du verdienst nicht, hier in dieser Einöde zu Grunde zu gehen."
 

Logans starke, schwielige Hände umfaßten sehr sanft ihr Gesicht.

"War es nicht dein Einfall, hierher zu kommen und in den Mienen zu arbeiten? Ich bin hier glücklich, weil Du bei mir bist."
 

Der Kuß, den die beiden nun tauschten, erinnert Frederica mehr an den Logan, den sie kannte. In ihm schwang jedoch eine Note von Verzweiflung mit, die sie bei ihm noch nie gefühlt hatte.
 

"Endlich habe ich euch gefunden! Logan! Wie konntest Du den Namen des Mannes annehmen, den Du kaltblütig getötet hat, Du elendes Schwein!"
 

Hinter ihnen hatte sich ein großer Mann in einem weiten, bodenlangen Mantel aufgebaut, dessen Gesicht durch drei tiefe Narben furchtbar entstellt war. Sein rechtes Auge war rot und das untere Lid hing herunter, so daß man den Eindruck hatte, sein Augapfel würde bei der geringsten Bewegung aus der Höhle fallen.
 

"Dog!"

Rose Hand fuhr zitternd an ihren Busen, als sie den Sohn des früheren Verwalters des Howlett-Anwesens erkannte.
 

Logans Augen umwölkten sich und sie konnte sehen, daß er sich wieder an alles erinnern konnte. Roses Gedanken überschlugen sich und Frederica erfuhr durch ihre sich jagenden Gedankenfetzen, daß James und sie des Mordes verdächtigt worden waren.

Niemand hatte glauben wollen, daß der Verwalter Thomas Logan noch einmal zum Haus zurückgekommen war, um Logans Mutter abzuholen, die augenscheinlich seine Geliebte gewesen war. Rose hatte James angefleht, mit ihr zu fliehen, er war durch die Vorfälle in jener Nacht vollkommen erschüttert, hatte beinahe den Verstand verloren und Rose befürchtete, daß sie ihn einsperren könnten, wenn jemand erfuhr, daß knochige Klauen aus seinen Händen schossen.

Sie hatten ihre Bündel gepackt und waren zu einer Mienen-Kolonie aufgebrochen, wo die Leute keine Fragen stellten. Zu seinem Schutz hatte sie James in Logan umbenannt, weil das ein Name war, auf den er in seinem verwirrten Geisteszustand hörte. Als er wieder klarer bei Verstand war, konnte er sich an gar nichts mehr erinnern und Rose behielt den Namen bei.
 

"Geh ins Haus Rose, verschließ die Tür und komm auf keinen Fall heraus!", befahl Logan mit harter Stimme, schubste sie unsanft durch die Öffnung und drehte sich dann zu seinem Widersacher um.
 

"Du wagst es, mich einen Mörder zu nennen?!"

Logans Stimmer war nur noch ein heiseres Flüstern und Rose wagte nicht die Tür zu schließen, sie preßte ihr Gesicht in den schmalen Türspalt und beobachtete die beiden Männer voller Beklemmung.
 

Dog hatte sich auf den Kampf gut vorbereitet. Er war mit zwei Pistolen bewaffnet und hatte eine kräftige Lederpeitsche in der Hand, mit der er sehr geschickt James' Gesicht blutige Striemen zufügte.

Rose preßte ihre Faust gegen ihren Mund, damit sie nicht jedes Mal aufschrie, wenn Logan schmerzhaft von der Peitsche getroffen wurde. Sie bohrte sich dabei die Zähne ins Fleisch und schmeckte bald Blut auf ihrer Zunge, doch das ignorierte sie einfach.

Frederica wand sich, sie hatte nicht bedacht, daß sie auch die körperlichen Empfindungen mit ihrem Gast teilte und unterdrückte ein Aufstöhnen.

Sie verstand nicht, warum sich Logan nicht wehrte, er war doch so stark und bisher noch aus jedem Zweikampf als Sieger hervorgegangen.

Nach einem besonders harten Hieb, packte Logan die Peitsche mit einer Hand und wickelte sie sich um sein Handgelenk, wobei er Dog erbarmungslos zu sich heranzog.

Dieser zögerte nicht lange und zog eine der Pistolen aus dem Halfter und schoß Logan in die Brust.

Rose schrie entsetzt auf und riß die Tür weiter auf, als Logan auf den Rücken fiel und sich unter ihm eine Blutlache ausbreitete.

Dog versetzte ihm mit einem hämischen Grinsen auf dem häßlichen Gesicht einen Fußtritt in die Seite.

Dann ging alles blitzschnell.

Rose stürzte aus dem Haus, trat neben Dog, versuchte, ihn zur Seite zu schieben und wollte Logans Wunde versorgen.

Der vermeintlich Schwerverletzte schoß plötzlich in die Höhe und holte mit seinen ausgefahrenen Klauen aus, die Dog praktisch in zwei Hälften schnitten, dessen Blut ergoß sich in einem ekelerregenden Strom über den knienden Logan.

Zu spät bemerkte er, daß Rose neben seinem Widersacher stand und er konnte den Schwung seines Hiebes nicht mehr aufhalten. Er durchbohrte sie, dabei spürte er, wie seine Klauen sie regelrecht aufspießten und mühelos durch ihr Fleisch glitten. Rose glitt mit einem leisen Seufzen auf den Lippen auf den blutigen Waldboden.
 

Logan brüllte ungläubig: "NEEEEEIIIIIIN!"

Er robbte auf Knien zu ihr hin und legte einen Arm um ihre Schultern, um sie zu stützen und ihren Kopf anzuheben.
 

"Rose! Rose! Warum bist Du nicht im Haus geblieben, wie ich es dir gesagt habe? Warum?"

Er wiederholte immer wieder ihren Namen, als würde sie das am Leben halten können. Logan schluchzte auf und umfaßte das blasse Gesicht seiner Geliebten mit zitternden Händen.
 

"Logan? Es, es tut mir leid. Ich liebe dich über alles. Bitte verzeih mir..."

Rose Atem kam nur mehr stoßweise, weil die Schmerzen in ihrer Brust einfach unerträglich waren, sie schmeckte ihr eigenes Blut auf den Lippen, wo es an ihrem Kinn entlanglief und auf ihr Kleid tropfte.
 

Frederica wurde ebenfalls von den Schmerzen überflutet und weinte still mit Logan, den sie noch nie so verzweifelt gesehen hatte.
 

"Rose! Bitte verlaß mich nicht! Bitte Rose! Bitte!", flehte der junge Logan immer wieder.
 

Die grünen Augen der jungen Frau brachen und blickten ausdruckslos ins Leere. Ihr Kopf mit den langen roten Haaren fiel kraftlos zur Seite, während sie von dem schluchzenden Logan festgehalten wurde.

Nach endlosen Stunden glitt der tote Körper von seinen Händen, er ließ sich auf die Fersen fallen, warf seinen Kopf zurück und stieß ein herzerweichendes Geheul aus, das seine Antwort bei seinen tierischen Brüdern irgendwo hinter den Bäumen fand. Er schrie wie von Sinnen und riß sich das blutbefleckte Hemd vom Körper, als würde so die alles verzehrende Qual besser aus ihm entweichen können.

Dann sprang er auf die Füße und lief blindlings in den dunklen Wald hinein.

Frederica, die vollkommen von der stundenlangen Starre, gefangen in Roses leblosen Körper, erschöpft war, wollte ihn rufen, doch der Zauber ließ es nicht zu, die Dunkelheit verschlang sie von Neuem.
 

. . .

Auf der Lichtung des Xavier Waldes brannten die Flammen lichterloh und waren röter denn je. In der Mitte des magischen Kreises lagen zwei leblose Körper auf dem Boden ausgestreckt, die ab und an von krampfartigen Anfällen durchgeschüttelt wurden.

Etwa eine Stunde nachdem sie die Flammengrenze überquert hatten, entfuhr dem auf den Boden liegenden Mann ein Schrei, der die Tiere des Waldes in helle Panik versetzte, da er sich anhörte wie der Klagelaut eines Wolfes, der den Mond anheult.

Beide atmeten heftig und ihre Gesichter waren naß von den vielen Tränen, die in einem steten Strom geflossen waren, seitdem sie ohne Bewußtsein am Boden lagen.

Kaum war der Schrei verklungen, krampften sich die Körper erneut zusammen und dann setzte ein entsetzliches Husten ein.
 

Fortsetzung folgt...



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