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100% Sorglospunks!

von

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Pli-pla-pleite

„Und wir sind pleite,

pli-pla-pleite

Absolut pleite,

ja, total pleite,

pli-pla-pleite!“
 

Jack verdrehte entnervt die Augen, während ihre Zwillingsschwester Easy vor sich hinsang. Sicher, Easy war die Sängerin der Band, aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie so auf etwas derart Ernstes wie einen negativen Kassensturz reagieren sollte.

„Easy!“

„Pli-pla... Jack?“ Easy stockte und schaute ihre Schwester mit großen Augen an.

„Klappe. Wir müssen denken.“

„Oki.“ Demonstrativ legte Easy die Hand vor den Mund und nachdem Jack sie noch einmal böse angesehen hatte, weil sie noch ein bisschen weitergesummt hatte, war sie still.

Chris, seines Zeichens nicht verwandt mit den beiden Schwestern, aber als Gitarrist und Bassist der Band ebenfalls wohnhaft in der gleichen Residenz, betrachtete die Handvoll Münzen, die auf dem Tisch lag. Das war ihre gesamte Barschaft. Keine zwei Euro.

„Wir sind sowas von am Arsch“, sagte er mit einem tiefen Seufzer.

Jack seufzte leise. Wenn Easy wenigstens nicht die Bankkarte und die Kreditkarten verloren hätte! Sogar ihre Kundenkarten vom WWWB-Markt, bei dem sie quasi endlosen Kredit hatten, waren weg. Und ohne Kundenkarten hatten sie dort keine Chance auf neuen Kredit. Und für neue Kundenkarten brauchten sie eine Bürgschaft... Und ihre bester übersinnlicher Bürge – Chibichi – war im Moment auch nicht erreichbar.

Dazu kam, dass ihre Bandmanagerin Nifen erst in zwei Tagen aus dem Heimaturlaub zurückkam. Nifen war ihr absoluter Problemlöser. Wenn die drei Sorglospunks etwas vergeigten, gelang es ihr eigentlich immer, alles in Ordnung zu bringen.

Außerdem war Freitagabend. Keine Chance, noch irgendwo an Bares zu kommen. Ihnen stand ein grausames Wochenende bevor. Insbesondere, da sie es irgendwie geschafft hatten, vollkommen zu vergessen, irgendwann in der Woche einzukaufen und sowohl der Kühlschrank als auch sämtliche Vorratsschränke mittlerweile einfach leer waren. Sonst sorgte Nifens Organisationstalent ja immer dafür, dass sie rechtzeitig für Nachschub sorgten.

Tatsache war, dass die drei sonst so sorglosen Sorglospunks Easy, Jack und Chris bis zum Kinn im Pleitedesaster steckten. Und das momentan ungewohnt allein. Nifen war auf Heimaturlaub, die Bandmuse Abranka hatte sich mit der besten Bandfreundin Chibichi – ihres Zeichen der Teufel und regelmäßige Heldin-des-Tages – in einen überirdischen Erholungskurs verabschiedet und selbst Bandphilosoph und Bandkassenbeschützer LennStar war außer Haus, da er mal wieder irgendwo in der Weltgeschichte auf einem Philosophenkongress unterwegs war. Nur das Bandmaskottchen Kiwi war daheim, was dummerweise aber bedeutete, dass sie noch ein hungriges Maul mehr zu füttern hatten. Denn als echte Bandkatze legte Kiwi natürlich wenig wert darauf, Mäuse zu fressen und zog das leckere Markenfutter vom WWWB-Markt vor. Aber die Anwesenheit von Kiwi bedeutete, dass ihre restlichen zwei Euro in Katzenfutter investiert werden würden. Kiwi ging schließlich vor.

Gott sei Dank hatten sie noch ihre Kaffeeplantage auf dem Dachboden. Es war schon schlimm genug, dass der Schokovorrat aufgebraucht war. Aber Sorglospunks ohne Kaffee – das bedeutete ein Desaster sondergleichen.

„Okay“, sagte Jack. „Vorschläge?“

„Unsere Nachbarn anpumpen?“, fragte Chris.

„Hast du sie noch alle?“, entfuhr es Easy. „Die hetzen uns wieder den Tierschutzverein auf den Hals. Und sei es nur mit der bescheuerten Behauptung, dass wir Kiwi seelische Grausamkeiten zumuten.“ Energisch schüttelte sie den Kopf.

„Punkt für Easy.“ Jack schnitt eine Grimasse. Leider hatte ihre Zwillingsschwester absolut Recht. Auf ihre Nachbarn konnten sie leider nicht zählen.

Was blieb also noch?

„Mhm... Hat das Star Burger heute Abend nicht das berühmte Wettessen, bei dem Teilnehmer umsonst essen dürfen?“, warf Chris in die Runde.

„Minimum sind 5 Burger.“ Jack verzog das Gesicht. „Uns wird höllisch schlecht werden...

„Aaaaber wir sind satt.“ Easy grinste. „Star Burger aufi!“

Und damit brachen die drei Sorglospunsks zu ihrem ersten Burger-Wettessen auf.
 

Es waren ihnen schlecht geworden. Elendig schlecht. Und alle drei wussten, dass sie niemals wieder an einem Burger-Wettessen teilnehmen würden. Niemals wieder.

Aber immerhin sorgte dieses Erlebnis dafür, dass sie am Samstag noch bis in den späten Nachmittag hinein sehr satt waren. Sehr, sehr satt.

Und es bedeutete, dass sie mit vollkommen überfüllten Bäuchen in den Fußgängerzone der Nachbarstadt – da ihr heimisches Dorf zu klein war, um dort nennenswert viel Publikum anzuziehen – mit ihren Instrumenten standen und sich als Straßenmusiker verdingten.

„Ohohooo...

Iss niemals zuviel Burger, iss niemals zuviel Burger...“

Jack verdrehte die Augen, während Easy den spontanen Text schmetterte. Ihre Improvisation war ohne ihre Bandmuse Abranka einfach grauenhaft. Noch nie zuvor hatte sie ihre Muse so vermisst wie gerade. Und Nifen. Denn die hätte dafür gesorgt, dass sie niemals in diese peinliche Lage geraten wären.

Und so war das Resultat des fleißigen Musikeinsatzes nur eine kleine Menge Münzen, die aber immerhin für ein günstiges Brot vom Backshop und etwas Aufschnitt beim Discounter reichte. Sie würden also heute nicht verhungern.
 

„Easy, keine Improvisationen ohne Abranka oder ich reiße dir das nächste Mal den Kopf ab“, grummelte Jack, während sie in ihr Butterbrot biss.

„Du hast voll keinen Punk mehr in dir“, schmollte Easy zurück. „Wir sind doch immer so!“

„Aber ohne Abrankas inspirierenden Fähigkeiten sind wir dann einfach nur schlecht.“ Chris seufzte in Selbsterkenntnis. „Also sollten wir bei unseren bisherigen Songs bleiben. Das ist echt besser.“

Easy ließ den Kopf hängen. „Ohne Abranka und Nifen sind wir gar nichts!“, jammerte sie herzergreifend. „Ich will Schokolade!“

Jack seufzte und schob ihr ein Stück der superbilligen Schokolade rüber, die sie sich gerade noch hatten leisten können.

Easy nahm es und verzog das Gesicht. Es war zwar Schokolade, aber noch schlimmer als gar keine Schokolade war manchmal nicht die richtige Schokolade.

„Hey, Montag ist Nifen wieder da. Die Bank hat wieder auf. Und alle unsere Problemen lösen sich dann ganz schnell.“ Jack lächelte ihre Schwester ermutigend an.

„Aber das bedeutet wir haben noch den Sonntag vor uns“, sagte Chris. „Irgendeine Idee dafür?“

„Das wird einfach.“ Jack grinste breit. „Die Fußballjungs haben Grillfest. Ich habe vorhin mal bei ihnen durchgeklingelt und wir sind herzlich eingeladen. Als Gegenleistung müssen wir nur ein paar Songs spielen.“ Sie warf Easy einen durchdringenden Blick zu.

„Ja, ja, ja, ohne Improvisation. Ich hab's verstanden.“ Easy rollte mit den Augen und nahm noch ein Stück der Schokolade.
 

Am Montagmorgen saßen die drei Sorglospunks gerade beim kargen Kaffee-Brot-Restaufschnitt-Frühstück, als ein Taxi vorfuhr.

„Nifeeeeeen!“ Easy sprang begeistert auf. „Das Leiden hat ein Ende!“

„Halt!“ Mit vom Kater brummenden Schädel stand Jack auf. „Bevor du rausstürmst: Woran denkst du?“

„Wir hatten eine tolle Zeit und unsere Vorräte sind uns leider heute Morgen ausgegangen. Ich habe zwar die ganzen Karten verbummelt, aber wir waren klug und haben super hausgehaltet und absolut nicht gehungert?“, gab Easy mit einem kulleräugigen Augenaufschlag zurück.

Chris grinste in seinen Kaffee hinein.

„Exakt. Diese Sache bleibt ganz unter uns. Sonst hält uns der Rest noch für total unfähig.“

Jetzt musste Chris lachen. „Tun die doch eh.“

„Na und? Wir müssen sie darin ja nicht noch bestätigen.“ Jack seufzte tief. „Oder?“

„Ganz deine Meinung.“ Easy nickte und salutierte demonstrativ. Dann sprang sie Richtung Tür und trällerte vor sich hin:

„Und wir sind pleite,

pli-pla-pleite

Absolut pleite,

ja, total pleite,

pli-pla-pleite!“

Jack stöhnte auf und hielt sich die Hände vor das Gesicht. Sie wettete, dass es genau fünf Minuten dauern würde, bis Easy Nifen alles erzählte...



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