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100% Sorglospunks!

von

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One, two, three, four

Jack musterte von der Bühne aus das Publikum. Da war reichlich viel Leder im Spiel. Leder, gemischt mit einigen Portionen Lack, mal mit Schnüren, mal mit Nieten, mal mit Spitze und mal auch mit etwas Pelz. Sie seufzte leise. Warum konnten sie nie irgendwo auftreten, wo es eher normal war?

Sie zupfte ihren Schottenrock zurecht und setzte eine grimmige Miene auf. Wehe, Nifen oder Easy würden versuchen, sie in solch ein grauenhaftes Outfit zu stecken! Sie fand schließlich ihren schicken Schottenrock mit der noch schickeren engen Korsage richtig toll und punkig.

Die Drummerin der Sorglospunks nahm hinter ihrem Schlagzeug Platz und wartete auf das Startsignal. Ihre Zwillingsschwester Easy zappelte bereits hinter dem Mikrofon herum und machte noch einige Streckübungen, während ihr Gitarrist Chris sein Instrument liebevoll streichelte. Die Bandmanagerin Nifen stand neben dem Inhaber der ‚Pforten der Dunkelheit’ und nickte einige Male ernst. Dann gingen die Scheinwerfer an und der Spaß begann.
 

Das Publikum verschwamm vor Jacks Augen und sie blinzelte mehrfach, um ihre Sicht wieder klar zu bekommen. Wahrscheinlich wurde hier auch noch komisches Zeug geraucht. Zur Betäubung oder so, um noch viel tollere Dinge mit Peitschen, Ketten und heißem Wachs anstellen zu können. Jack verdrehte die Augen.

Dann klopfte sie sich verwirrt auf das rechte Ohr. Easy sang doch jetzt nicht wirklich so einen Unsinn, oder?

Doch, tat sie.

„One, two, three, four

One, two, three four

Five, six, seven

Five six, seven

Eight, nine, ten, eleven

Eight, nine, ten, eleven

Twelve, twelve, twelve!”

Und das auch noch zur Melodie des klassischen Volksliedes ‚Bruder Jakob’. Jack war vollkommen verwirrt. Vor allem, weil das Publikum vollkommen begeistert mitging und auch noch bei der fünfzehnten Wiederholung des Textes aus vollem Halse mitsang.

Infantil. Alle infantil und verrückt geworden. Garantiert.

Jack wurde heiß. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und blinzelte wieder in Richtung Publikum. Bildete sie sich das ein oder waren sie alle näher gekommen? Und warum sahen die alle so komisch und bedrohlich aus?

„Mörder!“, gellte es aus der ersten Reihe. Aber dort hatte niemand gesprochen. Nein. Eine Lederjacke hatte auf Schulterhöhe einen Mund bekommen und brüllte. Die Nieten sahen dabei wie kleine Hörner aus. Bei der Person daneben kamen die Worte aus einer Öffnung auf dem Oberschenkel, bei dem nächsten waren es die ledernen Stiefel.

„Mörder!“

Und immer näher kamen sie, die ledergekleideten Gestalten, deren Kleidung auf einmal lebendig geworden war und die Menschen, die in ihnen steckten, wie Marionetten fortbewegten.

„Mörder!“

Jack schrie auf.
 

„Hey, sie ist wieder da!“ Easy seufzte erleichtert.

„Was?“ Jack fegte das nasse Handtuch, das auf ihrer Stirn gelegen hatte, beiseite und setzte sich ruckartig auf. „Was ist los? Hier war…“ Sie erstarrte. Sie saß neben der Bühne auf dem Boden. Easy, Nifen und Chris kauerten neben ihr.

„Die Korsage war zu eng geschnürt. Du hast dich selbst ausgeknockt“, erklärte Nifen.

„Oh Gott…“ Jack sackte zurück und schloss die Augen. „Ich wird aber trotzdem Veganer…“, murmelte sie und dachte mit Schaudern an die brüllenden Lederklamotten zurück.

„Alles in Ordnung?“, erkundigte sich besorgt der Wirt, der in einer besonders engen Lederhose steckte. Jack schaute ihn an, erkannte in den Kniekehlen Falten, die aussahen wie ein Mund und schrie erneut auf.

„Veganer! Sowas von Veganger!“

Chris schüttelte den Kopf, während Easy mit dem Zeigefinger eine kreisende Bewegung an der Schläfe machte. Hoffentlich war Wahnsinn nicht ansteckend…



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