Zum Inhalt der Seite

100% Sorglospunks!

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Wenn ihr’s Schwarz auf Weiß braucht…

Kiwi, ihres Zeichens das genialste Bandmaskottchen der Welt, dämmerte langsam aus den Tiefen ihres Schlafes empor und streckte sich während der Aufwachphase so genüsslich, wie es nur Katzen können. Dann arbeitete sie sich aus den Überresten von Chris’ Sommerhemden empor. Einige Haare und lose Knöpfe auf dem Boden vor dem Schrank hinterlassend, wanderte sie aus dem Zimmer und machte sich auf die Mission, herauszufinden, was die Bandmitglieder der Sorglospunks und ihre Crew gerade anstellten. Primäres Ziel war es dabei allerdings unbestritten, etwas zu Fressen zu bekommen.
 

Bei Jacks Zimmer blieb sie kurz in der Tür stehen. Das Multipercussionswunder residierte im Lotussitz auf dem Bett und wälzte einige Musikfachbücher, die bedrohliche Titel wie „Die Geige in der Punkmusik“ und „Die Panflöte – das unterschätzte Instrument“ besaßen. Kiwi zog den Kopf zwischen die Schultern und beschloss, jedem neuen Instrument in diesem Haushalt den Kampf anzusagen. Gitarre, Schlagzeug, Bass, Blockflöte und Triangel reichten doch ganz eindeutig aus und mussten so etwas von definitiv nicht mehr ergänzt werden! Ganz besonders nicht, wenn sie auf ein empfindliches Katzengehör trafen.
 

Noch immer mit gesträubtem Nackenfell angesichts dieser unermesslichen Bedrohung marschierte Kiwi weiter zu Nifens Büro. Dort thronte die Bandmanagerin vor dem Rechner und haute nur so in die Tasten. Mit großen Augen beobachtete die Katze die fliegenden Finger auf der Tastatur. Die erinnerten fast an Mäuse, die hin- und herflitzten. Kleine, pelzige Mäuschen, richtig schöne Spielzeuge. Ihre Instinkte übernahmen die Führung, ihre Muskeln spannten sich, der Schwanz zuckte… Doch bevor sie sprang, überlegte sie es sich anders. Dunkel erinnerte sie sich daran, dass Nifen etwas von dem immens wichtigen NaNoWriMo gefaselt hatte – und dass die Tatsache, dass die Bandmanagerin gerade die Tastatur ihres PCs derart hingebungsvoll misshandelte, den Nebeneffekt hatte, dass noch keine Dauerbeschallung mit Weihnachtslieder in der sorglosesten WG der Welt stattfand und auch keine aktuellen Auftritte geplant waren, die in irgendwelchen unüberschaubaren Abenteuern endeten. Das sprach eindeutig und äußerst nachdrücklich dagegen, die Schreibkonzentration der Bandmanagerin zu stören.

Daher schlich Kiwi ganz besonders leise wieder davon.
 

Ihr Weg durch die Wohnung führte sie als nächstes in Easys Zimmer, in dem die Songwriterin, Sängerin und Frontfrau der Band jammernd vor ihrem Schreibtisch auf dem Boden hockte.

„Ich will nicht schreiben! Nein, nein, nein! Ich will keinen neuen Song schreiben!“

Direkt neben ihr schwebte die Bandmuse Abranka auf ihrer Wolke und blickte auf Easy herunter. Sie reichte der quengelnden Sängerin einen Schokoladenlolli und munterte sie behutsam auf.

„Schau, wenn du den Song fertig hast, dann ist Jack erst einmal zufrieden und meckert nicht mehr die ganze Zeit herum. Und dann kannst du dir auch einen leckeren Kaffee kochen und etwas Schokolade essen und alles ist gut…“

Immer weiter säuselnd, während der Lolli aus Motivationsschokolade seinen Job tat, baute Abranka Easy immer weiter auf, bis die quirlige und quengelige Frontfrau endlich nach einem Kugelschreiber griff und wild auf einem Blatt Papier draufloskritzelte.

Kiwi zog eine imaginäre Augenbraue hoch. Es war erstaunlich, wie einfach Menschen doch zu beeinflussen und in die richtige Richtung zu lenken waren. Wenigstens dann, wenn man sprechen konnte und übersinnliche Tricks zur Verfügung hatte. Und Abranka war dahingehend wirklich ein Talent. Immerhin brachte sie Easy trotz derer regelmäßigen Songschreib-Fluchten dazu, dennoch regelmäßig etwas Sorglospunkstaugliches zustandezubringen.

Kiwi lächelte leise vor sich hin und marschierte weiter.
 

Im Wohnzimmer konnte sie bereits das letzte Bandmitglied hören, doch ehe sie dorthin marschierte, machte sie einen kurzen Abstecher auf eines der Fensterbretter und blickte in den Garten hinaus. Dort saß LennStar vor seiner Tonne in einem Blätterhaufen, was besonders deswegen bemerkenswert war, da der Bandphilosoph wie immer nur seine Toga und seine Sandalen trug, und krakelte wie wild auf einer Pergamentrolle herum, deren vollgeschriebener Teil bereits durch den halben Garten reichte. Offenbar stand wieder einer seiner Philosophenkongresse bevor und so weit sich Kiwi entsann, hatte er irgendetwas von Extrovertiertheit und Protest bei Kant und Konfuzius im Banne der Punkmusik gefaselt. Da ihr so etwas aber nicht weiter wichtig war, war sie sich natürlich nicht gerade sicher.

Kopfschüttelnd sprang sie wieder auf den Teppichboden hinunter und schlich weiter ins Wohnzimmer.
 

Dort lief der zweite Rechner im Hause Sorglospunks und wurde von Chris bearbeitet. Im Gegensatz zu Nifen strahlte er allerdings immer wieder mit einem reichlich dümmlichen Grinsen in die Webcam, sodass keinerlei Zweifel daran bestand, dass er gerade mit seiner japanischen Freundin Umeko chattete. Seine Finger flitzten über die lautstark klappernden Tasten, machten zwischendurch aber weitaus größere Pausen als die von Nifen.

Kiwi blieb einen Augenblick im Wohnzimmer stehen, betrachtete den Gitarrenliebhaber mit schräg gelegtem Kopf, fragte sich, was er wohl sagen würde, wenn er den Schaden an seinen Sommerhemden entdeckte und marschierte dann mit einem eleganten Schulterzucken hinüber zur Küche.
 

Da sich offenbar die gesamte Band äußerst gut bei irgendwelchen schreibenden und lesenden Tätigkeiten amüsierte und dabei vollkommen vergaß, dass das wertvolle und äußerst liebenswerte Bandmaskottchen auch zwischendurch einmal etwas fressen musste und es bei seinem Rundgang von allen Seiten ignoriert worden war, obwohl doch seine übernatürlich-geniale Präsenz in jedem Zimmer hatte spürbar sein müssen, blieb nur noch eins: Sie brauchten es offenbar Schwarz auf Weiß, dass Kiwi Hunger hatte und jetzt sofort etwas fressen wollte.

Sie sprang auf die Arbeitsfläche neben dem Herd, setzte zum zweiten Sprung an, landete auf der Dunstabzugshaube, hangelte mit ausgefahrenen Krallen nach dem Türgriff eines der Hängeschränke, zog die Tür auf und quetschte sich in besagten Schrank.

Einen Augenblick später schepperte und knallte es, als die Metallbox mit dem Kaffeepulver einen Freiflug bekam und sich das schwarze Kaffeepulver auf den weißen Fliesen verteilte. Das war doch nun wirklich Schwarz auf Weiß. Kiwi grinste kurz in sich hinein, ehe sie wieder das unschuldigste Katzengesicht der Welt machte und beim Hereinstürmen der Sorglospunks samt Crew – sogar LennStar war aus dem Garten hereingekommen – jämmerlich zu maunzen und nach Futter zu verlangen begann. Und das funktionierte in der Küche schließlich immer.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück