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100% Sorglospunks!

von

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Nichts wie weg!

„Alles bereit?“, keuchte Chibichi, der Teufel höchstpersönlich, außer Atem und knallte die Tür zu der wohl sorglosesten WG der Welt ins Schloss.

„Ich schon. Aber die da haben mich nicht ernst genommen“, entgegnete ich, deutete auf die drei Sorglospunks und ihre Managerin und verschränkte die Arme vor der Brust. Mir war ja wohl absolut kein Vorwurf zu machen!

Die Sorglospunks bestehen aus den äußerlich sehr ähnlichen, aber von der Persönlichkeit her sehr unterschiedlichen Zwillingen Easy und Jack, wobei Easy Sänger- und Songwritertalent – sowie KreaTief-Anfälle – in sich vereint, während Jack das äußerst musikalische Percussionswunder darstellt. Der dritte Sorglospunk im Bunde ist Chris, der Gitarre und Bass mit Leidenschaft spielt und pflegt. Die Managerin trägt den Namen Nifen und ist ob ihrer genialen Ideen um der Band Auftritte zu beschaffen – mittels sehr geschickter Nutzung von Spam-E-Mails – von den dreien sowohl bewundert als auch ein wenig gefürchtet.

Und ich? Nun, ich bin niemand Geringeres als die Muse der Band. Frisch vom Olymp auf die Mädels und den Jungen angesetzt sozusagen.

„Ach, Menno!“ Chibichi seufzte tief und stemmte dann die Hände in die Hüften. Dass sich dabei unwillkürlich ihre dunklen Flügel etwas ausbreiteten, machte ihren Auftritt umso eindrucksvoller.

„Keine Taschen gepackt?“

Vierfaches Kopfschütteln war die Antwort.

Chibichi stöhnte auf. „Warum könnt ihr nicht einmal tun, was man euch sagt? Ist das denn zuviel verlangt?“

Zaghaftes Schulterzucken war diesmal die Reaktion.

„Wir wussten doch nicht, dass das ernst gemeint war…“, murmelte Easy kleinlaut.

„Ach? Bei den ganzen Abenteuern, die wir erlebt haben, ist es derart überraschend, wenn ich sage ‚Packt Klamotten für eine Woche ein, wir sind auf der Flucht’?“ Ich blickte fassungslos in die Runde. Sie sollten es doch eigentlich besser wissen! Hatten sie denn gar nichts dazugelernt?

„Ja.“ Easy zog einen Schmollmund.

Chibichi und ich seufzten synchron. Wer konnte schon Easy und ihrem Schmollmund gepaart mit dem unschuldigen Dackelblick widerstehen?

„Äh, haben wir doch noch Zeit unsere Koffer zu packen?“, hakte Jack nun nach, die offenbar den Ernst der Lage langsam begriff.

„Wovor fliehen wir? Und wohin?“, kam sofort Nifens Nachfrage.

„Gehen wir wohin, wo es einen PC mit Internetanschluss gibt?“, stellte Chris die für ihn wichtigste Frage, bedeutete ein PC mit Anbindung an die Weiten des Internets gleichzeitig die Verbindung zu seiner heißgeliebten japanischen Freundin Umeko.

„Nein, keine Zeit mehr. Erfahrt ihr unterwegs. Im absoluten Notfall kannst du mein Hell-o-Berry benutzen“, kanzelte Chibichi regelrecht alle ab. „Und jetzt los! Wir haben nicht mehr viel Zeit!“

Und damit stürmte sie auch schon aus der Tür, die sie erst vor wenigen Minuten hinter sich geschlossen hatte.

„Wo ist denn Baby?“, fragte Easy mit kugelrunden Augen nach des Teufels liebstem Gefährt (selbstverständlich waren wir dem Teufel gefolgt). Sie hatte sich schon darauf gefreut, sein Lenkrad zwecks Wunscherfüllung zu reiben.

„Hat sich verdrückt. Die Fahrt ist zu gefährlich.“

Jetzt schluckten alle und begannen wohl wirklich den Ernst der Lage zu begreifen.

„Sollen wir dann laufen oder nehmen wir öffentliche Verkehrsmittel?“ Nifen war zu praktisch veranlagt, um grundlos Panik zu schieben.

„Nein, unser Abholservice sollte gleich da sein.“ Und um meine Worte zu bestätigen, bog gerade ein kleiner altersschwacher VW-Bus mit einem Plüschküken auf dem Dach um die Ecke.

„Chuck & Chuck!“, jubelte Easy, freute sie sich doch immer darüber, die beiden Deutsch-Countrymusiker zu sehen, die als Markenzeichen stets in mannsgroßen flauschigen Kükenkostümen auftraten.

Als der Wagen neben uns zum Stehen kam, hielten wir uns jedoch nicht lange mit Begrüßungen auf, sondern auf Chibichis und mein Geheiß sprangen wir schnell an Bord. Es galt schließlich, keine Zeit mehr zu verlieren!

Und Chuck eins, der den Wagen fuhr, nahm seine Pflicht als Fluchtfahrer äußerst ernst. Er gab Gas, als wenn der Teufel hinter uns her wäre und nicht auf unserer Seite stünde. Immerhin beschleunigte der Wagen somit bergab und mit Rückenwind auf stolze 100 Stundenkilometer. Wenigstens einer, der meinen Worten Glauben geschenkt hatte! Aber vielleicht war in diesem Fall auch die Anwesenheit eines besorgten Teufels ausschlaggebend. Denn den Teufel besorgt zu erleben, ist derart besorgniserregend, dass man keine Zweifel mehr hegt.
 

Dummerweise kamen wir mit dem VW-Bus nur bis kurz hinter Stuttgart. Dort gab er dann rauchend und qualmend seinen Geist auf.

„Und jetzt?“, fragte Chris ratlos, während Chuck eins und Chuck zwei in dem Motor des alten Gefährts herumwühlten und schließlich kopfschüttelnd und mit Öl verschmierten Händen wieder zum Vorschein kamen.

„Laufen“, entschied ich. „Wir haben keine Zeit, um hier ewig zu warten.“

„Und während wir laufen, fällt uns etwas Neues ein“, stimmte Nifen mir zu.

„Wohin gehen wir eigentlich?“, erkundigte sich Jack, während wir den Seitenstreifen entlang marschierten und die nächste Gelegenheit nutzten, uns durch die Botanik auf eine entfernte – und weitaus sichere – Parallelstraße durchzuschlagen.

„Nach Atlantis“, kam die sehr verspätete Antwort von Chibichi.

„Wohin???“, kam es aus sechs Kehlen gleichzeitig (denn natürlich hatten uns Chuck & Chuck auf unserer Flucht nicht im Stich gelassen, sondern standen uns tapfer bei).

„Atlantis“, wiederholte ich. „Die Stadt im Meer. Die aus den Legenden. Ihr wisst schon.“

„Mensch, ihr wart schon in der Hölle, jetzt tut nicht so überrascht“, fügte der Teufel noch hinzu.

„Äh, ja…“, murmelte Jack und verdrehte angesichts dieser Antwort die Augen. Ein bisschen wundern durfte man sich ja doch noch, oder nicht?

„Und warum ausgerechnet Atlantis?“, hakte Nifen nach, während Chibichi schon den Daumen raushielt, um ein Auto anzuhalten. So viele Leute wurden zwar normalerweise garantiert nicht mitgenommen, aber etwas teuflische Magie zahlte sich doch aus.

Und während ein Kleinbus hielt, in den wir alle problemlos hineinpassten und der doch etwas fahrtüchtiger war als das Gefährt von Chuck & Chuck, erwiderte Chibichi: „Weil man nirgends besser Spuren verwischt als unter Wasser. Und jetzt pst! Unsere Fahrer müssen von nichts wissen!“

Und so schwiegen wir, bis wir immerhin Köln erreichten. Von nun an war der einfachste der über das Wasser. Ein Schiff und ab auf den Rhein. Denn der Rhein, der floss ja Richtung Meer. Und im Meer war Atlantis. Und da die Nordsee einen Zugang zu sämtlichen Weltmeeren darstellte… Ihr versteht, was die Absicht ist, nicht wahr?

Chibichi war gerade dabei, dem Kapitän zu verdeutlichen, dass sein Ausflugsschiff erstens heute nicht nur bis Düsseldorf fuhr, sondern weitaus weiter, und zweitens gefälligst Volldampf gab.

„Wir fliehen vor…“, setzte ich an und blickte zum Ufer. „Oh.“

„Was oh?“, kam es sofort von Easy. Sie und alle anderen Gefährten dieser kopflosen Flucht starrten zum Ufer hinüber.

„Oh“, stimmten sie mir wie aus einem Munde zu.

„Chi… Wir können aufgeben. Er hat uns gefunden.“

„Was?“ Chibichi wirbelte herum, blickte zum Ufer und erstarrte. „Mist.“

Dort saß niemand anderes als – mit einer äußerst beeindruckenden Größe von zwei Metern – Cerberus, der nun mit allen drei Köpfen gleichzeitig ohrenbetäubend kläffte und fröhlich mit dem Schwanz wedelte.

„Warum flüchtete der Teufel vor dem Höllenhund?“, fragte Jack perplex.

„Das ist eine etwas längere Geschichte…“, setzte Chibichi an und wurde beinahe direkt von mir unterbrochen.

„Eine deutlich längere Geschichte, die sich aber ganz simpel zusammenfassen lässt: Wir drei haben zwischendurch mal was zusammen durchgestanden und seither kommt Cerberus uns regelmäßig besuchen. Problem dabei ist nur…“

„Der Sabber“, vervollständigte Chibichi. „Bei drei Köpfen kleckst da schon so einiges! Und krieg das mal aus Teppich und Polstermöbeln wieder raus!“
 

„Oh yes! Wir sind auf der Flucht vor Cerberus!

Oh ja! Wir sind auf der Flucht vor Cerberus!

Oh yes! Wir hauen ab nach Atlantis!
 

Oh no, jetzt hat er uns gefunden!

Oh nein, der Cerberus ist da!“, trällerte Easy vor sich hin, während das Schiff langsam auf das Ufer zuhielt und Chibichi und ich uns in unser Schicksal ergaben.



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