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100% Sorglospunks!

von

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Ideenbonbons und Motivationsschokolade

Es war wieder einer dieser Tage. Einer von denen, an denen Easy vor einem weißen Blatt Papier hockte, den Kugelschreiber zahntechnisch misshandelte, so lange auf das Weiß starrte, bis sie darin schwarze Punkte zu erkennen meinte und keine Zeile zu Papier brachte.

Ehrlich: Solche Tage sind für Musen verdammt frustrierend. Und ich konnte nichts machen, als daneben zu sitzen, ein Ideenbonbon nach dem anderen an Easy zu reichen und zu hoffen, dass es funktionieren würde...

Irgendwann.

Selbst Musen greifen manchmal auf Instantideen wie Ideenbonbons zurück, wenn sie mit ihrer Kreativität ein Tief erreicht haben.

Die Stunden vergingen. Stunde um Stunde um Stunde um Stunde um Stunde um...

Der Rest der Band schaute herein und beobachtete, wie Easys Stuhl langsam unter Bonbonpapieren versank.

„Schreib doch ein Lied über Bonbons“, schlug Chris hilfreich vor.

„Aber denk dran, dass die Triangel reinpassen muss“, ergänzte Jack. Gleichzeitig schlugen die beiden Easy auf die Schultern und ich wusste ganz genau, dass in ihren Gedanken wieder das Bild von der Zwillingshaftigkeit der beiden entstand.

Oh ja, ich kenne Easy schon ganz gut. Und ich weiß, dass das mit Druck nichts bei ihr wird. Also...

„Leute, lasst uns was unternehmen“, entschied Easy und stand auf.

„Und was?“ Jack blickte sie neugierig an.

„Wir entwickeln Motivationsschokolade!“

Chris und Jack starrten die Frontfrau der Sorglospunks sprachlos an.

„Wir tun was???“

„Wir entwickeln Motivationsschokolade“, wiederholte Easy hibbelig und schielte zu Kiwi hinüber. Das Bandmaskottchen schlief schon seit Stunden im Sessel, ganz nach Katzenmanier eng zusammengerollt und war Easy ein Dorn im Auge. Sie wollte auch schlafen und faul sein und nichts tun, aber nein... Sie musste ja Songs schreiben. Warum eigentlich immer sie? Das war unfair! Und noch viel unfairer war es, dass Kiwi den ganzen Tag fressen und schlafen und faul sein durfte. Dem musste man doch mit etwas Motivationsschokolade abhelfen können...
 

Ehrlich: Ich bin an dieser Idee vollkommen unschuldig! Die war nicht von mir! Manchmal... da kommen Menschen von ganz allein auf irgendwelche Ideen. Erfahrungsgemäß sind das nicht immer die besten. Aber bei Easy sind sie immer lustig. Also hatte ich – logischerweise – überhaupt kein Interesse daran, sie an irgendetwas zu hindern. Auch Musen brauchen mal etwas Unterhaltung.

Also machte ich es mir auf meiner Wolke gemütlich und folgte den drei Sorglospunks in die Küche.
 

Entschlossen kramte Easy sämtliche vorhandene Milch- und Bitterschokolade des Haushaltes hervor und stapelte sie auf der Arbeitsplatte. Alle anderen Sorten hätten den Motivationsgeschmack versaut, aber Schokolade so rein, wie in Milchschokolade und Bitterschokolade, musste einfach gut funktionieren.

„Auspacken und kleinhacken“, kommandierte sie. Jack und Chris waren viel zu verblüfft angesichts ihrer Entschlossenheit und kamen der Aufforderung sofort nach, ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Es waren immerhin zehn Tafeln Schokolade. Und wer schon einmal auch nur eine Tafel Schokolade kleingehackt hat, der weiß, dass das wirklich eine grausame Aufgabe ist, die meist mit Blasen an den Fingern und der einen oder anderen Schnittwunde endet...

Easy derweil...

„Wonach schmeckt Motivation?“, überlegte sie laut.

Vanille. Zimt. Orange. Das waren meine Vorschläge.

Himmel, wie sollte Motivation schon schmecken? Das war doch... unterschiedlich.

Easy gefielen meine drei Vorschläge. Sie selbst brachte noch Kaffee – der Muntermacher schlechthin, also musste da ganz viel Motivation drin sein! – und seine Unterarten Cappuccino und Latte Macchiato mit ein.

Ungeduldig lief sie durch die Küche, während Jack und Chris die Schokolade weiter zerkleinerten. Schließlich konnte die erste Ladung in eine Schüssel gegeben werden und diese landete wiederum in einem Wasserbad.

„Wir brauchen noch Formen... Für die Schokolade. Und... Jack, mach das hier noch klein.“ Easy zeigte auf die restlichen Zutaten. Vanillestangen, vier Orangen und ein Paket voller Kaffeebohnen. Jack stöhnte auf. „Das Zimt, das Cappuccino- und das Latte-Macchiato-Pulver aber nicht, oder?“, fragte sie sarkastisch.

„Aber nein, Dummerchen. Das ist doch schon klein!“

Jack verdrehte die Augen und machte sich an die Arbeit, allerdings nicht, ohne sich zu fragen, warum sie das hier eigentlich tat. Wahrscheinlich, weil sie einfach neugierig war, was dabei rauskommen würde. Easy war schließlich für eine ziemlich bekloppte Muse bekannt...

Okay, ja... Manchmal sind meine Ideen etwas seltsam, aber sie funktionieren immer. Ich erinnere an die Heinoverteidigung gegen die Werwölfe. Bescheuert, ja, aber der Erfolg war durchschlagend. Und das war es doch letztlich, worauf es ankam, oder?
 

Easy hatte schließlich erfolgreich einige Eiswürfelplastikdinger gefunden. Ihr wisst schon, diese Dinger, mit denen man Eiswürfel macht, aber von denen man ebenso wenig den Namen kennt wie von dem Holzstab, der an der Kasse die Einkäufe der einzelnen Kunden voneinander trennt.

„Äh, Easy... Das soll funktionieren?“ Chris betrachtete die Eiswürfeldinger skeptisch.

„Aber sicher! Ist doch alles easy!“

Chris zuckte mit den Schultern und gab den Rest der Schokolade zu der, die bereits langsam vor sich hin schmolz.

„Fertig!“, verkündete jetzt auch Jack.

„Zeit für die Fachfrau!“ Easy grinste breit und schnappte sich ihre zerkleinerten Zutaten. Nach und nach ließ sie alles in die Schokolade hineinrieseln. Immer wieder rührte sie um und passte auf, dass auch ja nichts anbrannte oder klumpte.

Es dauerte – schlicht gesprochen – eine Ewigkeit. Dann war sie fertig und füllte die Schokolade langsam in die Eiswürfeldinger um.

Die warmen künftigen Schokoladenwürfel landeten im Kühlschrank, wo sie erst einmal abkühlen durften.

„Na, ich bin ja mal gespannt...“, murmelte Jack und fing sich ein bestätigendes Nicken von Chris ein. Ihm ging es wohl nicht anders.
 

Einige Stunden und eine Live-Übertragung des Champions-League-Spiels VFB Stuttgart gegen Real Madrid später huschten die drei wieder in die Küche.

„Wer von euch probiert?“, erkundigte sich Easy und hielt die herausgebrochenen Schokoladenstücke ihren Mitstreitern entgegen.

„Äh, also... ich... eine Orangenallergie, du weißt schon...“ Chris winkte ab.

„Ich vertrage keinen Cappuccino“, erklärte Jack überzeugend.

„Also dann...“ Easy lächelte, zerkleinerte einen der Schokowürfel noch etwas und ging zu Kiwi ins Wohnzimmer hinüber. Die Katze lag noch immer auf ihrem Sessel und schnarchte selig vor sich hin, wurde jedoch schlagartig wach, als Easy ihr etwas zu fressen unter die Nase hielt. Schnell war die Motivationsschokolade verputzt und die drei Sorglospunks beobachteten die Katze genau.

Einen Augenblick lang lag sie noch entspannt da, dann richtete sie sich auf einmal auf und begann sich energisch zu putzen. Sobald sie damit fertig war, hielt sie auf das Sofa zu und wetzte daran ihre Krallen, bis der Stoff in Fetzen herunterhing. Einen Moment später schoss sie schon weiter, um in der Küche Chaos anzurichten.

„Nun, sie wirkt!“, verkündete Easy strahlend und ignorierte, dass sie eigentlich noch um das Sofa hätte trauern sollen.

„Ich will auch was!“

„Ich auch!“ Jack und Chris bedienten sich. Und auch Easy hatte keine Bedenken...
 

Es ist erstaunlich, wie schnell drei mehr oder weniger erwachsene Menschen absolutes Chaos anrichten können.

Jack hatte die Wohnung in Rekordzeit geputzt, dabei jedoch eigentlich mehr verwüstet, und jagte gerade Kiwi, die die Küche in ein Schlachtfeld verwandelt hatte, weil sie sich endlich dazu aufgerafft hatte, ihr Wissen um das Öffnen des Kühlschranks anzuwenden. Chris polierte seine Gitarre zum fünfzehnten Mal und vertonte bereits den achtzehnten Songtext. Und Easy... Sie saß auf ihrem Stuhl zwischen den Ideenbonbonpapieren – ich hatte ihr noch ein paar spendiert, nur für alle Fälle. – und kritzelte Seite um Seite mit Songtexten voll. Neben ihr stapelten sich bereits die potenziellen Riesenhits...

Kurzum: Alles versank im Chaos. Besonders, als Kiwi auf einmal ins Wohnzimmer geschossen kam, einen Zwischenstopp mit Krallenabdrücken auf Chris Gitarre machte, Easys Papierhaufen durcheinander wirbelte, Bonbonpapiere im ganzen Zimmer verteilte, zwei der drei halbvollen Kaffeetassen auf dem Schreibtisch umstieß, eine Zwischenstation auf Easys Schoß machte und durch das Fenster in den Garten verschwand. Dicht gefolgt von Jack, die nahezu die gleichen Stationen machte.

„...die beiden vertragen offenbar keine Schokolade...“, murmelte Easy und sah Jack nach, wie sie Kiwi weiter durch die Gärten jagte.

„Halt die Klappe, Easy, und schreib! Wir müssen deinen Kreativitätsfluss nutzen!“
 

...ja, das war wieder einer dieser Tage, begonnen mit Lethargie und Motivationslosigkeit, der letztlich doch mit dem üblichen sorglospunkigen Chaos endete...



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