09. Dezember ~ Todesengel
Hier also mein nächster Beitrag zu diesem Adventskalender.
Obwohl die Themen Musik und/oder Engel waren, hat das hier rein gar nichts mit Weihnachten zu tun und ist auch in keinster Weise romantisch, beschaulich oder kuschelig.
Musik habe ich eingearbeitet, indem ich eine Songfic daraus gemacht habe (das Lied ist Eisblumen von Subway to Sally), und Engel…na, der Titel sagt schon einiges, oder?
Eine Mission, die das Leben der Anbu allgemein widerspiegelt…ich weiß nicht so recht, was ich selbst davon halten soll, aber ich finde es auf eine bedrohlich düstere Art faszinierend.
Warnungen gibt es nur indirekt…Genre ist eben Dark und in gewisser Weise auch Death – es stirbt aber niemand, den man kennt – also weiß man, auf was man sich einlässt…
Itte-rasshai!
Todesengel
Lautlos tauchten die beiden Schatten in den Wipfeln der Bäume auf, die die kleine Stadt säumten. Die kahlen Äste streckten sich unheilvoll zum Himmel und ragten über vereinzelte Häuser, die etwas abseits standen. Prüfend musterten zwei paar Augen die Umgebung, verfolgten jede Bewegung und prägten sich alle Details ein. Nicht einmal die schwarze Katze entging ihnen, die sich mit einer Maus zwischen den Zähnen in einen Hinterhof schlich.
Der Himmel war schon den ganzen Tag über grau gewesen und verdunkelte sich nun noch mehr. Der letzte Rest Licht, der die Stadt erhellt hatte, schwand mit zunehmender Geschwindigkeit und ließ die ohnehin düster wirkenden Häuser geradezu bedrohlich wirken.
Der Tag flieht eilig aus der Stadt,
Die trinkt sich an den Schatten satt
Und gibt ihr wahres Antlitz preis,
Die Pfützen schimmern schon wie Eis.
Ein kalter Wind pfiff durch die Bäume und ließ eine der beiden Gestalten unwillkürlich frösteln. Sie trug einen weiten, dunklen Mantel, der von ihrer Figur kaum etwas erahnen ließ und mit den Schatten nahezu perfekt verschmolz. Unter der Kapuze waren die anmutig schönen Züge einer Raubkatze zu erkennen, die leicht die Lefzen hochzog, sodass man die scharfen Zähne gerade so erahnen konnte. Die Maske war hell und stach als einziges aus der Dunkelheit hervor, wie um den schaurigschönen Anblick noch zu untermalen. Nur die Augen lagen im Schatten.
TenTen warf ihrem Gefährten einen kurzen Blick zu. Er war in den gleichen Mantel gehüllt wie sie, nur die Maske war eine andere. Das majestätische Gesicht eines Adlers wandte sich ihr zu, als Neji kaum merklich nickte, denn der letzte helle Streifen Tageslicht verblasste gerade am Horizont. Es war an der Zeit.
Die Mission der beiden Anbu war klar: sie sollten die Stadt von ihrem Grundherrn befreien, der die Anwohner nun schon einige Zeit lang terrorisierte. Er hatte sich eine ordentliche Leibwache zugelegt und war seitdem der festen Überzeugung, sich alles leisten zu können ohne jemals eine Strafe fürchten zu müssen.
Vielleicht hatte er nicht damit gerechnet, dass jemand eines der Ninjadörfer um Hilfe bitten könnte, aber möglicherweise glaubte er auch, selbst damit fertig werden zu können. Neji und TenTen waren gekommen, um ihn eines Besseren zu belehren.
Am Himmel glänzt ein Silberstreif,
Der Abend wandelt Tau zu Reif,
Die Bleichheit die von unseren Wangen schneit
Macht uns wie Engel schön,
Sie sollten auf die Knie gehen
Und beten, dass der Mond verhangen bleibt.
Kein Geräusch war zu hören, als die beiden Ninja elegant von ihrem Baum sprangen und sich über die Dächer der Stadt auf den Weg machten. Wie die Schneeflocken, die nun leise zu fallen begannen, schienen sie ein selbstverständlicher Teil der Umgebung zu sein. Wenn jemand aus dem Fenster geschaut hätte, wäre es ihm kaum möglich gewesen, die beiden zu erkennen. Sie waren nur Schatten, die sich im Einklang mit der Natur zu befinden schienen und ihre Bewegungen sahen aus wie eine seltsame Mischung aus Tanzen und Schweben. Ein ungeschultes Auge hätte sie niemals als Menschen identifizieren können, sondern lediglich geglaubt, dass eine der Wolken, die den Mond bedeckten, dies verursachte.
Durch diese optischen Täuschungen und die Tatsache, dass um diese Zeit ohnehin niemand mehr unterwegs war, nahezu perfekt getarnt, gelangten die beiden unbehelligt bis zum Wohnsitz des Grundherrn. Davor patrouillierten zwei Wachleute, im Gebäude selbst warteten noch mehr, wie Neji dank seiner Byakugan sah.
TenTen zückte zwei Shuriken und drehte sie einen Moment lang zwischen den Fingern, während sie darauf wartete, dass beide Wachen ihr den Rücken zukehrten. Vorne waren sie von einem Brustpanzer geschützt und wenn sie vorläufig noch unbemerkt bleiben wollten, musste sie schnell und leise töten. Der schwarze Stahl war eisig kalt und sehr scharf, doch sie spielte geschickt damit herum und verletzte sich nicht. Niemand konnte ihr das Wasser reichen, wenn es um den Umgang mit Waffen ging.
Deshalb schleuderte sie jetzt auch in einer einzigen, fließenden Bewegung blitzschnell beide Shuriken von sich und sprang neben Neji zum Eingang. Beide verschwanden im Inneren des Gebäudes ohne sich noch einmal umzusehen, um zu überprüfen, ob die beiden Wachen auch wirklich tot waren, denn daran bestand kein Zweifel.
Sie bewegten sich durch die Gänge als wären sie schon unzählige Male dort gewesen, drückten sich an die Wände und schlichen an weiteren Wachposten vorbei. Es war schon fast unheimlich, wie routiniert das Ganze ablief, ohne auch nur eine einzige Komplikation. Die beiden waren einfach da, in einem fremden Gebäude voller Wachen, als wäre das völlig selbstverständlich, tauchten auf und ließen sich nicht vertreiben. Niemand versuchte auch nur sie aufzuhalten, da keiner die Boten des Todes, die sich doch in unmittelbarer Nähe befanden, erkannte. Der Instinkt sagte zwar manchen der Wachen, dass etwas nicht stimmte, aber sie bemerkten keinerlei Anzeichen einer drohenden Gefahr und traten höchstens unbehaglich von einem Bein aufs andere. Es war, als würde sich eine dunkle Aura über ihnen ausbreiten, die nur zu spüren, aber sonst nicht zu bemerken war.
Wir sind wie Eisblumen, wir blühen in der Nacht.
Wir sind wie Eisblumen, viel zu schön für den Tag.
Wir sind wie Eisblumen, kalt und schwarz ist unsre Macht.
Eisblumen blühen in der Nacht.
Wahrscheinlich würde man erst am nächsten Morgen überhaupt bemerken, dass sie da gewesen waren. Wenn die Schatten verschwanden, würde die Leiche des Grundherrn in seinem Zimmer liegen und für Aufregung sorgen, aber bis dahin würde alles friedlich schlafen, unwissend, was sich im Schutze der Dunkelheit abspielte.
So war es fast immer bei diesen Aufträgen. Und bis schließlich allen der ungefähre Ablauf des Attentats klar geworden war, würden sie beide bereits wieder in Konoha sein. Oder auch schon wieder unterwegs zu einer weiteren, ähnlichen Mission.
TenTen zählte nicht mehr, wie oft sie nun schon losgezogen war, um jemandes Leben zu beenden. Wenn sie zu genau darüber nachdachte, was sie da eigentlich tat, könnte sie daran zerbrechen. Es war notwendig, das war alles, was sie wissen musste. Ein Ninja tötete als erstes sein Gefühl, um abgehärtet und zu allem bereit zu sein.
Sie war in den Schatten der Blätter geboren worden, sie lebte in den Schatten der Dunkelheit und irgendwann würde der Schatten des Todes sie verschlingen. Sie gehörte zu den Anbu, sie trug Schwarz, sie hatte sich für das Leben eines Ninja entschieden und damit war das alles erklärt. So war es immer schon gewesen.
Der Morgen wandelt Reif zu Tau,
Der Tag macht alles grell und rau,
Wir kleiden uns in Traurigkeit,
Doch geht der Tag, kommt unsre Zeit.
Schließlich standen sie im Zimmer des Grundherrn und waren noch immer von niemandem bemerkt worden. Schweigend betrachteten sie die Gestalt ihres Opfers in seinem Bett, die sich unruhig hin und her wälzte, weshalb sie einen Augenblick lang zögerten. Offenbar hatte er einen Alptraum gehabt, denn plötzlich setzte er sich kerzengerade im Bett auf und starrte mit weit aufgerissenen Augen zu ihnen herüber. Einige Sekunden verstrichen, ohne dass etwas passierte.
„Träume ich noch immer…?“, fragte er unsicher.
Die beiden hatten an diesem Abend noch kein Wort miteinander gewechselt, doch jetzt antworteten sie wie aus einem Mund: „Nein.“
Noch nicht ganz wach sickerte die Bedeutung dessen nur langsam zu dem Grundherrn durch. Doch dann wurde sein Blick noch entsetzter, als ihm klar wurde, dass da gerade zwei unheimliche Gestalten in Schwarz mit tierischen Gesichtern mitten in der Nacht vor einem Bett standen. „W-wer seid ihr…? Was wollt ihr von mir? Ich habe nichts getan…“, flüsterte er panisch.
„Du nennst es ‚nichts getan’, dass du die Bürger dieser Stadt tyrannisiert hast?“, fragte TenTen leise.
Die Ruhe in ihrer Stimme machte ihm noch mehr Angst, als wenn sie geschrieen hätte. Er sah zwei Wesen, die nicht von dieser Welt zu sein schienen, vor denen seine Wachen ihn offenbar nicht hatten schützen können und hörte diese ruhige Stimme, die durch die Maske ein wenig dumpf klang. Daraus zog sein noch verschlafener Verstand seine Schlüsse. „Ihr…ihr wollt mich strafen?“, wimmerte er ängstlich. „Ich glaube nicht an Buddha und ich glaube auch nicht an Todesengel, die einen holen kommen. Geht weg, ich glaube nicht an euch!“
„Das wird dir nichts nützen“, erklärte Neji mit einem merkwürdig mildem Ton in der Stimme, der nicht so recht zu seinen Worten passen wollte. Langsam schritt er auf den Grundherrn zu und legte eine Hand an den Griff seines Katana.
Der war vor Schreck wie gelähmt, starrte ihn nur an und rührte sich nicht. Er ahnte, was als nächstes passieren würde und konnte doch nichts dagegen tun. Eine unerklärliche Faszination ließ ihn den Blick direkt auf die unheimliche Gestalt richten, obwohl er eigentlich lieber die Augen geschlossen hätte, um sie nicht sehen zu müssen. Kurz schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass er froh sein konnte, dass es so dunkel war und er keinerlei Einzelheiten erkennen konnte. In diesem Moment zog eine Wolkenbank weiter und enthüllte den Mond.
Blasses Licht fiel auf die Adlermaske und ließ die Konturen für den Bruchteil einer Sekunde bedrohlich scharf hervortreten, dann blitzte eine Klinge auf und der Grundherr sackte in sich zusammen.
Wer leuchten will, der flieht das Licht,
Der schaut der Nacht ins Angesicht,
Die Bleichheit die von unseren Wangen schneit
Macht uns wie Engel schön,
Sie werden auf die Knie gehen
Und beten, dass der Mond verhangen bleibt.
Ohne eine Spur zu hinterlassen verschwanden die beiden Anbu wieder, versteckten sogar die beiden toten Wachen draußen in einem Gebüsch, um ihre Tat so lange wie möglich geheim zu halten. Sie zogen sich zurück, genauso lautlos wie sie gekommen waren.
In gebührender Entfernung nahmen sie die Masken ab und suchten sich einen Platz an dem sie den Rest der Nacht verbringen konnten. Ein paar Stunden Schlaf würden ausreichen, dass sie genug Kraft hatten, um am nächsten Tag bis nach Konoha zu kommen.
Um sich vor der Kälte zu schützen, rückten sie dicht zusammen und schlangen die Arme umeinander. Wenn Gefahr drohte, würden ihre Instinkte sie rechtzeitig warnen, da waren sie sich sicher.
TenTen hatte schon lange keine Probleme mehr damit, in kalten, dunklen Winternächten draußen schlafen zu müssen. Nirgendwo könnte sie sich wohler fühlen, als in Nejis Armen, die der sicherste Platz der Welt zu sein schienen.
Wir sind wie Eisblumen, wir blühen in der Nacht.
Wir sind wie Eisblumen, viel zu schön für den Tag.
Wir sind wie Eisblumen, kalt und schwarz ist unsre Macht.
Eisblumen blühen in der Nacht.
Wenn sie aufwachten wären sie keine Anbu, keine Auftragskiller, keine Todesengel mehr, sondern nur noch gewöhnliche Reisende auf dem Weg nach Hause.
Owari
Eigentlich hätte das auch sehr gut zu unserem letzten Wichtelthema Tod gepasst, aber da hatte ich diese Idee noch nicht im Kopf – also habe ich sie jetzt verwendet.
Ich gestehe, dass mir diese Thematik außerordentlich gut gefällt…ob es mir gelungen ist, das Ganze überzeugend rüberzubringen, müsst ihr mir sagen. ^^
Hoffentlich hat es eine gewisse Wirkung – ich habe mir mit der düsteren Atmosphäre wirklich Mühe gegeben und fand auch, dass das Lied sehr gut dazu passte.
War angestrengt darauf bedacht, dass der Songtext die Handlung nur untermalt und nicht wiederholt…
Bin gespannt, ob es euch gefallen hat – war mal eine Art Experiment…
bye
Arua