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Faith

[NejiTen]-Adventskalender 2oo7
von

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01. Dezember ~ Winterkrieger

Also...

Wie in der Kurzbeschreibung schon steht, ist der NejiTen-Adventskalender ein gemeinschaftliches Projekt des NejiTen-Schreiberzirkels. 3 OneShots für jedes Mitglied, 3 zu bearbeitende Themen. Ich mache den Anfang mit 'Winterkrieger'.

Ich wollte mit etwas längerem beginnen, aber irgendwie bin ich über das Ziel hinausgeschossen und etwas viel zu langes kam dabei heraus. (Ich hab zu Beginn auf 8.ooo Worte getippt, aber so kann man sich verschätzen. >__>)

Ich gebe zu, ich bin ziemlich stolz darauf. ^^"
 

Meine Themen: Erkältung & Einsamkeit

[Allerdings hab ich das Gefühl, etwas dran vorbeigerauscht zu sein. >__>]
 

Warnings: Language, etwas Gewalt & Blut durch Kämpfe... Außerdem tauchen Personen auf, die bisher im dt. Manga und auch im jap. Anime keinen Auftritt hatten!

Pairs: natürlich hauptsächlich NejiTenTen, ein bisschen LeeSaku & PeinKonan, KibaHanabi- & ItaDei-Hints
 

~~~~~~~
 

Winterkrieger
 

Die Einsamkeit der verschneiten Tundra war überwältigend. Das grelle Weiß bedeckte die gesamte Landschaft, begrub den Boden unter sich, die Steine und die hohen Felsen, lag auf den nadelbedeckten oder kahlen Ästen der wenigen Bäume, die sich an geschützten Stellen zu kleinen Baumgruppen angesammelt hatten.

Die Sonne spiegelte sich auf den winzigen Eiskristallen wieder und verwandelte die unberührten Schneefelder in ein wahres Leuchtfeuer aus Licht, vor dem man die Augen verschließen musste.

Tierspuren zogen sich kreuz und quer über die weiße Decke, die sich an manchen Stellen grau bis schwarz verfärbt hatte, trotz der großen, flauschig wirkenden Flocken, die langsam vom Himmel getrudelt kamen. Es war ruhig, allerdings nur, wenn man nicht genau hinhörte, nicht auf den Wind und das Rascheln in den Bäumen, nicht auf die Geräusche von Tieren, die man nicht sah, und das Knirschen von Schnee, der von zu schweren Ästen fiel oder von schweren, pelzverbrämten Stiefeln niedergetreten wurde.

Es roch nach Kälte, nach winterlichem Wald und nach dem Blut, das von dem Rehkadaver über Nejis Schulter in den Schnee tropfte und eine Spur hinterließ, weil die Wunden, die die Pfeile geschlagen hatten, noch nicht zugefroren war. Sie hatten das Tier gerade erst erlegt.
 

„Versuchen wir es weiter?“, wollte Konan wissen und schob die Pfeile, die sie nicht gebraucht hatte, wieder in den Köcher zurück. Sie wussten, dass ein Reh eigentlich genug war für heute.

Doch Hanabi schüttelte heftig den Kopf, dass ihre Haare, die unter der dicken Pelzmütze hervorlugten, flogen. „Hinata sagte, wir werden heute etwas besonderes mitbringen. Was ist an einem Reh besonders?“ Sie verlagerte das Gewicht ihrer Jagdspeere auf die andere Schulter und stapfte bestimmt an ihrem Cousin und seiner Halbschwester vorbei. Die kleine Gestalt, gekleidet in Wolle und Pelz wie es bei den Clanen in der nördlichen Tundra üblich war, sprühte nur so vor Kraft und Energie. „Kommt schon!“

Neji seufzte und wechselte über dem Rand seines Schals einen Blick mit der schlanken Frau, dann zuckte er die Schulter und folgte dem jüngeren Mädchen. „Wahrscheinlich wird es nicht einmal wirkliche Beute sein.“, murrte Konan hinter ihm leise und Neji wusste, von was sie sprach. Hinatas Vorhersagen meinten selten das, was es den Anschein hatte.
 

„Hanabi, lass uns zurückkehren. Es wird langsam zu kalt.“ Sie zog ihren Kragen höher ins Gesicht, so dass nur noch ihre kühlen, dunklen Augen zu sehen waren, die unter Strähnen blauschwarzen Haares hervorlugten.

„Nein! Ich will auch noch meine Beute schlagen.“, antwortete das Mädchen und stampfte stur weiter. „Ihr hattet eure Chance.“

„Hanabi, es wäre wirklich klüger, wenn…“, begann Neji, aber er wusste, dass sie ihm nicht zuhörte, also verstummte er wieder. „Also schön. Aber wenn wir in der nächsten Zeit nichts finden, kehren wir zum Haus zurück, klar?“

„Jaja.“, antwortete sie, doch ihr Tonfall machte deutlich, dass sie nicht mit ihnen gehen würde, solange sie die Spitzen ihrer Speere nicht in Blut getränkt hatte. Seufzend folgten die beiden älteren dem quirligen Mädchen, das seinen Weg aus dem kleinen Wäldchen heraus suchte, wobei sie direkt auf einige hohe Felsen zusteuerte, die sich hinter dem Hain in den stahlgrauen Himmel erhoben.

Wenigstens suchte sie sich eine Stelle aus, wo sie sich sicher sein konnten, dass sie etwas fanden. Hanabi wusste, was sie tat, sie war eine geborene Jägerin. Außerdem hatte sie genug Verantwortungsgefühl, dass sie einlenken würde, bevor es wirklich zu spät wurde und sie in Gefahr liefen, nicht mehr vor der Dämmerung nach Hause zu kommen. Das war auch der Grund, warum sie das dunkelhaarige Mädchen gewähren ließen und sie nicht mit Gewalt nach Hause zerrten – wozu Neji und Konan beide im Stande waren.
 

Bald schon kamen die hoch aufgetürmten Felsen in Sicht, die aussahen wie Klippen. Allerdings lag das Meer viele Tagesreisen im Norden und noch länger in die anderen Richtungen.

Neji war noch nicht oft dort gewesen, nur ein paar Mal bei den Handelshäfen, die die Clane den Städten vorzogen, auch wenn die Reise weiter und schwerer war als die nächsten Städte der Südländer. Die Klippen im Norden waren so scharfkantig und steil gewesen wie diese Felsen, die sich über ihnen auftürmten.

Bäume drängten sich in ihrem Windschatten, doch kaum einer erreichte ihre Höhe. Spalten und Lücken furchten sich durch die Oberfläche, manche so tief, dass man ihr Ende nicht sehen konnte, andere wie schmale Wege durch den Stein hindurch.

„Hanabi?“, erkundigte Nejis sich, weil das Mädchen stehen blieb und sich aufmerksam umsah, und verstärkte den Griff an dem Kadaver über seiner Schulter. Vielleicht hätte er allein heimgehen sollen, denn es war unbequem ein totes Tier, das größer war als ein Fuchs, mit sich herumzuschleppen. Allerdings wäre es zu gefährlich gewesen.

„Sch!“, machte die Angesprochene ungeduldig. Dann deutete sie nach Norden, wo der Felsen langsam in die Ebene überging. „Da lang.“ Sie setzte sich wieder in Bewegung.
 

Die anderen Mitglieder ihrer kleinen Gruppe hatten keine Ahnung, warum sie gerade diese Richtung wählte, aber im Grunde war es egal. Sie hatten, was sie wollten. Konan seufzte und ging hinter ihr her, den Bogen wieder geschultert.

Neji folgte langsamer, während er versuchte, das Reh daran zu hindern, gänzlich auf den Boden zu rutschen und gleichzeitig die Umgebung im Augen zu behalten. Er blieb stehen. War da nicht etwas? Geräusche von schnellen Pfoten auf Schnee und hechelnden Tieren?

„Neji?“ Konans Stimme riss ihn aus der Konzentration und er hob die Hand. „Hörst du nichts?“

„Was?“ Sie legte den Kopf schief und zog dann eine Augenbraue hoch, ehe sie sich umdrehte und nach Hanabi rief. Neji griff nach seinem eigenen Bogen und ging einige Schritte weiter, während er nach einem Pfeil langte.

Die Gestalt, die in einer Wolke aus Schnee und Kleidung aus dem Gehölz gestürmt kam, erstaunte ihn nicht. Genauso wenig darüber, dass sie in Panik floh vor den drei Wölfen, die hinter ihr aus dem Wald gestürzt kamen. Hanabi stieß einen entsetzten Laut aus, während Neji bereits den Bogen hob.

Sein Pfeil traft das erste der Raubtiere in der Brust und schleuderte es nach hinten, wo es reglos liegen blieb. Die anderen beiden jaulten erschrocken auf. Das Geklapper von Holz verriet dem jungen Krieger, dass Hanabi die meisten ihrer Speere hatte fallen lassen.

Sie warf den, den sie in der Hand behalten hatte, und bückte sich fast gleichzeitig nach dem nächsten. Ihre Waffe streifte einen der anderen Wölfe an der Schulter und hinterließ einen blutigen Kratzer.
 

Die gehetzte Gestalt stolperte und fiel längs in den Schnee, aber die Tiere hatten längst das Interesse an ihr verloren, so dass sie nicht mehr in Gefahr war. Sie jaulten, drehten sich um und flohen. Anscheinend war ihr Hunger nicht groß genug, sich mit drei bewaffneten Menschen anzulegen.

Neji senkte seinen Bogen und schob dann den Pfeil in den Köcher zurück. Es wäre sinnlos und überflüssig, den Wölfen zu finden. Auch die beiden Jägerinnen neben ihm senkten die Waffen, dann konzentrierten sie sich gleichzeitig auf die Gestalt, die im Schnee zusammengesunken war.

Der Blick des Kriegers wanderte kurz zu dem Wolf, um sich zu vergewissern, dass er eindeutig tot war, ehe er die Person musterte. Eine Frau, schätzte er, wenn er ihre Schlankheit richtig deutete. Allerdings konnte man das unter den vielen Schichten der dicken Kleidung nicht genau sagen.

Die Kleidung war allerdings das, was ihn am meisten beunruhigte. Sie bestand aus Pelz und Wolle, war von der Machhart allerdings eindeutig kein Werk der Clane. Bunte Farben und komplizierte, unpraktische Schnitte deuteten auf die Städter hin, die Qualität der Stoffe und Felle auf Reichtum. Wen auch immer sie hier vor sich hatten, es war kein einfacher Bauer von einem der Höfe, die entlang und südlich der Handelsstraße, die sich nicht weit von ihrem Clanhaus durch das Land zog, lagen.

Konan war die erste, die auf die Person zuging. „Hey.“ Ein Zittern ging durch das Bündel aus Stoff, aber ansonsten rührte sie sich nicht. Konan ging neben ihm in die Hocke. „Hey.“
 

Die Gestalt erwachte zum Leben, fuhr auf und wich vor der Frau zurück, die Hand tastend nach etwas, was ein Dolch sein konnte. Zumindest schätzte Neji, dass das wilde Herumtasten am Gürtel nur bedeuten konnte, das sie als Waffe benutzen konnte.

Es war tatsächlich eine Frau, eine junge darüber hinaus. Ihr Gesicht wurde beherrscht von den großen, braunen Augen und den vollen Lippen. Braune, unordentliche Haarsträhnen fielen ihr in die Stirn und der gehetzte Blick zeigte deutlich, dass sie ihnen nicht traute.

Kluges Mädchen. Wahrscheinlich hatte sie die drei als Angehörige der gefürchteten Clane erkannt – wer sonst würde hier leben? Außer dem Gesindel, das nirgendwo anders gern gesehen wurde und bei dem eine Waffe noch mehr angebracht war als bei den Clanen. Immerhin waren sie keine Barbaren, auch wenn die Städter sie für welche hielten.

„Du solltest das besser bleiben lassen.“, meinte Konan kurz angebunden.

„Außerdem würde dir eine Klinge auch nicht helfen.“, fügte Hanabi boshaft hinzu und machte sich daran, ihre Speere einzusammeln. Neji schwieg, während die Fremde ihre Bemühungen sein ließ von Konan zu seiner Cousine blickte und dann kurz zu ihm.
 

Dann rappelte sie sich auf und verbeugte sich steif. „Vielen Dank für Eure Hilfe. Ich … werde mich dann wieder auf den Weg machen.“ Sie drehte sich um, um an Hanabi vorbeizustaksen, der Stolz angeknackst und versuchend so viel ihrer Würde zu behalten wie möglich.

Neji schnaubte. Sie würde keine zwei Tage überleben, wenn sie allein blieb. So wie sie sich bewegte, war sie schon seit einiger Zeit allein – ein Tag? Zwei? Sie musste viel Glück gehabt haben, dass die Wölfe sie nicht eher gefunden hatten. Die drei Clankrieger wechselten einen Blick. Inzwischen hatte jeder von ihnen gesehen, dass die Fremde sich um die außergewöhnliche Beute handelte, die Hinata ihnen vorausgesagt hatte.

Neji zuckte die Schultern und nahm den Rehkadaver wieder auf, während Hanabi hinter dem Mädchen herrannte. Sie holte sie schon nach Augenblicke ein und sagte: „Wir laden dich ein. Unser Clanhaus ist in der Nähe.“
 


 


 

Die Wärme, von der sie gedacht hatte, sie nie wieder zu spüren, kroch langsam in TenTens Glieder zurück. Sie saß in dicke Wolldecken gewickelt neben einem Feuer in einem kleinen Raum, der wohl als eine Art Krankenzimmer genutzt wurde.

Jedenfalls deutete die Einrichtung darauf hin, ebenso wie die Bündel an getrockneten Pflanzen, die von der Decke hingen sowie die Tatsache, dass man sie selbst hierher verfrachtet hatte. Darauf schwören würde sie allerdings nicht, denn sie kannte sich nicht aus mit den Clanleuten.

Natürlich kannte sie die Geschichten über sie. Es waren keine positiven, voller Blut, Tod, Krieg und Raubzügen waren sie, voller Hass und Abscheu gegenüber den Stadtbewohnern, zu denen TenTen auch gehörte, selbst wenn sie sehr viel weiter aus dem Süden kam als die Leute, mit denen die Clans ständig im Clinch lagen.

Die Bauern bauten feste Häuser, die kleinen Bastionen glichen, nur entlang der großen Handelsstraße und fürchteten dennoch einen Überfall. Weiter im Süden würde niemand auch nur daran denken, solche Gebäude zu bauen.

Sie hatte die Not dafür nicht ganz verstanden – nicht einmal nach den ersten zwei oder drei Geschichten. Schließlich waren Geschichten immer übertrieben, richtig? Tsunade hatte ihr, Shizune und Shikamaru ziemlich schnell klar gemacht, dass die Erzählungen nicht so weit von der Wahrheit entfernt lagen, dass man beruhigt aufatmen konnte.
 

Jetzt saß sie hier, tief im Inneren des runden Gebäudes, das das Haus eines der Clane war und in dem sie alle lebten, der gesamte Clan. Zumindest wie sie es verstanden hatte. Es waren ihnen jedenfalls einige Menschen begegnet, als sie in dieses Zimmer gebracht wurde.

Sie hatte die neugierigen Blicke nur wie von Weitem gespürt, so sehr war sie gefangen in ihren Gedanken und dem Staunen über ihre Situation, das Haus, die Menschen. TenTen war von Natur aus schon immer neugierig gewesen und hatte Dinge erfahren und vor allem wissen wollen. Sie hinterfragte alles.

Als sie von den Clanen gehört hatte, war ihr erster Impuls gewesen, in eine Bibliothek zu gehen um Dinge über sie zu erfahren. Allerdings hatte man auf Reisen eher selten eine Bibliothek zur Verfügung und die Bücher, die sie mitgenommen hatten, gut verpackt in den Karren, eingewickelt in mehrere Schichten Stoff und verborgen in schweren Holzkisten, verrieten nicht viel über dieses Thema.

Also hatte sie gefragt. Tsunade selbst wusste nicht viel – sie war nie so weit im Norden gewesen um tatsächlich Kontakt mit dem wilden, mythischen Volk zu haben – und auch die Händler der Karawane sowie die Soldaten, die sie zum Schutze begleiteten, wussten nicht unbedingt mehr. Was sie wussten, beruhte größtenteils auf Schaudermärchen und Gerüchten. TenTen war enttäuscht gewesen.

Das Staunen hatte sie gepackt, sobald sie in dem riesige Gebäude stand und klar realisierte, wo sie war, wer um sie herum war, welche einmaligen Chancen sie hier hatte, ohne die Gefahren zu sehen.
 

Nachher wusste sie, dass sie zu solch unschuldigem Staunen nur fähig war, da sie unter Schock stand nach den Ereignissen der vergangenen Tage, die dazu geführt hatten, dass sie überhaupt hier sein konnte. Sie wusste nie, ob sie sich glücklich oder unglücklich schätzen sollte, es durchgemacht zu haben.

Aber jetzt saß sie einfach hier, eingekuschelt in die Decke, mit einem Becher heißen Tees in der Hand, die das dunkelhaarige, zurückhaltende Mädchen mit der beneidenswert großen Oberweite, die sie als eine der ersten getroffen hatte, ihr gebracht hatte, und in Gesellschaft einer jungen Frau mit einer Haarfarbe, über die sie nur staunen konnte.

Die Haare waren pink und kurz geschnitten. Ein rotes Band hielt sie davon ab, der Besitzerin in die erstaunlich grünen Augen zu fallen, während sie arbeitete. Ihre Figur war nicht die kurvige Statur, die das andere Mädchen hatte, sondern schlank, nahezu knabenhaft. Anscheinend war sie hier die Ärztin oder Heilerin, denn sie hatte sich ihrer sofort angenommen.

Welche Rolle die Dunkelhaarige hatte, wusste TenTen nicht zu sagen, denn sie war bis jetzt keine große Hilfe gewesen, aber ständig da. Momentan flüsterte sie mit der anderen, dann warf sie der Fremden ein scheues Lächeln zu und glitt lautlos aus dem Zimmer um den Gang hinunterzueilen.

Die Grünäugige schürte das Feuer, dann blickte sie TenTen gerade aus an, die zusammenzuckte, was ein kurzes Grinsen bei ihr hervorrief. „Ich bin Sakura, die Heilerin hier.“
 

Stille senkte sich herab, ehe TenTen bemerkte, dass sie jetzt vielleicht aus ihrer wohligen Mattigkeit aufwachen und antworten sollte. „Mein Name ist TenTen.“, antwortete sie und biss sich auf die Lippen.

Vielleicht sollte sie noch mehr sagen? Immerhin – wie ihr langsam dämmerte – war sie noch nicht außer Gefahr. Sie hatte nur negative Dinge über die Clans gehört und jetzt befand sie sich mitten unter ihnen. Vielleicht hatten sie sie nur gerettet, damit sie sie töten konnten? Was zwar keinen Sinn machte, aber woher sollte sie wissen, wie diese Leute hier dachten?

TenTen war selbst das Land fremd, diese kalte, unwirtliche Gegend voller Eis und Schnee und Wind und einem Winter, der über sechs Monate lang war. Sie entschied sich dazu, das beste anzunehmen und fügte hinzu: „Vielen Dank, dass ihr mir geholfen hat. Ich glaubte, ich würde sterben.“

Sakura schnaubte. „Wärst du auch, wenn dich die Jäger nicht gefunden hätten.“ Sie schwieg einen Moment und zeigte dann, dass sie selbst in Menschen lesen konnte, die aus eine völlig fremden Kultur kamen. Oder sie kannte sich einfach besser aus als TenTen.

„Schau, dir wird hier nichts geschehen. Ich weiß nicht, was Hiashi – unser Clanführer – entscheiden wird, was mit dir passieren soll, aber es wird dir kein Leid geschehen. Die Jäger hätten dich nicht mitgebracht. Hanabi sagte, sie lädt dich ein, oder?“
 

TenTen nickte schwach, erleichtert. Die Mattigkeit kam mit einem Schlag zurück und sie wünschte sich, sie könnte schlafen. Sie hatte seit gestern – oder war es schon vorgestern? – nicht mehr geschlafen, aus Angst, in der Kälte zu erfrieren oder von wilden Tieren gefressen zu werden. Sie fühlte sich benommen.

Sakura beobachtete sie mit scharfem Blick. Wahrscheinlich hatte sie schon längst erraten, was in ihrem Kopf vor sich ging. Die Tatsache, dass sie jetzt aufstand, ihrer Patientin den tönernen Becher aus der Hand nahm und meinte: „Du kannst jetzt schlafen. Ich werde dich wecken, wenn Hiashi dich sehen will.“, zeigte genug.

TenTen nickte, ließ sich auf das Lager betten und Sakura die dicke Decke bis zu ihrem Hals hochziehen. Sie schlief ein, ehe Sakura zwei Schritte zurück gemacht hatte.
 


 


 

Hiashi erwartete sie in der Versammlungshalle. Sakura und Hinata zogen die Fremde davon, während sich die Jäger aus ihrer vielschichtigen Oberbekleidung schälten, nachdem man ihnen das Reh und den toten Wolf abgenommen hatte. Der Clanführer ließ sich nicht anmerken, was er von der ganzen Geschichte hielt, sein glattes Gesicht war wie meistens undurchdringlich.

„Was hat das zu bedeuten?“, erkundigte er sich in einem neutralen Ton und musste nicht erst ausführen, was er meinte. Konan zupfte einen Fussel von ihrem Mieder und schwieg. Das war bezeichnend für sie. Aber auch Neji zog es vor zu schweigen und verschränkte die Arme vor der Brust.

Hanabi dagegen war ganz begeistert davon, ihrem Vater erzählen zu können, was geschehen war. Der blickte sie konzentriert an, während sie mit so heftigen Armbewegungen, dass ihre Hemdsärmel flogen, erklärte, wie sie das Mädchen getroffen und warum sie es mitgebracht hatten. Hinatas Name fiel mehr als einmal und Hiashi nickte bei jeder Wiederholung. Schließlich senkte sich die Stille wieder über den Raum.

„Und was… sollen wir mit ihr tun?“, fragte der Clanführer dann und blickte die Jäger auffordernd an. Jetzt verfiel selbst Hanabi in ratloses Schweigen. Neji vermutete, dass sein Onkel längst entschieden hatte, was sie mit ihrem … Gast anstellen würden. Und er würde es ihnen gleich sagen. Aber erst musste einer von ihnen antworten.
 

Es war etwa zwei Stunden später, dass der den Weg zum Krankenzimmer antrat, wo er Sakura vorfand, die neben dem Feuer saß und an einem Hemd nähte. Sie sah von ihrer Arbeit auf, als er eintrat, und es brauchte nur einen Blick, dass sie wusste, was er wollte.

Mit einer anmutigen Bewegung legte sie das Hemd beiseite und erhob sich ebenso geschmeidig um zu dem Lager hinüberzugehen, auf dem das Mädchen lag und tief und fest schlief wie ein Baby.

Neji fragte sich, wie sie das konnte inmitten von feindlicher Gegenwart. Denn das mussten sie für sie auf jeden Fall sein, er kannte ihren Ruf bei den Städtern und er war wie alle anderen stolz darauf. Entweder war sie besonders dumm oder unvorsichtig oder wusste, dass es für sie das Beste war, Schlaf zu finden.

Sie wirkte noch schlaftrunken, als Sakura ihr erklärte, warum sie sie weckte, aber sie war sofort hellwach, als sie den Krieger anblickte, der noch immer neben dem Eingang stand. Ihre Augen weiteten sich erschrocken, aber sie konnte den leisen Schrei unterdrücken, der ihr auf den Lippen saß.
 

Er hätte beinahe geschnaubt. Diese Reaktion war er gewohnt, selbst von Leuten, bei denen man glaubte, dass sie sich langsam an sein Gesicht gewöhnen hatten. An diese langen, hässlichen Narben die sich quer über seine rechte Gesichtshälfte zogen, die Augenbraue spalteten und seinen Mundwinkel ein Stück hinunterzogen. Dass er sein Auge hatte behalten können, verdankte er einzig Glück.

„Hiashi erwartet dich.“, erklärte er kurz angebunden. Sie nickte und kletterte umständlich aus dem Bett, strich ungeschickt ihre Kleidung glatt, dass die Röcke raschelten, und vermied es, ihn direkt anzublicken. Schließlich blickte sie auf, allerdings starr an ihm vorbei zur Tür.

Wortlos verließ er den Raum, hörte, wie sie ihm folgte, ihre Schritte fest auf dem steinernen Boden – bewundernswert – und ihre langen Röcke laut raschelnd. Das Krankenzimmer und die Versammlungshalle lagen weit voneinander entfernt, darum würden sie ein paar Minuten brauchen, um sie zu erreichen. Das Schweigen zwischen ihnen war tief und kühl, aber nicht unangenehm.

„Hör mal.“, zerbrach sie die Stille und riss seine Aufmerksamkeit an sich. Er warf ihr einen Blick zu. Sie brauchte einen Moment um zu bemerken, dass er nichts sagen würde, sie allerdings seine Aufmerksamkeit hatte. „Ich… ähm… es tut mir Leid.“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Wegen… meiner… äh…“ Sie lachte nervös und machte eine Geste zu seinem Gesicht.
 

Er wusste, von was sie redete, aber er wusste nicht, warum er es sagte – normal reagierte er mit eisiger Ablehnung auf derartiges – aber es kam ihm einfach von den Lippen: „Schon gut.“ Später würde er überlegen, warum er sich nicht einfach wieder abgewandt oder abfällig hatte, wie er es sonst tat. Jetzt gab es wichtigeres.

Die Halle war groß und die bunten Teppiche sowie die Waffen, Tierschädel und Schilde an den Wänden stellten ihren ganzen Reichtum zur Schau. Der große Holztisch in der Mitte des Raumes trug zu diesem Eindruck bei, ebenso wie der Sessel des Häuptlings am Kopfende. Die Fackeln, die zwischen dem Wandschmuck in Halterungen steckten, brannten nicht, aber das große Feuer in der Herdstelle knisterte und warf tanzende Schatten an die Wände.

Hiashi stand daneben, Konan und Hanabi hatten sich an dem Tisch niedergelassen und blickten ihnen geduldig entgegen, während Hinata etwas abseits an der Wand stand und versuchte so zu tun, als wäre sie gar nicht hier. Das Clanoberhaupt wandte sich ihnen zu und seine perlweißen Hyuugaaugen leuchteten in den Schatten, die das Feuer hinter ihm auf sein Gesicht zauberte.
 

Neji spürte, wie das Mädchen neben ihm erschauderte, aber sie hielt sich gerade. Beinahe lautlos trat er beiseite um sich zu Konan und Hanabi zu gesellen, die ihm kurz Blicke zuwarfen um die Aufmerksamkeit dann wieder auf die Fremde zu richten, der es gelang – im Gegensatz zu vielen anderen tapferen, schätzenswerten Leuten, die Neji kannte – nicht unter Hiashis kühlem, abschätzenden Blick, der schweigend mehr sagte als tausend Drohungen, zu schrumpfen, sondern ihn geradeaus anzusehen.

Schließlich nickte der Häuptling und deutete mit einer Bewegung auf die Bänke. Schweigend kam sie der Einladung nach und setzte sich, vielleicht etwas zu schnell. „Willkommen beim Clan Hyuuga.“, erklärte Hiashi mit seiner kühlen, volltönenden Stimme. Er blieb an Feuer stehen, trat allerdings einige Schritte zur Seite, dass sein Gesicht nicht mehr von den Schatten verdeckt wurde.

„Ähm…“, machte das Mädchen, dann räusperte sie sich und sprach mit klarerer Stimme weiter. „Ich… Vielen Dank, dass ihr mir geholfen habt. Und ich hier …äh… sein kann.“

Er nahm den Dank mit einer Neigung des Kopfes entgegen. „Wie ist dein Name?“

„TenTen.“, erklärte sie rasch und Neji begann zu ahnen, dass sie alles versuchte, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Warum auch nicht? Ihr Leben hing von ihnen ab. „Ich heiße TenTen.“, sagte sie dann langsamer. „Schülerin von Tsunade-hime und…“
 

Sie verstummte, als Hiashi die Hand hob. „Meine Jäger-“ Er deutete auf die drei versammelten Krieger. „-haben mir schon berichtet, was geschehen ist. Während du bei Sakura warst, haben wir entschieden, was mit dir geschehen wird. Was hat dich in diese Lage gebracht?“

Der abrupte Themenwechsel ließ das Mädchen erstaunt zusammenzucken. „Ich… habe mich verlaufen.“

„Von Anfang an, bitte.“

„Oh…“ Sie runzelte die Stirn und knotete den Saum ihres Hemdes. „Ich komme aus Jaris Kos im Süden, wo meine Meisterin wohnt. Sie forscht an etwas und erfuhr, dass es in Angarath hier im Norden ein Buch gibt, dass ihr weiterhelfen kann. Also brachen wir – das heißt, meine Meisterin, Shizune, Shikamaru und ich – auf, damit sie ihre Forschungen hier weiterführen kann. Jedenfalls…“

TenTen unterbrach sich und kratzte sich an der Stirn. Sie wirkte unsicher – kein Wunder. Hiashi und die drei Krieger hatten sich nicht gerührt und auch ihre Gesichter blieben unbewegt. Nur Hinata in der Ecke nickte bestärkend und lächelte der Fremden aufmunternd zu.

„Wir schlossen uns einer Karawane an, die uns über diese große Handelsstraße hier … in der Nähe führte.“ Sie wurde wieder langsamer, holte dann tief Luft um kräftiger weiterzusprechen. Neji merkte, dass er ihr aufmerksam zuhörte, und fragte sich, über wie viele Dinge er heute noch nachdenken musste. „Wir wurden von ein paar Wegelagerern überfallen und ich wurde von den anderen getrennt. Ich bin in den Wald geflohen und habe den Weg zurück nicht mehr gefunden. Fast zwei Tage bin ich in der Wildnis herumgeirrt und hab mich wohl immer weiter gelaufen. Dann haben mich diese Wölfe überrascht und ich dachte schon, ich würde sterben.“
 

Sie blickte auf ihre Hände, die jetzt ruhig in ihrem Schoss lagen. Dann warf sie einen Blick zu den Jäger hinüber. „Dann seid ihr aufgetaucht. Danke noch einmal.“ Sie antworteten nicht, aber Hanabi grinste und Konan zog eine Augenbraue hoch, ehe sie kurz nickte. Neji rührte sich nicht, sondern wartete.

TenTen wandte sich wieder dem Clanoberhaupt zu, der sie einige Zeit schweigend musterte, eher er erklärte: „Du kannst nicht hier bleiben, aber wir werden dich nicht hinauswerfen. Darum wird einer meiner Krieger, Neji-“ Er deutete auf seinen Neffen. „-dich nach Angarath bringen, wo du auf dich allein gestellt sein wirst. Aber anscheinend wirst du dort sowieso deine Meisterin finden können.“

Das Mädchen nickte beigeistert und sprang auf, um sich höflich zu verbeugen, die Handflächen fest aneinander gelegt. „Vielen Dank.“ Mehr brauchte es nicht und Hiashi entließ sie mit einem Nicken, das auch ein Zeichen für alle anderen war, sich zu erheben und die Halle zu verlassen.
 


 


 

Er mochte sie nicht. Neji – hieß er nicht so? – schien wirklich etwas gegen sie zu haben. Es schmerzte sie und sie wollte nicht, dass es so war, auch wenn sie sich nicht erklären konnte, warum es so war. Eigentlich sollte es sie nicht stören, dass er sie nicht ausstehen konnte, richtig?

Oder doch – sie würden demnächst einige Zeit miteinander unterwegs sein. Das war nicht gerade angenehm, wenn der eine den anderen nicht ausstehen konnte. Hiashi musste es gesehen haben. Wäre es da nicht besser, jemand anderen auszuwählen? Aber wiederholt musste sie sich daran erinnern, dass sie keine Ahnung von diesen Leuten hatte, nicht wusste wie sie dachten und erst recht nicht ihre Absichten kannte.

Vielleicht würde er sie nur hinter den nächsten Hügel führen, um sie zu erschlagen, auch wenn das keinen Sinn machen würde. Warum nicht gleich hier…? Dennoch… Mehr, als die Tatsache, dass er sie nicht mochte, beschäftigte sie die andere Gewissheit, dass es sie störte, dass er sie nicht mochte.

Es sollte ihr egal sein. Richtig? Richtig?! Aber das war es nicht und daran hatte sie keinen Zweifel. TenTen liebte Ehrlichkeit, vor allem, wenn sie selbst ehrlich zu sich selbst war. Es hatte sie lange Jahre gebraucht um das zu lernen, denn manchmal war es hart. Aber dennoch war es nützlich.

Und es hatte sie heute wachgehalten, nachdem er sie in das Zimmer zurückgebracht hatte, wo Sakura noch immer wartete und ihr eine kräftige Mahlzeit – für die sie den Clanleuten mehr als dankbar war – verabreichte, ehe sie ihr befahl, sich schlafen zu legen, um aus dem Zimmer zu verschwinden.
 

TenTen legte sich hin, aber sie schlief nicht, zumindest nicht gleich, denn der stille Krieger mit den schrecklichen Narben hatte ihre Gedanken beschäftigt. Warum genau mochte er sie nicht? Sie hatte ihm nichts getan, im Gegenteil, sie hatte versucht, ihm zuvorzukommen.

In Ordnung, sie gab es zu, ihre Reaktion auf sein entstelltes Gesicht war nicht gerade höflich gewesen, aber sie hatte sich entschuldigt. Und er hatte gesagt, es wäre gut. Also hatte sie die Sache fallen lassen, dennoch… Vielleicht störte es ihn doch? Aber er musste doch eigentlich daran gewöhnt sein? Sie seufzte und rieb sich die Augen, ehe sie sich umdrehte und versuchte, Schlaf zu finden. Seltsamerweise war sie innerhalb von Sekunden eingenickt.

Ihre Träume waren voll von einem lautlosen Winterkrieger mit den perlweisen Augen, dessen Präsenz nicht bedrohlich war, und von Wölfen und Räubern, aber sie hatte keine Angst.
 

Mitten in der Nacht erwachte sie. Ihre Kehle war trocken, aber sie fühlte sich gut, ausgeruht und wach. Sie blieb für einen Moment liegen, aber sie wusste, dass sie dies nicht lange durchhalten würde. Sie musste sich die Beine vertreten, sonst würde sie nicht wieder einschlafen können. Derartige nächtliche Spaziergänge war sie gewohnt.

Lautlos stieg sie aus dem Bett, schlüpfte in einen Teil ihrer Kleidung, die sie größtenteils abgelegt hatte, und verließ den Raum. Das Clanhaus war riesig und schon bald wusste sie dummerweise nicht mehr, wo sie herkam und wie sie zurückfinden sollte. Sie hoffte, dass sich das schon irgendwie ergeben würde, denn es war sicher nicht bequem, den Rest der Nacht auf den kalten, steinernen Fluren zu verbringen.

Wecken konnte sie niemanden. Sie wusste nicht einmal, ob es ihr gestattet war, so einfach und ohne Begleitung durch das Gebäude zu wandern, auch wenn es ihr niemand ausdrücklich verboten hatte. Aber Sakura war sehr energisch gewesen, sie ins Bett zu bringen.

Aber schon bald vergaß sie diese Gedanken, als die Neugierde Oberhand über sie gewann. Es war nicht schwer, herauszufinden welche Türen zu privaten Räumen führten und welche zu denen, die dem ganzen Clan gehörten. Sie besah sich die Küche, die Versammlungshalle, den Eingangsraum und diverse andere große Zimmer, die deutlich von mehr Personen als nur einer Familie genutzt wurden.
 

Die Gänge waren lang und gewunden, in regelmäßigen Abständen brannte eine Fackel, die Licht spendete und TenTen zeigte, dass sie nicht die einzige Person war, die noch wach war, auch wenn sie niemandem begegnete. Ob das nun Glück oder Pech war, konnte sie nicht sagen.

„Was tust du hier?“ Sie zuckte zusammen und wirbelte herum, die Arme schon erhoben zur ersten Bewegung des Dritten Zaubers der Abwehr. Er stand dort am Ende des Ganges, eine schlanke, durchtrainierte Gestalt mit langem, dichten Haar, das ihm ins Gesicht fiel und den weißen Augen, die selbst in dieser tiefen Halbdunkelheit leuchteten.

„I…ich…“, stotterte sie und rief sich zur Ordnung. Die Wahrheit konnte nicht schaden, oder? „Ich bin aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen.“, erklärte sie ruhig. „Und da wollte ich mir etwas die Beine vertreten.“

„Im ganzen Gebäude?“ Damit machte er deutlich, dass er ihr schon seit einiger Zeit gefolgt war. Und das, ohne dass sie es merkte!

„Äh… Ich… war neugierig. Ich… ich bin immer neugierig. Und es gibt nicht viele Informationen und Bücher und so über euch und ich war neugierig und…“

Er starrte sie an und sie fragte sich, warum sie so hatte plappern müssen. Das hörte sich an, als sähe sie in den Clanen seltsame Forschungsobjekte, was aber nicht stimmte. Sie war einfach interessiert. Das war doch nichts schlimmes? Während sie so sein undurchdringliches Gesicht musterte, kam ihr der Gedanke, dass es diesmal vielleicht besser gewesen wäre, wenn sie eben nicht neugierig geworden wäre. Oder diese Neugierde wenigstens im Zaum gehalten hatte.
 

„Ich bringe dich in das Zimmer zurück.“, erklärte er abrupt und drehte sich um. Sie rührte sich nicht, doch seine Stimme brachte Bewegung in sie. „Komm jetzt.“

Rasch eilte sie ihm hinterher, kam nicht umhin, die geschmeidige Anmut zu bewundern, mit der er sich bewegte, oder den festen Körper, der sich unter der groben Wollkleidung abzeichnete und der kein Gramm Fett auf den Rippen hatte. Dieser Körper bestand aus Muskeln, Sehnen und dichtem, langen Haar in der Farbe von Rabenschwingen, das länger war als ihr eigenes.

Sie hatte noch nie so einen schönen Mann gesehen. Trotz der Narben, der Narben, wegen denen sie es sich bei ihm verdorben hatte und die ihm etwas Wildes verliehen, etwas Unzähmbares, Kriegerisches, ja nahezu Blutrünstiges. Sie fraget sich, woher sie kamen. Aber im Moment gab sie sich damit zufrieden, ihn einfach nur betrachten zu können, ohne dass er es merkte.

„Hör mal.“, begann sie schließlich, bevor es zu spät war, und blieb stehen. Er ging noch drei Schritte, ehe er es ihr nachtat, aber er drehte sich nicht um. Sie seufzte. „Hör mal, ich weiß nicht, warum du mich nicht leiden kannst, aber in Anbetracht dieser Tatsache wäre es vielleicht besser, wenn jemand anderes mich nach Angarath bringt. Ich meine, ich habe nichts gegen dich und ich möchte auch nicht unhöflich sein oder fordernd, aber es ist vielleicht unbequem für uns beide, wenn du mich begleitest?“
 

Sie gab sich Mühe, ihre Stimme nicht schwanken zu lassen. Sie musste stark sein, genau wie am letzten Tag, als sie mit dem Clanoberhaupt gesprochen hatte, auch wenn sie nach wie vor keine Ahnung hatte, ob sie bei ihnen Eindruck gemacht hatte oder ob es ihnen vielleicht völlig egal war.

„Ich habe nichts gegen dich. Ich…“ Er unterbrach sich und schwieg einen Moment. Langsam dämmerte es ihr, dass er vielleicht immer so war. Oder was sie eine seltsame Ausnahme? Oder log er sie einfach nur an? Verstand einer diese Leute!

„Wir werden morgen aufbrechen.“ Er ging weiter und sie folgte ihm diesmal ohne Zögern und Unterbrechung und fühlte sich irgendwie gut, dass er gesagt hatte, dass er sie mochte. Oder zumindest, dass er sie nicht nicht mochte.
 


 


 

Sie brachte ihn durcheinander. TenTen war wie ein Sommersturm über die Clanleute – ihn – hereingebrochen in all ihrem Glanz, ihrer Fremdartigkeit und ihrem Stolz, der fundiert war auf ihrer Stärke und noch mehr Dingen, die Neji jetzt nur ahnen, aber noch nicht greifen konnte.

Sie war weder dumm noch unfähig, auch wenn sie nichts über die Schneelande wusste und darum beinahe gestorben war. Sie kam aus einem anderen Land. Sie wusste andere Dinge. Aber er mochte nicht, wie sie ihn durcheinander brachte. Ärgerlich über diese Tatsache zog er den Gurt fest, ehe er sich die dazugehörige Tasche über die Schulter schwang. Sie waren beinahe zum Aufbruch bereit.

TenTen – er mochte den Namen, er mochte die Art, wie er leicht von der Zunge ging, wie er in seinem Mund rollte und wie er klang, was er alles nicht amüsant fand – wurde gerade eingekleidet. Sie konnten sie nicht in den verdreckten, halb zerrissenen Sachen reisen lassen, die sie getragen hatte, außerdem waren diese Röcke sowieso zu umständlich. Darum hatte Sakura alte Kleidung von sich selbst geändert, da TenTen eine ähnliche Statur hatte. Wenn sie auch deutlich mehr Rundungen aufweisen konnte als Sakura.

Neji verharrte und runzelte die Stirn wegen dieser Gedanken, dann schüttelte er den Kopf und griff nach seinem Mantel, gefertigt aus dem weißen Pelz einer Schneekatze. Rasch sammelte er seine Waffen ein und machte sich auf den Weg zum Haupttor des Hauses.
 

Auf dem Hof, der zwischen dem Clanhaus, den Hundezwingern und dem Stall lag, hatte sich eine beachtliche Menschenmenge angesammelt. Sie alle taten, als hätten sie etwas zu tun, was bei den meisten klar nicht der Fall war. Es geschah einfach zu wenig in dieser Gegend, dass sie so ein Ereignis einfach so unbeachtet vorbeiziehen lassen konnten.

Eine kleine Gruppe bereitete die Pferde vor, die sie für den Weg brauchen würden. Die Tiere waren unruhig und stampften mit den Hufen, ihr Atem bildete weiße Wolken in der kalten Winterluft. Bei ihnen war – leicht erkennbar durch das helle, orangerote Haar – Konans Ehemann, Pein, der Sorge dafür trug, dass alles in Ordnung war und sie nicht aufgrund der Nachlässigkeit von Stallburschen in Gefahr gerieten.

Es war noch nahezu dunkel und Fackeln erhellten den Platz. Bald würde die Sonne aufgehen, aber Neji wusste, dass sie nicht immer auf das Licht warten konnten, denn dazu waren die Tage einfach zu kurz, obwohl der Winter noch jung war. Er hatte einmal gehört, im Süden waren die Tage auch zu der kalten Jahreszeit länger… Er würde TenTen fragen müssen, kam sie nicht aus dem Süden?

Seufzend fuhr er sich durch die Haare und stiefelte zu der geschäftigen Gruppe hinüber, um seine Tasche an den Sattel seines Pferds zu schnallen und die Waffen unterzubringen. Sein Bogen, ausreichend Pfeile, ein paar Speere. Schwert und Dolch würde er am Gürtel tragen. Für manche mochte diese Ausrüstung übertrieben erscheinen, aber Neji wusste, dass von solchen scheinbar übertriebenen Kleinigkeiten das Überleben abhängen konnte. Die Schneelande hier im Norden waren gefährlich und unbarmherzig und Neji kannte sie.
 

„Alles klar?“, wollte jemand neben ihm wissen und er blickte auf. Pein war größer als er, nicht viel, aber genug, dass er zu ihm aufblicken musste. Seine grauen Augen waren das Verwirrendste an ihm, wirkten sie doch wie Wellen, die ein Stein in einem ruhigen Teich hinterließ, und der Dunkelhaarige fragte sich immer wieder, wie der Ältere es schaffte, dass weder seine Nase, noch die Ohren oder die Unterlippe abfror durch das Metall, das darin steckte. Aber anscheinend hatte er herausgefunden, wie er diese Körperteile schützen konnte. Das ruhige, ernste Gesicht des Mannes wirkte kühl, als er seinen Schwager von oben bis unten musterte.

„Warum?“, wollte dieser wissen und wandte sich wieder den Gurten zu, mit denen er die Speere an seinem Pferd befestigte. „Du wirkst unruhig.“

Nejis Hände verharrten einen Moment und er warf kurz einen Blick zum Gebäude hinüber, wo sich TenTen noch immer befand. Pein kannte ihn, gut genug, um in ihm zu lesen, selbst wenn das nicht leicht war. Die meisten schafften es nicht einmal ansatzweise, obwohl sie ihn ihr ganzes Leben kannten. Aber da waren Pein und Konan, Hiashi und Hanabi, Lee und Hinata… Ein paar gab es immer.

„Es ist nichts.“ Einen Moment war es still zwischen ihnen.

„Gut.“ Die Schritte des Grauäugigen knirschten in dem plattgetretenen, grauschwarzen Schnee, der den Platz bedeckte. Nur am Rand, direkt an den Mauern der Gebäude war das weiße Pulver teilweise unberührt, aber auch dort bereits vereist.
 

Tumult entstand, als das Haupttor sich öffnete, damit Sakura und ihr Gast heraustreten konnten, dicht gefolgt von Hanabi, die ein ganzes Bündel an kurzen Wurfspeeren auf der Schulter trug.

TenTen trug Hosen, Hemd und Mieder nach der Art der Jägerinnen, dazu pelzverbrämte Lederstiefel, die ihr knapp bis zu den Knien reichten. Jemand hatte ihr einen langen Dolch gegeben, den sie am Gürtel trug. Sakura erklärte ihr gerade, wie sie die weiten Mäntel, die sie darüber trug – Wolle, Fell, Ölzeug – geschickt und rasch schließen konnte, ohne sich zu sehr darin zu verheddern. Einzig die Frisur passte nicht in das Bild einer jungen Clansjägerin, denn sie hatte die Haare zu zwei Knoten an beiden Seiten ihres Kopfes hochgesteckt.

Neji fand sie wunderschön. Stark, unabhängig, unnachgiebig. Eine Jägerin. Er hätte sich am liebsten geohrfeigt. Es war nicht so, dass er sie nicht schön finden durfte. Da waren noch mehr Frauen, die schön waren. Konan war schön. Hinata war schön. Sakura war schön. Auch Hana, Sakuras Cousine vom Inuzuka-Clan, war schön. Oder Ino, die bei den Uchihas lebte.

Bei TenTen war das anders. Es brachte Probleme. Und er konnte diese Probleme eher sehen und sich zurückhalten, wenn sie nicht den Clanjägerinnen so ähnlich sah. Es war ein Unterschied, ob sie ihre eigene Kleidung trug oder die des Clans. Es verwischte Dinge, die nicht hätten verwischt werden dürfen, zumindest nicht für Neji.
 

Durch die Kleidung brachte sie sich näher an die Clane, ließ ihn kurzzeitig vergessen, dass sie nicht zu ihnen gehörte, sondern in Länder, von denen er nur schwache Hörensagen kannte und nichts wirklich wusste. Dass es kein Problem sein und keine Schwierigkeiten geben würde, wenn er sich … in sie … verlieben … würde.

Die exotische Kleidung hatte es für ihn einfacher gemacht, eine Linie zu ziehen. Jetzt verwischten die Grenzen. „Hey, Neji!“ Er zuckte zusammen als eine schwere Hand auf seine Schulter fiel und Lees laute Stimme neben ihm ertönte. „Alles in Ordnung?“

Neji blinzelte. „Nein.“ Damit riss er sich los und wandte sich wieder den Pferden zu, um alles noch ein letztes Mal zu überprüfen. Er musste erst einmal selbst darüber nachdenken. Außerdem gab es jetzt drängenderes zu tun, denn sie würden demnächst aufbrechen. Während des Rittes dagegen hatte er Zeit.

Inzwischen waren TenTen, Sakura und Hanabi beinahe bei ihnen angekommen und er konnte die drei Mädchen reden hören. „…hoffe, du kannst reiten.“, meinte die Jüngste gerade und verlagerte das Gewicht der Speere etwas.

Die Brünette nickte. „Ja. Schon. Ein bisschen.“
 

„Du wirst dich schon daran gewöhnen, immerhin wirst du die nächsten Tage im Sattel verbringen.“, meinte Sakura zum Teil begütigend, zum Teil belustigt und zum Teil boshaft. Sie selbst wusste, dass so etwas kein Spaß sein würde und TenTens zweifelnder Blick zeigte, dass sie es ebenfalls wusste. Sakura grinste schief und zog einen Beutel aus dem Mieder hervor. „Hier. Das ist Tee, gegen deine Erkältung. Morgens und abends und wann du sonst Gelegenheit hast, sonst kriegst du eine Lungenentzündung und das kann tödlich enden.“

„Danke.“ Die Fremde nahm den Beutel entgegen und blickte sich um. Sie nickte Neji kurz lächelnd zu und bemerket die Pferde. „Äh… sechs?“, fragte sie dann niemanden bestimmten und nieste laut.

„Ja.“, antwortete Neji kurzangebunden. Den ersten Teil des Weges würden sie nicht allein zurück legen, da das Gebiet zu gefährlich für zwei Personen war. Konan, ihr Ehemann Pein, Hanabi und sein alter Freund und Sakuras Mann Lee würden sie bis zu der Furt an der Silberwasserfluss bringen und dann wieder zurückkehren. Hiashi konnte so viele Jäger nicht für den langen Zeitraum wegschicken, den sie brauchen würden, um nach Angarath zu kommen, aber bis zum Fluss war es kein Problem, das waren nur ein paar Tage. „Zu gefährlich.“

„Ach so.“, sagte sie und ihrer Stimme war klar zu entnehmen, dass sie nichts verstand. Aber sie fragte nicht mehr weiter, sondern erkundigte sich: „Wer kommt denn noch mit?“
 

„Ich!“, krähte Hanabi grinsend und ging zu ihrem Pferd, um die Speere unterzubringen.

„Mein Mann, Konan und Pein.“, fügte Sakura hinzu. „Wo sind die überhaupt?“ Sie blickte sich um.

„Lee war eben noch hier.“, murmelte Neji verwirrt und blickte sich nach seinem alten Freund um, der ihm so entgegengesetzt war, laut, aufgeschlossen und impulsiv.

„Du bist verheiratet?“, fragte TenTen fast gleichzeitig.

Sakura grinste. „Ja. Ansonsten hättest du mich nie kennen gelernt.“

„Sie ist eine Inuzuka.“, fügte Hanabi von der Seite hinzu. „Sie leben im Osten von hier. Schade, dass wir in die andere Richtung müssen.“ Sie klang so, als würde sie es ernst meinen und der sehnsuchtsvolle Unterton in ihrer Stimme ließ Neji ihr einen Blick zuwerfen. Er wusste, an wen sie dachte, das war ein offenes Geheimnis, auch wenn sie niemals zugeben würde, dass es zutraf.

„Ja.“, kicherte die Heilerin. „Schade, dass du Kiba nicht besuchen kannst.“

„Will ich gar nicht!“, beschwerte sie sich, aber die Röte in ihrem Gesicht strafte ihrer Worte Lügen.
 

„Sakura, meine Blüte!“ Lee tauchte plötzlich aus der Menge auf und schloss seine Frau in eine bärenartige Umarmung, um ihr einen Kuss aufzudrücken. Neji und Hanabi waren solch überschwängliche Zuneigungsbeweise von ihm gewöhnt, darum ignorierten sie es gekonnt, aber TenTen wandte sich peinlich berührt ab.

Aber auch Lee ließ solche Sachen heute auf einem Minimum, denn er löste sich von der Heilerin und ging zu der Brünetten hinüber um ihr grinsend die Hand hinzustrecken. „Es freut mich, dich kennen zu lernen. Ich bin Lee. Ich werde meinen Freund Neji, dich und die anderen bis zum Silberwasserfluss begleiten.“

„Äh… Mein Name ist TenTen.“, antwortete diese und erwiderte die Geste. Anscheinend wusste sie nicht, was sie von dem freundlichen, überschwänglichen Mann halten sollte, der ihr ein Grinsen schenkte, das beinahe breiter als sein Gesicht war. Kein Wunder.

Bis jetzt war sie nur den schweigsamen, verschlossenen Leuten begegnet – wenn man Sakura nicht mitzählte, aber auch die bewahrte stets ihre Distanz – und so musste die Begegnung mit Lee ein Schock sein. Aber das war sie für jeden und Lees exzentrisches Aussehen trug nicht dazu bei, das Erlebnis leichter zu nehmen.

„Ähm… Vielen Dank.“, meinte TenTen unsicher. „Das ist kein Problem. Es wird ein Kinderspiel. Und…“
 

„Seid ihr fertig?“, unterbrach Konans kühle Stimme das fröhliche Geplapper und trat zu der Gruppe. Sie hielt die Zügel eines dunklen Pferdes in der Hand. „Hier.“ Sie reichte die Lederschlingen an TenTen weiter. „Mit ihr wirst du zurecht kommen?“

Die Brünette musterte das Tier, streichelte sie und nickte dann. „Ich denke schon…“, erklärte sie.

„Gut. Die wirst du nämlich die nächsten Tage reiten.“

TenTen nickte nachdenklich, dann erkundigte sie sich. „Wie lange wird die Reise etwa gehen?“

„Wir brauchen etwa fünf, sechs Tage bis zum Silberwasserfluss.“, erläuterte die älteste Frau. „Dort trennen wir uns von euch beiden und bis Angarath braucht ihr dann noch einmal etwa zehn Tage.“

„Das ist…lang.“

„Das ist die nächste Stadt.“, warf Neji ein. „Der zweite Teil des Weges führt durch Uchihagebiet, aber zwischen unseren Clanen herrschen seit Generationen enge Bündnisse. Wahrscheinlich werden wir eine Nacht in ihrem Clanhaus verbringen. Nun, sind wir fertig?“ Den letzten Satz hatte er lauter gesprochen und an alle gerichtet, die sie begleiten würden. Lees enthusiastische Antwort überhörte er gekonnt, als er sich nach Pein umblickte, aber der grauäugige Krieger, der sich so von den Clansleuten unterschied, war bereits dabei, in den Sattel zu steigen.

Konan kehrte an die Seite ihres Mannes zurück, wo ihre Stute wartete, auch Hanabi nickte freudig. Es war deutlich zu erkennen, dass sie sich auf dem Ritt gut amüsieren würde, eine Unterbrechung in der Eintönigkeit des Winters.
 

„Auf geht’s!“, freute Lee sich und lief zu seinem Pferd hinüber, während alle anderen sich ebenfalls in den Sattel schwangen.

„Nun denn.“, sagte Hiashi, der sich jetzt zu ihnen gesellte. „Habt eine gute, sichere Reise und möge Inara über euch wachen.“ Der Anruf der Sonnengöttin war nicht üblich für Reisen, aber sie war mächtiger als die Sieben Tiergötter. Dennoch zog Neji nur kurz eine Augenbraue hoch ob des kurzen Gebetes, dann nickte er seinem Onkel zu, warf seinen Begleitern einen kurzen Blick zu und zog seinen roten Wallach herum, um ihn vom Hof zu lenken.

Die anderen folgten ihm und die Pferdehufe erfüllten die Luft mit lautem Klappern. Ein Tier wieherte, dann waren sie zwischen den Gebäuden verschwunden. Hiashis nächste Worte hörte „Mögen die Sieben ebenfalls die Hand über euch halten und ihr sicher wiederkehren.“

Er blickte sich um, als seine ältere Tochter neben ihn trat. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht ließ sich kaum deuten. Dann lächelte sie ihn an und sagte: „Wir können Neji vertrauen. Er ist einer der geweihten Winterkrieger. Er ist einer der wenigen, die doppelt berührt sind. Aber so bald wird er nicht zurückkehren.“
 


 


 

Konan hatte gesagt, sie würden am Vormittag des nächsten Tages die Furt erreichen. TenTen erwischte sich dabei, zu wünschen, dass die Reise noch ein paar Tage länger gehen würde. Sie mochte diese Leute, mit denen sie die letzten vier Tage verbracht hatte.

Sie waren unkompliziert und gerade aus, keiner von ihnen hielt viel davon, um den heißen Brei herumzureden, hinter dem Rücken von jemand anderem zu tratschen oder von Intrigen im Allgemeinen, wie sie in Jaris Kos in den höheren Kreisen der Gesellschaft so beliebt waren. TenTen hatte sich von diesen Praktiken schon immer abgestoßen gefühlt.

Es lag ihr nicht, zu betrügen und hinterrücks jemanden zu ermorden, sei es mit Worten oder einer scharfen Klinge. Die Clane verachteten solche Dinge. Für sie war ein offener Streit besser zu ertragen, als eine noch so kleine Intrige, während im Süden ein Streit eher als Schande galt, die es zu vermeiden galt.

Aber dies war nur ein Grund, warum sie die Krieger so mochte, die sie begleiteten. Der Rest ließ sich nicht so einfach in Worte fassen. Sie mochte sie einfach, Lee und Hanabi, die immer für einen Witz zu haben waren – auch wenn ihr Sinn für Humor teilweise weit auseinander ging – und Neji, Pein und Konan, die sehr viel ernster und schweigsamer waren, wenn auch nicht älter als Lee. Aber Lee war sowieso einmalig, darum konnte sie ihn vielleicht nicht direkt zählen.
 

TenTen beobachtete, wartete, lernte.

Sie lernte, dass Neji die Stille liebte.

Sie lernte, dass Pein ebenso wie sie weiter aus dem Süden kam, aber Ereignisse hatten dazu geführt, dass er in den Clan aufgenommen wurde, noch ehe er Konan heiratete.

Sie lernte, wie Lee und Sakura sich kennen und lieben gelernt hatten.

Sie lernte, dass Hanabi den Clan übernehmen würde, wenn Hiashi sterben würde.

Sie lernte nicht, woher Neji seine Narben hatte.

Allerdings war die Reise auch anstrengend. Am ersten Abend hatte sie einen wunden Hintern, über den Hanabi kicherte und die anderen kein Wort verloren. Wenigstens wurde ihre Erkältung nicht schlimmer, was sie wahrscheinlich Sakuras Tee und der neuen Kleidung zu verdanken hatte, die sehr viel wärmer war als ihre alte. Außerdem war sie auch bequemer.

Sie hatte mit den weiten Röcken, die Frauen in Jaris Kos trug, nie viel anfangen können, kam sie ursprünglich aus einer Gegend, wo auch Frauen Hosen tragen durften. Kleider waren umständlich, unbequem und im Winter viel zu kalt. Die Clane waren praktischer und ihre Frauen trugen Hosen.
 

Obwohl Hinata auch Röcke getragen hatte, langer, geschmeidiger Stoff, der aussah wie Wasser und den TenTen noch nie gesehen hatte. Aber sie war die einzige gewesen, die anderen trugen Hosen, waren Jägerinnen.

Überhaupt, die Clane unterschieden sich nicht nur in dieser Sache von den weiter südlich lebenden Völkern. Da war die geschmeidige, anmutige Art, wie sie sich bewegten, wie sie sprachen und lachten, ein leises, kehliges Lachen, dass TenTen ins Mark traf und nicht ins Herz. Und wie sie schwiegen. Sie schwiegen oft, auch Hanabi und selbst Lee.

Pein schwieg und lachte und sprach anders als sie, auch wenn TenTen darauf wetten würde, dass es früher, als er noch woanders gelebt hatte, auch anders gewesen war. Er wurde ihnen ähnlich.

Manchmal kommunizierten sie schweigend und selbst Pein konnte es. TenTen dagegen konnte es nicht einmal erfassen. Sie versuchte, es zu ignorieren und als gegeben hinzunehmen, aber es irritierte und beunruhigte sie. Vielleicht hatte sie einfach nicht genug Zeit, sich daran zu gewöhnen.
 

Aber auch in ihren Sitten und Gebräuchen unterschieden sie sich. Allerdings hatte sie das erwartet. Sie hatte schon genug Völker gesehen, war bei Stämmen zu Gast gewesen und manche Traditionen unterschieden sich selbst von Dorf zu Dorf. Dass ihr die Bräuche der Clane seltsam erschienen, wunderte sie gar nicht. Das andere dafür sehr viel mehr.

TenTen hatte gelesen und gelernt, dass alle Menschen, alle Völker, Stämme und Familien, von denselben Urmenschen abstammten, dass sie alle dieselbe Herkunft hatten. Diese Theorie war sehr logisch und nach allem, was TenTen gesehen hatte, konnte sie stimmen. Sie glaubte daran.

Diese Urmenschen stammten angeblich aus einer im Süden liegenden Wüste, wo man auch uralte Knochen gefunden hatte, die von ihnen stammten. Die Sagen der Clane erzählten, dass sie aus dem Norden gekommen waren, weil es hier wärmer war als dort oben, es einen Sommer gab und sich in der Eiswüste am Nordpol ein Volk verbreitet hatte, dass stärker und böser war, als alles, was man sich vorstellen konnte.

Darum waren selbst die Kinder des Winters, wie die Clane sich auch nannten, aus der unwirtlichen Gegend geflohen, die ihre Heimat war und die sie vorher nicht verlassen hatten, auch wenn sie von dem wärmeren Land im Süden wussten.

Konans Stimme – so selten sie sie auch erhob – war wie geschaffen für Abende am Feuer und Legenden. TenTen bat nicht einmal um Geschichten, sie stellte nur harmlose Fragen, die sich auf völlig andere Dinge bezogen. Aber Konan erzählte und alle hörten zu.
 

Sie erzählte von der Reise in den Süden, von den Sieben Tiergöttern, von der Sonnengöttin und von Kriegern, Helden und Sehern von denen TenTen nie gehört hatte. Die Brünette sog alles auf wie ein Schwamm, während die anderen sie bereits kannten, wahrscheinlich so sehr wie ein Kind sein Lieblingsmärchen.

Die Geschichten faszinierten sie. Sie waren so anders als alle Legenden, Sagen und Märchen die sie kannte, selbst die Erzählungen dieser neumodischen Schriftsteller, die über völlig frei erfundene Dinge schrieben. Sie waren voller Magie und Blut, Leben und Tod, aber auch voller Schwäche, die aus Menschlichkeit geboren wurde.

Menschlichkeit, die sie nach und nach nicht mehr an den Clanen sah. TenTen war nicht dumm und TenTen war eine Wissenschaftlerin, was es gestattete, mehr als andere Menschen logisch zu denken, auch wenn ihre besondere Art der Wissenschaft das Übernatürliche mit einbezog. Alle ihre Überlegungen – die Geschichten, die andere Art, selbst die Götter, von denen sie noch nie gehört hatte – deuteten darauf hin, dass Neji, Konan und der Rest der Clane, bis auf jene, die eingeheiratet hatten wie Pein, keine Menschen waren.
 

Aber diese Gedanken waren zu kompliziert, um sie jetzt zu Ende zu denken. Sie sollte sich lieber auf die Reise konzentrieren, die noch vor ihr lag. Ob es allein mit Neji anders sein würde als in der Gruppe? Nicht anders, nur weil die anderen vier fehlten, nur anders anders. Ob das sprechende Schweigen wegfiel? Sie wäre wirklich froh darüber. Je näher sie dem Ergebnis ihrer Überlegungen kam, desto unheimlicher wurde es ihr.

Wie konnte Pein das aushalten? Wer war Pein überhaupt und wie kam er zu ihnen? In dem Licht ihrer neuen Erkenntnis betrachtet, schien die Geschichte, dass er einfach gekommen war und Konan geheiratet hatte, viele Löcher zu haben, die man nicht so einfach stopfen konnte.

Sie seufzte und rieb sich das Gesicht, lenkte die Gedanken zurück an die Reise und dazu, dass sie es verwunderte, mit wie einfachen Gegenständen man in dieser unwirtlichen Gegend man überleben konnte. Komplexität kam vom Luxus, schien es. Alles Lebenswichtige war einfach.

Sie übernachteten in zwei rasch aufgeschlagenen Zelten. Neji, Hanabi und sie in dem einen, Pein, Konan und Lee in dem anderen. An anderen Orten hätte man aufgeschrieen, weil es unschicklich war, Männer und Frauen gemischt schlafen zu lassen, aber TenTen schätzte, dass die Clane solche Prüderie nicht kannten, außerdem weigerte Konan sich, von ihrem Mann getrennt zu schlafen. Auch die Brünette störte sich nicht daran, es fühlte sich nicht falsch an. Und sie trugen Kleider und benutzten unterschiedliche Bettrollen. Außerdem machte es ihr nichts aus, neben Neji zu liegen.
 

Proviant hatten sie genug dabei, dass sie nicht unbedingt jagen mussten, auch wenn einer von ihnen tagsüber wegritt und mit Beute wiederkam, meist einen weißfelligen Hasen, der abends in den Eintopf geschnitten wurde. Es war eine eintönige Mahlzeit, aber nahrhaft und mehr durfte sie nicht verlangen, das wusste sie inzwischen.

Tagsüber ritt stets einer der Jäger voran um sich umzusehen. Anscheinend gab es hier wilde Raubkatzen, die selbst größere Gruppen von bewaffneten Menschen angriffen, im Rudel wie Löwen. Sie hatten östlich des Silberwasserflusses ihr Revier, aber seltsamerweise überquerten sie das Wasser nicht.

Die Wälder hier waren herrlich. Es lag eine wilde Schönheit auf diesem Land, das bedeckt war von Schnee und Eis und Bäumen, die dürre, nackte Zweige in den Himmel reckten, an denen keine letzten Blätter mehr hingen, oder deren Äste voll von dunkelgrünen Nadeln waren. Sie waren entweder düster oder karg, niederschmetternd und traurig, aber immer sehr, sehr leise. Manchmal war es sogar, als ob die Welt den Atem anhalten würde, so still war es.

Als sie es Neji gegenüber einmal erwähnte, entgegnete er: „Es ist immer etwas zu hören. Du musst lernen, zu lauschen. Ihr Städter habt das verlernt.“ Er sagte nicht, ihr Menschen, aber es hörte sich dennoch so an.

Die Clanleute mochten die Menschen nicht. Verachtung und Geringschätzung, aber auch leises, halb verdecktes Mitleid schwang in den Stimmen ihrer Begleiter mit, wann immer die Sprache auf ihr Nachbarvolk kam. TenTen glaubte, dass sie – auch Pein, auch wenn Pein wiederum eine ganz andere Stellung einnahm – nicht mehr als einer der Städter gesehen wurde. Ob so enger Kontakt mit den Clanskriegern sie von den anderen Menschen entfernte? Sie würde es sehen, sobald sie zurück war bei Tsunade und den anderen und sich und Pein mit den Bewohnern von Angarath vergleichen konnte.
 

Diesmal hatte Pein die Erkundung übernommen und sein dunkles Pferd mit der dunkelgekleideten Gestalt auf seinem Rücken war längst zwischen den Bäumen verschwunden. Sie folgten den Spuren, die die Hufe des Tieres im Schnee zurückgelassen hatten. Wahrscheinlich würde er bald zurückkommen.

„Weißt du was?“, fragte Hanabi neben ihr plötzlich. Sie schrak aus ihren Gedanken auf und drehte den Kopf.

„Nein.“, antwortete sie, nachdem sie sich wieder gefasst hatte. „Was?“

„Ich beneide dich.“ Das Mädchen seufzte und warf einen sehnsuchtsvollen Blick nach Süden. „Ich würde diese Welt gerne sehen, aus der du kommst.“

„Sie ist nicht besonders aufregend.“, antwortete TenTen erstaunt und fragte sich, warum es ihr nie gedämmert war, dass nicht nur sie neugierig auf andere Völker war, sondern vielleicht auch jemand aus dem Volk der Clane.

„Das sagst du.“ Hanabi griente. „Ich denke, es wäre aufregend, mein Pferd und meine Waffen zu nehmen und dorthin zu reiten, wo es mich hintreibt.“ Sie lachte, weil sie wusste, dass es ein unmöglicher, utopischer Traum war. Nicht nur, dass sie ihren Clan nicht einfach so verlassen konnte, auch ihr damit bezwecktes Ziel war existierte nicht. Man konnte nicht einfach dorthin reisen, wo man wollte. Und überall gab es Gefahren.
 

TenTen lächelte. „Es … ist nicht so aufregend, wie du denkst. Die meiste Zeit über ist es ziemlich langweilig und den Rest über gefährlich, dass ich mir die Langeweile zurückwünsche. Außerdem ist meine Meisterin ziemlich streng. Tsunade-hime duldet keinen Widerspruch, allerdings liegt sie nicht immer richtig und explodiert noch mehr, weil man sie nicht auf ihre Fehler hingewiesen hat.“ Sie kicherte leise. „Aber nicht, wenn es um wirklich ernste Dinge geht. Es gibt niemanden, dem ich mehr vertraue.“

Hanabi schwieg darauf und ihre Augen waren ernst. TenTen war dankbar um dieses leise Verstehen, dass auf einer ganz anderen Ebene beruhte als das sprechende Schweigen. „Ich würde sie gerne kennen lernen, diese Frau.“, erklärte die Jägerin dann. „Und…“

Sie verstummte und richtete den Blick nach vorn. TenTen hatte schon am ersten Tag gelernt, dass es nichts brachte, zu fragen was denn jetzt schon wieder los war, allerdings auch, auf den Instinkt der Jäger zu vertrauen, der völlig ungetrübt war. Sie wussten, was sie taten. Dieses Land gehörte ihnen.

Sie folgte Hanabis Geste und bemerkte, dass auch die anderen aufmerksam nach vorne blickten. „Pein kommt.“, sagte Neji schließlich und sank von einer angespannten Haltung zurück in eine lässigere.
 

Kurz darauf tauchte der grauäugige Krieger zwischen den Bäumen auf und lenkte sein Pferd auf sie zu. „Ich habe Spuren gefunden.“, erklärte er. „Fünf.“ Er sagte nicht, um was es sich handelte, aber selbst TenTen konnte sich denken, dass es sich um die gefürchteten Großkatzen handeln musste, wegen denen sie zu sechst und nicht nur zu zweit losgeritten waren. „Wahrscheinlich von gestern.“

Die Jäger wechselten Blicke. Dann zuckte Konan mit den Schultern. „In welche Richtung sind sie?“

„Norden.“

Neji nickte und trieb sein Pferd wieder an, das sich gehorsam in Bewegung setzte. Sie brauchten nicht lang, bis sie die Fährte der Raubkatzen kreuzten, und TenTen war erstaunt, wie groß die Abdrücke im Schnee tatsächlich waren. Sie hätte ihre Hände nebeneinander hineinlegen können! Sie führte quer durch eine bewaldete Senke und verschwand am nördlichen Rand zwischen dem Gehölz, in das kaum Löcher gerissen waren, die jeder andere Körper von einer solchen Größe gerissen hätte. Sie zog die Augenbrauen hoch und betrachtete die Spuren ein weiteres Mal.

„Sie sind sehr geschickt.“, erklärte Neji neben ihr, dem ihr Erstaunen nicht entgangen war. „Etwa so groß wie ein Pony.“ Er zupfte an dem schönen, weißen Fell, das er als Mantel trug. „Dieses Fell.“
 

Sie verstand. „Ihr habt öfters mit ihnen zu tun?“ Inzwischen erklommen ihre Pferde wieder die andere Seite der Senke. Ihre dunkle Stute schnaubte und ihr Atem bildete eine heiße Wolke in der Winterluft. „Sie haben keine Angst vor Menschen wie alle anderen Tiere.“ Vor ihnen hob Pein kurz die Hand, bevor er sein Pferd wieder antrieb und zwischen den Bäumen verschwand.

„Außerdem sind sie sehr klug.“, fügte Neji hinzu und zuckte die Schultern, um wieder in Schweigen zu verfallen. Kurz darauf brach die gesamte Gruppe aus dem Wald hinaus. Eine weitere Senke breitete sich vor ihnen aus, allerdings waren die Bäume bis zum Rand zurückgewichen.

Der grauäugige Krieger war nicht weit gekommen, sondern wirkte am Grund des Tales wie eine Statue, während er konzentriert der südlichen Kante der Senke beobachtete. Hanabi und Lee, die vor ihnen ritten zügelten die Pferde. TenTen tat es ihnen verwirrt nach. Sie konnte wirklich nicht sehen, was hier anders war als bei der anderen Senke?

Simultan griffen die Krieger um sie herum nach ihren Bögen, in Hanabis Fall nach den Wurfspeeren. Pein löste den schweren Langspeer von seiner Halterung am Sattel. Konans Bogen knarrte, als sie die Sehne versuchsweise nach hinten zog. Die Brünette griff nach dem Dolch, den sie am Gürtel trug, und spürte, wie sie Angst bekam.
 

Gleichzeitig fielen ihr noch andere Dinge auf, die Kälte des Wintertages, die Sonne, die schwach auf der Haut ihres Gesichts schien, der wolkenlose stahlblaue Himmel, die Eiskristalle an den Ästen der Bäume, was für schöne, edle Stücke diese Bögen waren, gefertigt aus hauchdünnen Scheiben Horn und Holz und in verschiedenen Blautönen lackiert.

Sie schauderte und zuckte zusammen, als Konans Stimme hinter ihr in einem drängenden Ton forderte: „Reitet.“ Sofort wurde ihrer Aufforderung Folge geleistet, obwohl TenTen sich sicher war, dass sie in der Senke, wo Pein sich noch immer befand, wie auf einem Präsentierteller befinden mussten.

Sie hatten erst die Hälfte des Weges zum Talgrund zurückgelegt, als etwas Weißes durch das Gebüsch brach, wohin der Grauäugige seinen Blick noch immer gerichtet hatte. Er trieb sein Pferd an, als der Angreifer auf ihn zugestürmt kam. TenTen brauchte einen Moment, um die Situation zu erfassen. Das Tier war riesig. Sein Fell war weiß und grau, dass es fast mit dem Hintergrund verschmolz, die Augen kohlenschwarz und das Brüllen drang durch Mark und Bein.

„Schneekatzen!“, brüllte jemand und TenTens Pferd stieg. Verzweifelt versuchte sie, die Kontrolle zurück zu gewinnen, aber als hinter ihnen ein weiteres Tier berstend durch das Unterholz brach, ging es durch. Sie warf die Arme um seinen Hals, um nicht abgeworfen zu werden und es stürmte an den Tieren von Lee und Hanabi vorbei und dann an dem riesigen Ungetüm, das sich auf Pein konzentrierte.

Jemand schrie, ohrenbetäubendes Getöse herrschte und ihr Pferd rannte im Kreis. TenTen schrie, kurz darauf ging ein Ruck durch den Körper ihres Reittieres und es stieg, so dass sie in einem hohen Bogen von seinem Rücken geschleudert wurde.
 

Der Schnee dämpfte ihren Aufprall und sie blieb einen Moment benommen liegen. Dann rollte sie sich herum und versuchte, ein Bild von der Lage zu machen. In der Nähe stand ein Pferd, allerdings war es so sehr in Panik, dass man das Weiße in seinen Augen sehen konnte.

Der einzige, der noch auf seinem Pferd saß, war Pein und sein langer Speer schwenkte vor ihm durch die Luft, um die große Katze auf Abstand zu halten. Das Tier war zum Sprung geduckt und fauchte angriffslustig, aber vor der bläulich schimmernden Waffe hatte sie genug Respekt, sich nicht hineinzuwerfen. Die anderen Reittiere waren nicht mehr zu sehen.

Die anderen vier Jäger befanden sich am anderen Ende des Tals. Blut hatte den zerwühlten Schnee rot gefärbt und TenTen bemerkte sofort, dass das Blut nicht nur von der Schneekatze stammte.

Hanabi stand vor dem Tier und stocherte mit einem langen Speer auf es ein wie Pein, ihre anderen Spieße, die viel zu klein und zu dünn waren, um hier wirklich etwas ausrichten zu können. Konan und Neji hatten sich für die Bögen entschieden, auch wenn ihre Pfeile über den ganzen Abhang verstreut lagen, dazwischen weitere Speere und Kleidung. Keiner von ihnen trug noch ihre Mäntel, fiel ihr auf. Drei Pfeile steckten dem Tier in der Flanke und sie zogen die Sehnen ein weiteres Mal zurück. Lee war auf dem Weg zu Pein, den eigenen blauschimmernden Bogen in den Händen.
 

TenTen wusste, dass sie machtlos war. Und es trieb ihr die Tränen in die Augen vor Wut. Sie wollte etwas tun. Sie wollte helfen. Sie wollte nicht herumsitzen und sich retten lassen, während ihre Freunde – waren sie denn Freunde? – sich in Lebensgefahr befanden und kämpften. Sie wünschte, sie wüsste mehr über die Raubtiere. Dann konnte sie Magie anwenden. Wahrscheinlich konnte sie auch so Magie anwenden, aber sie war wie erstarrt, sie wusste nicht, was sie tun sollte. Außerdem war der einzige Spruch, den sie für einen solchen Zusammenhang kannte, einer, der auch die Jäger in Gefahr bringen würde...

Lautlos murmelte sie unzusammenhängende Worte vor sich hin, versuchte, sich an einen Zauberspruch zu erinnern, aber sie war noch nicht dazu ausgebildet, zu kämpfen. Sie zuckte zusammen und rappelte sich aus dem Schnee auf, als eine der Katzen schmerzerfüllt aufbrüllte, als zwei weitere Pfeile ihre Flanke trafen.

Mit großen Augen sah TenTen zu, wie das Tier herumfuhr, um sich auf Konan und Neji zu stürzen. Hanabi war schneller. Sie glitt nahezu über den Schnee, den Speer fest in den Händen. Ihr schlanker Körper vibrierte beinahe vor Kraft, Kraft, die sie brauchte, als die Spitze ihrer Waffe sich in den Hals der Katze bohrte. Die bäumte sich kreischend auf, ein ohrenbetäubendes Gebrüll, das in TenTens Blut zu pulsieren schien.

Hanabi schrie auf, als ihr die Waffe aus der Hand gerissen wurde, und die Bestie wandte sich wieder ihr zu. Eine riesige Tatze sauste durch die Luft, das Mädchen sprang zurück und rollte durch den Schnee, während Neji den Bogen fallen ließ und zum Angriff überging.
 

Seine Finger schlossen sich um einen der Speere am Boden und die Wucht seines Hiebes ließ die Waffe tief in den weißfelligen Körper eindringen und das schmerzerfüllte Brüllen des Tieres mischte sich mit dem Schmerzenschrei des Kriegers, der durch die Luft geschleudert wurde und durch den Schnee rollte.

TenTen schrie erschrocken auf. Sie hatte nicht gesehen, wie die Schneekatze ihn erwischt hatte. Ihre Beine trugen sie wie von allein in seine Richtung. Sie bemerkte erst nach einem Dutzend Schritten, dass sie überhaupt rannte. Später wusste sie, dass sie Angst gehabt hatte, die schon an Panik grenzte.

In diesem Moment dachte sie nur daran, so schnell wie möglich zu Neji zu kommen und ob er vielleicht tot war? Währenddessen brüllten die Schneekatzen und die Jäger, dass die Senke davon dröhnte. Hanabi hatte sich wieder gefasst und kroch im Schnee rum, um ihre Jagdspeere einzusammeln und nacheinander auf das Tier zu werfen, Konan benutzte den zweiten langen Speer, der noch am Boden gelegen hatte, und die Bestie selbst wurde schwächer und schwächer.

Keiner von ihnen kümmerte sich um Neji. Bedeutete das, dass er tot war? Oder dass er noch lebte? Oder doch gar nichts? Sie schrie auf, als die im Schnee liegende Gestalt sich rührte und langsam aufrichtete. Er lebte noch! Die Erleichterung, die sie durchflutete, ließ sie taumeln und beinahe der Länge nach hinfallen. Sie fing sich und stürmte weiter.

Neji blieb für einen Moment desorientiert sitzen, dann konzentrierte er sich auf den Kampf, der nur wenige Meter von ihm entfernt stattfand. Er rappelte sich wieder auf, doch seine Hilfe war nicht nötig.
 

Das Tier war bereits durch die beiden längeren Speere halb tot – seine Bewegungen erlahmten, sein Brüllen wurde leiser. Als Konan schließlich mit ihrer Waffe einen letzten gezielten Stoß anbrachte, brach es zusammen. Die Pfoten zuckten nur noch kurz, dann lag es still.

Die andere Katze – das Fell rotgefleckt vom eigenen Blut – floh. Sie war schnell und geschickt und noch immer leichtfüßig, wie sie den Hang hinaufrannte und im Gehölz verschwand. Peins Pferd wieherte und stampfte mit den Hufen. Es schien nicht in Panik zu sein, wie all die anderen gewesen waren, was TenTen verwunderte, aber sie vergaß es schnell wieder, über der Freude, den Kampf überstanden zu haben.

Dann erreichte sie Neji. Sein Gesicht war aschfahl und von seinen Fingern tropfte Blut. „Neji…?“ Ihre Stimme war besorgt.

Er hob die Hand. „Mir geht es gut.“ Seine Finger griffen nach dem anderen Arm und dann blickte er auf die Hand. Sie war rot von Blut. TenTens Finger juckten von dem Verlangen, ihm zu helfen, die Wunde zu verbinden und…

„Ich hasse diese Viecher.“, zischte er mit einer Stimme, die von Wut und Hass erfüllt war, wie sie es sich nicht einmal hatte vorstellen können.

„Sei still, Neji.“, befahl Konan kühl. „Du darfst so etwas nicht sagen.“ Er sah sie an und sie erwiderte den Blick hart, bis er sich umwandte und sich daran machte, die Pfeile wieder einzusammeln. Die Brünette blickte von ihm zu seiner Halbschwester und wieder zurück.

Worum ging es da? Etwas, was sehr tief ging, aber anscheinend auch etwas, worüber nicht gesprochen wurde. Oder worüber niemand sprechen wollte. Sie fragte nicht, aber nahm sich vor, bei der ersten Gelegenheit einmal nachzuhacken. Es hatte mit Neji zu tun und schon das allein reichte, um ihre Neugierde zu wecken.
 


 


 

Die Reise nur mit Neji war anders als in der großen Gruppe. Es lag nicht am sprechenden Schweigen, denn das blieb, auch wenn der Jäger niemanden mehr zum Reden hatte. Denn TenTen konnte es gewiss nicht.

Sie kamen geringfügig schneller voran, nachdem sie die anderen Jäger im Licht der Nachmittagssonne an der Furt zurückgelassen hatten. Der Abschied war kurz gewesen und sie hatten nicht viel gesagt – das meiste zu TenTen – aber die Atmosphäre war schwer gewesen von geschwiegenen und dennoch verstandenen Worten.

Nur TenTen hatte es wieder nicht erfassen können und sie hatte sich ausgeschlossen gefühlt. Es war kein rationales Gefühl – sie war keine der ihren – aber es war da und sorgte dafür, dass sie den Rest des Rittes an diesem Tag schwieg und auch den Abend sehr wortkarg verbrachte.

Neji schien das nicht zu stören und er ging auf in der schweren Stille, die nicht einmal unangenehm war. TenTen hatte sich an die Stille gewöhnt, während der wenigen Tage, die sie mit den ruhigen Clansjägern verbracht hatte. Die lärmenden, lauten Städte der Menschen kamen ihr irreal und unwillkommen vor und manchmal ertappte sie sich dabei, sich zu wünschen, genau wie Pein bei den Clanen bleiben zu können. Der stille Krieger, der sie begleitete, spielte dabei keine zu kleine Rolle. Doch dann dachte sie an Tsunade, Shizune und Shikamaru, an ihre eigene Familie und sie fühlte sich hin- und hergerissen.
 

Allerdings verhielt Neji sich ihr gegenüber nicht viel anders als vorher auch. Da waren nur Subtilitäten, die sie nicht erfassen konnte, kleine dinge, die ihr erst Stunden später auffielen, wenn sie sich nicht mehr sicher sein konnte, ob es tatsächlich da gewesen war. Nejis Gegenwart war ihr stets bewusst, viel mehr noch als vorher, als die anderen da gewesen waren.

Das war eines der Dinge, die sich änderten. Eines der anderen war die Landschaft. Es wandelte sich nicht wirklich etwas, die Wälder blieben gleich, die Ebene blieb weit, der Schnee war weiterhin da und verbarg alles unter sich. Aber ihr wurde etwas bewusst, etwas, dass auch vorher da gewesen war: die bedrückende Einsamkeit des schneebedeckten Landes.

Da waren Bäume und Felsen, da war Schnee und Kälte, da war Himmel und Weite. Und da waren sie beide, Neji und TenTen. Es fühlte sich an, als seien sie plötzlich die einzigen Menschen auf der Welt. Sie schauderte bei diesem Gedanken, aber sie sprach es nicht aus.

Neji bemerkte die Änderung ihrer Wahrnehmung, aber er sagte nichts dazu. Jeder hatte damit zu kämpfen und er hatte nicht nur einen Menschen gesehen, dessen Verstand zu groß oder zu klein gewesen war und dessen Geist nicht stark genug, so dass er unter der Belastung nachgegeben hatte und daran zerbrochen war.

Für ihn, wie für jeden anderen aus den Clanen, war es ein Teil der Natur. Sie waren hier aufgewachsen, ihre Eltern und die Generationen davor waren hier aufgewachsen, sie kannten nichts anderes und es war längst auch zu einem Teil von ihnen geworden – wenn es nicht schon immer zu ihnen gehört hatte. Er bemerkte es – aber es störte ihn nicht. Für ihn wirkte es beruhigend und tröstlich, nicht beängstigend und bedrohlich. TenTen schien es nicht so zu gehen.
 

„Wir werden das Clanhaus der Uchihas in etwa zwei Tagen erreichen.“, durchbrach er die Stille.

Sie blickte überrascht auf und schenkte ihm ein beinahe dankbares Lächeln. „Das ist schön.“, meinte sie und er hatte das Gefühl, dass sie das in mehr als einer Hinsicht völlig ernst meinte. Nicht nur sie freute sich auf den Zwischenstopp bei den Uchihas. Auch er erwartete es, auch wenn er sich diese Gefühlsregung natürlich nie ansehen lassen würde. Die Uchihas hatten einen guten Heiler, der sich um seine Wunde kümmern konnte. Zwar wusste er wie jeder andere Jäger über solche Dinge gut Bescheid, doch ein richtiger Heiler war ihm lieber.

Er hatte von dem Kampf mit den Schneekatzen einige blaue Flecke zurückbehalten – selbst Schnee half bei einem solchen Schlag nicht mehr, vor allem, wenn er zerwühlt und klumpig war – sowie zwei lange blutige Kratzer. Sie hätten sehr viel schlimmer sein können, vor allem, wenn ihn die Katze richtig erwischt und nicht nur gestreift hätte.

Dennoch war es nichts, was er auf die leichte Schulter nehmen wollte, außerdem schmerzte es, wenn er den Arm bewegte. Allerdings würde er ihn brauchen, wenn sie weiterritten. Er hatte keine Ahnung, was sie erwarten würde, und auch, wenn sie das Revier der Schneekatzen hinter sich gelassen hatten, es gab noch andere wilde Tiere, dazu Schlimmeres…

Außerdem würde Itachi im Uchihahaus sein und er hatte den alten Freund schon länger nicht mehr gesehen. Nicht mehr seit dem Mitsommerfest und das war eine lange Zeit. Aber noch hatten sie einen längeren Ritt vor sich.
 

Die letzten beiden Tage waren ruhig vergangen, wie auch der Beginn ihrer Reise. Auf Probleme von der Art, wie sie die Schneekatzen gebracht hatten, waren sie nicht gestoßen. Im Grunde konnte Neji zufrieden sein, denn sie kamen schnell voran, wurden nicht überfallen und selbst das Wetter schien ihnen gewogen zu sein – es schneite nicht, die Wolken, die den Himmel bedeckten, sorgten dafür, dass es wärmer war, als er erwartet hatte, und auch der Wind war nur lau.

Nejis Problem bezog sich auf etwas ganz anderes – TenTen. Es war nicht, dass die junge Frau eine schlechte Reisegefährtin war, ganz und gar nicht. Sie war genügsam, ausdauernd und hielt sich gut im Sattel, auch wenn sie an den ersten paar Tagen etwas gejammert hatte, was allerdings kein Wunder war. Jetzt verhielt sie sich völlig klaglos.

Manchmal plapperte sie über belanglose Dinge, erzählte von Städten, die sie gesehen hatte, prächtigen Orten im Süden, wo die Farben kräftig und bunt waren und die Welt nicht von Weiß, Schwarz und kaltem Blau beherrscht wurde. Aber es störte ihn nicht, wie es ihn bei manchen anderen Leuten störte. Er mochte ihre Stimme, lebendig und hell. Und sie schien zu wissen, wann er die Stille brauchte, und dann schwieg sie. Sie war eine angenehme Gesellschaft.

Und da lag das Problem. Er mochte sie. Er mochte sie viel zu sehr. Schon bevor sie losgeritten waren, hatte er es befürchtet – und jetzt war es eine Gewissheit. Er wünschte, Hiashi hätte jemand anderen geschickt und nicht ihn. Lee, Konan, Pein, selbst Hanabi oder ein anderer Jäger aus dem Clan…
 

Das Schlimmste war allerdings, dass sie ihn ebenfalls mochte. Neji war nicht dumm oder blind und er konnte die Blicke, die sie ihm zuwarf, deuten. Es gab genug Anzeichen – eben jene Blicke, Gesten, Bewegungen, Seufzer, Worte… Aber sie gehörte nicht zu den Clanen und er gehörte nicht in ihre Welt.

Es stimmte schon, auch Pein war kein Clansmann gewesen, aber Pein war nicht TenTen und es war eine andere Situation gewesen und Pein hatte sich in einem anderen Stadium befunden. TenTen konnte niemals denselben Weg gehen wie Pein. Hiashi hätte wirklich jemand anderen schicken sollen!

Neji zog an seinem Mantel und trieb sein Pferd an, das bereitwillig schneller ging. Der Wildpfad, dem sie momentan folgten, schlängelte sich an Bäumen vorbei und zwischen dem Unterholz hindurch, aber es war leicht ihm zu folgen, er wurde wahrscheinlich regelmäßig benutzt. Vielleicht sogar von Menschen.

TenTen warf ihm einen Blick zu, als er an ihr vorbeizog, sagte aber nichts und wurde auch nicht schneller. Er würde dafür sorgen, dass der Abstand zwischen ihnen nicht zu groß wurde. Außerdem wusste er genau, wo sie war, die Geräusche und jener sechste Sinn, der nur selten ruhte, würden ihm dabei helfen. Er spürte es, bevor er etwas sah, und stoppte sein Pferd um sich umzusehen, die Hand an der Waffe. Vielleicht war es auch nur ein Tier oder so…

Hinter ihm zügelte TenTen ihr Reittier und er wusste, dass sie etwas sagen wollte, doch die plötzliche Bewegung rechts von ihm machte jedes Wort unnötig. Er stieß sich hab und rutschte von seinem Pferd.
 

Etwas streifte ihn an der Stirn und hinterließ ein mieses Gefühl, während ihm die Mütze vom Kopf gerissen wurde. Stöhnen landete er im Schnee, während sein Pferd nervös weitertänzelte. Irgendjemand fluchte und ein langer Stock krachte zu Boden. Hastig rollte er sich herum, und griff nach seinem Schwert.

TenTens Aufschrei ließ ihn herumfahren, doch es war zu spät. Der Prügel füllte sein Gesichtsfeld aus, kurz bevor er an seine Stirn krachte. Neji fiel um wie ein gefällter Baum. Er hörte TenTen schreien und erneute Flüche und kämpfte gegen die Besinnungslosigkeit an, deren schwarze Ränder an seinem Bewusstsein fraßen, doch es hatte keinen Sinn – er ertrank in der Schwärze.
 


 


 

Etwas zerrte an seinen Handgelenken und er fühlte seinen Körper kaum, nur seinen Kopf, der sich anfühlte, als würde darauf jemand fröhlich trommeln. Wahrscheinlich war seine Haut schon blau vor Kälte und er würde sich eine Erkältung einfangen, wenn er das hier überhaupt überlebte, ganz egal, was ‚das hier’ war. Denn normal war es nicht. Mühsam versuchte er sich daran zu erinnern, was geschehen war, aber die pochenden Schmerzen in seinem Kopf machten es ihm schwer zu denken.

„Neji!“ TenTens Stimme klang verzweifelt, der Ton drängend, aber das realisierte er erst nach einem Moment. Blinzelnd schlug er die Augen auf und das Sonnenlicht blendete ihn, so grell war es. Mittag vielleicht? Die Schmerzen wurden schlimmer, aber es gelang ihm mit der Zeit, sie zurückzudrängen und sich langsam umzusehen, auch wenn der stechende Schmerz bei jeder zu heftigen Bewegung durch seinen Kopf zuckte.

TenTen befand sich nicht weit von ihm entfernt, nur drei, vier Meter. Sie lag auf einem großen, säuberlich von Schnee und Dreck gereinigten Felsblock und war mit vier Stricken an Händen und Füßen daran festgebunden. Auch ihn selbst hielten grobe Stricke, allerdings aufrecht an einem stehenden Felsen. Ein Steinkreis, erkannte er.

Die uralten Stätten hatten sich schon hier im Norden befunden, noch ehe die Clane gekommen waren. Zu wem sie gehörten, wusste niemand, aber sie standen noch immer nach Jahrhunderten, wahrscheinlich sogar Jahrtausenden. Neji spürte die erdige Energie, die durch den Boden strömte und sich hier kreuzte, ein Knotenpunkt an Kraftlinien, die sich kreuz und quer durch die Erde zogen.
 

Wahrscheinlich waren seine Handgelenke bereits wundgescheuert, aber er spürte es wegen der Kälte nicht. Außerdem konnte er noch nicht lang hier hängen, denn man hatte ihm seine Mäntel abgenommen, was bedeutete, dass er demnächst hier erfrieren würde, wenn nicht bald etwas geschah.

Er suchte sich einen festen Stand am Boden, der vereist war, so dass seine Füße ausrutschten, was hart an seinen Handgelenken ruckte, ehe er einen festen Stand fand. TenTen blickte zu ihm, ihre braunen Augen weit aufgerissen. Ansonsten war niemand da, weder in seinem Blickfeld, noch hörte oder fühlte er jemanden.

„Was ist passiert?“, murmelte er und seine Stimme war nur ein Krächzen. Er räusperte sich, doch TenTen hatte ihn bereits verstanden. „Sie sind plötzlich aus dem Wald gekommen und … ich dachte, sie hätten dich umgebracht!“ Ihre Stimme war beinahe panisch, aber sie fing sich wieder. „Es waren zwei Männer, einer sehr groß, der andere durchschnittlich.“ Sie schwieg einen Moment. „Es bereitete ihnen keine Mühe, mich zu überwältigen, tut mir Leid.“

Er wollte abwehrend den Kopf schütteln – sie trug keine Schuld – doch die Kopfschmerzen hielten ihn davon ab. „Sie brachten uns in eine Höhle nicht weit von hier, nachdem sie uns verschnürt hatten. Vor kurzem haben sie uns hergebracht, das hier sieht aus wie eine Art krankes Ritual oder dergleichen.“ Sie schauderte, was nicht nur an der Kälte lag. Auch ihr hatte man die Mäntel abgenommen. Das würde – wenn sie von diesen Fesseln loskamen und kämpfen mussten – sicher von Vorteil sein. „Sie kommen sicher gleich wieder.“ Ängstlich reckte sie den Kopf, um an ihm vorbeizusehen.
 

„Sicher…“, murmelte er. Das hieß, er sollte möglichst rasch einen Weg finden, wie er die Fesseln losbekam. Und dann überlegen, wie er in seinem Zustand zwei erwachsene Männer töten konnte. Denn das mussten sie. Diese Männer hatten ihre Mäntel, ihr Gepäck, ihre Pferde und ihre Waffen und ohne das würden sie in dieser Gegend nicht weit kommen. Zwei hatte TenTen gesagt. Konnten da noch mehr sein?

„Hast du noch andere gesehen?“, fragte er. Sie blickte ihn fragend an.

„Männer?“

„Nein. Nach allem, was ich gesehen und gehört habe, sind sie allein.“

„Gut.“ Wenigstens das. Jetzt zum anderen Teil, die Fesseln. Er verrenkte sich fast den Hals, um einen Blick darauf zu werfen. Grobe Stricke waren es und seine Handgelenke waren rot und blutig da von, aber sie waren fest. Nichts, was man so leicht zerreißen konnte. Er würde ein Messer oder dergleichen brauchen…

Der Rabe, der über ihm auf dem Felsen hockte, schien ihn zu verspotten, wie er ihn mit schwarzen, klugen Augen anblickte. Dann krächzte er und Neji wandte sich wieder ab. TenTens Fesseln schienen aus demselben Material zu bestehen wie seine eigenen.

„Hör zu.“, befahl er und sie war sofort Ohr. „Das wichtigste ist, diese Fesseln loszukriegen… Idee?“

Sie schnaubte und schüttelte den Kopf. „Wenn ich eine hätte, hätte ich es schon getan.“

Er nickte. „Haben sie mich durchsucht?“ „Was?“

„Ob sie mich durchsucht haben?“

„Nein.“
 

Dann trug er die Klinge also noch. Wie viel Zeit hatten sie noch? TenTen warf ihm einem verblüfften Blick zu, als er begann, seine Beine hochzuziehen. Er ignorierte sie, er hatte sich zu sehr auf etwas anderes zu konzentrieren und viel zu wenig Zeit, um ihr die Dinge zu erklären. Sein Kopf tat ihm weh. Sein Arm blutete wieder – waren die Kratzer wieder aufgerissen? Seine Handgelenkte schmerzten und er fühlte, wie auch aus den Abschürfungen dort Blut seinen Arm hinunterlief. Wenigstens war es warm.

„Raif.“, betete er zu dem Gott, der ihn bei seiner Geburt berührt hatte. „Winterwolf.“ Es war nicht, dass er plötzlich irgendeine Art von Stärke bekam oder einen Hinweiß oder dergleichen. Es beschränkte sich einfach auf die Kraft eines einzelnen Winterkriegers, der sich selbst weckte, nur ein kleiner Teil der Kraft, die so gerühmt wurde – in den Clanen – oder gehasst und gefürchtet – bei ihren Feinden – und die die Schmerzen betäubte. Später würde er die Folgen daraus zu spüren bekommen, aber wenn sie es lebend hier raus schafften, würde er sie gerne tragen.

Die Klinge in seinem rechten Stiefel war dünn, schlank, gebogen und elfenbeinfarben, gefertigt aus dem Zahn einer Schneekatze. Er hatte ein größeres Gegenstück dazu am Gürtel getragen, doch das hatten sie ihm abgenommen.

Es war mühsam, sie mit den Zähnen aus der Scheide zu ziehen, und nachher hatte er den Mund voller grauem Pelz, aber es lohnte sich. Es war schwieriger, sie so im Mund zu drehen, dass sie richtig lag und er einen festen Biss auf dem Heft hatte. Er konnte es sich nicht leisten, sie fallen zu lassen. Der Klimmzug, dass er die Fesseln erreichen konnte, war beinahe ebenso schwierig – und mühsamer. Hoffentlich verließen ihn seine Kräfte nicht, ehe er seinen Arm los hatte. Und hoffentlich hatte er genug Zeit.
 

Die Klinge war scharf und unter normalen Umständen hätte sie die Fesseln innerhalb von ein paar Augenblicken durchtrennt, aber sie mit dem Mund zu führen war umständlich und gestattetet ihm keine Hast.

TenTen war still geworden und beobachtete ihn gespannt. Ein Fehler – sie hätte die Männer früher bemerkt als er, der er auf seine Aufgabe konzentriert war und sie erst wahrnahm, als sie zwei oder drei Meter von seinem Felsen entfernt waren. TenTen bemerkte sie fast gleichzeitig und sie stieß einen erschrockenen Laut aus und begann frenetisch an ihren Fesseln zu zerren. Neji schloss erschöpft die Augen. Es fehlte nicht mehr viel… Er ließ sich fallen und tat es TenTen nach. Seine Fesseln rissen nicht, nicht ganz.

„Hey, bleib still, du Schlampe.“, ertönte eine Stimme und dann wurden die Schritte eines der Männer schneller. Er eilte an Neji vorbei, der nur noch seinen Rücken erkennen konnte. Der Mann war schlank und muskulös und trug eine lange, schwarze Robe – und eine riesige Sense mit drei Klingen, die Neji weit die Augen aufreißen ließ. Die Waffe wirkte bösartig und schon unzählige Male getaucht in Blut.

„Hörst du nicht?“, fauchte er das Mädchen auf dem altarartigen Stein an. Kurz darauf hallte das Geräusch einer Ohrfeige durch den Steinkreis und Neji zuckte zusammen, während TenTen keinen Laut von sich gab. Sie hörte allerdings auf, gegen ihre Fesseln anzukämpfen, was sowieso keinen Sinn gemacht hatte.

„Ernsthaft, man könnte meinen, die Leute würden endlich mal sehen, dass es eine verdammte Ehre ist, dass es ihr Heil ist, wenn ich sie von ihrem Leben erlöse und zu Jashin sende.“, beschwerte der Mann sich und fuhr sich durch das kurze, grausilberne Haar.
 

„Niemand stirbt gern, Hidan.“, knurrte der andere und Neji schoss es durch den Kopf, dass es seine letzte Möglichkeit war. Er durfte den Dolch nicht fallen lassen. Er hatte aber auch keine Möglichkeit, ihn zu verstecken. Die Fesseln mussten ab. Gewaltsam riss er an seiner linken Hand und betete zu Raif und den anderen der Sieben, zu Inara, dass das Seil endlich nachgab. Er hatte sicher kein Interesse daran, unter der Sense eines wahnsinnigen, fanatischen Priesters zu sterben.

„Jashin wird sie alle in seinem verdammten Reich willkommen heißen und sie in seine Arme schließen, ernsthaft! Ich wünschte, ich könnte auch dort hin…“

„Warum bringst du dich dann nicht einfach selbst um?“, unterbrach TenTen, aber Hidan ignorierte auch sie und predigte weiter. „…das wäre eine verdammte Erlösung von dieser beschissenen, verfluchten Welt. Ich werde dir diese Erlösung zeigen, du Miststück…“ Er nieste. „Und dieser verdammten, verfluchten und beschissenen Kälte!“, brüllte er wütend und gleichzeitig riss mit einem lauten Knall Nejis Fessel.

Der Clansjäger stolperte nach vorn und griff nach dem Messer in seinem Mund, während die beiden anderen Männer einen Moment erstarrten. Dann fuhr Hidan herum und der andere in Nejis Blickfeld kam. Er war riesig und trug – im Gegensatz zu seinem Freund – Kleidung, die der Temperatur angemessen war, sogar einen Schal, der sein halbes Gesicht bedeckte, sodass man nur die dunklen Augen sehen konnte.

„Verdammt.“, knurrte der Priester, rührte sich aber nicht. „Kümmer du dich um das Mistkerl, Kakuzu, ich habe hier eine verdammte Schlampe zu opfern.“
 

„Als ob mich das interessieren würde.“, knurrte der Angesprochene, allerdings wirkte er dennoch besorgt und griff nach dem Dolch, den er am Gürtel trug. Neji tat das einzige, was ihm möglich war. Er nutzte die Beine und den Felsen. Mit beiden Händen um das Seil gekrallt stieß er sich von dem Felsen hab, an den er gefesselt war.

Kakuzu hatte zu lange geredet und zu wenig auf ihn geachtet. Nejis Tritt traf ihn an der Brust und ließ ihn nach hinten stolpern um die Länge nach in den Schnee zu stürzen. Beinahe gleichzeitig riss auch Nejis zweite Fessel unter seinem Gewicht und er fiel schwer zu Boden. Hustend drehte er sich um und rappelte sich desorientiert auf.

Kakuzu war schneller, aber der Clanskrieger entkam dem auf sein Gesicht gezielten Schlag, wenn auch nur knapp. Er sprang vor und stieß mit dem Dolch zu, aber Kakuzu war schneller, als er aussah, darum schlitzte Neji nur einen Ärmel und die Haut darunter auf, ehe beide Kämpfer wieder auseinander wichen.

TenTen schrie. Neji verstand die Worte nicht, aber er entschied sich im Sekundenbruchteil, fuhr herum und warf die Klinge. Sie war kein gutes Wurfgeschoss, aber Hidan stand nicht weit weg und sie grub sich ins eine Schulter. Beinahe gleichzeitig sauste die Sense herunter und es ertönte ein ohrenbetäubendes Kreischen, als sie auf eine rotblitzende Barriere traf, die sich in der Luft bildete.
 

Zwei der Klingen verbogen sich und der Priester schrie auf und stolperte zurück. Neji war sich nicht sicher, ob es von dem Dolch in seiner Schulter kam oder von seinem missglückten Angriff oder beidem, aber es war ihm auch egal.

Er tauchte unter Kakuzus erneutem Schlag weg und warf sich gegen den anderen Mann, der darauf hin zur Seite stolperte, während er die wüstesten Flüche schrie, die Neji je gehört hatte. Dazwischen mischte sich TenTens Stimme, die erneut etwas schrie, auch wenn er die Worte wieder nicht verstand.

Keinen Augenblick später bekam er seinen Dolch zu fassen und riss ihn mit einem Ruck aus der Schulter des anderen, der aufschrie. Neji schlug zu und die Klinge grub sich tief in die Seite des Priesters, der weiterhin Zeter und Mordio schrie. Alles hatte nur wenige Augenblicke gebraucht und sein Instinkt warnte ihn, dass Kakuzu jetzt kam.

Er riss den Dolch zurück, duckte sich und kletterte über den Altar um dahinter Deckung zu suchen. TenTen war unverletzt. Sie atmete schwer und ihre weitaufgerissenen Augen hatten sich auf die Männer geheftet.

„Verdammt, weißt du eigentlich, wie weh das tut, du Hurensohn?“, brüllte Hidan und presste seine Hände auf die Wunde in seiner Seite. Neji hatte sie… und er bedauerte den Mann nicht, sondern begann, TenTens Fesseln zu durchtrennen. Jetzt würde der Kampf schwerer werden, das wusste er. Kakuzu und Hidan waren überrascht gewesen und Hidan leichtsinnig, was er jetzt sicher nicht mehr sein würde.

„Ich habe dir gesagt, keine Clanleute!“, knurrte Kakuzu seinen Freund an. „Jetzt haben wir den Dreck!“
 

„Halt die Fresse, klar?! Ich sehe keinen verdammten Dolch, der sich in deinen verdammten Körper gefressen hat, ernsthaft jetzt!“

Der andere versetzte ihm einen Schlag auf den Hinterkopf. „Sei still, wir haben besseres zu tun.“ Er fuhr herum, jetzt nicht nur den Dolch, sondern auch ein Kurzschwert in den Händen. Neji fluchte, er war zu langsam.

Die erste der Fesseln an TenTens Handgelenken riss und sie fuhr sofort auf. Ihre Hand zeichnete etwas in die Luft und kurz darauf schrie sie wieder Worte in der seltsamen Sprache und sie stieß die Hand nach vorn. Beide Männer wurden drei, vier Meter zurückgeschleudert. Sie schlugen dumpf auf dem Boden auf und Neji fasste sich, ehe sie ihre Benommenheit abschütteln konnten.

TenTen war eine Magierin! Die Clane hatten keine Magier, zumindest keine wie die Städter. Sie hatten die Winterkrieger, die Heiler und die Seher, die ihre eigene Art von Kraft und Macht hatten, aber das hier war beeindruckend, ebenso wie der Effekt auf ihre beiden Angreifer. Der eine fluchte wüster, der andere wurde kühler, berechnender.

Die Kräfte der südländischen Magier hatten die Clane immer erstaunt und bewundert. Dennoch wäre ihm ein gutes Schwert oder sein Bogen lieber gewesen. Er wusste nicht, wie weit TenTen in ihrer Ausbildung war – nach allem, was er gehört hatte, war sie lang und schwer – und auch nicht, wie weit sie gehen konnte und wollte und wie weit ihre Fähigkeiten reichten. Außerdem kam er sich ohne soliden Stahl nackt vor. Die Reißzahnklinge ersetzte keine wirkliche Waffe und auch TenTens Kräfte konnten ihm da nicht helfen.
 

Aber erst einmal musste sie von diesem Felsen los. Er machte sich an die zweite Fessel, während seine Gefährtin die beiden Männer im Auge behielt, die sich jetzt aufrappelten, noch benommen von dem Stoß, den sie ihnen verpasst hatte.

„Kannst du sie ablenken?“, fragte sie leise. Er grunzte zustimmend. Der zweite Strick löste sich. „Wenn ich dich rufe, gehst du so schnell wie möglich in Deckung.“ Sie stieß ihn beinahe von sich, während sie sich aufrichtete, mit den Füßen noch immer festgebunden, doch sie kümmerte sich nicht darum, sondern begann, etwas vor sich hinzumurmeln.

Neji ignorierte sie und stellte sich den beiden Feinden entgegen, die sich teilten um ihn von zwei Seiten anzugreifen. Hidan humpelte und hielt eine Hand an die Seite gepresst, die stark blutete. Der andere war noch unverletzt und der Blick in seinen Augen war kalt und berechnend.

Neji trat weiter von dem Altar weg und überlegte in Sekundenschnelle. Er hatte nur einen kurzen Dolch, während Hidan diese Sense trug – verbogen, aber nicht unbrauchbar – und Kakuzu Schwert und einen Dolch, der beinahe ebenso lang war. Gut für sie, schlecht für ihn, er brauchte eine längere Klinge.

Es wäre leichter, Hidan anzugreifen – er war verletzt und das nicht leicht – aber Kakuzu im Rücken zu haben wäre ein schwerer Fehler. Außerdem erwarteten sie wahrscheinlich von ihm, dass er sich auf den Priester stürzte. Das gab den Ausschlag. Es musste Kakuzu sein, denn er konnte es sich nicht leisten, dass sie ihn bewegungsunfähig machten.
 

In seiner Schnelligkeit und TenTens Zauber lag ihre letzte Chance und wenn er nicht rasch genug aus dem Weg war, war es vorbei. Sie durften ihn nicht festhalten und TenTen die Gelegenheit nehmen, das zu tun, was immer sie auch vorhatte. Die Veränderung in der Haltung Hidans zeigte ihm, dass sie vorhatten anzugreifen. Es war sicher nicht das erste Mal, dass sie einen Gegner auf diese Art fertig machten. Allerdings würde er dafür seine Hand ins Feuer legen, dass sie es noch nie mit einem Clanskrieger zu tun gehabt hatten.

Also täuschte er vor, den Priester anzufallen, nur um sich herumzuwerfen und sich auf den anderen zu stürzen. Kakuzu reagierte schneller, als er erwartet hatte, und das Schwert hinterließ eine tiefe Wunde in seinem Oberarm, riss sein Hemd auf und das Blut brannte nahezu auf seiner kalten Haut.

Den Dolch erhob der große Mann zur Verteidigung vor Brust und Hals, aber Neji hatte nicht darauf gezielt. Das wäre Schwachsinn, seine Klinge war zu kurz um ernsthaften Schaden anzurichten, besonders durch die dicke Kleidung hindurch. Der Krieger schrie auf, als sich der Reißzahn tief in seinen Unterarm bohrte und er ließ das Schwert fallen.

Das war alles, was Neji gewollt hatte. Er duckte sich, während er gleichzeitig das Messer wieder herausriss, griff mit der zweiten Hand nach dem Schwert und rollte sich von den Gegnern weg um wieder auf die Beine zu kommen.
 

Seine Agilität, sowie die Tatsache, dass sie zu zweit kämpften, und keine Erfahrungen im Kampf gegen die Clanskrieger hatten, kam ihm zugute. Jetzt hatte er zwei Klingen, allerdings war er an beiden Armen verletzt, was keine ideale Situation war, trotz der Tatsache, dass er die Schmerzen kaum spürte. Aber ob er es merkte oder nicht, Blut verlor er dennoch und selbst er wurde schwächer mit jedem Augenblick. Und sie würden sich sicher nicht noch einmal derartig täuschen lassen. Neji wich zurück.

Hidan knurrte. „Du kleine Ratte. Verdammt sollst du sein! Jashin wird überglücklich sein, wenn ich dich…“

„Sei still.“, knurrte Kakuzu und löste die Hand von seinem Arm, wo er die Wunde umklammert gehalten hatte. „Er…“

„Neji!“ TenTens Stimme erinnerte nahezu an ein Kreischen und er reagierte ohne Nachzudenken. Er fuhr herum, der nächste der stehenden Steine war nicht weit entfernt, der Fluch, der durch die Luft hallte, stammte von Kakuzu und nicht Hidan, der nur wütend aufschrie. Dann hatte der Clanskrieger den Felsen erreicht.

TenTen schrie etwas. Beinahe im selben Moment blitzte es, dass die Luft von blauem Licht erhellt war und die Erde vom Donner bebte. Das Geräusch der Elektrizität war darüber kaum zu hören, aber zu fühlen. Seine Haare stellten sich auf und er presste die Hände auf die Ohren, um das Getöse auszusperren, doch er hörte es dennoch.

Wie lange er dort saß, wusste er nicht. Es konnten nur Augenblicke gewesen sein oder auch Minuten oder noch länger. Er rührte sich erst, als das blaue Leuchten der Blitze verloschen war und das Getöse des Donners verhallt und selbst dessen Echo verstummt war.
 

Langsam erhob er sich aus seiner zusammengekrümmten Stellung und stöhnte vor Schmerz auf, der durch seine Arme jagte. Er taumelte und griff nach dem Schnitt, den er von Kakuzu zurückbehalten hatte. Das Blut quoll durch seine Finger, aber im Moment gab es wichtigeres. Was war mit TenTen?

Das Innere des Steinkreises war ein Schlachtfeld. Der Schnee war geschmolzen, das wenige Gras darunter völlig verkohlt, die Erde schwarz. Hidan war tot. Neji erkannte es sofort an dem leeren Blick, den verkohlten Kleidern und der verbrannten Haut.

Kakuzu lebte noch. Er gab ein schwaches Stöhnen von sich und seine schwarz verfärbten Lippen bewegten sich leicht. Anscheinend war der magische Blitz nicht so stark wie sein natürlicher Gegenpart. Wortlos trat Neji zu ihm und trieb ihm das eigene Schwert durch das Herz.

TenTen hockte auf dem Altar, noch immer angebunden, als wäre sie und alles, was sie berührte, verschont geblieben. Sie wirkte wie ein kleines Häufchen Elend und konnte den Blick nicht von den beiden Leichen lösen. Neji seufzte und rieb sich die Stirn. Er konnte sich denken, was in ihrem Kopf vor sich ging. Er machte ihr keinen Vorwurf, denn es war ganz natürlich für jemanden wie TenTen derartig zu denken. Als er näher trat, bestätigten ihre Worte seinen Verdacht.
 

„I…ich habe sie…getötet.“, schluchzte sie.

„Hidan.“, verbesserte Neji leise, auch wenn es sicher keinen Unterschied machte, ob es nun ein oder zwei oder mehr Männer waren. Er wusste es aus eigener Erfahrung. Er brauchte Zeit. Viel Erfahrung damit, jemanden zu trösten hatte er nicht und auch keine Ahnung, was er sagen sollte.

Ja, die Clansleute waren Krieger und jeder tötete mindestens einmal in seinem Leben. Winterkrieger wie er sehr viel öfter. Er selbst zählte die Leichen, die er hinterlassen hatte, nicht mehr. Andere schon. Dennoch gab es niemanden, der derartige Zweifel an seinem Tun hatte wie TenTen, denn – die Clanleute waren Krieger. Sie wussten was kommen würde und dort lag der Unterschied.

Es dauerte nicht lange, bis er sie gänzlich von ihren Fesseln befreit hatte, während sie nur apathisch da saß und die beiden Männer noch immer anstarrte. „Schau nicht hin.“, sagte er und schob den Dolch in den Gürtel. „TenTen, schau nicht hin. Schau mich an. TenTen!“ Die Ohrfeige hallte durch den Kreis und sie blickte ihn an, während ihre Wange rot anlief. Dann warf sie sich an seine Brust und weinte.

Zögerlich schloss er die Arme um sie und fragte sich, wie lange er es hier machen konnte, ehe er von dem Blutverlust umkippte – oder die Kälte sie beide holte.
 


 


 

Neji ging es schlecht. TenTen sah es aus zehn Meter Entfernung und sie sorgte sich um ihn. Er gab es nicht zu – dazu war er viel zu stolz – aber seine sparsamen Bewegungen und das gelegentliche Zusammenzucken, wann immer er sich zu hastig oder ungeschickt bewegte, zeigten ihr genug.

Allerdings war es auch kein Wunder, dass er in einem derart schlechten Zustand war, nach all dem, was er abbekommen hatte. Erst die Schneekatzen, dann die Beule an seinem Kopf, die sich blaugrün verfärbt hatte, die Abschürfungen an seinen Handgelenken und die schlimme Schwertwunde an seinem Arm – all das gab kein gutes Endresultat. Darüber hinaus war er noch erkältet.

Sie wünschte, sie konnten ein paar Tage ausruhen, irgendwo, wo es sicher war, ehe sie weiterzogen. Aber Neji wollte davon nichts hören, also waren sie so schnell wie möglich wieder aufgebrochen. Ihr ging es auch schlecht. Nicht körperlich – sie hatte nur eine Erkältung sowie die Abschürfungen an den Handgelenken, wo sie gefesselt gewesen war – aber seelisch.

Sie träumte schlecht. Hidan und Kakuzu würden sie bis an ihr Lebensende verfolgen. Neji tat sein bestes, um ihr zu versichern, dass sie keine Schuld trug, dass sie das einzig richtige getan hatte und alles andere zu ihrem Tod geführt hätte. Sie fühlte sich dennoch schuldig. Sie hatte einen Menschen getötet. Zwei, wenn man nicht zu genau war, denn Kakuzu wäre den Verletzungen erlegen. Technisch war es zwar Neji gewesen, aber…
 

Sie seufzte und riss sich gewaltsam davon los. Der ganze Vorfall hatte sie einen halben Tag gekostet. Sie hatten die Nacht in dem Lager des Priesters und seines Freundes verbracht – eine kleine Höhle, die mit einem Feuer und ein paar Fellen und Decken zu einem behaglichen Heim wurde, wenn man sich anstrengte – und waren erst am nächsten Morgen weitergezogen.

Mehr hätte sie weder sich noch Neji zugetraut und Eile bestand keine. Wenigstens, so tröstete sie sich, würden sie demnächst auf die Uchihas treffen und diese Nacht in ihrem Clanhaus verbringen.

Außerdem hatten sie, zu ihrer beider großer Erleichterung, ihr Gepäck, die Pferde und Waffen zurück. Neji war höchst erfreut gewesen, dass er alles noch fein säuberlich verpackt bei der Höhle gefunden hatte, und die Pferde sogar gut versorgt. Die Abwesenheit weiterer Reittiere hatte ihm gezeigt, dass Kakuzu und Hidan entweder von Anfang an nicht besonders gut ausgerüstet gewesen oder ihnen die Tiere unterwegs verreckt waren.

In ersterem Fall wunderte es ihn, dass sie es überhaupt bis hierher gemacht hatten. Und auch so – was hatten sie hier getan? Das hier war Clansland. Die Uchihas wachten wie alle anderen Clane eifersüchtig über ihr Land und während die Mitglieder anderer Clans frei über ihr Gebiet wandern konnten – sofern sie nicht gerade den verfeindeten Clans angehörten – so waren Städter und andere Südländer nicht gerne gesehen. Zudem scheuten diese es sowieso, weiter in den Norden zu gehen als möglich. Dieses Land war zu kalt, zu windig und viel zu einsam.
 

Er seufzte und zügelte sein Pferd um sich umzusehen. „TenTen?“

„Hm?“

„Warte hier.“

„Was?“ Sie fuhr aus ihrer schläfrigen Trägheit auf. „Warum?!”

„Ich muss mich umsehen, damit wir das Clanhaus nicht verfehlen. Das Treffen mit diesen Wahnsinnigen hat uns zu weit von unserem Pfad entfernt.“ Er rutschte aus dem Sattel und warf ihr die Zügel seines Pferdes zu. „Reite, wenn es sein muss.“

Sie beobachtete ihn mit ängstlichen Blicken, als er auf den Hang zumarschierte, der sich rechts von ihnen befand. Es bereitete ihm nicht viel Mühe, ihn zu erklimmen, denn es gab genug, woran er sich festhalten konnte. Sein Pferd hätte es jedoch nicht hier hoch geschafft. Er warf kurz einen Blick und das Mädchen mit den beiden Reittieren wirkte unsicher und klein, doch er nickte ihr ermutigend zu. Es war niemand in der Nähe, der ihnen gefährlich werden konnte. Zumindest hoffte er es.

Seine Finger schlossen sich um den Griff seines Schwertes und er tauchte in den Wald ein, dessen Rand sie gefolgt waren. Es war stiller und dunkler hier, aber seine Sinne nahmen sonst nichts auf. Sein Weg führte ihn auf direkter Strecke unter den Bäumen hindurch. Wenn ihn nicht alles täuschte, musste das Clanhaus in dieser Richtung liegen und dann würde er demnächst auch auf etwas stoßen, was ihm bekannterer war als ein einfaches Waldstück. Kantig aufgetürmte Felsen versperrten ihm den Weg, dass er einen Bogen darum herum schlagen musste.
 

Das Knacken eines Astes ließ ihn herumfahren, während seine Hand automatisch zu seinem Schwert zuckte. Die Gestalt hinter ihm war groß und hielt eine gezogene Klinge in den Händen. Neji riss die Augen auf und zog seine eigene Waffe. Klirrend krachten die Schwerter aufeinander und hielten sich zitternd an der Stelle, ehe sie beide sich Zeit nahmen, den Gegenüber zu mustern.

„Neji?!“ „Itachi!“

Schwer atmend lösten sie sich voneinander und schoben die Waffen in die Scheiden zurück. Itachi war einen halben Kopf größer als der Hyuuga, sein dichtes, schwarzes Haar hing ihm in die Stirn, während es im Nacken zu einem Zopf zusammengefasst war. Er hatte die markanten, hübschen Gesichtszüge, für die die Uchihas bekannt waren, ebenso wie die kennzeichnenden schwarzen Augen.

Seine Kleidung war schwarz und dunkelblau und zu dem Schwert trug er einen Bogen samt Köcher über der Schulter. Sie nickten sich kurz zu, das war alles, was sie an Begrüßung brauchten.

„Was tust du hier?“, wollte Itachi wissen und seine dunkle Stimme war ruhig wie immer und ohne Überraschung. „Ich eskortiere jemanden – TenTen heißt sie – nach Angarath.“ Sein Gegenüber zog eine Augenbraue hoch, so dass sie unter den Haaren und dem Ansatz der Pelzmütze verschwand. Er hatte sofort bemerkt, dass TenTen keine Clansfrau war.
 

„Hinata hat sie gesehen und bestand darauf, für ihre Sicherheit zu sorgen.“

„Ich verstehe.“ Die Anweisungen einer Seherin verwarf man nicht einfach und ohne zu überlegen. Itachi blickte sich suchend um.

„Ich habe sie zurückgelassen, weil ich mich orientieren musste.“

„Was gab es für Probleme? Du siehst schrecklich aus.“

Neji setzte sich wieder in Bewegung. Es wäre nicht klug, das Mädchen länger als nötig allein zu lassen. Außerdem würde sie sich Sorgen machen. „Wir hatten einen kleinen Zusammenstoß mit einem wahnsinnigen Priester und dessen Freund.“ Er schnaubte. „Warum habt ihr solches Gesindel in euren Wäldern?“

„Wir – Sasuke, Deidara, Ino und ich – waren auf der Suche nach ihnen.“ Das erklärte alles. Wahrscheinlich hätten Hidan und Kakuzu die nächsten fünf Tage nicht überlebt.

„Das könnt ihr euch jetzt sparen.“, knurrte Neji. „Wo sind sie?“

Sie erreichten den Abhang, unter dem er TenTen zurückgelassen hatte. Das Mädchen war aus dem Sattel gerutscht und tigerte hin und her, entweder, weil sie nervös war oder einfach, um sich warm zu halten. Die Temperaturen waren am letzten Tag wieder in empfindliche Tiefen gesunken. Sie blickte auf, als die beiden jungen Männer den Abhang hinunterschlitterten.

Neji nickte ihr beruhigend zu und zeigte dann auf seinen Begleiter. „Das ist Itachi.“ Er wandte sich um. „TenTen.“ Der Uchiha musterte sie eindringlich und nickte. Sie lächelte ihm zu und verbeugte sich höflich. „Die anderen sind in der Nähe. Lass uns zu den Pferden gehen.“, bestimmte Itachi.
 

Neji schnappte sich die Zügel seines Pferdes und folgte dem alten Freund der schon vorausging. „TenTen?“ Er blickte zurück und das Mädchen warf ihnen seltsame Blicke zu, ehe sie ihnen folgte.

Sie wusste nicht, was sie mit der Situation anfangen sollte. Neji und Itachi liefen ein paar Meter vor ihr her und überließen es ihr, zu folgen oder nicht. Wahrscheinlich wussten sie auch ohne zu schauen, dass sie folgte, aber sie wollte es lieber nicht ausprobieren. Sie hatte geglaubt, sie würden zum Clanshaus reiten und nicht einen von ihnen unterwegs treffen, der sie das letzte Stück des Weges begleiten würde. Das hier änderte zwar nichts, aber…

Weiter als das hatte sie nicht gedacht. Der andere Clansmann, Itachi, ähnelte Neji auf gewisse Weise – sie waren Freunde, hatte der Hyuuga gesagt – aber sie konnte ihn nicht derartig verstehen, wie sie Neji verstand, auch ohne Worte. Itachi war kühl, verschlossen und noch viele Dinge, die sie nicht mochte. Und Neji beachtete ihn mehr als sie.

Sie seufzte. War sie etwa eifersüchtig?! Auf wen? Einen alten Freund von jemandem, dem sie nicht so nahe stand, wie sie gerne wollte?

„Itachi! Hey!“ Die helle, weibliche Stimme erschien unnatürlich laut in der Stille und alle drehten sich in die Richtung um, aus der sie kam. Kurz darauf kam die Besitzerin zwischen den Bäumen hervor. Sie trug die Kleidung der Clane, in dunkelblau und violett und ihr Mantel flatterte hinter ihr her wie übergroße Schwingen.
 

Sie musste etwa so alt sein wie TenTen selbst, ihr blondes Haar war zu einem langen Zopf geflochten, der wie ein goldenes Seil aussah. Sie strahlte über das ganze, schöne Gesicht und ihre blauen Augen funkelten; ein Anblick, bei dem TenTen sich durchschnittlich und gewöhnlich vorkam mit ihrem einfachen braunen Haar und den rehbraunen Augen.

„Hallo, Neji.“ Die Blonde grinste und stellte sich auf die Zehenspitzen, um den Hyuuga auf die Wange zu küssen, der es mit unbewegtem Gesicht geschehen ließ. „Ino.“, antwortete er ruhig und TenTen fühlte wieder die Eifersucht aufwallen. Diesmal schien es ihr allerdings berechtigter zu sein als bei Itachi.

Inos Stimme riss sie aus den Gedanken und sie blickte auf, als sie merkte, dass man über sie sprach. „Wer ist das?“

„TenTen.“, antwortete Neji kühl. „Ich bringe sie nach Angarath.“

Doch Ino schob ihn schon beiseite und lief zu der Brünetten um sie anzugrinsen. „Ich bin Ino.“

„Hallo.“ TenTen verbeugte sich höflich – nur weil man, nicht gerade berechtigterweise, auf jemanden eifersüchtig war, musste man es trotzdem nicht an Höflichkeit fehlen lassen.
 

„Die Reise mit dem stummen Stein da war sicher nicht angenehm, oder?“ Ino deutete mit dem Daumen auf Neji und kichere. Der Genannte wandte sich ab und ging weiter um Itachi wieder einzuholen. Nein, Ino und Neji waren sicher kein Paar oder etwas ähnliches.

„Äh… Nein, eigentlich war sie ganz angenehm.“, murmelte sie und setzte sich ebenfalls in Bewegung, damit sie den Anschluss nicht verloren.

„Ach ja? Nun, nett anzusehen ist er auf jeden Fall.“ Die Blonde kicherte und ließ kein Wort über die Narben fallen. Vielleicht fand sie sie tatsächlich nicht so hässlich wie jeder andere.

„Ja…“, murmelte TenTen und merkte nicht, wie sehnsüchtig ihre Stimme sich anhörte. Ino schon und der Blick, den sie der anderen zuwarf, war rätselhaft. „Mein Bruder und Sasuke warten bei den Pferden auf uns, das sind nur noch ein paar Meter, da vorne um die Ecke.“, erklärte sie plötzlich. „Und zum Clanhaus ist es nur noch ein kurzes Stück. Du hast sicher Hunger. Und es gibt dort warme Betten…“ Ihre Stimme klang verführerisch und TenTen begann auf diese Aussichten hin zu lächeln.

„Das… würde mir gefallen.“ Sie nieste und Ino lachte. „Und einen Heiler haben wir auch.“

„Schön.“, antwortete die Brünette begeistert und ging einen Schritt schneller. Ino lachte. Kurz darauf kamen die Pferde in Sicht.
 

„Hey, da seid ihr ja, un!“ Zwei weitere Clansmänner erwarteten sie, jeder von ihnen hielt die Zügel von zwei Pferden. Einer der beiden war hochgewachsen, hübsch und dunkelhaarig und eindeutig Itachis Bruder, der zweite war blond, schön und grinste über das ganze Gesicht und war sicher Inos Bruder. Er winkte. „Hey, Neji, un!“

„Deidara. Sasuke.” Der Hyuuga nickte erst dem Blonden, dann dem Schwarzhaarigen zu.

„Das ist TenTen.“, stellte Ino das zweite Mädchen vor, ehe jemand etwas sagen konnte.

„Ich bringe sie nach Angarath.“, erklärte Neji kurz und kletterte auf sein Pferd. Er wartete, bis die anderen es ihm nachgetan hatten, ehe er sagte. „Ich bitte um Gastfreundschaft beim Clan Uchiha. Und um einen Heiler.“

Der zweite Satz hörte sich nicht halb so formell an wie der erste und Deidara und Ino lachten. „Wem seid ihr begegnet? Schneekatzen? Oder einem wahnsinnigen…“

„…Priester und seinem Freund.“, knurrte Neji.

„Dann habt ihr ja uns die Arbeit abgenommen.“, meinte Ino und zügelte ihr Pferd, damit sie neben TenTen reiten konnte. „Und du kommst von wo?“

„Jaris Kos, das liegt ziemlich weit im Süden.“, setzte sie auf Inos fragenden Gesichtsausdruck hinzu. Dann blickte sie wieder nach vorn, wo Sasuke hinter den anderen dreien ritt, Itachi in der Mitte, Neji und Deidara rechts und links von ihm. Der Blonde lenkte seinen großen, knochigen Rappen näher an das Tier des schweigsamen Uchiha und sagte etwas, was alle drei grinsen ließ. Zumindest glaubte TenTen dies, sie konnte es weder sehen noch hören. Ino bemerkte ihren Blick.
 

„Sie haben ein … besonderes Band.“ Sie grinste und TenTen verstand nichts. „Besonderes Band?“ Sie war viel zu müde und viel zu froh, endlich die letzte Etappe ihrer Reise erreicht zu haben, um nachzudenken.

Ino kicherte und wollte etwas sagen, als der letzte Clansjäger sich einmischte und ihr kalt das Wort abschnitt. „Lass das, Ino.“

„Was?“, antwortete sie unschuldig, doch er blickte sie nur an, bis sie die Augen niederschlug und ihm die Zunge herausstreckte, ehe sie ihr Pferd antrieb und es neben seines lenkte. TenTen fragte nicht weiter. Das konnte ihr später sicher auch noch jemand beantworten und wenn dieser Jemand nur Neji war. Oder Ino. Ino schien sie zu mögen und sie schien gerne zu reden.

Neji ließ kurz darauf sein Pferd zurückfallen, dass er neben ihr reiten konnte und TenTen fühlte sich überglücklich dabei. Das Gefühl in ihrem Bauch bewirkte, dass sie ihn anlächelte. „Sie sind nicht viel anders als wir.“, sagte Neji, als hätte er ihre Abneigung gegen Itachi gerochen.

Sie nickte und blickte von Sasukes schwarzem Haarschopf zu Inos blondem. Ino und Deidara waren die einzigen Clanleute, die sie gesehen hatte, die so helles Haar hatten. Selbst Sakuras war dunkler und wenn man Phantasie hatte, konnte man die Verbindung zu dem Braun und Rot herstellen, das die Inuzukas anscheinend trugen.

„Warum sind sie blond?“, wollte sie schließlich leise wissen.

Neji wandte sich ihr zu. „Sie sind Yamanakas.“

„Und warum leben sie bei den Uchihas? Haben sie eingeheiratet, wie Sakura?“

„Nein. Den Clan Yamanaka gibt es nicht mehr.“ Mehr wollte er nicht sagen und TenTen schwieg und hakte nicht mehr nach. Das hörte sich nach einer Tragödie an und nach einer Sache, die sie nichts anging.

Dann kam das große Gebäude in Sicht, das den Uchihas als Heim diente und TenTen seufzte erleichtert auf. Sie freute sich schon auf ein warmes Essen und ein weiches Bett.
 


 


 

Neji musterte den Horizont mit besorgtem Blick. Er mochte die Wolkenanballungen dort nicht und er mochte auch nicht die Fetzen von Wolken, die der Wind über den Himmel hetzte. Genauso wenig wie die fallenden Flocken, die wild um sie herumtanzten, oder die Schneewehen, die von Böen vor sich hergetrieben wurden. Es würde ein Sturm geben. Bald.

Er hoffe nur, dass es nicht zu bald sein würde, denn sie hatten noch keinen Unterstand. Die Zelte würden in dem, was da kam, sicher nicht helfen, was sie brauchten, war eine Höhle. Zufällig kannte er hier in der Nähe eine, die von kleinen Jagdgruppen der Uchihas öfter genutzt wurde. Sie hatte einen kleinen Eingang, gerade groß genug für ein Pferd, aber man konnte sie für eine längere Zeit bewohnen, mitsamt drei oder vier Reittieren.

„Was ist?“, riss TenTen ihn aus den Überlegungen. Sie hatte ihr Pferd neben ihn gelenkt und blickte ihn an und dann den Horizont, auf den er noch immer starrte.

„Ein Sturm zieht auf. Wir müssen uns beeilen.“ Damit trieb er sein eigenes Reittier an, das sich rasch in Bewegung setzte und den Wildpfad entlang trabte, dem sie schon seit dem Uchihahaus folgten. „

Ist es gefährlich?“, wollte sie wissen, als sie ihn wieder eingeholt hatte.

„Wenn wir noch im Freien sind, wenn er mit seiner vollen Kraft eintrifft, schon.“

„Und… wo gehen wir hin?“
 

„Hier in der Nähe ist eine Höhle. Es ist aber noch ein Stück. Komm.“ Er trieb sein Pferd an, schneller zu laufen. Jeder Augenblick war kostbar. Sie mussten jedoch bald absteigen, damit sie den Weg durch den Wald nicht verloren oder an Hindernisse stießen, auf die die Pferde nicht so leicht reagieren konnten.

Dass sie direkt in die Gefahr liefen, bemerkte Neji erst, als der einsame Wolf direkt vor ihnen stand. Sein weißes Fell war gesträubt und er knurrte aus tiefster Kehle, als sie näher kamen. Das Tier war riesig, seine Schultern reichten Neji fast bis an die Hüfte. Die gefletschten Zähne mussten die Länge seiner Finger haben.

TenTen beobachtete es mit weit aufgerissenen Augen und die Pferde gingen nervös rückwärts und versuchten, sich von ihren Reitern loszureißen, doch er hatte keine Angst. Sein Vorrat für Angst schien diesen Monat schon aufgebraucht zu sein.

Neji drückte seiner Gefährtin die Zügel in die Hand. „Halt fest.“ Er griff nach dem Dolch, dann nach seinem Schwert. Je länger, desto besser. Er hatte nicht die Zeit, um einen Speer zu holen oder den Bogen, aber letzterer war in diesem Wind sowieso nutzlos. Der Schnee, der dicht fiel und von den heftigen Böen getrieben um ihn herumtanzte, nahm ihm die genaue Sicht, so dass er das weiße Tier kaum erkennen konnte.
 

„Geh zurück. Langsam, aber lass mich nicht aus den Augen!“, zischte Neji seiner Gefährtin zu und näherte sich vorsichtig dem Tier. Er würde es töten müssen. Er bedauerte es, aber im Moment gab es keine andere Möglichkeit. Die Zeit, es zu beruhigen und gehen zu lassen, hatten sie nicht.

Der Wolf zog die Lefzen weiter hoch und knurrte, tief und kehlig, aber er war über das Heulen des Sturms kaum zu hören. „Tut mir Leid, Weißer.“, flüsterte Neji ihm zu und hob die Waffe. Der Wolf sprang und seine Zähne schnappten zu, aber der Krieger hatte ihn erwartet. Die kräftigen Kiefer schlossen sich um die metallene Klinge des Schwertes und das Tier wich aufheulend zurück. Neji schlug zu, die scharfe Waffe drang durch den Hals in den muskulösen Körper ein. Blut tropfte in den Schnee und das Gewicht des Wolfes zog die Klinge nach unten.

„Tut mir Leid, Weißer.“, wiederholte der Jäger seine Worte, diesmal nah an dem Ohr des Tieres. Vielleicht hatte er verstanden. Vielleicht würde Raif, der Göttliche Wolf, verstehen. Neji seufzte, zog die Klinge aus dem Kadaver und reinigte sie hastig im Schnee, während er TenTen winkte. Er lud das tote Tier auf den Rücken seines scheuenden Pferdes.
 

„Komm.“, antwortete er dem verwirrten Blick des Tieres. Er würde es ihr später erklären. Oder gar nicht. Aber er fand es einfach falsch, ein Tier zu töten und es dann einfach liegen zu lassen. Sie hatten mehr verdient.

Der Wald lag bald hinter ihnen und vor ihnen lag eine große, kaum bewachsene Senke. Neji kannte sie von Jagdausflügen im Sommer und im Herbst und er atmete erleichtert auf. Bald hatten sie es geschafft. Zwischen ihnen und der Höhle lag nur noch ein vereiste See.

Konnte er riskieren zu viel Zeit zu verlieren oder über den See zu reiten? Er seufzte. Es machte wohl keinen Sinn mehr, darüber nachzudenken. Der Wind, der an seinen Kleidern riss, war zu stark, als dass sie noch zögern durften. Vielleicht sollte er TenTen lieber verschweigen, dass sie über einen See ritten…

„Hör zu.“, brüllte er über das Schreien des Sturms hinweg. „Wir sind bald da. Überlass den Rest des Weges dem Pferd.“ Sie warf ihm einen verdutzten Blick zu, nickte aber dann. Neji wandte sich wieder um.

„Los jetzt.“ Die Pferde liefen auf sein Kommando schneller, eng beisammen. Auch sie schienen sich nicht verlieren zu wollen in dem Schneegestöber, das um sie herum tobte. Der Clansjäger merkte beinahe sofort, wann sie den See betraten. Die Pferde ebenfalls, doch TenTen war – glücklicherweise – blind dafür.

Ob sie in Panik ausbrechen würde, wenn sie es merken würde oder das Eis brach? Auf letzteres hoffte er nicht. Die Pferde konnten – wie alle, die von den Clansmännern ausgebildet wurden – auf dem Eis tanzen. Aber er wusste nicht, wie trittsicher sie bei diesem Sturm sein konnten. Es war jetzt egal, sie hatten die Hälfte des Weges schon hinter sich. Und das Eis hielt, noch zumindest.
 

Erst als TenTen überrascht aufschrie, wandte er sich zu ihr. Der Boden unter den Hufen ihres Pferdes brach. „Was ist das?!“, rief sie beinahe panisch und griff die Zügel fester.

„Lass das Tier!“, brüllte Neji und ihr ängstlicher Blick heftete sich auf ihn. „Das Pferd weiß, was es tut, lass es!“ Sein eigenes entfernte sich von ihr, als es das brechende Eis bemerkte. Neji wusste, dass sie das wirkliche Eistanzen nicht brauchten, denn das Eis riss, brach aber erst gänzlich, nachdem sie schon vorbei waren. Und es wurde zum Ufer hin dicker. Bald würden sie festen Boden unter den Füßen haben…

TenTen klammerte sich inzwischen in die Mähne ihres Reittieres und beobachtete ängstlich den Boden. Sie schrie auf, als eine Scholle sich unter den Wellen aufbäumte, aber ihr Pferd meisterte es souverän, sprang und tanzte und dann waren sie wieder auf festem Boden.

Erleichterung durchflutete ihn, doch TenTen war noch immer blass. Hätte er Zeit gehabt, hätte er es ihr vorher erzählt… Aber sie hatten sie nicht gehabt.

Neji brauchte nur kurz, um die Höhle zu finden. Sie war leer und der Geruch von altem Holzrauch hing noch darin. Der Eingang wurde von Steinen geschützt, so dass drinnen windstill war, wenn auch das Geheul des Sturmes dumpf zu hören war.

„Wa…was war das?!“, brüllte TenTen, kaum, dass sie in Sicherheit waren, die Zügel ihres Reittieres in der Hand. „Wir… war das EIS?!“
 

„Ja. Da draußen ist ein See.“ Er wandte sich von ihr ab, aber sie ließ ihn nicht so schnell gehen. Ihre schmale Hand riss ihn an der Schulter herum. „Wir sind über einen verdammten See geritten?!“

„Ja. Lass gut sein.“ Sie schnappte empört nach Luft, als könne sie nicht glauben, was er eben gesagt hatte.

„Hör zu. Unsere Pferde sind darin ausgebildet. Ich wusste, dass wir es schaffen.“

„Und wenn nicht?! Was, wenn das Eis nicht so dick gewesen wäre oder wenn sie ausgerutscht wären oder we…“

Er ließ sie verstummen, indem er ihr die Hand auf den Mund legte. „Es ist aber nichts schief gelaufen. Wir sind hier, oder?“

Sie nickte und wich zurück, begann aber nicht wieder, zu schreien. „Aber…“, begann sie.

„Ich wusste es.“, erklärte er. „Es ist nicht das erste Mal und ich habe Erfahrung. Komm jetzt, satteln wir die Pferde ab.“

Er spürte ihren Blick, der sich in seinen Rücken bohrte, ignorierte ihn aber. Seit sie von den Uchihas aufgebrochen waren, fehlte die vertraute Zweisamkeit zwischen ihnen. Es lag nicht an ihm, das wusste er, sondern an ihr. Seit dem Zwischenaufenthalt ging ihr etwas im Kopf herum und er wusste, es hatte etwas mit ihm zu tun oder mit ihrer Reise. Oder beidem. Vielleicht hatte sie einfach Angst vor dem Ende und davor, was danach kommen würde.

Auch er wusste es nicht, aber was kam, das würde kommen und jetzt konnte er nichts daran ändern. Und die Sache mit dem See trug nicht gerade dazu bei, die Stimmung zu heben. Obwohl es das beste gewesen war. Er seufzte und machte sich daran, das Pferd zu versorgen.
 


 


 

Das Holz im Feuer knisterte und ein Scheit brach, um in die Glut zu fallen. Die Schatten an den Höhlenwänden, die mit Jagdszenen bemalt waren, tanzten und zuckten. Sie hatten das Holz in einer Ecke gefunden, wo es wahrscheinlich vom Herbst liegen geblieben war. Es war knochentrocken und kam ihnen gerade richtig. Ihr Gepäck lag fein säuberlich an einer Höhlenwand aufgestapelt, nur die Decken hatten sie neben dem Feuer liegen. Die Pferde standen im hintersten Winkel der Höhle und kauten zufrieden auf dem Hafer, den Neji ihnen gegeben hatte.

Die Uchihas hatten ihre Vorräte wieder aufgefüllt, aber dennoch briet der Krieger den Wolf über dem Feuer. TenTen sah mit halb angewidertem, halb hungrigen Blick zu, wie das Fleisch gar wurde, während Blut und Fett ins Feuer tropfte. „Kann man das denn essen?“, fragte sie schließlich.

„Es ist nicht giftig, falls du das meinst.“

„Nein, ich meine… Ich habe noch nie gehört, dass jemand Wolf gegessen hätte.“

„Raubtiere werden von kaum jemanden gegessen. Sie schmecken anders.“ Er schwieg einen Moment und zog dann den weißen Pelzmantel, den er sich locker über die Schultern gelegt hatte, enger um sich. Trotz des Feuers war es kalt. Er drehte einen der Spieße und nickte dann. „Hier.“

Sie nahm das Fleisch, das er ihr reichte, und ließ es in den Napf fallen, aus dem sie immer aß. Auch sich schob er eines in die Essschale. Die nächsten Minuten verbrachten sie im Schweigen, während die Brocken abkühlten.
 

Neji nahm den ersten Bissen, während TenTen ihre Portion noch immer misstrauisch beäugte. Vielleicht sollte sie lieber bei dem Brot bleiben, dass sie dazu aßen? Für den Krieger war es nicht das erste Mal, dass er Wolf aß. Da Raif, der Wolf, sein Schutzgott war, kam es sogar öfter vor.

Es gab dem Krieger Kraft, wenn er die Tiere aß, die zu dem eigenen Schutzgott gehören. Allerdings galt dies nicht, wenn man es übertrieb. Sie durften aus diesem Grund nur an besonderen Tagen gegessen werden. Er hatte immer jene bedauert, die unter Soths Zeichen geboren waren. Soth war der Eisdrache und sie mussten sich – wenn überhaupt – mit Schlangen oder Echsen begnügen.

Aber nicht nur daran erinnerte er sich jetzt, als er das zähe Fleisch im Mund herumrollte und kaute. Sondern auch an andere Dinge, Erinnerungen, die nicht die seinen waren, nicht die seinen sein konnten, weil er noch nicht gelebt hatte in der Zeit, aus der sie stammten.

Erinnerungen an weite Eisflächen, Schnee und ein halbes Jahr im Dunkeln, ein halbes Jahr im Licht.

Erinnerungen an lange Jagden, an Eisdrachen, Schneekatzen, Wölfe und Bären, an Raben, Schneeeulen und Eisadler. Erinnerungen a

n die Sonne, die gleißend am Himmel stand und das Eis zum Glühen brachte.

Erinnerungen an Winterkrieger, die schnell und lautlos wie Schatten über schneebedeckte Felder glitten, die mit Kraft erfüllt waren, die Neji ebenfalls kannte, gespürt hatte und wieder spüren würde.
 

Erinnerungen an die Clane, wie sie gelebt hatten, als sie noch die Jäger im Eis gewesen waren und noch nicht die Krieger des Nordens.

Das war die Art, wie sie niemals etwas vergaßen. Und die Seher erinnerten sich noch an so viel mehr, an Dinge, die Neji sich nicht einmal vorstellen konnte, und in jeder Generation wurde das Wissen weitergegeben, wenn der neue Seher geboren wurde. Manchmal fragte er sich, wie Hinata dies aushielt. Und ob sie es überhaupt aushielt. Sie war nicht gerade die perfekte Person für eine Seherin – schwach, unselbständig und unsicher, auch wenn Neji, wie jeder andere wusste, dass sie die Stärke des Sehers hatte.

„Als die Clane noch oben in den Eiswüsten lebten, aßen sie nur Raubtier.“, erklärte er TenTen auf einmal. Sie schrak auf und blickte ihn an, überrascht. Auch ihn überraschte sein plötzlicher Drang zu reden.

„Du erinnerst dich an unsere Götter?“ Sie nickte, aber er beachtete sie gar nicht, sondern sprach sofort weiter. „Die Legenden erzählen, dass es damals dort nur sieben Tierarten gegeben hat – den Raben, den Eisadler, die Schneeeule, den Eisdrachen, die Schneekatze, den Bären und den Wolf. Die Clane mussten sich von ihnen ernähren, denn es gab nichts anderes, nicht einmal Fisch.“

„Das muss…einseitig gewesen sein.“, murmelte TenTen, weil sie nicht besser wusste, was sie sagen sollte.

„Unsere Vorfahren kamen gut über die Runden.“

„Glaubst du?“

„Ich weiß es. Ich erinnere mich daran…“ Er verstummte. Mehr konnte er ihr darüber nicht sagen, auch wenn sie ihn jetzt neugierig anstarrte und wartete, dass er weitersprach. Aber er widmete sich wieder seinem Essen.
 

Die nächsten Minuten verbrachten sie wieder im Schweigen. Neji störte es nicht, aber sie schien lieber etwas zu sagen, doch auch sie blieb still. Vielleicht suchte sie einfach nach Worten. „Wie lange werden wir hier bleiben müssen?“, erkundigte sie sich schließlich.

„Bis der Sturm vorbei ist. Vielleicht ist er morgen schon abgeklungen. Oder nicht.“ Er schwieg einen Moment. „Höchstens drei Tage.“

„Ah.“, murmelte sie und senkte den Kopf, dass ihr der Pony über die Augen fiel. Was sie wohl dachte? Ihr Gesicht war verschlossen und auch ihre Haltung verriet nichts von dem, was ihr durch den Kopf ging.

„Wie lange brauchen wir noch bis Angarath?“, fragte sie weiter.

„Zwei Tage, höchstens.“

„Ah…“

Später reinigten sie die Schüsseln mit Schnee und das Schweigen kehrte zurück, als sie sich wieder ans Feuer setzten, dicker als je zuvor. „Ich frage mich, ob wir hier vor Langeweile eingehen werden.“, murmelte TenTen schließlich und Neji zog es vor, nicht zu antworten.

„Was macht ihr an langen Winterabenden wie diesen?“, wollte sie schließlich wissen, ein Thema, das sie tatsächlich zu interessieren schien.

„Vieles. Wahrscheinlich auch nichts anders als ihr. Wir reden, spielen und erzählen Geschichten oder arbeiten.“, erklärte er kurz.

Sie seufzte und zog ihren Mantel enger. „Du willst nicht reden, oder?“

Er machte eine Kopfbewegung, die alles bedeuten konnte, und schwieg. Das Lächeln, das über ihr Gesicht huschte, war beinahe amüsiert, aber der ernste Ausdruck kam rasch wieder zurück und sie starrte ins Feuer. Neji lehnte sich zurück und entspannte sich. Warten machte ihm nichts aus; ein Jäger, der nicht warten konnte, war zur Jagd nicht zu gebrauchen.
 

TenTen dagegen schien es nicht lange auszuhalten. Sie knetete den Saum ihres Mantels in den Händen, rutschte auf ihrem Platz herum und spielte mit ihren Haarsträhnen, bis die Knoten sich lösten und die Haare über ihre Schultern fielen. Sie seufzte, rieb sich das Gesicht und schien einen Entschluss zu fassen. Dann stand sie auf und kam um das Feuer herum, um sich neben ihn zu setzen. Er blickte sie an, völlig ratlos, was diese Aktion bedeuten sollte.

„Du… Sei mir nicht böse, aber ich will das jetzt tun und … so lange sind wir ja nicht mehr zusammen, also …“ Sie unterbrach ihr Geplapper und blickte ihn fest an.

Neji zog eine Augenbraue hoch und wollte etwas antworten, als sie sich vorbeugte und ihre Lippen auf seine presste. Er erstarrte und wusste einen Moment nicht, was er tun sollte, während sie näher rutschte und die Lippen bewegte. Es war nicht sein erster Kuss und es würde sicher nicht der letzte sein. Ihre Lippen waren weich und voll, aber unerfahren, doch es war sicher nicht das erste Mal, dass sie jemanden küsste.

In dem Augenblick, in dem sie sich zurückziehen wollte – was sicher einige Entschuldigungen mit sich bringen würde – hob er die Hände um sie um ihr Gesicht zu legen und sie wieder näher zu ziehen. Er neigte den Kopf, um sie richtig zu küssen und sie gab ein Seufzten von sich, ehe sie die Arme um seinen Nacken schlang und versuchte, noch näher zu kommen. Ihre Brüste pressten sich gegen seinen Oberkörper und sie roch nach Dingen, die er nicht kannte, und nach Schweiß, Schnee und Wald.
 

Als sie sich voneinander lösten, saß sie halb auf seinem Schoß und ihre Haare waren zerwühlt. Ihre Lippen waren vom Küssen rot und ihre Augen strahlten. Sie gab einen atemlosen, begeisterten Laut von sich und wollte etwas sagen, doch er legte ihr den Finger auf die Lippen und zog sie an sich.

Sie wurde ganz still, als sie sich an seine Brust lehnte, den Kopf unter seinem Kinn. Er konnte ihren Herzschlag spüren, durch ihre Kleidung hindurch. Er wollte nicht, dass sie jetzt sprachen. Wenn sie sprachen, musste er denken. Wenn er denken musste, würde er daran denken, dass er und sie zwei verschiedenen Völkern angehörten und sich in weniger als zwei Tagen würden trennen müssen.

Und er wollte diesen Augenblick jetzt genießen, diesen Augenblick, der ihnen gehörte, der so ruhig und friedlich war und der nicht gestört werden sollte. Er schloss die Augen und sog tief ihren Duft ein, versuchte, sie mit jedem Sinn, mit jeder Faser seines Körpers zu erfühlen, damit er sie nie wieder vergaß.

Sie rührten sich erst wieder, als das Feuer so weit hinunterbrannte, dass es drohte, auszugehen, und er erhob sich, um nachzulegen. Als er sich wieder neben sie setzte, küsste sie ihn auf die linke Wange und legte den Kopf an seine Schulter. „Neji, darf ich dich was fragen?“

„Hm?“

„Ich wollte es schon von Anfang an, aber…“ Sie verstummte und fuhr fort: „Diese Narben… Wo sind die her?“
 

Ihre Stimme war ruhig und friedlich und es fehlten jene Untertöne, die er hasste, wenn die Sprache darauf kam, also antwortete er: „Das ist eine lange, alte Geschichte.“

„Macht nichts. Wir haben Zeit, oder?“

„Hm.“, machte er zustimmend und schob sie von sich, um aufzustehen. Seine Augen glitten über die Zeichnungen an der Höhlenwand, die nach und nach im Laufe von Sommern an der Höhlenwand entstanden waren, manche schon Generationen alt. Schließlich trat er auf eine zu, die eine Fläche dominierte, die Zeichnung von sieben Tieren, den sieben Göttlichen Zeichen und der Sonne darüber. Seine Hand glitt vorsichtig über den rauen Fels.

„Wenn ein Kind geboren wird, hält einer der Götter schützend seine Hand darüber, damit es sicher aufwächst, bis es stark genug ist. Der Seher ermittelt den Gott kurz nach der Geburt. Ein Kind, dass keinen göttlichen Schutz hat, stirbt sehr früh oder wird tot geboren.“

TenTen schwieg, aber er konnte ihre Aufmerksamkeit beinahe hören. Wahrscheinlich wunderte sie sich, warum er ihr das erzählte und was es mit ihrer Frage zu tun hatte, aber das würde sie schon merken.

„Mein Schutzgott war Raif, der Wolf.“ Seine Hand glitt zu der einfachen, aber genauen Zeichnung des Wolfes und dem verschlungenen Symbol daneben. „Als ich fünf war, wurde klar, dass Raif mich zu einem seiner Krieger auserwählt hat, einem Winterkrieger.“ Er blickte sie an, aber ihr Gesicht war ruhig und ahnungslos wie zuvor. „Wir Winterkrieger werden von den Städtern gefürchtet. Sie verstehen unsere Kräfte nicht. Frag sie, wenn du in Angarath bist.“
 

Sie blinzelte und nickte und er fuhr fort. „Mein Vater war so stolz auf mich.“ Er seufzte. Die Erinnerung an Hizashi tat noch immer weh. Auch eine Mutter hatte diesen Verlust nie überwunden, auch wenn sie sich bemühte, es ihre Kinder nicht merken zu lassen. Selbst Konan trauerte noch um ihn, obwohl er nicht ihr leiblicher Vater war.

„Drei Jahre später begleitete ich ihn auf die Jagd. Es war Sommer und die Ebenen und die Wälder blühten und alles war grün. Wir jagten Rentiere, aber wir kamen einer Schneekatze in die Quere.“ Er berührte die Narben. „Sie tötete meinen Vater und ich tötete sie, auch wenn ich nicht mehr weiß, wie es geschah. Als ich wieder zu Sinnen kam, war ich bedeckt von Blut, als habe ich direkt unter der Katze gestanden, als sie aufgeschlitzt wurde.“

Er warf einen kurzen Blick auf den weißen Mantel, der neben TenTen auf den Steinen lag. Das war das Fell dieser Katze und zwei der Dolche, die er trug, waren ihre Zähne. „Shaina, die Schneekatze, hatte mich berührt. Zweimal Berührte sind ein großer Segen für den Clan, aber sie alle haben für den doppelten Segen einen hohen Preis zu bezahlen.“

Er seufzte und warf dem Bildnis der Raubkatze einen Blick zu. Auch sie war in derselben klaren Einfachheit gearbeitet wie der Wolf und es war klar, dass das Bild der Götter von einem einzigen Künstler stammten. Er zuckte die Schultern. „Ich weiß noch nicht, was das alles sollte. Es hat für mich keinen Sinn… Vielleicht wird es nie einen haben.“

Nachdenklich kehrte er an seinen Platz zurück, dankbar, dass sie nichts dazu gesagt hatte. Sie schlang einfach die Arme um ihn und lehnte den Kopf an seine Schulter, tröstete ihn durch ihre Gegenwart.
 


 


 

Angarath war eine große Stadt, deren graue Mauern wirkten, als gehören sie nicht hierher. Wahrscheinlich war es tatsächlich so. Dieses Land gehörte nicht den Menschen aus dem Süden, die große Höfe und steinerne Städte brauchten, sondern den Clanen und den Tieren und den Jägern.

Es war wild und frei, hart und unbarmherzig, kalt und karg, zornig und windgepeitscht. Nach einer Reise mit einem Clansmann würde jeder es verstehen. Zumindest dachte sie es, aber sie war nicht jeder und sie war nicht wie die anderen, denn sie war die Schülerin von Tsunade-hime und eine ungewöhnlichere Meisterin konnte man nicht finden.

TenTen seufzte. Jetzt waren sie also hier. Vor zehn Tagen hatte sie es kaum erwarten können, anzukommen und jetzt? Jetzt würde sie mit Neji um die halbe Welt reisen, damit sie ihn nicht verlassen mussten.

Der stille Krieger war in den letzten Tagen noch wortkarger und verschlossener geworden und nachdem sie aus der Höhle aufgebrochen waren, hatte er sie nicht mehr geküsst. Wahrscheinlich war es sogar besser so. Er und sie gehörten in verschiedene Welten und er freute sich sicher schon darauf, zurückzukehren.

Aber sie konnte die beiden Tage in der Höhle nicht vergessen, wo sie die verbotene Frucht gekostet hatte. Seine Küsse, seine Umarmungen, seine Berührungen… Sie wollte es nicht verlieren.
 

„Hier endet unsere Reise.“, sagte er und seine Stimme war unbewegt. Sie hatten die Pferde gezügelt und blickten von der Ferne auf die hässliche, steinerne Stadt.

TenTen wandte sich um und sah ihn an. Sie wünschte, Angarath läge noch weiter entfernt. Sie wünschte, Neji würde mit ihr kommen. Aber sie wusste, es wäre egoistisch, ihn darum zu bitten, mit ihr zu kommen, denn Neji gehört nicht dort hinter die Mauern zwischen die Menschen und auch nicht nach Süden, wohin Tsunade und ihre Schüler wieder zurückkehren würden, sondern in die andere Richtung, zu den Clans und diese weiten Wälder in Schnee und Eis. „Ich will nicht, dass du gehst.“, sagte sie und wollte dennoch egoistisch sein.

„Ich werde nicht gehen.“, antwortete er ruhig. „Wenn du es nicht willst.“
 

~~~~~~~
 

So...

Sorry, für die Länge, nochmal. ^^"
 

Ich gebe zu, die Szene mit Kakuzu & Hidan hat mir am meisten Spaß gemacht. :D (Und mit dem vorvorletzten Part bin ich absolut nicht zufrieden, das werd ich noch einmal überarbeiten... Und das Ende hätte auch besser sein können. >_< Das war alles ein wenig gedrängt, oder? >__>" Aber ich hatte keine Zeit mehr [hab mich nicht nur in der Wortzahl verschätzt...] und meine Testleserin hat mich leider im Stich gelassen. T__T) Aber sonst bin ich ziemlich stolz auf dieses kleine Monster. :)
 

Aber... Hanabi ist drin! :D Und Hidan. <3 Ich liebe Hidan und es hat wirklich absoluten Spaß gemacht ihn in seiner ganzen fanatischen Pracht darzustellen. *lol*
 

Wie auch immer...

Ich wünsche mir ein paar Kommentare von euch... Kritik auch nicht unerwünscht. :D
 

Sorca~



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Kommentare zu diesem Kapitel (17)
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Von:  Hinarika
2008-09-14T14:27:22+00:00 14.09.2008 16:27
WoW Also ich muss sagen das Ende kam jetzt zwar ziemlich überraschend aber die Story war einfach überragend.
Und ich muss HINATA recht geben - ich habe nämlich zufällig auch gerade Tee getrunken ^^.
Der OS war wirklich klasse und ich fand nicht, dass er zu lang war :)
lg
Hinarika
Von:  Hangeng
2008-05-02T09:14:03+00:00 02.05.2008 11:14
der OS ist einfach nur geil geworden... die länge liebe ich eh schon aber die geschichte... wie ist dir sowas eingefallen?? ich habe soertwas tolles noch nie gelesen, und bin echt froh das du es geschrieben hast. wenn man dabei tee trinkt kommt das ganze besonders schön^^ wie kamst du auf die idee so etwas zu schreiben?? ich meine der OS ist wundervoll...

falls du nochmal soetwas schreibst, bitte melde dich mit ner ens bei mir... besonders bei nejiTen ffs/OS'/drabbles und so^^

danke^^ liebe grüße, mach weiter so, Akii-chan
Von:  Bernsteinseele
2008-03-24T03:21:34+00:00 24.03.2008 04:21
hmm .. hast oft Clane oder Clanen statt Clans geschrieben ...

.. aber abgesehn von ein paar ngereimtheiten fand ich die Story klasse, zumal es ja nicht viele FFs mit der Idee hier geben dürfte. :)
Von:  Arashi
2008-01-20T16:22:17+00:00 20.01.2008 17:22
die idee war ja mal voll geil^^ echt kreativ und sehr schön umgesetzt.
Schade nur, dass es nicht weitergeht :(.
Vllt schreibste ja mal ne Fortsetzung davon? =) wenn du das machst, sag mir bitte bescheid

LG Arashi
Von:  vulkan_chan
2007-12-28T22:12:11+00:00 28.12.2007 23:12
Ich liebe diese OS,
ich liebe sie weil du sie geschrieben hast, denn weil du es geschrieben hast, klingen die Worten in meinem Kopf und singen mir lieder von einer Welt, die im stande zu erschafen wohl du die einzige sein dürftest!
ich weiß nicht warum du schreibst wie du schrebst und was genau mich so fasziniert und bewegt, wen ich deine FF lese, aber ich glaube, es ist wohl das gesamtbild.

wenn du die landschaften mit deinen worten malst, dann befinde ich mich inmitten deiner geschichte und wen du die Personen beschreibst, dann ist es, als hätte ich ein Photo in der hand.
ich verschlucke die Worte, wenn es vor spannung unerträglich wird und könnte fast heulen, wenn die charaktere leiden.

ich wünschte ich wüsste schönere worte mit denen ich mich für diese großartige FF bedanken kann.

ich mag auch den schluss, auch wenn es ein offenes ende ist, vielleicht auch gerade deswegen.
ich habe oft das gefühl, dass die ungeschriebenen worte, die sich aus dem zusammenhang aber unwiederruflich im kopf der leser formen, einen stärkeren eindruck bei mir hinterlassen, als wenn ich sie lesen könnte.
oje, verstehst du was ich meine?
nejis ltzter satz hängt benahe schwerelos in der luft. er geisterte unaufhörlich durch meine gedanken.
tenten hat nicht geantwortet, oder zumindst hast du es nicht mehr geschrieben, was sie darauf gesat hat. ob sie wohl gesagt häte "ich liebe dich"? sie wollte egoistisch sein und wahrscheinich hat sie sich dafür auch ein klein wenig selbst gehasst, vielleicht aber auch nicht? viellet wollte sie ihn gehen lassen, aber noch viel mehr wollte sie in seiner nähe sein.
ich denke neji ist mit ihr mitgegangen un ich denke, dass sie glücklich sind. es steht nicht da, ob sie sieben kinder haten, oder ob neji an einer krankheit gestorben ist, kaum zwei monate später. aber: na und?

ma kann nicht jeden moment bis hin zum tod akribisch auflisten! das heißt man kann schon, sollte man meiner meinung aber nicht, außer man will eine biographie schreiben.

naja, ich laber hier mal wieder nur mist v.v

ich fand die OS toll! Großartig, Bombastisch!!!!!
die charaktere waren gut getroffen, (auch wen ich natürlich nicht ale kenne) und das pair ist einfcah wunderbar!

ich weiß, dss die F schon sehr lang ist und ich finde auch, wie schon erwähnt, dass du sie zu einem guten ende gebracht hast, aber ich glaube, mir würde es auch gefallen, wenn dass hier eine lange lange FF werden würde, mit tausend solcher wundervoll langen kapiteln! (ich Liiiiieeeebe diese länge!!!! ndlich mal eine FF, bei der du nicht gleicht fertig bist mit lesen)

naja, du siehst: ich bin begeistert! und ich glaube ich kann sagen: ich habe ein Meisterwerk gelesen. ^^
Von:  Schokokatze
2007-12-21T17:37:48+00:00 21.12.2007 18:37
die OS war mega-dolle-schööön! wie du das alles beschrieben hast and ich echt congenial!
auch wenn se a weng lang war( ich hab 2 abende gebraucht...)
abba es hat sehr viel spaß gemacht, sie zu lesen!
lg,sora
Von:  Wintersoldier
2007-12-18T18:45:08+00:00 18.12.2007 19:45
So, dann will ich jetzt mal anfangen, die Kapitel zu kommentieren, zu denen ich noch nicht bekommen bin. Und da fangen wir doch am besten gleich mal bei Kapitel 1 an. ^~^

Alsooo~o, für meinen Geschmack für einen OS ein ganz klein wenig zu lang und doch irgendwie schon wieder zu kurz. Du hast das Ganze so toll beschrieben (die Charaktere, die Atmosphäre, die Umgebung), dass ich gerne noch viel mehr von dieser Welt erfahren würde. Mehr von Tentens Leben, mehr von Nejis Leben, mehr von den Uchihas, den Hyuugas und deren Zusammenhängen, mehr von den Göttern, mehr von der Geschichte, nach dem plötzlichen Ende, mehr von allem. oô

Die Welt, die du dir da ausgedacht hast, ist einfach nur erstaunlich. Der OS ist wirklich durchgeplant bis ins letzte kleine Detail und auch wenn man am Anfang von der Länge ein wenig erschlagen wird, ist das wirklich einer der besten OS, die ich bisher gelesen habe, wenn nicht sogar der beste. Und das meine ich ganz ehrlich. Und ich bin mir sicher, dass du aus dieser Geschichte noch viel mehr rausholen könntest. Der OS war einfach klasse und sehr schön zu lesen. Mehr fällt mir dazu wirklich nicht ein. >.<

LG
A-chan
Von:  Werewolf
2007-12-14T15:29:26+00:00 14.12.2007 16:29
Hey Sorca.
Dein OS war wirklich superklasse. Du hast ihn voll in deinem Element geschrieben, mit einem Hauch von Fantasy. Großartig, ich hatte teilweise richtig Tränen in den Augen, weil du diese Landschaften so wunderbar beschrieben hast. Auch die Zusammenhänge in den Clans hast du wunderbar rüberbringen können, ich war echt begeistert.

Das wunderbare war auch, dass du Nejis Charakter so gut getroffen hast. Viele stellen ihn nur als cool und arrogant dar, aber du hast auch seinen Stolz, das Erhabene, die Coolness und auch die Verbitterung wiederspiegeln können und das ist wirklich nicht einfach.

Du hast Spannung, Humor, Romantik und eben auch Fantasy zusammengebracht, ich war hin und weg von diesem riesigen (sowohl in der Größe als auch in der Leistung) Werk.
Das war große klasse, sowas kannst du einfach.

Das einzige, was mich ein bisschen gestört hat, war der Schluss. Wie du selbst geschrieben hast, wirkte er ein bisschen gehetzt und ich hätte ihn mir ein bisschen anders vorgestellt. Trotzdem, es war ja nur der Schluss ein bisschen schief gegangen, der Rest war einmalig.

Yu-chan.
PS: Sorry, dass ich erst jetzt mit nem Kommi ankomme, ich hatte immer keine richtige Zeit dazu.

Von:  Decken-Diebin
2007-12-04T20:46:20+00:00 04.12.2007 21:46
Ich habe fertig. :D
Und ich denke, es war eine sehr gute Idee, den OS zu lesen. X3

Also...ich fand es klasse, wie du das mit den Clanen und den Kriegern und den Göttern und den Städtern und den Seher und, und, und eingeteilt hast. Das macht die ganze Story einfach viel spannender. :D
Und die ganzen 'Tierchen'. Apropos Schneekatze, ich dachte mir seit Neji sagte, er würde diese Tiere hassen, dass seine Narben etwas mit einer Schneekatze zu tun haben. XD Hab's dennoch ein bisschen verfehlt.
Die Personen, die du alle untergebracht hast und die Beziehungen waren auch ganz interessant. Ich meine, es ist schon leicht verwirrend, wenn Konan plötzlich die Halbschwester von Neji ist, aber trotzdem toll. XD
Aber du kommst ohne PeinKonan wohl auch nicht aus? :3 Das Pairing KibaHanabi ist auch mal toll. XD
Ach ja, Hidans und Kakuzus Auftritt war auch toll. XD Hidan war echt perfekt. Und wie gesagt war es erstaunlich, dass du diese 'Rollen' Naruto-Charakteren zuordnen konntest. Hinata als Seherin passt ja auch perfekt, ist eben keine Kriegerin.
Kommen wir nun zum Pairing NejiTen. XD Oh Gott, langsam glaube ich fast, ich mag NejiTen bald mehr als NejiHina...woran der schnuckelige OS hier nicht ganz unschuldig ist. XD
Ach, ich fand die Szene in der Höhle toll...XD Als sie sich plötzlich geküsst haben. =*____*= Supi. <3
Und überhaupt mal; deine Beschreibungen sind so klasse. ;_; Du musst ja echt eine genaue Vorstellung von den Charakteren, ihrer Kleidung und ihrem Aussehen, von der Umgebung, wo sie sich befinden und so weiter haben.

Kommen wir zu dem Ende...was ich auch sehr, sehr schön fand, aber ich war doch leicht verwundert, als ich merkte, dass plötzlich Schluss war. XD Vielleicht...etwas abgebrochen so?
Na ja, da bleibt's schön offen, da kann sich jeder etwas selbst denken - oder Fräulein Sorca schreibt aus lauter Freude noch 'n zweiten Teil. XD

Nein, ehrlich mal, wieso kann man FFs nicht bewerten? ._. Ich würd dir 'ne 1 reindrücken. XD

Mach weiter so. :3
LG; Hina-chan *knuff*
Von:  Yun-Harla
2007-12-03T19:05:48+00:00 03.12.2007 20:05
...
mir fehlen die worte...dein schreibstil ist hamma und die story ist absolut fesselnd...warum ist das ding so kurz? (weiterlesen will) Nagut...kurz ist übertrieben...vielleicht willst du ja ne fortsetzung schreiben???
würde mich freuen.


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