29. Februar 2000 - Both
29. Februar 2000
um 23 Uhr 47 PM
im St. Michael Hospital
in Las Vegas, Nevada
Eine junge Frau lag in einem Bett. Sie hatte einen weißen Kittel an und hatte sich in eine Decke gewickelt. Sie war sehr schön; braunes Haar, leuchtende, aufgeweckte grüne Augen und ein freundliches Gesicht. In ihren Armen wiegte sie ein Baby, das an diesem Morgen erst das Licht der Welt erblickt hatte.
Neben dem Bett stand ein junger Mann, der mit einem Ausdruck von Traurigkeit auf seine Frau und seine Tochter nieder blickte. Er war dunkel gekleidet; schwarze Hose, braune Lederjacke. Sein Haar war hellbraun, das bis in den Nacken zurück gekämmt war, und geheimnisvolle braune Augen. Er hatte seine Hände in die Hosentasche geschoben.
„Also“, sprach der Mann, der bei näherem Hinsehen eher wie ein Junge wirkte, genauso wie die Frau, die ebenfalls noch sehr jung wirkte, viel zu jung, für ein Baby. „Es wird Zeit das wir die Frage klären: zu wem kommt das Mädchen?“
„Ich werde sie mit ins Institut nehmen, John.“
„Und ich habe kein Mitspracherecht?“, fragte er provozierend. Er verschränkte die Arme ineinander.
„Sie muss gestillt werden“, erwiderte das Mädchen bloß. „Und ich bin ihre Mutter. Ein Kind braucht seine Mutter und eine stabile Umgebung. Weder das eine noch das andere kannst du ihr geben.“
„Das ist unfair! Wieso kriegst du alles und ich gar nichts?“
„Ich habe nie behauptet, dass es einfach werden würde.“
„Verdammt, Kitty, ich will bei euch sein!“
„Dann komm mit uns zurück, John“, forderte Kitty eindringlich. „Mir – uns – würde es viel bedeuten. Ich bin sicher, Storm würde zustimmen, dich wieder aufzunehmen.“
John schnaubte nur. „Ja, und dann wäre ich ab sofort der Geächtete. Der Abtrünnige. Der Verräter. Nein, für mich ist das keine Option.“
Kitty ließ den Kopf hängen. „So wenig sind wir dir wert? Seit wann kümmert dich das Gerede anderer?“
„Ach, Kit, das stimmt doch nicht!“ Er setzte sich zu ihr und streichelte ihr liebevoll über die Wange. „Ich sage nur, dass es nicht funktionieren würde. Ich kann nicht zurück zu den X-Men, genauso wie du mir nicht zur Bruderschaft folgen würdest. Und das weißt du.“
Kitty schluchzte nickend. Ihr liefen Tränen über das Gesicht.
„Ich liebe dich, Kitty. Für immer und immer – vergiss das nie!“
„Das werde ich nicht“, wisperte sie heulend. „Und ich liebe dich.“
„Und ich werde es auch nicht vergessen.
„Versprich es!“, verlangte Kitty plötzlich, die wusste, dass dies ein Abschied war. Ein Abschied für sehr, sehr lange Zeit.
„Wir versprechen es uns gegenseitig“, sagte er und küsste sie leidenschaftlich und der Kuss schmeckte nach Tränen und Abschied und dem Versprechen, sich immer und immer zu lieben und nie einander zu vergessen.
Als John sich von Kitty löste, strich er dem Mädchen zärtlich über die spärlichen Haare. Sein Blick war ganz liebevoll, als er zwischen Kitty und dem Baby hin und her blickte.
„Wie wollen wir sie nennen?“, fragte er leise. „Sie braucht einen besonderen Namen.“
Kitty nickte. „Sie soll Kyra heißen.“
„Kyra?“, wiederholte er verwundert. „Das ist ein guter Name.“
Er küsste Kyra auf die Stirn, dann trat er eilig einige Schritte zurück, als müsste er schnell viel Distanz zwischen sich und der Frau und dem Baby bringen. Er wirkte unglaublich traurig und man sah es ihm an, dass es ihm schwer fiel, zu gehen.
„Ich komme wieder“, versprach er flüsternd.
„Ich weiß“, antwortete Kitty ebenso leise und drückte Kyra fester.
Und John ging ohne einen Blick zurück zu werfen. Kitty liefen die Tränen über das Gesicht, doch sie ließ ihn gehen. In die Finsternis der Nacht, aber sie glaubte an Johns Versprechen:
Er würde wieder kommen.