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Wolfswege

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von

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Beginning

Wolfswege

- folge dem Pfad, der dir bestimmt ist –

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Gewidmet dem ersten Seelenverwandten, den ich je kennenlernen durfte. Und ebenfalls gewidmet all jenen, die trotz aller Widrigkeiten immer treu zu mir halten. Danke! Ohne euch

säße ich jetzt wahrscheinlich nicht hier. Danke!

Ach übrigens, sämtliche in dieser Geschichte vorkommenden Charaktere sind absolut frei

erfunden. Lediglich der geschichtliche Hintergrund (die Samurai-Epoche) ist wirklich passiert. Ich hoffe mal, ich hab soweit die Lage im alten Japan begriffen, dass ich hier keine gravierenden Fehler gemacht habe... Naja, wie dem auch sei, genug der Vorrede;
 

Viel Spaß beim Lesen!

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Kapitel 1: Beginning
 

Er war einsam. So schrecklich einsam. Und das schon so furchtbar lange! Keine Frage, sein ganzes Leben war ein einziges Dilemma. Nicht, dass er es sich so ausgesucht hätte.. Wer sucht sich schon aus, dass seine Familie in den Flammen des brennenden Heims umkommt, nur weil man von jemand anderem nicht gemocht wird.. Auch hatte er sich nicht ausgesucht, der einzige Überlebende dieser Katastrophe zu sein. Er wäre lieber mit seiner Frau und der Tochter gestorben, dann wäre ihm dieses Leben erspart geblieben.
 

Sein Name war Hiten Kageyami, der dunkle Schatten, sein Haar schwarz wie sein Name, seine Augen grauer als die Mutter der Nacht selbst. So war er geboren worden, fast, als ob das Schicksal ihn zu dem vorbestimmt hätte, das er jetzt von Beruf war. Hitokiri. Auftragsmörder. Attentäter. Es gab viele Bezeichnungen für einen Mann, der für Geld fast jeden umbringen würde. Selbst seine eigene Mutter hätte er umgenietet, wäre die nicht schon vor einigen Jahren an der Grippe dahinvegetiert. Eiskalt aufgeschlitzt wie seine übrigen Opfer. Alles nur mit dem Ziel, erstens am Leben zu bleiben und zweitens denjenigen zu finden, der für all sein Leid verantwortlich war. Der Grund war, wieso Hiten überhaupt erst sein Handwerk gewechselt hatte und vom Medizinhändler zum Killer geworden war.

Seinerzeit hatte er auch sein erstes richtiges Schwert erworben, ein Masamune. Sehr wertvoll und perfekt in seiner Fertigung, ein wahres Meister-Katana im wahrsten Sinne! Von jenem Schmied gab es weltweit nur vier Schwerter, alle von verschiedener Form und Aussehen.

Seines schien ihm das Beste zu sein, scharf und edel sah es aus, seine Schneide konnte das härteste Felsgestein ohne weiteres zerteilen, tausendjährige Bäume enthaupten und, nicht zuletzt, all jene aufschlitzen, die sich mit ihm anlegten.

So kam es auch, dass bald in jeder Stadt sein Bild an diverser Wand hing. Eine Tuschezeichnung, kein Zweifel, eigentlich nicht gut genug, um ihn allein daran zu erkennen.

Darunter fand sich eine genauere Beschreibung seines Äußeren, seine allgemeine Handlungsweise und wo er zuletzt zugeschlagen hatte. Nicht dass es ihn störte, im Gegenteil, solche Poster halfen ihm dabei, nachzuvollziehen, wo er schon überall gewesen war und nach dem gesucht hatte, den er eines Tages strafen würde, strafen musste. Hiten kannte kein Mitleid. Nicht mehr.
 

Gerade war er auf dem Weg zu einem ganz bestimmten Gebäude im dreizehnten Distrikt von Edo. Dieses Gebäude war nicht größer oder kleiner als die anderen, denn zu dieser Zeit waren sie alle ähnlich aufgebaut; große, weitläufige Höfe, eingerahmt von einer mannshohen Mauer mit einem hölzernen Tor, in der Mitte eine mal mehr mal weniger große Wohnhütte, in der die Bewohner hausten. Die Wände allzu oft aus Papier und mit Holzstreben verstärkt, von außen über die Dielen zu erreichen, die rings um das Haus entlangführten.

Und genauso war das Haus seiner letzten verbliebenen Familie, seiner kleinen Schwester Kari, aufgebaut. Kari war nicht etwa das, was man sich unter einer „kleinen Schwester“ vorstellt, nein, sie war etwa so alt wie Hiten selbst, vielleicht ein, zwei Jahre jünger als er, aber auf jedenfall selbstbewusst wie wenige Frauen zu dieser Zeit. Mit ihren 22 Jahren war sie in der Umgebung auch die Einzige, die derart auf sich selbst gestellt war. Mutter tot, Vater abgehauen teilte sie das selbe Schicksal wie ihr Bruder, welcher gerade in die Straße einbog, in der der Eingang zu ihrem Heim lag. Lange war er nicht mehr hier gewesen, seit damals, als Mutter starb, seit damals, als er kurz darauf Toki kennenlernte und mit ihr eine Tochter zeugte. Jahre waren seitdem ins Land gezogen, lange Jahre. Würde Kari-chan (noch heute werden in Japan nach Namen Endungen angefügt, die Respekt bezollen sollen) ihn abermals aufnehmen? Bestimmt war er in ihren Augen nichts Anderes als ein Herumtreiber, ein Vagabund, ein Verräter, ein Heimatloser.. Was immer er auch für sie war, er wollte sie vom Gegenteil überzeugen.

So klopfte er vorsichtig an das große Tor, sein Herz klopfte fast ebenso laut. Dann endlich; Schritte. Leise Schritte, fast wie von einer wandelnden Feder. Alle Frauen gingen leichten Schrittes, ein besonderes Merkmal in diesem Land. Doch Hiten war das egal, denn endlich wurden die tiefbraunen Tore geöffnet. Halb. Nur eine Tür von beiden.
 

“Ja?“
 

Die Stimme dieses Mädchens war samtweich, zart, wie Honig schmelzend. Ihre Augen nicht grau wie die von Hiten sondern tiefblau wie das Meer. Sie trug einen langen, blassrosa Kimono und eine hellblaue Schleife im kastanienbraunen Haar. Tatsächlich schien sie ihren Bruder nicht zu erkennen, denn ihre Augen schauten ihn an wie jeden Fremden, auch wenn sie meinte, dass dieser Fremde ihr bekannt vorkam. Aber nein, das konnte nicht sein. Noch immer wartete sie auf eine Antwort von diesem bisher schweigenden Unbekannten.
 

“Ich.. hallo, Kari-chan“, kam es dann endlich von diesem, welcher sie, wie es die Etikette verlangte, nicht direkt ansah sondern knapp an ihr vorbei. Auf seine Begrüßung hin musste sie erstmal überlegen. Okay, dieser Fremde schien sie zu kennen. Sie nickte nur als Erwiderung.

“Sag, komme ich ungelegen?“, fragte Hiten, welcher Kari’s Zögern nur so deuten konnte, dass sie ihn nach wie vor nicht erkannte, dann aber nur ein Kopfschütteln als Antwort bekam.

“Nein, natürlich nicht.. Kommen Sie rein!“

“Sie“, Kari erkannte ihn also wirklich nicht. Hiten machte ihr jedoch keine Vorwürfe, dass dem so war. Ihr Leben war bestimmt nicht einfacher gewesen als das seine. So begleitete er das reichlich verwirrte Mädchen hinein, schloss hinter sich das Tor und stellte fest, dass sich hier seit seines Abgangs nichts geändert hatte. Links und rechts vereinzelt Bäume auf peinlich geradem Rasen, der Weg sauber und frei von Gras. Das Wohngebäude, stolz und erhaben wie je her, strahlte weiß im Sonnenlicht. Und Ruhe. Eine unendlich stille Ruhe lag über diesem Heim, fast schien es Hiten, es wäre zu ruhig. Nein, das war schon in Ordnung. Hier war es immer friedlich gewesen, seit er denken konnte. Kari ihrerseits ging bereits bis zu jenem strahlenden Gebäude hin und bedeutete ihm, ihr zu folgen. Schnell fand Hiten wieder Fuß in der Gegenwart und folgte ihrer Anweisung, dann ihr in den Vorflur, wo das einzige Paar Schuhe stand, das Kari wohl gerade ausgezogen hatte, wie es ebenfalls üblich war wenn man ein Haus betrat. Hiten kannte diesen Brauch nur zu gut, weshalb er dem auch Folge leistete, seine Sandalen auszog und sie neben die von Kari stellte und in die bereitgelegten Tabi schlüpfte. (Tabi waren sowas wie Socken.)

Von irgendwoher kam ein verführerischer Duft, wie Hiten ihn seit damals nicht mehr gerochen hatte. Nach Reis roch es, Fisch, Rettich, typische Hausmannskost! Unwillkürlich leckte er sich die Lippen bei diesen verführerischen Düften. Als Kopfgeldjäger bekam man so schrecklich selten gutes Essen! Man konnte noch soviel Geld verdienen, essen wie bei Muttern gab es halt nur zu Hause. Zu Hause... Er folgte den Düften, die seine Nase kitzelten bis zu einer halb offenen Schiebetür, welche er mit dem typisch markanten Schleifgeräusch aufschob. Am Herd stand Kari und kümmerte sich um das Essen, welches verführerisch vor sich hinköchelte. Sie hingegen war still, sah ruhig und schweigsam auf den Löffel, der von ihrer Hand geführt in jenem dampfenden Topf rührte. Sie schaute kurz zu ihm rüber, wandte sich dann aber wieder dem Essen zu.
 

,,Was tust du hier? Musst du dich nicht um Toki-san kümmern?“
 

Du. Sie dutzte ihn also. Hiten wollte das als gutes Zeichen deuten, dass sie ihn doch noch kannte, aber dass Kari seine Frau ansprach, traf ihn irgendwie, denn sie sprach fast tonlos.
 

,,Sie.. sie braucht meine Hilfe nicht mehr.“
 

Kari schwieg, sie hatte von dem großen Feuer in Osaka gehört, auch dass jemand den Flammen entkommen sein soll. Dass man ihn jedoch nicht gefunden habe und davon ausginge, derjenige sei anschließend gestorben. Schon damals hatte sie geahnt, dass ihr Bruder bald wieder nach Hause kommen würde, weil er derjenige war. Was wusste sie überhaupt über das Leben ihres Bruders? Abgesehen davon, dass er lieber mit dieser Toki gegangen war, statt sich um Mutter zu kümmern? Okay, sie war tot. Man sprach nicht schlecht über Tote. Kari beendete diesen Gedanken und doch blieb die Frage, was Hiten jetzt hierher trieb. Suchte er Nähe? Geborgenheit? Zuflucht bei der Familie?
 

„Und du? Was brauchst du?“
 

Diese Frage schwebte im Raum und wollte einfach gestellt werden. Hiten nahm sie auf, atmete einmal tief durch und versuchte, die passenden Worte zu Sätzen zu formen. Dass er sie vermisst hatte, sie nochmal sehen wollte. Aber genau das brachte er nicht übers Herz. Es stand ihm nicht zu, sowas zu sagen, nachdem er fortgegangen war und sie im Stich gelassen hatte.
 

„Ich wollte einfach nur mal sehen, wie es dir geht, Ne-chan!“
 

Das traf es zwar nicht punktgenau, war aber genug, um Kari für’s Erste zufrieden zu stellen. Mit geschickten Händen holte sie zwei Schüsseln und frische Essstäbchen aus Schränken und Schubladen, stellte die perfekt gearbeiteten Schüsseln auf den Boden und legte je ein Paar Essstäbchen daneben. Je ein Kissen zum Sitzen rundete das Bild noch ab und Kari machte Hiten durch eine einfache Handgeste klar, dass er sich setzen sollte. Er befolgte ihre Anweisung und da fiel ihm auch ein, dass das ganz typisch für sie war. Statt Worte zu verschwenden, drückte sie vieles mit den Händen aus. Schon als Kind war sie gut darin und lange Zeit verging, ehe sie ihr erstes Wort gesprochen hatte. Damals glaubte man noch, sie sei taubstumm, da sie sich anfangs nur durch Gesten verständigte. Aber schon bald bewieß sie ihrer Umwelt das Gegenteil, obwohl sie trotz allem nicht viel sprach. So war sie eben, die gute Kari.

Da kam sie, mit dem dampfenden Topf und der Schöpfkelle, stellte ersteren zwischen sie beide und ließ die Kelle in die Flüssigkeit gleiten. Sofort breitete sich eine große Dampfwolke aus dem Topf heraus aus und verschwand langsam wieder. Als Gastgeberin schenkte Kari ihrem Gast zuerst etwas vom Eintopf ein, dann sich selbst und sie begannen ihr Mahl.

Mistrust

Kapitel 2: Mistrust
 

Die Wochen vergingen. Hiten lebte noch immer bei seiner Schwester, zwar waren die beiden noch immer relativ schweigsam zueinander aber langsam taute das Eis. Gelegentlich lachte einer von beiden, mitunter sogar beide, dann aber nur kurzfristig. Aber es war ein guter Anfang.

Doch wie so vieles im Leben so kann auch eine gute Beziehung nicht ewig halten.
 

Alles begann damit, dass Kari feststellen musste, dass ihre Vorräte zur Neige gingen. Ein Einkauf war nötig, ja, sogar notwendig, sodass sie in den frühen Morgenstunden ihren Korb schnappte und sich zum Marktplatz aufmachte, wo sie immer einzukaufen pflegte.

Jeder grazile Schritt brachte sie ihrem Ziel näher, während der erste frühe Wind sanft durch ihr Haar strich und die ihr so bekannte Stille ihren Ohren schmeichelte. Außer ihr waren nur wenige andere Menschen auf der Straße; vereinzelt Wachen, die ein Auge auf die Ronin hatten, welche die andere Gruppe zu dieser Tageszeit waren. Ronin, herrenlose Samurai, die meist umherzogen und sich ihr Brot durch Tagesjobs oder Kämpfe verdienten. Eigentlich, fand Kari, war Hiten einer von ihnen und hätte gar nicht unter ihrem Dach leben dürfen. Wenn sie bei klarem Verstand gewesen wäre, hätte sie ihn gar nicht erst reingelassen! Dass er ihr Bruder war, hatte sie ja erst viel später festgestellt..

Innerlich verfluchte sie sich für ihre Gutmütigkeit. Womöglich kamen jetzt noch andere seiner Sorte und bald wäre es aus mit der Ruhe. Sie, Kari Kageyami, als Chefin einer Obdachlosenunterkunft, na Bravo!! Nein, das durfte nicht geschehen.

Ihre Schritte brachten sie nach einigen Minuten des strikten Nachdenkens darüber, was nun zu tun war, auf den Marktplatz, wo zu ihrer Erleichterung bereits die ersten Händler ihre Stände geöffnet hatten. Ein angenehm salziger Duft schwappte ihr entgegen und führte sie zu jenem älteren Herren, der seinen offenbar frisch gefangenen Fisch hier feilbot. Schnell war der Handel gemacht und ein Bündel der Wassertiere wechselte seinen Besitzer.

So ging sie weiter, kaufte ein, was sie noch so brauchte, und stand schließlich mit einem absolut überfüllten Korb da. Gerade wollte sie sich seufzend wieder nach Hause aufmachen, da sah sie es aus den Augenwinkeln. Rechts neben ihr, am großen Pfosten, der in der Mitte des Platzes stand, hing etwas Blassbraunes, ein Pergamentposter, offenbar wurde wiedermal jemand gesucht. Jede Woche hingen da ein oder mehrere Poster, eigentlich war ihr das auch so ziemlich egal, denn normalerweise waren das nur irgendwelche kleinkarierten Diebe oder hin und wieder mal einer, der das Gesetz auf andere Weise gebrochen hatte. (was dann meist nicht geschrieben wurde, daher nahm man auch an, dass die Beschuldigten nicht immer schuldig waren)
 

Nur leider konnte sie diesmal den Blick nicht losreißen, er war vielmehr an jenes Bild geheftet, als Kari selbst es wollte. Sie konnte nicht wegschauen, konnte nicht die Augen schließen, wollte aber ihre Klappe halten.
 

Ihren Bruder durfte sie nicht an die Wachen verraten.
 

Andererseits würde man sie als seine Komplizin direkt mit verhaften, wenn sie nichts sagte, was allerdings auch der Fall wäre, wenn man ihn in ihrem Zuhause fände.. Mehr und mehr verfluchte das Mädchen sich dafür, Hiten reingebeten zu haben, und wünschte sich nichts mehr, als das er weg wäre, wenn sie wiederkam. Da das aber bestimmt nicht der Fall sein würde (warum auch?), wollte sie einfach das Beste draus machen. Vielleicht fiel es ja auch gar nicht auf, wenn Hiten einfach nicht aus dem Haus ging.. aber wie lang sollte das gutgehen? Neugierige Nachbarn würden ihr Geheimnis irgendwann entdecken..
 

„Junge Dame, kennen Sie diesen Mann etwa?“, riss eine freundliche Stimme Kari aus ihren Gedanken. Schnell reagierend schüttelte sie heftig den Kopf. Nein. Sie würde ihn nicht kennen. Nicht in der Öffenlichkeit.

„Wissen Sie..“, fuhr die Stimme, besser gesagt der Wachmannm, der hinter Kari stand, fort. „Er hat unzählige Menschen auf dem Gewissen. Man sagt, es seien bereits mehr, als Edo Einwohner hat...Sind Sie sicher, dass Sie ihn nicht kennen? Ihr Hinweis würde uns vielleicht helfen, diesen Killer endlich zu schnappen und seiner gerechten Strafe zuzuführen!“
 

Abermals verneinte Kari. Andererseits... Sie hatte ihn unter anderen Bedingungen aufgenommen, sie hatte nicht gewusst, dass er derart viele Menschen getötet hatte.. War dem so? Was gab ihr Grund, diesem Wachmann Vertrauen zu schenken?

Sie wandte sich zum Gehen, doch ihr Blick blieb noch immer auf das Poster geheftet. Vedammt! Sie machte sich verdächtig!

“Und Sie sind sich ganz sicher, uns nicht helfen zu können?“

Sie konnte, sie wusste es. Nur ob sie würde nicht.

„Nein, tut mir leid.“, beendete sie das Gespräch, drehte sich zwanghaft weg und schritt zielstrebig vondannen. Was sie nicht mehr bemerkte, war, dass die Wache, mit der sie gesprochen hatte, einige Gefolgsleute um sich versammelte und ihnen befahl, diesem verdächtigen Mädchen zu folgen und die gehorsame Mannschaft von knapp sieben Leuten eilte wie ein Schwarm Fledermäuse hinter Kari her. Lautlos, unbemerkt, wie Schatten.

The dream ends

Kapitel 3: The dream ends

Was für eine Art, den Tag zu beginnen! Erst musste sie erfahren, dass ihr eigener Bruder ein gesuchter Schwerverbrecher war, dann genau diese Erkenntnis vor der Stadtwache verbergen und jetzt taten ihr auch noch die Arme vom Schleppen des schweren Einkaufskorbes weh! Großartig. Na wenigstens war sie nicht allein. Dass sie ausgerechnet mit dem zusammen war, den sie eigentlich melden sollte, war ihr zudem egal, schließlich würde es schon niemand bemerken.

Gerade saßen sie im Hof, genossen die frische Luft und das leise Gezwitscher der Vögel in den Bäumen.Seite an Seite saßen sie da auf der Veranda, wie ein frisch verliebtes Päärchen.
 

“Sag mal, Kari-ne-chan, du wirkst so abwesend. Hast du irgendwas?“

Hiten sah seine Schwester besorgt an, welche schon der Suffix ‚ne-chan’ völlig aus dem Konzept gebracht hatte. Wie lange war es her, dass er sie so genannt hatte? Dem war seit schon Ewigkeiten nicht mehr so. Und doch.. plötzlich..

“Nein, es ist nichts..“

Es war natürlich gelogen, innerlich zerfraß sie ihr schlechtes Gewissen fast. Klar, niemand würde es bemerken, doch wenn es jemand sah, waren sie und er erledigt. Die Wachen würden ihn als Mörder und sie als seine Komplizin verhaften und wahrscheinlich töten. Das durfte nicht geschehen, fand sie und stand daher so plötzlich auf, dass ihr Bruder verdutzt zurückzuckte und sie nur aus großen Augen anschauen konnte.

„Kari-ne-chan?“

“Geh.“

Dieses eine Wort, es tat ihr mehr weh als ihm. Doch sie wollte es so. Es war besser für alle Beteiligten, ihm selbst eingeschlossen.

„Aber.. warum..?“

Er verstand sie nicht, warum sollte er plötzlich nicht mehr bei ihr sein? Eine üble Vorahnung durchfuhr ihn wie ein Blitzschlag. Da war jemand, eine Aura, Mordlust. Alles in einer einzigen, nein es waren mehrere Personen. Jetzt konnte er es deutlich spüren, vor dem Tor stand wohl eine ganze Horde, welche nichts Gutes ahnen ließen. Nun war er es, der durch sein plötzliches Aufstehen Kari aus dem Konzept brachte, der an ihr vorbeiging, der das Tor öffnete, der wie ein Kaninchen vor der Schlange erstarrt vor den Wachmännern stand.

“Hallo.“, begrüßte der, dem Hiten am nächsten stand, diesen mit einer gespielten Freundlichkeit, dass es jedem Zuhörenden fast übel wurde. Hiten seinerseits erwiderte nichts, konnte gar nichts erwidern sondern schluckte nur. Doch langsam kehrte seine Selbstsicherheit zurück und er konnte wieder einigermaßen klar denken.

“Hey, lange nicht gesehen!“, erwiderte er schließlich den Gruß mit demselben aufgesetzten Pokerface, das der Wachmann vor ihm jetzt verlor.

“Hiten Kageyami, Ihr werdet des Mordes in 200 Fällen angeklagt, schwerer Körperverletzung in 131 Fällen und Raubmordes in mehr als 20 Fällen. Auf was plädiert Ihr?“

„Plädieren? Selbst wenn ich sagte, ich wäre unschuldig, würdet ihr mir ja doch nicht glauben, richtig?“

“Richtig.“, antwortete der Anführer grinsend, packte sein Opfer am Kragen und wollte ihn gerade mit sich zerren, da spürte er, dass sich etwas sehr Spitzes in seinen Magen gebohrt hatte. An sich herunterschauend bemerkte er, dass Hiten ihm schlicht die Faust in den Bauch drückte.. und in dieser Faust...

“EIN DOLCH..!“, wollte der Wachmann gerade ausrufen, doch sein Versuch endete in einem blutigen Würgen und seinem Zusammenbruch am Boden, was Hiten genug Zeit und Freiraum ließ, an den übrigen Wachen vorbeizulaufen und sich aus dem Staub zu machen. Immer schneller rannte er, ließ die Wachen bald hinter sich zurück und kam dem Wald näher. Sehr gut, hier würde er sich eine Weile verstecken können. Zu Kari-chan konnte er schließlich nicht mehr zurück, er würde sie nur in Schwierigkeiten bringen, die sie nicht verdient hatte.

Noch immer folgte er dem Weg, gelangte immer tiefer in den Wald hinein und stieß schließlich durch eine Hecke ins Unterholz. Er würde nicht mehr stehen bleiben, bis ans Ende seiner Tage würde er laufen.. Oder zumindest, bis er außer Reichweite seiner Feinde war. Ein schneller Blick nach hinten, noch während dem Laufen, verriet ihm, dass er nicht verfolgt wurde und er zumindest langsamer werden konnte. Was war bloß los? Woher wussten diese Regierungshunde, wo er war? Verdammt.. Ob Kari-chan..? Nein. Er wehrte den Gedanken kopfschüttelnd ab. Das konnte nicht sein. Sie hatte ihn sicher nicht verraten.. Das würde sie.. nicht.. Mit seinen immer unsicherer werdenden Gedanken wurden auch seine Schritte zögerlicher, dann hielt er gänzlich inne. Ob sie ihn doch an die Wachen verkauft hatte? Aus Angst womöglich? Angst veränderte Menschen, wusste Hiten. Sie machte aus Kriegern Deserteure, aus treuen Mitarbeitern kleine Kinder und ließ vertraute Leute andere verraten.
 

War genau das hier geschehen? Er wusste es nicht, wollte es nicht wissen. Wenn Kari jetzt keinen Ärger bekam, war das die Flucht wert. Und wenn doch...? Wenn die Wachen nur von ihm abgelassen hatten, um Kari statt ihm zu hetzen? Er wollte umkehren, wollte nachsehen, aber seine innere Stimme riet ihm dringend davon ab. Dort hinten, hinter ihm war jemand. Zwar noch entfernt, aber dieser Jemand näherte sich recht geschwind, weshalb Hiten es dann doch vorzog, wieder das Weite zu suchen.

Wieder raste er durchs Unterholz, wieder streifte er scharfe Zweige und riss sich blutige Striemen beim Versuch, im selben Tempo weiterzueilen. Nach nur wenigen weiteren Minuten Flucht sah er aus, als hätte er sich mit einer ganzen Horde Schläger geprügelt und war dementsprechend erschöpft. Rennen war ganz klar nicht sein Spezialgebiet, schon als Kind hatte er nie große Ausdauer besessen.. Nein, er beendete krampfhaft den Gedanken, jetzt war nicht die Zeit, um an früher zu denken. Er musste erstmal die Gegenwart überleben, in Zukunft hatte er vielleicht Zeit für Gedankenspiele...

Eine Wurzel, ungesehen aber hoch genug, ließ sein Rennen ein abruptes Ende nehmen und Hiten Bekanntschaft mit Mutter Erde machen. Eigentlich hatte er sich etwas abfangen, ja den Sturz sogar vermeiden wollen. Das Problem: Seine Arme reagierten langsamer, als sein Verstand es wollte. So küsste er beim Versuch, sich aufzurappeln, erneut den Boden und blieb frustriert und müde liegen. Klar, wenn jetzt der, der hinter ihm her war, hier ankäme, könnte Hiten nichts dagegen machen, wäre schlicht ausgeliefert. Aber er konnte einfach nicht mehr und schon bald fielen dem unvorsichtigen Schwarzhaarigen die Augen zu.
 

Kari schaute auf. Nicht, dass sie sich sorgte, nicht um ihren Bruder. Der konnte gewiss auf sich selbst aufpassen. Um was machte sie sich dann eigentlich Sorgen? Die Wachen waren auf und davon, vielleicht Hiten hinterhergeeilt, hatten ihren toten Hauptmann mitgenommen und würden bestimmt nicht so schnell wiederkommen. Was also beunruhigte sie so dermaßen?

Die Sonne war bereits halb am Horizont verschwunden, bald würde die Nacht hereinbrechen und mit ihr die vielen Sterne.. Sterne, unter denen jetzt bestimmt auch Mutter war, wie sie immer erzählt hatte. Wer stirbt wird zu einem leuchtenden Stern! Wenn ich eines Tages sterbe, passe ich vom Himmel auf dich auf, Kind!, hatte Mutter immer gesagt und dabei gelächelt. Tja, nun war sie tot. Ob sie tatsächlich da oben saß und auf die Welt herabschaute? Ob sie wusste, wo ihr Sohn gerade war? Was der gemacht hatte? All die Jahre? Kari ertappte sich dabei, wie sie einem vorbeiziehenden Raben nachschaute, der einmal laut krächzte um dann in einem Baum zu verschwinden. Und plötzlich, ganz plötzlich überfiel Kari ein starkes Gefühl der Einsamkeit und ebenso wünschte sie sich auf einmal, dass Hiten gesund wiederkam. Dass ihm nichts zugestoßen war. Dass die Wachen ihn nicht erwischt hatten. Dass...
 

*KRACH*
 

Ein lautes Scheppern unterbrach derart penetrant ihre Gedanken, dass sie aufschaute und zum Tor lief. Was, wenn das wieder die Wachen waren? Sie hielt inne, öffnete das Tor nicht. Erst das Maunzen einer Katze gab ihr die Entwarnung, nicht die Wachen, nur ein streunendes Tier, das vielleicht eine Mülltonne umgekippt hatte. Ein erleichterter Seufzer entfuhr ihr, für einen Moment hatte sie wirklich Angst gehabt. Dass sie jemand holen kam, oder noch schlimmer, dass die Wachen sie gleich hier töteten.. Sie wusste wieso und sie konnte auch nicht leugnen, Hiten geholfen zu haben. Ihr Herz versuchte scheinbar, einen Rekord im Schnellschlagen aufzustellen, Kari spürte, wie ihr das Blut durch die Adern jagte. Die eiskalte Angst legte sich über jedes Glied, durchzog es wie frostiger Nebel und tropfte herab wie der Schweiß, der auf ihrer Stirn perlte.

Ehe sie sich versah, kniete sie auch schon auf dem Boden, hatte das Gesicht in den Händen verborgen und schluchzte leise vor sich hin, von Panik und Sorge überrollt. Kari verweilte noch eine Weile in dieser Haltung, lauschte auf ihr wild pochendes Herz und spürte ganz deutlich einen plötzlichen Stich, der sie einmal komplett durchfuhr. Doch da kein Blut aus auch keiner Wunde spritzte, zumal sie noch immer allein war, wusste sie, dass etwas passiert sein musste. So sprang sie auf, knickte im ersten Moment nochmal ein bevor sie aufrecht stand und voller Elan das Tor aufriss. So schnell sie konnte lief sie die Straße entlang, lief in die Richtung, in die sie ihren Bruder hatte verschwinden sehen.
 

~Ich muss es wissen.. Da kann ich es noch so leugnen, ich muss wissen, wie es ihm geht!!~
 

Es war der einzige Gedanke, der ihr Kraft gab, weiterzulaufen. Nicht stehen zu bleiben. Immerzu zu rennen, die ganze Strecke, bis zum Ende des Weges, an dem auch ihr Bruder gewesen war, was Kari natürlich nicht wissen konnte. Das Mädchen sah nur eins; ein unnatürlich groß wirkendes Loch in einer Hecke, wohl von mehreren Personen durchschritten. Dahinter die abgebrochenen Zweige am Boden und teilweise noch an den Büschen und Bäumen baumelnd. Vereinzelt fand Kari auch kleinere Blutspuren, die aber unmöglich aus großen Wunden stammen konnten, dafür waren ihre Mengen doch zu gering. Tröpfchenweise, höchstens.

Sie lief weiter, wich im Laufen einer Wurzel aus und übersah dabei die Spuren, die nach dieser Wurzel im Boden zu finden waren, wichtige Hinweise, die sie vielleicht ans Ziel gebracht hätten. Aber dafür war sie zu sehr in Eile, schade für sie, denn dann hätte sie auch rausgefunden, was Hiten schon bald erfahren würde...

O-Kaeri Nasai (Welcome home)

Kapitel 4: O-Kaeri Nasai (Welcome home)
 

Stille. Es war so unglaublich ruhig hier, dass man seinen eigenen Atem deutlich hören konnte. Aber das war es eben, was er an dieser Hütte liebte. Hanyu, so nannte man ihn, einfach Hanyu. Kein Nachname, kein Suffix, aber egal. Ihn musste man nicht respektieren. In seinem Leben hatte er nichts wirklich glorreiches getan, war sogar seinerzeit davongerannt, als seine Frau schwanger gewesen war und schließlich einen kräftigen Jungen und ein bildhübsches Mädchen zur Welt gebracht hatte. Nein, er hätte sich nicht um sie kümmern können. Nicht um die Kinder, nicht um deren Mutter.

Und doch saß er nun hier, hielt Wache über seinen Fund aus dem Wald, der da völlig hilflos gelegen hatte, nicht mal ansprechbar gewesen war und zudem voller kleiner Wunden. Und dann dieser Biss an der linken Hand dieses jungen Mannes, ohne Zweifel ein Schlangenbiss. Jetzt war zwar das Gift draußen und die Wunde versorgt, aber offenbar war der Jüngere zu müde um aufzuwachen. So saß Hanyu weiter an seinem Bett, legte gelegentlich den Lappen in kaltes Wasser, wrang ihn aus und legte ihn wieder auf die Stirn seines.. ja.. er spürte, dass er seinen eigenen Sohn hier pflegte.

Wie lange war es her, dass er ihn gesehen hatte? Das musste jetzt fast 22 Jahre her sein.. Wie groß er geworden war. Wie er sich verändert hatte. Und er trug ein Schwert, das hätte Hanyu nie gekonnt. Er war nicht der Typ Mensch, der andere Wesen töten konnte. Konnte nicht gut zornig sein, hatte selbst mit der Fliege Mitleid, die sich in seine Hütte verirrte. Geschweigedenn Menschen Schaden zufügen, nein, das lag außerhalb seiner Fähigkeiten. Ob sein Sohn für jemanden tötete? Oder war er gar Mitglied eines Clans? Womöglich ein Hitokiri? Nein, unwahrscheinlich. Wäre er einem Clan beigetreten, so würde er wahrscheinlich ein Emblem irgendwo tragen, das Symbol eines jeden dieser Samuraiclans, die in letzter Zeit immer mächtiger wurden. Hier der Clan der Schattentiger, dort die Baumnattern, in einer anderen Stadt wiederum die Yagyuu. Zum Glück war es, dank den Wachen muss dazu gesagt werden, in letzter Zeit ruhiger geworden. Die meisten Vagabunden reisten nur durch, blieben nie lange in der Stadt, wodurch es auch weniger Prügeleien gab.

Gerade wollte er total in Gedanken abdriften, da riss ihn ein leises, kaum hörbares Stöhnen aus seinem Tagtraum.
 

“Wo.. wo bin ich..?“, fragte eine heisere, verschlafen klingende Stimme und ein Paar silbrig-grauer Augen schaute Hanyu mit einer Mischung aus Misstrauen und Neugierde an. Silbrig.. diese Farbe war so selten, fand Hanyu. Er selbst hatte braune Augen, die seiner toten Frau waren himmelblau gewesen, daher wusste Hanyu auch nicht wirklich, von wem Hiten diese Augen eigentlich geerbt hatte. Es war ihm eigentlich auch egal.
 

“Wie geht es Ihnen? Ich fand Sie draußem im Wald bewusstlos liegen. Darf man erfahren, was Ihnen zugestoßen ist?“, gab er schließlich auf Hiten’s Frage hin zur Antwort.

„Was mir.. ich weiß nicht.. ich kann mich nicht erinnern..“, stellte Hiten verblüfft fest, wollte sich aufsetzen, wurde aber von diesem ihm Fremden mehr oder weniger sanft zurückgehalten.

“Sie sollten noch nicht aufstehen. Solange dieses Gift noch in Ihren Adern kreist, sollten Sie schön liegenbleiben und warten, bis seine Wirkung ganz nachlässt.“
 

Tatsächlich, jetzt wo dieser seltsame Kautz, der ihm so bekannt vorkam, erwähnte, dass da Gift in ihm war, spürte Hiten auch dieses leichte Dämmergefühl. Als ob er neben sich stände war ihm furchtbar schwindlig. So ließ er sich wieder entspannt in die Daunen gleiten und fuhr mit der Fragerei fort.
 

“Wer sind Sie und wo bin ich?“, hakte er erneut nach und ließ sein Gegenüber nicht aus den Augen. Ob er ihn ausliefern würde?

„Das ist jetzt nicht von Bedeutung. Schlaft Euch erstmal aus dann sehen wir weiter, mein Sohn.“
 

Ups. Hanyu schlug sich die Hand vor den Mund, als wollte er die gerade gesprochenen Worte ungehört machen. Er hatte sich mal wieder gnadenlos verquatscht und sah nun unsicher zu Hiten, der seinerseits nicht minder überrascht zu ihm schaute.
 

„V-Vater?!“

Der Schwarzhaarige konnte es kaum fassen. Nein, das war wahrscheinlich alles nur ein Traum. Vielleicht war er ja tot und das hier war das Jenseits.. Man konnte ja nie wissen..

Nein. Schwachsinn. Hiten vertrieb diesen derart unsinnigen Gedanken.
 

„Du bist groß geworden.. Hattet ihr ein schweres Leben, Kari und du?“

Hanyu lächelte. Ob er nun über die Verwunderung seines Sohnes lächelte oder über sich selbst. Die Antwort blieb aus, weshalb für einige Minuten betretenes Schweigen herrschte.

Dann, endlich, fast war eine Viertelstunde um, ohne dass ein Wort gefallen war, da sprach Hanyu wieder.

“Sag, ist das wahr, was ich über dich gehört habe? Oder nur eine billige Lüge der Wachen?“

“Was denn?“, knurrte Hiten nur zur Antwort, er konnte ‚Wachen’ nicht mehr hören!!

“Du sollst angeblich einige Leute auf dem Gewissen haben.. Ist da was dran?“

“Nur die, die es drauf angelegt haben..“

“Also hast du wirklich..!“

“Ja und? Was machste jetzt? Willst du mich jetzt ausliefern, deinen Schwerverbrecher von Sohn?!“

“Hüte deine Zunge!! Ich werde dich nicht ausliefern, Dummkopf!!!“
 

Hiten zögerte. Erstens war er es nicht gewohnt, dass es jemand wagte, ihn derart respektlos anzuschreien, zweitens sagte ihm sein Gefühl, dass er hier zu verschwinden hatte. Sofort. Unverzüglich. Sich nähernde Schritte mehrerer Personen bestätigten ihm das auch kurz darauf und als heftig an die Tür der Hütte geklopft wurde und jemand nach Hanyu rief, spätestens da wusste Hiten, dass er wie eine Maus in der Falle saß.
 

Er musste weg von hier!
 

Eine warme Hand hielt ihn davon ab, aufzuspringen und womöglich Dummheiten zu begehen, musste jedoch bald schon ihrem Besitzer zur Tür folgen, diese öffnen. Hiten konnte zwar nicht sehen, wer dort vor der Tür stand, doch er ahnte, dass es ein Fehler gewesen war, sich zurückhalten zu lassen. An der Tür wurde heftig diskutiert, hier sei niemand, es sei Störung der Privatsphäre, so in ein Haus einzudringen, schließlich schubste jemand Hanyu heftig zur Seite und stürmte samt mit Schwertern bewaffneter Mannschaft die Hütte. Hiten, der das natürlich bemerkt hatte, suchte Schutz unter seiner Bettdecke, vielleicht wurde er ja nicht entdeckt... Schade, dass sein Plan nicht aufging.. dass seine Decke fast noch im selben Moment weggerissen wurde und derjenige Wachmann seinen Kameraden zurief, er habe den Verdächtigen gefunden - kurz bevor Hiten ihm mit einem eleganten Schlitzer die Kehle aufriss.

Alles Weitere, auch jeder Versuch Hanyu’s Hiten zurückzuhalten, ging in dem blutigen Gemetzel unter, das folgte. Von den dreizehn Mitgliedern der Truppe war am Ende kein einziger Mann mehr am leben, einzig Hiten stand, das blutige Schwert mit einem Tuch abwischend und selbst von Kopf bis Fuß mit Blut bedeckt, inmitten dieser Leichen und blickte mit eiskaltem Blick zu dem, der Zeuge seiner Tat geworden war. Zeugen konnte er nicht gebrauchen... Aber das war sein Vater... Er musste ihn zum Schweigen bringen. Hiten machte einen langsamen, vorsichtigen Schritt auf seinen Vater zu, welcher erschrocken zurückwich.
 

“Weißt du jetzt, wer ich bin, Vater?“, fragte Hiten mit einer gletscherkalten Stimme.

“Ich.. äh..“, wollte sein Vater antworten, doch sein Sohn starrte ihn mit einem Blick an, der ihm das Wort im Halse steckenbleiben ließ.
 

Wieder schritt Hiten auf ihn zu.

“Ich bin ein Mörder.“

Noch ein Schritt.

“Ich tötete viele.“

Ein letzter Schritt und er war nur noch wenige Fuß von seinem Vater entfernt.

“Und du, du hast gesehen, wie ich diese Leute erledigt habe..“
 

Jetzt begriff Hanyu. Doch er wollte es nicht soweit kommen lassen, nein, das würde er Hiten nicht gestatten. Er ließ sich nicht einfach umbringen, schon gar nicht von seinem eigenen Sohn!! Nein. Er weigerte sich. Er weigerte sich und zog einen langen Dolch aus der Schublade hinter sich, aber ohne Hiten aus den Augen zu lassen. Notfalls würde er diesem blutrünstigen Monster selbst ein Ende bereiten, das nun noch einen Schritt machte und mit erhobenem Masamune vor ihm stand, bereit zum Todesstoß.

Die Luft zischte, als sie vom Schwert zerteilt wurde, Blut spritzte, ein Aufschrei, jemand klappte zusammen und lag reglos auf der Seite. Hanyu stand auf und sah hinab auf seinen Sohn.

“Tut mir leid, aber ich kann dich nicht so weitermachen lassen..“, stellte er missmutig fest und lud sich den knurrenden Hiten, der entgegen dem ersten Anschein noch bei Bewusstsein war, auf die eine Schulter, während er mit der anderen Hand seinem Sohn das Schwert wegnahm und sicheren Schrittes die blutverschmierte Hütte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  Tora-Pig
2008-07-03T15:09:55+00:00 03.07.2008 17:09
hoff du schreibst weiter, ich mag hiten und würde wirklich gern wissen wie es weitergeht ^-^
Von:  Earthking_Amaimon
2007-11-22T18:32:49+00:00 22.11.2007 19:32
oh weh wird Hiten sterben?
oder nich?
Bin gespannt aufs nächste Kapi!^^x
Von:  Earthking_Amaimon
2007-11-17T07:49:09+00:00 17.11.2007 08:49
gemein...spannend is das!
bitte schnell weiterschreiben!
Von:  Earthking_Amaimon
2007-11-16T15:37:20+00:00 16.11.2007 16:37
Oro...
toll,toll,toll!
weiter schreiben!*gespannt auf den Bildschirm schau*
Von:  Earthking_Amaimon
2007-11-10T14:07:04+00:00 10.11.2007 15:07
Cool!
Spannend!
schreibe weiter bitte.^^
Is toll geworden!^^



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