Unbegründete Ängste?
So ihr lieben. Ein weiteres Kapitel. Ich hoffe ihr ertragt das ewige hin und her noch. ^^° Und eine besondere Bitte geht an all die die meine Geschichte auf der Favoliste haben. Ich würde mich rießig freuen ein kleines Kommentar auch von euch zu bekommen. Es muss nicht viel sein, aber es ist ein super ansporn zum weiter schreiben.
„Ein guter Ort um zu lesen, oder?“
Draco schlenderte auf Hermine zu, die unter seinem Lieblingsbaum auf einer kleinen Bank saß und las. Er bekam ein flüchtiges Lächeln geschenkt, bevor sie wieder auf das Werk vor ihr sah und liebevoll die Seiten glatt strich.
„Ja. Ich mag ihn.“, kam die schlichte Antwort.
Er setzte sich zu ihr. Wenn ihm etwas eingefallen wäre, um ein Gespräch im Gang zu halten, hätte er es sicher gesagt. Aber so saßen sie nur eine Weile still neben einander. Hermine stierte auf ihr Buch, doch es machte nicht wirklich den Eindruck als würde sie auch darin lesen. Vielmehr schien es als würde sie ebenso krampfhaft überlegen was sie sagen sollte, wie Draco selbst.
„Du...“
„Also...“
Kam es gleichzeitig. Einen Moment grinsten sie sich an. „Du zuerst.“, meinte Draco dann sanft und sah ihr ins Gesicht.
„Du scheinst dich gut mit James zu verstehn. Ich hab euch auf der Brücke gesehn.“
Draco stierte nachdenklich auf den Kieselboden vor ihnen.
„Ja. Noch verstehen wir uns......“ Er sprach leise, war völlig in Gedanken, seid sie James erwähnt hatte. Harry hatte immer noch nicht mit Ginny geredet. Es wurde langsam Zeit.
„Ist es dir wichtig, dass er dich nicht hasst, wenn er es erfährt?“
„Ich denke schon....“
Hermine nickte. Starrte erneut auf ihr Buch, bevor sie es sanft zuklappte und einmal über den alten Ledereinband strich.
„Er wird mit ihr reden.“, meinte sie schließlich nach einer längeren Pause.
„Was?“
„Harry. Er wird mit Ginny reden. Keine Sorge.“
„Darüber mach ich mir keine Sorgen.....“
„Es ist das was danach passiert, oder? Glaubst du er ändert seine Meinung wieder.“
Seltsames Schweigen. Manchmal sagt das ja mehr als tausend Worte.
„Das wird er nicht tun.“
Draco sah sie unsicher an.
„Woher weißt du das?“
„Ich kenne Harry......“
„Wirklich?“
Ohne ihr unterstellen zu wollen es nicht zu tun, warf er diese Frage vor ihre Füße, bei der sie angesichts der Tatsache, dass sie auch niemals damit gerechnet hatte, dass ihr bester Freund mal mit einem Mann zusammen sein wollte, und dann noch mit Draco Malfoy, leicht ins Grübeln kam. Sie konnte nicht leugnen, dass er sich verändert hatte. Dass sich viel mehr ihr Verhältnis zu einander verändert hatte.
„Ich kenne Harry....“, wiederholte sie abwesend. Draco sah sie skeptisch an.
„Alles in Ordnung?“ Sie legte kaum merklich den Kopf schief, biss sich leicht auf die Unterlippe und stierte vor sich ins Nichts. Ganz in Gedanken. Es war vielleicht besser es dabei zu belassen. Eine Weile stumm nebeneinander zu sitzen hatte durchaus auch was. Im Moment war keinem von ihnen das Schweigen unangenehm. Und irgendwann im laufe der nächsten Stunde warf man ein „bis später“ ein und ging wieder seine eigenen Wege. Beinahe so als hätte man sich nur zufällig auf dem Flur getroffen, Hallo gesagt und über das Wetter diskutiert. Und doch war es ein angenehmes Gespräch.
Als er so durch die Flure streifte kam ihm es ihm in den Sinn über sie nach zu denken. Sowas machte er selten. Sie schien nie so bedeutsam für ihn gewesen zu sein. Aber jetzt sah er sie wieder neben sich sitzen und fragte sich wie es ihr wohl dabei gehen mochte. War sie gut mit Ginny befreundet? Fühlte sie mit ihr?
Er hatte nicht darüber nachgedacht.....nein eigentlich dachte er an nichts anderes. Er zerstörte vermutlich gerade Leben. Und Harry schien das kaum zu kümmern. Er sorgte gerade dafür, dass sich ein anderer fühlte wie er das die letzten Jahre getan hatte. Dieser Stechende Schmerz, schon bei dem Gedanken daran, dass Jemand anderes hatte was einem selbst gehören sollte. Niemand sollte so fühlen müssen. Konnte er es verantworten? Konnte er der Grund sein?
Aber er wollte Harry so sehr....
Die Wohnungstüre stand einen Spalt offen. Er hatte sie mal wieder nicht richtig verschlossen. Jemand würde noch sein sperrliches Hab und Gut klauen. So war Harry. Unbedacht.....war das das Wort? Er saß am Kamin. Das Feuer brannte zwar nicht, aber er stierte trotzdem in das verrußte Mauerwerk. Als suche er etwas darin. Draco setzte sich einfach stillschweigend neben ihn. Lehnte den Kopf an seine Schulter. Harrys Hand griff abwesend nach seiner. Es war eigenartig. Heute schien alles anders. Wie in einer anderen Welt. Aber es war ihm egal, solange er bei Harry war. Keinerlei Distanz zwischen ihnen. Nur angenehmes Schweigen.
„Es wird alles anders nicht wahr?“ Draco hatte die Augen nicht vom Ruß genommen. Seine Stimme klang gesenkt. Einen Moment schien es als wäre sie nicht bis zu Harry durch gedrungen. Aber der lehnte seinen Kopf an Dracos und meinte ruhig: „Zwischen uns wird sich nichts ändern.“
„Garnichts?“ Sanfte Stille. Man hörte leise Atemzüge die durchs Zimmer glitten. „Niemals.“
Ein schönes Wort. Es war Zeit die Augen zu schließen und zu genießen.
„Heute ist ein komischer Tag....“
Harrys Hand strich abwesend über Dracos Arm. „Wie meinst du das?“
„Ich weiß nicht....es ist einfach ein Gefühl. Irgendwie scheint heute keiner wirklich da zu sein....“
„Nein....“
Draco hätte einschlafen können. Am liebsten hätte er sofort die Augen geschlossen gehalten und wäre einfach sanft weggedöst. Andererseits wollte er nicht einschlafen. Nicht jetzt. Es war ein komisches Chaos in seinem Kopf. Und doch war es ruhig. Eben ein komischer Tag. Draußen war es mittlerweile nicht mehr so schön wie noch vor ein paar Stunden. Der Himmel war zu gezogen. Schwer mit Wolken bedeckt. Trotzdem war es kaum dunkler geworden. Es sah auch nicht aus als würde es bald regnen. Harry zog ihn in seine Arme. Ganz langsam. Jetzt saß er fast auf seinem Schoß. „Ich liebe dich...“ Da huschte ein kleines Lächeln über Dracos Gesicht. „Ich liebe dich auch.“
Sie hatten ihre Köpfe an die Lehne gelegt und sahen sich direkt in die Augen. Alle Ängste, alles was sie beschäftigt hatte war wie weggeblasen. Sie waren hier. Zusammen. So geborgen hatte Draco sich noch nie gefühlt. Warm und behütet. Und draußen zogen die Wolken, wurden schwärzer. Schwappten wie schwere dunkle Wellen über den Himmel. Es war ihm egal. Völlig gleichgültig. Er sah einfach nur Harrys Augen beim funkeln zu. Sie fixierten ihn, nahmen jede Bewegung sofort wahr, egal wie klein sie war. Sie beobachten alles, als wollten sie erforschen wer er war. Als wollten sie alles was ihn ausmachte in sich aufsaugen. Hinter die Fassade sehen. Und er ließ es geschehen für diesen Moment.
Er ließ Harrys Lippen ganz wehrlos seine ergreifen. Sie saßen da den ganzen Nachmittag und küssten sich die Lippen wund. Es war als wären sie unbeholfene Jungs, wie damals zu ihrer Schulzeit, nur, dass sie endlich aufgehört hatten sich etwas vor zu spielen. Sie ergaben sich einfach, küssten sich den ganzen Tag, immer und immer wieder. Ohne darüber nach zu denken oder ein Wort zu verlieren.
****
Als Draco wieder klar denken konnte lag er in seinem Bett. Die Sonne kitzelte sacht seine Nasenspitze. Draußen zwitscherten die Vögel, die sich noch nicht verzogen hatten und eine frische Brise glitt durch das einen Spalt weit geöffnete Fenster. Neben ihm lag Harry noch tief im Schlaf versunken. Er konnte nicht anders als zu lächeln. Er sah so friedlich aus. Wenn er schlief war er am schönsten. Die Muskeln entspannt. Keine Sorgenfalte war zu sehen. Er schien vor nichts angst zu haben. Er war einfach nur da, atmete gleichmäßig ein und aus. Draco beobachtete wie sich sein Brustkorb hob und senkte. Die wilden Haare strubbelten sich über sein Gesicht. Einen Moment dachte er darüber nach ob er sie beiseite schieben sollte, traute sich nicht recht ihn zu berühren.
Zögerlich ging seine Hand unter die Haarsträhne und legte sie nach hinten. Jetzt hätte er seine Augen sehen können, wenn sie nicht geschlossen gewesen wären. Er bewegte sich nicht. Schien ihn gar nicht bemerkt zu haben. Er würde ihn so gerne berühren. Richtig berühren. Ihm nahe sein, wie gestern. Er würde ihm so gerne alles geben, was er wollte, was er brauchte. Aber er wusste genau er könnte es nicht. Er wusste er würde sich nicht einfach so überwinden können. Vielleicht könnte er das niemals. Er hatte ihn zerstört. Alles was ihn ausgemacht hatte. Wie eine Porzellanpuppe zerbrochen. Und wegen ihm würde er Harry schon wieder verlieren. Irgendwann....
Er rollte sich auf den Rücken, schloss die Augen und atmete tief durch. Was hatte er getan? Er ekelte sich zutiefst vor sich selbst. Wie konnte er nur jemals mit Harry darüber sprechen? Er hatte sich geschworen nie würde er es ans Licht bringen. Er hatte alles so tief in sich vergraben. All die Jahre. Niemand sollte es sehen. Und erst recht nicht Harry.
Er musste weg hier. Gerade noch war alles in Ordnung gewesen. Und jetzt fühlte er, dass er es nicht mehr aushielt. Er wollte, nein er musste raus hier. Er schlich sich ins Bad. Lehnte die Hände auf dem Waschbeckenrand ab und stierte sein Spiegelbild an. Was hatte er nur getan?
Es schnürte ihm den Atem ab. Seine Hände und Beine kribbelten. Nervös ging er auf den Fließen auf und ab. Er brauchte Luft. Nur etwas Luft um klar denken zu können. Fast schon panisch riss er das Fenster auf, holte tief Luft, aber ihm war als wäre aller Sauerstoff aus ihr gezogen worden. Verzweifelt ließ er sich an der Wand nach unten sinken. Vergrub das Gesicht in den Händen. Gleichmäßig atmen. Es gab keinen Grund jetzt aus zu rasten. Es war alles in Ordnung. Harry war bei ihm. Und doch war ihm als wäre er alleine.....