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OS sammlungen

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Blättertanz

Erinnerst du dich noch an den letzten Herbst, wo du lachend mit den roten, braunen und gelben Blättern um die Wette gerannt bist? Jedes mal, wenn nun Herbst ist, sehe ich in den Blättern dein Gesicht, das strahlend mit den Blättern zu Boden fliegt, dabei noch lustige Kapriolen dreht, ehe es zum Boden fällt und in Vergessenheit gerät.

Ja, die Blätter und der Herbst haben zu dir gepaßt. Du bist gekommen, wann es dir gepaßt hat, und bist gegangen, wenn du Lust hattest. Wie die Blätter. Auch sie folgen allein ihrem Ruf.

Doch auch ihr lustiger Blättertanz hat immer ein Ende, so wie auch du dein Ende hattest

Das Leben, welches dich selbst im Tod nicht mochte, hat dir noch nicht einmal deinen letzten Wunsch erfüllt. Du mochtest noch nie gerne Autos, du fandest sie immer so unpersönlich. Wann immer du konntest, gingest du zu Fuß oder fuhrst mit Bus und Bahn.

Doch an deinem Todestag, der sich jetzt fast zum 5. Mal Jährt, fuhrest du weder mit Bus und Bahn, noch mit dem Auto. Du ranntest, wie so oft durch den Herbstlichen Wald, sprangest mit den bunten Blättern um die Wette und versuchtest mit ihnen den so unvollkommenen, aber trotzdem wunderschönen Blättertanz zu tanzen.

Außer deinem Jugendlichen Lachen, und unseren raschelnden Schritten war nichts zu hören.

Doch plötzlich wurde die Stille durch leise Motoren-Geräusche durchbrochen und in weiter Ferne erklangen Sirenen-Geräusche. Doch du hörtest nicht, warst, wie so oft in deiner Eigenen Welt, wo der Blättertanz ewig währt.

Als der Lärm näher kam, wollte ich dir zurufen, dass dort Autos kommen würden, doch du hast mich nur Angeguckt und gelächelt, ehe du weiter durch den Wald ranntest.

Ich blieb zurück, beschäftigt von deinem Blick, der trotz deines Alters, eine Weisheit und ein Wissen beherbergt hatte, das mich stoppen lies.

Als ein gelbes Blatt, welches wie Gold schimmerte sich von dem Knorrigen Ast der Eiche vor mir sich löste und meine Augen wie gebannt auf dem Flug des Blattes achteten, registrierte ich all die Bewegungen, die Saltos, das schwerelose Schweben und wurde mir der Faszination des Augenblicks bewusst.

Doch als das Blatt den Boden berührte, und ein dumpfer Knall ertönte, wurde mir klar, dass kein Augenblick ewig währt.

Ich wusste, welcher Anblick mich gleich erwarten würde, ich hatte ihn schon in deinen Augen gesehen.

Als ich den gewundenen Weg ein Stück rannte, erblickte ich dich, am Boden liegend, das Gesicht nach unten und über deinem Körper tanzten die Blätter einen Tanz, so wunderbar, wie ich ihn noch nie gesehen hatte.

Neben dir lag ein umgekipptes Motarrad, sein Fahrer ein Stück weiter weg, ich ging zu deinem Körper, drehte dich vorsichtig um, hörte deinen röchelnden Atem, sah das Blut, welches aus deinem linken Mundwinkel ran.

Du sahst mir aus leuchtenden Augen entgegen und sprachst mit brüchiger, angestrengter Stimme, die ich noch nie so glücklich gehört hatte: „Die Blätter. Sie Tanzen.“

Dann schloss du deine Augen. Du sahst glücklich aus, und doch stahl sich ein lächeln auf deine Lippen als ich erwiederte: „Heute tanzen sie nur für dich. Ein Tanz, um dich sicher zu ihnen zu bringen.“

Ein letztes Mal lächeltest du, öffnetest noch einmal deine Augen, doch sahen sie an mir vorbei und das letzte was du sahst, waren die wirbelnden Blätter, die ihren Todestanz tanzten.

Erst jetzt wurde mir bewusst, dass Augenblicke wohl ewig dauern können:

Jeder Herbst wird dein Augenblick sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2008-10-01T20:53:21+00:00 01.10.2008 22:53
Die Geschichte ist schön, wirklich schön.

Zwar bin ich zu Beginn nicht ganz reingekommen (Wortwiederholungen) aber gegen Ende der Geschichte hab ich mich einfühlen können.
Wenn du die Geschicht noch mal überarbeitest (Wortwiederholung, Rechtschreibung & Grammatik), dann denke ich sie wäre ein guter Beitrag für die Anthologie ^^
Von:  blacksun2
2008-02-28T16:06:31+00:00 28.02.2008 17:06
also die Geschichte hat mir von allen dreien am besten gefallen, sie war extrem traurig und trotzdem wahnsinnig schön,
die Metahpern die du nutzt sind sehr eindrucksvoll und du spielst mit den Worten, wie der Wind mit den Blättern ^^, man hat das Bild der Geschichte bildhaft vor Augen, man sieht den Herbstwald . . es ist einfach unglaublich, wie du dich ausdrücken kannst

und die letzten zwei Sätze haben die Geschichte so perfekt abgerundet, ich hätte fast geheult
ich bin nicht allzu oft von Geschichten begeistert, aber für die hier find ich einfach keine Worte
Von: abgemeldet
2008-02-21T13:21:09+00:00 21.02.2008 14:21
Und auch hier kann ich wieder nur sagen, sehr schön. Auch der hat mir wieder sehr gut gefallen und ich kann alles aus meinem Kommentar zum vorherigen Kapitel nur wiederholen. Am Ende hättest du bei seinem/ihrem (?) Tod noch ein bisschen ausführlicher sein können, das kam ein bisschen abrupt. Trotzdem war der Gesamteindruck sehr gut.
Du hast viele Adjektive hier groß geschrieben… Warum? Die werden alle immer noch klein geschrieben. XDD
So, deine Sammlung wandert in meine Favo-Liste, weil mir diese kleinen traurigen Geschichten alle sehr gut gefallen. *hmpf*
Ganz liebe Grüße von Momo ^^
Von:  Femii
2008-01-15T15:28:47+00:00 15.01.2008 16:28
Achja, ich musste nur die ersten beiden Wörter und die letzten beiden Wörter lesen und schon wusste ich wieder haargenau, worum es bei diesem Oneshot ging, weil er mir einfach so in Erinnerung geblieben ist.

Und darum kann ich auch guten Gewissens sagen: Du bist einfach EINMALIG! Deine Ideen, dein Schreibstil, deine Ausdrucksweise, deine Art... *wieder ins Schwärmen gerät* Ich verstehe ganz einfach nicht, warum du so große Selbstzweifel hast, weil du bist doch echt gut! Und nein, das sage ich nicht, weil wir befreundet sind, das hab ich dir auch schon im 1ten Kapitel von "Reborn" gesagt und da waren wir uns noch nicht einmal richtig bekannt, abgesehen von dem einen Kommi, den du geschrieben hast und der einen ENS, die ich darauf geantwortet habe.

Ich liebe es einfach, wie du Metaphern und andere sprachliche Mittel gekonnt(!!) einsetzt und herrlich schön beschreibst. "Der Blättertanz" ist ein wahrlich passender Titel für einen wunderschönen Oneshot, in dem es wieder einmal um Tod geht und darum, wie schön das Leben doch sein kann. Die Formulierungen mit dem "goldenen Blatt", das den Blick fesselt und vor dem schrecklichen Augenblick bewahrt, in dem sie starb, war unheimlich schön und treffend! Ich finde, du hättest nichts in diesem Oneshot besser machen können, weil einfach alles perfekt ist! Ich weiß nicht, was ich dazu noch sagen soll. Er ist einfach... toll! Und alles, was ich sagen könnte, wäre eine Wiederholung all dessen, was ich schon mehrmals gesagt habe und von dem ich dich immer wieder vergebens versuche, zu überzeugen.

Sei's drum.

Ich verabschiede mich mal an dieser Stelle und überlasse dir diesen herrlich unsinnigen Kommentar ;)

Hab dich lieb!
Von:  Thuja
2008-01-15T15:27:08+00:00 15.01.2008 16:27
auch diese Geschichte fand ich sehr sehr schön.
Es war aber auch sehr traurig. Von anfang an wusste man, dass diese Person sterben würde und man wollte es verhindern. Schon zeitig deutest du an, dass es durch ein Fahrzeug sein muss, und als die Person über die du schreibst, so unbeschwert ihren Weg geht, da will man am liebsten aufspringen und sie aufhalten.
Dieser Satz
"Doch als das Blatt den Boden berührte, und ein dumpfer Knall ertönte" Das diese Dinge so gleichzeitig geschehen, ich kann es nicht so richtig erklären, es erzeugte so eine Stille im Herzen. (tut mir Leid ist sicher nicht so leicht zu verstehen, was ich sagen will)

Jedenfalls fand ich die Geschichte spitze.

Nur ein kleine Kritik. Du hast in diesem OS öfters mal Wortwiederholungen drinnen. Aber ansonsten war alles so wie immer, also klasse.

glg blackheart

(irgendwie bin ich jetzt leicht depressiv nachdem ich die Geschichten gelesen hab TT)


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