Ich geh hier nicht eher weg, bis man mich reinlässt.
Joeys POV
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“Ich bin ... nicht nervös ...”, sagte Joey zu sich selbst. Er stand vor der riesigen Kaiba Corporation, einem mehrstöckigen Hochhaus mit Glasfassade, das etwa in der Mitte die riesigen Buchstaben “KC” trug. Vor dem Gebäude stand eine Statue aus Stahl, die natürlich den weißen Drachen mit eiskaltem Blick darstellte. [1]
“Protzen kann der Typ, das muss man ihm lassen.”, zischte Joey bei dem Anblick verächtlich. Er fand es furchtbar, wenn Menschen sich protzig darstellten.
Er drückte auf einen roten Knopf an den Lautsprechern des Eingangstores und hoffte, dass es der richtige Knopf gewesen war.
“Kaiba Corporation. Was kann ich für Sie tun?”
“H-hallo! Ich möchte zu Kaiba, äh Seto Kaiba.”
“Name?”
“Was?”
“Ihr Name?” Die Stimme klang weiblich und verdammt genervt.
“Joey...Joseph Wheeler.”
“Haben Sie einen Termin bei Mr. Kaiba?”
“Nein?”
“Haben Sie einen, oder haben Sie keinen?”
“Ich hab keinen.”, seufzte Joey. Mokuba hätte ihm ruhig -
“Tut mir Leid, dann kann ich nichts für Sie tun. Bitte befreien Sie die Auffahrt von Ihrer Anwesenheit.”, unterbrach die Stimme seine Gedanken.
“Ich geh hier nicht eher weg, bis man mich reinlässt.”, knurrte Joey.
“Ohne Termin geht das nicht.”
“Braucht man echt einen Termin um diesen Schnösel zu treffen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Arsch wirklich so viele Menschen ... oder überhaupt irgendjemanden ... findet, der ihn tatsächlich sehen wollen wü-”
Gelächter in der Leitung unterbrach ihn: “Sie wollen ihn doch auch sehen.”
“Das ist was völlig Anderes!!”
“Ahja. Nunja, ich kann Ihnen so trotzdem nicht weiterhelfen.”
“Hören Sie, ich hab jemandem versprochen diesen Idioten heute zu besuchen, also mache ich das auch! Und wenn ich dieses dämliche Tor hochklettern und dann in Ihre bescheuerte Firma einbrechen muss!!”
Die Stimme klang nun wirklich amüsiert: “Wenn Sie die High-Tech-Bewachungsanlage SuperLaser300A überleben und es dann auch noch schaffen das Stahltor zu durchbrechen und das Sicherheitspersonal überlisten, werden Sie ihn trotzdem nicht treffen. Herr Kaiba ist heute nämlich noch nicht hier gewesen und hat sich auch nicht für den Rest des Tages angemeldet.”
Joey blinzelte. Kein arbeitender Kaiba? Naja, zumindest arbeitete er nicht in der Firma. Vermutlich auch um Glückwünschen zu entgehen. Dieser Einsiedler, dämlicher.
“Oh...”, gab er intelligent von sich und dachte lieber nicht darüber nach, dass der SuperLaser300A seinen Hintern angesenkt haben könnte, hätte Ihn die Frau nicht gewarnt “Danke für die Auskunft...Schönen Tag noch.”
“Auf Wiedersehen.”, kicherte die Stimme.
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“Ja?”, kam eine Stimme aus einem Lautsprecher.
“Ja, hallo.”, antwortete Joey wieder nervös “Hier ist Joey. Ähm, Joseph Wheeler.” Er hasste Sprechanlagen. Sogar auf seinem Privatanwesen hatte Kaiba eine angebracht. Das war soch nicht zu fassen!
“Was möchten Sie, Herr Wheeler?”
“Ich...ich möchte zum Geburtstagskind!”, er grinste den Lautsprecher mit neu erwachtem Mut an. Irgendwo waren hier sicher Kameras. Und wenn nicht, dann hörte man an der Stimme, dass er freundlich lächelte, nicht?
“Wiederholen Sie bitte.”
“Ich möchte zum Geburtstagskind.”, sprach er laut und deutlich.
“Wiederholen Sie bitte.”
“... ICH WILL ZUM GEBURSTAGSKIND!”, schrie er in die Lautsprecher. Einige Passanten auf der anderen Straßenseite schauten sich nach ihm um.
“Wiederholen Sie bitte.”
“GRAH! Ich kann auch wieder gehen!! Ich hab eh keine Lust zu diesem Eisklotz von Seto Kaiba -”
“Sie möchten zu Seto Kaiba?”, unterbrach ihn die freundliche Frauenstimme.
“Das sag ich doch schon DIE GANZE ZEIT!!”
“Sie möchten zu Seto Kaiba?”, wiederholte die Stimme im gleichen Ton.
“JA, VERDAMMT!”
“Haben Sie einen Termin?”
“Termin? Geh ich zum Zahnarzt? Nein, verdammt, ich habe keinen Termin, zum zweiten Mal an diesem verfluchten Tag! Sehe ich so aus, als hätte ich einen Termin um einen Soziopathen zu besuchen? Nein, ich habe keinen Termin!”
“Wenn Sie keinen Termin haben, bitte ich Sie die Auffahrt nun zu verlassen.”
“WAS?”, Joey starrte die Lautsprecher erst fassungslos an und sprang dann gegen die Gitterstäbe des Tores “Macht.Mir.AUF!!”
“Ich muss Sie bitten die Auffahrt nun zu verlassen.”
“Graaaaaah! Aufmacheeeeeeen!!”, schrie Joey und rüttelte am Tor.
“Was zum Teufel...”, kam eine überraschend männliche Stimme aus den Lautsprechern und ein kleiner Bildschirm samt Kamera erschien. Ein schlecht gelaunter Kaiba in ordentlich weißem Anzug starrte Joey an. Dessen Wut hatte sich plötzlich aufgelöst und es war ihm recht peinlich an dem Tor zu hängen.
“Wheeler? Was zur Hölle tust du hier? Warum demolierst du mein Tor?”
Joey sprang vom Tor, strich seine Schuluniform glatt und hob das Paket, das er fallen gelassen hatte, auf. “Ich will rein, du arroganter-”
“Ja, das hab ich mitbekommen. Und meine Nachbarn in 3km Umkreis warscheinlich auch. Du warst ja laut genug.”
Joey sah ihn zornig an und zischte: “Dafür kann ich nichts. Wenn deine emotionslose Sekretärin mir-”
“Sekretärin? Wheeler, bitte. Als ob ich fremde Leute in meinem Haus haben möchte. Du hast soeben Kiba kennen gelernt. Mein Sicherheitssystem. Von mir erstellt, möchte ich betonen.”
Joey knurrte, als er bemerkte, dass der Name des Sicherheitssystems ein Wortspiel mit Kaibas eigenem Namen war. So ein eingebildeter Fatzke!
“Also, was willst du, Köter?”
Joey streckte das Paket, das er eben aufgehoben hatte, in die Kamera und grinste übermäßig: “Happy Birthday, Kaiba!”
Kaiba schien...nicht wirklich berührt. Eigentlich hatte sich sein Gesichtsausdruck und seine Haltung kein Bisschen geändert. Dann ging der Bildschirm aus.
“Was zum-? Kaiba!! Du DRECKSKERL!”, schrie Joey aufgebracht und schmiss sich mit voller Kraft gegen das Tor.
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[1] Diese Beschreibung der KC ist frei erfunden.