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Eisengel

Einige Monate später
von

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Feuer

Schwarze Wolken ziehen auf,

Raben, dunkel wie die Nacht,

auf dem kalten Stein der Heimat

haben sie Feuer entfacht.
 

„Es brennt!“ ruft hilflos eine Stimme,

doch keiner kann die Flammen bannen,

kann stoppen, die das Feuer zünden

und böses Schicksal uns ersannen.
 

Wir sind Marionetten dieses Spiels,

Kinder im Ozean der Zeit,

wir erwarten, was da kommen mag

und halten uns zum Kampf bereit.
 

Harry legte den Kopf in den Nacken und sog tief die frische Luft durch die Nase ein.

Wie hatte er das vermisst... frisches, wildes Gras, ein leichter Honigduft von den wilden Blumen, altes Holz, brennende Kohle und der Geruch einer deftigen Mahlzeit. Hausmannskost über einem Steinofen. Der Fuchsbau.

„Ginny?“, Mrs. Weasley öffnete den oberen Teil der Tür und sah zu ihnen hinüber, „Ja, sagt doch was! Soll ich denn erahnen, dass ihr hier seid?“, sie schwang auch den unteren Teil zur Seite und kam zu ihnen hinüber, „Lass dich drücken, Kleines.“

„Mama!“, die Rothaarige gab Harry Ted in den Arm und ließ zu ihrer Mutter herüber, um dieser auf halbem Weg in die Arme zu fallen, „Wir sind gerade erst gekommen.“, sie gaben sich Küsschen auf die Wangen, bevor Ginny ihre Mutter zu sich zog, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern.

Misses Weasley verließ jeder Gesichtsausdruck, sie lehnte sich zurück und drückte ihre Tochter schließlich lachend an sich mit den Worten: „Nein, nein, nein! Dass ich das erlebe! Wunderbar!“

Uff... erste Hürde überwunden. Die zukünftige Schwiegermutter war einverstanden. Anscheinend war an seiner Persönlichkeit nichts auszusetzen. Das, was die Schwierigkeit machte, war das, wofür er neuerdings stand.

„Und gut siehst du aus!“, Misses Weasley trat zurück und begutachtete ihre Tochter, während Harry zu ihnen rüberschlenderte, „Was für ein Stoff ist das? Baumwolle? Ist dir nicht kalt? Wir haben doch erst März.“

„Es ist Vikunjawolle. Eine sehr seltene südamerikanische Wolle, die fünfmal wärmer als Schafwolle ist.“, Ginny lehnte sich zu ihrer Mutter und zwinkerte, „Harry gibt ein Vermögen für meine Kleidung aus.“

Genau genommen gab sie selbst ein Vermögen für ihre Kleider aus, nur nahm sie Harrys Geld dafür. Nichts, was er erwähnen sollte, schließlich wollte sie ihn hier in ein gutes Licht rücken.

„Ich verstehe.“, die ältere Dame nickte lächelnd und wandte sich dem sie Erreichenden zu, „Harry, mein Sohn! Welch eine Freude dich zu sehen.“, sie zog ihn seitlich in ihre Umarmung, bevor sie sich hinab beugte, „Wie geht es denn meinem kleinen Enkel?“, sie strich ihm über die Wange und der aus der Mütze heraus hängenden Locken, „Platinblond? Welche Laune hat ihm die eingebracht?“

„Das ist eine lange Geschichte.“, Harry schmunzelte, „Und Draco Malfoy trifft die volle Schuld dabei.“

„Wirklich? Kommt erstmal herein, Kinder.“, sie legte einen Arm um seine Schultern und leitete ihn in Richtung des Hauses, „Aber ich gebe zu, das sieht verdächtig nach dem Malfoy-Blond aus.“

„Er macht es seinem Vater nach und hat sich die Haare lang wachsen lassen. Ted war ganz begeistert über einen Mann mit langen Haaren und hat natürlich erstmal geguckt, ob die wirklich echt sind...“

„Er hat Malfoy die Haare ausgerissen?“, fragte Misses Weasley vergnügt.

„Ganz genau. Und – man mag es kaum glauben – Draco hat keinen Koller bekommen. Er hat sein Haar gerettet und mit Ted damit gespielt.“

„Nein!“, die ältere Frau blinzelte mit Erstaunen, „Der Junge ist kinderlieb?“

„Ich war selbst ganz überrascht. Auf jeden Fall scheint mein Sohn ihn ins Herz geschlossen zu haben, denn seitdem hat er platinblonde Haare.“

„Und du?“, sie behielt ihren Griff um seine Schultern, obwohl sie das Haus gerade betreten hatten, „Wir kriegen hier immer nur die Zeitungen und Rons Briefe. Ich weiß schon gar nicht mehr, was ich denken soll.“

„Ich mag Draco, das ist auf jeden Fall wahr. Aber ich vermute, dass Ginny die derzeitigen Entwicklungen schon berichtet hat.“, er warf seiner Verlobten ein Lächeln zu, die zustimmend den Kopf neigte.

„Hach, Kinderchen, was für ein schöner Tag!“, die Herrin des Hauses kehrte zurück zum Herd, „Ist das hier etwa ein formeller Antrag?“

„Ganz genau.“, Harry zog einen Stuhl für Ginny zurück, bevor er sich selbst setzte, „Ist Arthur denn derzeit im Haus? Wir wollten euch zwar überraschen, doch ohne den Hausherren wird das hier nichts.“

„Ach, Gottchen, Kind, du weißt doch, wie wenig wir auf Formalität geben.“, sie warf ein Lächeln über die Schulter, „Unseren Segen habt ihr doch schon seit eh und je.“

„Das ist gut zu hören.“, Harry löste Teds Wintermütze und seine Handschuhe, „Nur war ich damals noch nicht Lord Black.“

Miss Weasley rührte etwas langsamer, legte die Kelle schließlich an den Topfrand und drehte sich wieder herum, bevor sie leise zu sprechen begann: „Dann ist es also wahr, dass du den Titel angenommen hast und jetzt zur Gesellschaft gehörst?“

„Noch nicht offiziell...“, gab er zu, während er Teds Jäckchen aufknöpfte, „In wenigen Tagen ist die Einweihung des neuen Black Manor. Dort wollte ich Ginny, Ted und mich in die Gesellschaft einführen, meinen Anspruch offiziell machen und unsere Verlobung verkünden.“

„Und... darum fragst du offiziell und formell nach unserem Segen?“, die Gesichtszüge der Älteren sprachen von Ernst, „Weil du weißt, wie wir zu Familien wie den Malfoys, Parkinsons und Goyles stehen?“

Harry nickte langsam und sah ihr dabei tief in die Augen.

„Das muss wirklich Arthur entscheiden.“, seufzend wandte sie sich dem Herd zu, „Ich beuge mich seinem Urteil, wie immer das ausfallen mag.“, noch einmal drehte sie sich um, jedoch um zu ihrer Tochter zu sehen, „Ich möchte nur, dass du glücklich bist. Wenn schöne Kleider, Juwelen und Feste dich glücklich machen, dann ist das deine Entscheidung.“

„Nicht das, Mutter, obwohl es das sicher auch ist.“, Ginny strich ihr Haar zurück, was Smaragdohrringe auffunkeln ließ, „Ich weiß, dass Harry mich glücklich machen kann. Und Ted ganz sicher auch.“

Die Ältere schüttelte leicht den Kopf.

„Du bist so jung, Schatz... bist du dir sicher?“

„Kann man sich je sicher sein?“, sie zuckte mit den Schultern, „Aus meiner derzeitigen Sicht: Ja, ich denke, dass das das Richtige für mich ist.“

Harry, der Ted gerade aus seiner überflüssigen Kleidung befreit hatte, griff ihre Hand und drückte sie kurz mit einem dankbaren Lächeln auf den Lippen.

„Hach, ihr seid so ein süßes Paar... warum muss nur die Politik über euch schweben? Und dieser ganze Mist, den Ron da gerade anstellt!“, Misses Weasley schüttelte den Kopf und wandte sich wieder dem Essen zu, „Arthur müsste in einer halben Stunde hier sein. Möchtet ihr etwas zu trinken?“
 

„Hm...“, der Familienpatron nickte, doch schwieg.

Ginny ließ den Blick zwischen ihm und Harry wandern, rückte etwas näher an ihren Verlobten und griff mit ihrer mit einem Smaragdring besetzten Hand nach seiner. Er erwiderte die Geste mit einem Lächeln und küsste kurz auf ihre Schläfe.

„Ihr wisst...“, begann Arthur ruhig, doch ernst, „Ich habe nichts gegen euch beide als Paar. Ganz im Gegenteil. Ihr seid füreinander geschaffen. Aber diese ganze Black-Affäre macht mir Sorgen... welch einen Zweck verfolgt das?“

„Vielerlei...“, murmelte Harry bedacht – wie sollte er das mit Draco sagen? Sollte er es überhaupt sagen? – und nickte bei sich, „Ich möchte Ted so viele Chancen wie möglich auf dieser Welt geben. Ich möchte das Andenken meines Patenonkels Sirius ehren. Ich möchte Ginny und unserer Familie einen bestmöglichen Lebensstandard geben oder um es vielleicht anders zu formulieren, ich möchte nicht mit einer Bevölkerungsgruppe im Streit liegen. Ich möchte mit den Malfoys alliieren, ohne dass man auf sie oder mich herabsieht dafür. Zum einen, weil Draco mir ein wirklich guter Freund ist, zum anderen, weil ich nicht will, dass eine riesige Gruppe Menschen – oft Unschuldige – für die Taten weniger büßen. Mir ist klar, dass hauptsächlich Reinblüter Voldemort gefolgt sind, doch ihr seid das lebende Beispiel, dass es auch andere Ansichten gibt.“, mit einem leichten Seufzer sackte Harry ein wenig zusammen, „Viele meiner Gründe sind selbstsüchtig, das gebe ich zu. Der Großteil von ihnen, genau genommen. Aber dennoch halte ich es für richtig.“, er schluckte und sah zu seiner Verlobten, „Ich habe sehr mit mir gerungen und schlussendlich ist es Ginny zu verdanken, dass ich überhaupt eine Entscheidung treffen konnte.“

Sie lächelte ihn liebevoll an. Whu... anscheinend das Richtige gesagt. Zumindest, um sie nicht zu beleidigen oder kränken. Harry wandte sich wieder seinem hoffentlich zukünftigen Schwiegervater zu, dessen harte Miene auch ein wenig weicher wirkte.

„Ach, Junge... ein Mann hat viele schwere Entscheidungen zu treffen. Ich sehe, du hast gut darüber nachgedacht. Ich gebe zu, ich könnte nicht dahinter stehen, wäre ich du, aber... tja.“, er schlug sich auf die Knie, „Ich bin nicht du. Und solltet ihr euch je umentscheiden, begrüße ich das – tut ihr es nicht und seid glücklich, auch in Ordnung.“, ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, „Du bist mir längst ein Sohn, Harry, das weißt du. Für mich ist es wichtig meine Kinder glücklich zu sehen. Also – bei Merlin – werdet gefälligst glücklich!“, er lehnte sich weit vor und klopfte ihnen beiden auf die Schulter.

„Wunderbar!“, Molly schlug entzückt die Hände zusammen, „Es gibt eine Hochzeit zu planen! Hast du schon Ideen, Ginny-Spatz?“

„Oh je!“, Arthur eilte an seine Seite, „Schnell, lass uns fliehen, Harry!“
 

„Das ist... umwerfend.“, Harry drehte sich fast einmal um seine ganze Achse und hatte dabei wirklich das Gefühl, als würden seine Beine jeden Moment unter ihm weg brechen.

„Zauberhaft, Harry, das wäre das passende Kompliment.“, wies Ginny ihn zurecht, doch kicherte trotzdem mit einem Hauch Rot auf den Wangen, „Und du hast nicht einmal das Büfett gesehen...“

„Ein üppiges Büfett?“, Harry warf ihr ein Lächeln zu, „Möchtest du, dass Ron sich schwarz ärgert es sich mit uns verscherzt zu haben?“

„Wie du nur darauf kommst...“, die Rothaarige lächelte, griff seine Hand und zog ihn mit, „Komm, ich möchte dir das Haus zeigen. Du musst doch wissen, was du heute Abend alles erzählen kannst. Und wo die Schlafzimmer sind...“, sie betraten am Ende der riesigen Halle eine der beiden halbrunden Treppen, die ins erste Geschoss führten, „Eines habe ich für dich und Draco in Grünsilberschwarz eingerichtet. Und da ich nicht wusste, wie du es mit mir halten willst, gibt es eins für dich, eins für mich und eins für uns beide. Aber unsere Zimmer haben Zugang zu unserem gemeinsamen, wir können auch jeden Abend neu entscheiden. Und in einem anderen Trakt habe ich vier Gästezimmer eingerichtet, das reicht meiner Meinung nach.“, sie wies ihn auf verschiedene Räume in diesem Flügel des Hauses hin, „Der Speisesaal, der Ballsaal, die Eingangshalle und der Schwimmsaal sind im Erdgeschoss. Küche, Waschkammer, die Vorratsräume und die Gemächer der Hauselfen sind alle im Keller. Das dort ist unser Trakt.“, sie zeigte nach rechts, „Und hier links sind die Bäder und Teds Kinderzimmer. Ich habe den zweiten Raum als Spielzimmer eingerichtet, aber man kann aus ihm auch ein weiteres Kinderzimmer machen, sollten wir Kinder kriegen.“, sie wandte sich lächelnd nach rechts, „Komm, ich zeig dir dein Zimmer. Und Dracos.“

„Ginny?“, der Schwarzhaarige stoppte sie mit einem leichten Zug an ihrem Arm.

„Hm?“, sie sah lächelnd über die Schulter.

„Danke.“

„Hu? Ach, das ist doch gar nichts.“, sie winkte ab.

„Nein.“, er trat an sie heran und griff ihre freie Hand, „Ich meine... für alles. Dass du meine Freundin bist, dass du mich heiratest, dass du mir hilfst wegen Draco, dass du das hier alles in die Wege geleitet hast... einfach alles.“

„Ach, kein Thema...“, sie errötete und wandte den Blick ab, „Bisher hatte ich ziemlich viel Spaß. Und Ted und du... das ist eine Familie, wie ich sie mir wünsche. Auch wenn ich gern noch ein oder zwei eigene Kinder hätte.“

„Das lässt sich sicher einrichten.“, Harry hob ihre Hand und küsste den Handrücken, „Sobald ich einen Beruf habe, der das hier alles auf Dauer finanzieren kann.“, er sah sich lächelnd um, „Und du dein Studium zur Innenarchitektin abgeschlossen hast.“

Sie kicherte schüchtern und sah zu ihm hoch.

„Ich muss ehrlich sagen, du hast dieses alte Gemäuer zu einer wohnlichen Heimat gemacht.“, er setzte einen Kuss auf ihre Stirn, „Und jetzt wolltest du mir die Schlafzimmer zeigen, richtig?“
 

„Mal so eine Frage, rein aus Neugierde...“, Harry lehnte sich zu Ginny hinunter, die sich gerade von einem weiteren begrüßenden Paar abgewandt hatte, „Wie viele Leute hast du eigentlich eingeladen?“

„Zweihundert.“, sie lächelte einer Dame zu, die auf sie zu stöckelte, „Guten Abend, Misses Ellenbrook.“, sie knickste, die Ältere neigte den Kopf, Harry küsste ihr die Hand, „Es freut mich, dass sie es doch noch geschafft haben. War die Reise sehr beschwerlich?“

„Oh, es ging.“, sie kicherte dunkel, „Um ehrlich zu sein...“, sie beugte sich verschwörerisch näher, „Ich habe mich erkundigt, wie Muggel diese Strecken zurücklegen und eine dieser Maschinen genommen, die sie Flugzeuge nennen. Erstaunlich! Eine meiner angenehmsten Reisen.“

„Wirklich?“, Ginny sah zu ihrem Verlobten auf, „Harry, klär mich auf, was ist ein Flugzeug?“

„Ein großer Vogel aus Stahl. Die größten können viele hundert Leute aufnehmen und um die halbe Welt fliegen ohne eine Pause einzulegen. Und sie müssen nicht mit ihren Flügeln schlagen, sie haben Luftgetriebe, die sie oben halten.“

„Sie kennen sie, Lord Black?“, ein glückliches Lächeln legte sich auf die Lippen der älteren Dame.

„Ja, ich bin bei Muggeln aufgewachsen. Dort sieht man die interessantesten Dinge.“, irgendwie war diese Person erfrischend anders. Sie wirkte strenger als Misses Malfoy, aber sie schien eine kleine Abenteurerin zu sein.

„Oh, ich muss sie mal einladen, damit sie mir mehr über Muggel erzählen. Das ist ja so spannend!“, sie griff seine Hand und schüttelte sie, „Ich freue mich sehr ihre Bekanntschaft gemacht zu haben, Lord Black.“

„Ganz meinerseits.“, er deutete eine Verbeugung an.

„Dann will ich sie nicht weiter stören, sie haben ja schließlich so viele Gäste.“, sie sah sich um, „Ich mische mich einfach unter's Volk.“

„Wir wünschen ihnen einen guten Abend.“, Ginny knickste noch einmal höflich und führte Harry zu den nächsten Wartenden, zog ihn dabei jedoch zu sich, um schnell etwas zu flüstern, „Vorsicht mit den beiden, sie sind sehr muggelfeindlich.“

„Welch Abwechslung...“, seufzend setzte Harry wieder ein Lächeln auf.
 

Nach den Begrüßungen mit Sektempfang wurde zum Diner gebeten, bei dem Ginny ihre Familie geschickt auf Harrys linke Seite brachte und die Malfoys auf die rechte. Der Lord hatte somit seinen Platz am Kopfende der Haupttafel, Draco den Ehrenplatz und sie den der Lady, ganz wie es geplant war.

Was eher nicht geplant war, war, dass nun Arthur Weasley Narzissa Malfoy gegenüber saß und beide sich ignorierten. Harry seufzte. Zumindest feindeten sie sich nicht an oder bestanden auf andere Plätze – so wie er Ginny verstanden hatte, wäre das eine Möglichkeit gewesen, wie beide hätten reagieren können.

Umso mehr überraschte es, dass Draco nach seiner Begrüßung Harrys und dem Handkuss für Ginny zu ihrem Vater trat und diesen höflich begrüßte. Sie hatte schon besorgt auf ihre Unterlippe gebissen, als ihr Vater doch noch erwidert hatte. Kurzum, es lief schon fast besser als erwartet.

„Dieses Manor ist wirklich ein Meisterwerk.“, gab Draco zu und lächelte erst zu Harry und schließlich zu Ginny, „In der Einrichtung erkenne ich deine Handschrift. Gab es viel zu tun?“

„So einiges.“, erwiderte die Rothaarige und begann eine Erzählung über ihre Einkäufe und Überlegungen, in die sich schließlich sogar Misses Malfoy mit Nachfragen einmischte.

Harry währenddessen erzitterte und schloss einen Moment lang die Augen, als Draco sprach. Wie lange hatte er seine Stimme jetzt nicht mehr gehört? Vier Monate?

„Harry?“, er blinzelt verwirrt und wandte sich zu Molly um, die ein Stück hinter seinem Stuhl stand, „Dürfte ich dir wohl deinen Sohn wiedergeben?“

„Ja, natürlich.“, der Schwarzhaarige erhob sich, „Danke, dass du heute auf ihn aufgepasst hast.“, lächelnd ließ er sich Ted geben, „War er denn brav?“

„Am Anfang hat er dir ein wenig hinterher geweint, aber er ließ sich ganz schnell beruhigen. Ihr habt da wirklich einen Wonneproppen.“

„Unser Stolz.“, er lächelte seine zukünftige Schwiegermutter an, „Genieß das Büfett, Ginny hat sich sehr große Mühe gegeben. Mir wurde nichts verraten, aber es soll wohl fabelhaft sein.“

Er setzte sich wieder, nur um von Ginny in Beschlag genommen zu werden: „Harry, es sitzen jetzt alle und haben Getränke. Du musst das Büfett eröffnen.“

„Aber ich sehe kein Büfett.“, flüsterte er zurück.

„Kümmere dich nicht darum.“, sie lächelte geheimnisvoll, „Sag' einfach nur ein paar Worte. Ach ja, ich habe dein Glas verzaubert, damit du es nicht zerstörst, um Aufmerksamkeit zu kriegen.“

Draco, der das Gepräch interessiert verfolgt hatte, prustete hinter vorgehaltener Hand, was ihm einen überraschten Blick seiner Mutter einbrachte.

„Na, vielen Dank...“

Wer war so blöd ein Glas zu zerstören, wenn man nur leicht sein Messer dagegen schlagen musste? Nun ja, besser Vor- als Nachsicht. Er erhob sich also, nahm Glas und Messer und verschaffte sich durch ein leises Klingen Aufmerksamkeit, bevor er zu seiner kleinen Rede ansetzte: „Sehr geehrte Damen und Herren, ich danke ihnen, dass sie so zahlreich erschienen sind. Ich möchte es wie mein alter Mentor halten und ihnen nicht den Appetit mit viel zu langen Reden verderben, für die wir auch später noch Zeit haben. Ich erkläre das Büfett für eröffnet.“

Im selben Moment, wo er das letzte Wort sprach, erschien ganz wie in Hogwarts plattenweise Essen auf den Tischen. Auf der Haupttafel, an der sie saßen, tauchte etwas weiter unten sogar ein ganzes Wildschwein auf, samt einem im Blackwappen gekleideten Hauself zum Schneiden des Fleisches.

„Du hast Kleidung für die Hauselfen schneidern lassen?“, fragte Harry überrascht.

„Ja.“, Ginny lächelte, „Ich musste ihnen allerdings befehlen sie anzuziehen, freiwillig nahmen sie keine an. Sie wollen nicht befreit werden. Aber Hermine hatte mich gebeten es ihnen anzubieten, also habe ich es getan.“

„Steht Granger nicht auf Rons Seite? Seid ihr nicht gerade im Streit mit ihm?“, fragte Draco leise nach.

„Kein Grund sich anzufeinden.“, erwiderte Ginny und zog ihren Zauberstab, um verschiedene Lebensmittel auf ihren Teller zu levitieren.

„Guten Appetit.“, wünschte Harry und lehnte sich mit Ted im Arm zurück.

„Du isst nichts?“, Draco blinzelte überrascht.

„Vielleicht später.“, vorsichtshalber legte er eine Hand auf Teds Ohr.

„Schläft er?“, frage Ginny und beugte sich zu ihm.

„Ja, wie auch immer er das schafft...“

„Du kannst ihn in sein Zimmer bringen lassen. Die Hauselfen können nach ihm schauen.“, informierte ihn seine Verlobte.

„Später.“, er schloss kurz die Augen, „Alles später.“
 

„Diese Creme ist fabelhaft.“, komplimentierte sogar Misses Malfoy das Essen, „Das ist kein Rezept der Blacks. Stammt es aus ihrer Familie, Ginevra?“

„Ich habe es zumindest von meiner Mutter.“, sie lehnte sich vor, „Mama, von wem haben wir das Rezept für die Vanillecreme?“

„Von Andromeda Tonks, Schatz.“

„Von meiner Schwester?“, Misses Malfoy war einen kurzen Moment überrascht, bevor sich ihre Züge wieder glätteten, „Waren sie gute Freunde?“

„Wir sind gute Freunde.“, erwiderte Molly, „Ihre Schwester ist nur in St. Mungos.“, oh nein, das schien auszuarten...

„Auf jeden Fall ein sehr gutes Rezept und merkenswert.“, warf Harry ein und bemerkte im Augenwinkel, wie Draco mit einem Finger die Hand seiner Mutter antippte, „Ich kann mir vorstellen, dass man dies gut noch mit Himbeeren garnieren könnte.“

„Das ist ja mal eine fabelhafte Idee!“, Ginny wandte sich ihm lächelnd zu, schnippste und fragte den erscheinenden Hauselfen nach Himbeeren, „Schade, wir haben keine da... aber ich merke es mir für das nächste Mal.“

„Berate mich kurz, Schatz.“, Harry griff ihre Hand und beugte sich zu ihr, „Wann soll ich die Rede halten? Ich hätte gerne etwas Klarheit in den Verhältnissen.“

„Eine Viertelstunde sollten wir auf jeden Fall warten.“, entgegnete die Rothaarige, „Können wir meine Mutter irgendwie in ein Gespräch mit Draco verwickeln?“

„Haben sie meine Tante in letzter Zeit einmal gesehen?“, wandte der Blonde sich an Molly, als hätte er sie gehört, „Ich habe sie selbst noch gar nicht kennen gelernt.“

„Nicht?“, die Dame lehnte sich mit zusammen gezogenen Augenbrauen vor, „Ihre Mutter und Tante scheinen ein wirklich gespanntes Verhältnis zu haben. Andromeda geht es den Umständen entsprechend. Den Mann, die Tochter und den Schwiegersohn zu verlieren ist keine leichte Sache.“, sie schüttelte traurig den Kopf, „Sie kommt sehr gut zurecht, aber sie kommt nicht damit klar allein zu sein. Die Ärzte haben ein Wohnstift empfohlen. Wir wollten es uns am Dienstag gemeinsam ansehen.“

„Danke, dass sie ihr beistehen.“, Draco deutete mit dem Kopf eine Verbeugung an, „Man braucht vertraute Menschen an seiner Seite, wenn die Welt um einen zusammen bricht.“

Irgendwie schaffte der Blonde es ohne wirklich einen Ton in seine Stimme zu legen – vielleicht allerdings auch deswegen – einem mit diesem Satz einen Schlag ins Herz zu versetzen. Zumindest Harry. An Dracos Seite war gar keiner gewesen, als sie seine Eltern in Askaban einsperrten und er sich mit allen Pflichten eines Lords, Erwachsenen und eines Unterworfenen, eines gescheiterten Todessers auseinander setzen musste.

„Familie und Freunde sind das Wichtigste im Leben, da stimme ich ihnen zu.“, erwiderte Molly nach einigen Sekunden des Schweigens nachdenklich, „Ohne sie... hätte ich Freds Tod nicht verwunden.“

Draco nickte, schob seine Nachtischschälchen von sich und faltete die Hände, bevor er weiter sprach: „Der Krieg hat auf beiden Seiten vermeidbare Opfer gefordert und uns Liebste genommen. Es wurden Fehler begangen und Entscheidungen getroffen, die besser durchdacht gehörten als sie es waren. Die Konflikte rührten aus Einstellungen her, die überdacht werden sollten...“, seine Hände lösten sich, verschränkten sich wieder, während der Blonde tief einatmete, „Auf beiden Seiten.“

„Das ist eine interessante Auffassung.“, Arthur nickte bedacht, „Welche Auffassungen halten sie für bedenkenswert, Lord Malfoy?“

O... ha... kritischer Moment. Harry ließ den Arm, der lose in seinem Schoß gehangen hatte, etwas wandern, um beruhigend über Dracos Knie zu streichen. Ginny währenddessen faltete die ihren wie zum Gebet.

„Was für eine Gefahr Muggel für uns wirklich darstellen. Existenziell, kulturell, auch materiell. Andererseits, welch eine Bereicherung sie sind. Was für Vorstellungen wir von der Gesellschaft magisch Begabter haben und... welche Methoden seine Meinung zu vertreten verdammenswert sind.“

„Mit dem letzten beschäftigt sich das Gesetz.“, der Weasleypatron lehnte sich vor, „Halten sie unsere derzeitigen Regulationen für unangemessen?“

„Ich halte sie für zu lasch.“, erwiderte Draco ohne Zögern, „Diskriminierung ist ein Kavaliersdelikt. Sei es nun gegen Muggelstämmige oder Slytherins, wir haben sie auf beiden Seiten. Und keinerlei regulierende Maßnahmen.“, seine Züge verhärteten sich, „Es wird Rufmord begangen und wir haben rechtlich kaum Möglichkeiten dagegen vorzugehen.“

Arthur hob eine Hand und nickte, bevor er sprach: „Ich werde darüber nachdenken, Lord Malfoy.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von: abgemeldet
2009-10-15T20:59:28+00:00 15.10.2009 22:59
Ich mag deine Fanfiction, sie ist sehr ansprechend und anspruchsvoll geschrieben. Dein Ansatz ist sehr ungewöhnlich, was ich gut finde, endlich ein paar frische Ideen ;) Ich freu mich auf weitere Kapitel.
Von: abgemeldet
2009-08-10T13:43:05+00:00 10.08.2009 15:43
~ And Action! ~

So, da bin ich mal wieder.

Die kleinen Meckereien zuerst:

>„Mama!“, die Rothaarige gab Harry Ted in den Arm und ließ zu ihrer Mutter herüber, um dieser auf halbem Weg in die Arme zu fallen, „Wir sind gerade erst gekommen.“, sie gaben sich Küsschen auf die Wangen, bevor Ginny ihre Mutter zu sich zog, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern.

Du hast ließ statt lief geschrieben, als Ginny zu ihrer Mutter läuft. Des weiteren irritieren mich die vielen Satzzeichen. Nach der zweiten wörtlichen Rede müsste der Satz doch groß beginnen.

>...die ältere Dame nickte lächelnd und wandte sich dem sie Erreichenden zu,...
Großes Fragezeichen. (wandte sich dem von ihr zu erreichenden? OO) Wieso wandte sie sich nicht einfach IHM zu?

Und Ginny und die Klunker ... und das Manor. So ganz kann ich sie mir in solch einer Rolle nicht vorstellen, es will einfach nicht passen.
Ansonsten ist ja nicht viel passiert. Es ist sehr gemählich.

Bis bald
Gruß,
Gaemon

~ Reaction ~
Von:  undertaker_
2009-07-31T21:07:08+00:00 31.07.2009 23:07
nach laaaanger zeit hab ich es mal wieder geschaft was von dir zu lesen
*schande über mich*
ich weis ich hab lange nichts mehr von mir hören lassen.
Auf jeden fall habe ich mich nach meheren empfelungen dazu durchgerungen diese ff zu lesen
<3
ich gebe zu es ist nicht gerade mein lieblingsparing aber ich bin total begeistert ich freue mich schon aufs nächste kapitel
Von:  Siri
2009-07-30T08:14:13+00:00 30.07.2009 10:14
Toll das es weiter geht.^.^
Es ist echt ein wunder das der
Kleine bei solch einem Krach schlafen
kann. Freu mich schon darauf das es
weiter geht.
Von:  ReinaDoreen
2009-07-29T19:38:29+00:00 29.07.2009 21:38
Ich weiß nicht ob ich Ginny bewundern soll für ihre Haltung oder bedauern. Sie ist vielleicht noch zu jung um die ganze Tragweite zu sehen. Ich weiß nicht ob es auf die Dauer befriedigend ist, immer nur an zweiter Stelle zu stehen und genau zu wissen, das es nicht sie ist die Harry liebt. Ich frage mich wie die Beziehung in 10 bis 15 Jahren aussieht, wenn es überhaupt so lange hält.
Und Ginny hat Draco ja schon fest in ihrem und Harrys Leben intergriert. Wenn ich da die Schlafzimmeraufteilung betrachte.
Reni
Von:  leewes
2009-07-29T18:16:55+00:00 29.07.2009 20:16
oh man was für ein heikles essen... ich bin echt gespannt was dieser abend noch so alles bringt...*G*
und wieder muss ihc eingestehen das ginny eigendlich alle preise der libevollsten selbstlosesten begnatetesten und brilialntesten frau verdient hätte... und so schnell wird ihr den meinermeinung nach auch kener mehr weg nehmen können denn was sie alles macht und tut damit sie und harry und draco einigermasen zu frieden leben können grenst meiner meinung nach schon an wahnsinn... was sie alles auf die beine stellt und was für ein perfekter spagat ihr bis jetzt gelingt ist unglaublich...*g*
ich hoffe für alle drei das es so klapt wie sie es sich vorgestellt haben...*G*
ich freu mich shcon auf das nächste kapi...*G*
bis dann
lee
Von:  Vergangenheit
2009-07-29T14:50:52+00:00 29.07.2009 16:50
Ginny hat viel Spaß an ihrem neuen Leben. ^^ Ich hoffe, dass das auf Dauer anhalten wird. Sie ist zwar dann die offizelle Lady Black aber lieben wird ihr Mann Draco. Ich frage mich immer wieder, ob ich damit leben könnte oder nicht.

Die Weasleys sind eine beeindruckende Familie, erstaunlich wie gelassen sie damit umgegangen sind, dass Harry nun Lord Black ist und dennoch Ginny ehelichen möchte, aber anscheinend sehen sie Harry ein wenig wie ich, als Hoffnung, den Namen der Blacks ein wenig zu bereinigen.

Das Treffen der Familien verlief bisher auch relativ gut, sehr eindrucksvoll, wie sich alle bemühen. Wobei ich Narzissa nicht wirklich einschätzen kann, aber Draco bemüht sich ehrlich und auch die Weasleys schienen, abgesehen von dem kurzen Aufflammen bei Molly, als es um Andromeda Tonks ging, sehr aufgeschlossen zu sein. Und Draco hat mit seinen Worten sicher einige Pluspunkte bei den Weasleys dazu gewonnen.

Das mit der Sitzordnung ist mal wieder ein interessante Sache, ich mag das, wenn du etwas Aufklärung über Etikette mit einbringst. Leider habe ich davon relativ wenig Ahnung.

Die Aufteilung der Zimmer finde ich sehr interessant, gerade was die Schlafzimmer von Harry und Ginny angeht, sehr klug gelöst.

Wann wird Dracos Verlobung stattfinden? Wenn ich mich recht entsinne, war er doch auch noch in der Pflicht sich eine Braut zu suchen?

ByeBye
BlackSilverLady
Von:  Sweet-Akane
2009-07-29T10:48:16+00:00 29.07.2009 12:48
Das Kappi war der Wahnsinn.
Wie viele Schlafzimmer haben die denn meine Güte XDDD.
Die Dame mit den Flugzeugen war so niedlich ^^.
Wenigstens ist bisher alles recht ruhig.
Mal abwarten wie es weitergeht. ^^
Ich freu mich aufs nächste Kappi!


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