Der Turm der Ruhenden
Ich bin mal wieder krank, joa. Und mit der Stimmung ziemlich am Boden. Trotzdem gibt es ein neues Kapitel. Hoffentlich gefällt es euch. ^^
28. Kapitel
Der Turm der Ruhenden
„Rika… Wie weit ist es noch nach Trostu?“, fragte der Grünhaarige. Rika dachte kurze Zeit nach. „Drei Stunden ungefähr.“
Entschlossen schulterte Shuu das Glumanda Der Kopf des Pokémons hing schlaff an seinen Schultern herunter. Behutsam musste er darauf achten, dass er die Flamme genügend Sauerstoff bekam. Er streichelte es vorsichtig über den Kopf und blickte schließlich seine beiden Gefährtinnen an.
Haruka schaute ihren Freund ungläubig an. „Du kannst doch nicht Glumanda den ganzen Weg auf deinem Rücken tragen!“, widersprach sie.
Shuu erwiderte ihren Blick. „Doch, ich kann, nein, ich muss es tun!“, sagte dieser.
Haruka blickte ihn wortlos an, wandte dann ihren Blick zu Rika ab. „Das ist die einzige Möglichkeit.“, meinte diese.
Die Braunhaarige musste sich geschlagen geben; es war tatsächlich die einzige Möglichkeit die sie hatten. Rika raffte sich auf. „Okay, dann los.“
Das Trio war schon seit einer gefühlten Stunde unterwegs. Shuu lang weit hinter ihnen. Die Last auf seinen Schultern war zwar nicht sehr belastend, doch die Dauer des Gewichts, welches auf seinen Schultern lastete, war ermüdend. Shuu wollte keine Schwäche gegenüber Rika und Haruka zeigen. Er hielt tapfer durch.
Glumanda erwachte aus dem Schlaf und hob neugierig den Kopf. Es nahm seine Umgebung sorgfältig in Augenschein. Über seinen Träger war die rote Echse einwenig verblüfft.
„Seht mal. Glumanda scheint es etwas besser zu gehen.“, bemerkte Haruka, während sie das rote Pokémon ansah. Sein Atem ging allmählich ruhiger und die Flamme an der Schweifspitze begann wieder stärker zu lodern.
Rika schwieg die meiste Zeit. Ihr ging einfach nicht dieser Trainer aus dem Kopf, der Glumanda so abgrundtief schlecht behandelt hatte.
Shuu schwitzte leicht unter der Last Glumandas. Immerhin trug er das Pokémon die ganze Zeit über auf dem Rücken. „Alles okay?“, erkundigte sich die Braunhaarige. Shuu nickte. „Keine Sorge.“
Rika hielt kurz inne und blickte sich um. Leichter Nebel zog auf. Hundemon brummte leise neben ihr. Es spürte etwas; etwas was ihnen gefährlich werden konnte.
„Woher kommt jetzt dieser Nebel?“, Haruka war dadurch offensichtlich verunsichert. „Keine Ahnung. Aber wir müssen weiter. Los!“, trieb Shuu die Mädchen weiterhin an. Rika gab Shuu mit einem kurzen Nicken Recht. Der Nebel konnte ihnen zum Verhängnis werden. Im schlimmsten Fall würden sie von ihrem Weg abkommen. Und dies wäre fatal, denn das rote Pokémon brauchte dringend ärztliche Hilfe.
Während sie ihren Weg fortsetzten, nahm der Nebel immer mehr zu. Hundemon wurde immer unruhiger, bis schließlich ein Knurren aus seiner Kehle entwich.
Rika schaute ihr Pokémon verblüfft an. „Was ist los?“ Doch Hundemon starrte in den dichten Nebel. Eine bizarre Steinsäule zeichnete sich vor ihnen im Nebel ab. Doch diese war völlig zerstört.
Rika blickte ernst. „Darum ist Hundemon so unruhig…“ Sie spähte umher.
Haruka schaute die Schwarzhaarige fragend an. „Was ist das für eine Säule dort?“ Rika legte Haruka die Hand vor den Mund. „Psst.“
Plötzlich schoss ein gewaltiger Hyperstrahl auf das Trio zu. „Runter!“, brüllte die Schwarzhaarige und legte sich mit dem Bauch auf den Boden. Doch Shuu wurde von der Druckwelle des Hyperstrahls weggeblasen und knallte hart auf den Boden auf. Glumanda rollte von Shuus Rücken herunter.
Rikas Schattenhund knurrte aufgebracht und spie einen Flammenwurf in den Nebel. Ohne Wirkung. Plötzlich sirrte ein Schattenball auf Hundemon zu und erfasste das Pokémon.
„Hundemon!“, rief die Schwarzhaarige besorgt und rannte auf ihr Pokémon zu, welches sich zunächst nicht rührte.
Daraufhin erschien ein schwebender Stein vor ihnen, dessen Gravierung violettfarben glühte und sich ein Pokémon darauf formte.
Doch Hundemon war zu stolz um kampflos aufzugeben. Es erhob sich wieder und formte einen Schattenball im Maul. Doch das geisterhafte Pokémon wich flink aus.
Haruka holte ihren Pokédex hervor: „Krypuk – das verbotene Pokémon: Es wurde, aufgrund von vielen Sünden, die es vor 500 Jahren begangen hatte, in eine Steinsäule verbannt worden. Sein Körper ist an einem Spalt eines mysteriösen Steines gebunden.“
Das Pokémon Krypuk erschuf abermals einen gewaltigen, gebündelten Energiestrahl.
Rika fluchte leise. „Hundemon! Spukball dagegen!“
Shuu keuchte schwer und blickte besorgt zu Haruka, dann zu dem verletzten Glumanda. „Warum greift uns das Pokémon bloß an?“, fragte die Braunhaarige verzweifelnd. Shuu erwiderte nichts.
Der Schattenhund gehorchte und schleuderte gegen den Hyperstrahl den Spukball, welcher daraufhin zur Explosion führte. Nochmals griff das verrückte Pokémon mit Hyperstrahl an. Hundemon reagierte schnell und stieß seine Trainerin schützend zur Seite, ehe es mit Flammenwurf konterte. Aber es konnte den Hyperstrahl nicht abhalten und wurde durch die Luft geschleudert und prallte an einem Baum ab.
Rika prallte mit dem Kopf hart gegen den Boden auf und krümmte sich vor brennenden Schmerz. Hundemon wurde nun rasend vor Wut und spie einen gewaltigen Flammenwurf auf Krypuk, sodass dieses in den nahe gelegenen Fluss fiel. Doch das Pokémon erholte sich rasch und kam wieder aus dem kühlen Wasser heraus geschossen.
Der Schattenhund knurrte wütend und sammelte Energie für einen erneuten Angriff mit Flammenwurf, aber verfehlte Krypuk knapp. Stattdessen schleuderte das unheimliche Pokémon einen weiteren Hyperstrahl auf den Schattenhund, der ratlos dem Angriff entgegen sah.
Rika kam allmählich wieder zu Kräften und hob den Kopf. „Hundemon! Smog!“, schrie sie. Hundemon nickte entschlossen und öffnete sein Maul aus dem eine Giftwolke kam. Diesen Moment nutzte das schwarze Pokémon um zu Rika zu laufen. „Alles in Ordnung.“, sagte sie zu Hundemon, nachdem sie sich hustend aufgesetzt hatte. Ihr treues Pokémon wandte dennoch nicht den Blick von ihr ab. Vorsichtig strich Rika über seine Schnauze und entdeckte dabei eine lange Verwundung an der Schulter Hundemons. „Du bist verletzt…“ Es grollte leise als die Finger seiner Trainern über die blutende Wunde strichen.
Es begann abermals zu knurren als Krypuk vor ihnen schwebte. Es machte keine Anstalten erneut anzugreifen. Doch unerwartet leuchtete eine kleine Energiekugel auf, die abermals sich zu einem Hyperstrahl formte.
Shuu reagierte schnell; er sprang auf die Füße und stützte sich mit den Fingern am Boden ab, mit der freien Hand warf er einen Pokéball in die Luft. „Nachtara! Eisenschweif!“
Die schwarze Katze kam aus dem Lichtstrahl hervor und attackierte sofort Krypuk mit seinem eisernen Schweif. Es katapultierte das Pokémon gegen einen Stein, sodass der Hyperstrahl ins Leere ging. Lange dauern würde es nicht bis das Pokémon wieder zu Kräften gekommen war…
So schaute as schwarzhaarige Mädchen alarmiert um sich. „Wir müssen fliehen!“, presste sie unter ihrem keuchenden Atem hervor. Haruka und Shuu blickten sie wortlos an. „Haruka, kümmer dich um Glumanda.“, ordnete der Grünhaarige seine Freundin an, die gehorsam nickte und die zitternde Echse auf den Arm nahm.
Krypuk war aufgebrachter den je, nachdem es sich wieder erholt hatte und mobilisierte einen weiteren Hyperstrahl, einen stärkeren und gewaltigeren als je zuvor.
Shuus Blicke wanderten zu Rika hinüber, die ihm zu nickte und dann wieder Krypuk fixierte, das den gebündelten Energiestrahl auf die jungen Trainer schleuderte.
„Hundemon!“ „Nachtara!“ Beide schwarzen Pokémon machten sich bereit. „Flammenwurf!“ „Hyperstrahl!“
Die Schattenkatze konterte mit einem eigenen Hyperstrahl, und Hundemon spie einen glühenden Feuerstrahl auf Krypuk. Beide Attacken nahmen ein gewaltiges Ausmaß an Kraft, das sie Krypuks Hyperstrahl davon fegten und den Anwender schwer zu setzten.
Eine dichte Staubwolke, gemischt mit Nebel, verdeckte ihnen die Sicht. „Rückzug!“, sagte Rika mit gedämpfter Stimme.
Das Trio war dem wild gewordenen Krypuk nur knapp entkommen, nachdem es die jungen Trainer überraschend angegriffen hatte. Hundemon, welches vor Wut beinahe durchgedreht war, wurde in der kurzweiligen Auseinandersetzung verletzt. Es keuchte erschöpft und schleppte sich mühsam hinter seiner Trainerin her. Es blieb kurz stehen, fühlte jedoch nicht, dass Krypuk ihnen folgte.
„Hundemon, komm in deinen Pokéball zurück um dich auszuruhen.“, die Schwarzhaarige zückte seinen Pokéball hervor um es zurückzurufen, aber Hundemon sprang weg und knurrte wütend. Nein! Es wollte nicht in seinen Pokéball zurückkehren und damit Rika der Gefahr überlassen, die ihnen noch immer im Nacken saß. Es schüttelte den Kopf und bellte keifend. „Hundemon…“
Haruka sah sich nach ihnen besorgt um. „Hey! Da ist ein Turm!“, rief Shuu und zog somit die Aufmerksamkeit auf sich. Die Mädchen richteten ihre Blicke auf das große Gebäude, was vom Nebel geheimnisvoll umhüllt wurde. „Dieser Turm… Er kommt mir so bekannt vor…“, murmelte die Schwarzhaarige.
Haruka tastete sich vorsichtig vor und betrat das dunkle Gebäude. „Kommt, hier können wir Zuflucht finden.“ Zögernd folgten Shuu und Rika dem Mädchen ins Ungewisse.
Der Raum in dem sie sich nun befanden, war bedrückend dunkel und von Trauer gefüllt. Der Nebel umschlich die grünen, von moosübersäten Grabsteine und verlieh diesem Ort eine erschreckende Atmosphäre - die des Todes.
Rika schaute sich trübe gestimmt um. „Dies ist der Turm der Ruhenden…“, bemerkte die Schwarzhaarige. „Hier ruhen Pokémon, die diese Welt bereits verlassen haben…“
Haruka und Shuu blickten das Mädchen verwirrt an. „Ein Friedhof?“, fragte die Braunhaarige furchtsam nach. Ihr vorheriger Mut war allmählich verschwunden. Nun spähten ihre Blicke unruhig im Raum umher; blieben mal dort hängen, dann beim leisesten Rauschen des Windes richtete die ihre Augen in die Richtung aus dem das unheimliche Heulen des Windes kam.
Die Schwarzhaarige setzte ihren Weg unbekümmert weiter. „Ich denke, wir sollten hier den Nebel abwarten…“, meinte das Mädchen. Haruka schaute sie erschüttert an. „Hi-Hier bleiben?“, kam es ängstlich von ihr.
Shuu strich sich durch die Haare. „Hast du eine besondere Idee, Haruka?“, erwiderte der Junge. Die Angesprochene senkte den Blick. Nein, sie hatte keinen anderen – besseren – Einfall.
Rika musterte Haruka kurz, wandte sich dann an Shuu. „Kommst du mit um den Turm zu erkunden?“, fragte sie den Jungen. Dieser willigte mit einem kurzen Nicken ein. „Haruka, du wartest hier.“, ordnete Shuu seiner Freundin an, die ihn ungläubig anstarrte. „Ich soll alleine hier bleiben? Und was, wenn Krypuk auftaucht?“
Die Schwarzhaarige grinste unverhohlen. „Dann nimmst du deine Beine in die Hand und läufst weg.“, erwiderte sie sarkastisch. „Wozu hast du deine Pokémon?“ Haruka blieb auf Rikas spitze Anspielung wortlos und gab ihren beiden Freunden mit einem kurzen Nicken Bescheid, das sie hier warten würde auf sie.
Shuu und Rika stiegen die Treppen hinauf in den ersten Stock des Turmes. Dieser war genauso trostlos wie der Raum, in dem sie vorher waren. Die Gräber waren hier ebenso grau und von Moos bedeckt.
Rika betrachtete einen der grauen Steine, in dem eine Gravierung eingeschlagen war. Leise bewegte sie ihren Mund, erhob dann ihre Stimme, damit ihre Begleitung sie ebenfalls hörte: „Hier ruht Togepi…“ Weiter konnte sie die Schrift nicht lesen; ihre Stimme versagte. „Es war so jung…“, flüsterte sie als sie Shuus Arm um ihrer Schulter spürte, entzog sich gleich darauf der Annäherung. Das Mädchen wollte ungern zeigen, dass sie im Inneren trauerte.
Shuu schaute sie bekümmert an, er wollte ihr nicht zu nahe treten. Rika war der Typ, der nicht seine Emotionen gegenüber anderen zeigte. Das einzige Mal hatte das Mädchen ihre Gefühle im Kraterberg gezeigt – Angst. Eine tiefe Angst, die die Fassade Rikas eingerissen hatte.
Der Grünhaarige wandte seinen Blick von ihr ab. „Komm, lass uns weitergehen.“ Sanft zog er die Trainerin am Arm mit sich. Auch Hundemon stupste sie energisch weiter.
Rika schaute sich mit einem flüchtigen, getrübten Blick die dunklen Gräber an. An einigen von ihnen standen frische Blumen, an Anderen dagegen verwelkte und vertrocknete Pflanzen. Die Schwarzhaarige musste die Augen abwenden um nicht völlig in ihrer inneren Trauer zu versinken. „Es ist schrecklich, wenn geliebte Pokémon… oder Menschen sterben…“, sagte Rika mit leicht zittriger Stimme. Sie wischte sich kurz über die Augen mit dem Handrücken und versuchte sich ein Lächeln auf das Gesicht zu zwingen. „Ein Junge in Zweiblattdorf… Er hatte schon früh sein erstes Pokémon bekommen… Ich erinnere mich gut daran, wie glücklich er war…“ Rika hielt kurz inne und richtete wieder ihren Blick auf einen bestimmten Grabstein. „Doch sollte die Freude nicht lange andauern…“ Der Grünhaarige hörte wortlos ihren Worten, die aus tiefem Kummer kamen. „Eines Nachts ereilte ein Unfall den Jungen, den er wunderlicherweise überlebt hatte…“ Shuu sah sie fragend an als Rika still lächelte.
„Sein Pokémon hatte sich vor das Auto geworfen um den Jungen zu schützen. Beide wurden verletzt, doch das Pokémon verstarb noch in derselben Nacht…“ Aus Rikas Kehle entkam ein unterdrücktes Schluchzen. „Ich kannte ihn gut. Kein Wunder, wir wohnten auf der gleichen Straße…“
Ihren Blick richtete das Mädchen angestrengt gegen die hohe Decke. „Doch ich erkannte ihn nicht mehr wieder, nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen wurde… Er war ein anderer Mensch geworden…“ Lautlos kniete sich das Mädchen über den Grabstein, den sie zuvor längere Zeit angeguckt hatte. Shuu blickte sie mitfühlend an.
Ihre Finger strichen über die raue Oberfläche des Steins. „Ein Pokémon, was sich selbst für seinen eigenen Trainer opfert…“, murmelte Rika leise und spürte, wie Hundemon seine Schnauze auf ihre Schulter legte. Das Mädchen strich lächelnd über die Schnauze des Pokémons und erhob sich. „Lass uns weiter.“
Shuu schaute sie ein paar Sekunden betreten an, willigte dann jedoch mit einem kurzen Nicken ein.
Haruka verschränkte die Arme vor der Brust und rannte auf- und ab. Psiana blickte ihre Trainerin ungeduldig an. Maunzend wollte die Lichtkatze ihre Trainerin beruhigen – ohne Erfolg. Die Nervosität ihrer Trainerin übertrug sich nun auf Psiana. Es stand unruhig auf und der geteilte Schweif zuckte lebhaft umher.
Die Braunhaarige blieb stehen. „Wo bleiben die nur?“, murmelte sie leise und warf immer wieder ihren Blick auf die nahe Treppe.
Plötzlich zog ein kühler Wind durch das Gebäude und verursachte ein scheußliches Geheule. Es war so als würde der Turm weinen.
Haruka schlug die Hand vor dem Mund um nicht wie eine wahnsinnige los zu kreischen. Der Schreck saß ihr tief in den Knochen, das sie sich einen geeigneten Platz suchte und sich dort erstmal niederließ. Ihre Hände zitterten und sie wünschte nichts Sehnlicheres als das Shuu kam und sie sich in seine Arme schmiegen konnte. „Shuu! Wo bist du verdammt noch Mal?“, jammerte Haruka und war den Angsttränen nahe.
Noch immer erkundeten Shuu und Rika die Grabstätte der Pokémon. Es war ein trauriger Ort. Doch es war ihre einzige Möglichkeit Schutz zu finden bis der Nebel sich wieder verzogen hatte. Ungern wollten die Jugendlichen, das sie nochmals auf Krypuk trafen. So wäre ein Kampf wieder um umgänglich.
Die Schwarzhaarige wandte sich zu Shuu um, der auf den Boden blickte. „Wir sollten Haruka nicht allzu lange alleine lassen.“, sagte sie zu ihm. Der Angesprochene schrak aus den Gedanken hoch und nickte schweigend.
Plötzlich ertönten ein jaulendes Geräusch, was Shuu und Rika kurz zusammen zucken ließ. „Was wollt ihr? Was sucht ihr?“, umgab eine geisterhafte Stimme die Trainer.
Diese blickten konzentriert in jede Richtung um hervorahnen zu können, woher diese Stimme herkam. „Uhhhhh, wollt ihr die Ruhe der Pokémon stören?“
Unerwartet sprang eine weiße Gestalt vor ihnen. Sie hatte einen Stab in der Hand an dessen Ende Papier befestigt war. „Verschwindet, ihr bösen Geister! Lasst uns in Ruhe!“, jammerte die Exorzistin. Wild fuchtelte sie mit dem Stab umher und drängte Shuu und Rika mehr und mehr in die Enge. Hundemon grollte die Exorzistin an, wodurch sie leicht zurückschreckte. In diesem Moment wurde für einen Bruchteil von Sekunden eine Erscheinung sichtbar, die allerdings gleich darauf wieder vor ihren Augen verschwand.
„Ein Pokémon?“, murmelte das Mädchen leise und grinste schließlich. „Ich verstehe…“
Der Grünhaarige sah sie verwirrt an. „Hundemon! Flammenwurf!“, befahl sie. „Bist du verrückt?“, mischte sich Shuu ein, doch Rika legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen.
Auf Hundemons Lippen zeichnete sich etwas wie ein Grinsen ab, bevor es einen Flammenwurf auf die Person lenkte. Eine schwebende Gestalt wurde sichtbar als der Feuerstrahl es traf. Ein Traunfugil löste sich aus der Unsichtbarkeit und flog umher. „Traun… fugil… Traunfugil!“
Augenblicklich löste sich der Bann über der Frau und verwirrt schaute sie sich um. „Was… Was ist geschehen?“, fragte die Frau verunsichert. Dann starrte sie mit geweiteten Augen Shuu und Rika an als hätte sie beide noch nie gesehen.
Shuu deutete auf das Traunfugil, welches munter durch die Lüfte schwebte. „Das Traunfugil hat von ihnen Besitz ergriffen.“, erklärte er.
„Oh!“, erwiderte sie nur und wandte geistesabwesend den Blick ab. Rika fand die Exorzistin seltsam, beinahe schon gruselig. Aber laut aussprechen würde sie den Gedanken nicht.
Schließlich wandte sich die Frau wieder den Jugendlichen zu. „Was macht ihr an einem solchen Ort?“ Die Augen der Exorzistin funkelten argwöhnisch.
Shuu blickte kurz seine Begleiterin an. „Wir suchen einen Unterschlupf, solange bis sich der Nebel verzogen hat.“ Die dunkelhaarige Frau nickte abwesend und neigte den Kopf zur Seite. „Gut, gut… Seid hier alleine?“
Diesmal meldete sich das schwarzhaarige Mädchen zu Wort. „Nein, im Erdgeschoss wartet noch jemand auf uns. Sie hat ein verletztes Pokémon bei sich.“
Der Blick der Exorzistin fiel auf Rikas Hundemon. „Dein Pokémon ist anscheinend auch verletzt.“, bemerkte die Frau und wollte Hundemon über die Schnauze streichen, doch dieses knurrte leise. „Wir wurden von einem Pokémon angegriffen. Ein Krypuk war es.“, antwortete der Grünhaarige. „Ein Krypuk sagst du…?“
Harukas vertraute Lichtkatze stupste mit der Nase gegen ihren Unterarm um das Mädchen zu beruhigen. Der Versuch scheiterte kläglich. Doch Psiana konnte spüren, wie sehr sie aufgewühlt war.
Psiana wandte sich von ihr ab und tapste zwischen den Gräbern umher. Sie drehte sich auf halber Strecke um und blinzelte Haruka an, die immer noch einwenig zitterte. Ob vor Angst oder Kälte konnte die Lichtkatze nicht so deuten.
Plötzlich zerriss eine heftige Erschütterung die Stille und durch die Druckwelle wurde Haruka unsanft auf den Boden geworfen. Sie krümmte sich etwas und hatte nach kurzen Sekunden das Bewusstsein durch den harten Aufprall verloren.
Psiana fauchte alarmiert. Es wollte so schnell wie möglich zu seiner Trainerin, doch ein nächster gewaltiger Energiestrahl zischte durch die Luft und schleuderte die Lichtkatze gegen eine Wand. Im dunklen Rauch zeichnete sich die Gestalt eines schwebenden Pokémons ab – Krypuk.
„Haruka!“
Shuu und Rika hatten in der gleichen Sekunde denselben Gedanken. Haruka war in Gefahr. Die Explosion war im gesamten Turm zu hören und brachte diesen zum Wanken.
Sofort rannten die Jugendlichen los, gefolgt von Nachtara und Hundemon. Sie scherten sich nicht darum, dass die Exorzistin zurückgeblieben war.
„Nachtara! Lauf vor! So schnell wie du kannst!“, rief Shuu seiner Schattenkatze zu, die einwilligte und davon stob. „Hundemon, du auch!“
Nachtara und Hundemon folgten den Befehlen ihrer Trainer. Sie rannten so schnell wie sie konnten die Treppen hinab und kamen schließlich im Erdgeschoss an. Immer noch bedeckte eine Staubwolke den Boden und behinderte die Sicht.
Hundemon begann zu knurren als Krypuk aus dem Rauch zum Vorschein kam. Gerade formte es einen Schattenball vor sich und schleuderte diesen auf die Pokémon zugleich erwiderte der dunkle Hund den Angriff mit einem heftigen Flammenwurf, der die Attacke auflöste. Shuus Schattenkatze hatte derweil Haruka und Psiana entdeckt. Beide waren nicht ansprechbar. Unter der Braunhaarigen lag das keuchende Glumanda, was sich nicht zu regen schien.
Shuu blickte sich gehetzt um und bekam einen Schock als er Haruka und Psiana entdeckte. Rika fluchte leise neben ihm. „Verdammt.“
Der Grünhaarige blickte auf und sah sich Krypuk gegenüber, dass soeben einen Hyperstrahl entfesselte. „Zwirrklop! Schutzschild!“
Eine grünliche Barriere schützte Shuu, Haruka und Rika vor dem Angriff des Geist Pokémons. Rika neigte die Augen zur Treppe und erspähte die Exorzistin auf dem Treppenabsatz.
Krypuk ließ nichts unversucht und wurde von silbernen Kugeln umgeben. Es bereitete sich auf Kraftreserve vor.
Rika biss sich auf die Unterlippe. „Dann wollen wir das ein für alle mal klären.“, sagte die Schwarzhaarige leise. „Hundemon! Spukball!“
Der Schattenhund erzeugte einen tief schwarzen Spukball, der die Kraftreserve glücklicherweise aufhielt. „Jetzt Flammenwurf!“
Ein glühender Flammenstrahl verfehlte sein Ziel nicht. Krypuk war für kurze Zeit nicht fähig eine Attacke zu erwidern. Schließlich schleuderte es abermals einen gewaltigen Hyperstrahl ab.
Nun erschien die dunkelhaarige Exorzistin neben Rika und mischte sich ebenfalls in dem Kampf ein. „Nochmals Schutzschild!“
Doch zu spät. Zwirrklop war zu langsam und wurde aufgrund der Druckwelle davon geschleudert. Es knallte gegen die Wand und blieb liegen.
Rika blickte auf Hundemon herab. Sein Zustand verschlechterte sich immer mehr. Wenn es so weiter ging, würde Hundemon noch entkräftet zusammen brechen und genauso enden, wie das Glumanda, das sie unbedingt ins Pokémon Center bringen mussten…
Shuu musterte währenddessen ebenfalls Rika, die ziemlich angespannt war aufgrund der brenzligen Situation. Inzwischen wachte Haruka allmählich auf und hielt sich den brummenden Kopf. „Haruka!“, sagte Shuu wie befreit und kniete sich neben ihr. Rika schaute ebenfalls kurz zu ihrer Freundin und vergewisserte sich, dass es ihr gut ging.
Diesen Moment nutzte Krypuk aus und entfesselte abermals einen mächtigen Hyperstrahl. „Rika! Pass auf!“, schrie Shuu, aber Rika war unfähig sich zu bewegen.
„Sumpex! Hydropumpe dagegen!“, meldete sich eine unbekannte Jungenstimme und ein gebündelter Wasserstrahl hielt den Hyperstrahl vom Schlimmsten ab. „Und jetzt Eishieb!“
Ein gewaltiges Wasser Pokémons sprang auf Krypuk zu und traf dieses mit einem eiskalten Schlag. Durch die Wucht wurde Krypuk auf den Boden geschleudert.
Im seichten Staub tauchte plötzlich der weißhaarige Trainer auf – Dai.
„Du?!“, fauchte die Schwarzhaarige, der sie grinsend anblickte. Sich wieder zu Krypuk wendend, hob er den Arm: „Sumpex, Hydropumpe!“
Das echsenartige Wasser Pokémon stellte sich auf alle Vieren. „Sum… pex!“ Ein gewaltiger Hochdruck Wasserstrahl traf Krypuk so heftig, dass es vor Erschöpfung nicht mehr schweben konnte.
Dai nutzte diese Chance und warf einen gold-schwarzen Pokéball auf das Pokémon, aber es wollte nicht einfach so aufgeben und befreite sich nach einigen Sekunden.
Es sammelte nochmals einen Schattenball um seinen neuen Gegner anzugreifen.
Shuu und Rika sahen einfach wie betäubt zu, wie der verhasste Trainer Krypuk einfach so in den Boden stampfte. Doch dieses schien keinesfalls aufgeben zu wollen, was Dai verärgerte. „Sumpex! Hau es mit Eishieb zu Boden!“
Sumpex willigte gehorsam ein und beförderte Krypuk in die Schwärze der Bewusstlosigkeit. Gegen den Sog des Hyperballs wehrte sich Krypuk diesmal nicht.
Rika konnte sich nicht rühren, aber ihr entkam ein erleichtertes Seufzen, ebenso Haruka und Shuu. Dai wandte sich zu dem Trio um, die ihm dazu genötigt hatten sein Glumanda freizulassen. Auch wenn er nun die Chance hatte sein Pokémon wieder an sich zu nehmen, zollte er ihm kein Interesse.
Haruka krabbelte mit kraftlosen Beinen zu Psiana, welches ebenfalls wieder der Gegenwart einkehrte. Besorgt stand es auf und stupste regungslose Glumanda an. „Shuu! Glumanda hat hohes Fieber! Wir müssen sofort los!“, drängte seine Freundin.
Der Grünhaarige fluchte leise. Zuviel Zeit hatten sie inzwischen verloren.
Dai lachte nur leise und schaute verächtlich auf sein ehemaliges Pokémon. Dann wandte sich der Junge ab. „Warte!“, rief die Schwarzhaarige hinterher. Der Trainer hielt inne. „Fühlst du dich gar nicht schuldig für den Zustand von Glumanda?“
Der Angesprochene drehte sich zu Rika um und sah ihr kalt in die Augen. „Wieso? Wenn es zu schwach ist, dann hat Glumanda es verdient.“
Mit diesen Worten ließ Dai eine erzürnte Rika zurück. Haruka und Shuu konnten seine Reaktion nicht erklären. Vor allem nicht, dass Glumanda ihm so egal war, wie schlecht es dem Pokémon ging.
„Wie kann man nur so herzlos sein?“, Rika versuchte ihre aufgesteigene Wut zu unterdrücken. Doch die fremde Frau, dessen Namen sie immer noch nicht kannten und nun auch irgendwie überflüssig war, legte beschwichtigend den Arm um ihre Schulter. „Es gibt auch böse Menschen, Kind.“
Diese Tatsache vermochte das Mädchen nicht gerade ihren Zorn gegen Dai fallen zu lassen, aber sie beruhigte sich etwas und kümmerte sich nun um Hundemon. „Es tut mir Leid, das ich dich so hart kämpfen gelassen habe.“, flüsterte sie ihrem Schattenhund zu. Damit es sich ausruhen konnte, rief Rika Hundemon zurück. Sie sah, wie Shuu Glumanda wieder behutsam auf den Arm hob. „Los geht’s!“ Die beiden Mädchen willigten mit einem kurzen Nicken ein.
Die dunkelhaarige Exorzistin lächelte: „Dann beeilt euch. Trostu ist nicht mehr weit. Ihr werdet es noch heute Abend erreichen.“