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Du und ich, Odango

von

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Bin ich nicht genug?

Sie verkrampfte die Hände zu Fäusten, um ihren zitternden Körper unter Kontrolle zu halten.

„Odango…“, begann er, doch sie brachte es nicht über sich, ihren Kopf zu heben und starrte stattdessen weiter auf den Boden. Die Regentropfen bildeten Muster auf dem grauen Stein. Usagi konzentrierte sich darauf, wie sich die Tropfen zu kleinen Seen verbanden und den Boden langsam dunkel färbten.

„Odango…“ Der Klang seiner Stimme riss sie zurück in die Wirklichkeit. Alles, was sie wahrnahm, warenseine Stimme und das schwere Rasseln des Regens.

Ihr Kopf war so schwer... „Seiya…“, seufzte sie, ohne ihren Blick zu heben. So sehr sie sich auch verkrampfte, ihr Körper zitterte weiter und wehrte sich gegen ihre Kontrolle. „Seiya...“ Warum war er hier? Warum sorgte er sich um sie? Alle hielten sie für die große Kriegerin des Mondes, die jedes Übel von der Erde fernhalten konnte. Die starke Kämpferin gegen das Unheil... Wie sehr sie diese Rolle hasste.
 

„Ich… ich bin nicht gut darin, Dinge durchzuhalten…“, sagte Usagi schließlich mit zitternder Stimme, ohne ihren Blick von den Regenbächen abzuwenden. Wie sinnlos es war, alles was geschehen war, hinwegspülen zu wollen…

Seiya reagierte nicht auf ihre Worte und doch spürte sie seine Blicke. Ihr Blick wanderte zu seinen Fußspitzen. Sie brachte es nicht fertig, länger eine Rolle zu spielen, der sie nicht gewachsen war und Seiya war hier mit ihr in diesem Moment. Er hörte ihr zu, wie so viele Male in letzter Zeit, seit...

Usagi bohrte ihre Fingernägel in das Fleisch ihrer Handflächen, bis der Schmerz ihr deutlich machte, dass diese Situation wirklich war.

Sie unterdrückte ihr Schluchzen und zog die Nase hoch. Reis Sticheleien über ihr Benehmen kamen ihr plötzlich in den Sinn. „Usagi-chan, wie soll aus dir nur die Königin Kristalltokios werden..“ Wie zum Trotz schniefte sie erneut. Was machte das schon für einen Unterschied…
 

Sie bemerkte, wie Seiya vorsichtig einen Schritt auf sie zutrat und so die Distanz zwischen ihnen verringerte. Wieso war er hier mit ihr? Warum sollte er sich um ein unselbstständiges Mädchen wie sie kümmern, welches keinen Schritt in ihrem Leben ohne Hilfe von anderen gehen konnte? Jetzt, wo er seine Prinzessin endlich gefunden hatte? Als er eine Hand nach ihr ausstreckte, wich Usagi zurück und konzentrierte sich weiter auf das Grau des Schuldaches. In dem Moment, in dem sie ihren Kopf heben würde, würde alles, was ihr auf dem Herzen lag, wieder tief vergraben sein.
 

„Wenn… wenn ich mir zum Beispiel vornehme, ganz fest, meine Hausaufgaben zu erledigen…“ Ihr Blick wanderte zu ihren Fäusten und sie bemerkte, dass die Knöchel weiß hervortraten. „meine Gedanken schweifen so schnell ab, so fest ich es mir auch vornehme und ich fange an, Süßigkeiten zu essen, bis ich ganz voll bin und müde und ich dann einschlafe“ Usagis Sätze wurde schneller und sie fing an, Wortfetzen an Wortfetzen aneinanderzureihen, wie es ihr gerade in den Sinn kam. Wenn sie jetzt nicht alles in Worte fassen würde, was ihr auf dem Herzen lag, wann dann? Sie verstand nicht, warum Seiya Kou seine wenige Freizeit gerade damit verbrachte, in ihrer Nähe zu sein. Sah er auch etwas in ihr, was sie nicht war und niemals sein konnte? Sie musste wenigstens ihm beweisen, wie falsch er mit seiner Einschätzung lag. Nein, sie war nichts von dem, was man in ihr zu sehen glaubte. „Ich… ich schlafe oft ein, egal was ich mir vornehme…ich…dachte trotzdem einmal, ich hätte einen starken Willen...“ Ihr Körper fing an zu zittern und ihre Augen wurden feucht. Ich kann es nicht…, dachte sie, ich bringe es nicht einmal fertig, zu reden ohne zu heulen… Du bist schwach, Usagi Tsukino, so schwach.
 

Sie dachte an den Moment, als sie die rote Rose gesehen und Tuxedo Kamen erwartet hatte. Immer weiter verlor sie die Kontrolle über ihren Körper und schlug die Hände vor ihr Gesicht, wie um ihre Schwäche zu verbergen. „Doch als ich die Rose gesehen habe… ich dachte... ich dachte, er wäre es…“ Usagi fiel auf die Knie und stützte sich mit den Händen auf dem nassen Boden ab. Kleine schmutzige Bäche flossen ihre Finger entlang. „Ich dachte, ich hätte schon wieder versagt, alleine zurechtzukommen… Seit es anfing, das Kämpfen… seit ich anfing, kämpfen zu müssen, war er immer da, wenn ich versagt habe... Ich kann es nicht allein... Mamoru…“
 

„Odango...“ Seiyas Stimme drang wieder an ihr Ohr, verständnisvoll - aber hörte sie nicht auch Enttäuschung? Den Blick weiterhin nach unten gerichtet, bemerkte Usagi, wie er sich vor ihr in den Schmutz kniete. „Mamo-chan…“ Ihre Schultern bebten unter ihrem Schluchzen. „Ich dachte, ich dachte er wäre hier… Er hätte sich doch nicht von mir abgewandt und wäre an meiner Seite... ich... ich weiß nicht, wie ich es allein schaffen soll, ich weiß nicht, was ich ohne ihn machen soll…“ Ihre Arme hatte sie mittlerweile vor ihrer Brust verschränkt, als wolle sie sich selbst umklammern.

Ja, genau das war der Punkt. In diesem Moment wurde Usagi bewusst, wie sehr der Regen ihre Schuluniform bereits durchdrungen hatte und was für ein jämmerliches Bild sie abgeben musste, weinend im Regen wie ein kleines Schulmädchen… Genau das ist dein Problem, Usagi Tsukino!, hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf. Du brauchst deinen Freund, damit jemand dir sagen kann, wie du dich verhalten sollst. Damit dir jemand sagt, was richtig und falsch ist. Damit du endlich wieder einen Grund hast, seine Nähe zu meiden... Und du dachtest, dieser Zeitpunkt wäre gekommen. Es ist nicht nur Verzweiflung, dass kein Mamo-chan in der Nähe ist. Es ist auch Erleichterung...“
 

Wie um die Gedanken zu vertreiben, schüttelte Usagi schluchzend ihren Kopf. Nein... nein…

Plötzlich fühlte sie zwei Hände fest auf ihren Schultern, die ihren Oberkörper aufrichteten. Ein Finger strich über ihre Wange und versuchte erfolglos, ihre Tränen wegzuwischen. „Odango... bin ich nicht gut genug?“

Entsetzt hob sie ihren Kopf und sah in seine Augen. Was hatte er gesagt?

Ernst sah er sie an und machte es ihr unmöglich, diesem Blick auszuweichen. Usagi spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Hatte sie ihn nicht vertrieben, obwohl sie ihm ihre eigene Jämmerlichkeit vor Augen geführt und nach einem anderen Mann geweint hatte? Seiya strich ihr erneut die frischen Tränen aus dem Gesicht und näherte sich flüsternd ihrem Ohr. „Bin ich denn wirklich nicht genug?“

Schnell zwang sie sich, wieder auf den Boden zu starren, um ihren roten Kopf vor ihm zu verbergen. Nein, Usagi... Du hast Mamo-chan.

Mamo-chan Mamo-chan Mamo-chan…
 

Einige stille Momente vergingen, bevor Seiya sich seufzend aufrichtete und dabei seine Hand auf ihren Rücken legte. „Usagi...“ Sie horchte auf... Wie seltsam fremd ihr Name klang, wenn er ihn aussprach.

Komm mit, ich bring dich nach Hause.“

Sie nickte stumm.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Lina_Kudo
2009-03-20T21:13:15+00:00 20.03.2009 22:13
Wow ... *_*
Einfach unglaublich ...

Ach, es war so schön ...
Und das war gerade mal der Prolog >///<
Wie du das geschrieben hast ...
Jetzt kann ich mir viel besser vorstellen, wie sich Usagi oben auf dem Dach so richtig gefühlt haben musst ...
Du hast es wirklich so geschrieben, dass jeder Leser sich in ihre Situation hätte hineinversetzen können (eine gewisses Mitgefühl setzt man schon voraus *grins*) ...
So erschreckend real und ... Oh Gott!!! >_<

Und was natürlich auch ganz toll ist: An deinem Schreibstil habe ich gar nichts auszusetzen! So wundervoll detailreich, schildernd, emotional ...
Genau so mag ich das! xD

Auch gut, dass da die vier anderen nicht aufgetaucht sind, manchmal haben sie schon gewaltig die Zweisamkeit Seiyas und Bunnys gestört (man denke nur an die Folge, in der er zu ihr gekommen ist, um auf sie aufzupassen xDD)

Gleich wird weitergelesen xDDD
Von:  BacktotheRoots
2008-10-05T14:14:50+00:00 05.10.2008 16:14
So, endlich bin ich auch mal dazu gekommen deine FF zu lesen.
Sehr dramatischer Einstieg ^^... aber das mag ich sehr gern.
Werde mir deine anderen kapitel auch durchlesen und dann mal einen ausführlicheren Kommentar schreiben.
Grüße
Root
Von: abgemeldet
2007-10-31T15:16:10+00:00 31.10.2007 16:16
Hui, die Geschichte ist es super. Mir gefällt es, wie du die Situation beschrieben hast. Man fühlt richtig mit und alles wirkt so real beim Lesen, eine sehr schöne Atmosphäre. Respekt, so zu schreiben fällt vielen Leuten schwer.

Das es ein offenes Ende hat, macht die Geschichte traurig, aber schön :)
Von:  Salzstange
2007-10-10T14:51:55+00:00 10.10.2007 16:51
Bis jetzt fand ich es sehr interessant :D Gerne mehr davon^^ Und bitte benachrichtigem, wenn ein neues Kap on kommt, okay?
Von:  Lizzi19
2007-10-10T08:56:26+00:00 10.10.2007 10:56
He he ich freue mich das du auch ein Bunny/seiya Fanfic gemacht hast.
Das hat mir echt gut gefallen.Ich hoffe es geht schnell weiter...bin ja so neugierig.


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