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Der etwas andere Traum... eine Vorahnung?

basierend auf Träumen, die ich wirklich geträumt habe!
von

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Das Gespräch mit Melanie

"Du Melli...", sprach ich meine Freundin an.

"Was ist denn, Süße?", fragte Melanie und sah mich besorgt an.
 

Sie merkte sofort, wenn mit mir etwas nicht stimmte.

Wir kannten uns zwar erst seit etwa zwei Jahren, dafür aber wussten wir beide gleich, wenn mit dem anderen etwas nicht stimmte oder ihn etwas bedrückte.
 

"Naja... Ich habe Angst um Ryuichi...", begann ich. "Du weißt doch... der Traum diese Nacht."

Melanie sah mich nachdenklich an.

"Hmm... Wie wäre es, wenn du ihm über seinen Yahoo-Blog eine e-Mail schreibst und ihm die Sache schilderst?", schlug Melanie vor.

Ich sah Melanie bedrückt an.

"Die wird er doch wohl sowieso nie lesen... und wenn doch, dann wird er bestimmt drüber lachen und denken ich will ihm bloß Angst machen.", seufzte ich.

"Hör ma... wenn du es nicht versuchst, wirst du es nie erfahren, Maus! Schreib es ihm doch einfach mal. Einen Versucht ist es alle Mal wert.", argumentierte Melanie.

"Du hast Recht.", murmelte ich.

"Und... was soll ich ihm schreiben? Ich weiß ja nicht einmal, wo ich anfangen soll...", fügte ich verzweifelt hinzu.

Melanie überlegte kurz.

"Wie wäre es... wenn du erst schreibst, was du genau geträumt hast und ihn dann auf die beiden Träume davor ansprichst und dazu sagst, dass diese genau so passierten, wie du es geträumt hast. Ich meine... so war es ja auch... Sag ihm, dass du Angst um ihn hast, das hast du doch sicher, oder?", kam es von Melanie.

"Ja... das habe ich. Sagte ich ja vorhin...", stimmte ich zu.

"Hey! Sprech ihn doch noch auf die Daten an. Immerhin war es immer der gleiche Tag im Monat.", schlug Melanie vor.

"Ja genau. Das werde ich auch tun. Ach, weißt du was? Ich schreibe die e-Mail erst mal, und dann schau bitte mal drüber!", sagte ich, ging in das PC-Zimmer und schaltete den Computer an.

"Sag ihm, dass er dir antworten soll!", rief Melli mir noch nach.

"Mach ich!", rief ich zurück und sah nun auf den flimmernden Bildschirm.

Das Fenster für die e-Mail war bereits geöffnet.

Die e-Mail an Ryuichi

Ich sah auf das e-Mail Fenster und überlegte, wie ich Ryuichi am besten schildern könnte, wie es in mir vorging. Dass ich Angst um ihn hatte und ihn warnen wollte.
 

Der Traum letzte Nacht war äußerst Real. Als ich am Morgen aufwachte, standen mir die Tränen in den Augen und liefen unaufhörlich mein Wangen hinunter. Ich erinnerte mich an die Zeit - im Jahre 2004 - als ich dem Suizid sehr nah war und an die Tatsache, dass Ryuichi und die anderen beiden von W-inds. mich aus diesem Tief herausgeholt hatten, auch wenn sie sich dessen sicher nicht bewusst waren. Wie denn auch, wenn sie mich nicht kannten, geschweige denn, nicht einmal wussten, dass ich überhaupt existierte.

All das - vor allem die Sache mit dem Suizid - trug dazu bei, dass mir der Traum sehr zu schaffen machte. Ich hatte tierische Angst um Ryuichi.

Also fasste ich mir ein Herz und schrieb nun all meine Gedanken in meiner e-Mail nieder. Einer e-Mail an Ryuichi selbst - in innigster Hoffnung, er würde sie lesen.
 

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Hallo Ryuichi.
 

Damit du dich nicht fragst, wer dir hier schreibt, werde ich mich nun erst einmal vorstellen.

Mein Name ist Julia, bin 20 Jahre alt und komme aus Deutschland. Ich wohne eigentlich in einem kleinen Ort namens Griesheim. Jedoch bin ich derzeit bei meiner Freundin Melanie zu Gast, die wegen ihres Studiums nun 1 Jahr in Osaka ist.
 

Kommen wir nun zum eigentlichen Grund der e-Mail.

Aber Hey... bitte halte diese e-Mail nicht für albernes Geschwätz, das ich mir ausgedacht habe. Nichts davon habe ich mir ausgedacht, alles ist die Wahrheit!!
 

Der eigentliche Grund, warum ich dir schreibe, ist die Tatsache, dass ich Angst um dich habe. Und zwar wegen einem Traum, den ich vergangene Nacht hatte.

Ich habe geträumt, dass du hier in Osaka von einem zu schnell fahrenden Auto angefahren wirst und wenige Stunden später im Krankenhaus stirbst.

Der Traum war ein furchtbarer Alptraum für mich, von dem ich nicht erfahren möchte dass er wahr wurde.
 

Ich habe deshalb so große Angst um dich, weil ich schon einmal 2 Träume hatte, die wahr wurden.
 

Da wäre einmal das mit dem World Trade Center. Am 11. September 2001. Geträumt habe ich das am 09. September 2001 - und zwar genau so, wie es passierte. Erfahren habe ich das jedoch erst am 13. September 2001. Zu dem Zeitpunkt dachte ich mir noch nichts besonderes dabei. Ich war erstaunt, mehr jedoch nicht.
 

Der zweite Traum war mit Jonathan Brandis am 09. November 2003 (exakt 2 Jahre und 2 Monate später). Ich träumte, dass er sich erhängen würde und am Folgetag im Krankenhaus stirbt. Am 11. November passierte es wirklich. Ein Freund fand ihn wohl so in seiner Wohnung. Erfahren habe ich es auch erst am 13. November 2003.
 

Nun schau dir einmal die Daten an:
 

09.09.2001 - Der Traum mit dem World Trade Center

11.09.2001 - es passierte

13.09.2001 - ich erfuhr es
 

09.11.2003 - Der Traum mit Jonathan Brandis

11.11.2003 - es passierte

13.11.2003 - ich erfuhr es
 

es dürften dir nun zwei Sachen auffallen...

immer 2 Tage Unterschied.

Zwischen dem 1. und dem 2. Traum vergingen exakt 2 Jahre und 2 Monate.
 

Nun träumte ich von dir. Heute haben wir den 10.01.2006.

Und wieder vergingen exakt 2 Jahre und 2 Monate zwischen dem Traum mit Jonathan Brandis und dem Traum mit dir jetzt.

Ich habe Angst, dass der Traum mit DIR nun auch noch wahr wird.

Mehr oder minder will ich dich damit warnen, dass du bitte - besonders morgen - auf dich aufpassen sollst.

Ich weiß, dass ihr morgen einen Auftritt in Osaka habt. Da der Unfall in meinem Traum auch in Osaka war, habe ich besonders große Angst um dich!

Ich werde auf jeden Fall morgen zu dem Auftritt kommen!
 

Bitte Ryuichi. Sieh diese e-Mail bitte nicht als einen bösen Scherz an, den ich mir ausgedacht habe. Ich meine wirklich alles ernst, und NICHTS davon entspringt meiner Fantasie!!
 

Ich weiß nicht, ob es zu viel verlangt ist, aber... könntest du mir antworten?

Ich möchte wenigstens wissen, dass du diese e-Mail gelesen hast... mehr will ich nicht. Eine Lesebestätigung reicht vollkommen aus.
 

~ Julia ~
 

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"Melanie! Kommst du mal bitte?", schrie ich durch die Wohnung. "Ich bin fertig mit der Mail!"
 

Ich las mir die e-Mail nun selbst noch einmal durch. Beim Korrektur lesen lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. In der Zwischenzeit kam Melanie bei mir an.
 

"Da bin ich. Zeig mal her, dein Werk!", meinte Melanie und sah auf den Bildschirm. Nach kurzer Zeit des Lesens nickte sie.

"Ich denke, das kannst du so lassen!", bestätigte sie mir.
 

"Alles klar.", hauchte ich und versendete die e-Mail.

"Ich bin ja mal gespannt, ob er sie lesen wird...", seufzte ich.
 

Etwa zwanzig Minuten vergingen, als ich ein Zeichen bekam, dass eine neue Mail in meinem Postfach war. Schnell öffnete ich das e-Mail Programm.

"Ogata Ryuichi" stand als Absender da.

Ich traute meinen Augen nicht. Niemals hätte ich gedacht, dass Ryuichi mir überhaupt antwortete und schon gar nicht so schnell. Mit zitternden Händen öffnete ich die Mail.
 

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Hallo Julia.
 

Die e-Mail ging mir sehr unter die Haut.
 

Ich glaube dir, dass du dir das nicht ausgedacht hast und es hat mir doch ehrlich gesagt etwas Angst gemacht...
 

Vor allem das mit den Daten hat mich sehr geschockt! Ich werde auf jeden Fall morgen besonders auf mich aufpassen und lieber 10 mal gucken, bevor ich über irgendeine Straße gehe.
 

Wie wäre es, wenn wir uns morgen, nach dem Konzert einmal treffen und du erzählst mir mehr von dem Traum. Was genau vorgefallen war...
 

Der Auftritt ist um 18 Uhr. Der geht etwa eine Stunde. Danach kannst du rechts neben der Bühne zu uns gelangen. Nenne der Security am besten ein Passwort. Sage einfach "Traum" zu ihm. Der Security sage ich bescheid, dass du kommst und ich werde ihm auch das Passwort nennen, damit es keine Schwierigkeiten gibt.
 

~ Ryuichi ~
 

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Ich schrieb sofort zurück.

Melanie saß daneben und hatte aufmerksam gelesen, was Ryuichi mir geschrieben hatte und auch was ich an Ryuichi nun zurück schrieb.
 

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Hey Ryuichi-kun.
 

Ich bin überrascht, dass du mir antwortest.

Das hätte ich wirklich nicht gedacht, dass du mir wirklich antwortest, und schon gar nicht so schnell.
 

Das mit dem Treffen morgen könnte klappen.

Ich hoffe doch, mir kommt nichts dazwischen.

Ich würde dir das mit dem Traum gerne noch einmal persönlich erzählen.
 

~ Julia ~
 

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Wieder vergingen nur ein paar Minuten, ehe Ryuichis nächste e-Mail ankam.

In der schrieb er, dass er sich auf den morgigen Tag freute, da er die unbekannte Schreiberin nun kennen lernte. Auch wiederholte Ryuichi, dass er morgen besonders auf sich aufpassen würde.
 

"Ich kann es nicht fassen, dass er mir wirklich zurück geschrieben hat...", nuschelte ich vor mich hin. Melanie lächelte mir entgegen.

"Ich sagte doch, versuch es! Aber auf mich hört ja keiner!", erinnerte sie mich, doch ich war mittlerweile viel zu sehr mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt.

Das Treffen mit Ryuichi

Nach dem Auftritt in Osaka begab ich mich zu der Stelle, die ich mit Ryuichi ausgemacht hatte. Durch das von ihm genannte Passwort kam ich Problemlos an der Security vorbei. An der Bühne vorbei gekommen, sah ich Ryuichi schon, der mich ebenfalls erblickte und mir entgegen lief.
 

"Hallo Julia.", rief Ryuichi mir entgegen.

"Hi Ryu. Es freut mich, dich kennen zu lernen.", begrüßte ich ihn und reichte ihm die Hand, als ich vor ihm stand.

"Freut mich ebenso.", sagte er lächelnd.

"Wie wäre es, wenn wir nach hinten in die Kantine gehen und dort mal über die Sache mit dem Traum reden?", schlug Ryuichi vor - wenn auch mehr fragend als sagend. Ich nickte zustimmend.
 

Ryuichi dachte an den Vorfall vor dem Auftritt, als er den Unfall mit dem Auto grade so vermeiden konnte, da er bewusst stehen blieb, ehe er über die große Straße ging, die vor der Konzerthalle entlang lief. Zu diesem Zeitpunkt war weit und breit weder ein Auto zu sehen noch war eines zu hören - jedoch knapp fünf Sekunden später schoss lautstark, und ohne Rücksicht auf Verluste, ein Auto an ihm vorbei. Das Auto dürfte mit etwa 150 km/h vorbei gerast sein - jedoch waren grade mal 30 km/h erlaubt gewesen. Ryuichi war grade noch einmal mit dem Schrecken davon gekommen und starrte dem Auto noch eine Weile hinterher.
 

An der Kantine angekommen, setzten sie sich in ein ruhiges Eck.

"Julia...", begann Ryuichi. "Danke... wegen der e-Mail."

'Die Mail rettete mir nämlich vorhin das Leben...', fügte er in Gedanken bei und merkte nicht, wie er anfing zu zittern. Wohl unbewusst sah er mich etwas ängstlich an.

"Ryuichi, du zitterst... was ist los?", fragte ich erschrocken. 'Du willst mir doch nicht sagen, dass...', ergänzte ich in Gedanken.

"Doch. Der Unfall wäre fast wirklich passiert.", begann er. Durch deine Mail bin ich bei der Straße vor der Halle bewusst länger stehen geblieben. So konnte ich den Unfall verhindern, andernfalls würde ich jetzt sehr wahrscheinlich schwer verletzt sein oder sogar gar nicht mehr leben. Es wäre genau so wie in deiner Mail. Ein Auto mit knapp 150 km/h hätte mich angefahren und sehr wahrscheinlich ein paar Meter durch die Luft geschleudert. Du hast mir quasi das Leben gerettet mit der Mail, und dafür bin ich dir unendlich dankbar.", ergänzte er mit leicht zitternder Stimme.

Ich glaubte nicht, was ich soeben gehört hatte. Auf der einen Seite war ich froh darüber, dass Melanie mir geraten hatte, ihm die e-Mail zu schreiben und ich ihm dadurch das Leben hatte retten können - andererseits jedoch, konnte ich es nicht fassen, dass mein Traum um ein Haar fast wahr wurde.

'Oh Gott...', dachte ich mir nur noch.
 

Kaum ausgedacht, dachte ich daran, dass Ryuichi mich aus meinem Suizid-Tief heraus holte, wenn auch nur unbewusst, da er es nicht wissen konnte. Doch das sollte sich fort an ändern. Ich hatte nun beschlossen, Ryuichi davon zu erzählen. Jetzt oder nie.

"Ryuichi... ich... also...", stotterte ich, da ich nicht wusste, wo ich anfangen sollte.

Ryuichi nahm - mehr oder minder unbewusst - meine Hand und streichelte zart mit dem Daumen über den Handrücken.

"Was ist denn?", fragte er sanft.

Ich zuckte leicht zusammen, als ich Ryuichis Hand spürte, zog die meine jedoch nicht weg - auch wenn ich es im ersten Augenblick aus Reflex fast getan hätte. Ich ließ meine Hand in Ryuichis warmer und beruhigend wirkender Hand ruhen.

Dass Ryuichi nun meine Hand hielt, machte die Sache - ihm davon zu erzählen - für mich jedoch nicht einfacher, eher schwieriger.

"Ich... Ich muss dir was sagen.", begann ich schließlich und sah Ryuichi ernst an, vollkommen bewusst darüber, ihn damit wohl zu schocken.

"Du hast mir ebenfalls das Leben gerettet!", sagte sie leise.

In diesem Moment wurde Ryuichi wohl bewusst, dass er meine Hand hielt - jedoch beließ auch er es dabei. Weiterhin ließ er meine Hand nicht los.

"Ich?", fragte Ryuichi erstaunt. "Aber wie das? Wie kann das sein?"

Die Frage kam zu Recht. Immerhin sah er mich heute das erste Mal.

"Ich... also...", stotterte ich, da ich nicht wusste wo ich anfangen sollte.

Ein Zurück gab es nun nicht mehr. Jetzt musste ich da durch, ob ich es nun wollte oder nicht.

"Es... war etwa im August 2004...", begann ich nun. "Ich hatte eine sehr schwere Zeit. Ich verlor fast alle Freunde und wusste nicht wieso, hatte Streit mit meinen Eltern, hatte dauerhaft schlechte Noten in der Schule, bekam eine Absage nach der anderen auf meine Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz. Alles, einfach alles ging schief, was schief gehen konnte."

Ich musste schlucken, ehe ich weiter erzählte. Den dicken Kloß in meinem Hals ignorierte ich so gut ich konnte.

"Ich war ein einziges psychisches Wrack. Ich wollte nicht mehr länger leben. Wollte meinem Leben ein Ende setzen. Doch dann kamst du..."

Ryuichi schluckte, als er das hörte und drückte meine Hand.

Ich merkte nicht, wie mir eine Träne über die Wange lief. Auch ich musste erneut schlucken. Mit weinerlicher Stimme erzählte ich weiter, bewusst dessen, dass all der Schmerz nun wieder in mir hoch kam. Aber Ryuichis Anwesenheit machte mich stark.

"Durch dich hatte mein bescheidenes Leben wieder einen Sinn. Das Wort LEBEN bekam wieder eine neue Bedeutung für mich. Du gabst mir die nötige Kraft, die ich brauchte um mich den Problemen des Alltags zu stellen. Durch dich habe ich wieder gelernt zu leben, glücklich zu sein, nicht zu schnell aufzugeben. Für all das möchte ich dir nun danken, Ryuichi. Du und deine Musik habt mich aufrecht gehalten und dafür gesorgt mich nicht aufzugeben. Vielen Dank Ryu..."

Ich war froh darüber, es ihm nun endlich gesagt zu haben. Es brannte mir schon lange auf der Seele, ihm das zu sagen. Und nun hatte ich es ihm endlich sagen können. Mit einigen Tränen in den Augen sah ich Ryuichi nun an. Wenig später spürte ich seine Hand an meiner Wange, die mir hauchzart die Tränen wegwischte.

Ryuichi war sichtbar sprachlos über meine Worte, rückte nun näher zu mir und zog mich tröstend in seine Arme.

"Beruhig dich erst einmal wieder.", sagte er ruhig, strich mir dabei übers Haar.

"Geht schon.", log ich und entzog mich langsam und schweren Herzens aus seiner Umarmung.

"Freut mich, dass du es mir gesagt hast, so weiß ich es wenigstens.", sagte Ryuichi - hielt nun wieder wieder Hand.
 

Plötzlich klingelte Ryuichis Handy.

"Verdammt, warum jetzt?", fluchte er kaum hörbar.

"Hallo Keita, was gibt’s?", fragte Ryuichi, der offenbar auf dem Display erkannte, dass Keita es war, der ihn nun anrief.

"Ryu, wie lange dauert das noch bei dir? Wir müssen los. Beeil dich bitte!", sagte Keita. "Komm dann bitte zum Bus, wir stehen schon davor."

"Ja. Bleib ruhig, ich komme gleich.", knurrte Ryuichi und legte auf.
 

"Ich muss dann leider gehen...", seufzte Ryuichi, mit einem anschließenden Blick auf die Uhr.

"Was jetzt schon?", fragte ich.

"Ja... es tut mir leid. Soll ich dich noch nach draußen begleiten?", fragte er.

"Ja, das wäre super lieb von dir.", sagte ich - sichtbar traurig darüber, dass ich nun schon von ihm weg musste.

"Wir... können ja per Mail Kontakt halten.", schlug Ryuichi vor, während wir zum Ausgang liefen.

"Ja. Das würde mich freuen.", sagte ich.
 

In der Zwischenzeit kamen wir am Ausgang an. Keita rief Ryuichi erneut entgegen, dass er kommen sollte.

"Ich sollte dann wohl gehen...", seufzte Ryuichi, der wohl gerne noch länger mit mir geredet hätte, und sah mich leicht deprimiert an.

"Ryuichi! Beeil dich!!", kam es nun von Ryohei - dem Leader der Gruppe.

"Ja Mann!", rief er und sah mich an.

"Ich meld mich! Verspochen!", hauchte er, drückte mir zum Abschied einen Kuss auf die Wange und wandte sich zum gehen. Ich hielt ihn fest. Ich musste ihm noch etwas sagen.

"Ryuichi... Ich liebe dich... das solltest du wissen!", sagte ich leise, ehe ich - den Tränen freien Lauf lassend - in Richtung Bahnhof lief, um zum nächsten Flughafen zu gelangen. Fern von Ryuichi - Fern von Melanie - Zurück nach Deutschland.

Ryuichi sah mir noch eine Weile nach. Auch ihm lief eine einsame Träne über die linke Wange. Bevor er zum Bus ging und seinen Gedanken freien lauf ließ.

Wiedersehen in Sapporo

Dieses Jahr - etwa im Herbst 2007 - war ich alleine nach Japan gekommen. Ich besuchte dieses mal auch niemanden. Ich wollte einmal in meinem Leben dort sein, wo der erwählte meines Herzens - Ryuichi - aufwuchs. In Sapporo. Völlig frei von all dem täglichen Arbeitsstress in Deutschland. Denn nun ging ein weiterer Traum für mich in Erfüllung. Ich war nun endlich in Sapporo und lief gedankenverloren durch die nächtlich beleuchteten Straßen Sapporos.
 

In Gedanken bei Ryuichi achtete ich nicht auf den Weg und stieß auf einer Treppe doch recht unsanft mit einem jungen Japaner zusammen, den ich durch die Dunkelheit zunächst nicht erkannte. Das Gleichgewicht verlierend fiel ich unsanft zu Boden.

Der Japaner jedoch, konnte sein Gleichgewicht noch halten und blieb somit stehen.
 

"Pass doch auf, wo du hin rennst!", motzte ich und rieb mir meinen schmerzenden Hintern.

"Es tut mir leid, ich war in Gedanken...", entschuldigte sich der schwarzhaarige Jüngling.

"Hast du dir weh getan?", fragte dieser lächelnd und bat mir höflich seine Hand an, als Zeichen, mir aufhelfen zu wollen.

Ich griff nach seiner Hand und ließ mich nach oben ziehen. Wieder auf den Beinen sah ich ihm in die Augen.

"Danke nein. Alles in Ordn..."

Ich stockte mitten im Satz, als ich erkannte, dass Ryuichi es war, der nun vor mir stand. Ich traute meinen Augen nicht.

"Ryuichi? Bist du es wirklich?", fragte ich vorsichtig um sicher zu gehen, mich nicht zu täuschen.

Ryuichi sah mich ungläubig an, als auch er mich nun erkannte.

"Julia...!? Was... aber... ich denke du bist in Deutschland?!"

Er konnte ebenfalls kaum glauben, dass ich nun wirklich vor ihm stand.

"Ja. War ich auch noch bis gestern. Ich wollte unbedingt mal nach Sapporo - in deine Heimatstadt. Und nun habe ich mir diesen Traum endlich erfüllt. Dass ich dich auch noch treffe hätte ich nicht gedacht. Grade bei eurem vollen Terminplan.", sagte ich freudig und strahlte ihn an.

Ryuichi lächelte ebenfalls.

"Ich bin auch nur durch Zufall hier. Ich besuche grade meine Mutter, da wir nun eine Woche frei haben und mit unserer Zeit machen können, was wir möchten."
 

Ryuichi war sichtlich erfreut, mich wieder zu sehen. Er erinnerte sich an unseren kurzen und dennoch bedeutenden Abschied an der Konzerthalle letztes Jahr. Wie gerne hätte er noch länger mit mir geredet gehabt. Er erinnerte sich an alles, was ich ihm sagte. Auch an das, dass ich ihn liebte. Das konnte er weder vergessen noch verdrängen, geschweige denn, dass er das überhaupt vergessen wollte. Ryuichi sprang über seinen Schatten und zog mich in seine Arme - strich mir dabei zärtlich über den Rücken. Ein angenehmer Schauer fuhr mir über den Körper.
 

"Ich habe dich vermisst...", hauchte er mir ins Ohr und gestand es sich somit gleich selbst ein, dass ich ihm das Jahr über gefehlt hatte.

"Ich dich auch...", gestand ich.

Ich schluckte und krallte mich an ihm fest. Ich kniff die Augen zu und öffnete sie wieder um sicher zu gehen, dass ich nicht träumte. Aber es war kein Traum. Ryuichi stand wirklich vor mir und hielt mich in seinen Armen.

"Ryu...", begann ich und krallte mich an seiner Jacke fest.

Ryuichi drückte mich noch fester an sich.

Ich sah ihn mit glänzenden Augen an, ehe ich mit meinem Satz fortfuhr.

"Ryu. Auch... wenn ich mich an nicht alles erinnern kann... Deine Berührungen letztes Jahr hatten sich in jeden Nerv und in jede Faser meines Körpers eingebrannt! Meine Sehnsucht nach dir fraß mich förmlich auf ~ sie zerriss mich."

Tränen sammelten sich in meinen Augen und liefen meine Wangen hinab. Sie hinterließen Spuren der Freude auf meinem Gesicht. Die Freude des Wiedersehens.

"Mir ging es genau so...", gab er offen zu und sah mir tief in meine graublauen Augen. Er liebte diese Augenfarbe, da er so was nur selten zu sehen bekam. Schließlich waren die Japaner alle braunäugig - es sei denn sie trugen farbige Kontaktlinsen.

"Du glaubst gar nicht, wie oft ich Keita und Ryohei damit genervt habe, dass ich dich wieder sehen wollte."

Ryuichi musste leicht kichern, als er an die genervten Blicke der beiden dachte. Jedoch wurde sein Blick sofort wieder ernst.

"Deine Mailadresse scheint nicht mehr funktioniert zu haben, sodass ich keinen Kontakt zu dir aufnehmen konnte.", seufzte er. "Ich hatte mich schon fast damit abgefunden, dich wohl nie wieder zu sehen."

Mit glänzenden Augen sah er mich an. Froh darüber, mich endlich in seinen Armen halten zu können. Froh, in meiner Nähe zu sein.

Auch ich war froh, nun endlich wieder bei ihm zu sein, seine starken Arme um mich zu spüren und seine Nähe genießen zu dürfen. Unbewusst kuschelte ich mich etwas an und atmete tief durch.

"Nun bin ich ja da...", sagte ich sanft und sah auch ihm nun bewusst in seine tiefbraunen Augen. Ich verlor mich regelrecht in seinen Augen. Ein Glück, dass er mich grade im Arm hielt. Denn je länger ich hineinsah, desto weicher wurden meine Knie - desto schwerer war es für mich, mich auf den Beinen zu halten.
 

Im mal wieder unpassendsten Moment klingelte Ryuichis Handy. Dieses Mal war es Ryohei, der ihn anrief. Am liebsten hätte er das Handy gegen den nächsten Baum geschmissen, wozu er auch schon ausholte. Jedoch beherrschte er sich und ging ran.

"Hey Ryo, was gibt’s denn?", fragte er höflich, in der Hoffnung, nicht genervt zu klingen.

Ryohei - der derzeit ebenfalls in Sapporo bei seiner Mutter war - hatte Liebeskummer und wollte unbedingt mit Ryuichi reden. Er war scheinbar ziemlich fertig und wollte unbedingt mit Ryuichi reden. Dieser ließ sich überreden.

"Ist okay. Ich komme dann...", seufzte Ryuichi.

"Schön.", kam es von Ryohei, der am anderen Ende der Leitung gequält lächelte.

"Also bis gleich.", meinte Ryuichi und legte mit einem genervten Blick auf.
 

Ryuichi sah mich traurig an.

"Ich muss noch mal weg...", seufzte er.

Auch ich sah ihn nun traurig an. Ich fand es schade, nun schon von ihm weg zu müssen, wo ich ihn doch grade erst wieder getroffen hatte.

"Wir... können uns ja morgen zu einem Essen treffen, was meinst du?", schlug der Schwarzhaarige vor.

"Oh ja, das wäre schön.", stimmte ich fröhlich lächelnd zu.

Ryuichi zog mich erneut in seine Arme und ich schmiegte mich an ihn.

"Gut, dann würde ich sagen, treffen wir uns morgen um 17 Uhr wieder hier.", ergänzte er. Sich auf den nächsten Tag freuend, ließ er wieder von mir ab und lächelte mir entgegen.

Ich schmolz sichtlich dahin bei seinem Lächeln.

"Lächle nicht immer so süß.", sagte ich, den Blick abneigend und wurde nun etwas rot.

Ryuichi stupste mir auf die Nasenspitze.

"Was ist, wenn ich es nicht schaffe?", fragte er breit grinsend.

"Dann darfst du mich demnächst aufwischen, weil ich dann wohl geschmolzen bin", gestand ich grinsend und sah tief in seine Augen.

Eine Weile noch sahen wir uns einfach nur an, ehe sich Ryuichi seufzend erinnerte, dass er noch zu Ryohei sollte.

"Also dann...", meinte er schweren Herzens. "Ich muss dann mal."

"Ja... schade drum... wirklich!", sagte ich wieder etwas traurig und wollte ihn am liebsten festhalten. "Dann bis morgen."

"Ja. Bis morgen!", sagte er lächelnd und wandte sich zum gehen. "Ich freu mich schon!"

"Ich mich auch!", rief ich ihm nach und winkte noch einmal. Auch Ryuichi winkte mir noch einmal zu ehe er zu Ryohei los eilte.

Seufzend sah ich ihm nach, machte mich dann jedoch auch auf den Heimweg. Immerhin war es schon spät. Den gesamten Weg über lächelte ich vor mich hin.
 

Als ich am nächsten Tag aufwachte, war es bereits fast Mittag. Ich hatte diese Nacht gut und lange geschlafen gehabt und fand es ganz gut, nicht so früh aufgewacht zu sein. Denn um so kürzer war die Zeit, bis ich Ryuichi endlich wieder sehen konnte. In 5 Stunden war es so weit. Ich konnte es kaum noch erwarten, ihn endlich zu treffen.

Nervös schlenderte ich ins Bad um mich zu duschen, damit ich etwas wacher wurde und mich etwas frisch machen konnte.

Fertig geduscht ging ich in mein Zimmer um mich anzuziehen. Ich hatte Hunger und wollte etwas Frühstücken.

Im Frühstücksraum des Hotels, in dem ich war, setzte ich mich an einen ruhigen Platz in einer Ecke, während mein Blick das Buffet streifte und ich überlegte, was ich essen könnte. Entschlossen trottete ich zum Buffet und nahm mir ein paar Sachen auf den Teller. In Gedanken bei Ryuichi und dem bevorstehenden Treffen am Nachmittag, fing ich langsam zu essen an, starrte dabei aus dem Fenster neben mir. Einige Zeit verstrich und ich wusste nicht, wie lange ich noch da saß, und aus dem Fenster sah, nachdem ich aufgegessen hatte. Auf jeden Fall war es sehr lange.

Plötzlich erschrak ich und fuhr hoch, als ein Bediensteter des Hotels mich freundlich darauf aufmerksam machte, dass der Raum nun bis zum Abend geschlossen werden sollte.

"Aber sicher, kein Problem.", sagte ich freundlich lächelnd und begab mich auf den Weg in mein Zimmer. Die Uhr zeigte nun 13:45 Uhr. Es waren also nur noch knapp 3 Stunden, bis zu dem Treffen. Immer nervöser werdend ließ ich mich auf das Bett fallen und schaltete den TV ein, um die Zeit herum zu bekommen, bis es endlich so weit war. Um es nicht zu verpassen, stellte ich mir meinen Wecker, damit ich rechtzeitig los gehen konnte.
 

Pünktlich um 16:30 Uhr klingelte mein Wecker, der mich daran erinnern sollte, nun langsam los zu gehen.

"Auweh. Schon halb fünf...", murmelte ich und rappelte mich aus dem Bett, schlich noch einmal ins Bad um zu sehen, wie ich aussah - alles war perfekt, genau so wie es sein sollte. Leicht lächelte ich mein Spiegelbild an.

Aus dem Bad wieder draußen, schnappte ich noch mein Handy und meinen Zimmerschlüssel, schwang mich in meine Jacke und begab mich auf den Weg zu der besagten Treppe. Der Treffpunkt von Ryuichi und mir.
 

Dort angekommen, lehnte ich mich gegen eine Mauer. Ryuichi war noch nicht da, aber das störte mich nicht. So konnte ich mich noch einmal mental auf das Treffen vorbereiten. 12 Minuten waren es noch bis die Uhr auf 17 Uhr stehen würde. Nervös spielte ich mit meinem Zimmerschlüssel und starrte abwechselnd nach links und rechts, in der Hoffnung Ryuichi vielleicht doch schon ein paar Minuten früher zu sehen. Dem sollte auch so sein. Ryuichi lief auf mich zu und lächelte mir schon von weitem entgegen.
 

"Hi Süße!", begrüßte er mich, als er nur noch ein paar Meter weit entfernt war. "Hattest du lange warten müssen?"

Ryuichi gab mir einen flüchtigen Wangenkuss und stand nun breit grinsend vor mir.

"Nein, nur 2 Minuten.", antwortete ich und fasste mir an die Wange, auf der noch vor kurzem Ryuichis weiche Lippen verweilten.

"Na dann geht es ja.", meinte er lächelnd. Wie schon am Vortag stupste er mir zärtlich auf die Nasenspitze. Er sah verlegen zur Seite, als sich ein roter Schimmer auf seinen Wangen bemerkbar machte.

"Was ist denn los? Du wirst ja rot!", kicherte ich und piekste ihm sanft in die Wangen - bedacht darauf, ihm nicht weh zu tun.

"Ich... äh..."

Ryuichi suchte nach den richtigen Worten, konnte sich ein weiteres Lächeln nur schwer verkneifen.

"Ich würde sagen, wir gehen dann los!", redete er sich aus der Situation heraus, schnappte meine Hand und lief mit mir in Richtung des Restaurants, das er sich für heute rausgesucht hatte.
 

Die ganze Zeit über hielt Ryuichi unbewusst meine Hand. Keiner von uns beiden sagte etwas, sondern liefen - unseren eigenen Gedanken nachgehend - Hand in Hand zu dem Restaurant.

Leicht errötend sah ich auf Ryuichis Hand, die noch immer die meine umfasste. Wenig später erreichten wir das Restaurant.

"Da wären wir.", sagte Ryuichi mit sanfter Stimme und lächelte - registrierte nun, dass er meine Hand noch immer fest hielt. Er machte jedoch keinerlei Anstalten, meine Hand wieder los zu lassen, errötete stattdessen wieder ein wenig.
 

Als wir das Restaurant betraten, nahm Ryuichi mir die Jacke ab und hing sie an die Garderobe - gefolgt von seiner eigenen, die er über meine hängte. Der Kellner deutete uns auf einen freien Platz und nahm auch gleich die Bestellung der Getränke auf, während er uns eine Speisekarte überreichte.
 

Wenig später brachte der Kellner auch schon die bestellten Getränke.

"Haben Sie schon ein Menü gewählt?", fragte der Kellner höflich und sah uns fragend an.

Ryuichi bestellte sich einen einfachen Nudelauflauf mit Champignons, hingegen ich mich für gegrillten Oktopus entschied.

"Oktopus?", fragte Ryuichi erstaunt.

"Ja.", meinte ich und lächelte ihm süß entgegen. "Das esse ich bei mir zuhause im Ort auch gerne, wenn ich einmal auswärts essen gehen sollte, was jedoch selten der Fall ist."

"D... darf ich dann mal kosten?", fragte Ryuichi vorsichtig. Er kannte Oktopus noch nicht, und war daher neugierig, wie es wohl schmeckt.

"Na klar!", strahlte ich und malte mir aus, welch süßer Anblick sich mir bieten würde, wenn Ryuichi sich von mir würde füttern lassen. Allein der Gedanke daran ließ mich erröten, weshalb ich diesen Gedanken lieber wieder verwarf.

Ryuichi schmunzelte, als er sah, dass mir plötzlich die Röte in die Wangen schoss und verlegen zur Seite sah. Er beugte sich ein wenig über den Tisch, um mir sanft einen Finger ans Kinn zu legen und meinen Kopf zu sich zu drehen.

"Du musst doch nicht gleich rot werden", sagte er lächelnd, sah mir dabei tief in die Augen, was dazu führte, dass ich noch stärker errötete, als es ohnehin schon der Fall war.

"Ryu...", begann ich, wollte ihm sagen, was ich mir vorgestellt hatte - kam jedoch nicht mehr dazu, da der Kellner mit den Tellern grade auf uns zu lief. Fast schon dankbar sah ich den Kellner an.

"Bitte schön, die Herrschaften. Lassen Sie es sich schmecken.", sagte der Kellner höflich lächelnd, als er uns die Teller vor die Nase stellte und lächelnd wieder in Richtung Küche lief um für die nächsten Gäste das Essen zu holen.

Ryuichi packte sich die erste Portion Nudeln auf die Gabel, aß sie jedoch nicht selbst, sondern hielt sie mir vor die Nase. Ich sah erstaunt auf die Gabel, danach wieder zu Ryuichi.

"Du willst doch jetzt nicht etwa, dass ich...?", fragte ich und sah Ryuichi fragend an.

"Doch, doch!", grinste Ryuichi. "Genau das will ich!"

Weiterhin hielt er mir die Gabel hin, dachte gar nicht erst daran, sie wieder weg zu ziehen, wartete bis ich einwilligte, ihm diesen Gefallen zu tun. Ich kniff kurz die Augen zu - beugte mich dann jedoch nach vorne um die Nudeln zu essen, wie Ryuichi es sich wünschte.

"Zufrieden?", brachte ich schüchtern heraus und lächelte ihn verlegen an. Erneut lag ein roter Schimmer auf meinen Wangen.

"Ja, bin ich", stimmte er zu und auch er lächelte - sogar sehr süß.

Ich sah ihn breit lächelnd an und sah in seine tief braunen Augen in denen ich mich wieder einmal verlor. Stundenlang könnte ich in die kleinen Äuglein sehen, die mich grade verliebt ansahen.

"Du siehst süß aus, weißt du das?", wisperte ich, schnitt gleichzeitig ein Stück von meinem Oktopus ab und hielt es Ryuichi danach vor die Nase.

"Hier, du wolltest probieren", sagte ich und grinste ihn breit an.

Ryuichi beugte sich leicht über den Tisch und aß das Stück, kaute eine Weile darauf herum und schluckte es letztendlich runter.

"Hey, das schmeckt besser, als ich dachte.", sagte Ryuichi überrascht.

"Siehst du mal, ich habe eben einen guten Geschmack", kam es von mir. Und ich muss gestehen, er sieht verdammt süß aus, wenn er sich füttern lässt... Kurz darauf aß ich selbst etwas Oktopus, ließ meinen Blick jedoch nicht von Ryuichi ab. Auch Ryuichi stocherte in seinen Nudeln herum und fing ebenfalls an zu essen.
 

Ryuichi war als erstes mit seinem Essen fertig und beobachtete mich etwas.

"Darf ich noch etwas haben?", fragte er vorsichtig.

"Na klar.", sagte ich und hielt ihm ein etwas größeres Stück entgegen. Lächelnd sah ich zu, wie er auch dieses Stück verputzte. Da nun nur noch ein kleines Stück auf dem Teller lag, gab ich auch dieses bewusst Ryuichi.

"Dann hast du ja gar nichts mehr...", bemerkte Ryuichi.

"Macht nichts. Nimm ruhig.", sagte ich lächelnd. Erneut wurde ich leicht rot, als ich ihm in die Augen sah. Auch er blickte in meine Augen - ebenfalls errötend und bedankte sich höflich.

"Was hältst du davon, wenn wir noch etwas spazieren gehen?", wollte er wissen.

"Gerne", strahlte ich und kramte nach meinem Geldbeutel.

"Lass stecken, das geht auf mich.", winkte Ryuichi ab, als er meinen Geldbeutel bemerkte. Verlegen bedankte ich mich bei ihm. Ich war es nicht gewohnt, dass man mir das Essen bezahlte.

Er winkte den Kellner herbei und gab ihm das verlangte Geld.

"Auf Wiedersehen!", sagte Ryuichi zum Kellner und stand auf. Auch ich verabschiedete mich. Ryuichi reichte mir die Hand und deutete zum gehen. Ich tat wie von ihm verlangt, legte meine Hand in seine und folgte ihm.

Ryuichi reichte mir meine Jacke und half mir hinein, schnappte danach seine eigene und verließ mit mir das Restaurant.
 

Wieder nahm Ryuichi meine Hand - dieses Mal jedoch dessen völlig bewusst.

"Ich hoffe es hat dir geschmeckt", murmelte er und sah mich von der Seite an, als wir zum Park liefen.

"Aber sicher.", bejahte ich lächelnd.

Eine Weile liefen wir - Hand in Hand - schweigend nebeneinander her.

"Wo bringst du mich eigentlich hin?", fragte ich neugierig.

"Lass dich überraschen.", hauchte er geheimnisvoll in mein Ohr.
 

Wenig später kamen wir an einem Park an.

"Hier sind wir. Ich bin gerne hier, wenn ich mal hier in Sapporo bin. Hier kann ich abschalten und den ganzen Stress vergessen.", sagte Ryuichi leise und blieb an einem kleinen Teich mit einigen Bäumen rund um stehen.

"Das glaube ich, dass du gerne hier bist. Ich liebe diese herbstliche Landschaft!", sagte ich begeistert, und atmete die frische Herbstluft Sapporos ein, bewunderte gleichzeitig die vielen bunten Bäume, die hier im Park standen.

"Ich auch", sagte Ryuichi und tat es mir gleich.

"Ich dachte mir schon, dass es dir gefällt, daher hab ich dich hier her geführt.", sagte Ryu lächelnd und sah mich an.

"Ja, es ist sehr schön hier!" brachte ich leise heraus, sah mich noch etwas in dem Wunderschönen Park um.

Ryuichi sprang abermals über seinen Schatten, drückte mich sanft gegen einen der Bäume. Er sah mir dabei tief in die Augen und fuhr mir hauchzart mit seinem Daumen über die Lippen, wanderte Millimeter für Millimeter mit der Hand über meine Wange hinweg bis in meinen Nacken, wo er mich langsam zu kraulen begann. Er schloss die Augen und legte seine Lippen sanft auf meine Wange. Auch ich schloss nun meine Augen und fühlte ein angenehmes Kribbeln durch meinen Körper ziehen. Langsam bewegte er seine Lippen, an jeder berührten Stelle ein leichtes Brennen hinterlassend, weiter hin zu meinem Ohrläppchen, an dem er zärtlich knabberte. Noch immer hielt er die Augen geschlossen und schmiegte sich mit seinem Körper leicht gegen mich. Wieder von meinem Ohrläppchen ablassend fing er an, meinen Hals mit süßen Küssen zu bedecken.

"Ryu..."

Unweigerlich entkam es mir mehr stöhnend als sagend, weshalb ich augenblicklich verstummte und wenige Momente später feststellen musste, dass Ryuichi seine Hand unter mein Kinn gelegt hatte, es anhob und mich zärtlich küsste. Mit der anderen Hand kraulte er weiterhin meinen Nacken. Würde ich nicht grade an einem Baum anlehnen, würde ich sicherlich meinen weichen Knien erlegen sein, da sich Ryuichis feuchte und warme Zunge langsam in meinen Mund schob und meine eigene zu massieren begann. Es mussten Minuten vergangen sein, als sich unsere Lippen wieder voneinander trennten. Zumindest kam es mir so vor. Im selben Moment sehnte ich mich wieder nach diesem süßen Kuss und dem Kribbeln, welches seine Berührungen ausgelöst hatten.

Ryuichi wusste sehr wohl um die Wirkung seiner Küsse, weshalb er mich mit einem breiten Lächeln ansah. Verführerisch sah er mich an und blickte mir tief in die Augen. Er wollte mich nicht mehr gehen lassen und ich musste gestehen, dass es mir zweifelsohne genau so ging. Leicht lächelte er mich an und führte ein weiteres Mal unsere Lippen zusammen, dieses Mal leidenschaftlicher als zuvor, woraufhin er schon nach kurzer Zeit ein leises aber wohliges Seufzen vernehmen konnte, welches sich tief aus meiner Kehle geschlichen hatte.
 

Fortsetzung folgt...



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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Von:  Tayachan
2009-12-28T13:31:59+00:00 28.12.2009 14:31
Wow .... ja....
Wahnsinn... ich mag die Story sehr. und... nun ja.... mehr dazu hatten wir ja schon, als du hier warst....
*daumen hoch*
*in Favos pack*
Von:  Langenlucky
2009-09-14T06:24:51+00:00 14.09.2009 08:24
Es freut mich, dass du die Geschichte weitergeschrieben hast.
Auch dieses Kapitel ist wieder sehr schön geschrieben und iund es freut mich, das die beiden sich nun doch noch wiedersehen. Ich fühle richtig mit den Beiden. Das unverhoffte Wiedersehen gefiel mehr sehr gut. Am besten fand ich die Szene im Restaurant, wo sie sich gegenseitig füttern.
Hoffe das noch enige Kapitel folgen.
Liebe grüße und keks da laß.
Von:  Langenlucky
2009-08-22T21:45:13+00:00 22.08.2009 23:45
Nicht nur Ryuichi lief eine Träne über die Wange, ich hatte auch Tränen in den Augen stehen. Zu mal ich solche Warnträume aus eigener Erfahrung kennen.

Die Story ist sehr gut geschrieben. Ich weiß nicht ob du sie dir nur ausgedacht hast, sondern sie selbst erlebt hast. Aber seis drum, das ändert nicht daran das ich die geschichte lesenswert finde, was mir ansonsten bei Self insert in den seltesten Fällen passiert.
Von:  Ayumi_X_Hamasaki
2008-08-19T20:27:18+00:00 19.08.2008 22:27
also ich famd die story ganz toll
ich kenn solche träume zu gut <.<
ich fands toll also auch ab damit in meine favos !!!!!!!!!!!!!!!!!
Von: abgemeldet
2007-11-14T19:57:12+00:00 14.11.2007 20:57
Hab mich nun auch endlich mal aufgerafft, diese kleine, aber dennoch feine, FF zu lesen. Und mein erster Eindruck, wahnsinn...
So gefesselt auf Grund einer FF war ich länger nicht mehr.

Ich weiß jetzt nicht, wie viel und was sich genau nun auf die Realität bezieht, aber mir rutschte selbst das Herz kurz in die Hose, wegen diesem Traum (weshalb ich dann auch schnell weiter gelesen hab, ob es noch gut ausgeht oder halt nicht ^.~)
Jetzt, nachdem einmal lesen ist immer noch ein beklemmendes Gefühl zurück geblieben, und ich weiß nicht wieso genau, aber deine FF hat mich ziemlilch berührt (oder es liegt an der heutigen Stimmung^^')
Jedenfalls liegt es nicht unbedingt an der Ausdrucksweise (wobei diese ja dennoch eine Rolle spielt...) es wurde einfach alles i-wie auf den Punkt gebracht.
Wenn ich jetzt aber schon mal bei der Wortwahl bin... die ersten Sätze fand ich noch etwas... gewöhnungsbedürftig (?) aber spätestens nach dem 1. Kapitel war man schon in der Story drin. Vor allem fand ich die 1. Mail an Ryu unglaublich ....ansprechend.

Ich bin ehrlich gesagt, begeistert von dem Stückchen (und das schaffen nicht viele^^') auch wenn es mich gleichzeitig doch an Hand der persönlichen Erfahrungen traurig stimmt (aber auch wieder froh, dass es Ryu wenigstens gesagt wurde). Wenn ich mal meinen Reli-Lehrer zitiere XD "das ist ein Tohuwabohu" der Gefühle.
Vor allem bei dem Ende, weiß ich nicht ob man sich nun ein bischen freuen kannn/darf oder ob diesem Ende traurige Momente folgen werden (gefolgt sind...).

Finde es auf jedenfall sehr gelungen! Und mich persönlich würde nun interessieren, was alles Traum war und was nicht.


mfg
Von: abgemeldet
2007-09-29T18:36:07+00:00 29.09.2007 20:36
Finde die Geschichte sehr interessant,man merkt du kannst das einfach...


.....mach weiter so*kussi*




LoVeX89
Von:  Gedankenchaotin
2007-09-28T19:43:56+00:00 28.09.2007 21:43
Erstmal danke, dass du die Story mit widmest.
Eigentlich dürfest du ja wissen, dass ich die Story gut geschrieben und beschrieben und so weiter finde.. zumal ich sie ja eh schon kannte.. in der Rohfassung..

Also.. nochmal auf deutsch.. ^^
Schöne Story, auch wenn die Umstände etwas traurig sind..

LG Aki
Von:  Gedankenchaotin
2007-09-26T19:36:19+00:00 26.09.2007 21:36
Ich bin heut nicht zum Kommi schreiben gemacht, also bekommst das selbe wie alle anderen..

Tolle Story und ich freu mich auf mehr. kann's kaum erwarten ^^

*knuddel*

Misugi


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