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Akuroku ~ Memories for Life

Erinnerungen verschwinden nicht - sie verstecken sich nur
von

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Vertrauen

Jetzt saß ich schon wieder hier. Und wieder wusste ich nicht, wie lange ich schon in dieser düsteren Gasse die Zeit totschlug. Wieso musste in letzter Zeit einfach jeder Tag dem vorangegangen in seiner Handlung so vollkommen gleichen? Es war einfach deprimierend. Aber irgendwie kam ich dann doch darauf, ja selbst für eine Änderung meines bekannten Tagesablaufes sorgen zu können. Also machte ich mich auf, verließ dieses dreckige, dunkle Loch und begann, ziellos durch die Gegend zu schlendern. Und ab diesem Moment veränderte sich etwas...
 

Ich vermochte nicht zu sagen, was es war, ja, genau genommen bemerkte ich es nicht einmal sofort und dennoch spürte ich den Grund: Zum ersten Mal seit langer, unglaublich langer Zeit erkannte ich, wie schön dieser Ort, an dem ich lebte, eigentlich war. Zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit - so kam es mir zumindest vor - glaubte ich zu bemerken, dass dieser Ort mehr Facetten ausstrahlte, als nur diese eine düstere, depressive Gräue der Einsamkeit, die wohl auch nur von einem Verstoßenen, wie ich ohne Zweifel einer war, erkannt werden konnte; ohne zu wissen warum, erkannte ich nun auch endlich die schönen, hellen Seiten dieser Stadt. Die alten Häuser, die mit ihrer ruhigen, sicheren Ausstrahlung die Straßen säumten und auf angenehme Weise gemütlich wirken ließen. Die Blumen, welche die liebevoll angelegten Beete am Straßenrand und die Blumenkästen auf den Fensterbrettern und Balkonen füllten. Aus irgendeinem Grund, der sich mir später eröffnen sollte, erkannte ich nun die Schönheit all dieser Dinge, an denen ich zuvor immer nur so gleichgültig vorübergegangen war, wie die Tage selbst es bei mir zu tun pflegten.

So ging ich langsam und endlich einmal von innerer Ruhe erfüllt die relativ schmalen Straßen hinunter; jedoch noch immer ohne ein bestimmtes Ziel zu haben.

Als ich um eine weitere Ecke bog, fand ich mich plötzlich in einer kleinen Seitenstraße wieder, welche mich unangenehm an eine dieser Gassen erinnerte, mir aufgrund dessen einen kalten Schauer über den Rücken jagte und, wie ich nach verhältnismäßig wenigen Schritten feststellen musste, zu allem Überfluss in einer Sackgasse endete.

Resignierend ließ ich mich an einer der Seitenwände hinabsinken, saß schließlich ganz und zog die Beine angewinkelt an den Oberkörper heran, um meinen vor Müdigkeit schwirrenden Kopf auf den Knien ablegen zu können.

Ich war sogar schon ein wenig eingedöst, als plötzlich ein leises Zischen die Luft erfüllte und das darauf folgende Klirren und Scheppern ankündigte, welches mich sofort aufschrecken ließ. Ruckartig drehte ich den Kopf zu der Seite, von der aus ich das Geräusch vernommen hatte. Ein wenig Erleichterung machte sich in mir breit, als ich erkannte, dass mich die Blechwanne mitsamt Inhalt in Form einer gläsernen Abdeckscheibe nur um wenige Zentimeter verfehlt hatte. Während ich also ungeschoren davongekommen war, hatte die Wanne selbst einige Dellen abbekommen und die Scheibe war in viele kleine Teile zerborsten...
 

"Hey, du da unten! Alles in Ordnung?", erklang plötzlich eine Stimme von irgendwo über mir. Ich drehte den Kopf nach oben und entdeckte ein offenes Fenster in der grauen Wand, in einem vergilbten, schon lang nicht mehr überstrichenen Holzrahmen hängend. Aus diesem Fenster streckte mir ein junger Mann, vielleicht knapp um die 20, seinen Kopf entgegen und sah mich besorgt, fragend an. Seine Haare waren feuerrot und standen, wilde Spitzen bildend, in alle Richtungen ab.

Im ersten Moment schaute ich den Unbekannten nur ein wenig verwirrt an und vergaß darüber beinah, dass er mir ja gerade eine Frage gestellt hatte. Erst, als er mit einem "Na? Hat's dir die Sprache verschlagen?" nachhakte, stammelte ich hastig: "Ääh ja, alles okay." Der rothaarige atmete hörbar auf. "Na, ein Glück!" Ein Lächeln erschien auf seinen schmalen Gesichtszügen. Dann kratzte er sich nachdenklich am Hinterkopf, den Zustand seiner abgestürzten Sachen begutachtend, und seufzte dann merklich. "...Aber diesen Kram dort kann ich jetzt wohl wegschmeißen..." Und mit diesen Worten tat er etwas, was mir im ersten Moment einen kleinen Schrecken einjagte: Er kletterte flink aufs Fensterbrett... und in der nächsten Sekunde sprang er auch schon hinunter und landete gekonnt direkt neben mir. Ich starrte ihn nun erst einmal nur erstaunt an. Seine Wohnung lag doch bestimmt mindestens im zweiten Stock... Das hatte er sicherlich nicht zum ersten Mal getan.

Als er meinen verwunderten Blick bemerkte, bildete sich auf dem Gesicht meines Gegenübers -welches er mittlerweile war, denn ich war der Höflichkeit halber aufgestanden- ein amüsiertes Grinsen.

“Was ist so lustig?”, fragte ich und schob, ein wenig gespielt beleidigt, die Unterlippe vor. “Och, nichts”, erwiderte der andere, jedoch nahm sein noch immer sichtbares Grinsen seiner eigenen Antwort einiges an Glaubwürdigkeit ab.

Es mochte genau daran gelegen haben, dass er es plötzlich vorzog, das Thema zu wechseln.

“Aber sag mal, wer bist du eigentlich? Ich hab dich hier noch nie gesehen.” Ich mochte solche notdürftigen Themenwechsel nicht sonderlich; zumal diese Frage mir auch ein wenig dreist vorkam... Schließlich war es meine Sache, wem ich mich zeigte und vor allem, wem ich mich vorstellte.

Jedoch riss die Serie unnatürlicher Reaktionen meinerseits, die sich schon durch den ganzen Vormittag geschlängelt hatte, auch jetzt nicht ab. Aus irgendeinem Grund fasste ich merkwürdig schnell Vertrauen zu diesem fremden Mann, der mir noch nie zuvor begegnet war. Also beantwortete ich, fast ohne zu zögern, seine Frage. “Also... Ich bin Roxas. Ich lebe noch nicht lange hier... Wahrscheinlich liegt’s daran. Und wer sind Sie?” Höflichkeit ist alles. Das sah der andere wohl nicht so. Er sah mich ein wenig schief an. “Bitte... Bleiben wir beim DU. Ich hasse Siezen... Da fühlt man sich doch gleich 10 Jahre älter.” Er grinste wieder. “Mein Name ist Axel, kannst du dir das merken? Freut mich, dich kennen zu lernen.” Mit diesen Worten streckte er mir seine Hand entgegen, die ich auch wieder erstaunlich schnell ergriff.

“Ja, mich auch.”
 

Nachdem wir uns erst einmal einige Sekunden lang nur angeschwiegen hatten, da keiner etwas zu sagen wusste, hatte ich Axel geholfen, die Sachen zu entsorgen, woraufhin er mich in seine Wohnung einlud und ich diese Einladung ohne zu zögern annahm.

Wieder so merkwürdig. Ohne zu zögern... Ich kannte diesen Mann doch gar nicht wirklich! Also... Wieso um alles in der Welt fasste ich nun so schnell Vertrauen zu ihm? Wieso vertraute ich ihm nun quasi blind?!

Ich wusste nichts über ihn; genauso wenig, wie er etwas über mich wusste. Und dennoch war dieses Vertrauen irgendwie von Anfang an da gewesen.

Teilweise ließen Axel’s Handlungen und Reaktionen durchblicken, dass er scheinbar genauso verwundert darüber war, wie ich selbst. Das hieß also, wir waren beide ein wenig verwirrt. Wunderbar.

Immerhin waren die unangenehm vielen Minuten des Schweigens nun vorbei. Axel war schließlich damit beschäftigt, mir seine Wohnung zu zeigen... Und wortlos funktioniert eine solche Tätigkeiten nun einmal nicht besonders gut.

Als ich seine Wohnung betreten hatte, war ich sehr positiv überrascht gewesen, denn das Innere war weitaus größer und vor allem schöner, als die grauen Wände draußen vermuten ließen.

Die Farbgebung der Wände wirkte teils ein wenig eigen auf mich... Aber etwas anderes hatte ich bei diesem Mann, warum auch immer, auch nicht erwartet. Allerdings kam diese Erkenntnis auch nicht gleich, denn der Flur, auf dem wir uns zuerst befanden, war sauber in einem angenehm warm wirkenden Rotorange gestrichen, das Badezimmer, welches ich durch die erste offen stehende Tür erkennen konnte, hatte kühle, aber irgendwie passende Blautöne.
 

“Hey! Willst du dort Wurzeln schlagen?”, riss mich Axel dann plötzlich aus meinen schon ein wenig prüfenden Gedanken. Als ich ihn ansah, machte er lächelnd eine Kopfbewegung in Richtung der Tür, vor der er gerade stand und auf deren Klinke er bereits seine Hand gelegt hatte. “Ah, okay”, sagte ich schnell und beeilte mich, zu ihm zu kommen. Ich war schon ein wenig gespannt, welcher Raum mich nun erwartete.

“Darf ich vorstellen? Mein...”, damit öffnete schwungvoll die Tür, “...Wohnzimmer!” Neugierig betrat ich das Zimmer und staunte nicht schlecht, als ich mich umsah. Dieser Raum war irgendwie... BUNT! Aber kein Bunt, wie man es vielleicht interpretieren würde, wenn man es erzählt bekommt. Es war einfach... anders bunt. Wie um eine optische Vereinigung von Bad und Flur zu schaffen, waren hier sowohl Rot- als auch Blautöne und deren Mischungen vorzufinden. Und erstaunlicher Weise passte dennoch alles zusammen.

“Wow! Das sieht ja richtig toll aus!”, konnte ich mir einfach so spontan nicht verkneifen. “Ja, nicht?” Axel grinste mal wieder. Er war sichtlich stolz auf sein Werk. “Freut mich, dass es dir gefällt.” Sein Blick, den er direkt nach diesen Worten aufsetzte, zeigte mir, dass er selbst nicht ganz nachvollziehen konnte, wieso er das gerade gesagt hatte. Aber vielleicht war es auch besser so...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Chidori-Hime
2007-09-16T21:59:33+00:00 16.09.2007 23:59
wirklich richtig schön kann ich nur zustimmen..Bin nun richtig gespannt wie es weitergeht...Ich mag besonders den Eingang..erst etwas traurig und dann schon a bissl hmm..naja fröhlicher oder so..find gerade nicht das richtige wort..bzw ist schon spät *gähn* ;3
Bzw total supi <3~
Lucira
Von:  Silver-yun-kasa
2007-09-16T19:33:42+00:00 16.09.2007 21:33
Voll schön geschrieben, diese Beschreibung von allen einfach nur toll.
Zuden voll süß wie sie sich begegnen, ich hoffe du machst ´schnell weiter,
ich konnte gar net aufhören doch leider war der Text schon zuende.
Aber mal soneben bei Axel hat ne ziemlich geile Wohnung XDD

Kurz: Alles toll und mach bitte weiter ^^


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